Trotz Mängeln in der Ausbildung gute Chancen für die Gorch Fock
Über den Bericht des Verteidigungsministeriums an den Bundestags-Verteidigungsausschuss zur Gorch Fock ist gestern bereits eine Menge geschrieben worden (und ich habe da den Bericht fälschlich als den der Havariekomission eingeordnet). Dieser Bericht ist nun der, der als offzieller Ministeriumsbericht gilt – nachdem ein früherer Bericht der Marine zwar den Abgeordneten vorgelegt wurde, dann aber ausdrücklich nicht als Stellungnahme des Ministeriums eingeordnet wurde.
In der Takelage der Gorch Fock (Foto: Bundeswehr/Mandt via flickr unter CC-Lizenz)
Die Berichterstattung der Kollegen will ich hier nicht duplizieren, aber zur besseren Einschätzung ein paar Stellen aus dem Bericht widergeben. Vor allem ist ja interessant, welche Schlussfolgerungen nach Unfällen wie dem Tod der Kadettin Sarah Lena Seele auf dem Großsegler für die Ausbildung der Offizieranwärter (OA) gezogen werden:
Zur besseren Vorbereitung der OA auf ihre Zeit auf der Gorch Fock sowie zur notwendigen Anpassung der Ausbildung werden weitere Maßnahmen angeordnet, die mit Beginn der Ausbildung der OA der Crew VII/2011 erprobt werden sollen.
Erstens wird der Ausbildungszeitraum auf der Gorch Fock so verschoben, dass die OA erst nach einer sechsmonatigen Dienstzeit an Bord gehen. Die Zeit davor soll zur gezielten Vorbereitung und auch Verbesserung der lörperlichen Leistungsfähigkeit genutzt werden. Eine wissenschaftliche Begleitung und Überprüfung durch das Schifffahrtsmedizinische Institut der Marine wird sichergestellt. Im Rahme der besonderen Anforderungen, die ein Klettern und Arbeiten in der Takelage der Gorch Fock mit sich bringen, sind auch die medizinischen Vorschriften anzupassen.
Zweitens sollen die OA bereits vor ihrer Ausbildungsfahrt schrittweise an die Verhältnisse an Bord der Gorch Fock herangeführt werden. Das Schiff wird dazu längere Zeit in Flensburg liegen, so dass praxisnahe Einweisungen möglich sind.
Drittens wird die Ausbildung auf der Gorch Fock von sechs auf sieben Wochen verlängert. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die für die Segelvorausbildung vorhandene Zeit zu kurz sein dürfte. Dies hat sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Beauftragte für Havarieuntersuchungen der Marine festgestellt. Letzterer macht dafür vor allem die stetig sinkende sportliche Leistungsfähigkeit der OA verantwortlich. Um diesen gesellschaftlichen Tatsachen wirksam begegnen zu können, wir der Segelvorausbildung 50 % mehr Zeit eingeräumt als bisher. Dadurch wird auch eine eventuelle klimatische Umstellung erleichtert.
Viertens wird der Einsatz in der Takelage intensiver vorbereitet. Dazu wird an der Marineschule Mürwik (MSM) eine Trainingsanlage errichtet werden, die den Teil eines Mastes der Gorch Fock nachbildet. Die OA werden an dieser Anlage vor ihrer Segelausbildung geschult. Dies gewährleistet ein besseres Heranführen an das Aufentern sowie eine Verringerung des Risikos und ein frühzeitiges Erkennen von Höhenangst.
Fünftens werden Kadettenoffiziere von der MSM eingeschifft, die sich zusätzlich um die Belange der OA kümmern werden. Hierbei sollen bestehende Hierarchien nicht konterkariert werden. Es werden jedoch ergänzende Möglichkeiten geschaffen, sowohl die Dienstaufsicht als auch die Betreung der OA während des für sie fordernden Ausbildungsabschnittes zu intensivieren, um so der Kritik der fehlenden Präsenz der Offiziere zu begegnen und der Bildung informeller Strukturen entgegenzuwirken.
Sechstens wird zukünftig durch organisatorische Maßnahmen sichergestellt, dass dem Kommandanten Gelegenheit gegeben wird, Urlaub außerhalb der Zeiten der Segelvorausbildung zu nehmen. Grundsätzlich ist die Inanspruchnahme eines kurzen Urlaubszeitraumes des Kommandanten nicht zu beanstanden, da eine lange Auslandsreise kräftezehrend ist und wenig Spielraum für Erholung bietet. Die Anwesenheit des Kommandanten bei Eintreffen der OA und Beginn der Segelvorausbildung ist jedoch geboten.
Siebtens hat der Inspekteur der Marine das Aufhängen der so genannten „Heizerleine“ und vergleichbarer „Trophäensammlungen“ untersagt. Vermeintliches „Brauchtum“ darf weder diskriminierend, geschmacklos noch verletzend sein. Es muss darüber hinaus in gegenseitiger Rücksichtnahme auch geschlechterübergreifen das persönliche Schamgefühl gewahrt bleiben.
Und für die Zukunft des Großseglers? Da wird zwar noch das Ergebnis einer Kommission zur künftigen Ausgestaltung der semännischen Basisausbildung abgewartet, der Trend, den das Ministerium vorgibt, ist aber eindeutig:
Gerade für die Teamausbildung eignet sich aus Sicht des Bundesministeriums der Verteidigung die Ausbildung auf einem Großsegler in besonderer Weise. Diese Ausbildung soll die fachlichen Lehrgänge an den Schulen als wichtiger Baustein auf dem Weg zum Offizier der Marine ergänzen.
(…)
Bei aufrichtigem Umgang mit allen das Segelschulschiff Gorch Fock betreffenden Fragestellungen besteht die Zuversicht, dass das Ausbildungskonzept zukunftsfähig fortgeschrieben werden kann und die Gorch Fock auch weiterhin ihren Auftrag als Segelschulschiff der Detuschen Marine erfüllen wird.
Ein ständiger Diskussionspunkt ist, warum der frühere Kommandant Norbert Schatz nicht wieder auf seinen Posten kommt. Im Zusammenhang mit dem Tod der Kadettin wird ihm weder von der Staatsanwaltschaft noch vom Havariebeauftragten ein ursächliches Fehlverhalten angelastet. Doch beide Untersuchungen stellten strukturelle Mängel in der Ausbildung fest – was laut Bericht zu dem Ergebnis führte:
Der Inspekteur der Marine hat in einer persönlichen Unterredung mit dem Kommandanten die angesprochenen Punkte gemeinsam bewertet. Der Kommandant hat daraufhin, in der Absicht, dem Schiff einen unbelasteten Neuanfang zu erleichtern, darum gebeten, nicht erneut als Kommandant eingesetzt zu werden.
Das ist die Berichtsvariante. In seinem offiziellen Beschluss zum Entscheidungsvorschlag des Havarieausschusses nach der Untersuchung des Todesfalls, der Anhang des Berichts ist, hat Marineinspekteur Axel Schimpf allerdings dazu formal härter ausgeführt:
Ein Fehlverhalten von Kommandant oder Besatzungsangehörigen, welches ursächlich zu diesem Personenunfall beigetragen hat, liegt nicht vor.
Sonstiges Fehlverhalten stelle ich wie folgt fest:
Beim Kommandanten Kapitän zur See Schatz, da er
– es versäumt hat, eine Organisation an Bord zu etablieren, die dafür Sorge trägt, dass alle Dienstgradgruppen eine umfassende Ausbildung und Einweisung für die entsprechenden Aufgaben durch die Vorgesetzten stattfindet, insbesondere im Hinblick auf die speziellen Vorgaben der Schiffsführung für die Durchführung der Segelvorausbildung.
