Bundeswehr auf Facebook? Das war’s dann wohl.
Da hat die Bundeswehr – von ihrer Karriere-Seite abgesehen – noch nicht mal ’ne eigene Präsenz auf Facebook, da sind solche Dinge für die Bundesregierung – und damit wohl auch für ihre nachgeordneten Dienststellen und Behörden – schon wieder tabu. Aus der Vorabmeldung des Spiegels:
Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) fordert ihre Kabinettskollegen zum Facebook- Verzicht auf. „Nach eingehender rechtlicher Prüfung halte ich es für unabdingbar sicherzustellen, dass der Facebook-Button auf regierungsamtlichen Internetseiten in unserer jeweiligen Verantwortung nicht verwendet wird“, heißt es in einem Brief von Aigner, der Ende vergangener Woche an alle Bundesministerien versendet wurde. Auch auf „Fanpages“ für Ministerien solle „angesichts begründeter rechtlicher Zweifel“ verzichtet werden.
Tja. Gibt zwei mögliche Sichtweisen:
Jawoll! Wenn etwas (datenschutz)rechtlich fragwürdig ist, darf auch die Regierung da nicht mitmachen.
oder:
Wenn Millionen vor allem junger Deutscher Facebook als ihren wichtigsten Internet-Tummelplatz und damit auch ihre wichtigste Nachrichtenquelle ansehen – kann die Bundesregierung (einschließlich der Bundeswehr) das einfach übergehen?
Übrigens wieder ein neuer deutscher Sonderweg im Bündnis – die NATO hat da ’ne andere Haltung. Aber andererseits kann man dann vielleicht an geplanten Ausgaben was sparen.
(Gewiss wäre es zu kurz gesprungen, nur den schon lange andauernden Zwist zwischen der Verbraucherschutzministerin und Facebook als Ursache zu sehen.)
Nachtrag: Hui, da geht die Diskussion aber ab, und das am Sonntagnachmittag…
Ich habe vielleicht zwei Dinge nicht deutlich genug gemacht: Die Bedenken bezüglich des Like-Buttons, auch für Nicht-Facebook-Nutzer, sehe ich durchaus (ähnlich auch die Probleme bei Google Analytics, dass deshalb auch hier nicht eingesetzt wird, so lange ich es nur vermeiden kann). Und zweitens: Während ich die Problematik des Likens sehe, hat sich mir nicht erschlossen, warum die Ministerin Fan-Pages von Ministerien ebenfalls für problematisch hält.
Zum Vergleich: Augen geradeaus! hat ebenfalls eine Facebook-Fan-Seite. Die die Einträge des Blogs spiegelt – jedenfalls die ersten Zeilen. Um den ganzen Blogeintrag zu lesen, müssen Leser ohnehin auf augengeradeaus.net wechseln – und wo sie kommentieren, steht ihnen frei (ich bin ja der Meinung, dass das im Blog sinnvoller ist, um die ganze Debatte an einer Stelle zu haben – und FB nicht noch zusätzliche Daten zu liefern…)
Und noch ein Nachtrag: Ein Leser hat mich dankenswerterweise auf ein Ranking der Karriereseiten auf Facebook hingewiesen. Da steht die Bundeswehr mit ihrer Karriereseite an erster Stelle…
Wenn Sie jetzt noch recherchiert hätten WARUM der Button datenschutzrechtlich überhaupt interessant ist, dann würd‘ erst ein Schuh draus! Die Problematik betrifft nämlich vor allem NICHT-Facebooker und die ungefragte Datenübermittlung derer Daten in die USA. Dass *DIE* NATO damit weniger Probleme hat, liegt in der Natur der Sache. ;-)
Deutsche Politiker machen so etwas gerne, um Handlungsfähigkeit zu simulieren. Bei wirklich relevanten Fragen wie z.B. der finanziellen Zukunft Deutschlands haben sie ja nichts mehr zu sagen bzw. andere auf gesetzlichem Wege dazu ermächtigt, die Entscheidungen zu treffen. Bei Frau Aigner dürfte noch hinzukommen, dass ihr Ministerium eigentlich überflüssig ist und sie daher unter erhöhtem Druck steht, Aufmerksamkeit zu erzeugen Alle paar Monate wird daher eine Bedrohung erfunden, vor der ihr Ministerium die Menschen angeblich schützen muss.
