Drahtzieher des Anschlags von Taloqan festgenommen
Das ging schnell (wenn es so zutrifft): Nach Angaben von ISAF wurde einer der Drahtzieher des tödlichen Anschlags von Taloqan am vergangenen Samstag, bei dem unter anderem zwei deutsche Soldaten fielen, inzwischen festgenommen. Bereits am Montag habe eine Afghan-ed combined security force den Mann, der enge Beziehungen zur Islamischen Bewegung Usbekistans (Islamic Movement of Uzbekistan, IMU) haben soll, im Distrikt Masar-i-Scharif gestellt.
Offensichtlich , so ist zu hören, war das vor allem eine Operation von US-Spezialkräften.
An Afghan-led combined security force captured an Islamic Movement of Uzbekistan facilitator along with several of his associates during a night-time security operation in Mazar-e Sharif district, Balkh province, Monday.
The facilitator assisted with the May 28 attack against the Takhar provincial governor’s palace that killed and wounded Afghan government officials and Afghan civilians, including the Afghan National Police commander Gen Daud Daud, and the provincial chief of police.
Recent reporting indicated he had been in direct contact with Islamic Movement of Uzbekistan leadership in Pakistan, providing them with specific reports on the damage effects of the May 28 blast.
The combined Afghan and coalition force was able to locate the facilitator at his associated compound in Mazar-e Sharif. Afghan members of the force assaulted the compound where they found the facilitator along with several associates. He identified himself to the security force and was immediately taken into custody.
Through initial questioning, the security force was able to identify several other individuals with suspected involvement with the facilitator. All men were detained and taken by the force for further processing. No shots were fired.
Nachtrag: In Taloqan wurden fünf Polizisten unter dem Verdacht der Unterstützung der Attentäter festgenommen.
Herr Wiegold, warum schließen Sie bei der Redewendung „coalition forces“ automatisch auf US Kräfte? Balkh ist area of operation der TF47, also deutscher Kräfte. Zudem sind die Amerikaner ja eher bekannt dafür Ross und Reiter zu nennen und ihre Involvierung bekannt zu geben. Da dieses hier nicht der Fall ist, wäre ich vorsichtig mit der Aussage, dass das US Spezialeinheiten waren.
@dallisfaction
Ich habe nicht aus dem Begriff coalition forces auf die US-Kräfte geschlossen ;-)
Präventiv u nicht wenn es zu spät ist. Das muss das Ziel sein. Na, wenn einer sagen kann das er konsequent vorgeht sind es nun mal die Amerikaner. Da brauchen wir uns gar nicht feiern. Das einzig gute ist, das wir unseren Werten treu bleiben. Dafür zahlt man manchmal mit leben. Wie soll man das nun finden?
ISAF, hast du toll gemacht. Den Drahtzieher geschnappt. Jetzt müsste es ja eine Welle von Festnahmen geben. Schauen wir Mal..
@dallisfaction
Die Folgerung, dass US-Kräfte verantwortlich waren, liegt m.E. nahe. „Coalition Forces“ war zumindest bislang im ISAF-Sprachgebrauch die Bezeichnung für außerhalb von ISAF operierende Kräfte. Hierbei handelt es sich in der Regel um US-Spezialkräfte. Davon, dass andere als US-Spezialkräfte außerhalb von ISAF im Norden operieren, habe ich noch nichts gehört, und die TF 47 ist Teil von ISAF und zählt nicht zu „Coalition Forces“ im bisherigen Sprachgebrauch.
„Afghan-led“ ist Teil der ISAF-InfoOps und soll dem ganzen ein afghanisches Gesicht geben, sagt aber wenig über reale Verhältnisse aus. „Afghan-led“ ist z.B. etwas, was ein afghanischer General unterschrieben hat, nachdem ein Stab von internationalen Mentoren es für ihn erarbeitet hatte.
@Soldier
„Das einzig gute ist, das wir unseren Werten treu bleiben.“
Werte sind Kriterien, die man an Entscheidungen anlegt, damit diese zielführend werden. „Werte“, deren Praktizierung dazu führt, dass Ziele nicht oder nur unter größeren Schwierigkeiten erreicht werden können, sind somit keine Werte mehr, sondern allenfalls Dogmen oder anderer Ausdruck selbstgerechter Erstarrung.
Eine Beteiligung der TF47 wäre wünschenswert besonders weil ich den Afghanen noch keine eigenständige Operation zutraue
Die Meldung kommt mir sehr merkwürdig vor.
Da hat jemand aus Mazar einen Bekannten oder Verwandten in Pakistan angerufen und erzählt was vorgefallen war. Dies nachdem der Anschlag erfolgte. Und das ISAF den abhörte, wie wohl alle Mobilgespräche über die Grenze, macht ihn jetzt zum „Facilitator“?
Ach ja – und der spricht tajikisch oder usbekisch, deshalb ist der natürlich Teil der IMU. (Pashtu Sprecher sind bei ISAF immer „Taliban“ und wer arabisch kann ist „Al Qaeda“ – siehe u.a. Kate Clark zur Nichtexitenz der IMU in Afghanistan)
„Nichtexitenz der IMU in Afghanistan“
Mit Verlaub: Das ist Schwachsinn. Die IMU hat in Afghanistan bereits mehrfach deutsche Soldaten getötet.
