RC N Watch: Afghanischer Soldat erschießt drei deutsche Soldaten – Update/Zusammenfassung
Der Übersichtlichkeit halber hier noch mal die Erkenntnisse zum Vorfall am Freitag in Baghlan zusammengefasst:
Ein Afghane in Soldatenuniform hat am Freitag im Außenposten OP North in der nordafghanischen Provinz Baghlan das Feuer auf eine Gruppe deutscher Soldaten eröffnet und dabei einen 30-jährigen Hauptfeldwebel, einen 22-jährigen Stabsgefreiten und einen 21-jährigen Hauptgefreiten getötet. Die drei Männer erlagen nach dem Anschlag ihren Schusswunden; zwei weitere deutsche Soldaten wurden schwer und vier leicht verletzt. Der Attentäter wurde bei dem anschließenden Feuergefecht getötet.
(Fotos vom Ort des Anschlags sind hier zu finden.)
Der Angreifer schoss aus kurzer Distanz auf die deutschen Soldaten, die nahe der Einfahrt des Außenpostens an ihrem Schützenpanzer Marder arbeiteten. Die Bundeswehr spricht von einem ANA-Soldaten, damit scheint es ausgeschlossen, dass ein Aufständischer in afghanischer Uniform Zugang zum Lager bekam.
Die Bundeswehr erlebt damit zum ersten Mal, was andere ISAF-Nationen schon mehrfach erfahren haben – dass afghanische Soldaten oder Polizisten die Waffe gegen ihre Ausbilder bzw. Kameraden richten. Dabei muss es sich nicht zwingend um Aufständische handeln, die Armee oder Polizei infiltriert haben: es gab auch Fälle, wie im August vergangenen Jahres bei den Spaniern, in denen Afghanen aus Rache für vermeintliche falsche Behandlung und/oder im Drogenrausch das Feuer auf ISAF-Soldaten eröffnet haben.
Dem Außenposten im Norden der Provinz Baghlan hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erst vor zwei Tagen einen Besuch abgestattet und auch dort übernachtet.
Das Statement des Ministers zu dem Vorfall – und auch zum Konzept des Partnering:
(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/281739-guttenberg-zum-op-north-18-februar-2011)
@Sascha & Voodoo:
Was die Medien angeht sollte man bei aller Toleranz eines nicht vergessen: sie sind letzten Endes im wesentlichen auch nur Konzerne oder deren Ableger,die sich an Ab- und Umsatz orientieren. (Und da nehme ich die öffentlich rechtlichen nicht aus.)
Es kann daher wohl nicht die Aufgabe der Medien sein „etwas ins rechte Licht zu rücken“, sondern ist und bleibt – zumindest ist das meine Meinung – die Aufgabe des Einzelnen aus den vielen mehr oder weniger eingefärbten Meinungen der Medien eine eigene zu bilden. Insofern kann ich zum Beispiel der Bild nichtmal einen Vorwurf machen… ich ziehe es trotzdem vor sie nicht zu lesen.
Was die „genuin soldatische Perspektive“ angeht, so darf man nicht vergessen, dass diese im Sinne des Spiegelbildlichen Daseins der Bundeswehr zur Gesellschaft auch jene durchaus variiert.
Soweit es mich angeht bin ich schon restlos zufrieden, dass es genug Leute gibt die sich sachlich mit den Dingen auseinander setzen und ebenso darüber diskutieren.
@Sebastian S. und all
Der Ehrlichkeit halber: Ich habe diese Fotos nicht hier angezeigt und nur verlinkt, weil ich daran nicht die Bildrechte habe. Hätte ich sie, hätte ich die Fotos gezeigt – weil sie meiner Ansicht nach gezeigt werden müssen.
(Schreibe vielleicht später noch was Grundsätzliches dazu.)
@Benjamin
„Was mich wirklich wundert ist, dass gegen den Drogenmissbrauch nicht härter vorgegangen wird. Wären drakonische Strafen innerhalb von Armee und Polizei in Afghanistan nicht landesüblich akzeptabel?“
Ich habe bei dem Thema schon mehrmals auf die Arbeit von John D. McHugh hingewiesen:
http://www.guardian.co.uk/world/video/2009/mar/27/obama-afghanistan-military
Dort sagt ein US-Offizier der mit der Ausbildung der ANA betraut ist das nach seiner Schätzung bis zu 85% der ANA ausfallen würden, wenn man Drogentests einführt. Das ist halt eine andere Kultur. Vielleicht damit vergleichbar was passieren würde wenn man in der Bundeswehr Kaffee kriminalisieren würde.
zur Drogen/Kaffee-Problematik (@Sebastian S.):
es ist die Frage, ob die Drogen wirklich ein Teil der Kultur sind, oder ob sie nicht doch ein Teil eines Kulturverfalls sind. Nehmen wirklich 85% der Bevölkerung auch Drogen, oder sammeln sich hier in der Armee Menschen, die aufgrund irgend eines Hintergrundes eine verstärkte Affinität zu Drogen haben? Wenn das so wäre, spräche m.E. nichts dagegen verschärfte Drogentests einzuführen, ja eigentlich müsste man dann sogar solch eine Restriktion einführen.