Zurecht! Sie haben das Problem ja nicht mal erfasst, Orontes.
Das Problem, das ich mit der Aussage dieser Frau habe, bezieht sich vor allem auf ihre Kritik an den Seiten. Die hat offenbar KEINE Ahnung von dem, wovon sie spricht! Seiten agieren nur mit Facebook, wenn man auf Facebook selbst unterwegs ist!!
Nun, sonst muss die Bundeswehr halt eine Social-Networking-Gesellschaft ins Ausland ausgründen… ;-)
Traurig, das Ganze! Und während die Bundeswehr von „Likes“ extrem profitieren würde, ist der Verzicht mancher Ministerien und insbesondere Frau Aigner sehr verständlich: Der einzige Button, der dort geklickt würde, wäre ein nicht existierender „dislike“-Button. und das wäre auf Dauer deprimierend…
@ Thomas Althoff:
Ich denke Sie haben die Problematik nicht verstanden, da der Like-Button eben vor allem bei registrierten Membern ungefragt Daten versendet, und zwar auch ohne Nutzung des Like-Buttons. Bei Nicht-Membern wird nach angaben von Facebook „nur“ die IP mit geloggt:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Like-Button-Facebook-erklaert-Details-zur-Speicherpraxis-1339079.html
Sollte dieser Vorgang gegen den bundesdeutschen Datenschutz verstoßen, müsste auch mindestens die Nutzung von Google Analytics kritisch hinterfragt werden, da dies im Gegensatz zu Like-Button für den „Nutzer“ noch nicht ein mal optisch ersichtlich ist.
Eine Lösung für das Like -Button Problem gibt es auch:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Code-fuer-2-Klick-Empfehlungsbutton-von-Heise-ist-erhaeltlich-1337833.html
Daher kann ich Orontes in diesem Punkt nur zustimmen. Das Ministerium der Frau Aigner beweißt ein weiteres mal die eigene Inkompetenz. Mit medial wirksamen Gebrüll (Google Streetview oder das Pendant von Microsoft) stürzt man sich auf Themen bereiche die der „Ottonormal-Bild-Leser“ nicht versteht und verdeckt damit die eigen Handlungsunfähigkeit.
Auch wenn es polemisch klingen mag, es müsste eine Juristenobergrenze in der Politik und vor allem in den Ministerien geben, dann bliebe uns so manches erspart.
Auch wenn in diesem Fall Frau Aigner eine technische Ausbildung hat, ihr Ressort ist mit Sicherheit genauso juristenüberlaufen wie das unsere.
Diese Oberbedenkenträgermentalität lähmt jede Innovation. Frei nach dem Motto: „ Lieber nichts machen, als etwas falsch machen“ fällt der Verwaltungsapparat in die Schreckstarre und die Realität läuft an uns vorbei.
Frau Aigner hätte besser daran getan, sich um die wirklichen Verbraucherschutzthemen Gedanken zu machen. So lange , um nur eines von vielen Beispielen zu nennen, eine Abmahnindustrie Jugendliche die sich einen Song heruntergeladen haben wie Schwerstkriminelle behandeln darf und ohne Probleme an deren Daten kommen kann, gibt es genug Betätigungsfelder für Frau Aigner.
Social Media ist nicht die Zukunft, es ist die Gegenwart und die verpasst die Bundeswehr mit dieser Einstellung gerade.
@Thomas Althoff
„Sie haben das Problem ja nicht mal erfasst, Orontes.“
Können Sie mir das mutmaßliche Problem dann erklären oder es wenigstens benennen?
P.S. Ich bin kein Facebook-Nutzer, weil die Seite die eigene Person einfach zu transparent macht. Das sollte aber jeder selbst entscheiden können. Ich brauche (wie jeder andere Erwachsene im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte) keinen Staat, der sich anmaßt, mir solche Entscheidungen abnehmen zu wollen.
Es gibt auf Facebook eine sehr gute Seite zum Thema Bundeswehr, nichts offizielles aber wie ich finde sehr gut gemacht und sehr informativ.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das Problem ganz verstanden habe. Soviel ist klar: Wenn ich bei Facebook eingeloggt bin und dann auf der Website eines Herrenmagazins auf den „Like“-Button klicke, dann bekommen das meine anderen Facebook-Freunde, bei denen es sich möglicherweise um die Mitglieder des katholischen Pfarrgemeinderats handelt, mit und in der Facebook-Datenbank wird vermerkt, dass ich mir bisweilen gerne schlüpfrige Bilder anschaue.
