Deutsche Fregatte stoppt Piratenangriff im Golf von Aden
Eigentlich Alltagsgeschäft am Horn von Afrika, aber im Hinblick auf das morgige Anti-Piraterie-Treffen:
Der Bordhubschrauber der deutschen Fregatte Niedersachsen hat am Wochenende mit Warnschüssen einen Piratenangriff auf den griechischen Frachter Elinakos im Golf von Aden gestoppt. Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr reagierte die Fregatte auf einen Hilferuf der Mannschaft, die von acht bewaffneten somalischen Piraten angegriffen wurde. Die indische Fregatte Godavari, die näher an dem Frachter stand als das deutsche Kriegsschiff, übernahm dann die Festsetzung der Seeräuber.
Nach Angaben der indischen Marine warfen die Piraten ihre Waffen ins Meer, als die indischen Soldaten an Bord des Frachters unter Panama-Flagge gingen. Die Seeräuber seien anschließend in ihrem Boot wieder ausgesetzt worden – eine gängige Praxis, wenn sich kein Staat zur Strafverfolgung findet.
Gut, dass man die Piraten wieder in ihrem Boot und nicht einem längerfristigen Badeaufenthalt ausgesetzt hat.
Sonst wären ihnen künftige Angriffe auch unverhältnismäßig erschwert worden!
Ich war der Meinung, gängige Praxis sei es, die Piraten in ihr Schiff zu setzen und dann Maschine und Ruder zu zerstören?
@dallisfaction
Nicht wirklich.Dann könnte man je nach Entfernung zur Küste auch gleich das Skiff versenken…
In der Regel bekommen sie genug Sprit, um wieder an Land zu kommen.
Dass man die Piraten nicht einfach über Bord werfen kann, verstehe ich ja (das gäbe wieder eine große Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen).
Aber warum können die Freibeuter nicht an Land zurück *rudern* ?
Mir ist immer noch nicht klar, warum man auf frischer Tat ertappte Piraten nicht einfach vor ein deutsches Gericht stellen kann und sie z.B. für 6 – 10 Jahre im Gefängnis einsperrt und anschließend wieder nach Somalia abschiebt.
Kein normaler Mernsch kann die Beraubung seiner persönlichen Freiheit auf mehrer Jahre hinaus, als das geringere Übel ansehen, oder ?
„Dass man die Piraten nicht einfach über Bord werfen kann, verstehe ich ja ((das gäbe wieder eine große Anfrage der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen).“
No comment :-D
„Mir ist immer noch nicht klar, warum man auf frischer Tat ertappte Piraten nicht einfach vor ein deutsches Gericht stellen kann und sie z.B. für 6 – 10 Jahre im Gefängnis einsperrt“
Naja wir müssen unser Geld doch nicht aus dem Fenster werfen…
„Kein normaler Mernsch kann die Beraubung seiner persönlichen Freiheit auf mehrer Jahre hinaus, als das geringere Übel ansehen, oder ?“
Bei freier Kost und Logis? Oder unter afrikanischen Haftbedingungen?
@Georg
Wenn Sie die somalischen Piraten nach Deutschland bringen, um ihnen dort den Prozess zu machen, haben Sie ungefähr 1000 Probleme. Eine kleine Auswahl:
* Es sind junge Leute ohne Ausweispapiere, d. h., es gilt im Zweifel Jugendstrafrecht. Um von einer deutschen Jugendstrafkammer mehr als 3 oder 4 Jahre zu bekommen, muss man sein Opfer nicht nur ausgeraubt, sondern auch so zugerichtet haben, dass es entweder tot ist oder 3 Wochen im Koma liegt. Unser Pirat bekommt daher vielleicht 2 Jahre, weil er zudem eine schwere Kindheit hatte. Und nicht vorbestraft ist.
* Noch vor Ablauf der Jugendstrafe stellt der junge Pirat einen Asylantrag, dem mit einiger Wahrscheinlichkeit stattgegeben wird. Falls doch nicht, kann man ihn nach Somalia nicht abschieben (Bürgerkrieg, keine Regierung).
* Das ganze kostet den deutschen Steuerzahler ein Vermögen.
@ chickenhawk 22.08
Empören würden sich auch die Menschen, die den Begriff „Rechtsstaat“ verstehen. Das hat mit Parteizugehörigkeit nichts zu tun, sondern mit Menschlichkeit.
