Trotz Mängeln in der Ausbildung gute Chancen für die Gorch Fock
Über den Bericht des Verteidigungsministeriums an den Bundestags-Verteidigungsausschuss zur Gorch Fock ist gestern bereits eine Menge geschrieben worden (und ich habe da den Bericht fälschlich als den der Havariekomission eingeordnet). Dieser Bericht ist nun der, der als offzieller Ministeriumsbericht gilt – nachdem ein früherer Bericht der Marine zwar den Abgeordneten vorgelegt wurde, dann aber ausdrücklich nicht als Stellungnahme des Ministeriums eingeordnet wurde.
In der Takelage der Gorch Fock (Foto: Bundeswehr/Mandt via flickr unter CC-Lizenz)
Die Berichterstattung der Kollegen will ich hier nicht duplizieren, aber zur besseren Einschätzung ein paar Stellen aus dem Bericht widergeben. Vor allem ist ja interessant, welche Schlussfolgerungen nach Unfällen wie dem Tod der Kadettin Sarah Lena Seele auf dem Großsegler für die Ausbildung der Offizieranwärter (OA) gezogen werden:
Zur besseren Vorbereitung der OA auf ihre Zeit auf der Gorch Fock sowie zur notwendigen Anpassung der Ausbildung werden weitere Maßnahmen angeordnet, die mit Beginn der Ausbildung der OA der Crew VII/2011 erprobt werden sollen.
Erstens wird der Ausbildungszeitraum auf der Gorch Fock so verschoben, dass die OA erst nach einer sechsmonatigen Dienstzeit an Bord gehen. Die Zeit davor soll zur gezielten Vorbereitung und auch Verbesserung der lörperlichen Leistungsfähigkeit genutzt werden. Eine wissenschaftliche Begleitung und Überprüfung durch das Schifffahrtsmedizinische Institut der Marine wird sichergestellt. Im Rahme der besonderen Anforderungen, die ein Klettern und Arbeiten in der Takelage der Gorch Fock mit sich bringen, sind auch die medizinischen Vorschriften anzupassen.
Zweitens sollen die OA bereits vor ihrer Ausbildungsfahrt schrittweise an die Verhältnisse an Bord der Gorch Fock herangeführt werden. Das Schiff wird dazu längere Zeit in Flensburg liegen, so dass praxisnahe Einweisungen möglich sind.
Drittens wird die Ausbildung auf der Gorch Fock von sechs auf sieben Wochen verlängert. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass die für die Segelvorausbildung vorhandene Zeit zu kurz sein dürfte. Dies hat sowohl die Staatsanwaltschaft als auch der Beauftragte für Havarieuntersuchungen der Marine festgestellt. Letzterer macht dafür vor allem die stetig sinkende sportliche Leistungsfähigkeit der OA verantwortlich. Um diesen gesellschaftlichen Tatsachen wirksam begegnen zu können, wir der Segelvorausbildung 50 % mehr Zeit eingeräumt als bisher. Dadurch wird auch eine eventuelle klimatische Umstellung erleichtert.
Viertens wird der Einsatz in der Takelage intensiver vorbereitet. Dazu wird an der Marineschule Mürwik (MSM) eine Trainingsanlage errichtet werden, die den Teil eines Mastes der Gorch Fock nachbildet. Die OA werden an dieser Anlage vor ihrer Segelausbildung geschult. Dies gewährleistet ein besseres Heranführen an das Aufentern sowie eine Verringerung des Risikos und ein frühzeitiges Erkennen von Höhenangst.
Fünftens werden Kadettenoffiziere von der MSM eingeschifft, die sich zusätzlich um die Belange der OA kümmern werden. Hierbei sollen bestehende Hierarchien nicht konterkariert werden. Es werden jedoch ergänzende Möglichkeiten geschaffen, sowohl die Dienstaufsicht als auch die Betreung der OA während des für sie fordernden Ausbildungsabschnittes zu intensivieren, um so der Kritik der fehlenden Präsenz der Offiziere zu begegnen und der Bildung informeller Strukturen entgegenzuwirken.
Sechstens wird zukünftig durch organisatorische Maßnahmen sichergestellt, dass dem Kommandanten Gelegenheit gegeben wird, Urlaub außerhalb der Zeiten der Segelvorausbildung zu nehmen. Grundsätzlich ist die Inanspruchnahme eines kurzen Urlaubszeitraumes des Kommandanten nicht zu beanstanden, da eine lange Auslandsreise kräftezehrend ist und wenig Spielraum für Erholung bietet. Die Anwesenheit des Kommandanten bei Eintreffen der OA und Beginn der Segelvorausbildung ist jedoch geboten.
Siebtens hat der Inspekteur der Marine das Aufhängen der so genannten „Heizerleine“ und vergleichbarer „Trophäensammlungen“ untersagt. Vermeintliches „Brauchtum“ darf weder diskriminierend, geschmacklos noch verletzend sein. Es muss darüber hinaus in gegenseitiger Rücksichtnahme auch geschlechterübergreifen das persönliche Schamgefühl gewahrt bleiben.
Und für die Zukunft des Großseglers? Da wird zwar noch das Ergebnis einer Kommission zur künftigen Ausgestaltung der semännischen Basisausbildung abgewartet, der Trend, den das Ministerium vorgibt, ist aber eindeutig:
Gerade für die Teamausbildung eignet sich aus Sicht des Bundesministeriums der Verteidigung die Ausbildung auf einem Großsegler in besonderer Weise. Diese Ausbildung soll die fachlichen Lehrgänge an den Schulen als wichtiger Baustein auf dem Weg zum Offizier der Marine ergänzen.
(…)
Bei aufrichtigem Umgang mit allen das Segelschulschiff Gorch Fock betreffenden Fragestellungen besteht die Zuversicht, dass das Ausbildungskonzept zukunftsfähig fortgeschrieben werden kann und die Gorch Fock auch weiterhin ihren Auftrag als Segelschulschiff der Detuschen Marine erfüllen wird.
Ein ständiger Diskussionspunkt ist, warum der frühere Kommandant Norbert Schatz nicht wieder auf seinen Posten kommt. Im Zusammenhang mit dem Tod der Kadettin wird ihm weder von der Staatsanwaltschaft noch vom Havariebeauftragten ein ursächliches Fehlverhalten angelastet. Doch beide Untersuchungen stellten strukturelle Mängel in der Ausbildung fest – was laut Bericht zu dem Ergebnis führte:
Der Inspekteur der Marine hat in einer persönlichen Unterredung mit dem Kommandanten die angesprochenen Punkte gemeinsam bewertet. Der Kommandant hat daraufhin, in der Absicht, dem Schiff einen unbelasteten Neuanfang zu erleichtern, darum gebeten, nicht erneut als Kommandant eingesetzt zu werden.