Sicherlich eine etwas peinliche Situation, aber die Problematik dürfte selbst unbedarften Computer-Nutzern bekannt sein. Deswegen klickt man eben nicht wahllos auf alles, was im Internet blinkt.
Aus so einer trivialen Angelegenheit macht Frau Aigner jetzt eine Haupt- und Staatsaktion? Oder hat das auch ernste Aspekte?
http://www.facebook.com/Bundeswehr?ref=ts
Bis jetzt hat die bundeswehr noch präsenz auf facebook, auch abseits der Karrier-Seite
Um dem Politiker-Bashing mal die Grundlage zu nehmen bzw. ein gewisse technische Diskussionsgrundlage zu geben, hier mal die Sicht des wohl auslösenden Ur-Bedenkenträgers: https://www.datenschutzzentrum.de/facebook/
Sehr gerne, Orontes!
Das Problem liegt darin, dass die API (der Code, der hinter dem „Gefällt mir“ Button liegt), bereits mit dem Seitenaufruf (also vor einem willentlichen Klick des Nutzers auf denselben) ausgeführt wird und verschiedene Daten (u.a. die IP-Adresse) ohne weitere Nachfrage beim Seitenbesucher erfasst und ebenso ungefragt an facebook in die USA übermittelt. Diese ungefragte Datenerhebung, -weiterversendung und -verarbeitung (insb. im/in’s Nicht-EU-Ausland) ist nach deutschem Recht schlicht nicht zulässig. Wohlgemerkt: Diese Datenerfassung betrifft alle Nutzer, die eine Seite mit „Gefällt mir“-Button aufrufen! Eben auch Nicht-facebook-Nutzer! facebook-Nutzer haben dieser Datenerhebung, -übermittlung und verarbeitung ausdrücklich zugestimmt. Alle anderen nicht!
Es geht also nicht um Aigners Paranoia, dass die facebook-Nutzer in der Regel nicht wissen was sie tun! Es geht um den expliziten Rechtsverstoß durch facebook, Nutzerdaten ohne deren Zustimmung zu verarbeiten! Und ich bin der Meinung, das diese Auffassung, die im Übrigen nicht von Frau Aigner, sondern von Herrn Weichert vom ULD Schleswig-Holstein in die Welt gesetzt wurde, absolut korrekt ist!
Letztlich würde die Bundesregierung einen Gesetzesverstoss widerrechtlich ignorieren, „nur“ damit sie „en-vogue“ ist. Sie haben das ja nicht mal gewusst, dass Ihre Nutzerdaten an facebook übertragen werden, ob sie bei facebook angemeldet sind oder nicht. Der Staat braucht sie da garnicht bevormunden. facebook macht das einfach so! :-) Und schafft da Fakten. ;-)
Und jetzt die Diskussion noch mal.
P.S.: facebook macht sie durch die weite Verbreitung des „Gefällt mir“-Buttons transparent, ob Sie es wollen oder nicht! ;-)
@Tom: Danke! Einer der Lesen kann!! :-) Endlich!
Herr Althoff,
dieses ‚Problem‘ betrifft doch jeden Internetnutzer, losgelöst von FB?!
Wenn ich mir in Amerika eine Tageszeitung online durchlese, werden die ggf. auch meine ‚Daten‘ erfassen und auswerten.
– um mal einen bekannten Strafverteidiger zu zitieren, man ist im Internet (normalerweise) nicht unsichtbar; ergo funktioniert auch die Strafverfolgung so exzellent.
Wenn ich via Uninetz, Thornetzwerken oder sonst gekonnt unsichtbar surfe, sieht die Welt vlt. anders aus.
Das Grundproblem bei FB ist doch letztlich für Nutzer nur, dass FB eben Werbung und personenbezogene Angebotene unterbreitet – ob ‚geliked‘ oder nicht. Ist wie Amazon, die erstellen auch Nutzerprofile.
