Kein Fremdeln mit der Bundeswehr (mit O-Ton)
Nein, die Bundeswehr ist dem neuen Minister nicht fremd. Sichtlich erfreut ließ sich Thomas der Maizière heute im Gefechtsübungszentrum in der Altmark nördlich von Magdeburg nicht nur eine Gefechtsübung eines verstärkten Panzergrenadierbataillons vorführen – er wollte auch in den Innenraum eines Marder-Schützenpanzers hineinschauen: In einem solchen Gefechtsfahrzeug hatte der Panzergrenadier de Maizière in den 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Dienst getan.
Dafür tut sich der Ressortchef mit der neuen Bundeswehr noch ein bisschen schwer, die sich seit seiner aktiven Dienstzeit ziemlich verändert hat. „Ich war im Faisabad, im OMLT“, schildert ein Soldat seine Auslandserfahrung, und de Mazière hakt sofort nach: „Was bedeutet die Abkürzung?“ Operational Mentoring and Liaison Teams, Ausbildungs- und Betreungsgruppen für die afghanischen Streitkräfte, so was gab es zu Zeiten des Panzergrenadiers Thomas de Maizière nicht.
Aber „ich werde meine Hausaufgaben machen“, versprach der Minister schon beim Vortrag von Heeresinspekteur Werner Freers. „Und dann werden wir sie zusammen abarbeiten.“
Mit dem ersten Truppenbesuch seiner noch kurzen Amtszeit hat der neue Ressortchef (erneut) ein Signal gesetzt. Galt sein erster Besuch außerhalb des Bendlerblocks dem Einsatzführungskommando und dem Signal Die Auslandseinsätze sind und bleiben das wichtige Merkmal der Bundeswehr, folgte die Visite beim Heer als Reverenz an die größte Teilstreitkraft und an die Soldaten, die den größten Teil der Truppe in den Einsätzen stellen. Natürlich auch eine willkommene Gelegenheit für den Heeresinspekteur, die Bedeutung vor allem von Attraktivitätssteigerungen im Heer- das darf nicht bei Wickelräumen stehen bleiben – gleich an den Minister zu bringen.
In einem ließ sich de Maizière übrigens kein neues Wort entlocken: Auf die Frage, wie schnell seine Entscheidungen über die neuen Strukturen in Ministerium und Streitkräften fallen würden, blieb er weiter zurückhaltend. Allerdings werde er nicht lauter Einzelentscheidungen verkünden, betonte der Minister. Sondern ein Gesamtpaket vorlegen.
(Foto: Thomas Imo/photothek.net)
Natürlich ging es bei den anschließenden Fragen der Journalisten auch um die Nachwuchsgewinnung – und die Antwort de Maizières finde ich interessant und stelle sie deshalb trotz der technischen Unzulänglichkeiten (ich steckte irgendwo in dieser Journalistentraube um den Minister…) hier im Originalton ein, in der Hoffnung, man kann dennoch alles verstehen.
Grundlinie: für den Nachwuchs, den wir suchen, kann es nicht nur um materielle Anreize gehen. Sondern auch um eine Frage der Ehre. Wenn wir glauben, wir können junge Leute mit Geld in die Bundeswehr locken, dann halte ich das für falsch, und es kommen vielleicht auch die Falschen.
(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/297769-de-maiziere-freiwillige-9-maerz2011)
@ Niklas
Also so ganz richtig ist das nicht. Erstmal brauch man für die Offz Laufbahn nicht zwingend Abi. Die Personalgrundsätze bei Beförderung: Eignung, Befähigung und Leistung gemäß 20/07 gibt es durchaus schon. Erstens kann er Fachdiener werden und wenn er besonder gut ist auch in den Truppendienst wechseln. Diese Fälle sind zwar sehr selten aber es gibt sie durchaus.
Zitat: „Die für einen Aufstieg in die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes
vorgesehenen Unteroffiziere müssen sich besonders bewährt
haben und die uneingeschränkte Eignung für die Ausbildung zum und
die künftige Verwendung als Offizier besitzen.“
und
„Unteroffiziere aller Laufbahnen können zur Laufbahn der Offiziere
des Truppendienstes zugelassen werden, wenn sie
– zum Zeitpunkt der Zulassung das 21. Lebensjahr vollendet und das
28. Lebensjahr noch nicht vollendet haben,
– sich in einem Feldwebeldienstgrad befinden,
– an einer Eignungsprüfung bei der Offizierbewerberprüfzentrale teilgenommen
haben,
– einen militärischen Auswahllehrgang erfolgreich durchlaufen haben
und
– sich als Soldatin auf Zeit oder Soldat auf Zeit für mindestens 15 Jahre
in der Bundeswehr verpflichten.“
In den heutigen Medien sind mögliche „Kriegsverbrechen der Bundeswehr“ (*kreisch*) im Stellenwert als Story eben deutlich höher angesiedelt, als ein weiterer junger Mann, der im Dienst gefallen ist. Das war beim ersten Mal dramatisch, bei den ersten „Vier auf einen Streich“ ebenfalls nochmal, aber nun ist es eben Routine und uninteresseant, wie wir vor ein paar Wochen feststellen konnten.
Im Osten nichts Neues.
@ Georg
Sehr gut dargestellte und durchdachte Punkte. Aber wie soll eine zivile / militärische Führung, deren Protagonisten eben nicht unter Berücksichtigung der einsatzbezogenen Realitäten oder der Wahrheiten und Bedürfnisse des Arbeitsmarkts denken (?) und planen, diese Quadraturen überlagernder Kreise meistern? Dazu noch unter dem Damoklesschwert von Spar-Begehrlichkeiten des Bundeskassenwarts und seiner Koalitionskollegen, für den bzw. die in dem Ressort mit der geringsten Lobby in Politik UND Gesellschaft – dem BMVg also – das grösste Einsparungspotential zu orten ist.