Das ist die Berichtsvariante. In seinem offiziellen Beschluss zum Entscheidungsvorschlag des Havarieausschusses nach der Untersuchung des Todesfalls, der Anhang des Berichts ist, hat Marineinspekteur Axel Schimpf allerdings dazu formal härter ausgeführt:
Ein Fehlverhalten von Kommandant oder Besatzungsangehörigen, welches ursächlich zu diesem Personenunfall beigetragen hat, liegt nicht vor.
Sonstiges Fehlverhalten stelle ich wie folgt fest:
Beim Kommandanten Kapitän zur See Schatz, da er
– es versäumt hat, eine Organisation an Bord zu etablieren, die dafür Sorge trägt, dass alle Dienstgradgruppen eine umfassende Ausbildung und Einweisung für die entsprechenden Aufgaben durch die Vorgesetzten stattfindet, insbesondere im Hinblick auf die speziellen Vorgaben der Schiffsführung für die Durchführung der Segelvorausbildung.
– sich nicht um die personelle Ausgestaltung der Segelvorausbildung gekümmert hat und so zwei unerfahrene Soldaten mit der Durchführung am Großtopp beauftragt wurden.
– durch sein Führungsverhalten nicht für widerspruchsfreie, verlässliche und klare Vorgaben an Bord gesorgt hat.
Und:
Der Tod von Frau Obermaat OA Seele sollte allen Vorgesetzten Grund genug sein, den eigenen Führungsstil kritisch zu überdenken: Klare und verbindliche Vorgaben verbunden mit einer ernsthaften Dienstaufsicht und Kontrolle stehen weder im Widerspruch zur Inneren Führung und zum Führen mit Auftrag, noch sind sie ein Ausdruck von Misstrauen gegenüber den Untergebenen. Im Gegenteil: Sie sind Ausdruck eines disziplinierten und fürsorglichen Führungsverhaltens, welches wir unseren anvertrauten Frauen und Männern schuldig sind.
Zunächst Dank @ Martin für den Link. Danach kann ich die Aufregung allerdings noch weniger verstehen. Was Lehner erzählt, haben wir doch schon oft genug gehört – was es nicht besser macht. Das schlägt jedenfalls nirgendwo den kleinsten neue Funke, der der Rede wert wäre. Es ist und bleibt eine dürftige Suppe, die Lehner gerührt hat. Denn er (und sein Gewährsmann Creveld) versagen doch genau am entscheidenden Punkt: Die völlig richtige Einsicht, dass wir alle (also auch die Männer) viel stärker hormonell gesteuert sind, als uns lieb und vor allem bewusst ist – sagt doch zu allererst mal etwas über die Autoren Lehner und Creveld und dann auch über uns als Diskutanten. Da muss doch dann erst mal der Blick auf uns selbst zurück gedreht werden, auf unsere eigenen Wahrnehmungs- und Auffassungsmöglichkeiten. Die beiden haben ganz einfach schlechte Arbeit geliefert.
@Polybos
„Der ganze Artikel zeichnet ein Frauenbild, das dem der Nationalsozialisten ähnelt. “
Absolut richtig! Ist es angesichts solcher Zuständer aber mit Leserbriefen getan, wie Sie vorschlagen? Oder wären nicht weiterreichende Maßnahmen angemessen, z.B. Rücktritt der Verantwortlichen bei der MOV und Aberkennung des Dienstgrads bei rechten Reserveoffizieren?
@Polybos
Ich sehe wir haben das gleiche Bild über die MOV (Wolkenschieberheim…). Schick, schick! ;-)
@Zivi a.D.:
Dass was Lehnert geschrieben hat, ist sicherlich kein neuer Stoff, gewinnt jedoch an Brisanz, indem er aktuelle Themen der deutschen Sicherheitspolitik aufbereitet. Dazu gehören die Gorch Fock, Tod sowie Frauen.
Gegen eine wissenschaftliche Debatte wäre nichts einzuwenden, sofern ihr Urteile auf fundierten Ergebnissen beruhen würde. Dazu wäre jedoch eine große, weil indisziplinäre Studie vonnöten. Die kann eine einzige Person unmöglich alleine Tragen, sondern nur Institutionen. Alleine kann man höchstens bestehende Forschungsergebnisse zusammentragen und interpretieren. Dass soetwas nur selten gelingt, sieht man am prominenten Beispiel von Martin van Creveld, dessen Publikationen ansonsten hohes Ansehen genießen.
@Demokrat:
Die Forderung nach personellen Rücktritten ist ein inflationäres Phänomen und gegenwärtig sehr beliebt. Ich halte davon nicht. Man muss wissen, dass die Präsenz-Redaktion solcher Fachzeitschriften sehr klein ist und sehr viel Engagement dahinter steckt. Möchte man weiterhin informiert werden, sollte die Arbeit weitergehen. Dennoch halte ich es angebracht, der Redaktion wissen zu lassen, dass man mit der Auswahl des Artikels sowie dessen Inhalt nicht einverstanden ist.
Ich würde ebenfalls von der Forderung Abstand nehmen, solcherlei Leute den erworbenen Dienstgrad abzuerkennen. Das geht zu weit. Jede Person sollte das Recht haben, ihre eigene (dumme) Meinung zu vertreten ;)
@NMWC:
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich will die MOV nicht schlecht machen. Schließlich bin ich selbst Mitglied. Ich sehe jedoch strukturelle Schwächen, die es auszugleichen gibt. Man muss den „alten Herren“ zugute halten, dass sie über die nötige Zeit und das Engagement verfügen, eine solche Lobby zu unterhalten. Das würden ausschließlich aktive Offiziere sicherlich nicht schaffen. Allerdings sollten ihre Interessen (Generation „Einsatz“) stärker zur Geltung gebracht werden. Denn es ist in erster Linie ihre Marine – die Marine der „alten Herren“ war einmal. Das soll keine Kritik, sondern eine Bestandsaufnahme sein.
@klabautermann: Aufrichtigen Dank für die Ausführungen zum Thema bullshit!! Klasse!
War doch gut, daß wir die Marine 1919 nicht abgeschafft haben :-)).
@Polybos
Zustimmung zu Ihrer Bestandsaufnahme. Wollte auch gar nichts unterstellen.