@Thomas Althoff
„Das Problem liegt darin, dass die API (der Code, der hinter dem “Gefällt mir” Button liegt), bereits mit dem Seitenaufruf (also vor einem willentlichen Klick des Nutzers auf denselben) ausgeführt wird und verschiedene Daten (u.a. die IP-Adresse) ohne weitere Nachfrage beim Seitenbesucher erfasst und ebenso ungefragt an facebook in die USA übermittelt.“
Ich meine, dass ein Staat, dass vor den schwierigsten Monaten seiner Geschichte steht und eine Regierung, die mit einiger Wahrscheinlichkeit die kommenden acht Wochen nicht überleben wird, sich um ganz andere Probleme sorgen sollten.
Aber Danke für die ausführliche Erklärung; dieses Facebook-Problem war mir tatsächlich noch nicht bekannt, und ich sehe jetzt ein, worum es Ihnen geht.
@MD.
Der Unterschied ist doch, ob dies ausländische Seiten machen oder (staatliche) deutsche Webseiten. Und dass für deutsche Betreiber deutscher Seiten die in Deutschland abgerufen werden deutsches Recht gilt, ist wohl evident.
Man könnte das Recht ändern. Solange es gilt, muss man sich jedoch daran halten. Und staatliche Stellen sollten nicht mit schlechtem Beispiel vorangehen.
@Orontes
Sind sie der Ansicht, dass das Verbraucherschutzministerium und die Datenschutzbeauftragten lieber den Euro retten sollen, als ihren Job zu machen?
Na dann, alle Polizisten weg von der deutschen Kriminalitätsbekämpfung und ab nach Griechenland zum Steuereintreiben.
@MD: Wissen Sie dass facebook nur wegen der Werbung hinter Ihren Informationen her ist, oder glauben, bzw. hoffen Sie das nur?
Ich jedenfalls weiss nicht, in welchen vertraglichen Verbindungen facbook steckt um dort (mit Hilfe dieser anderen Firmen, bei denen Sie möglicherweise sogar Ihre wahre Identität hinterlassen haben) Daten zu sehr schönen Profilen über Sie zusammenzubasteln.
Wenn ihnen diese Profile irgendwann möglicherweise zum Nachteil gereichen, dann hätten sie in DEU auf Grund der herrschenden Rechtslage zumindest eine Chance auf Schadenersatz. In den USA können Sie das komplett vergessen.
Ok, dass die Facebook API auch schon dann Daten übermittelt, wenn eine Website auch nur aufgerufen wird, wusste ich nicht. Das ist gut zu wissen.
Sofern das Facebook auch hinsichtlich Internetnutzern tut, die gar nicht Mitglied bei Facebook sind, so ist das eben nur eine Variante von dem, was z. B. auch Google Analytics macht.
Viel problematischer finde ich, dass die Privacy-Einstellungen bei Facebook so intransparent sind: Ich hatte eigentlich angenommen, dass ich alle in Frage kommenden Einstellungen auf „only me“ gesetzt habe. Das war aber durchaus nicht der Fall, wie ich eben mit einiger Verwunderung feststellt. Die von mir „geliketen“ Seiten waren nämlich öffentlich gelistet.
@chickenhawk: Genau aus dem Grund ist Google-Analytics auch mit größter Vorsicht zu geniessen! Auch Google hat sich schon ein paar von Frau Aigners und Herrn Weicherts Ministerien gefangen; aber Google hat auch reagiert und bestimmte Dinge geändert oder angepasst. Zwangsweise. So weit ist facebook wohl noch nicht. facebook hat aber auch die weitaus größere „Lobby“ bei den Nutzern, die ja schon darauf konditioniert ist Angst vor Zensur zu haben. Verfolgen sie mal all die Diskussionen zu diesem Punkt. Auch bei facebook. ;-) Ausgerechnet Herrn Weichert wird dort immer wieder Zensur vorgeworfen! Was ein Blödsinn! Den Leuten ist das Problem auch fast nicht nahezubringen. Kurios.
Zu den Privacy-Einstellungen: Da gebe ich Ihnen Recht. Frau Aigner sieht das vermutlich ähnlich. Und da ist sie halt VerbraucherSCHUTZ-Ministerin. Es ist ihre Aufgabe auf diese Intransparenz, die oft nur von Experten beherrscht wird hinzuweisen und facebook zu drängen das zu ändern!
Was ist an der Behauptung dran, facebook sei speziell u.a. zur Datenerhebung vom CIA und anderen US-Geheimdiensten gegründet worden?