@Heiko Kamann 20. Juli 2011 – 6:39
Ein wenig Sarkasmus muss doch erlaubt sein. Außerdem würde ich den Piraten eine Rechtsmittelbelehrung mitgeben, bevor ich sie über Bord werfe. ;-)
Wie haben die Briten eigentlich damals das Piratenproblem in der Karibik gelöst ?
Kann man da aus der Geschichte lernen ?
Würde mich freuen, wenn hier vielleicht jemand etwas qualifiziertes (keine Wiki Quote) dazu beitragen könnte.
Das mit dem deutschen Rechtsstaat ist so eine Sache. Das Vorgehen gegen die 9/11 Verschwörer hat es anschaulich gezeigt und das Schauspiel geht munter weiter.
Die deutsche Staatsgewalt ist bekanntlich nur dann stark wenn es gegen eigene „gesettelte“ und harmlose Bürger geht, denen man auch etwas wegnehmen kann. Je mehr Widerstand zu erwarten ist, desto schüchterner wird man. Warum soll das bei Piraten anders sein.
@ chickenhawk
Zwischen Sarkasmus und Menschenverachtung sehe ich einen Unterschied.
@Kusa
Die Briten hatten eigens zur Piratenbekämpfung ein Geschwader der Royal Navy in Port Royal (Jamaika) stationiert.
Die Methode? Man hat die Piraten aufgespürt und sie dann getötet. So etwas kann man heute nicht mehr machen (wg. Rechtsstaat, s. o.).
Für Europa viel gravierender waren übrigens die Piraten in Nordafrika, die noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts aktiv waren. Sie waren auch der Anlass für den ersten Einsatz von US-Streitkräften in Übersee (Schlacht von Darna im heutigen Libyen, 1805).
@Kusa
Es wurden schon seriöse Parallelen zur Zerschlagung der Piraten der nordafrikanischen „Barbarenküste“ im 19. Jahrhundert gezogen:
http://www.nytimes.com/2009/04/12/weekinreview/12gettleman.html
Damals wurde das Problem kinetisch durch Strafexpeditionen an Land bzw. Beschuss der Bevölkerungsbasis der Piraten von See gelöst. Die amerikanischen Marines singen noch heute von den „Shores of Tripoli“. Solches Vorgehen wäre heute für jene Staaten, die Teil der entsprechenden Abkommen sind, völkerrechtswidrig. Wer aber solchen Abkommen nicht beigetreten ist, kann auch nicht gegen sie verstoßen.
@Orontes
Die Piratennester an Land zu zerschlagen wäre die logischste Lösung. Nur ist das im Falle Somalia aus politischen Gründen nicht praktikabel.
Die einzigen, die dazu militärisch in der Lage wären (die Amerikaner, wie sollte es auch anders sein) werden dieses Fass garantiert nicht aufmachen.
Piratennester „zerschlagen“ .. nun solang die Piraten nicht klar als Kombatanten gekennzeichnet sind mit Augenklappe und Holzbein (Achtung Ironie!) ist das schnell daher gesagt aber praktisch nicht umsetzbar. Schon jetzt werden auf den Motherships Frauen/Kinder mitgeführt um die Bekämpfung zu verhindern. Ich denke mal das es an Land nicht besser/eher schlimmer aussehen wird. Ähnliche Verhältnisse wie in Afghanistan: Wie unterscheide ich denn nun den Piraten vom Fischer? Solang der Pirat nicht aktiv wird, wird es da wohl kaum Möglichkeiten geben die Spreu vom Weizen zu trennen.
@Student
Sie haben das Problem genau beschrieben. Und deswegen kann man die somalischen Piratennester – an Land in Somalia – nicht zerschlagen. Es ist schon auf See schwierig genug.
@Student
„Piratennester “zerschlagen” ….. praktisch nicht umsetzbar. Schon jetzt werden auf den Motherships Frauen/Kinder mitgeführt um die Bekämpfung zu verhindern.“
Praktische (taktische und operative) Umsetzbarkeit würde ich von politischer Umsetzbarkeit unterscheiden. Sie scheinen sich ja v.a. auf das Völkerrecht als Hindernis zu beziehen. Das humanitäre Völkerrecht verbietet jedoch nur die unterschiedslose Bekämpfung. Es schützt aber weder jene, die Unbeteiligte als Schutzschilde benutzen, noch schützt es Kombattanten, die völkerrechtswidrig auf Kennzeichnung und offenes Tragen der Waffen etc. verzichten. Es verbietet auch nicht die Inkaufnahme des Todes von Unbeteiligten, solange die erwarteten Verluste unter diesen proportional zum angestrebten militärischen Ziel sind.