Ich persönlich sehe die Prägung aber noch etwas mehr bei den alten Herren, die auch in ihrer aktiven Zeit zu dem Club der „Wolkenschieber“ gehört haben. Und diese rekrutieren ihrerseits ihre alten Schützlinge aus dem AstO-Bereich. Ob sich damit eine Veränderung hin zur stärkeren Geltung der Interessen der „Generation Einsatz“ einbringen wird, muss sich erst zeigen.
Ich habe meine gesamte Dienstzeit kein Interesse an dieser Vereinigung gehabt und daran wird sich in Zukunft wohl auch nichts ändern. Dazu sind meine Ansichten aus der Schlammzone (die Kameraden HUT mögen mir den Begriff verzeihen..;-), meine Meinung über den Zustand der Marine und meine Prägung als Sperri einfach zu weit weg. Soweit meine Bestandsaufnahme.
@ all
Ich kann mich nicht erinnern, dass wir hier schon eine so heftig und intensiv geführte Diskussion hatten. Dabei geht es meiner Meinung nach nicht um das Thema „Gleichberechtigung“ oder „Die neue Rechte“, sondern es geht darum, dass ein „politisch inkorrektes“ Thema angesprochen worden ist. Die vermeintlichen Tugendwächter greifen sofort jedes Thema an, was dem politischen und gesellschaftlichen „Mainstream“ widerspricht. Dies ist die äußerste Form von gesellschaftlicher Zensur, die man in Deutschland und vielen anderen westlichen Gesellschaften antrifft.
Ich empfehle mal die Erfahrungen des General und Minister a.D. Jörg Schönbohm zu diem Thema „Politische Korrektheit“ zu lesen. Als Mini-Taschenbuch mit dem Untertitel „Das Schlachtfeld der Tugendwächter“ mittlerweile in der 3. Auflage in der Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Leipzig erschienen.
@Georg
Mich erschreckt, wie Sie hier Engagement gegen rechte Tendenzen mit Zensur gleichsetzen. Niemand hier hat die Zensur der kruden biologistischen Thesen des Dr. Lehnert gefordert. Er sollte aber bereit sein, die Konsequenzen für sein Verhalten zu tragen. Wer sich so außerhalb des demokratischen Konsenses stellt wie er, dem sollten Demokraten kein Forum mehr bieten. Man kann Meinungsfreiheit auch missbrauchen, und dies zu tolerieren, wäre falsch.
@ Demokrat
Für mich sieht dies eher so aus, dass Sie hier mit dem Knüppel der „political correctness“ Meinungsäußerungen unterdrücken wollen.
Man kann seine Thesen als falsch empfinden, man kann sagen dies sei eine rückwärtsgewandte Gesellschaftspolitik, man kann sagen, dass er dem rechten Gedankengut anhängt. Darf er deshalb nicht seine Meinung äußern ?
Ich wäre dankbar, wenn die selbsternannten Hüter der „Politischen Korrektheit“ nicht auf dem linken Augen blind wären. Es würden mich z.B. mal interessieren wo die über 100 000 hauptamtlichen Mitarbeiter der StaSi in ihren beruflichen Werdengängen ab 1990 abgeblieben sind. Des weiteren ist es eine interessante Fragestellung, warum der brandenburgische Landtag die Regelüberprüfung auf StaSi-Tätigkeit ihrer Abgeordneten 1990 nicht angewendet hat ?
Und zu guter Letzt würde es mich interessieren warum nicht ein breiter gesellschafter Aufschrei durch unsere Medienlandschaft und durch die gesellschaftlichen Eliten geht,
wenn ein deutscher General in einem vom deutschen Bundestag angeordneten Einsatz schwer verletzt wird und anschließend von linken Grupppen in einer Plakataktion in Hannover persönlich verhöhnt wird.
Das meine ich mit „politischer Korrektness“, wo durch einen medialen Overkill unliebsame Kritiker und Themen mundtot gemacht werden.
@Georg
Nun bin ich ein bisschen verblüfft. Ich hab‘ die Diskussion hier laufen lassen, wie ja vielleicht aufgefallen ist. Und wenn es gegen bestimmte Ansichten eine konträre Meinung gibt, ist das die äußerste Form von gesellschaftlicher Zensur?
Geh‘ mich wech, würde man da sagen, wo ich früher mal gelebt habe. Anscheinend wird eine sehr, sehr offene Diskussion mit einem sehr breiten Spektrum auch nicht goutiert, wenn’s sich dann gegen die eigene Meinung richtet…
@Georg
Man kann nicht Links und Rechts einfach so gleichsetzen. Es mag sein, dass von linker Seite bei legitimer Kritik zuweilen etwas überreagiert wird. Solche Einzelfälle sollte man aber im Kontext der systematischen und trotz aller Anstrengungen immer noch virulenten Bedrohung von Rechts sehen. Intellektualisierungsversuche der Neuen Rechten sind dabei wesentlich gefährlicher als die Altrechten, die man in der Regel sofort erkannte. Viele gutgläubige Menschen gehen den rechten Rattenfängern auf den Leim, weil sie nicht erkennen, was sich hinter der scheinbar moderaten Rhetorik verbirgt. Hier ist noch wesentlich mehr Aufklärung erforderlich, und ich würde mir auch von Herr Wiegold hier manchmal mehr Engagement wünschen. Zuweilen ist der Kommentarbereich hier ja auch ein Forum für äußerst rechte Ansichten, ohne dass eingeschritten wird. Vielleicht wäre der Lehnert-Artikel ja auch einen eigenen Beitrag mit einer klaren Positionierung wert gewesen.
@T. Wiegold
Vielen Dank für die deutlichen Worte!
@ T.Wiegold
Ich denke da bin ich missverstanden worden. Mich überrascht die Heftigkeit und die Intensität der Reaktionen gegen die von dem Dr. Lehnert geäußerten Thesen.
Ich bin gewiss kein Anhänger der radikalen Rechten nur bin ich für Meinungsfreiheit. Also sollte auch er seine Standpunkte frei äußern könnnen, solange er nicht zu Verbrechen aufruft.
Nicht die konträre Meinung ist die „äußerste Form von gesellschaftlicher Zensur“, sondern der „Eifer der Heilsbringer“, mit dem seine Thesen verdammt werden, aber sich nicht inhaltlich mit ihm auseinandergesetzt wird. (Gut ist teilweise von den alten Seefahrern wie z.B. @ klabautermann schon gemacht worden).
Wie schief das gesellschaftliche Bild hängt, kann man an folgenden Gedankenexperiment sehen.
Im Bundestag gibt es eine Partei, die nennt sich „Die Linke“. Sie ist die direkte Nachfolgepartei der SED, die für das kommunistische Unrechtsregime in der DDR verantwortlich war. Obwohl dem so ist, wird sie gesellschaftlich geduldet, in weitem Bereichen der Republik bringen die Bürger ihr sogar soviel Vertrauen entgegen, dass sie Regierungspartei ist.