Die Bundeswehr verfügt über ein laufend wachsendes Potential an studierten Betriebswirtschaftlern, die teils als TrD-Offze und Einheitsführer sowohl über Einsatzerfahrung „beyond HESCO walls“ als auch über Managementkompetenzen z.B. in selbstständigen Einheiten verfügen. Eben die schon mehrfach „hier“ zitierte „Generation Einsatz“…die ja nun auch in Stabsoffiziersdienstgrade hineinwächst. Warum findet die „GenEins“ nicht ein – meinetwegen auch sehr informelles – Forum, strukturiert sich und entwickelt Konzept-Alternativen oder -Ergänzungen, die nicht als „Einzeleingaben“ – sondern als Gemeinschaftsarbeiten direkt in die Amtsspitze liefert?
Eine Organisation wie die Bundeswehr steht und fällt mit dem Maß an übergreifender Kommunikation und der durch die Führung gelebten Akzeptanz kollaborativen Denkens und Entwickelns ihrer Mitglieder – ohne Rücksicht auf Hierarchieebenen oder eng definierte Zuständigkeiten. Nicht kommunizierende oder in ihren Strukturen voneinander isoliert denkende und entscheidende Organisationen sind und bleiben unflexibel. Für eine Armee – ob zu Zeiten Clausewitz‘ oder im 21. Jahrhundert – ein tödlicher Status.
Wenn die Reform dies nicht berücksichtigt, ist sie keine Reform – sondern der administrative Eselskarren auf dem abschüssigen Weg in die Resignation. Auch das könnte der neue IBuK erkennen, wenn er in der von ihm benötigten Zeit über die Reform nachdenkt.
@ Etienne Rheindahlen
Es ist nicht leicht Antworten zu finden auf Ihre und auf meine Fragen, jedoch ist es viel schwieriger die richtigen Fragen zu stellen, als dann die Antworten zu suchen.
zu 1. Quadratur der Kreise ?
Die Expertise ist im eigenen Hause vorhanden, wird aber auf unterster Ebene schon geblockt. Das „Peter-Prinzip“ oder die „Peter-Pyramide“ schlägt auch bei der Bürokratie der Bw durch.
Beispiel: Jetpiloten als Scheinerhalter
Eine Anzahl von Jetpiloten im Generalsrang fliegt weiterhin Kampfjets um ihren Flugschein und ihre Expertise zu erhalten. Ob die fliegerische Aktualität für einen General so wichtig ist, sei dahingestellt. Es wäre auf jeden Fall billiger dem General auf Lebenszeit seine Flugzulage von geschätzt knapp 1000 Euro / Monat zu bezahlen, als ihn pro Jahr 20 / 30 / 40 Stunden im Kampfjet fliegen zu lassen, deren Betriebskosten pro Scheinerhalter die Millionengrenze überschreiten dürfte.
Beispiel: Zivil anerkannte Ausbildung
Bewerbern wird eine zivile Berufsausbildung versprochen, die sie oftmals gar nicht besuchen wollen. Trotzdem werden sie zwischen 6 – 21 Monate unter voller Bezahlung in einem zivilen Betrieb ausgebildet. Viel vernünftiger meiner Meinung nach wäre es, diese Soldaten am Ende ihrer Dienstzeit im zivilen Beruf auszubilden, damit sie ihn nach Dienstzeitende gleich ausüben können und die Kenntnisse und Fertigkeiten nicht 8 Jahre in Vergessenheit geraten.
Beispiel: Rüstungsentwicklung und Beschaffung
Im Wesentlichen ist unsere Rüstungsbeschaffung eine nationale Industriesubvention, auf die die Wettbewerbswächter in Brüssel keinen Einfluss haben. Beschafft wird oftmals nicht was die Bw braucht, sondern was die Rüstungsindustrie als Referenzauftrag für den Export, als Referenzkunde Bw braucht.
Beispiel: Organisationsentscheidungen
Es wird nicht gefragt, wie kann ich einen Aufgabe mit weniger Personal durchführen, sondern wie schaffe ich es, dass bei weniger Personal, die Person an der Spitze immer noch den gleichen Dienstgrad und damit die gleiche Besoldung hat.
zu 2. Forum für „Einsatzexpertise“
Ich denke dieses Forum ist mit Einsatzberichten, Nachbereitungsseminaren, Netzwerken usw. schon da, wird aber von der Politik und der Miltiärführung, die aufgrund ihres politischen Beamtenstatus im vorauseilenden Gehorsam den Willen der Politik erfüllt, nicht gehört (siehe van Heyst Bericht und dessen Ignorierung)
zu 3. übergreifende Kommunikation und Akzeptanz des kollaborativen Denkens sowie Personalentwicklung
Ist im Prinzip mit Auftragstaktik, mitdenken der Geführten und vertikaler Mobilität der Laufbahngruppen (Bewährungsaufstiege) vorhanden.
Leider wird die Auftragstaktik immer mehr zurückgefahren, weil immer weniger der mitdenkende konstruktiv kritische Untergebene, Mitarbeiter gefragt ist, sondern der zu allen Ja und Amen sagende Soldat.
Dies führt natürlich zu einer Abstimmung mit den Füßen.
Derjenige Soldat, der kritisch die Zustände hinterfragt und keine befriedigende Antwort erhält, wird eben die Bw zum nächstmöglichen Zeitpunkt verlassen. Der Rest der bleibt passt sich dem System an, wenn sich das System immer mehr zur Befehlstaktik hin entwickelt, bleiben diejenigen, die mit dem System gut leben können.