Dass eine Bekämpfung dennoch nicht stattfindet, hat politische Gründe, aber keine völkerrechtlichen. Es hat auch keine militärischen Gründe wie in Afghanistan, wo abgewogen werden muss, ob die Inkaufnahme des Todes Unbeteiligter vielleicht indirekte negative Wirkung u.a. auf die Akzeptanz in der Bevölkerung hat. In Somalia wäre dieser Faktor nachrangig, solange man auf „Nation Building“ etc. verzichtet und sich ganz auf die eigentliche Aufgabe konzentriert.
@Orontes
Nun wenn sie das Völkerrecht anführen, dann müssten sie sich auch Gedanken über den Status der Piraten machen. Also MEINER AUFFASSUNG nach sind es organisierte Verbrecherbanden (und ich denke das ist wohl die gängige Auffassung). Ich habe vorhin flapsig den Begriff das Kombatanten eingeworfen, aber der ist auch nicht zutreffend, da ja die Piraten durchaus einem Staat zuzuordnen sind, aber nicht für irgendeinen Sache oder gegen eine bestimmte Nation agieren, sondern schlicht und einfach Kriminelle sind. Ich fahre auch nicht mit dem Panzer nach Polen, wenn ich der Meinung bin, dass die polnische Polizei mit den Schleuserbanden nicht klar kommt. Kein Land lässt sich gern militärische Aktionen auf seinem Staatsterritorium gefallen und Völkerrechtlich ist das immer ein heißes Eisen.
Und nur am Rande: Ich denke eine Gewaltspirale loszutreten hilft niemanden. Piraten die Wissen, dass sie widerstandlos davon kommen geben auf. Ich möchte nicht wissen wie sich die Lage vor der Küste entwickelt, wenn gezielt und robust gegen Piraten vorgegangen wird. Finanzielle Mittel für bessere Bewaffnung sind ja nun ausrecihend vorhanden dank der ausreichend fließenden Lösegelder.
„Kein Land lässt sich gern militärische Aktionen auf seinem Staatsterritorium gefallen“
Im Falle von Somalia könnte man darauf antworten „so what?“
Ok, so kann man auch argumentieren! Aber dann werfen wir mal auf die ganze militärische Betrachtung den kühlen Blick des Logikers!
WENN ich militärisch intervenieren müsste/könnte/dürfte, dann würde ich als militärischer Führer NICHT am Land agieren! Die Ressource Mensch (bzw. Pirat) ist in Somalia wohl eher von unerschöpflicher Natur, die Kollateralschäden enorm und die Gefahr für die eigenen Soldaten auf jeden Fall höher als in der kontrollierten Umgebung der offenen See.
Auf einen Nenner gebracht: Wenn es mir also egal ist ob Menschen sterben, dann suche ich mir doch das für mich beste Gefechtsfeld aus und vernichte einfach jedes Piratenbot, dass sich von der Küste wegbewegt mit Maus und Mann von der Entfernung. Am Land ist kein Sieg zu erringen.
@Student
„Nun wenn sie das Völkerrecht anführen, dann müssten sie sich auch Gedanken über den Status der Piraten machen. Also MEINER AUFFASSUNG nach sind es organisierte Verbrecherbanden (und ich denke das ist wohl die gängige Auffassung).“
Die völkerrechtliche Einstufung eines Gegners ist Sache der Politik. Genau in der „gängigen Auffassung“, die die Piraten so einstuft dass ihre Bekämpfung kaum möglich ist, liegt m.E. das Problem, und weniger im Völkerrecht, das die Bekämpfung zulassen würde, wenn man es richtig einsetzt. Die gleichen Tendenzen gab es ja auch bzgl. Afghanistans, wo die Politik über Jahre alles tat um den Gegner so zu definieren, dass man möglichst nicht gegen ihn kämpfen musste, nur um die Verantwortung dann dem Völkerrecht zuschieben zu können. Warum sollte man aber das Völkerrecht so interpretieren, dass es dem Gegner dient anstatt einem selbst?
