Private gegen Piraten: „Wir stellen die Ampel von Rot auf Gelb“

Wie die deutschen Reeder will nun auch die Bundesregierung den Einsatz privater bewaffneter Sicherheitsdienste gegen die Piratengefahr am Horn von Afrika befürworten. Das ist im Kern das Ergebnis des Gesprächs, zu dem der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und Koordinator für die Maritime Wirtschaft, Hans-Joachim Otto, heute Vertreter von Bundesregierung, Wirtschaft und Gewerkschaften zusammengeholt hatte. Weil weder die Bundespolizei noch die Bundeswehr den flächendeckenden Schutz vor Piraten in dem Seegebiet sicher stellen könnten, sei auch die Bundesregierung zu diesem Öffnungsprozess bereit: Wir stellen die Ampel von Rot auf Gelb.

Otto verwies darauf, dass die weltweite Entwicklung zur Zustimmung zu einem solchen Einsatz privater Waffenträger gehe – nicht zuletzt in der International Maritime Organisation (IMO). Und bislang habe es weltweit noch keine Kaperung von Schiffen mit privaten Wachen an Bord gegeben.

Natürlich soll eine solche Entwicklung auch ordentlich deutsch administriert werden: Die Teilnehmer des Gesprächs verabredeten nach Ottos Worten einen Prüfauftrag, bei dem es unter anderem um die nötige Rechtssicherheit für die Mannschaften und die deutsche Positionierung in der IMO, aber auch um möglichen Gesetzgebungsbedarf in der Gewerbeordnung und bei bereichsspezifischen Anwendungen des Waffenrechts gehen soll. Ob das bedeutet, dass das Bundesinnenministerium Ausnahmen vom Verbot von Kriegswaffen in Privathand erwägt, ließ der Staatssekretär offen. Ein Ziel aber zum Beispiel die Zertifizierung dieser privaten Waffenträger: Wir wollen keine Söldnertypen, keine Desperados, sondern hochqualifiziertes Personal.

Der Schwenk der Bundesregierung (wie auch der Schwenk der Reeder zuvor) hat natürlich vor allem wirtschaftliche Gründe: Schiffe unter deutscher Flagge, sagt Otto, dürften keine Nachteile haben. Die neue Position werde zwar nicht mit Begeisterung verfochten, aber wenn so die Sicherheit erhöht werden könne, müsse man das ins Auge fassen. Einen Verlust an staatlicher Souveränität, wenn das Gewaltmonopol des Staates an Private abgetreten werde, sehe er nicht: Auch im Inland würden Geldtransporte nicht von der Polizei bewacht – sondern von Privatfirmen.

Der Prüfauftrag soll bis zum Ende der Sommerpause abgeschlossen werden. Im September kommt auch das zuständige Gremium der IMO wieder zusammen, um über die Richtlinien für die privaten bewaffneten Sicherheitsteams an Bord von Handelsschiffen zu reden.

Wer reinhören möchte: Das Statement von Otto im O-Ton (die ganze Pressekonferenz habe ich zwar mitgeschnitten; wegen der ohne Mikrofon kaum verständlichen Fragen hat es aber wenig Sinn, das hier einzustellen):

(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/417504-psts-otto-zu-piraterie-20-juli-2011)