Es tut mir leid, dass ich keine besseren Antworten geben kann, aber wie gesagt, die richtigen Frage zu finden ist erstmal wichtiger.
@ flosch
Ich kenne die Regelungen, keine Sorge.
Nur: Selbst wenn ein Fw zum Offz wird, bleibt er erstmal im Fachdienst. Dabei ist er auch wieder limitiert, weil er 1. Fachdiener ist und 2. höchstens Stabshauptmann werden kann.
Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, dass unsere Soldaten nicht konsequent nach ihren Leistungen und Fähigkeiten befördert werden, sondern (natürlich auch legitim) nach Stellenplan und (weniger legitim) nach Stehzeit.
Das Ziel muss sein, die besten Leute für einen bestimmten Job zu finden. Übrigens: In Unternehmen gibt es bei Personalbedarf eigentlich immer erst interne Stellenausschreibungen. Das ist für erfahrene Mitarbeiter eine große Chance, eine vielleicht ertragreichere Stellung zu erlangen.
@ all
Ich habe heute übrigens noch etwas gelernt: Beamte beim Bundesrechnungshof dürfen nicht lachen und keine Verbesserungsvorschläge machen. Denn Entscheidungen trifft immernoch der Vorgesetzte ^^ Ohne Witz! :) Offenbar ist dieses fehlende kollaborative Verhalten, wie schon von Georg beschrieben, nicht nur ein BW-Problem.
E. Rheindalen hat auch Recht. Kommunikation. Ich würde sie als die Essenz des Erfolges bezeichnen. Im Militär wie auch (ich ziehe diese Prallelen gerne, bieten sich an) in einem Unternehmen. Wer nicht kommuniziert / kommunizieren kann, der kann einpacken. Dazu gehört auch, dass der Hauptgefreite und der Major barrierefrei, vernünftig miteinander reden können. Man ist schließlich im gleichen Team.
Irgendwo laufen viele Gefahr, Sklaven eines Systems zu werden, anstatt sich das System zum Sklaven zu machen und es gänzlich auszunutzen.
Die ideale Stellenbesetzung sieht dann ungefähr so aus – aus „Jobs im Heer“ beim ABC-Abwehrregiment 750;):
http://www.deutschesheer.de/portal/a/dlo/!ut/p/c4/04_SB8K8xLLM9MSSzPy8xBz9CP3I5EyrpHK9jNTUoviUnHz9gmxHRQBoJzYa/
@flosch
Der Link tut so leider nicht…. evtl. mit tinyurl oder anderem verkürzen. oder direkt als Link einbinden, bitte.
@ T.Wiegold
Danke für den Hinweis.
Ich fand das Foto der Dame einfach so passend und nett für die Personaldebatte.
http://tinyurl.com/6a4pzwd
Verarscht man sie oder warum übernimmt sie eine Einheit die in wenigen Tagen keine Rekruten mehr hat?
Aber das Photo ist schon ein Hit. Fürs Gesicht kann sie ja nichts, aber die Mütze. :-( Und das nun als Chef. und zudem bei der Unterrichtung von irgendwelchen OA.
Egal, mit jetzt 37 wird sie wenigstens nicht mehr General.
@Niklas:
das Problem geht ja noch weiter (mal vom HFw ausgehend) –
manch einer will ja garnicht die Verantwortung!
Ich hatte einen studierten Manschaftsdienstgrad der mit seinem Verantwortungsbereich glücklich war, sicherlich auch SaZ 12 Manschaft gemacht hätte und seinen Job Spitze erledigt hat, doch die Bundeswehr würde dies nicht zulassen.. SaZ 12 nur mit Wechsel in die Feldwebellaufbahn und Tätigkeitswechsel.
Dann möge man sich mal alle „Profi“ Armeen der Welt anschauen, wo zum Beispiel die Briten noch bis zum alter von 41 Leute als Gefreite neu einstellen. In der US Armee sind 30 jährige Ober und Hauptgefreite nicht wirklich Sonderlinge.
Anderes Beispiel:
Ich habe meinen HG in der Kompanie, den ich für die Feldwebekllaufbahn geeignet halte und möchte diese fördern, aber das geht nicht aufgrund der unsinnigen Konzeption der Zentren für Nachwuchsgewinnung. Man sagt ihm also er möge die Budneswehr verlassen, sich als Wiedereinsteller Bewerben und sofern das klappt wird er dann in einem völlig anderen Bereich eingesetzt und seine Erfahrung im Tätigkeitsfeld wie auch der Vorteil der Einheit welche ihn aufgebaut hat ist damit salopp gesagt über die Wupper gegangen.
Diese Konzepte werden aber wiederum nicht unbedingt von „Zivilisten“ für die Bundeswehr gemacht, sondern entspringen zu einem guten Teil unseren eigenen Stäben.
@Elhanan
1. Der Verteidigungsminister sprach von Ehrendienst und nicht von Ehrenamt. Das sind zwei verschiedene Dinge.
2. Soziale Marktwirtschaft ist Kapitalismus, aber kein Manchesterkapitalismus.
@Stefan
Auch ich sprach zuerst von Ehrendienst!
Meine Ausführung zum Ehrenamt bezog sich auf die Antwort von @J.R..
Soziale Marktwirtschaft ist Wirtschafts- und Sozialpolitik. Wird auch als -Dritter Weg- zwischen Kapitalismus und Sozialismus bezeichnet
Marktwirtschaft ist Kapitalismus.
Ein kleiner aber feiner Unterschied.
Die meisten BS-Offiziere sind Offiziere im militärfachlichen Dienst.