Leider bin ich aber in der Thematik der afghanischen Kultur völlig unbewandert. Vielleicht weiß hier jemand ja mehr.
Wie auch immer. Der Punkt ist das man es sich nicht erlauben kann 85% des Personals zu kriminalisieren wenn man gleichzeitig das Ziel verfolgt möglichst schnell eine möglichst zahlreiche ANA/ANP aufzubauen.
Der Drogenmissbrauch ist in dem Maße nur bei den ANSF zu finden, die restliche Bevölkerung konsumiert (gemessen an der einfachen Verfügbarkeit von Drogen in Afghanistan) relativ wenig Drogen. Häufigste Anwendung ist wohl als Medikamentenersatz oder sogar aus Lebensmittelknappheit.
Schaut man sich an, unter welchen Umständen die ANSF kämpfen müssen, wundert es doch nicht, dass so viele Drogen konsumieren.
@Volker: ja, oder kurz gesagt – Medien sind nicht das Ende der Erkenntnis, sondern ihr Anfang.
Vielleicht sollte man etwas vorsichtiger sein, die in den Raum gestellten 85% so bereitwillig zu übernehmen. ;)
Ein etwas ausführlicherer Blog-Artikel zum Thema wäre etwa Embedded in Afghanistan: Hash.
Nur sollte man vorsichtig sein, deswegen gleich voreilig Schlüsse zu ziehen. Nur weil es auf der ANA-Seite Probleme gibt, sollte man das weder pauschalisieren, noch daraus ableiten dass auf der ISAF-Seite ja alles in Ordnung sei.
Auch wenn sie schon ein paar mal hier gepostet wurden, die folgenden Blog-Einträge fand ich da recht erhellend:
– Afghanistan Shrugged: COIN: DIe andere Seite*
– Afghan Quest: Bereut, das Ende ist nah oder Culture
Und da stellt sich schon die Frage, wer bei BMVg/Bundeswehr** auf die glorreiche Idee gekommen ist, dass man als Deutscher ja keine ETTs braucht, und dass man mit gerade mal zehn OMLTs auskommt…
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* Das Blog ist leider offline. Einige Beiträge finden sich noch auf The Sandbox, und anscheinend auch im Buch Greetings from Afghanistan: Send more ammo
** So ’ne Zivilisten-Frage am Rande: Wer stellt da eigentlich das Kontingents zusammen?
Solche Berichte von Soldaten die zugedröhnt kämpfen sind schon ziemlich haarsträubend. Ich habe auch mal einen Videobeitrag gesehen über Briten die so eine Erfahrung mit ihrer ANA Begleitung gemacht haben. Da wurde während einer Patrouille im Feuerkampf in einem Compound für längere Zeit Stellung bezogen. Die ANA’ler die zunächst keinen Auftrag hatten, haben sich erstmal in gemütlicher Runde niedergelassen und ganz offen einen Joint geraucht.
Frage als Laie an die Insider:
Werden die deutschen Soldaten gegen die Afghanischen Soldaten jetzt gefechtsmäßig sichern?
Kann mit Verboten gegen individuelle SIcherungsmaßnahmen gerechnet werden?
Der Vorfall mit der beschossenen Patrouille ist ja angesichts der drei Gefallenen ziemlich untergegangen, weil es zum Glück dabei keine Toten gab. Aber ich frage mich, ob das der erste Fall war, in dem ein Marder mit einer RPG geknackt wurde? Oder nur der erste bekannt gewordene Fall?
Videos zu Drogenmissbrauch in den afghanischen Kräften:
The Hashish Army – Afghanistan
Inside Afghanistan-Fighting Alongside Stoned Afghan Soldiers
Bei dem hohen Verbrauch von Psychodrogen (Antidepressiva etc) innerhalb der U.S. Kräfte sollte man da aber etwas vorsichtig mit der Kritik sein.
Zur Fotodiskussion.
Als ehemaliger Teilzeit Fotojournalist denke ich das die Wirklichkeit von schrecklichen Ereignissen nur dadurch im Bild ausgedrückt werden kann man nahe herangeht und die blutigen Details und das personifizierte Grauen zeigt.