– sich nicht um die personelle Ausgestaltung der Segelvorausbildung gekümmert hat und so zwei unerfahrene Soldaten mit der Durchführung am Großtopp beauftragt wurden.
– durch sein Führungsverhalten nicht für widerspruchsfreie, verlässliche und klare Vorgaben an Bord gesorgt hat.
Und:
Der Tod von Frau Obermaat OA Seele sollte allen Vorgesetzten Grund genug sein, den eigenen Führungsstil kritisch zu überdenken: Klare und verbindliche Vorgaben verbunden mit einer ernsthaften Dienstaufsicht und Kontrolle stehen weder im Widerspruch zur Inneren Führung und zum Führen mit Auftrag, noch sind sie ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber den Untergebenen. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck eines disziplinierten und fürsorglichen Führungsverhaltens, welches wir unseren anvertrauten Frauen und Männern schuldig sind.
@Nico
Faschismusvorwürfe sind keine Kritik, im Gegenteil. Sie sind der Versuch, Diskussion durch ad-Hominem-Angriffe zu verhindern. Echte Kritik würde auf die Inhalte eingehen.
Benennen Sie doch einfach die Textstellen, die Ihnen missfallen. Nur weil es von der Antifa kommt, ist es nicht sofort falsch. Wenn man es zu lesen weiß, kann es durchaus hilfreich sein. Oder stehen dort Dinge, die faktisch falsch sind?
Ohne jetzt in die Diskussion eingreifen zu wollen, fragen Sie doch mal die Berufsfeuerwehr, hauptamtliche Wache in Ihrerer Stadt wie die weiblichen Bewerber beim Sport/Fitness-Test abschneiden oder warum es sonst sowenig weibliche Berufsfeuerwehrfrauen gibt.
Vielleicht hilft ja ein Blick über den Tellerrand die Sache etwas distanzierter zu betrachten?
– New York Times: „Sending in the Marines (to Recruit Women)“
– Marine Corps Times: „Marines split on women joining combat units“
Die Sache ist doch ganz einfach:
1) Frauen sind spätestens seit 2001 fester Bestandteil der Bundeswehr.
2) Natürlich gibt es qualitative Unterschiede zwischen Mann und Frau, die sich im Dienstalltag mal mehr, mal weniger zeigen.
Die Frage nach dem Verhältnis zwischen Mann und Frau war, ist und wird auch zukünftig ein zentrales Thema der Militärsoziologie sein. Es handelt sich um komplexes Thema und dementsprechend ist die Einhaltung wissenschaftlicher Standards oberstes Gebot für jene, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Dabei darf es keine Denkverbote geben und so muss man auch der Frage nachgehen, welche Rolle die biologische Unterschiede zwischen Mann und Frau in der Bewältigung militärischer Lagen spielen.
Was ist also falsch an dem Artikel von Dr. Erik Lehnert?
Zunächst ist Dr. Lehnert weder Soziologe noch hat er sich bisher in sonstiger Art und Weise einen Namen in der zeitgenössischen Militärpublizistik gemacht. Aus seiner Vita sind keine nennenswerten Informationen über einen militärischen Werdegang erkennbar.
An dieser Stelle kann man sich bereits die Frage stellen, warum so jemand einen solchen Artikel schreibt? Ich denke, der Hauptvorwurf, den man ihm machen kann, ist die Instrumentalisierung des Todes zweier Kameradinnen. Denn allein die Diskussion, ob biologische Faktoren Frauen zu „schlechteren Kriegern“ machen, hätte auch ohne größeres mediales Echo von einer wissenschaftlichen Untersuchung ausgehen können.
Soetwas hat Dr. Lehnert nicht gemacht. Er stützt sich dagegen auf Ergebnisse der US-Streitkräfte. Er vergisst allerdings, dass es große Unterschiede im Menschen- bzw. Soldatenbild zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland gibt. An dieser Stelle gerät seine Argumentation nämlich ins Wanken: An keiner Stelle zitiert er Wissenschaftler, die sich mit der Situation in Deutschland beschäftigt haben – und die gibt es reichlich, allein am Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr in Strausberg. Es wird deutlich, dass Dr. Lehnert weder Ahnung von der Marine noch vom Militär hat. Gerade in den Seestreitkräfte ist Pragmatismus gefragt und kein (rechter) Idealismus.
Ich denke, es ist falsch, Menschen nur nach ihrem Geschlecht zu beurteilen. Das tut der Autor jedoch, indem er den toten Kameradinnen indirekt vorwirft, aufgrund ihres Geschlechts gestorben zu sein. Geht man diesen Gedankengang weiter, so müsste die militärische Führung Frauen in der Form schützen, sie nicht für den Militärdienst zuzulassen. Dann kämen wir wieder zu einem Gesellschaftsbild, in dem der Mann in den Krieg zieht und die Frau daheim bleibt. Das hat mit der heutigen Realität nichts mehr zutun.
Dr. Lehnerts Artikel ist sowohl für männliche als auch weibliche Kameraden ein Schlag ins Gesicht. Wer denkt, der Autor habe mit dem, was er schreibt, Recht, der sieht die Ideologie hinter diesem Artikel nicht. Die Bundeswehr sollte von solchem (rechten) Gedankengut aber frei bleiben! Denn wie gesagt: Männer und Frauen dienen in Deutschland gemeinsam. Was will man den Frauen also sagen bzw. was ist die Intention des Autors? Dass Frauen den Dienst quittieren sollen? Das ist doch absoluter Unsinn!
Und wenn Dr. Lehnert aus seinem schwarzen Elfenbeinturm stürzt, war es wohl die Tatsache, ein Mann gewesen zu sein…
@Polybios
Wo lernt man so politisch korrekt zu argumentieren?
Was für ein Neusprech
Anderes Menschen- und Soldatenbild?
Alles was die Amis machen ist auf unser glückliches Wolkenkuckucksheim natürlich überhaupt nicht übertragbar.
Toll
Ich teile die Meinung des Autors nicht, aber allein die Art, wie er in „Heresia, Heresia“ Manier abgekanzelt wird ist geradezu symbolisch für alles, was in unserem Land dank unserer normativ-moralischen Zwangsjacke falsch läuft.
@Polybos: Bezüglich des militärischen Werdeganges, schauen Sie ganz unten in dem JF Artikel: Oberleutnant der Reserve.
@JCR:
Niemand verwehrt dem Autor seine Meinung und da er seinen eigenen Verlag hat bzw. für einen arbeitet, sollte es mit der Veröffentlichung auch kein Problem sein. Doch bitte schön nicht in (bisher) angesehener Militärpublizistik. Solche Texte sind eher für revisionistische Magazine wie die „Deutsche Militärische Zeitung“ bestimmt.
Und ja:
Der Autor ist in meinen Augen ein Ketzer, weil er sich eines sowohl ethisch als auch wissenschaftlich komplexen Themas widmet, ohne jene Forschungsstandards einzuhalten. Man kann gerne über das Thema diskutieren. Meiner Meinung nach sollte es da keine Denkverbote geben. Doch die Grundlage bzw. den Anstoß sollte kein daher gelaufener Rechtspopulist geben.
@Martin:
Allein der Dienstgrad „Oberleutnant zur See“ ist kein Beleg. Den könnte er auch über eine InfoWÜ oder Anerkennung eines Studiums durch Abt. V. PersABw erlangt haben. Des Weiteren wäre zu klären, in welchem Bereich er eingesetzt wurde und wie lange seine letzte Tätigkeit her ist. Kurzum: Von militärischer Erfahrung (z.B. einer seemännischer Ausbildung auf der GoFo, die eigentlich jeder Offz absolvieren muss) kann ich im Artikel nichts finden.