Die Chance als FD Trp-Offz zu werden geht gegen Null.
Die Chance als Fw FD zu werden ist gering.
Eine Unterscheitung in FD Trp Offz (Nicht zu verwechsel mit den Offizieren im Fachdienst) ist schwachsinnig, vorallem in den Bereichen in denen sie den gleichen Dienst leisten .
Eignung, Leistung und Befähigung sind bei der Laufbahn nicht die entscheidenden Faktoren. Man tut sich da schon bei der Besetzung von Dienstposten schwer.
Der Verteidigungsminister sprach ausdrücklich vom Ehrenamt als Vorbild für den Ehrendienst. ;)
„Wir brauchen einen Geist, den wir vom Ehrenamt kennen; vom technischen Ehrenamt (Feuerwehr, Technische Hilfswerk), von sozialen Ehrenämtern. Wie müssen das was wir am Ehrenamt haben als Ehrendienst für den freiwilligen Wehrdienst und die anderen freiwilligen Dienste schaffen/bekommen. [Blabla nicht nur Verteidigungsminister, sondern Aufgabe der ganzen Gesellschaft]“
Und wenn man sich anschaut, was das Ehrenamt ausmacht, dann sind das:
– Zugänglichkeit („Jeder kann helfen“)
– Sinn
Nicht gerade die Stärken der Bundeswehr, oder?
Ich möchte auch da niemanden schmälern, aber bei den OffzMilFD ist auch nicht alles Gold was glänzt. Da gibt es nämlich nicht wenige, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters lieber Hauptpersonalrat, VP o.ä. sind (und ihre Heimatposten als GesamtVP von irgendwas sogar aus dem Einsatz (!) heraus weiterführen). Auch sind sie streckenweise noch nicht in der heutigen Einsatzrealität angekommen und verweisen immer auf „IFOR anno Tobak“ etc. Ist aber auch verständlich, wenn ich 400 Jahre lang A11 bin, habe ich irgendwann auch keine Motivation mehr, mich weiterzuentwickeln.
Daher plädiere ich ebenfalls für:
– Abschaffung der Laufbahnbegrenzungen in Offz mit Studium, Offz ohne Studium, Offz MilFD,
– Abschaffung des Status BS, sondern schrittweise Weiterverpflichtung für alle,
– Studium als Voraussetzung für höchste Verwendungen wie iG etc.
@Voodoo: in vielen Natioenn gibt es trotz der anfänglich schrittweisen Weiterverpflichtung dann ab einer gewissen Stufe eine endgültige (BS) Verpflichtung… irgendwann ist man für dieses alle vier jahre Spiel einfach zu alt.
Was die Grenzen angeht: die Masse der Stabsoffiziere wird sicherlich beim OTL enden, diesen um die 40 erreichen und dann auch auf 20 Jahre Zukunft ohne wesentliche Weiterentwicklung blicken. Da man aber trotzdem Stabsarbeiter braucht ist der Dienstgrad allein eben nicht das motivierende Element.
Was die FDler angeht… das größere Probleme sind StOffze iG, die frisch aus dem Genst kommen, nie wirklich einen Job in der Tiefe getan haben und dann plötzxlich in der Entscheidungsverantwortung stehen. Der FDler mag, so er denn unbeweglich ist, unbequem und ärgerlich sein – der StOffz dagegen hat reichlich Menschenleben in der Hand.
Was Einsatzrealität angeht: so behaupte ich sind die meisten dort noch nicht angekommen. Der beliebte Witz wir wären nicht beim 25. Einsatzkontingent ISAF sondern immernoch beim 1., aber da im 25. Versuch, kann man praktisch durchaus faktisch begründen.
„IFOR anno Tobak“ ist auch kein Problem der FDler, sondern zieht sich „stringent“ durch die Führung. (ISAF Regeln sind falsch, weil wir das _auf der Uebung_/im XXX Corps/in IFOR/bla anders gemacht haben oder einfach Leute ohne Einsatzerfahrung fern des Einsatzes fröhlich Konzepte schreiben…)
Ohne jetzt bashen zu wollen aber ich kann ihre iG-Punkte nachvollziehen… Zitat aus dem D/NL Korps, als ein StOffz i.G.und vormaliger BtlKdr frisch zuversetzt wurde: „Herr StFw, wer reinigt denn hier meine Waffe?“ – „Sie, Herr OTL??“ Aber vorher in der einsatzvorbereitenden Ausb sein Btl verheizen, bevor derselbige überhaupt losgegangen ist.
„25/1“ kenne ich auch, was u.a. auch daran liegt, das man alles neu erfinden muss, denn die VorgängerKtgt sind durchgehend Mist gewesen…
@Voodoo:
wenn man „vorübt“ komplett an der Realität vorbei, dann ist auch jeder Anlauf aufs neue zum Scheitern verurteilt.
Der iGler mit der Waffe mag noch lustig gewesen sein (vielleicht nicht für den StFw ;) ), aber gegen andere Sache die so laufen, in jeder Hinsicht harmlos.
@Voodoo
„Da gibt es nämlich nicht wenige, Hauptpersonalrat…….
Doch das sind wenige und es ist gut, dass sie es auch aus dem Einsatz heraus tun.
Dies sind Ämter in die man gewählt wird und jeder (auch StOffze) können sich wählen lassen. Hätten wir diese Soldaten nicht, wäre die Bw ärmer und wir hätten noch mehr Ar…kriecher. Demokratie ist nicht einfach, aber was wäre die Alternative?
Motivation ergibt sich doch nicht nur aus Beförderungen aber man wird demotiviert wenn man scheinbar ungerecht behandelt wird.