„Ich fahre auch nicht mit dem Panzer nach Polen, wenn ich der Meinung bin, dass die polnische Polizei mit den Schleuserbanden nicht klar kommt. “
Auch wenn Sie sich Mühe gegeben haben ein möglichst absurdes Beispiel anzuführen: Das Völkerrecht würde dies prinzipiell zulassen. Es legitimiert militärisches Vorgehen gegen Ziele auf dem Territorium eines Staates, dessen Sicherheitskräfte aus welchem Grund auch immer nicht in der Lage sind, von ihrem Territorium ausgehende Angriffe nichtstaatlicher Kräfte gegen einen anderen Staat zu unterbinden. Mit dieser Legitimation finden z.B. die amerikanischen Drohneneinsätze in Pakistan statt.
„Kein Land lässt sich gern militärische Aktionen auf seinem Staatsterritorium gefallen…“
Wer wäre denn im Fall Somalias denn derjenige, der EInspruch erheben könnte? Die Pseudo-Regierung in Mogadischu? Dann wäre das Problem noch leichter zu lösen, denn diese ist so verzweifelt, dass sie bestimmt zu einer eleganten Lösung nach dem Vorbild von ISAF bereit wäre, bei der internationale Kräfte die Regierung bei der Bekämpfung der Piraten einvernehmlich unterstützen.
„Ich denke eine Gewaltspirale loszutreten hilft niemanden.“
Zwischen hinsichtlich ihres Machtpotentials so unterschiedlichen Akteuren gibt es keine Gewaltspiralen. Die Piraten haben kaum die Möglichkeit zur Eskalation, da sie ohnehin am Maximum ihrer Fähigkeiten operieren. Das einzige Druckmittel das sie haben sind die Geiseln, aber auch hier ist das Eskalationspotential begrenzt. Es gibt zudem Überlegungen, wie ein militärisches Vorgehen auch damit zurechtkommen würde.
„Ich möchte nicht wissen wie sich die Lage vor der Küste entwickelt, wenn gezielt und robust gegen Piraten vorgegangen wird. Finanzielle Mittel für bessere Bewaffnung sind ja nun ausrecihend vorhanden dank der ausreichend fließenden Lösegelder.“
Die finanziell motivierten Piraten würden vermutlich einfach das Risiko scheuen und wieder ihre eigene Bevölkerung ausplündern anstatt die internationale Seefahrt. Hier beschreibt ein ehemaliger Sicherheitsverantwortlicher der VN, wie seine Organisation in den 90ern Geiselnahmen durch ähnliche Banden in Somalia beendete: http://www.nytimes.com/2009/04/19/opinion/19long-1.html?_r=3&ref=opinion
„Die Piraten haben kaum die Möglichkeit zur Eskalation, da sie ohnehin am Maximum ihrer Fähigkeiten operieren.“
Mehr als sich alle Taschen vollzustopfen und mit allem wegrennen, was man tragen kann, ist halt nicht möglich ;-)
„Am Land ist kein Sieg zu erringen.“
Ganz kontrovers: Aber von Luft aus kann man nahe herankommen. Piratenhäfen „sichten und vernichten“.
Ich lehne es generell ab mir Gesetze so auszulegen, wie sie mir am besten passen.
Hab mal bisschen in den Unterlagen gekramt und habe mich wieder ein wenig über die Ungenauigkeiten des Völkerrechts aufgeregt! Zum Thema bewaffneten Angriff und somit zur Legitimation von „Gegenmaßnahmen“: Aus der UN-Sicherheitsratsresolution 1373 wurde zudem gefolgert, dass eine armed attack
schon vorliege, wenn ein Staat terroristische Banden, die Anschläge im militärischen Maßstab
durchführen, Zuflucht gewährt (Harbouring); damit wurde das bisherige Kriterium, nämlich
die Kontrolle des Staates über die Aktivitäten der privaten Gruppen, erheblich herabgestuft“
Wann beginnt aber bitte der „militräische Maßstab“. Es wird einer Bevölkerung schwer zu verkaufen sein, warum man ein Bananenboot mit 3 Rostknarren und nem Aussenbordmotor als Anschlag im militärischen Umfang betrachtet..