Ich finde nur die Argumentation „anderes Menschen- und Soldatenbild“ sehr haarsträubend.
Wenn die Realität mit dem Menschenbild nicht übereinstimmt, ist die Realität falsch…
@JCR:
Die US-Streitkräften praktizieren ein anderen Konzept der Menschenführung als in der Bundeswehr. Der krasseste Gegensatz ist sicherlich die Doktrin der US-amerikanischen Grundausbildung. Man könnte platt sagen: Andere Länder, andere Sitten.
Ich weiß nicht, was ich von einer Studie heißen soll, die um ihrer Qualität Willen damit wirbt, auf zahlreiche Ergebnisse der US-Streitkräfte zugegriffen zu haben. Das mag ja schön und gut sein und man kommt sicherlich auch zu Ergebnissen, aber so leicht ist es auch nicht. Ich habe stattdessen das Gefühl, dass Rationalisten den Versuch unternommen haben, empirische Sozialforschung zu betreiben. Man könnte den Herren unterstellen, das Ergebnis stünde bereits zu Beginn fest und der ganze Bericht solle nur ihr (militärisches) Gesellschaftsbild stützen…
Sind die Frauen in den USA denn andere Wesen als die in diesem Land?
@Sun Tzu
Volle Zustimmung. Das Problem ist nicht die Gleichberechtigung/Gleichbehandlung sondern die der Gleichmacherei geschuldete Absenkung von Standards. Ich bin gegen jegliche Diskriminierung und habe mit weiblichen Soldaten gute Erfahrungen gemacht. Aber: jeder Soldat ist nur gut, wenn man ihn entsprechend seinen physischen Voraussetzungen einsetzt. Also ist eine Einzelfallbetrachtung angebracht, und wenn ein Bewerber/eine Bewerberin den Anforderungen nicht entspricht (oder gesetzliche Arbeitsschutzbestimmungen dem entgegen stehen), dann darf er/sie nicht akzeptiert werden. Das mag Frauen von bestimmten Tätigkeiten (Kampftruppe u.ä. belastete Bereiche) ausschließen, dient aber ihrem eigenen Schutz und dem der männlichen Kameraden. Es gibt genug attraktive Verwendungen auch für körperlich weniger Belastbare.
Ob wir generelle Mindeststandards brauchen weiss ich nicht so recht (militärisch gefühlt ja), allerdings sind die IGF-Anforderungen mittlerweile so gering, dass sie lächerlich sind. Das kann man dann auch lassen.
@Nico:
Das Gegenteil hat niemand behauptet. Es geht viel mehr darum, aufzuzeigen, dass es unterschiedliche Wahrnehmungen und Einstellungen gibt.
@Sailor1995:
Zustimmung in dem Punkt, dass es gender-unabhängige Anforderungen für bestimmte Tätigkeiten geben muss. Diese müssen dann sowohl für Männer als auch für Frauen gelten. Denn der Mann ist prinzipiell nicht besser als die Frau, nur weil er ein Mann ist. Relevante Vergleichseben müssen die Körpermaße sein, also Gewicht, Größe und ggf. das Alter. Allerdings wären wir dann wieder bei einer Gleichstellung von Mann und Frau.
Die Frage dreht sich letztlich darum, ob man es einer Frau verbieten kann/darf/soll/muss, Teil der Kampftruppen zu werden, weil sie eine Frau ist und deswegen dafür nicht geeignet ist. So argumentieren viele Streitkräfte, in denen Frauen dorthin nicht zugelassen werden. Die Bundeswehr praktiziert aber sowohl in der Heimat und im Auslandseinsatz das Gegenteil: Männer und Frauen dienen gemeinsam. Meine Meinung: Wenn jemand etwas möchte, sollte man dieser Person es nicht verbieten dürfen. Die Auswahl geschieht über dann Tests der physischen Leistungsfähigkeit.
Gut, aber die Frage die der Autor des Artikels stellt ist die, ob diese Tests so objektiv durchgeführt werden wie sie sollten, oder ob nicht aus falsch verstandener Gleichberechtigung die Anforderungen so heruntergeschraubt werden, daß das gewünschte Ergebnis dabei herauskommt.
In unserer Republik halte ich persönlich das für sehr wahrscheinlich, wissenschaftliche Studien dazu kann ich aber nicht präsentieren ;)
Tatsache ist nur, man sollte die Erfahrung einer Armee die seit über 10 Jahren mit gemischter Truppe im dauernden Kampfeinsatz steht nicht einfach wegwischen.
Ich bin auch kein „Amerika ist toll und generell nachzuahmen“ Vertreter, aber man sollte sie auch nicht aus falsch verstandener Moral kleinreden.
Allerdings ist vielleicht der Unfall von OMT Stehle der falsche Aufhänger für diese Diskussion, da Marineoffizier wohl eine der Laufbahnen im Militär ist, bei denen körperliche Unterschiede eine geringere Rolle spielen, eben mit Ausnahme der Ausbildung auf einem Segelschulschiff.
Es krankt aber doch schon an den objektiv feststellbaren Punkten, beginnend mit den körperlichen Voraussetzungen.
@JCR:
Zunächst:
Zwei tödliche Unfälle als Anlass zu nehmen, eine Geschlechter-Debatte ins Rollen zu bringen, ist geschmacklos und einer der schwerwiegendsten Vorwürfe gegen den Autor. Warum ist das so? Weil es sich um Einzelvorfälle handelte. Folglich fehlt die Vergleichsebene zu anderen Kameraden (männlich wie weiblich). Das, was Herr Lehnert tut, ist genauso falsch wie zu sagen, alle Bäume haben grüne Blätter.
Des Weiteren würde ich an Ihrer Stelle keine Bewertungen abgeben, was die Leistungen der Offizieranwärter der jeweiligen Teilstreitkräfte betrifft. Ich denke, wir befinden uns durch die Anpassung der Offizierausbildung auf einem annähernd gleichen Niveau mit strukturellen Unterschieden. Der Marineoffizier biwakiert zwar nicht so viel wie beim Heer, dafür fährt auf der Gorch Fock usw. Eine Diskussion à la welche Ausbildung am härtesten oder anspruchsvollsten ist, passt nicht.
Wir müssen erkennen, wo Entscheidungen über Anforderungen über Tests getroffen werden und wer dies tut. Das ist nämlich die militärische Führungsebene, die bekanntlich eine sehr hohe Dichte an (Stabs)Offizieren hat. Da es Frauen noch nicht so lange in der Bw gibt, konnten diese die Karriereleiter bisher noch nicht so hoch klettern. Ich denke, in einigen Jahren wird sich dahingehend noch einiges tun.
Beim durchlesen diese Thread fragte ich mich immer wieder worüber wird hier geschrieben?
Der / die Todesfälle auf der Gorch Fock sind schlimm genug und für die Betroffenen tragisch.
Aber worüber schreiben wir hier ?
Über „den Soldaten“, egal in welcher Verwendung, sicher nicht, eher über Verteidigungsbeamte mit gesicherter Versorgung bei verminderten Leistungsanforderungen.
Gerade die vielzitierte „Armee im Einsatz“ sollte hier doch der Maßstab der Diskussion sein.
Gleichbehandlung schön und gut, aber die Öffnung der Bundeswehr für weibliche Soldaten auch in den Kampftruppen war in meinen Augen ein gravierender Fehler, da eine generelle Absenkung der Anforderungen damit einher gingen.