Das ist natürlich von der „strategischen Kommunikation“ der Bundeswehr nicht gewünscht. Es ist ja auch ein Medienkrieg in dem die Heimatfront ruhig gehalten werden soll.
Wer sich beschwert dass die deutsche Öffentlichkeit nicht mehr von Afghanistan mitbekommt und die Wirklichkeit dort nicht erkennt, der darf sich nicht gleichzeitig über Detailaufnahmen und reale Darstellungen auch von Personen beschweren.
Der Krieg der Plagiatjäger geht in die nächste Runde! Spiegel (Online) vom Verteidigungsminister nicht persönlich zu dem ein oder anderen entscheidenden Pressetermin eingeladen, bläst aus lauter Rache weiterhin zum Angriff. Das alle Welt beherrschende Thema „Abschreiben“ (Im Kindergarten fing es an…) hat alle anderen Themen verdrängt.
Der Verlust und die Trauer über den Tod und die Verwundung unserer Soldaten wird hierbei einfach „überschrieben“… Wer waren diese Männer die ihr Leben für Deutschland ließen und wie geht es weiter im „gefährlichsten Außenposten“ der Deutschen ist hierbei uninteressant. Auch eine Form der pietätlosen, im Vorfeld bereits „abgeschriebenen“ Medienberichterstattung. Ein Plagiat Amerikanisch-Englischer Boulevardpresse. Nur das diese hinter ihren Streitkräften stehen. Also doch eine ureigene deutsche Geschmacklosigkeit. Man könnte ja den Falschen für das was sie getan haben Danken und seine Anerkennung ausdrücken.
Der Dank an die neuen Helden, auch genannt „Amateur-Plagiatjäger“ ist dabei umso hemmungsloser…
Mal vorausgeschickt, dass ich die Gewichtung etlicher Medien nicht teile (viel Guttenberg-Dissertation, wenig OP-North-Vorfall): Warum eigentlich wird von einigen (vielen?) hier die Kritik an Guttenberg als Beleidigung von Bundeswehr und Soldaten gewertet? Wer wäre beim Vor-Vor-Vorgänger dieses Ministers auf die Idee gekommen, die Kritik an ihm auf die Soldaten zu beziehen?
Marder wurden schon des Öfteren beharkt und sind auch schon das ein oder andere Mal ausgefallen – aber dies war, soweit ich weiss, der erste Fall, bei dem die Kiste Feuer fing und es zu Verwundeten kam. Und ehrlich gesagt, finde ich es beeindruckend, wie die oft verschmähte und totgesagte Kiste diesen Einsatz wegsteckt, trotz ihres Alters…
Neben dem alten TPz funktioniert die Kiste als eine der wenigen. Es kam schon vor, das die Kisten getroffen wurden, die RPG´s jedoch aufgrund von Kontur (Bugplatte!) abgelenkt wurden und irgendwo hin flogen. Die zwei Ausfälle vor ein paar Monaten waren aufgrund IED. Aber wo ist das Problem? Panzer kaputt, Besatzung heile, Auftrag erfüllt.
Trennung.
Ich möchte in diesem Zusammenhang die Aasgeier-Mentalität der eingesetzten Medienvertreter erwähnen, welche aufgrund von Sensationshascherei nicht davor scheuen Bilder und Namen der Gefallenen in Eigenregie zu ermitteln, bei den Familien daheim zu klingeln, die betroffene Kaserne zu belagern. Aber das Grundgesetz schützt ja alles. X(
Das hört sich nach dem Blatt mit den vier großen Buchstaben an…
Bildbeschaffer, auch Witwenschüttler genannt sind schon manchmal besondere Charaktere, um das mal diplomatisch zu formulieren.
@T.Wiegold:
Spekulation, da dies gefühltes Erleben ist, aber ich denke die Truppe identifiziert sich mehr mit Guttenberg als mit seinen Vorgängern – er ist halt eben nicht nur der VM sondern für viele wohl auch „einer von uns“.
Nachdem die Medien nunmal gerne auf der Truppe herumhacken und nun auch wieder auf dem VM ist da der Schulterschluß sicherlich die natürliche Reaktion.
Gegenfrage an die Vertreter der Medien: Warum wird der Doktortitel so im Hinblick auf seine politische Karriere durch die Medien und die Opposition aufgebauscht? Für den Beruf als Politiker ist er wohl kaum erforderlich und die generelle Glaubwürdigkeit der Politiker dürfte in der Bevölkerung so niedrig sein, dass auch ein KTvG, selbst wenn ihm der Titel aberkannt würde, wohl noch mehr Galubwürdigkeit und Authentizität besitzt als die Masse der übrigen.