Stellen Sie sich mal bitte vor, heute würde sich eine Partei rechts der CDU gründen, beispielsweise „Die Rechte“ und würde für den Bundestag kandidieren. Der gesellschaftliche und mediale Aufschrei wäre unermesslich.
@all
ja, ja, die alten Seemänner ;-) Vielleicht sogar alte Seemänner mit Kindern der „Generation Einsatz“ ? Vielleicht sogar Töchter (?), die einfach nur „peinlich, Alter“ sagen, wenn man ihnen das Etikett „Generation Einsatz“ andient?? Manchmal glaube ich, dass einige „Generation Einsatz“ Vertreter im Kopf älter sind als …..ich schreibs lieber nicht ;-))
Schade, dass keine Frau an dieser Diskussion Teil genommen hat.
@Georg:
Das Thema-an-sich ist nicht „politisch inkorrekt“. An meiner Universität gab es beispielsweise mal ein Seminar, dass sich ein ganzes Semester mit diesem Thema befasst hat. Außerdem forschen das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr und andere Einrichtungen seit Jahren aus dem Gebiet.
Das was Dr. Lehnert aus dem Thema macht, ist politisch inkorrekt! Ich frage mich, warum Sie diesen Kleingeist so verteidigen. Nur der freien Meinungsäußerung willen? Dann hat Sie offenbar der Gedanke an dieses hohe Gut unserer Verfassung verblendet.
Jeder darf natürlich seine eigene (dumme) Meinung haben, aber gleichzeitig sollte auch jeder Person gestattet sein, diese zu kritisieren und genau das tuen wir nämlich hier. Ich hab in der fortlaufenden Person auch noch keinen Kommentar entdecken können, indem Dr. Lehnerts Thesen bewusst verteidigt werden. Stattdessen stören sich viele an einer vermeintlichen „Hexenjagd“. Das geht meiner Meinung nach aber am Thema deutlich vorbei!
Ich persönlich finde, dass Dr. Lehnert und sein fragwürdiger Verein niemand sind, die man großartig in Schutz nehmen sollte. Sie sollen ja publizieren, d.h. in die Öffentlichkeit. Dazu lese man sich mal die Beschreibung seines Verlages bei „facebook“ durch. Dort steht unverblümt:
„Den wahren, guten und schönen Rechten …
Die Sezession ist eine politisch-kulturelle Zeitschrift. Gebildet, widerborstig und konservativ zu sein, ist das Gebot der Stunde: Wer einigermaßen wachen Auges und Geistes in Deutschland lebt, wird sich seiner linksliberalen Knabenblütenträume schämen und nach rechts blicken, wo dringlich gedacht und argumentiert wird.
Die Sezession verfährt nach dem Grundsatz der großen Loslösung vom allgemeinen Palaver unserer Zeit: Es zeugt von Unreife, wenn Probleme ständig besprochen, aber nie gelöst werden. Und es zeugt von Verantwortungslosigkeit, wenn es sich die führenden Köpfe unseres Landes noch immer verbieten, rechts von der Mitte Ausschau nach Lösungswegen aus der Volkskrise zu suchen.
Die Sezession bündelt Gedanken, Argumente und Lösungsansätze sechs Mal im Jahr auf 60 Seiten – drei Mal thematisch gebunden, drei Mal in offenen Heften.“
Und solchen Leuten will man das Recht einräumen, in renommierten Fachzeitschriften das Wort zu ergreifen? Sollen sicherheitspolitische Diskussionen zukünftig etwa nur noch durch den ideologischen Schleier betrachtet werden?
„Man kann nicht Links und Rechts einfach so gleichsetzen. Es mag sein, dass von linker Seite bei legitimer Kritik zuweilen etwas überreagiert wird. Solche Einzelfälle sollte man aber im Kontext der systematischen und trotz aller Anstrengungen immer noch virulenten Bedrohung von Rechts sehen“
Sorry, bei solchem Geschwurbel geht mit die Hutschnur hoch. Brennende DHL-Kurierfahrzeuge und in Werkstätten stehende BwFP-Autos, die der „legitimen, etwas überreagierenden Kritik“ linker Demokratie- und Friedensfreunde durch Brandanschläge anheim fallen, sind genauso schlimm wie Hakenkreuzschmierereien. Und über die Debatte in der Linkspartei über ihr Verhältnis zu Israel brauchen wir hier nicht anfangen…
@Polybos
Ich glaube, wir diskutieren hier über ein Phantom. Es ist doch Konsens, dass die kruden biologistischen Ansichten der Rechten unakzeptabel sind und nicht als ernstgemeinter Diskussionsbeitrag verstanden werden sollten.
Wie aber damit umgehen? Diese Leute werden doch immer weiter versuchen, ihr Gedankengut zu propagieren. Wenn sie es künftig nicht mehr im Marineforum tun können, dann auf Wehrübungen oder in anderer Form. Ich glaube, dass hier viel stärker präventiv gearbeitet werden muss. Warum kann man überhaupt Reserveoffizier werden, wenn man das Menschenbild des Grundgesetzes ablehnt? Warum bleibt man General, wenn man den „archaischen Kämpfer“ anstelle des Staatsbürgers in Uniform herbeiwünscht? Wird genug Aufklärung betrieben, um Soldaten gegen solches Gedankengut zu immunisieren? Und wie hoch ist die Dunkelziffer von rechten Vorfällen in der Bundeswehr, die aus falsch verstandener Kameradschaft nicht gemeldet werden? Lehnert ist doch bestimmt schon früher durch rechte Sprüche aufgefallen, ohne dasss jemand gehandelt hat. Wieviele solcher Fälle gibt es noch?
Ich werde jetzt mal bei kritischen Abgeordneten nachfragen, ob sie vielleicht mal eine parlamentarische Anfrage starten können.
„Ich werde jetzt mal bei kritischen Abgeordneten nachfragen, ob sie vielleicht mal eine parlamentarische Anfrage starten können.“
Na da dürfen wir uns bestimmt auf einen Klassebeitrag der Linksfraktion freuen, der schon in den Vorbemerkungen zur Kleinen Anfrage als Endergebnis vorwegnimmt, dass die Bundeswehr ein von rechts unterwanderter Verein ist, der kurz davor steht, den deutschen Gruss wieder einzuführen. Ich versuche meine Soldaten gegen ALLE extremistischen Strömungen zu immunisieren. Aber damit bin ich wahrscheinlich nach Definition der Linkspartei schon des Rechtsextremismus verdächtig…
@mietsch
Umfragen unter studierenden Offizieren haben ergeben, dass hier ein nicht unwesentlicher Anteil anfällig für rechtes Gedankengut ist. Ich würde das Thema daher nicht verharmlosen.