Die Gründe sind mir dabei, gelinde gesagt : Schei….., am Ende des Tages zählt die Wahrheit die sich in Gefechtssituationen im Einsatzland zeigt, und da sind auf allen Dienstposten vollwertige Soldaten gefordert, keine „Quotenstellen“.
Ich bin kein Gegner der Öffnung der Streitkräfte für Frauen, wohl aber der ewigen Gleichmacherei und der daraus resultierenden Leistungsabsenkung.
@Polybos
Genau so. Man muss dann eben neben einem Minimum, das jeder Soldat unabhängig vom Geschlecht nachweisen muss, dienstpostenspezifische Kriterien für die physische Belastbarkeit festlegen. Die Definition sollte durch die Truppe geschehen und nicht durch irgendwelche diffusen „Bedarfsträger“.
@JCR
Dass wir lange Einsatzerfahrung mit beiden Geschlechtern haben stimmt. Allerdings hat sich das Ganze im Einsatz (oder in der Einsatzvorbereitung) von alleine erledigt. Zwar gibt es noch immer „Quotenfrauen“ im Bereich der Kampftruppe (und auch die ein oder andere Ausnahme jenseits der Quote), aber im Großen und Ganzen sind die weiblichen Soldaten mittlerweile eignungs- und leistungsgerecht eingesetzt.
Wir müssen jetzt aber aus dem Einsatz zurückkoppeln und den Auswahlprozess früher, optimal wäre in der Probezeit, abschließen. Warum denn nicht auf einen anderen Dienstposten wechseln lassen, statt auf Biegen und Brechen die erste Chefin, Kommandantin, Kommandeurin durchzubringen, die dann erst im Einsatz wirklich belastet wird?
Tolle Geschlechterdiskussion. Die eigentliche Diskussion, dass die Ausbildung auf der Gorch Fock und die Marineoffizierausbildung an sich problematisch sind (klabautermann, NWMC), ist mittlerweile untergegangen.
Ich glaube, dass die GF objektiv betrachtet keinerlei Daseinsberechtigung mehr in einer modernen Marine hat. Die dortigen Ausbildungsziele können auch anders erreicht werden, wobei gleichzeitig mehr Bezug zu der „grauen“ Marine hergestellt werden könnte. Die vorgebrachten Argumente pro Gorch Fock sind meines Erachtens nach typische BW-Schein- und Totschlagargumente, um möglichst wenig ändern zu müssen.
Meines Wissens nach haben doch inzwischen in AFG eine ganze Menge Women in Fleck ihre Feuertaufe hinter sich. Da kann man doch die Idee von StFwdR aufnehmen und mal ganz praktisch fragen: Wie sind denn nun die Ergebnisse? Es waren doch einige hier aktive Diskutanten vor Ort und haben doch auch konkrete Eindrücke und Erfahrungen. Könnte da mal jemand aus dem Nähkästchen plaudern? Das nützt uns am Ende doch mehr als alle Theorie.
Und neben bei eine einfache Frage: Bisher habe ich die Sache so verstanden, dass die Streitkräfte insgesamt ein nicht ganz kleines Rekrutierungsproblem haben. Was hätten wir denn an dieser Front zu erwarten, wenn die Truppe „frauenfrei“ gemacht wird? Ist das überhaupt noch realistisch? Und würde das Niveau steigen, wenn den Frauen der Zugang verwehrt, das Bewerberaufkommen also weiter verknappt wird?
@sd (zum Thema des spezialisierten Offiziers ohne Führungsaufgabe)
Das vorgeschlagene Modell entspricht, so glaube ich, den Warrant Officers der US Armee (und der einigen anderen Staaten). Das kann man so machen oder aber auch nicht.
Mit Spezialisten, die den Dienstgrad aufgrund fachlichen Know-Hows und „für den guten Klang und die Soldstufe“ erhalten, habe ich aber massive Probleme:
Ich denke vom Einsatz her, also vom Extremfall. Von dem Fall, in dem eine Waffe gebraucht wird. Das kann bei Soldaten passieren (für alles, wofür man keine Soldaten braucht, kannman Zivilisten nehmen). Aber auch das sicherste Feldlager (auch dort gibt es IT, um beim Beispiel zu bleiben) kann einmal „ernsthaft“ angegriffen werden. Wenn ich mich jetzt auf derzeitigem Stand (als ehemaliger Grundwehrdiener also Mannschaftsdienstgrad) einer solchen Situation ausgesetzt sehe, so werde ich nach einem militärischen Führer Ausschau halten, der mich in eine kämpfende Gruppe integriert und mich effektiv einsetzt (es geht nichts über Organisation von Kräften…). Wenn ich dabei die Wahl zwischen einem altgedienten Fallschirmjäger Feldwebel und einem IT-Offizier aus dessen Btl habe, entscheide ich mich für den Offizier. Ich kann ihm nämlich nicht ansehen, dass er „nur“ ITler ist und nicht für Kampfhandlungen ausgebildet wurde. Ich sehe nur seinen Dienstgrad. Und der steht über dem des alten Feldwebels, der Jahrzehnte für den Ernstfall trainiert hat.
Benötigte Spezialisten kann man gerne in entsprechende Soldstufen einstellen. Wenn man aber keine Dienstgrade für Spezialisten ohne Führungsaufgaben schafft (über das Für und Wider einer solchen Einrichtung möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen), muss man diese Spezialisten (meiner Ansicht nach) zwingend dafür ausbilden, auch in einem Kampf durchhalte- und führungsfähig zu sein. Denn ein Untergebener erwartet das.
Und ist es wirklich so wahrscheinlich, dass ein IT-Offizier nicht in Kampfhandlungen verwickelt wird? Gerade Schiffe (um zurück zur Marine zu kommen) haben ein eher begrenztes Personal. Was passiert denn, wenn die Piraten vor Somalia einmal mehr eine Waffenlieferung abgreifen (gab’s ja schon), übermütig werden und anfangen auf Schiffe der Marine zu schießen?
Ein Soldat ist immer mehr belastet, als ein Zivilist, denn auch der Soldat erfüllt eine fachliche Funktion. Die Anzahl der Soldaten die ausschließlich kämpfen, ist doch verhältnismäßig gering (außer vielleicht unter Mannschaftsdienstgraden mit grüner Litze). Der Soldat muss grundsätzlich das gleiche Arbeitspensum leisten, wie ein ziviles Pendant. Gleichzeitig muss er aber auch fit für den Kampf sein (in Afghanistan fliegen die Raketen, so berichteten mir Kameraden, die da waren, wenigstens alle paar Tage über’s Feldlager). Daran führt kein Weg dran vorbei. Ein Soldat schwört, „das Recht und die Freiheit des Deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Ich nehme es mir heraus, durchaus an der Daseinsberechtigung eines Soldaten zu zweifeln, der das im Ernstfall nicht kann.
Eines noch zu den „Nerds“: Abgesehen davon, dass ich mich selbst in Sachen IT schon als „Nerd“ (wenn auch im absoluten Anfangsstadium…) bezeichnen würde, gleichzeitig aber bescheuert genug war, einen 30km Marsch zu laufen, obwohl ein 20er gereicht hätte (die drei Kameraden, mit denen ich mich gerade unterhalten hatte, mussten auf 30 und ab der Hälfte wg. der anderen Marschroute ohne Gesprächspartner zu sein erschien mir doch etwas langweilig) und auch sonst der grünen Ausbildung durchaus positiv gegenüber stand – was für ein blanker Unsinn! Nicht jeder Computerspezialist ist verpickelt, bringt kein Wort gegenüber Frauen heraus und meidet das Sonnenlicht wie der Teufel das Weihwasser! Genausowenig ist jeder Soldat ein hohlköpfiger Skinhead mit dem Mund voller Ausländerfeindlicher Parolen. Beides gibt es wohl vereinzelt, ist aber nicht die Regel. Daraus aber den Schluss zu ziehen, der Personenkreis, aus dem die BW ihr Personal rekrutiert, würde ausschließlich aus solchen bestehen, ist fehlerhaft.