Und schon bin ich wieder beim guten alten: ich denke wir haben andere Probleme welche wichtiger sind…
@Thomsen: Wir müssen uns schon entscheiden und einen Minister, der eine Allianz mit der Bild eingeht, mit den von der Bild beauftragten und bezahlten Witwenschüttlern zusammen denken. Ebenso wie wir den via Bild augetragenen Feldzug gegen den Tatort Internet mit den Einnahmen der Bild ebendort mit pornographischen Inhalten zusammen denken müssen.
Ich könnte das meinen Kindern nur damit erklären, dass die Plebs geführt werden muss und will. Und für einige der Hinterbliebenen scheint die Aussicht auf gedrechselte Worte des Ministers den sinnlosen Tod ihrer Angehörigen hinreichend zu begründen. Sie erleben den Kairos, da ihre freudlose Existenz Teil einer höheren Bestimmung wird.
@Volker
„Spekulation, da dies gefühltes Erleben ist, aber ich denke die Truppe identifiziert sich mehr mit Guttenberg als mit seinen Vorgängern – er ist halt eben nicht nur der VM sondern für viele wohl auch “einer von uns”.“
Da fehlt wohl vielen in der Truppe der notwendige Abstand für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem IBuK. Die kommt dann wenn sie erfahren welche Standorte geschlossen werden und das es eine Weiterbeschäftigung in der Bw für viele nicht mehr geben wird.
„Nachdem die Medien nunmal gerne auf der Truppe herumhacken und nun auch wieder auf dem VM ist da der Schulterschluß sicherlich die natürliche Reaktion.“
Das sehen die Kameraden der Marine anders. Dort hat der VM keinen guten Stand.
Immer wenn es eng wird schiebt er andere in die Verantwortung „ist militärisch nicht angemessen“
„Gegenfrage an die Vertreter der Medien: Warum wird der Doktortitel so im Hinblick auf seine politische Karriere durch die Medien und die Opposition aufgebauscht?“
Dann fragen sie mal was mit einem Stundeten an einer Bw Uni oder Bw Fachschule geschieht, wenn er auf diese Weise seine Arbeit erstellt. Sind da dann die Reaktionen im Namen des VM der Disziplinarvorgesetzten auch aufgebauscht?
„Für den Beruf als Politiker ist er wohl kaum erforderlich und die generelle Glaubwürdigkeit der Politiker dürfte in der Bevölkerung so niedrig sein, dass auch ein KTvG, selbst wenn ihm der Titel aberkannt würde, wohl noch mehr Galubwürdigkeit und Authentizität besitzt als die Masse der übrigen.“
Genau der Akademische Grad verliert an Wert dafür gewinnt das „zu und von“ und wir reden von einer Leistungsgesellschaft. Was war die bisherige Leistung von KT für seine Soldaten?
„Und schon bin ich wieder beim guten alten: ich denke wir haben andere Probleme welche wichtiger sind…“
Ja, hat man immer und wenn eines meiner Kinder krank ist, dann ist mir alles andere ziemlich egal. Aber das kann ja kein Maßstab für das Behandel von Problemen sein.
Sonst hätten wir ja immer nur ein Problem. Die Wirklichkeit läßt da wohl keine Wahl.
Probleme sucht man nicht, die werden einem gegeben. Beschummeln ist kein Problem, es wird erst eines wenn man erwischt wird (und dann nicht einmal dazu steht).
Wieso wird hier eigentlich ständig ein Zusammenhang zwischen der Dissertation des Herrn zu Guttenberg – in der nebenbei reinkopierte Versatzstücke auf mittlerweile mehr als der Hälfte aller Seiten gefunden wurden – und dem Anschlag in Afghanistan gezogen?
Die beiden Ereignisse haben nichts miteinander zu tun, auch wenn sich unser Verteidiungsminster nicht zu fein war, in seiner persönlichen Verteidigungsrede einen entsprechenden Hinweis unterzubringen.
Den Ressort-Minister kann man nur schwerlich für Ereignisse auf unterster operativer Ebene verantwortlich machen. Umgekehrt hat die Bundeswehr mit der zusammenkopierten Doktorarbeit eines Bundestagsabgeordneten nichts zu tun.
Dass die Hauptstadtmedien mehr über politische Ereignisse in der Hauptstadt berichten ist nachvollziehbar. Zum einen ist dort (und nicht im OP North) das Zentrum der Republik, die Ereignisse dort sind gelinde gesagt von größerem nationalem Interesse. Zum anderen – und das ist die rein praktische Seite – sind die Medien dort auch näher dran und über die Sachverhalte besser informiert. Sie können also auch mehr berichten.