Wer nach Eignung, Leistung und Befähigung befördert wird oder eben nicht sollte kein Problem damit haben.
Motivation bekommt man durch Zufriedenheit aber da wird gerade alles getan, dass man sie verliert.
Es gibt eben auch die, die sich engagieren und weiterentwickeln und es gibt die die es nicht tun. Sind eben Menschen wie sie und ich.
„Auch sind sie streckenweise noch nicht in der heutigen Einsatzrealität angekommen“
Wird oft geschrieben, aber was genau wollen sie damit sagen?
Ab wann ist man denn da angekommen?
Tut mir leid, das ich ihnen da widerspreche, aber es ist eben nicht gut wenn sie ihre Heimattätigkeit auch aus dem Einsatzland heraus führen – zumindest nicht dann, wenn dadurch die Aufgabe im Einsatz leidet! Und das habe ich gerade in meinem letzten Einsatz erleben müssen. Nicht falsch verstehen, die Ämter wie VP will ich nicht in Abrede stellen.
Und wenn ich meine „nicht in der heutigen Einsatzrealität angekommen“, dann spiele ich besonders darauf an, das man in OrgBereichen abseits der Infanterie noch nicht überall begriffen hat, das man jederzeit in Gefechte o.ä. verwickelt werden kann, wenn man in AFG das Feldlager verlässt. Dies führte dann mit meinem Nachfolger zu nahezu grotesken Diskussionen a la: „Was nehmen sie soviel Munition mit, haben wir früher nie gebraucht“ , „Was wollen sie denn mit IR Knicklichter, sie haben doch rote im Container“ und „Nebelhandgranaten brauchen sie nicht, wir sind keine Infanteristen.“
@Voodoo: aber grade die Infanterie hat noch nicht begriffen, dass sie auf dem Gefechtsfelde nicht alleine ist. Das Ganze auszuführen ginge hier zu weit, aber ich behaupte mal das es eben kein Problem der unteren Schicht ist, sondern der Führung.
Was das Führen der Nebentätigkeiten aus dem Einsatz heraus angeht, so habe ich ja nicht gesagt, das dies nicht durchaus ein Problem ist – es ist lediglich relativ harmlos im Vergleich zu anderen Dingen.
Letztenendes – meine persönliche Meinung – sollte es das Ziel sein, den Leuten am Boden, welche in der Endkonsequenz den Auftrag ausführen – das Maximum an Unterstützung angedeihen zu lassen und das Problem dabei sind nunmal aus der Erfahrung heraus nicht nur die Truppenteile ausserhalb – da ist viel Problemstoff einfach hausgemacht.
@Volker
Zustimmung!
Das ist alles ein Problem der Mandatierung.Man möchte nicht, dass der Krieg in den Köpfen ankommt. Die Politik erstellt ein Mandat zur polizeilichen Unterstützung in AFG. Der Öffentlichkeit wird die Verteidigung der BRD am Hindukusch verkauft. Warum haben wir nach dem Berufen auf Artikel 5 dann nicht den V-Fall ausgerufen und alles erdenkliche getan um die Truppe bei ihren Aufgaben zu unterstützen? Die Politik scheute sich vor Krieg und wollte es noch weniger aussprechen. Wenn die Truppe von der Politik in einen Krieg geschickt wird den die Mehrheit der Bevölkerung ablehnt (ob richtig oder falsch) muss das immer die Truppe büsen. Selbst dann wenn der Einsatz lange vorbei ist. Am ende geht es um Schuld und es werden Sündenböcke gesucht und man findet sie dann bei den Soldaten (siehe Vietnamkrieg und WK II).
@ Elhanan
Naja. Man hat ja immerhin den Nato-Bündnisfall nach Artikel V ausgerufen, das erste Mal in der Geschichte. Und Deutschland hat da auch nicht widersprochen und munter Soldaten mitgeschickt.
Ohne eine Gefährdung der Bündnissicherheit anzuerkennen läßt sich das nicht wirklich rechtfertigen, oder? ;)
Entsprechend fluggs ist man dann aber auch wieder von OEF auf ISAF umgeschwenkt – der war ja auch bis etwa 2009 weder umstritten, noch als Krieg zu bezeichnen. Den Warlords a bisserl auf die Finger schaun, damit die sich mit der Zentralregierung arrangieren, und schon gibt es auch in Afghanistan Blühende Landschaften.
Kann man jetzt gerne sagen: War ja abzusehen, ist ja auch immer wieder von den wenigen Interessierten kritisiert worden. Aber gerade bei der Bundeswehr hat man sich jetzt wirklich nicht auf die Hinterbeine gestellt, sondern munter Erfolgsmeldung an Erfolgsmeldung gereiht.
Ganz ehrlich: Ich hab da immer noch nicht den Eindruck, dass es bei der Bundeswehr einen Plan für mehr Sicherheit im RC Nord gibt.
Man fordert halt jetzt noch etwas mehr Spielzeug um die eigenen Verluste kleinzuhalten und Gefecht zu üben, fährt noch ein paar Jahre Patrouille, und arbeitet schonmal für die Zeit nach dem Abzug an den Hochglanzbildern und der nächsten Dolchstoßlegende. Aber bis dahin bitte zuhause lächeln und winken, lächeln und winken.
Oder wenn man fies wäre: Es ist erschreckend, dass bei Bundeswehr (und auch Regierung) nicht angekommen ist, dass es sich von der Mission um einen Polizeieinsatz handelt. Und bei der Bundeswehr scheint man ja sehr sehr froh zu sein, dass Herr zu Guttenberg das mit seiner Kriegsrhetorik kaschiert hat, und man jetzt munter mit Berichten über Artilleriesysteme und Schützenpanzer einen auf „Wir sind ja so toll“ machen kann. So öde Themen wie „Integration der paschtunischen Minderheit in den poltischen Prozess“ liefern ja auch keine Bilder für „Strategie & Technik“.
