Die AWACS-Entscheidung – nur vorgezogen

Wie erwartet hat heute das Bundeskabinett den Einsatz deutscher Soldaten in den AWACS-Aufklärungsflugzeugen der NATO über Afghanistan beschlossen. Das Mandat wird jetzt ganz schnell in erster Lesung im Bundestag beraten und soll noch in dieser Woche abschließend vom Parlament gebilligt werden.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat das heute morgen im Deutschlandfunk alles erklärt: Es ist ein politisches Zeichen unserer Bündnissolidarität, auch vor dem Hintergrund der Ereignisse in Libyen.

Und dann setzte der Minister noch eins drauf: Ein Mandat für die deutsche Beteiligung an den AWACS-Flügen hätte es doch später in diesem Jahr sowieso gegeben.

Die NATO ist außerordentlich dankbar und begrüßt sehr, dass wir im gleichen Zug nun unser Engagement in Afghanistan verstärken durch die Luftaufklärung mit AWACS. Wir hätten diese Entscheidung im Mai und Juni ohnehin treffen müssen.

Das hatte das Verteidigungsministerium wohl auch im Januar so verstanden, als in der NATO die Rede davon war, nach 90 Tagen mal zu bewerten, ob die AWACS-Einsätze durchhaltefähig sind, ohne deutsche Besatzungsmitglieder. Position des Auswärtigen Amtes war das, wenn ich die nicht völlig falsch verstanden habe, nie.

Die vier schwimmenden Einheiten der Deutschen Marine sind ja nun, wie gestern abend schon bekannt wurde, aus dem NATO-Kommando herausgenommen worden: Nachdem das Bündnis beschlossen hatte, aktiv das Waffenembargo gegen Libyen durchzusetzen, hat Deutschland beschlossen, daran nicht teilzunehmen (obwohl natürlich der Beschluss der Allianz mit deutscher Zustimmung gefallen sein muss, sonst wäre er ja nicht zu Stande gekommen). Die Fregatte Hamburg, ohnehin auf dem Rückweg von ihrem Anti-Piraterie-Einsatz am Horn von Afrika, fährt weiter Heimatkurs Wilhelmshaven. Die Fregatte Lübeck, das Minenjagdboot Datteln und das Flotttendienstboot (ein nett umschreibender Begriff für ein mit Aufkärungselektronik vollgestopftes Schiff) Oker sind nun nationalem Kommando unterstellt und machen jetzt erst mal ihre geplanten Hafenaufenthalte im Mittelmeer. Über den weiteren Kurs dieser drei Schiffe ist nach Angaben des Ministeriums noch nicht entschieden.

Nachtrag: Zum Blick aus dem verbündeten Ausland hier ein Eindruck.