Vom Umgang mit Tapferkeit: Deutsche Medaillenverleihung in den USA

In der US-Hauptstadt Washington wird der deutsche Botschafter Peter Ammon heute am späten Abend deutscher Zeit (17.30 Ortszeit) eine Gefechtsmedaille der Bundeswehr verleihen. An Peter Woken, Staff Sergeant der U.S. Army. Der Vorfall am 17. Oktober vergangenen Jahres bei Kundus in Afghanistan, für den der Flight Medic ausgezeichnet wird, ist in der deutschen Öffentlichkeit bislang nur in der doch recht dürren offiziellen Darstellung der Bundeswehr bekannt:

Afghanistan: Deutscher Soldat bei Gefecht verwundet (Zusammenfassung)
Berlin/Kunduz, 17.10.2010.
Gegen 5.20 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (7.50 Uhr Ortszeit) wurden deutsche ISAF-Kräfte circa zehn Kilometer westlich von Kunduz beschossen. Dabei wurde nach derzeitigem Sachstand ein Soldat verwundet.
Die deutschen Kräfte erwiderten das Feuer.
Der Soldat wurde zur medizinischen Versorgung in das Rettungszentrum nach Kunduz ausgeflogen und befindet sich außer Lebensgefahr. Das Gefecht dauert noch an.
Aktualisierung, 16.35 Uhr
Der verwundete Soldat wurde zur weiteren medizinischen Behandlung in das Rettungszentrum nach Mazar-e Sharif verlegt. Sein Zustand ist stabil.
Das Gefecht ist beendet.
Zusammenfassung 18. Oktober, 18.15 Uhr
Der bei dem Gefecht verwundete Soldat wurde am 18. Oktober zur weiteren medizinischen Betreuung nach Deutschland ausgeflogen.
In dem mehrstündigen Gefecht am 17. Oktober setzten die deutschen Kräfte gegen aufgeklärte gegnerische Stellungen unter anderem Mörser, den Schützenpanzer Marder, einschließlich der Panzerabwehrlenkrakete Milan, und die Panzerhaubitze 2000 ein. Darüber hinaus wurden Kampfflugzeuge zur Luftnahunterstützung angefordert. Dabei kam es zum Einsatz der Bordkanone.

Allerdings wird aus den Informationen zur Verleihung der Medal of Honor for Gallantry in Action – so die offizielle Übersetzung von Einsatzmedaille der Bundeswehr Gefecht – bereits klar, dass der knappe Satz Der Soldat wurde zur medizinischen Versorgung in das Rettungszentrum nach Kundus ausgeflogen eine, nun, Untertreibung ist:

Am 17. Oktober 2010 kam im Gebiet Khalyzai eine deutsche Patrouille unter heftiges Feuer von Aufständischen. Während des anschließenden Gefechts wurde ein deutscher Soldat schwer verwundet.
Angesichts der massiven Feuerkraft der Aufständischen war eine Evakuierung des Verwundeten in ein Rettungszentrum nur per Hubschrauber möglich, den die U.S.-Streitkräfte stellten. Die einzige Chance, den Verwundeten zu evakuieren, war, unter anhaltendem Feindfeuer zu landen. Das gegnerische Feuer war so intensiv, dass ein erster Evakuierungsversuch abgebrochen werden musste. Das MedEvac-Team versuchte es unmittelbar danach erneut, und der Verwundete konnte erfolgreich ausgeflogen werden. Als Angehöriger des MedEvac-Teams trug Staff Sergeant Woken erheblich zur der erfolgreichen Rettung des schwerverwundeten Soldaten bei. Obwohl der Hubschrauber während der ganzen Evakuierungsoperation unter heftigem Feindfeuer lag, und trotz der eigenen Gefährdung, führte das MedEvac-Team seinen Auftrag professionell und tapfer durch. (…) Letztendlich haben wir es nur dieser Rettungsmission zu verdanken, dass wir nicht einen unserer Soldaten verloren haben.

Zu der Ehrung wird noch mehr zu berichten sein. Am Freitag.

Nachtrag: Andere Angehörige des MedEvac-Teams hatten die Gefechtsmedaille bereits in Afghanistan erhalten. (Danke für den Leserhinweis!)