Und wenn man sich den Trubel anschaut, dann ist der auch nicht unverhältnissmäßig. Ob Schäubles und Kohls Schwarzgeldkonten, oder die Flugmeilenaffäre, wegen der damals unter anderem ein aufstrebender Cem Özdemir sein Mandat niederlegte – da ging es nicht schonender zu. Hier geht es um die Integrität der Volksvertreter. Und auch wenn deren Ansehen bei einigen nicht allzu hoch ist, so ist das in einer Demokratie trotzdem keine Lappalie.
Zu fordern, dass der politische Betrieb der Bundesrepublik wegen operativer Einzelfälle zum Erliegen kommt ist gelinde gesagt gefährlich unüberlegt.
Irgendwie drückt sich darin wohl auch die Befürchtung aus, dass es in der Union sonst niemanden gibt, der sich mit Verteidigungspolitik gut genug auskennen würde um für Herrn zu Guttenberg einspringen zu können. Für eine Demokratie kein gutes Zeichen. Aber wenn Ministerposten nach Glanzfaktor vergeben werden statt nach Sachkompetenz auch nicht wirklich ein überraschend, oder? Wenn man dann noch im Blick behält, dass das Austauschen des „obersten Generals“ „im Krieg“ für weniger Wirbel sorgte, dann wird es irgendwie vollends abstrus.
Das heißt nicht, dass mehr Berichterstattung über die Vorgänge in Afghanistan nicht wünschenswert wäre. Aber will man das wirklich im Rahmen der aufgepeitschten Stimmung nach solch einem Vorfall? (Und bevor jetzt nochmal auf den großen Bruder jenseits des Teiches verwiesen wird: Gefallene Soldaten erhalten auf nationaler Ebene hier deutlich mehr Aufmerksamkeit als drüben.)
Und liegt die fehlende Berichterstattung nicht auch am fehlenden Interesse für die Situation in Afghanistan, auch innerhalb der Bundeswehr? Wann kommt denn von da mal ein Beitrag, der sich wirklich mit Situation und Zukunft des Landes befaßt? Wann kommt den in den ganzen Bundeswehr-Blättchen überhaupt mal ein Afghane zu Wort, oder wird auf afghanische Quellen wie etwa afghanistan-today.org überhaupt hingewiesen? Lagerleben, Ausrüstung und Gefechtsberichte, mehr kommt da nicht. Selbst halbmilitärische Konzepte wie COIN fristen im deutschen Militär doch schon ein Nischendasein.
Und wenn die Berichterstattung ja so mies ist, warum tut sich dann nichts? Es wird nicht gebloggt, nicht geschrieben, nicht getalkt. Auch auf die Idee, eine Stiftung/Genossenschaft zu gründen, die es Journalisten/Bloggern finanziell ermöglicht, trotz des kleinen „Kundenkreises“ direkt aus Afghanistan zu berichten, ist man anscheinend noch nicht gekommen. Vorbild dafür könnte etwa das Center for Investigative Journalism sein.
Oder – noch viel „abenteuerlicher“, wirtschaftlcher und informativer – man könnte ja die Afghanen unterstützen, aus ihrem Land in die Welt und nach Deutschland zu berichten. Womit man wieder bei Konzepten wie afghanistan-today.org wäre.
Ob eine solch unabhängige Berichterstattung aber wirklich das ist, was sich BMVg und Bundeswehr-Führung unter „Medienarbeit“ vorstellen darf bezweifelt werden. Und ob „mehr Afghanistan“ wirklich das ist, was Bundeswehrsoldaten meinen wenn sie „mehr Aufmerksamkeit für den Afghanistaneinsatz“ fordern, ebenfalls.
@ Sascha Stoltenow: ich habe nichts von BILD gesagt, das kam woanders her.
Ich kann diese versch+*#-*e Doktordiskussion nicht mehr hören. 3 Mann sind gefallen und das dumme deutsche Volk diskutiert schon wieder über Lena und zwei BILD-Reporter, die von Schwesterwelle persönlich abgeholt wurden.
„Ich gelobe, das Recht und die Freiheir des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. So wahr mir Gott helfe!“
Das ist der Vertrag, und wir kommen nicht umhin, festzustellen, dass die Gleichgültigkeit bzw. die Geringschätzung deutscher Soldatinnen und Soldaten, die höchste Form der Anerkennung ist. Gäbe es sie nicht, hätte das Volk nicht das Recht und die Freiheit, sich von ihnen abzuwenden.