@zivi a.d. (tippte offenbar schneller)
Der BW mangelt es derzeit vor allem an Mannschaftsdienstgraden. Die Offizierlaufbahn hingegen ist durchaus gesättigt.
Die Auswirkung einer „frauenfreien“ Bundeswehr wären in der Laufbahn der Mannschaften wohl eher gering – ich habe weit mehr Frauen in Uffz und Fw Dienstgraden gesehen, als mit Streifen auf den Schultern. Auch dass nur 4 Frauen zum neuen Freiwilligendienst angetreten sind (so zmd T.W. vor einigen Tagen?) zeigt das recht deutlich.
Dennoch halte ich es für falsch, Frauen den Kampfeinsatz oder die kämpfende Truppe verbieten zu wollen. Abgesehen davon, dass das nicht möglich ist (das BVerfG hat gesprochen!).
@simon: Die Verfassung würde ich nicht so hoch hängen, wo ein echter politischer Wille ist, wird er sich durchsetzen. Wenigstens das haben wir doch aus der Geschichte der Wehrpflicht nach 1945 gelernt. (zunächst unmöglich&undenkbar, dann quasi mit Verfassungsrang versehen und scheinbar in Stein gemeisselt – und am Ende fast schmerzfrei abschaffbar) Von daher halte ich alleine die praktisch verfügbaren Optionen interessant: Lässt sich unter den gebenen Umständen eine aktionsfähige Truppe aufbauen und halten, die ohne die Frauen auskommt?
Komplett ohne? Nein. Ich glaube nicht, dass der Zentrale Sanitätsdienst ohne Frauen auch nur annähernd handlungsfähig ist/wäre.
In den restlichen Truppengattungen? Möglich. Die Quote lag zu meiner Dienstzeit, so glaube ich mich zu erinnern, bei etwa 8% (bei 30-50% im San). Diese 8% ließen sich sicherlich auch unter Männern rekrutieren – wobei ich bezweifle, dass es sich positiv auf die Bundeswehr auswirken würde. Der Art. 33 II GG spricht von Leistung, Eignung, Befähigung – nicht von Geschlecht – und danach werden die Bewerber geprüft.
Die Wehrpflicht ist übrigens nur ausgesetzt und immernoch im Grundgesetz verankert. Ich habe mich mit der Gesetzeslage noch nicht näher beschäftigt, gehe aber zu 100% davon aus, dass es bundes- und damit einfachgesetzlich geregelt ist. Somit ließe sich die Wehrpflicht mit einer handlungswilligen Regierung problemlos wiedereinführen. Das Grundgesetz derart zurecht zu biegen, dass die Kreil-Entscheidung des EuGH (ich muss mich für die Verweisung aufs falsche Gericht entschuldigen) obsolet wird, halte ich für äußerst… schwierig.
@MFG:
Ich verstehe nicht diesen Rationalisierungsgedanken.
Dann müssten nämlich auch ganz viele andere Ausbildungsvorhaben gestrichen werden, z.B. dass OAs der Luftwaffe nach Sardinien fliegen, um in Sachen „Überleben auf See“ ausgebildet werden. Könnte man auch in Deutschland machen. usw.
@MFG
;-) Um mal hier zwei Diskussionsrunden auf einen (zynisch-provokanten) Punkt zu bringen:
die Lieferung von Panzern nach Saudi-Arabien muß doch ganz im Sinne der ‚male military only‘ Fraktion sein, denn im KSA dürfen Frauen noch nicht einmal den Führerschein machen……….das verringert also das Risiko für beurlaubte oder ehemalige teutonische Soldaten, die als Ausbilder in KSA tätig sind oder sein werden, sich dort auch dieser Frage vorurteilsfrei stellen zu müssen ;-)
Ansonsten merke ich an, dass nach meiner Auffassung die Gorch Fock eine klare Daseinsberechtigung in der Bundeswehr hat. Junge Leute, die Marineoffizier oder -unteroffizier werden wollen, können nämlich nur auf der Gorch Fock erleben/erfahren, dass ein long-term Marineangehöriger drei Berufsbilder in Balance bringen muß: Seemann, Soldat, Fachmann (Koch, Klempner, oder was auch immer) und dabei gleichzeitig Repräsentant der BW nach Innen und Außen zu sein. Die G.F. ist somt nicht nur Ausbildungs-, sondern auch Erziehungs- und natürlich Pepräsentationsinstrument der BW mit dem Reeder Deutsche Marine; dabei liegt die Betonung imho eher auf Deutsche und weniger auf Marine.
@Polybos
Dieses Lw-OAs „Überleben auf See“ ist eine Geschichte von zweifelhaftem Wert. Ich habe auch öfters schon den Begriff „Überleben Rotwein“ gehört. Und nicht ohne Grund findet das richtige „Überleben auf See“ für fliegendes Personal aller TSK bei der Inspektion Überleben auf See im MFG3 statt.
„Rationalisierung“ kommt in vielen Bereichen der Bundeswehr viel zu kurz. Dabei meine ich nicht diese „BW-Pseudo-Einspar-Rationalisierung“ á la „wir schneiden unsere Notizzettel selbst aus Altpapier“, sondern sinnvolle Untersuchung der ganzen Unterstützungsbereiche auf Verschwendung. Und da dürfte man extrem viel finden. Aber dann müsste man ja auch Laufbahnmodelle überdenken, Elefantenfriedhöfe abschaffen/ausmisten, Vorschriften überarbeiten, das Leistungsprinzip einführen und sich vor allem mal endlich am Einsatzauftrag bzw. der Realität ausrichten! Da gibt es Lehrgänge, auf denen man jeden Nachmittag de facto frei hat, aber wenn man in der Lehrgangskritik anspricht, dass man den Lehrgang dann ja auch um ein Drittel kürzen könnte, erhält man ein Vieraugengespräch. Grund: Das kann man ja wohl mal gar nicht schreiben, das bedroht nämlich STAN-Stellen!
Und wenn ich sehe, dass es technische Bereiche gibt, in denen Stellen gestrichen werden, die reale Leistung erbringen, dafür aber der Wasserkopf mit nutzlosen A-wertigen Offizieren aufgebläht wird, und Mannschaften hineingepresst werden, die nur die Hallen fegen können, damit auch ja das Personalstrukturmodell auch überall eingehalten wird, dann frage ich mich, was für Leute in der BW eigentlich Entscheidungen treffen.
@klabautermann
Genau dieses „Seemann, [..]“-Zitat trifft den Kern dessen, was mich so wahnsinnig am System stört. Statt „Seemann, Soldat, Fachmann (Koch, Klempner, oder was auch immer) und dabei gleichzeitig Repräsentant der BW nach Innen und Außen zu sein“ habe ich auf der GF eher „Klappe halten, am Tampen ziehen, pönen und putzen“ gelernt. Die Kraftbootausbildung an der MSM hat mir wesentlich mehr über Seemannschaft beigebracht! Wie an vielen Stellen klafft nämlich auch hier eine gewaltige Lücke zwischen dem Anspruch „seemännische Grundausbildung“ und der Realität auf der GF.