@Stefan: Hab ich noch nie gehört. Für unmöglich würd‘ ich’s aber nicht halten. Zumindest dass die CIA (und andere Dienste) inzwischen ne Menge „Aktien“ dort bei facebook hat (haben), da bin ich mir absolut sicher.
Das Problem ist dabei nur, dass dort unter dem Deckmantel der „Terrorabwehr“ Daten von weit überwiegend unbescholtenen Bürgern erfasst und verarbeitet werden. Kein Terrorist mit durchschnittlicher Intelligent nutzt eine so unsichere (keine Kryptographie) Webseite wie facebook zur Kommunikation. Zunächst mal ist also jeder Bürger verdächtig und „darf“ abgehört werden.
Und wenn wir so weitermachen, müssen wir irgendwann beweisen, dass wir etwas nicht (im Web) gemacht haben und nicht wie bisher umgekehrt. Die „Unschuldsvermutung“ wird langsam aber sicher untergraben.
Nu werd‘ ich wieder paranoid. :-) …
@Thomas Althoff | 11. September 2011 – 16:39
Laut Medienberichten war facebook wohl die Kommunikationsplattform Nr. 1 für die Aufständischen im arabischen Raum. Vielleicht ist facebook auch aus diesen Gründen der Bundesregierung suspekt, denn es könnte ja auch in Deutschland von gewissen Elementen „mißbraucht“ werden.
Der Heise-Verlag (c’t, iX) hat einen Weg entwickelt, um das von Thomas Althoff (15:23) beschriebene Problem zu umgehen. Es wir ein „Vorab-Knopf“ anstelle des eigentlichen Like-Knopfs angezeigt. Wenn man den klickt, wird der echte Like-Knopf überhaupt erst angezeigt (und damit die Datenübertragung an Facebook ausgelöst). Das eigentliche, aktive „Liken“ kommt dann erst danach.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-Co-2-Klicks-fuer-mehr-Datenschutz-1335091.html
(Dort sind auch noch ein paar Links zu anderen Artikeln über das „Like-Problem“.)
Die Story ist ganz interessant, weil Facebook zunächst dem Verlag vorgeworfen hat, die Nutzungsrechte für den Like-Knopf zu verletzen.
Nebenbei: Man darf bei allen „kostenlosen“ Online-Diensten nicht vergessen, dass die Nutzer nicht die Kunden sind – sie sind das Produkt. Kunden der Facebooks, Googles, GMXe und so weiter sind die Anzeigenkunden und damit verbundene Dienstleister („Adresshändler“ klingt schon fast zu altmodisch…). Denen verkaufen die Onliner die gesammelten, aggregierten, sortierten und fein säuberlich verpackten Nutzerprofile.
Das ist wohl eher Aigners Abschiedsgruß. Und die Ausgaben für Pixelpark sind schon getätigt – aus dem Konjunkturpaket von damals als Krise war.
Ein wenig paranoid ist das schon. Also unterstellen wir mal, Facebook wurde von der NSA (CIA, …) in die Welt gesetzt.
Und dann? Was soll denn mit den Daten passieren?
Nehmen wir doch den Fall des verhinderten Unterhosen-Bombenattentäters Umar Farouk Abdulmutallab. Dessen Vater (ein prominenter nigerianischer Bankenchef und ehemaliger Minister) wendet sich wenige Wochen vor dem geplanten Anschlag an die US-Botschaft in Abuja, spricht dort mit CiA-Agenten, welche er darüber in Kenntnis setzt, es gebe konkrete Hinweise darauf, dass sein Sohn einen Anschlag plane.
Dennoch wurde sein Name nicht auf die No-Fly-Liste gesetzt und auch sein US-Visum nicht widerrufen.
Und da sollen die amerikanischen Schlapphüte handfeste Informationen aus aus dem banalen Geschnatter von Hunderten von Millionen an Facebook-Nutzern herausfiltern?
@Stefan: Ja, laut Medienberichten. ;-) Aber glauben Sie das wirklich? Menschen, die die Öffentlichkeit scheuen, wie der Teufel das Weihwasser, die nutzen eine Öffentlichkeitsplatform zur Kommunikation untereinander(!) wie facebook? Vielleicht zur Verbreitung ihrer abstrusen Ideen, aber nicht zur Kommunikation untereinander! Die Paranoidesten der Paranoiden? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Obwohl, … mag ja auch dumme Terroristen geben.
edit: hwilker war schneller!