Was ich nicht verstehe:
Gibt es bei der ANA überhaupt Disziplinarverfahren, eine Stelle, die Disziplinverstöße ahndet, und an die sich BW-Soldaten wenden können, wenn ein afghanischer Soldat nicht zum Kämpfen zu gebrauchen ist?
Das Sicherheitsrisiko fängt ja schon an, wenn solch ein ANA-„Soldat“ sichern und beobachten soll.
@ Thomsen
Nichts fuer ungut, aber das Volk sollte schon die Moeglichkeit haben, darueber diskutieren zu duerfen, worueber es diskutieren mag. Ob dann die jeweiligen Themen richtig gewaehlt sind, ist eine andere Frage.
Zumal aus meiner Sicht die Themen in erster Linie diskutiert werden, die die Medien vorgeben – stehen Lena und der Doktor also mehrere Zentimeter ueber der Meldung des Anschlages, wird sie auch mit hoeherer Gewichtung wahrgenommen. Unabhaengig davon, dass drei gefallene Sdt wichtiger als Lena sind.
Sollten wir nicht lieber darauf schauen, welche Anstrengungen das BMVg mit Presse-/InfoStab und Leitungsbereich unternimmt, um Themen der Bw zu kommunizieren? War es nicht der BM, der zunaechst zu seiner Doktorarbeit Stellung nahm und wenige Sekunden spaeter indirekten Bezug auf den Anschlag nahm?
Wenn eine PK zum Thema „Doktorarbeit“ vom BM vor wenigen Medienvertretern voellig ueberraschend gegeben wird und erst anschliessend eine weitere PK „Anschlag“ (m. Kennntisstand nach) – ist dann das dt. Volk tatsaechlich so dumm, wie Sie es darstellen?
Wird es klueger, nachdem es den Beitrag in der FAZ (finde den im Gegensatz zu heute Morgen uebrigens aktuell nicht mehr auf der FAZ-Seite; ich denke, die FAZ wurde explizit eingeladen, die Medienarbeit ist also durchaus „gesteuert“) zum letzten AFG-Besuch des Ministers gelesen hat? Kann es klueger werden?
Ich frage mich ganz einfach, warum machen „die im Ministerium“ bei verschiedenen Themen eine manchmal wirklich nur noch sub-optimale Pressearbeit. Das muss doch besser gehen! Und dann klappt’s auch mit dem deutschen Volk …
Hat die Bundeswehr überhaupt ein Interesse daran, die deutsche Bevölkerung über den verdrucksten deutschen Sonderweg beim „Partnering“ zu informieren? Will die Bundeswehr-Führung wirklich, dass die deutsche Bevölkerung da Bilanz ziehen kann?
Und ist es nicht im Herrn zu Guttenbergs ureigenem Interesse, dass ihn niemand mehr nach dem von ihm vor einem Jahr angekündigten dritten afghanischen Battailon für das RC Nord fragt? Meine Güte, der ist doch schon froh, dass niemand nachfragt wo denn die 1400 „Ausbilder“ herkommen, wenn doch nur etwa 350 Soldaten in OMLTs und PMTs tätig sind.
Soll er auf die Schnelle welche schnitzen? Ach so, stimmt, irgendjemand hat ihm ja angedichtet er könne über Wasser gehen, dann muss das so sein.
Als vor~ zehn Jahren die Streichung von etlichen PzGrenBtl beschlossen wurde hat man die Kritiker ja als blöd dargestellt. Heute sehen wir wer recht hatte.
Schon wieder beim Doktor vom Freiherren?
Noch eben zu dem üblen Anschlag:
Ist jetzt gesichert, dass der Angreifer auf Drogen war? Ich bin über unsere Verluste sehr betrübt. Dass der Drogenmissbrauch in den Reihen der Afghanen relativ verbreitet ist (neben anderen widerlichen Angewohnheiten, wie vor wenigen Jahren beschriebene pädophile Vorgänge) ist zwar kulturell begründbar, aber dennoch nicht hinnehmbar, wenn die Mission von Erfolg gekrönt sein soll. Mir fällt dazu eigentlich keine Lösung ein. Aus so einer Saubande etwas zu machen, was auch ein gewisses Bewusstsein in sich trägt, warum man gegen die Taliban kämpft usw. erscheint mir unmöglich.
Natürlich trifft das nicht auf alle afghnaische Soldaten zu. Aber die Durchschnittsqualität derselben lässt doch arg zweifeln, ob das Endziel erreicht werden kann.
Vielleicht müsste das Partnering intensiver aufgebaut werden. Eventuell mit nur wenigen Afghanen auf einem Haufen, die keine Gruppe bilden und somit einfacher das Verhalten ihrer Ausbilder annehmen. Was weiß ich. Man sollte sich wohl nicht zu hohen Erwartungen hingeben.