Aber sie haben schon Recht: Mit dem politischen Willen kann man dank des großzügig formulierten Völkerrechts einiges machen
@Student
„Ich lehne es generell ab mir Gesetze so auszulegen, wie sie mir am besten passen.“
Jeder Rechtsberater tut genau das, d.h. er erklärt seinem Auftraggeber, wie er die Gesetze für seine Zwecke nutzen kann. Leider ist der Auftrag oder die Erwartungshaltung der Regierung nicht immer die Legitimation der optimalen Bekämpfung des Gegners.
Ich gehe übrigens stark davon aus, dass Sie doch die Gesetze so auslegen, dass es Ihnen persönlich nicht schadet. Wer alle Gesetze ständig aus dem Blickwinkel maximaler Einschränkung des eigenen Handelns heraus betrachten würde, wäre ja vollständig paralysiert.
Die Piraten können sich im Zweifelsfall übrigens bei den VN beschweren, wenn sie meinen, dass ihnen Unrecht getan wird.
So wie sie jetzt angepackt wird, wird die Sache jedenfalls nichts.
Bei den somalischen Piraten dreht sich keine Gewaltspirale sondern eine Lösegeldspirale.
Die muss als Ursache dieses Problems gestoppt werden, notfalls mit Zwangsmitteln.
Die Italien hat es schon vorgemacht. Dort war oder ist es tatsächlich strafbar, den Tätern das geforderte Lösegeld zu verschaffen. Ausnahmen nur für engste Verwandte soweit ich mich erinnere; Die Staatsanwaltschaft kann zu diesem Zweck auch die Beschlagnahme des
Vermögens der Angehörigen verfügen.
Das zweite notwendige Mittel ist es, den Kampf ins Lager des Feindes zu tragen und das geht mit Gewalt.
So wird das nie was, wenn nicht mal der Kutter der Piraten versenkt werden darf, und nochdazu nachdem ein Überfall auf dem griechischen Frachter vorausging. Dann entlässt man die Piraten und lässt sie wieder in ihrem eigenen Kutter an die Küste zurückschippern. Ist doch krank. Zurück an Land kaufen die sich dann wieder Waffen, und am nächsten Tag geht wieder die Jagd los auf Beute.
Da müsste ein Gesetz her das erlaubt jedes Schiff zu versenken das nachweisbar Waffen mit sich führt. (Und die Piraten zuvor festnehmen und entwaffnen, soweit möglich). Zumindest für das somalische Hoheitsgewässers muß ein neues Gesetz her.
@ Nico
Ganz kontrovers: Aber von Luft aus kann man nahe herankommen. Piratenhäfen “sichten und vernichten”.
Genau, in einem von Dürre und Hungersnot betroffenen Land auch noch alle Fischkutter zu versenken entspricht dem Geist der deutschen Verfassung und führt sicherlich zu einem großen strategischen Erfolg…
Aber wenn Moral nicht greift bleibt ja noch die Argumentation mit dem Geldbeutel: Die Kosten eines solchen Luftkriegs: 20 Mio $ Lösegeld im Monat in 2010 vs. 40 Mio $ im Monat, die der Luftkrieg in Lybien allein die USA kostet.
Und da ist die Frage der Verfügbarkeit angesichts der Kriege in Afghanistan und Lybien nichtmal angerissen.
@ Orontes
Das einzige Druckmittel das sie haben sind die Geiseln, aber auch hier ist das Eskalationspotential begrenzt.
Und die Schiffe. Ein versenktes Schiff kostet ein Vielfachen dessen was bisher an Lösegeld gezahlt wird. (Nicht zu vergessen, dass die Lösegeld-Versicherungen letztlich auf die Transportkosten aufgeschlagen werden dürften – also aus der Tasche der Verbraucher gezahlt werden, und nicht jener der Reeder.)
Wieviele Schiffe müssten die Piraten versenken, bis die Reeder die Kriegsschiffe zurückpfeifen ließen?
Semi-OT:
Auf Tagesschau.de hat es heute eine Reportage aus Mogadischu.
J.R. | 20. Juli 2011 – 14:06: Ich habe ein Mittel zur effektiven Piratenbekämpfung vorgeschlagen, mehr nicht. Ob sich das mit dem Grundgesetz [eine Verfassung haben wir nicht, ne ;-)] deckt, ist irrelevant, da es sowieso nie genutzt werden wird. Aber effektiv wäre es.