Für die ungewollte Datenübermittlung hat Heise vor kurzer Zeit eine technische Umgehungsmöglichkeit veröffentlicht:
http://heise.de/-1337833
Der Benutzer klickt ein erstes Mal, um den FB-Knopf scharf zu schalten (danach erfolgt erst die Datenübermittlung an FB) und ein zweites Mal, um den Beitrag zu liken.
Das löst zwar noch nicht den rechtlichen Kasus Knaxus (Belehrung zur Datenübermittlung), ist aber m. E. ein guter Schritt zu ein bisschen mehr digitaler Daten-Selbstbestimmtheit.
mehr zu FBs Datenspeicherpraxis: http://heise.de/-1339079
(wobei ich ehrlich gesagt dazu neige, den offiziellen Worten eines Großkonzerns nicht allzu viel Bedeutung beizumessen)
Ich verstehe nicht warum die Bundeswehr oder sonstwer überhaupt bei Facebook sein sollten. Die Nutzer sind ja nicht mehr in geschlossenen Diensten wie Compuserve etc gefangen sondern frei im Internet. Warum allo sollte man das Geschäft einer U.S. Firma, die zudem dubioses rechtliches Verhalten an den Tag legt, fördern
Soll die Bundeswehr endlich eine anständige Seite (mit vernünftigen Links!) ins Web stellen und fertig ist. Wenn unbedingt ein bischen „soziales Netz“ dazugehört dann baut man das eben in die Platform mit ein. Ist alles keine Kunst mehr und wenn man nicht gerade zu Pixelpark geht auch nicht teuer.
@TOM
Rudimentäre rechtswissenschaftliche Kenntnisse sind auch mir bekannt. Verstehe Ihren Post, war es jedoch nicht meine Absicht diesen – ihren dargestellten Sachverhalt – in Frage oder ähnliches zu stellen.
Ich wollte nur mal ein Grundproblem aufweisen; dass die deutsche Rechtssprechung im internationalen Internet (sic!) rasch an Grenzen stößt.
Die Datenerfassung im internationalen Kontext entspricht eben nicht der deutschen Rechtsauffassung.
@Thomas Althoff
Ihre Lobbyarbeit hier in allen Ehren; zu Ihrer Antwort.
Ich weiß nicht, welche Grundidee FB verfolgt, außer der des Geld machens. Leider gehöre ihc auch nicht zu den institutionellen Anlegern, die früher Anteile zeichnen durften – sprich, dass ich mehr wüsste von dem Wenigen, dass bekannt ist.
Ich bin allerdings volljährig, mündig und habe eine (höhrere) Ausbildung genossen – sprich, die Inhalte meines vorhandenen FB Profils bestimme ich und dies wissentlich.
Profile gibt es über jeden von uns, der Unterschied besteht letztlich nur zwischen staatlichem und privatem Wissenden – daraus ergeben sich erhebliche Konsequenzen, richtig, die hier allerdings den Rahmen sprengen.
@Thomas Wiegold:
Na ja, facebook-Fan-Seiten haben konstruktionsbedingt einen „Gefällt mir“-Button und sind eben bei entsprechender Einstellung (komplett öffentlich) auch von nicht registrierten Nutzern abruf- und lesbar. Sie stimmen eben der Datenübermittlung auch nicht zu. Bei Seiten, die für facbook-Nutzer „only“ ist, gibt es m.E. kein Problem.
@MD:
Lobbyarbeit? :-) Für wen? Ich mag facebook, kenne trotzdem meine Rechte und habe genügend technisches Verständnis um neben den Möglichkeiten auch Gefahren solcher Technologien zu erkennen.
Dass Sie (auch aufgrund Ihrer höheren Ausbildung) das Medium beherrschen und vermutlich verantwortungsbewusst nutzen, heisst ja nicht, dass andere, weniger versierte Benutzer das auch können. Vor allem, dass denen bewusst ist, WAS mit ihren Daten grundsätzlich alles angestellt werden kann. „Ich habe nichts zu verbergen“ ist dann immer ein erstes, sehr ernstes Symptom für diese Ahnungslosigkeit. Dies war aber auch nicht Inhalt des Blog-Eintrags oben. Ist nur ein Querschläger-Thema. :-)
Dass es Profile über uns gibt (auch gesetzlich erlaubte und sogar vorgeschriebene) ist ja unstrittig. Nur dass privatwirtschaftlich orientierte Firmen dies im ungesetzlichen Rahmen tun, ist eben nicht in Ordnung und gilt daher insbesondere für die Bundesregierung und in der Ableitung für die Bundeswehr! Und nur hierum geht es in diesem Blog-Eintrag.