Bei aller Ihnen zustehenden Freiheit zur Kritik an ISAF und der BW, bitte machen Sie sich nicht lächerlich.
@b
„Pashtu Sprecher sind bei ISAF immer “Taliban” und wer arabisch kann ist “Al Qaeda” – siehe u.a. Kate Clark zur Nichtexitenz der IMU in Afghanistan“
Davon abgesehen, dass Clark unter Berufung auf offene Quellen von „minimal presence“ und nicht von „Nichtexistenz“ spricht, machen Sie es sich mal wieder sehr einfach. Aber Sie wussten ja auch bei ihrer letzten „kritischen“ Auseinandersetzung mit einer ISAF-Meldung nicht, dass Dari Verkehrssprache in Nordafghanistan ist.
Übrigens werden Dinge nicht automatisch dadurch wahr, dass Frau Clark sie behauptet. Eine Auseinandersetzung mit ihren inhaltlichen Schwächen würde jetzt zu weit führen, aber wenn Interesse besteht führe ich sie gerne.
Auch Sie stellen übrigens einfach in absolutem Ton Dinge in die Welt, die reine Spekulation sind. In einer Diskussion, die den Namen verdient, würde man solche Spekulation als Vermutung kennzeichnen und versuchen ihre Plausibilität zu erläutern. Sie scheinen das aber offensichtlich nicht nötig zu haben?
Mit der Art und Weise, wie ISAF zwischen Teilen der Aufstandsbewegung unterscheidet, hat ihre Spekulation zudem nicht das geringste zu tun. Ihr Beitrag ist in dieser Sicht eher eine schlechte Karikatur des realen Ablaufs.
Ich lehne den Einsatz vermutlich ebenso deutlich ab wie Sie, glaube aber, dass die Auseinandersetzung damit fundiert stattfinden sollte. Ein einfaches „ich bin gegen ISAF, also muss ISAF auch grundsätzlich alles falsch machen“ halte ich für zu simpel.
@Nico – wie stellt ISAF fest das jemand IMU ist? Die Leute die sich da auskennen und gelebt haben und die relevanten Sprachen sprechen bezweifeln die Anwesenheit von IMU, also Kämfer aus der ehemaligen Sowjetunion, dort.
Christian Bleuer:
Wenn sie zudem die ISAF Meldungen öfter lesen, dann werden sie feststellen das „Facilitator“, auf Deutsch „Unterstützer“, ein Begriff ist den ISAF sehr schwammig benutzt. In der Regel heisst das nur „jemand der unbewaffnet war und den wir festgenommen haben.“
Das kann jemand sein der einem Talib mal einen Apfel verkauft hat, oder auch nicht.
Das ich ISAF Meldungen anzweifele liegt schlicht daran das ISAF zu oft lügt und sich auch noch zu oft dabei erwischen läßt. Nach der dritten zerbombten Hochzeit die laut erster ISAF Meldung eine Gruppe Talibankämpfer war wird man misstrauisch. Zudem sind Meldungen wie die obige durch die ungenaue Begründung der Festnahme zweifelhaft. Was wird dem Mann den nun vorgeworfen? Über aktuelle Vorfälle mit Bekannten zu telefonieren? Ist das jetzt kriminell?
1. IMU sind nicht per se Menschen aus der ehem. UdSSR, da liegt schon ein völlig falsches Verständnis der Gruppe vor.
2. Die IMU ist nachweislich im Norden Afghanistans aktiv. 02.04.2010 sagt Ihnen was? Richtig, da war die IMU maßgeblich und nachweislich dran beteiligt.
3. Wer sind eigentlich Ihre „Leute die sich da auskennen und gelebt haben und die relevanten Sprachen sprechen“? Sonderlich viel Ahnung scheinen sie ja nicht zu haben, wenn man von dem ausgeht, was Sie hier angeben.
Niemand wirft Ihnen vor, dass Sie ISAF-Berichte anzweifeln. Das tue ich ebenfalls häufig. Was Sie aber tun, ist, dass Sie nahezu jedem ISAF-Bericht grundsätzlich vorwerfen, dass genau das Gegenteil von, was berichtet wird, passiert ist. Und das ist äußerst engstirnig.
Natürlich ist es nicht kriminell, mit Bekannten über aktuelle Vorfälle zu telefonieren. Aber kennen Sie den Wortlaut des Gesprächs? Woher wollen Sie wissen, ob am Telefon nur geplaudert wurde oder ob eine Meldung a la „Wir haben so und so erwischt, bleiben noch X und Y übrig. Wir brauchen mehr Geld und mehr Material.“ abgegeben wurde? Waren Sie dabei? Nein? Ich auch nicht. Einzige Informationsquelle ist also ISAF. Widerlegen Sie erst mal deren Bericht, bevor Sie hier anderslautende Versionen als Fakten verbreiten.