Indien holt seine Blauhelme heim
Während der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maizière in seinen Reden und Interviews darauf hinweist, dass Deutschland (mehr) internationale Verantwortung übernehmen muss, für die Vereinten Nationen gegebenenfalls auch ohne direkte deutsche Interessen, haben andere genug davon: Indien, seit langem einer der ganz großen Truppensteller für Blauhelmmissionen,will raus.
India threatens to pull plug on peacekeeping, schreibt Foreign Policy.
(Übrigens könnte sich, nach diesem Bericht, die neue indische Zurückhaltung zuerst auf bevorstehende Präsidentschaftwahlen im Kongo auswirken. Kongo? War das was? Erinnert sich noch jemand, wie die EU mit einer sehr begrenzten Mission vor ein paar Jahren die Wahlen sichern wollte und vielleicht auch gesichert hat? Hat hier irgendjemand wahrgenommen, dass da wieder eine Wahl bevorsteht? Ich gestehe: ich auch nicht.)
Archivbild: UN-Blauhelme in Kambodscha, 1993 (Foto: U.N. via flickr unter CC-Lizenz)
Blaukopftücher
Landrover
Bren-MG aus dem 2. WK
Das sind noch Blautücher!
Kein Wunder dass das bisherige indische Engagement in einem Atemzug genannt wird mit den Bestrebungen nach einem ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat.
Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es daher nur konsequent, wenn Indien seine Einsätze herunterfährt nachdem deutlich wurde, dass die bisherigen Mitglieder nie mit der nötigen Einstimmigkeit den Kreis der Sieger von 1945 erweitern werden.
Was für Indien gilt, gilt auch für uns: Wenn wir die UN weiter unterstützen, bedeutet das auf Kosten des Steuerzahlers einem wegfahrenden Zug hinterher zu winken.
Warum steigen wir nicht in einen Neuen ein? Mehr Geringschätzung und Missachtung wie in der UN-Hierarchie kann uns gar nicht widerfahren. Oder entlockt das ständige Hecheln und Buhlen um einen nicht-ständigen Sitz hier irgendjemandem mehr als ein mitleidiges Lächeln?
Na wenigstens muss er keine Kurbel drehen damit Blei vorne rauskommt.
Im Ernst, Blauhelme sind doch wie Bobbys in Irland.
@JCR
Immerhin ein Nissan Patrol…
@Zyme
Ich würde die Motivation der Inder eher anders sehen: Sie wollen, zu Recht, als aufstrebendes Land anerkannt werden und nicht als Dritte-Welt-Land, dass des Geldes wegen Soldaten für UN-Missionen stellt.
Einen Nicht-ständigen Sitz hat Deutschland übrigens derzeit, wie spätestens bei der Libyen-Abstimmung jedem auch bewusst wurde. Und Geringschätzung und Missachtung wie in der UN-Hierarchie ist, wenn sie denn tatsächlich vorhanden sein sollte (was ich bezweifele) vielleicht eher auf das deutsche Handeln zurückzuführen…
Immerhin „Finger lang am Abzug“
Britische disziplin?;)
Aber die UNO hat ja noch Bangladesch…
@Wiegold:
Dass Deutschland gegenwärtig einen solchen Sitz inne hat, dürfte jedem nicht entgangen sein, der bei den selten gewordenen Erfolgen von Westerwelle aufhorcht.
Ändert die erfolgreiche Akquise durch Guido und Co. etwas an dem würdelosen Gezanke im Vorfeld für eine so lachhafte Position?
Was das alles mit deutschem Handeln vor einem 3/4 Jahrhundert zu tun haben soll, dürfte glücklicherweise jeder weiteren Generation immer schwieriger zu vermitteln sein.
Das UN-Gebilde ist ein Abbild vergangener Tage. MIt jeder weiteren Unterstützung desselben schneiden wir unseren eigenen Möglichkeiten ins Fleisch.
@T. Wiegold
„Und Geringschätzung und Missachtung wie in der UN-Hierarchie ist, wenn sie denn tatsächlich vorhanden sein sollte (was ich bezweifele) vielleicht eher auf das deutsche Handeln zurückzuführen…“
Die Bundesrepublik ist einer der Hauptsponsoren der VN und setzt sich wie kaum ein anderer Staat für die Stärkung der VN ein. All das hat aber noch nicht einmal dazu ausgereicht, dass die Bezeichnung Deutschlands als „Feindstaat“ aus der VN-Charta gestrichen wird. Ein deutlicheres Signal könnten die (ohnehin überschätzten) VN Deutschland nicht geben.
Eine Missachtung bzw. Diskriminierung Deutschlands gibt es übrigens auch im Personalwesen der VN, wo deutsche Interessenten mehr oder weniger offen mitgeteilt bekommen, dass sie über die falsche nationale Herkunft verfügen.
Dem Artikel zu Folge stellt Indien zur Zeit insgesamt 100.000 Blauhelmsoldaten. Das ist eine ausgesprochen beeindruckende Zahl.
Der jetzt angekündigte Rückzug betrifft vier Mi-35 Helikopter, die man für den Krieg gegen maoistische Rebellen im eigenen Land benötigt (mal Hand auf’s Herz: wer wusste, dass in Indien vom Kaschmir-Konflikt abgesehen aktuell noch ein weiterer Bürgerkrieg stattfindet?).
Die Demokratische Republik Kongo hat übrigens eine Staatsfläche von gut 2,3 Mio. km². Erstaunlich, was da vier Helikopter ausrichten können…
Orontes, ich lese Ihre Ausführungen sehr gerne. Sie bilden einen deutlichen Kontrast zu den anderen Kommentatoren und ich muss gestehen, dass Sie ab und an meinen Nerv ziemlich genau treffen. Einige Ihrer Kommentare würde ich gerne in den großen Zeitungen wünschen.
Es bildet sich doch ab und an der Eindruck und ich meine, dies wurde hier schon einmal angemerkt, dass ihre ‚credibility‘ stiege, wenn Sie mehr Quellen bemühten. Bspw. würde ich das gerne ‚Bezeichnung Deutschlands als “Feindstaat” aus der VN-Charta‘ mit Quellenverweis lesen, als nun müßig danach zu suchen, ob Sie recht haben oder rhetorisch über die Strenge schlagen.
@JCR
Blaukopftücher etc.
Die Bundeswehr hätte für so einen Einsatz sicherlich wieder keine, die verkehrte oder gesperrte Ausrüstung … aber das politische Versprechen „das die Soldaten für den Einsatz alles Nötige bekommen (werden) …“
@MD.
Wikipedia ist zwar keine Quelle, bietet aber einen kurzen Überblick und die Verlinkung der Quellen.
http://de.wikipedia.org/wiki/UN-Feindstaatenklausel
Was mich wundert, wie sind die Inder so einzuschätzen als Armee?
Sie machen von der Ausrüstung und ihrer britischen Militärtradition einen guten Eindruck, aber der kann auch täuschen.
Die Geschichte indischer „Eigengewächse“ ist jedenfalls nicht gerade berauschend, z.B. der Arjun-Kampfpanzer.
Hat jemand Erfahrung mit denen?
Wobei die Bren LMGs in Indien seit 1993 schon ausrangiert wurden.
In Nepal waren die aber 2007 noch in Einsatz ;)