@Thomas Althoff
Schon richtig. Aber warum sollte ein Nicht-FB-Nutzer Augen geradeaus! auf FB überhaupt lesen?
facebooks Geschäftsidee ist recht einfach, wie die bei Google: Informationen (billig) erwerben (wir Nutzer geben sie gern kostenlos her) und sie teuer (u.a. (wenn man naiv ist nur) für Werbung) wieder zu verkaufen. Der Inhalt der Informationen ist nur bisschen anders (gewesen). Inzwischen holt Google mit Google+ da ja mächtig wieder auf.
@Thomas Wiegold:
Ganz einfach: Weil er über eine Suchmaschine oder sonstwen dorthin „geleitet“ wird. Es reicht ja die Suche nach einem Thema um auf einer entsprechenden facebook-Seite zu landen. Da muss man nicht mal wissen, dass es sogar eine eigene Seite für den Blog gibt!
Frau Aigner möchte doch nur alle Politiker vor den Gefahren des Internets schützen.
Der SPD-Politiker Sebastian Edathy ist innerhalb seines Politiker-Realitätsverzerrungsfeldes mit der harschen Realität konfrontiert worden, weil er im Internet das Urheberrecht verletzt hat. Er hat nämlich auf seiner Facebook-Seite Fotos veröffentlicht, an denen er die Urheberrechte nicht hat. Hier die grandiose Posse: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Edathy-kontert-Vorwuerfe-auf-Facebook-mit-Beschimpfung-1340615.html
Und hier dann ein offener Brief, der den Punkt wirklich trifft: http://alarmknopf.wordpress.com/2011/09/10/offener-brief-an-sebastian-edathy/
Zitat:
Dass es Profile über uns gibt (auch gesetzlich erlaubte und sogar vorgeschriebene) ist ja unstrittig. Nur dass privatwirtschaftlich orientierte Firmen dies im ungesetzlichen Rahmen tun, ist eben nicht in Ordnung
Zitat Ende
–> sie tun es m.W. nach aber nach der gültigen Rechtsauffassung im ‚Heimatland‘. Bei FB die USA oder der Bundesstaat Californien.
„Wir als (Deutsche) Nutzer betreten somit us-amerikanischen Rechtsraum, wenn auch nur virtuell“ (bewusst in Klammern, weil ich mir nicht sicher bin, ob dies juristisch so korrekt; entspricht aber meinem Verständnis)
Die Bundesregierung könnte – den neuen Wunder-Like-Datenschutz-korrekt-Button- einführen, mit dem Verweis, dass eine privatwirtschaftliche Seite betreten wird, die allerdings staatlich-gesteuerte Inhalte trägt. Um beim aktuellen Fall zu bleiben.
Und @b, ich will hier keine Lanze für FB brechen aber im Sinne der Öffentlichkeitsarbeit dürfen auch staatliche Stellen gerne privatwirtschaftliche Angebote nutzen (Tun sie in Form von Werbung, YouTube [was machen die mit den Daten?] ja eh schon.) Es ist dahingehend sinnig, als das es FB geschafft hat, gesellschaftlich total akzeptabel und in allen soziologischen Schichten der jüngeren Generation common sense zu werden. Und wen, wenn nicht die junge Gerneration will und soll man erreichen?
@Thomas Wiegold:
Dann spräche ja auch nichts dagegen, die „Augen geradeaus!“-facebook-Fan-Seite nur facebook-Benutzern verfügbar zu machen. Und alles wär gut. ;-)
@TW
Jetzt vollkommen technische Frage an Sie. Ich nehme mal an, für Herrn Althoff, dass er nicht an einer psychiatrischen Grunderkrankung leidet und hier keine Monologe abhält, sondern Ihnen, Herr Wiegold antwortet. Ich sehe nur nie einen Post Ihrerseits – und aktualisiert habe das Blog schon merhmals.