„Ein paar Waffensysteme mehr, und hier ist alles in Butter.“ Das ist doch die Message, die seit Jahren aus der Bundeswehr kommt.
Und da ist’s irgendwie auch irreführend, sowas auf das verlogene Parlaments-Mandat zu schieben. Dessen Formulierung tut zwar so, als hätte man im RC Nord noch die Situation von vor 5 Jahren. Aber letztlich ist es eine Carte Blanche für die Bundeswehr.
J.R,
Ihre Verspottung der Bundeswehrsoldaten ist weit unterhalb der Gürtellinie. Zum Glück ist Ihre Sicht der Dinge nicht ernst zu nehmen. Ihnen gelingt es regelmäßig, sich selbst zu diskreditieren.
Also so langsam treiben sie mir mit ihren Postings die Zornesröte ins Gesicht, lieber J.R.
Das von ihnen ausposaunte „herumposen“ der Bw mit immer mehr „Spielzeug“ um die „Verluste klein zu halten“… gehts noch? Wenn das alles ein harmloser Polizeieinsatz ist, warum sprechen dann alle anderen Nationen einschließlich der Amerikaner von Krieg? Und jetzt posten sie bitte keinen dubiosen Weblink, Zeitungskommentar oder Auszug aus dem COIN Handbuch – ich habe mit denen gesprochen und das waren nicht nur PFC, die mir das gesagt haben. Basteln an der nächsten Dolchstoßlegende… Sie fangen an, sich zu disqualifizieren. NIEMAND hat ansatzweise suggeriert, das mit mehr Waffensystemen alles in Butter wäre. Und im Gegenteil, wir (die Soldaten) haben schon weit vor KTzG um weitreichende UstgWaffen gebeten, weil man sich der Gefahr bewusst war, wie leicht man mit einer Patrouille nur aus Wölfen aufgerieben werden kann. Ich war 2003 das erste Mal im Training für ISAF involviert und 2006 konkret in der Vorbereitung auf Kunduz. Da wusste man schon, das es brenzlig werden konnte, hatte aber noch nicht einmal eine Waffe, um durch die Lehmmauern zu kommen… Von wegen: Der Vorgesetzte gibt dem Untergebenen ausreichend Zeit und Mittel, um den ihm erteilten Auftrag bestmöglich ausführen zu können (frei nach der passenden ZDv).
Sprechen sie nicht weiter von Dingen, die sie nur von einer Seite aus kennen.
@ Politikverdruss
Wie wär’s mit ’ner Probe aufs Exempel?
Sollte ja nicht so schwer sein die Wortmeldung eines Afghanen auf einer der Bundeswehr-Plattformen zu finden, vielleicht sogar zu den Konfliktursachen oder den langfristigen Erfolgen des Bundeswehreinsatzs.
Den rüstungstechnischen Vergleichs-Artikel gibt’s auf der Titelseite: „Der Boxer bald in Afghanistan“, vom 03.03.2011.
J.R.,
für Ihre „Spielchen“ stehe ich nicht zur Verfügung. Sie sind ein „ziviler“ Schwadroneur, der viel zu viel Aufmerksamkeit erhält.
@ Voodoo
Wenn gepanzerten Fahrzeuge und mauerbrechende Mittel so wesentlich sind: Wieso sollen dann die ANSF ohne diese auskommen? Oder sind die nicht im Krieg?
Mit Verlaub, selbst wenn man das nicht werten wollte: Da ist ein riesiger Sprung in der Strategie (einer von vielen), und seitens der Bundeswehr wird der nichtmal gestreift.
@J.R.:
Aepfel und Birnen. Die ANSF sind auch nicht an ROE gebunden. Die muessen sich auch nicht vorrangig versuchen sich aus dem feindlichen Feuer zu lösen bevor man mit aller Haerte zurueckschlagen darf.
Soll heissen: sicherlich wuerden auch gepanzerte Fahrzeuge den ANSF einiges bringen, aber die Ausgangssituation ist nicht wirklich vergleichbar.
Gegenbeispiel: SOF Kraefte agieren oft mit leichten, gering gepanzerten Fahrzeugen und leben von Geschwindigkeit und Feuerkraft.
Sie wissen schon, das die Bundeswehr seit 2004/05 ein afghanisches Panzerbataillon ausgebildet hat? Wenn die ANA das nicht einsetzt, kann die NATO da nichts für, denn die Afghanen planen ihre Operationen selbst.
Das Panzerbataillon war von Anfang an Humbug. Ersten ist eins zu wenig und selbst G Trull hat recht schnell feststellen müssen, das es nur zum Schutz der Kabuler Regierung dient.
@ Volker
Naja, ob die Truppen, die in der Fläche unterwegs sind jetzt ISAF oder ANSF sind macht glaub nicht den Unterschied: Die Gefährdung der ANSF durch IEDs und Hinterhalte mit RPGs ist da glaub nicht wirklich eine geringere.
Die Schlussfolgerung, dass die deutlich bessere Ausrüstung ja durch die ROEs nötig wird wage ich dann doch zu bezweifeln.
(Wenn ich mich nicht irre können die ANSF praktisch nur über ISAF auf Feuerunterstützung zurückgreifen? Gerade überrante Polizeiposten gibt es im RC Nord ja immer wieder, wenn auch zum Glück „eher selten“.)
