Die „Köln“ gegen Piraten – direkt vor der Küste (neu: Commander’s Update)

Nach den Berichten über das Vorgehen der deutschen Fregatte Köln gegen die Boote somalischer Piraten hatte ich bereits gestern vermutet, dass nun auch die Kriegsschiffe unter dem Kommando der EU-Antipirateriemission Atalanta direkt vor der Küste Somalias an- und eingreifen.

Das kann man jetzt auch sehen: Dieses Video aus dem Bordhubschrauber der Köln zeigt den scharfen Schuss auf den Whaler, ein mutmaßliches Piraten-Mutterschiff – und die Küste direkt dahinter.

Commander’s Update: Vom deutschen Flotillenadmiral Thomas Jugel erreichte mich am Freitagabend dazu eine erläuternde Stellungnahme. Darin verweist der Force Commander von Atalanta am Horn von Afrika nicht nur darauf, dass  die erforderlichen Maßnahmen einschließlich des Einsatzes von Gewalt zur Abschreckung, Verhütung und Beendigung von seeräuberischen Handlungen oder bewaffneten Raubüberfällen, die im Operationsgebiet begangen werden könnten, vom Bundestagsmandat für diese Mission gedeckt sind – sondern vor allem auf den überarbeiteten Atalanta-Operationsplan vom 13. Mai:  In diesem Plan wurden die Einsatzregeln (Rules of Engagement) angepasst, um dem Befehlshaber in See weitere, nämlich robustere Handlungsoptionen in der Pirateriebekämpfung zu bieten.

Welche praktische Bedeutung das hat? Dazu Jugel:

Während der zu Ende gehenden Schlechtwetterphase des Südwestmonsuns haben sich derzeit die meisten Piraten an die Küste Somalias zurückgezogen, um auf besseres Wetter zu warten, das ihnen den Einsatz ihrer Piratenschiffe und -boote ermöglicht. Es liegt natürlich in meinem Interesse, dass die Piraten ihre Kaperfahrten erst gar nicht erfolgreich antreten können. Denn: Sind sie einmal unterwegs, sind sie in dem riesigen Operationsgebiet, das der Größe Europas entspricht, nur schwer zu orten und zu verfolgen. Die Küstenlinie Somalias lässt sich hingegen unter Beteiligung aller verfügbaren Kriegsschiffe und Militärflugzeuge, die ein entsprechendes Mandat aufweisen, recht verlässlich beobachten. Das Zauberwort zu erfolgreichem militärischen Handeln heißt dann wie so oft „Schwerpunktbildung“. Wann immer sich die Gelegenheit bietet, werden daher eindeutig als Piratenschiffe erkannte Fahrzeuge auch dann bekämpft, wenn sie zur Vorbereitung ihrer kriminellen Aktivitäten innerhalb des Operationsgebietes küstennah vor Anker liegen.

Mit anderen Worten: Die EU-Mission nutzt jetzt ihre rechtlichen Möglichkeiten aus, gegen die somalischen Piraten vorzugehen. Bis direkt vor die Küste. Und das soll nach Jugels Worten kein Einzelfall bleiben: Ich bin zuversichtlich, dass auch die übrigen Einheiten meines maritimen Verbandes ATALANTA weiterhin ihren Beitrag zu robusterem Auftreten liefern werden.