Neues von den Piraten: Geiseln im TV, norddeutsche Küstenfront gegen die Bundesregierung

Die Piraten Somalias sind unverändert aktiv, erst am Wochenende wurde der voll beladene Öltanker Juba XX gekapert.

Aber auch auf anderem Wege verstärken die Seeräuber den Druck auf die Heimatländer ihrer Geiseln, der Seeleute: In einer Videoaufzeichnung wurden die dänischen Seeleute des Frachters Leopard öffentlich vorgeführt, mit einem Appell an ihre Regierung.

(Dass es Besatzungsmitglieder der Leopard sind, ist ein wenig bizarr: Die Piraten hatten den dänischen Frachter Mitte Januar gekapert, die Seeleute entführt – aber die Ladung des Schiffes, vor allem Waffen, nicht angetastet.)

In Deutschland zeichnet sich unterdessen – über Parteigrenzen hinweg – eine Front der Küstenländer gegen die Bundesregierung ab. Nachdem der niedersächsische Innenminister Uwe Schünemann (CDU) schon vor Monaten Vorschläge für ein härteres deutsches Vorgehen machte und dafür auch Zustimmung im CDU-Bundesfachausschuss Innenpolitik bekam, gehen die Forderungen des Hamburger Innensenators Michael Neumann (SPD) in die gleiche Richtung (wenn sich auch Fachleute ein bisschen über seine Warnung wundern, die Piraten könnten demnächst mit Hubschraubern angreifen).

Zu einem Gespräch über diese Themen hat die Bundesregierung für den (morgigen) Mittwoch eingeladen (die Länder scheinen allerdings nicht dabei zu sein):

Der Parlamentarische Staatssekretär und Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Hans-Joachim Otto,  kommt am Mittwoch, 20. Juli 2011, mit Vertretern der Bundesregierung, des Verbandes Deutscher Reeder, der Deutschen Seemannsmission, des Bundeswehrverbandes, der Gewerkschaft der Polizei und ver.di sowie Abgeordneten des Deutschen Bundestages zu einem weiteren Meinungsaustausch zum Thema „Schutz vor Piratenangriffen“ zusammen. Das Gespräch knüpft an ein erstes Treffen im Januar 2011 an, bei dem verschiedene Handlungsoptionen diskutiert und ein Prüfkatalog erarbeitet wurde. Ziel ist es nun, die aktuelle Gefährdungslage zu erörtern und im Lichte neuer Entwicklungen über mögliche Maßnahmen zur Eindämmung der Piraterie zu beraten.

Seit dem Gespräch im Januar hat sich ja einiges geändert: Die deutschen Reeder sind mittlerweile auch offiziell bereit, private bewaffnete Sicherheitsteams an Bord zu nehmen. Und der Parlamentarische Staatssekretär hat sich ziemlich viel Ärger eingehandelt, als er vorschlug, die Reedereien sollten das betroffene Seegebiet einfach umfahren.