Widerstand gegen rechte Tendenzen ist davon abgesehen glücklicherweise seit langem nicht mehr nur ein Anliegen einzelner Parteien, sondern Konsens aller Demokraten. Das hat ja auch die CDU jüngst nocheinmal bekräftigt, als sie sich dem „Berliner Konsens“ gegen Rechts ausdrücklich anschloss. Den Worten müssen aber noch deutlich mehr Taten folgen, und da ist keine Partei frei von Fehlern.
@demokrat
Ich habe leider heute keine Zeit, um die Diskussion weiterzuführen. Aber für mich steht fest, dass es törricht ist, den rechten Teufel mit dem linken Beelzebub austreiben zu wollen. Das versuchen Sie hier als Gut und Richtig zu verkaufen, aber die damit verbundenen Konsequenzen ignorieren Sie geflissentlich. Da bekomme ich 200 Puls und werde in meinem kleinen Verantwortungsbereich weiterhin die strikte Ablehnung der Ideen u. Taten LINKER und RECHTER Extremisten deutlich machen.
Herr Wiegold, nur mal aus Interesse: Kann hier eine Person unter diversen Pseudonymen schreiben, ohne das dies (Ihnen) auffiele?
@mietsch:
Und da ist wieder die Frankfurter Schule: Alles was nicht links oder mindestens linksliberal ist, muss faschistisch sein. Eine primitive Argumentation, die sich durch die Jahre in Deutschland aber durchgesetzt hat.
@Demokrat:
Das Ergebnis dieser Umfrage verwundert doch nicht. Die Bundeswehr ist nach Foucault eine „totale Institution“. Fast das gesamte Handeln ist verregelt. Ist doch klar, dass sich in solchen Einrichtungen Menschen mit einer bürgerlichen Einstellung wohler fühlen als Freigeister. Ist das ein Fehler im System? Nein. Wir brauchen Militär und dieses sollte sich nicht nach irgendwelchen gesellschaftlichen Gepflogenheiten ausrichten, sondern nach einem klaren Auftrag.
Der Fehler im System besteht meiner Meinung nach wieder einmal in der Ausbildung und Erziehung. Wenn frischgebackene Abiturienten zur Bundeswehr kommen und an Orten wie der MSM gleich Zwei-Mann-Stuben mit eigenem Bad beziehen, werden sie natürlich in ihrer Selbsteinstellung unterstützt, etwas besseres zu sein. Das Hofieren des Offiziernachwuchses ist einer Personalpolitik geschuldet, die meiner Meinung nach mehr auf Quote, statt auf Effizienz setzt.
Wer also bis zum Beginn des Studiums „besser“ behandelt wird als andere Mannschaftsdienstgrade – in dieser Laufbahngruppe befinden sich nämlich auch noch die OAs -, bei dem prägt sich natürlich ein gewisses Elitedenken ein. Das ist prinzipiell nicht schlimm. Die Forschung meint sogar, dass Aggression erstmal nichts negatives ist. Allerdings sollte man aufpassen, nicht abzuheben.
Hier wird ja beste Comedy geboten. Erinnert irgendwie hieran:
http://www.youtube.com/watch?v=GryQiamGxpY
Hier haben offenbar einige große Probleme, den Unterschied zwischen sinnvoller Gleichberechtigung und absurder Gleichmacherei zu verstehen.
Einfach mal die ideologische Brille absetzten. Auch ohne Ideologie sind die sicherheitspolitischen Herausforderungen der Gegenwart happig genug.
@MD
Da ich hier Pseudonyme zulasse, kann ich natürlich auch nicht verhindern, dass sich hinter zwei Pseudonymen die gleiche Person verbirgt….
Kann nur appelllieren, so einen Blödsinn zu unterlassen. Und wenn ich klare Anhaltspunkte dafür habe, dass jemand so was macht, sperre ich eines der Pseudonyme, zumindest bis zur Klärung.
Werden keine IP-Adressen mit regsistiert? Ich denke, man macht sich nicht die Mühe für ein Blog bei jedem Eintrag mit neuer IP anzutanzen oder tauchen die Bw-Intranetnutzer eh alle mit der gleichen IP auf?
@Roman
Das mit den IP-Adressen ist eh Banane – da steht dann Telekom oder ein anderes Unternehmen (falls nicht von einem Dienstrechner. Aber das macht doch keiner).
Noch ein kurzer Hinweis auf ein weiteres „bemerkenswertes“ Projekt der Neuen Rechten, getrieben von Götz Kubitschek, ehem. aktiver Offizier der Bw, dem man – ich sage das nur, damit niemand das Verschweigen vorwirft – soweit ich gelesen habe, mal disziplinarisch an die Karre fahren wollte, die aber zurücknehmen musste. Wie dem auch sei, das Projekt http://www.deutscheopfer.de/ ist dermaßen vordergründig darauf ausgelegt, Hass zu reproduzieren, dass es ein Graus ist. Wer die Berichterstattung über Taten und den zugehörigen Urteilen addiert, hat kein Interesse an Aufklärung – und das wäre der Maßstab, den ich an „kritisch“ anlegen würde und nicht links bzw. rechts – sondern an einseitiger Verklärung.
standing ovations!! Habe wieder ne Menge gelernt.
Bei dieser (sorry) pubertären „Endzeitschlacht“ zwischen den aufrechten, gegenderten frauenverstehenden Demokraten und den biologistisch-nazistischen Weiberfeinden ist mir übrigens aufgefallen, daß beide Seiten wohl mehr gemeinsam haben, als ihnen bewußt ist…(und lieb sein dürfte).
Zumindest haben sie einen gemeinsamen Albtraum. Und der hat einen Namen:
Ziva David
@ Steiner
Genau um sie geht es nicht!
Es geht um Mandy, Peggy und die Franzi. Oft ohne Abschluss, alle kleiner als 1,55m und eingeplant als Panzergrenadierin, Spähtruppsoldatin oder Rettungssanitätiterin bei der Kampftruppe. Und es geht dabei weniger gegen die Frauen, sondern darum, das sie den Job, für den sie vorgesehen sind, einfach nicht machen können. Bei einem kleinen Kerl, der dann wirklich nichts taugt, den verstecke ich im Gezi, beim VU oder so. Ich habe das mit auch mit einer Frau gemacht und musste mich relativ zügig gegenüber der Gleichstellungsbeauftragten erklären. Was ich natürlich nicht gemacht habe. Hat mir dann zwei weitere Anrufe eingebracht. ^^
„..gegenüber der Gleichstellungsbeauftragten erklären. Was ich natürlich nicht gemacht habe. ..“
Jetzt mal ehrlich: Was für ein Verhalten (ALLER Beteiligten!!) ist das? –
Mir fällt da wieder nur ein: pubertär. Höchste Zeit einmal inne zu halten und ein wenig nachzudenken.