Fachlicher Wert: Null. Kameradschaft: Viele wurden bestohlen, andere haben sich zwei Monate lang darüber gestritten, wer wo seine Hängematte aufhängen durfte. Teilweise gab es da zwischen „Kameraden“ Vorfälle, die man wohl als Mobbing bezeichnen dürfte. Einen Bezug zwischen GF und grauer Marine habe ich in meiner weiteren Dienstzeit nicht wirklich herstellen können. Ja, natürlich gab es auch schöne Momente, so dass ich die zwei Monate als „Abenteuerurlaub mit etwas negativem Beigeschmack“ bezeichnen könnte, aber die Zeit hätte auch wesentlich sinnvoller verwendet werden können. Z.B. hätte man das Flottenpraktikum auf vier Monate ausdehnen können, oder den OGL verlängern können, um zusätzliche sinnvolle Führungsausbildung durchzuführen. Alternativ könnte man auch zwei, drei Minensucher demilitarisieren und die OAs einen Großteil der Besatzungen stellen lassen. Da würden sie nämlich lernen, was Teamwork auf einer „richtigen“ seegehenden Einheit bedeutet, und billiger als die GF wäre es vermutlich auch.
Es müsste nicht gefragt werden, ob wir die GF noch brauchen, sondern wie man die dort gesetzten Ausbildungsziele optimal erreicht. Und dann die Lösung wählen, die am leistungsfähigsten ist oder das beste Preisleistungsverhältnis aufweist. Die Frage wird hier, wie so oft, an der gewünschten Antwort festgemacht. Reflexion ist einfach keine Stärke der BW oder Marine.
@MFG
kann jedes Ihrer Argumente wirklich sehr gut nachvollziehen und teilen…..
However, der von Ihnen (zu Recht) beschriebene Mangel an Reflexionsvermögen der TSK Marine ist letztendlich in den letzten 10 Jahren auch durch die politische gewollte und durch die oberste BW-Führung durchgesetzte konzeptionelle, planerishe und operative Enteierung der TSK bedingt. Darüber könnte ich Bücher schreiben.
Mit dem neuen Führungskonzept BW (Inspekteure und Fü-Stäbe raus aus dem BMVg) und einem klaren Bekenntnis des Ministers zu ebenen- und sachgerechten Organisationstrukturen (unter Beibehaltung der organisatorischen und planerischen Zuständigkeiten der Militärischen Organisationsbereiche) erhoffe ich mir doch erheblich mehr Refexions- und Gestaltungsmöglichkeiten nicht nur für die Marine ;-)
Das Institut für Staatspolitik ist in der Bundeswehr gut vernetzt. Der (Begriff entfernt, da er justiziabel ist, T.W.) General Günzel hat hier sein Gedankengut veröffentlicht, und auch der rechtslastige General Vad (jetzt Berater der Kanzlerin). Man sollte sowas also nicht verharmlosen.
P.S.
Der Chefredakteur des hier zitierten Magazins der UniBw München (wo auch versucht wurde, gegen Frauen in der Bundeswehr zu hetzen) ist ebenfalls vernetzt und schreibt auch für die Junge Freiheit. Viele der Personen im Netzwerk sind zudem Reserveoffiziere.
In der extremen Rechten wird seit einiger Zeit eine sog. Wortergreifungsstrategie verfolgt, bei der man rechtes Gedankengut als scheinbar legitimen Beitrag in allgemeine Diskussionen einzuschleusen versucht. Nur zur Info.
Hier mal der Text, über den so heiß diskutiert wird (falls der hier schon genannt wurde, sorrry für die Dublette):
http://www.pi-news.net/2011/07/ist-dieser-gorch-fock-artikel-wirklich-sexistisch/
@Demokrat: Was ist an Vads Texten über Schmitt radikal?
Ich fürchte ihr beiden werdet nicht zusammenkommen ;)
@Demokrat
Was ist demokratisch an der pauschalen Verunglimpfung anderer Meinungen und Personen?
Über Carl Schmitt zu schreiben ist nicht per se rechtsradikal, praktisch jeder seriöse Philosoph hat sich schon mit ihm auseinandergesetzt.
@Martin
herzlichen Dank für diesen Beitrag…….und das meine ich in keinster Weise ironisch oder so !
Mich treibt seit Jahren um, dass die Informations-Konsum-Industrie (kommerzielle Medien) uns alle – und insbesondere die politisch Verantwortlichen (ob Abgeordneter oder GI) wie eine Wildsauherde vor sich hertreibt, indem man medial verwertbare Reaktionen auf Informationen erzwingt, die sich bei ruhiger und sachlicher Betrachtung als Desinformation erweisen.
@JCR, Martin
Schmitt war einer der Wegbereiter und Stichwortgeber der Nazis und gilt unter seriösen Historikern als deren „Kronjurist“. Vads gewinnt dessen Gedankengut dennoch positives ab.
@ Demokrat | 09. Juli 2011 – 12:32
Ich tue mich mit den „Etiketten“, die Sie hier verteilen und anheften wollen, doch etwas schwer. Daher würde mich doch mal interessieren, was dahinter steht. Ein Demokrat agiert hier meiner Meinung anders.
Was genau ist dieses Institut für Staatspolitik, was vertritt es, und warum wird das hier von einigen so kritisiert. Warum werden hier einige Personen ja fast als „Wiedergeburt Hitlers“ dargestellt? Mich würden hier Fakten interessieren. Was bisher vorgebracht wurde, erinnert doch eher an mittelalterliche Hexenverfolgung, nur das „Hexe“ durch „der ist ein Rechter“ ersetzt wird. Auch Herr Wiegold könnte hier seine Sichtweise etwas präzisieren. Wer/Was darf sich im sicherheitspolitischen Diskurs äußern? Wäre vielleicht ein eigenes Thema wert! Wer ist Persona non grata und wird per kollektiver Mediendefinition von der Diskussion ausgeschlossen? Und warum und wie ist das mit unserem Grundgesetz in Einklang zu bringen? Auch wenn dieses Eisen möglicherweise sehr heiß ist: Nachdem, was ich hier an teils antidemokratischer und damit verfassungsfeindlicher Gesinnung gesehen habe, muss diese Frage wohl dringend mal diskutiert werden.
Was genau ist in diesem Zusammenhang diese sogenannte „neue Rechte“ und warum soll sie nicht auf dem Boden der Verfassung stehen? Wo ist hier genau die Abgrenzung, die diese Protagonisten außerhalb des demokratischen Spektrums stellt?
In einer Demokratie sollte man die Argumente hören. Es wird ja auch selbstverständlich mit z. B. einem Winfried Nachtwei diskutiert (der eine Bereicherung des Diskurses darstellt), obwohl er eine zweifelhafte Vergangenheit im Kommunistischer Bund Westdeutschlands hat, genau so wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Niemand würde heute auf die Idee kommen, Winfried Nachtwei als nicht satisfaktionsfähig zu bezeichnen, weil er mutmaßlich mal vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Wo liegt nun die Legitimation, andere Autoren (nicht einmal ihre inhaltlichen Einlassungen) vom freiheitlich demokratischen Diskurs ausschließen zu wollen? Nimmt unser Land etwa wieder totalitäre Züge an?
@Sun Tzu
…das sind nur die Auswirkungen der Bertelsmann-Ideologie : alles laßt sich kommerzialiseren, auch die Politik. Man könnte das in der Tat als totalitär bezeichnen ;-)
@Demokrat
Ich weiß wer Carl Schmitt war und ich habe ihn sogar (teilweise) gelesen :P
Er gehört eindeutig zu den Denkern mit denen man sich im Staatsrecht auseinandersetzen MUSS. Egal was man nun selbst von ihm hält.