Zur Moral: „Die moderne Menschheit hat zwei Arten von Moral: eine, die sie predigt, aber nicht anwendet, und eine andere, die sie anwendet, aber nicht predigt.“ Russel, Bertrand
Es gibt Dinge, die sind nicht materiell aufzuwiegen. Rein rechnerisch mag eine militärische Bekämpfung teuerer sein, aber wenn dafür in Zukunft jeder Pirat einen großen Bogen um jedes Schiff unter deutscher Flagge macht, dann lohnt sie sich.
Im Rahmen der Diskussion vielleicht interessant: http://www.heritage.org/research/reports/2011/03/taking-the-fight-to-the-pirates-applying-counterterrorist-methods-to-the-threat-of-piracy
@Nico
Russell müsste doch Nietzsche gelesen haben. In dessen Moral gibt es keinen Widerspruch zwischen interessengeleitetem Handeln und ethischem Anspruch, solange die Ergebnisse passen.
Nur in christlichen und postchristlichen Moralverständnissen wird ständig so ein Widerspruch behauptet.
@Nico
Den kleinen Witz mit Grundgesetz und Verfassung verstehe ich nicht. Machen Sie sich über die Spinner lustig die behaupten das Grundgesetz wäre keine Verfassung?
@ Nico
Rein rechnerisch mag eine militärische Bekämpfung teuerer sein, aber wenn dafür in Zukunft jeder Pirat einen großen Bogen um jedes Schiff unter deutscher Flagge macht, dann lohnt sie sich.
Wieviele Schiffe unter deutscher Flagge sind denn bisher geentert worden? Mir würde mal keins einfallen (aber das hat nicht soviel zu sagen)…
Ob das mit der Abschreckung überhaupt funktioniert sei mal dahingestellt. Zumindest in anderen Feldern des Organisierten Verbrechens scheint Abschreckung nicht wirklich was zu bewirken.
Ganz kontrovers: Aber man könnte die Piraten auch einfach kaufen. 500 Mio. $ im Jahr für einen Verzicht auf Geiselnahmen und piratenfreie Häfen. Wenn man bedenkt, dass Atalanta allein Deutschland 50 Mio. € im Jahr kostet, dann ist das ein Klacks.
@ Orontes
Naja, was ist ein Strategiepapier wert, das nichtmal in Ansätzen auf die Optionen der Gegenseite und die Kosten des vorgeschlagenen Vorgehens eingeht?
Nur in christlichen und postchristlichen Moralverständnissen wird ständig so ein Widerspruch behauptet.
Nö. Die Goldene Regel gibt es nicht erst seit dem Christentum, und Ethik ist nicht auf Europa beschränkt. Tatsächlich scheinen Menschen überall ziemlich ähnlich zu ticken.
Aber das hatten wir glaub schonmal… ;)
@Orontes et @all
Ich finde diese typisch amerikanischen Analysen in Sachen ‚law and order enforcement‘ immer recht amüsant, denn immer wieder schimmert der sogenannte amerikanische Pragmatismus durch: wer gewinnt, hat Recht…..oder auch ‚Damn the torpedoes! Full speed ahead!‘
Dabei wird zumeist dieses Rechts-archaische ‚Es kommt nur auf den politischen Willen an‘-Argument strapaziert, das eben spätestens seit dem Frieden von Münster und Osnabrück eigentlich ad acta gelegt worden ist. Den Protagonisten von ‚Deus vult‘ sollte doch langsam mal klar werden, dass jede Form von Recht (national wie international) seit fast 400 Jahren nichts anderes ist als der kodifizierte politische Wille des Volkes, bzw. der Völker…..und nicht mehr der politische Wille der Feudalherren und des Klerus
@Orontes: Nietzsche ist jetzt nicht mein Favorit.
@Chris: Ob jetzt mit Verfassungscharakter oder sonstwas sollen andere sich drüber streiten, es heißt Grundgesetz und nicht Verfassung.
@J.R.: Wieviele Schiffe fahren denn unter deutscher Flagge? Trotz dt. Reederei, deutscher Besatzung etc ;-)
Wie schnell die wieder schwarz-rot-gold flaggen, wenn sie plötzlich Sicherheit gewährleistet kriegen würden, würde man ja sehen. Ich schätze die Chancen eher gut ;-)
„Zumindest in anderen Feldern des Organisierten Verbrechens scheint Abschreckung nicht wirklich was zu bewirken.“
Welche Abschreckung denn? In Blick z. B. nach Afghanistan zeigt, dass man mit Härte durchaus Abschreckung erreichen kann. Mit diesem Urlaub von Freiheit, der einem in Deutschland schlimmstenfalls droht, schreckt man natürlich nicht ab.