@ Voodoo
Wieviele Panzer sind das für ganz Afghanistan? 44 T-62 ? Wenn ich mich nicht irre, dann hat allein die Bundeswehr 25 Marder und 5 Panzerhaubitzen im Land?* Und ob das viel bei IEDs bringt sei dahingestellt…
Und nur falls sie mich falsch verstanden haben: Es geht nicht darum, so zu tun als gäbe es in Afghanistan keine Gefechte, keine Sprengstoffanschläge oder dergleichen. Aber es ist eben das, was die Amerikaner „Small War“ nennen, oder „low intensity Conflict“ – und das nicht, weil er weniger dreckig und brutal wäre.
Nur findet sich davon in den Verlautbarungen der Bundeswehr nicht viel. Aufstand, Bürgerkrieg, Milizen, Organisiertes Verbrechen, Vertrauensverlust – all das wird gemieden.
Das Thema Milizen ist im Oktober mal kurz an die Oberfläche gekommen, und dann sehr schnell wieder verschwunden. Ansonsten ist die Berichterstattung fast schon klinisch rein und weitgehend Afghanen-frei. Außer beim Training im Feldlager oder als Almosenempfänger** treten die praktisch nicht in Erscheinung.
Wenn ihnen der Begriff „Dolchstosslegende“ nicht paßt – geschenkt. Aber die Bundeswehrkommunikation läuft massivst nach dem Schema ab: Man hat immer alles richtig gemacht. Schuld sind, wenn überhaupt, nur die anderen. Und selbst diese Probleme werden bestenfalls lange hinterher angesprochen.
Aber vielleicht irre ich mich ja, und es gibt aus der Bundeswehr massive öffentliche Kritik am Aufbau der Mission. Ist mir bisher zwar entgangen, aber ich bin für Hinweise offen.
—-
* Von den mehreren hundert geschützten Fahrzeugen (rund 600 Eagle IV und Dingo2, Tendenz steigend) mit 48-430 fernbedienbaren leichten Waffenstationen mal ganz zu schweigen, zu denen es in den afghanischen Streitkräften kaum ein Äquivalent gibt.
** Nein, ich finde es das Engagement ganz ehrlich positiv. Aber Hilfsmittel zu verteilen ist nicht die primäre Aufgabe der Bundeswehr, sondern das Verbessern der Sicherheitslage. Und dazu hört man kaum was.
@Volker: „Aepfel und Birnen. Die ANSF sind auch nicht an ROE gebunden. Die muessen sich auch nicht vorrangig versuchen sich aus dem feindlichen Feuer zu lösen bevor man mit aller Haerte zurueckschlagen darf.“
„mit aller Haerte zurueckschlagen“ bedeutet in innerafghanischen Konflikten, dass man sich zurückzieht und bei Gelegenheit das Dorf des Gegners samt Einwohner niederbrennt.
Die Vorstellung, dass ANSF, selbst ANA, bei gleichem Kräfteverhältnis etwas gegen trainierte INS reißen können, ist recht weit hergeholt.
Siehe z. B. die Operation in Laghman im August: http://www.longwarjournal.org/archives/2010/08/taliban_al_qaeda_for.php
Rumgekommen ist ein Haufen ANA-Leichen in einem Taliban-Video.
Ohne Unterstützung durch westliches Militär kommt in der Regel nicht viel bei ANSF-Operationen rum.
Was wollen sie jetzt eigentlich vergleichen? ANSF mit ANA oder ohne? Feuerunterstützung für wen? ANP oder ANA? In welchem Land dieser Erde hat eine Polizeiäquivalente eigene schwere Waffen? Präzisieren sie das mal bitte – die ANA hat nämlich eigene Artillerie, Mörser und Kampfhubschrauber und setzt sie auch ein. In TAOID II sind z.B. HINDS geflogen.
Und nehmen wir mal an, es wären vierzig T-55 o.ö. – wo sind die? Warum werden sie nicht eingesetzt und mal Hand aufs Herz, hat ISAF wirklich soviel mehr KPz, wenn wir alle Nationen zusammenzählen? Übrigens haben die Afghanen auch mobile Infanterie, soweit ich weiß mit BMP etc. Wo die ist? Fragen sie doch einfach mal beim Oberkommando der ANA.
Und wo haben wir denn bitteschön 600 Eagle IV und Dingo 2 mit den erforderlichen Waffenstationen? Im Einsatzland? Wenn ja, wieviel ist davon einsatzbereit? Haben wir genug Waffen? Im 22. ISAF nämlich nicht und das ist jetzt erst ein Jahr her. Und am Rande erwähnt – die ANP hat von den Amerikanern gepanzerte Humvees bekommen, auf die man bis zu 4 MG aufmontieren kann, die geschützt bedient werden können. Damit haben sie mehr Feuerkraft als einer unserer Dingos. Wo die stehen? In den Hinterhöfen diverser PHQs, weil die Polizeichefs damit sauber herumprollen können. Ich kann ihre Mähr vom traurigen, heldenmütigen, aber immer vergessenen Afghanen nicht mehr hören. So arm dran sind unsere kühnen verbündeten nämlich nicht, wie sie sie hier immer darstellen.
Zur Berichterstattung sei eines angemerkt: Welche Armee, die sich in ISAF engagiert, berichtet uneingeschränkt über Rückschläge, Bürgerkrieg und Aufstand? Die Amerikaner? Skandinavier? Ungarn? Könnte es nicht vielleicht sogar eine vorgegebene Berichterstattung aller ISAF-Nationen geben? Aber die Bw ist ja voll doof, weil die immer nur Erfolge verkaufen will. Schon klar. Auch wenn sie es nicht hören wollen – wer gibt die Marschroute für den Einsatz vor. Die militärische oder die politische Führung in Berlin? Die Antwort kennen sie, aber wollen sie nicht wahrhaben, denn für sie ist ja der COM RC N schuld… ich weiss.