@MFG:
Die von Ihnen beschriebenen Vorfälle kenne ich aus meiner eigenen GF-Zeit. Allerdings liegt der Fehler meiner Meinung nach nicht im Ausbildungsmodul an sich, sondern ist struktureller Natur. Sie können mir glauben, nachdem ich nach sechs Monaten dieses Schiff verlassen habe, war ich auf jeden Fall froh.
Dennoch gab es sehr viele positive Eigenschaften. Auch wenn diese einem im Nachhinein erst klar werden, so handelt es sich meiner Meinung nach um wertvolle Erfahrungen, z.B. sich einfach mal unterordnen und zurücknehmen können. Ich muss sagen, dass sich unser Crew-Gedanke erst während der GF-Zeit entwickelt hat.
Nicht zuletzt hat die Untersuchungskommission bestehende Fehler erkennt und Vorschläge gemacht. Man muss abwarten, wie sich diese umsetzen werden.
@Demokrat:
Dass diese „Infiltration“ von Reserveoffizieren ausgeht, wundert mich ehrlich gesagt nicht. Sehr viele sind in Corps, Burschenschaften und sonstigen Studentenverbindungen organisiert. Ich will diese und eine Mitgliedschaft nicht pauschal als rechts aburteilen, allerdings ist ihnen allen ein gewisses Elitedenken gemeinsam. Und manche dieser Kameraden nehmen es offensichtlich zu ernst damit.
@Sun Tzu:
Ich denke, der Anlass der Empörung ist der weiterhin große Einfluss der Franfurter Schule, deren Hauptvertreter bekanntlich alles als faschistisch brandmarkten, was nicht zumindest linksliberal war. Aus diesen Grund gab es vor einiger Zeit auch einen so großen Aufschrei, als Bundesfamilienministerin Schroeder eine Extremismus-Klausel einführte. Plötzlich standen Rechts- und Linksextremismus auf einer Stufe.
Natürlich ist die Diskussion in dem Sinne eine Hexenjagd. Die Frage ist doch: Ist derjenige, der „verfolgt“ wird, immer der Unschuldige? Für mich ist Dr. Lehnerts Artikel zumindest kein Anstoß einer wissenschaftlichen Debatte über die Rolle von Frauen in den Streitkräften, sondern eine Aneinanderreihung von Stammtisch-Parolen. Das beginnt mit seinen biologistischen Argumenten und hört bei der Instrumentalisierung der toten Kameradinnen auf.
Der Ton macht die Musik! Der Autor zeigt keinerlei Spitzengefühl für dieses aufgeladene Thema. Ich verstehe auch nicht, wie die Redaktion des marineforums so einen Artikel freigeben konnte. Sollte die MOV tatsächlich mit solchen Kreisen kooperieren wollen, sollte man über seine Mitgliedschaft und die Unterstützung solcher Veranstaltungen durch die Marine selbst ernsthaft nachdenken.
@Sun Tzu
Treffer ;-)
@Sun Tzu, JCR
Die Neue Rechte unterscheidet sich von Altrechten dadurch, dass man nicht mehr Glatze und Springerstiefel trägt und versucht, sich intellektuell zu geben. Wenn dann aber z.B. ein Carl Schmitt diskutiert wird, dann nicht mit kritischer Absicht, sondern um dessen demokratiefeindliches Gedankengut zu rehabilitieren und soviel wie möglich in die Gegenwart zu retten. Diesen Leuten geht es auch nicht um die ernsthafte Diskussion von Geschlechterfragen, sondern darum, archaische Rollenmuster zu propagieren.
Und die Bundeswehr schaut tatenlos zu, wie solche rechten Netzwerke sich ausbreiten. Hat man denn nichts aus der Geschichte gelernt? Gegenüber der Intoleranz darf es keine Toleranz geben!
P.S. Noch ein Beispiel für die Gefahr, die von rechten Netzwerken in der Bundeswehr ausgeht: Ein rechter KSK-Offizier drohte vor kurzem öffentlich dem kritischen Ex-Offizier Jürgen Rose und deutete an, dass es rechte Untergrundstrukturen in der Bundeswehr gäbe, die irgendwann „Maßnahmen“ gegen Andersdenkende ergreifen werden. Er wurde dafür nicht einmal bestraft!
@Demokrat
„Vor kurzem“ war vor etwa 2 Jahren…
Und so weit ich weiß hat es bisher keinen Fememord an Darmstädter Schreibtischobristen gegeben ;)
@polybos:
„Ich verstehe auch nicht, wie die Redaktion des marineforums so einen Artikel freigeben konnte.“
Diese Frage habe ich mir auch beim lesen des Artikels gestellt. Im übrigen Danke für ihre Ausführungen zum Artikel. Kam mir doch alles sehr bekannt vor. Da kann ich mir meinen Leserbrief an die Redaktion ja sparen…
Sie hatten nicht zufällig Zugriff auf meine Datei? ;-)
Aber ich weiss jetzt auch wieder, warum ich mich gegen eine Mitgliedschaft in der MOV immer gewehrt habe…
@ Demokrat | 09. Juli 2011 – 14:06
Irgendwelche Gewaltdrohungen wegen einer Meinungsäußerung sind natürlich abzulehnen. Ich halte viele Äußerungen von Jürgen Rose für blanken Unfug und ihn persönlich für wenig integer. Trotzdem werde ich im Zweifelsfall mit meinem Leben dafür kämpfen, dass auch er seine Meinung frei sagen darf, unabhängig davon, ob ich ihn für einen Vollidioten halte, oder nicht. Das nennt man Verteidigung der freiheitlich demokratischen Grundordnung.
Nun zu Ihrer Argumentationsweise, die ich strukturell für antidemokratisch halte:
Darf ich z. B. Winfried Nachtwei das Wort verbieten und ihn zur Unperson erklären, weil er einem Milieu entstammte, aus dem heraus auch die Verbrechen der RAF kamen?
Diese Form „ideologischer Sippenhaftung“ versuchen Sie hier gerade zu etablieren.
Damit verlassen Sie gerade meiner Meinung dem Boden unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung und wären ggf. ein Fall für den Verfassungsschutz. Sie können sich ja selbst anzeigen … hier die Mailadresse: bfvinfo@verfassungsschutz.de
;-)
@Sun Tzu
Menschen, die sich antifaschistisch engagiert haben, und Rechte, die den Faschismus rehabilitieren wollen, sollte man nicht in einen Topf werfen.
@ Demokrat | 09. Juli 2011 – 14:42
Natürlich muss man differenzieren. Wo konkret will der hier kritisierte Autor Erik Lehner den Faschismus rehabilitieren? Helfen Sie mir, ich finds nicht. Oder ist das nur mal wieder eine Nazikeule?
Es hat etwas von „Salontiger“, wie sich die selbst ernannten Antifaschisten im Jahr 2011 aufführen. 1942 wäre Antifaschismus mutig gewesen, 2011 hat es etwas von Selbstinszenierung.
Zudem gibt mir in diesem Zusammenhang dieses Zitat zu denken:
„Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.“ (Ignazio Silone, möglicherweise zugeschrieben)
Die Methoden, mit denen selbst ernannte Faschistenjäger arbeiten, scheinen sich zunehmend nicht von denen des 3. Reiches in seinen Anfängen zu unterscheiden.
Ich halte nichts von der Antifa.
Die Bekämpfung „echter“ Faschisten ist Aufgabe des Verfassungsschutzes und anderer Sicherheitsbehörden.
Bei der Antifa wird oft viel in einen Topf geschmissen.