Schon wieder das Scheckbuch … haben Sie so kurz gedacht, dass Sie das Ergebnis nicht sehen? Was meinen Sie, wie schnell Sie nicht nur vor Somalia ein Piratenproblem haben?
Recht braucht Unrecht nicht zu weichen, immer noch nicht.
Man könnte ja auch die Bundeswehr abschaffen, sobald es rechnerisch billiger wäre, Tributleistungen an potentielle Besatzer zu zahlen …
@klabautermann | 20. Juli 2011 – 16:25:
„wer gewinnt, hat Recht“ war schon immer so, und das Ergebnis davon bekommen die Kinder heute in der Schule beigebracht. Ob das jetzt amerikanisch ist oder nicht. Muss ja nicht alles falsch sein, was die Amis machen ;-)
„jede Form von Recht (national wie international) seit fast 400 Jahren nichts anderes ist als der kodifizierte politische Wille des Volkes, bzw. der Völker…..und nicht mehr der politische Wille der Feudalherren und des Klerus“
Ich wage die ungehörige Behauptung, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich für ein Aufhängen aller Piraten aussprechen würde. Dies ist ja nicht der einzige Fall, in dem die Politiker anders handeln als das Volk es wünscht. Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss.
@Nico
Ihre Behauptung ist nicht nur ungehörig, sie ist schlicht und einfach primitiv.
P.S. for @ Nico
http://de.wikipedia.org/wiki/Primitivit%C3%A4t
Nur so als Ablenkung:
Beim Playboy gab es vor nicht zu langer Zeit einen sehr interessanten Artikel über die Piraten vor Somalia der die Hintergründe auch sehr gut beleuchtet.
Vor diesem Hintergrund wäre ich auch eher dagen sie über Bord zu werfen, aber zurückrudern lassen finde ich eine gute Idee.
Ach ja, ich lese den PB tatsächlich.
Werferfehler
@ Werferfehler
wie war noch das Zitat: ‚combat for peace is like fucking for virginity‘ ? ….oder so :-)))
@ Nico
„Ich habe ein Mittel zur effektiven Piratenbekämpfung vorgeschlagen, mehr nicht.“ ;)
Dass es nicht die beste Idee ist, mit dem Organisierten Verbrechen verhandeln zu wollen, da würde ich Ihnen sogar zustimmen. Erst recht, wenn man praktisch über keine eigenen Druckmittel verfügt.
Aber neue Piratenhotspots würden damit genausowenig geschaffen.
Recht braucht Unrecht nicht zu weichen, immer noch nicht.
Das Recht ist dem Unrecht in Somalia schon vor zwanzig Jahren gewichen. Das ist ja der Kern des Problems.
Das ist dann auch der Punkt, wo man sich die ganze Appeasement-Argumentation schenken kann: Man hat bereits gekniffen und den Schwanz eingezogen. (Und ja, das ist weltweit auch so wahrgenommen worden. Jetzt mit ein paar Schiffchen einen auf starken Mann machen zu wollen hilft da auch nicht mehr.)
Tatsächlich hat man ein zweites Mal das Unrecht über Recht siegen lassen, als man zuließ dass ausländische Fangschiffe den somalischen Fischern die Lebensgrundlage raubten.
Mit Verlaub, da ist dann die Argumentation „Wir zahlen für eine militärische Operation gerne drauf, um dem Recht zur Geltung zu verhelfen“ … hinfällig.
In Wahrheit war die Sache anscheinend ganz anders und die Niedersachsen eigentlich gar nicht beteiligt, weil die schießenden Security-Leute an Bord des griechischen Frachters die Piraten vertrieben und die indische Marine den Rest erledigt hatte. Keine Ahnung, was die Niedersachsen da noch wollte…
Link und Quellen: http://piraten.tumblr.com/post/7847797786/bewaffnete-security-vertreibt-piraten
@klabautermann | 20. Juli 2011 – 17:19:
Wenn Sie jetzt auch noch erklären, warum…
Ist Ihnen die Todesstrafe allgemein zuwider?