Wohin wollen wir? Was ist UNSER Ziel?
Um nicht mißverstanden zu werden: den Begriff „pubertär“ will ich rein sachlich verstanden wissen. Es geht um die Beschreibung eines Verhaltens, nicht um die Abwertung von Personen.
Warum die kleinen Japanerinnen die großen Deutschinnen besiegt haben, würde mich dann ja doch interessieren, wenn doch biologisch-genetisch alles vorherbestimmt ist. Waren sie gedopt? Radioaktiv geladen?
@Steiner
Was ist „pubertär“ daran, wenn sich Soldatinnen, die der Vorgesetzte nicht für voll nimmt und ins Geschäftszimmer abschieben will, sich an den Gleichstellungsbeauftragten wenden?
Solche Sprüche belegen doch, dass es nicht an den Frauen liegt, wenn diese scheinbar nicht die gleichen Leistungen erbringen, sondern dass diese durch Strukturen männlicher Dominanz gezielt behindert werden. Die Bundeswehr wird sich daher gegenüber einer Quotenregelung für Vorgesetztenfunktionen nicht länger verschließen können. Anders werden sich diese Strukturen kaum aufbrechen lassen.
@Sascha Stoltenow
Vielen Dank für den Hinweis. Der Sport ist das beste Beispiel dafür, dass biologische Faktoren (ethnische Herkunft oder Geschlecht) allenfalls einen vernachlässigbaren Einfluss auf die Leistungen haben.
„Solche Sprüche belegen doch, dass es nicht an den Frauen liegt, wenn diese scheinbar nicht die gleichen Leistungen erbringen, sondern dass diese durch Strukturen männlicher Dominanz gezielt behindert werden.“
Haben Sie Romans Beispiel überhaupt richtig gelesen? Einen MÄNNLICHEN Soldaten hätte man dort bunkern können, wenn er die Leistung im Feld nicht erbringen kann, bei einer FRAU geht das nicht… Ergo geht diese dann ins Feld, trotz nicht erreichter Leistungsziele? Manchmal….
@ Sascha Stoltenow | 11. Juli 2011 – 11:08
Ich versuche mich mal an einer Hypothese: Weil die Japanerinnen hart trainiert haben, ihnen eben nicht der emanzipatorische Teppich ausgerollt wurde, sie sich aufgrund von Leistung beweisen mussten und die Geschlechterfrage in Japan weitgehend nicht Gegenstand ideologischer Schlachten ist.
Die deutschen Fußball- Mädels haben ja auch tolle Leistungen vollbracht, bis die Nischensportart Frauenfußball dann von Genderpolitikern entdeckt, ein künstliches Sommermärchen ausgerufen und die deutschen Fußballerinnen einem feministischen gesellschaftlichen Projekt vorgespannt wurden. Kein Wunder, dass die keine Zeit mehr für Technik- Training hatten …
Trotz der super Leistung der Japanerinnen glaube ich, dass sie gegen jede der Top 10 Männer- Nationalmannschaften keine Chance hätten.
Und genau hier befürchte ich, dass gerade in der Bundeswehr ein sehr verkrampfter Umfang herrscht, der eben nun das Pendel ins nächste falsche Extrem schlagen lässt. Das Ergebnis werden unnötige Gefallene sein, weil Leistungsstandards untergraben werden.
@ Demokrat | 11. Juli 2011 – 11:23
Warum noch mal gibt es in zahlreichen Sportarten nach Geschlechtern getrennte Wettbewerbe? Ist die 1. Fußball- Bundesliga der Männer etwa ein faschistischer frauenfeindlicher Naziverein, weil dort keine Frau spielt?
Warum ist heute in der Sportmedizin DNA-Screening Standard bei der Nachwuchsgewinnung? Warum rennen die Ostafrikaner den anderen beim Marathon so weg? Hat natürlich alles bestimmt nur was mit Lamarckismus zu tun! ;-)
Es lebe Stalins Lyssenkoismus…
Ist es eigentlich biologistisch und damit ja offenbar Nazi- Denke, wenn ich behaupte: Männer können keine Kinder gebären?
Ich finde es zudem recht inhuman, Menschen in Verwendungen rein zu zwingen, denen sie nicht gewachsen sind.
Mit all dem will ich Chancengleichheit überhaupt nicht in Frage stellen. Die zu starken Verwendungsbeschränkung bis 2001 waren falsch. Nur deshalb muss man jetzt nicht ins andere Extrem verfallen und bei der Verwendung vollkommen sachfremde Parameter einbringen.
also wenn schon alle gleich, dann aber wirklich alle gleich. Viele Angehörige der Frauenfußballmannschaft sind ja ‚Sport-Soldaten‘. Nun fördert die BW so ziemlich alle Sportarten, nur nicht das Männer Synchronschwimmen !!! Dass es das nicht gibt, tut hier nix zur Sache.
1. ich beantrage also die Einführung eines Männerbauftragten in der BW und
2. als Pilotprojekt der BW Sportschule die Förderung des Männersynchronschwimmens !!!
….alternativ(los) könnte man das Männersynchronschwimmen in das IGF der Marine einführen :-))))
@Sun Tzu: Ich sehe es eher so, dass der (Spitzen)Sport hier die falschen Analogie ist, und deshalb die biologistischen Thesen nicht nur dumm, sondern einfach nicht zutreffend sind. In einer Armee mit 200.000 Soldaten und Soldatinnen sind die Vielfalt und das Anforderungsspektrum so breit, dass das biologische Geschlecht fast unerheblich ist, weil der Anteil der primär körperlich geforderten Rollen, mehr oder weniger verschwindet.
Oder um es mal ganz praktisch zu machen: Der 20.000 beste Skifahrer Österreichs ist mit im Zweifelsfall haushoch überlegen, und wenn ich mich an so einige adipöse Kamaerade aus meiner aktiven Dienstzeit erinnere, behaupte ich, dass ich deren Wampenfaktor trotz intensiven Drehstuhlsittings immer noch nicht erreicht habe.
Und: wäre es nicht sogar sinnvoll bspw. Kampfjets durch kleinere Frauen fliegen zu lassen, wenn sie ihre 9G-Test gut absolvieren?