Ne schnitzen kann er sie nicht, aber er arbeitet auch nicht an der Lösung.
Aber in der neuen Struktur gibt es auch nicht mehr Personal für OMLT-ähnliche Aufgaben. Denn normale PzGren sind hier auch nicht die Lösung.
KTG interessiert sich aber für sowas nicht, schwadroniert aber über die ach so zukunftsfähige neue Bundeswehr, die für die nächsten 20 Jahre ausgerichtet sein soll.
Schon im Jahr 2014 wird die neue Struktur überholt sein. Wieder mal bevor die Struktur eingenommen sein soll. Das Prinzip KTG: Keine Ahnung, aber schon ne Meinung. Und diese möglichst tagesaktuell für das eigene Image zu recht gebogen. Was daran der Anti-Politiker ist, versteh ich nicht.
Also nicht über Wasser gehen, aber einfach mal die Arbeit machen für die wir ihn bezahlen. Das würde zumindest mir schon mehr als genügen.
Dieser Bericht (http://www.panzertruppe.com/pdf/pdf%20s-b/ANA.pdf) von 2004! beschreibt auch schon Probleme mit der ANA (ab Seite 3), die Leistungsfähigkeit lässt sich schon langsam steigern, der Ausgangswert ist halt extrem niedrig.
In Deutschland ist Alkohol auch eine gesellschaftlich akzeptierte Droge, trotzdem ist jedem klar, dass er im Dienst fit zu sein hat und Verstöße geahndet werden können.
Minotaurus, danke, sehr informativer Bericht!
„Die Disziplin hat sich spürbar verbessert; der Dienstplan ist
nicht mehr nur Anhalt, sondern wird (mittlerweile) mit allen persönlichen Anstrengungen als Befehl betrachtet.“
Dienstplan als Anhalt. Köstlich.
Was ist aber mit der Disziplin NACH der Ausbildung.
Das habe ich mir auch gedacht, vor allem lässt sich in der Ausbildung vielleicht damit leben, im Gefecht aber nicht.
Im Tagesspiegel ist ein aktueller Bericht über einen „gemeinsamen“ Kampfeinsatz enthalten, es wäre interessant zu wissen ob und wie das Fehlverhalten bestraft wurde. http://www.tagesspiegel.de/politik/der-freund-im-ruecken/3862452.html
Wenn wir schon bei solchen Bestrafungen sind: Wer ist denn dann dafür zu bestrafen, dass deutsche OMLTs jahrelang ihre ANA-Truppenteile nicht mit ins Gefecht begleitet haben oder auf dem Marsch zu Einsätzen gegen OMF auf Befehl von oben stehen geblieben sind?????
Wir sollten uns nicht zu sehr in den Himmel loben und dabei auf andere noch mehr herunterschauen.
1. Der Verlust eines Menschenlebens, egal ob durch Waffen, Krankheit, Naturgewalten, Drogen,…, selbst durch Alter, ist immer bedauerlich.
2. Der Beruf Soldat ist immer eine Berufung und impliziert sein Leben zu geben für höhere Werte.
3. Die nicht ausreichende Würdigung der Gefallenen könnte begründet liegen in dem normalen Überlebensmodus des Menschen unangenehme Dinge erstmal zu verdrängen.
4. Die Männer und Frauen z. B. der Polizei und der Feuerwehr erfahren im Falle ihres Todes noch weniger Aufmerksamkeit als die im Einsatz und Krieg gefallenen Soldaten.
@ Münkemüller
Punkt 2 ist grob falsch.
Der Beruf impliziert nicht sein Leben für etwas zu geben. Er impliziert sein Leben einer Sache zu widmen. Ehrlich gesagt warte ich schon immer förmlich darauf, dass jemand sowas schreibt. Seit Jahrhunderten heißt es: „Er ist tapfer für sein Land gefallen.“
Es ist Bullshit. Das hat auch schon Patton bemerkt. Wer stirbt, kann einer Sache nicht mehr dienlich sein.
Man kann nur für etwas leben. Der Tod hat in dem Bezug keinen Sinn, auch wenn Menschen versuchen ihm einen solchen zu verleihen, um den Schmerz zu lindern. So zieht man dann Heldengeschichten auf.
Verzeihung, wenn ich jetzt auf einen vielleicht gar nicht so gründlich bedachten Satz so anspringe. Wie auch immer wird uns dieses „für etwas sterben“ seit jeher eingeimpft.
Dieses abzulegen ist unheimlich schwierig, aber wie ich finde absolut richtig.
@ Niklas
Sie haben Recht. Vielen Dank für die Korrektur.