?!
@MD:
Natürlich dürfen das auch staatliche Stellen! Aber bitte mit legalen Mitteln! facebooks „Gefällt mir!“-Button verstößt in seiner jetzigen Form gegen deutsches Recht und sollte daher vor allem nicht von Regierungsorganisationen verwendet werden! Punkt! Ändert facebook die Funktionalität und unterlässt den Datentransfer auch tatsächlich, spräche natürlich NICHTS gegen eine Verwendung! Nur diese Änderung macht facebooks Geschäftsidee ein bisschen kaputt (siehe oben)!
Es geht ja auch (und im wesentlichen) um die fan-Pages. facebook müsste hier den nichtangemeldeten Benutzer aufklären, dass er Daten übermittelt. Dann wär ja auch alles gut! Will facebook aber nicht! Warum? Siehe Geschäftsidee!
Es sollte über die der Nutzung von Facebook innewohnenden Probleme/Gefahren aufgeklärt werden.
Das größte Problem für die meisten Nutzer dürfte sein, dass sie sich nicht bewusst darüber sind, dass prinzipiell alles coram publico stattfindet.
Das lustige Foto, auf dem man zu sehen ist, wie man nach der feuchtfröhlichen Fete am nächsten Morgen in der Mülltonne aufwachte, wird einen noch verfolgen, wenn man sich in einem Jahr um einen Ausbildungsplatz bei der örtlichen Stadtsparkasse bewirbt.
Die Datenschutz-Probleme mit Facebook sollte man aufmerksam registrieren. Davon abgesehen sehe ich keinen Grund, warum sich die Bundeswehr nicht auch auf Facebook präsentieren sollte. Dort erreicht man die Leute.
Wenn Facebook zu gefährlich ist, können sich die PR-Leute der Bundeswehr ja immer noch in die Fußgängerzone stellen und dort Broschüren verteilen.
@MD:
Herr Wiegold hat seinen Blogeintrag ganz oben mit einem Update versehen. ;-)
@chickenhawk:
Ganz meine Meinung! Aufklärung ist (fast) alles! Das Problem ist nur der „Beliebtheitsgrad“ von facebook, der viele Leute einfach an nichts Böses glauben lässt bei so einem coolen Ding wie facebook! Und „zu verbergen hab ich ja nix“. Boing!
@T.Wiegold
Sie haben auf jeden Fall einen weiteren Distributionsweg. Ich z. B. bin zwar bei Facebook registriert, schaue da aber eigentlich nur sehr unregelmäßig vorbei.
Anderseits habe ich einige Facebookseiten per RSS-Feed abonniert (das geht nämlich grundsätzlich auch).
Ein Beispiel ist der Facebook-Auftritt der US-Politikerin Sarah Palin. Die tut ihre Meinung praktisch ausschließlich über Facebook kund. Lt. Google Reader Information wird der RSS-Feed ihrer Facebook-Seite von 168 Lesern abonniert; darunter dürften sich einige befinden, die sich selbst bewusst nicht bei Facebook registriert haben, evtl. sogar wegen der hier diskutierten Bedenken.
@chickenhawk: Es nutzt denen nur nichts! ;-) Die wissen es ja auch nicht!
Vielleicht nochmal kurz zusammengefasst, warum die Bundeswehr (und staatliche Stellen überhaupt) Facebook trotz berechtigter Bedenken nutzen sollten:
Die potentiellen Adressaten sind bereits Facebook-Nutzer. Das Kind ist also schon in den Brunnen gefallen. Die Bedenken gegen Facebook sind diesen Leuten entweder wurscht oder (wahrscheinlicher) gar nicht erst bewusst. So oder so nutzen sie das Facebook-Ökosystem mehr oder weniger intensiv und „liken“ alles mögliche, von der Indie-Rockband über den Hersteller von feinen Klamotten bis hin zu Greenpeace oder zur IG Metall.
Es wäre töricht, wenn sich die Bundeswehr da ausklinken würde. Die Firma Facebook wird man damit nicht großartig beeindrucken, aber man verzichtet auf einen effizienten Informationskanal. Man mag es nicht gut finden, dass Facebook in Teilen eine Art Neben-Internet darstellt, aber es ist nun einmal so. Es ergibt wenig Sinn, sich in die Schmollecke zu stellen.