J.R. | 20. Juli 2011 – 17:44: „Aber neue Piratenhotspots würden damit genausowenig geschaffen.“
Sehr wahrscheinlich schon. Belohnt man ein Verhalten, wird es nachgeahmt. Klassische Konditionierung.
Ich meine auch das Recht darauf, unbehelligt in internationalen Gewässern fahren zu dürfen, ohne eine Kaperung befürchten zu müssen. Mehr nicht. Daher ist auch die Argumentation weiterhin gültig.
@Nico
mir ist in der Tat die Todesstrafe allgemein und insbesondere in ihrer Lynch-Variante absolut zuwider….
@ Nico
Sehr wahrscheinlich schon. Belohnt man ein Verhalten, wird es nachgeahmt. Klassische Konditionierung.
Die Belohnung Pro-Piraterie ist aber schon „es lohnt sich“. Das scheint derzeit an zwei Orten gegeben: Vor Somalia und in der Straße von Malaka.
Die Annahme, dass irgendwer erstmal ein paar Jahre mit Verlusten Schiffe aufbringt, damit jemand mit ihm einen „Waffenstillstand“ schließt, ist dann doch ziemlich gewagt.
Umgekehrt wird derzeit aber bereits Geld an die Piraten gezahlt. Nur ist das für beide Seiten derzeit wenig lukrativ: Die Piraten riskieren dafür ihr Leben, und die Reeder zahlen ein Vielfaches des Lösegelds für Versicherungen und Vorsorge. Außerdem zahlen die Staaten noch zusätzlich für den Militäreinsatz, damit sie daheim gut aussehen.
Das Interesse, die Mittelsmänner rauszunehmen und weniger direkt zu bezahlen dürfte auf beiden Seiten gegeben sein.
Der Clou wäre vielmehr eine Lösung zu finden, die das Organisierte Verbrechen in Somalia davon abhält sowohl durch Direktzahlung als auch Piraterie reich zu werden.
@ klabautermann
Gibt es da für die alten Seefahrer nicht das internationale Recht, dass Piraten in internationalen Gewässern quasi vogelfrei sind und jeder Staat nach eigener Rechtslage mit ihnen umgehen kann ? Im Zweifel auch deren Schiff beschlagnahmen und versenken kann und die Piraten an Land wieder aussetzen kann. Muss ja nicht unbedingt eine einsame Insel sein, aber vor der Küste von Papua Neuguinea wäre doch auch nicht schlecht, oder ? Nur sollte man sie nicht wieder in Somalia aussetzen, damit sie von den Anführeren für den nächsten Piratenzug eingesetzt werden können.
@klabautermann | 20. Juli 2011 – 18:56 : Das mag Ihre persönliche Ansicht sein, einen Kommentar dazu werden Sie von mir nicht bekommen, bei all meiner Primitivität.
@J.R. | 20. Juli 2011 – 19:04: Man muss eben dafür sorgen, dass es sich nicht mehr lohnt. Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Und wenn es nur ist, dass man das erpresste Geld nicht mehr ausgeben kann, weil einem ein 2.000-Pfünder durchs Dach gekracht ist.
Das wirkt selbst bei todesmutigen Leuten, weil nur für den Spaß macht das keiner.
In einem Polizeistaat dürfen die Sicherheitskräfte, was sie können, in einem Rechtsstaat können die Sicherheitskräfte, was sie dürfen. Das ist der Schlüsselsatz aus:
http://www.sueddeutsche.de/politik/rechtsstaat-nach-vergiftete-paragraphen-1.1122669
Im Hinblick auf den „Einsatz“ der GSG 9 zur Geiselbefreiung in Somalia hiesse dies für unseren Staat: die Polizeikräfte dürfen, können aber nicht und die Streitkräfte können, dürfen aber nicht… Nennt man das ein Dilemma? :-)
OT: Auf Foreign Policy ist gestern ein interessanter Artikel des AMISOM-Chefs erschienen: „We are winning in Somalia“. Neben den (natürlich positiv dargestellten) Entwicklungen der Mission der Afrikanischen Union gibt es aber auch eine sehr konkrete Liste an Mängeln/Forderungen – inklusive der Bitte um Unterstützung durch die Nato (Luftunterstützung und Anti-Mörser-Radar, aber langfristig auch No-Fly-Zone und Seeblockade).