Das impliziert für mich aber auch, dass für Männer und Frauen in bestimmten Verwendungen die gleichen Standards gelten sollten, sprich, Frauen, die in die Kampftruppe wollen, auch die „männlichen“ Sportabzeichen- etc. Kriterien erfüllen müssen. Den ganzen politischen und Gender-Klimbim brauche ich da nicht – egal ob er von links, rechts, oben oder unten in erkennbarer Absicht gepusht wird.
@Sascha Stoltenow
Mit Ihrer Forderung nach Einhaltung von „Standards“ vertreten Sie doch die gleiche Position wie Lehnert. Diese Position übersieht aber, dass die Standards keinesfalls neutral sind, sondern Überbleibsel aus der Zeit sind, als die Bundeswehr noch Männerarmee war. Der Mann wird von diesen Standards immer noch als Norm definiert. An ihnen festzuhalten bedeutet daher zwangsläufig die Diskriminierung von Frauen. Man braucht daher geschlechtersensible Standards, die leider immer noch (bewusst oder unbewusst diskriminieren) als „Verwässerung“ diffamiert und blockiert werden.
Am besten legen wir die Standards so aus, dass diese jede Frau, egal mit welcher körperlichen Leistungsfähigkeit sie ausgestattet ist, auch schafft. Dann hätte die Bundeswehr wahrlich kein Problem mehr an Nachwuchs zu kommen.
Ich hoffe man kann in meinem Beitrag die Ironie erkennen.
Hauptthese des Unisexismus:
„Menschen haben grundsätzlich keine geschlechstsspezifischen Bedürfnisse“
Im Ansatz richtig; dennoch haben Menschen geschlechstsspezifische Anatomien und ergo Ergonomien…..auch wenn alle ‚kinetischen‘ Parameter identisch sind: Länge, Höhe, Breite, Gewicht, BMI etc……zu blöd aber auch.
@Demokrat
nun mal Hand aufs Herz! Sind Sie Unisexist ???
Demokrat | 11. Juli 2011 – 13:05 :
„Der Mann wird von diesen Standards immer noch als Norm definiert.“
Nein, der Auftrag ist die Norm. Ein MG3 wird nicht kürzer, wenn OG (w) es in die Hand nimmt, der Rucksack nicht leichter und das zu erklimmende Hindernis nicht kleiner. Oder ist das in Ihrer Realität anders?
@ Nico
……jetzt nähern wir uns des Pudels Kern: Standards sind das eine, ihre Anwendung das andere !
Dass schlicht und einfach anatomisch/ergomisch/statistisch Unterschiede zwischen Mann und Frau existieren, kann man das ‚System Soldat‘ (mod. 1-4711) natürlich nur dann optimieren, wenn man geschlechtspezifische mod 1-4711 Ausbildungs/Ausrüstungs-Varianten vorhält (fight as U train)…….das ist ein Ding der Unmöglichkeit rein organisatorisch.
Also, Ausbildungs- und Ausrüstungs-Konfektions-Standards richten sich immer nach dem größten signifikanten ’sample‘ aus…..und dass ist nun mal bei Streitkräften immer noch männlich und im Durchschnitt eben 175 cm groß etc.
Und damit bin ich wieder bei der Handhabung von Standards: nur um Bewerber-Quoten zu füllen, muß ich bei der Anwendung/Handhabung der Standards auch geschlechtsspezifisch differenzieren und selektieren. Dazu müßte ich aber die Idee der totalen Gleichberechtigung aufgeben, ebenso das Konzept des universal solier, sailor or airman und das Konzept der unkonditionierten Freiwilligkeit.
Zitat eines 3-Sterners: „Wir müssen und künftig daran gewöhnen, dass die Bewerber uns sagen, was sie in den Streitkräften machen wollen“……kein Scherz !
Ich werfe jetzt mal das hier in die Runde, vielleicht wäre das ein Lösungs- oder Ausweg:
http://idfspokesperson.com/2011/07/10/female-combat-hummer-operatives-train-at-the-urban-warfare-training-center/
@demokrat
Die Einschaltung eines Vertrauensmannes, die Abgabe einer Beschwerde oder -wie in unserem Fall- die Einschaltung der Gleichstellungsbeauftragten ist per se nicht pubertär, da haben Sie völlig Recht.
Pubertär nenne ich es, wenn dieser Schritt als erster gewählt wird. Ohne zunächst mit meinem Gruppen- und Zugführer, geschweige denn mit dem zuständigen Disziplinarvorgesetzten ein Gespräch zu suchen und um Erläuterung der Gründe für dieses mich betreffende Vorgehen zu bitten. Ohne mal eine Nacht darüber zu schlafen und mich zu fragen, ob die vorgebrachten Gründe tatsächlich völlig abwegig sind oder möglicherweise -aus der Perspektive der betreffenden Verantwortlichen- nachvollziehbar wirken.
Von solchen vorangegangenen Gesprächen hat roman nichts erwähnt und ich war so frei, daraus meine eigenen (vielleicht allzu kühnen) Schlüsse zu ziehen.
Es geht also um ein überlegtes und selbstbewußtes Umgehen (aller Verantwortlichen) mit der Situation.
Dafür muß ich aber imstande sein, die Perspektive zu wechseln und den Standpunkt meines Gegenüber nachzuvollziehen. Hierzu sind Pubertierende (ich war selbst mal einer und habe eine 18jährige Tochter und einen 16jährigen Sohn) aber per definitionem noch nicht in der Lage. Ist auch nicht schlimm. Sie sind ja noch im richtigen Alter.
Kritisch wird es, wenn die Pubertät zum Dauerzustand wird. Daß ein 16jähriger hinter der Aufforderung, am Samstag morgen ‚mal Brötchen einzukaufen, einen Verstoß gegen Art. 1 GG wittert und die sich daraus ergebende Diskussion im Wege der moralischen Überhöhung UM JEDEN PREIS zu gewinnen versucht , ist pubertär. Kein Problem, gibt’s eben keine Brötchen. Aber raten Sie mal, wer anschließend am liebsten die Menschenrechtsbeauftragte einschalten würde..
Man muß -und da stehe ich Ihnen durchaus bei Seite- aber keinen Menschen irgendwohin „abschieben“.
Wer seiner Verantwortung als Vorgesetzte(r) gerecht wird und bspw. durch regelmässige Dienstaufsicht den nötigen Kontakt und das notwendige Vertrauen zu den ihr/ihm anvertrauten Menschen aufgebaut hat, der/dem wird es im Zweifelsfall auch gelingen, eine geeignete Verwendung (sofern hierfür sachlich gerechtfertigte Gründe vorliegen) in beiderseitigem Einvernehmen zu finden. Meinereiner hat das jedenfalls im Interesse der Sache und der betroffenen Menschen in fast 30 Jahren noch immer zu Wege gebracht, ohne daß Dritte eingeschaltet werden mußten.