Da meint man schon Wert auf die Nutzung der Sprache zu legen und die Macht von Worten zu beachten und ist dennoch nicht präzise genug.
Ich hatte es so gemeint, wie Sie es verstanden haben, wobei „… sein Leben zu geben für höhere Werte“ nicht unbedingt für „sterben“ stehen muss, sondern auch die Bedeutung „sein Leben widmen“ haben kann…. aber das ist nun wieder nur Wortklauberei ;o)
Nachtrag zum Vorfall von Freitag: Zum Thema Partnering ein Bericht von dpa-Korrespondent Can Merey, der auch mit dem deutschen ISAF-Regionalkommandeur Fritz gesprochen hat.
@ Münkemüller
Ich weiß :) Mir ist das nur gestern schon (mal wieder) über den Weg gelaufen.
Trennung
Ich denke auch, dass das Partnering fortgeführt werden sollte. Vielleicht dreht man ein paar Stellschrauben, aber der Grundsatz hat sich ja in Teilen bewährt. Besser als andere Ansätze.
„T.Wiegold | 19. Februar 2011 – 20:10
Der Vorfall mit der beschossenen Patrouille ist ja angesichts der drei Gefallenen ziemlich untergegangen, weil es zum Glück dabei keine Toten gab. Aber ich frage mich, ob das der erste Fall war, in dem ein Marder mit einer RPG geknackt wurde? Oder nur der erste bekannt gewordene Fall?“
Die Frage ist doch, ob er überhaupt geknackt wurde? Wenn die Soldaten im Kampfraum über Luke beobachtet haben, reicht ein normaler Treffer mit Splitterwirkung schon aus, um schwere Verwundungen zu erzeugen.
Der Knackpunkt war ja die Aussage „in Brand geschossen“. Da wir keine weiteren Sachverhalte kennen kann das von Waffenwirkung im Fahrzeuginnern bis zum flackernden Rucksack, der aussen angebracht war, alles sein.
@Thomsen: Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein flackernder Rucksach unter „Das Fahrzeug blieb fahrbereit.“ oder noch weniger fällt…
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man muss sich doch eigentlich fragen, wie es zu dieser Sache kommen konnte. Ich habe hier nur eine Andeutung gelesen die Sinn macht. “Rache für Beleidigungen der Ausbilder!” -und irgendwie klebt das leider wieder an dem ex-Dr.
Die soldaten haben eine schlechte interkulturelle Ausbildung und werden ohne qualifizierte interkulturelle Vorbereitung in die Ausbildung der Afghanen geschickt. Kulturelle Unterschiede veranlassen, dass “normales Verhalten” der deutschen Soldaten auf der afgh. Seite auch als Beleidigung aufgenommen werden kann. Ehre und Ansehen sind in diesen Ländern etwas elementares … ja sogar wichtiger als das Leben …
Nun, wer hat wohl die Soldaten ohne sinnvolle Vorbereitung hingeschickt?! Wer ist für die Ausbildung der Afghanen?! Wer sollte die Wichtigkeit einer interkulturellen Vorbereitung kennen?! (nun ja, so klug ist er ja nicht … Dr. AD)
In der Wirtschaft wird das gemacht. Siemens, ABB, EADS, und selbst die kleinen mittelständischen Firmen schicken ihre Mitarbeiter auf interkulturelle Seminare um sie für diese Region optimal vorzubereiten … und bei denen geht es um den Gewinn $$$ und nicht um Leben und Tod … aber bei der Bundeswehr spart man … böse Afghanen … und keiner (Medien) fragt, was diesen Afghanen dazu getrieben hat … ja ja … Drogen … das erinnert ja stark an Gaddafi, der auch behauptet die Demonstranten hätten von ausländischen Feinden Drogen bekommen ….
… Wacht auf … unsere Soldaten sind nicht perfekt … und noch schlecht ausgebildet … zur Ausrüstung muss ich ja nichts mehr sagen …
Danke Hr Dr.AD … oder gibt es wieder andere die Verantwortlich sind. Ich sag nur, wer verliebt ist, schaltet den Verstand aus.
und junge Männer gehen drauf
Hier noch etwas zu diesem Thema:
aber will ja auch keiner genauer hinsehen “böse böse Afghanen”
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-70701696.html
Wer hätte das schon letzten Mai aufklären sollen und Wiedergutmachung (die Hammel waren wohl zu wenig) leisten sollen?
Ihr Schlechtbuckel-verliebten seit vor lauter Zuneigung schon so blind.
Eine gute Führung hätte es nicht so weit kommen lassen!
Wäre in der Tat interessant, mehr über die Ausbildung der deutschen Ausbilder zu erfahren.