Oh, noch eine Frage… wer nennt AFG Small War oder LIC? Die Strategen in Washington oder der Soldat inkl. Führung im Einsatzland? Seit dem Korengal-Tal und Restrepo etc. sind die amerikanischen GI mit denen ich sprach nämlich fest davon überzeugt, das der ´conflict´ nicht ´low´ ist und sagen das auch recht offen.
@ Voodoo
Welchen Unterschied macht es denn für die Situation im Land, ob die umgebrachten Sicherheitskräfte jetzt Polizisten, Armee oder ISAF sind? Die Polizei ist nicht ohne Grund mit Sturmgewehren und MGs ausgerüstet – die Risiken denen sie sich ausgesetzt sieht sind die gleichen.
Nur mal so zum Vergleich zum Thema LIC und RC Nord: Im Nordirland-Konflikt sind im Schnitt gut 20 britische Soldaten im Jahr getötet worden, und halbsoviele Polizisten. Im RC Nord sind es im Schnitt glaub 7 deutsche Soldaten und grob geschätzt 70 ANA und 140 ANP.
Egal wie man es dreht und wendet: Die Bundeswehr ist nicht der Mittelpunkt der Konflikte im RC Nord. Und den Einfluss, den die Bundeswehr hat, ist auch eher gering. Da muss man gar nicht böswillig sein, da reicht es sich das Zahlenverhältnis von vielleicht 2500 Bundeswehr-Soldaten mit regelmäßigem Afghanen-Kontakt auf 6.750.000 Afghanen im RC Nord anzuschauen; Selbstschutzregeln und Kontingentwechsel alle 4-6 Monate kommen noch dazu.
Über die Schlussfolgerungen wind wir und wohl bei allen Meinungsverschiedenheiten einig:
– Die Bundeswehr kann nicht alles allein machen, letztlich liegt es an den Afghanen
– Noch sind die aber noch nicht so weit. (Sonst wär ja alles toll und die Bundeswehr könnte abziehen.)
Zu den Defiziten gehört auch, dass die afghanische Luftwaffe über gerade mal 9 Kampfhubschrauber verfügt, oder dass die Artillerie des 209. Korps zumindest Juli 2010 noch nicht sicher im indirekten Schießen war.
Defizite bei der Polizei haben sie ja schon selbst angerissen, bei den Milizen sieht es wohl noch schlimmer aus. Liesse sich das ändern? Ja, das hat man ja auch bei der BW immer wieder im Kleinen festgestellt. Wird in die Richtung viel unternommen? Nein.
Wieviele Feldjäger sind in den FDD-Teams unterwegs? 50?
Die ganze Zeit hieß es immer, der Innenminister würde da Mauern, damit da bloß nicht die Bundeswehr die Schau stiehlt. Jetzt ist er Herr de Mazière Verteidigungsminister, und hat irgendwer das Thema auf den Tisch gebracht? Nope, alles dreht sich um das Weihnachtsgeld.
Aber wie ja schon festgestellt, Afghanistan spielt bei der Bundeswehr-Kommunikation ja nur ’ne Nebenrolle. Dass es auch anders geht sieht man in der Tat bei den anderen Nationen. Die haben nicht nur ’ne Milblogger-Szene, oder informative Embedds (wie A Year At War), da sind auch regelmäßige Roundtables mit Einsatzsoldaten und Befehlshabern – natürlich mit unabgesprochenen Fragen – mittlerweile eine Selbstverständlichkeit. Selbst auf den offiziellen Seiten wird deutlich stärker auf die afghanische Dimension eingengagen, siehe etwa NTM-A. Bei der Bundeswehr wird nichtmal auf die NTM-A-Seiten verlinkt.
Nur um eins geht es bei dieser selbstzentrierten Bundeswehr-Öffentlichkeitsarbeit nicht: Der realistischen Darstellung der Situation vor Ort, dem Informieren der Öffentlichkeit. Und da mal direkt gefragt: Wenn nicht von den Leuten vor Ort über Mißtstände und Fehlentwicklungen informiert wird, von wem denn dann? Da klingt der Verweis auf die Politik dann auch sehr sehr schal, wenn man sich so zum Komplizen macht.
Rosarote Brille oder Maulkorb, macht’s letztlich einen Unterschied?
Woher sollen den die Fakten kommen, auf denen Entscheidungen getroffen werden? Woher die Konzepte?
Von einem Diskurs wie in der amerikanischen Milblogger-Szene, oder auf SmallWarsJournal.com ist man hier noch weit entfernt.
Und auch Artikel wie dem C.J. Chivers Putting Afghan Plan Into Action Proves Difficult, der nochmal den Finger in ziemlich viele Wunden legt, muss man hier mit der Lupe suchen.
Sie verweisen auf das Korengal-Tal. Dass es mit glaub mehr als der Hälfte der insgesamt in Afghanistan stattgefundenen Kämpfe wohl kaum repräsentativ ist, ist ihnen wohl bekannt.
Und dann auch die Frage: Wozu? Was hat man dort erreicht? Und auch: Warum ist man dort gescheitert und hat sich letztlich zurückgezogen? Die Feuerkraft war es nicht.
Das Korengal ist nicht repräsentativ. Aber dass die Regierungsseite nicht viel zu bieten hat um die Leute für sich einzunehmen, dass die internationale Unterstützung oft an den Befürfnissen der Menschen vorbei geht, das zieht sich fast schon wie ein roter Faden durch die letzten Jahre.
Und sie werden mir wohl zustimmen: Von den deutschen Akteueren übt keiner wirklich Druck aus um das zu ändern.