@Demokrat,
nur für mein Verständnis. Wären Sie so freundlich einmal kurz darzulegen, was sie mit Ihren Hinweisen auf das Biologistische an / und bei beiden Geschlechter meinen? Vielen Dank.
@Demokrat: Nein, ich vertrete nicht die gleiche Position wie Lehnert, denn zu einer Position gehört deutlich mehr, als nur eine Regel zu definieren. Mir ist es es gleich, ob Soldatin oder Soldat, so lange sie oder er ihren Job machen können. Konkret: Ich würde adipöse Verpflegungsteilnehmer gleich welchen Geschlechts so trainieren, dass sie in der Lage sind, ihren Auftrag zu erfüllen, und, wenn das nicht geht, die Sanktionen des Dientsrechts walten lassen.
Ich bin doch ziemlich erstaunt, mit welcher Hartnäckigkeit hier ideologische Grundsatzdiskussionen geführt werden (die Nazis, das Abendland, die Zivilisation, die Wissenschaft . . .). Wenn es um Frauen (ob nun mit oder ohne Uniform) geht, werden Männerhirne offenbar hormonell ausgebremst. Der erkennbare Overkill an emotionalem Engagement spricht für sich.
Wenn ich die Antwort von Martin auf meine Frage nach den praktischen Optionen in dieser Sache richtig verstanden habe, ließe sich eine frauenfreie Truppe auf die absehbare Zeit beim San-Dienst gar nicht mehr und bei den anderen Streitkräften nur auf Kosten sinkender Qualität aufbauen. Dem hatte hier bisher niemand widersprochen, ich setze es also erst einmal als gegeben voraus. Unter dieser Voraussetzung gilt dann: Es geht nicht ohne Frauen, es bleibt nur zu fragen: Wie baut man sie am besten ein? Und dann lande ich wieder bei meiner immer noch unbeantworteten Frage: Wie sehen denn die konkreten Erfahrungen im Einsatz aus. Schließlich haben m.W. Frauen in AFG auch „draußen“ gedient und ich bin mir sicher, dass es hier genügend Leute gibt, die aus eigener Anschauung und Erfahrung dazu etwas sagen können an Hand ganz konkreter Fälle und Vorgänge (Glaubensbekenntnisse hatten wir genug). Falls es Probleme mit der Anonymisierung gibt, weil sich niemand aus der Truppe den Mund verbrennen will (was ich durchaus verstehen würde), wäre der Meister Wiegold sicher in der Lage vertraulich eingesandtes zu sammeln und anonymisiert und en bloc zur Verfügung zu stellen, damit wir wissen: Haben die Zugführerinnen (die müsste es doch schon gegeben haben) ihre Patrouillen durch AFG ordentlich geführt oder nicht? Haben die Fahrerinnen, Schützinnen . . . pp ihr Zeug ordentlich gemacht oder nicht? Und wenn nein, steckt System hinter den Schwächen (ernstes Problem, neue Lösungen suchen) oder individuelle Fehler (kein Problem auf dieser Ebene, Nachschulung und ggf. deutlich persönliche Ansprache erforderlich).
@Zivi a.D. | 11. Juli 2011 – 18:54:
Gab Ende 2010 einen Bericht über eine Fr. Leutnant, die ihren Zug erfolgreich durch durch den ISAF-Einsatz gebracht hat. Machen die meisten ihrer männlichen Kollegen zwar auch, aber weil sie eine Frau war, war es wohl einen extra Bericht wert….
Weiterhin irren Sie. Die Bw kann sehr wohl ohne Frauen, auch im San-Bereich. Man müsste nur den Dienst wieder attraktiver machen, auch finanziell, und schon würde man wieder genug männliche Bewerber finden.
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Das gilt in beide Richtungen.
@Klabautermann: Ihre „Hauptthese des Unisexismus: Menschen haben grundsätzlich keine geschlechtsspezifischen Bedürfnisse” geht m.E. völlig daneben, denn wir wollten doch über Fähigkeiten und nicht Bedürfnisse reden (Ökonomen würden hier auf den Unterschied zwischen Nachfrage und Angebot verweisen). Aber auch sonst taugt Ihr Argument leider nicht viel, denn jenseits der rein biologischen Parameter hat es noch niemand geschafft, mit sauberen Studien signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Bezug auf Sozialverhalten und/oder Persönlichkeitsmerkmale heraus zu arbeiten. Versucht worden ist es oft aus unterschiedlichsten Perspektiven und Motiven heraus, interessanterweise vor allem von den Chauvinisten beiderlei Geschlechts, die jeweils die Überlegenheit von Männern oder Frauen „beweisen“ wollten. Sie sind allesamt an einer ganz einfachen Tatsache gescheitert: Die Unterschiede innerhalb der Geschlechtsgruppen in Bezug auf diese Merkmale sind regelmäßig um Potenzen größer als die Abstände zwischen den Gruppen (gemessen an Mittelwerten etc). Der statistisch gebildete Leser ahnt daher schon: Streuung innerhalb der Gruppen größer als zwischen den Gruppen, ergo alle Signifikanz zum Teufel. Unterschiede sind statistisch nicht nachweisbar. Grafisch kann man sich mit den Punktewolken behelfen: Werden Frauen- und Männerstichproben jeweils als Punktewolke in einem Eigenschaftskontinuum („Führungsfähigkeit“; „Durchsetzungsvermögen“ etc) abgebildet, bekommen wir zwei ganz ähnlich strukturierte, nur schwach gegeneinander verschobene Punktewolken, die sich weitgehend überlappen. Wir sehen kleine Unterschiede regelmäßig im Sinne der konventionellen Geschlechterstereotype, die aber zu schwach sind, um als statistischer Beleg zu gelten, weil die messbaren Unterschiede im Bereich der Fehlertoleranz liegen. Das wird seit etwa 40-50 Jahren regelmäßig immer wieder so bestätigt.
@Zivi a.D.
Hätte vielleicht die Sarkasmus-Lampe anmachen sollen. Die Übertragung der sozio-psychologischen Statisterei auf die Geschlechter Anatomie und Ergonomie ist ja gerade das Merkmal der Unisexisten.
Die physiologische Statisterei in Sachen Mann/Frau zeigt aber eben nicht die selben Verteilungen, insbesondere nicht in den Grenzbereichen der physischen Belastbarkeit….und darum gehts ja wohl beim Soldaten, oder???