Andererseits muß man zugeben, daß die gleichung Rechts = Nazi bei den Konservativen ihr Gegenstück in der Gleichung Links = Kommunist/RAF/Stalinist hat.
Btw, hat nicht Adorno irgendwann mal gemeint, die Anzalh der Antifaschisten nähme zu je länger der Faschismus zurückliege??;)
On Bullshit ist der Originaltitel eines Buches des amerikanischen Philosophen Harry Frankfurt. Das Werk ist eine 80-seitige Begriffserläuterung des englischen Wortes Bullshit Der Bullshit Kerngedanke wird mit dem Vergleich zum Begriff der Lüge dargestellt. Durch das Leugnen der Wahrheit erkennt die Lüge jene als Faktum an. Bullshit dagegen ist von der Wahrheit abstrahiert. Er umgeht sie und erkennt so nicht einmal ihre Existenz an. Im Gegensatz zum Lügner, der absichtlich unwahre Behauptungen aufstellt und die Wahrheit daher auch kennen muss, interessiert sich der bullshitter gar nicht für die Wahrheit. Da es ihm nur darum geht andere über sein Vorhaben zu täuschen, hat er für sie und ihre Argumente keinerlei Verwendung. Somit ist der Bullshit für die Wahrheit eine noch größere Gefahr als die Lüge. Die Strategie des bullshitting ist auch als politcal correctness (polcor) bekannt.
Toleranz ist der einzige Wert, der gem. der bullshit/polcor – Denkweise universell aufgezwungen werden darf: Er gehört nicht zu einer speziellen „Kultur“, sondern ist die Bedingung (‚alternativlos‘) eines friedlichen Zusammenlebens. Wer gegen den Wert der Toleranz verstößt, provoziert Konflikt und Krieg. Die Toleranz ist insbesondere kein gleichsam natürlicher Ausfluss aus dem real existierenden Christentum, wie es manche Propagandisten mit schlecht funktionierendem historischem Gedächtnis in der Frontstellung gegen z.B. den Islam oder auch gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau behaupten. Der Toleranzgedanke (und mit ihm das Austrittsrecht und auch das Beteiligungsrecht und der Gedanke der individuellen Meinungsfreiheit ) ist dem katholischen Christentum durch Aufklärung und die nachfolgenden Auseinandersetzungen abgerungen worden……insbesondere auch angeregt durch die Auseinandersetzung mit dem Islam und (Toledo-Schule) altgriechischen Texten mit arabischen Kommentaren (insbesondere Aristoteles) von einer Minderheit der christlichen Theologen, die in der „ersten Aufklärung“ des 13. Jahrhunderts für Toleranz eintrat, was ja auch wunderbar passte insbesondere mit Blick auf die Einstellung des Islam, der ollen Griechen und des römisch-katholischen Klerus in Sachen Gleichberechtigung. Keine Toleranz gegenüber der Intoleranz zu verlangen, ist im Prinzip das gleiche bullshitting, das von z.B. den Islamisten ausgeht. Es ist einfach ein verlogener slogan, der immer dann eingesetzt wird, wenn die Argumente ausgehen.
;-)
@Sun Tzu
Anknüpfungspunkte zu faschistoiden Denkmustern gibt es bei der Neuen Rechten zuhauf. Nur ein Beispiel: Das biologistische Beharren auf angeblich unveränderlichen Unterschieden zwischen Mann und Frau und die darauf basierende Propagierung von männlich dominierten Rollenverteilungen stehen in direktem Widerspruch zum Gleichheitsgrundsatz der Menschenrechte, der auch ins Grundgesetz eingeflossen ist. Wer so Stellung bezieht wie die Rechten, verlässt also den Boden der Demokratie.
Die Neue Rechte ist zudem betont national und leugnet z.B. die deutsche Verantwortung für Europa in der Eurofrage oder fordert nationale Alleingänge wie z.B. In der Libyenfrage. Auch gegen die NATO und z.B. den Afghanistaneinsatz wird laufend polemisiert, weil dieser angeblich nicht „nationalen Interessen“ diene. Bezüglich der Bundeswehr lehnt man die Innere Führung ab und würde die Armee am liebsten auf nackte Kampfkraft optimieren. Dazu passt dann auch, dass die Verbrechen der Wehrmacht geleugnet oder verharmlost werden. Brauchen Sie mehr Beispiele dafür, was sich hinter diesen scheinbaren Biedermännern verbirgt?
@NMWC:
Die MOV hat das Problem, dass sie ein Alt-Herren-Verein ist. Die Führung besteht ausschließlich aus Stabsoffizieren oder Pensionieren. Vielleicht sollte man sich mal dafür einsetzen, dass die Struktur um einen Posten für Vertreter jüngerer Generationen (im Alter zwischen 20 und 30) erweitert wird.
Einen Leserbrief wollte ich übrigens auch schreiben. Die Idee habe ich allerdings mittlerweile verworfen, weil ich nicht weiß, wo ich anfangen und wann ich enden soll. Die kommende Ausgabe wird sicherlich auf den Vorfall eingehen. Ich vermute allerdings, dass man sich rechtfertigen wird. Das sagte der Chefredakteur bereits gegenüber den „großen“ Medien. Ich kann dem Blatt nur wünschen, nicht auf das Niveau einer „Deutschen Militärischen Zeitung“ zu rutschen…
@Sun Tzu:
> „Wo konkret will der hier kritisierte Autor Erik Lehner den Faschismus rehabilitieren?“
Der ganze Artikel zeichnet ein Frauenbild, das dem der Nationalsozialisten ähnelt. Dass dies nicht offensichtlich wird, liegt an der geschickten Argumentation des Autors, der statt mit einem Fazit abzuschließen auf ein Beispiel und damit seine Studie dazu verweist. Würde man die Gedankengänge von Dr. Lehnert aber weiterverfolgen, so müsste am Ende der Ausschluss von Frauen nicht nur aus den Kampftruppe, sondern aus den gesamten Streitkräften stehen. Schließlich kann auch der Fall eintreten, dass Soldaten aus dem Unterstützungsbereich kämpfen müssen. Da Frauen nach Meinung des Autor hierfür jedoch nicht geeignet nicht und ihre männlichen Kameraden ablenken würden, dürfte man sie an entsprechender Stelle nicht einsetzen. Der Autor argumentiert vor allem mit biologistischen Argumenten. Das ist zwar harmloser als die Rassen-Ideologie der Nationalsozialisten, folgt aber deren Muster. Er stuft die Frauen gegenüber dem Mann ab. So spricht er an einer Stelle z.B. von „physischen Beschränkungen“. Das kann sicherlich nicht für alle Frauen gelten bzw. nicht jeder Mann ist nur aufgrund seines Geschlechts besser geeignet als die Frau.
Meiner Meinung nach versucht Dr. Lehnert mit dem Artikel ein Gesellschaftsbild innerhalb der Marine bzw. der Bundeswehr etablieren zu wollen. Dieses steht im kompletten Gegenzug zur gelebten Realität. Man muss sich deshalb folgende Fragen stellen, was die Intention von Dr. Lehnert ist.
Und an dieser Stelle kommt man wieder zu seiner Person, in dem man sich seine bisherigen Publikationen abschaut. Die haben bisher so rein gar nichts mit Militär zu tun. Man erkennt anhand seiner Bibliographie, dass er kein Wissenschaftler, sondern Publizist ist.
Ich komme für mich zu dem Schluss, dass Dr. Lehnert ein politischer Kleingeist ist, dessen Gedankengut er in seinem eigenen Verlag meinetwegen vertreten kann (dann weiß man ja, wo der „Feind“ steht ;) ), aber bitte nicht in etablierter Militärpublizistik.