„Weit über 50 Feuerkämpfe“: Erfahrungen der deutschen Quick Reaction Force in Afghanistan
Erfahrungen aus dem Einsatz, die „Lessons Learned“, sind bedeutsame Informationen für die Soldaten, die neu in eine Mission gehen. Auch wenn diese Erfahrungen schon gut ein Jahr alt sind: Was Oberst Michael Matz, der Kommandeur der deutschen Schnellen Eingreiftruppe (Quick Reaction Force, QRF) im Norden Afghanistans aufgeschrieben hat, ist als Information auch heute noch von Interesse – zum Beispiel die Taktik der Aufständischen und die Reaktion der deutschen Truppen darauf. Einiges hat sich seitdem geändert, zum Beispiel – dank U.S.-Unterstützung – die Luftbeweglichkeit; anderes dürfte noch ziemlich genau so sein…
(Der Bericht von Matz, der zuvor Kommandeur des Jägerregiments 1 war und inzwischen Leiter des Gefechtsübungszentrums Heer ist, erschien in der Fachzeitschrift „Strategie&Technik“. Ich denke, er ist auch für einen breiteren Leserkreis interessant – mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Report-Verlages stelle ich den Bericht deshalb hier ein. Am Anfang ist es ein wenig technisch, aber spätestens bei den Schilderungen exemplarischer Operationen wird’s spannend. Es ist natürlich ein Fachbericht, aber ich glaube, er ist dennoch ganz gut verständlich.)
Jägerregiment 1 – Im Einsatz als Quick Reaction Force RC North
Das Jägerregiment 1 hatte in der Zeit von April 2009 bis April 2010 den Auftrag, im Rahmen des deutschen Beitrages zur International Security and Assistance Force (ISAF) die Quick Reaction Force (QRF = Schnelle Eingreiftruppe) des deutsch geführten Regional Command North (RC N) zu stellen. Es wurden insgesamt zwei Kräftedispositive (QRF 3 und QRF 4) für jeweils ein halbes Jahr in den Einsatz entsandt.
Die QRF gliederte sich in eine Stabs-, Versorgungs- und Kampf-unterstützungskompanie sowie zwei Infanteriekompanien mit je drei Zügen, davon je einer mit der Fähigkeit, Schützenpanzer (SPz) Marder einzusetzen. Eine Sanitätskompanie für den beweglichen Einsatz wurde auf Zusammenarbeit angewiesen. Die QRF war darauf eingestellt, bis zu 72 Stunden autark zu operieren.
Archivbild einer späteren deutschen QRF im August 2009 im Camp Marmal: MAZAR-E-SHARIF- Members of the German Quick Reaction Force in Camp Marmal, conduct vulnerable checkpoint training, searching for improvised explosive devices and ammunition. The Batallion is equipped with heavily armored vehicles and weap[ons systems to conduct patrols, missions, communicate with Afghan civilians and activate mines. Official photo by Petty Officer 1st Class Ryan Tabios, ISAF HQ Public Affairs via ISAFmedia/flickr
Materielle Ausstattung
Die QRF war mit geschützten Fahrzeugen der Typen Transportpanzer (TPz) Fuchs A7 und A8, Allzwecktransportfahrzeug Dingo 2A2 und 2A3 sowie dem SPz Marder ausgestattet. Aufgrund des Gewichts und der Größe dieser modernen Fahrzeuge waren Bewegungen abseits der Hauptverbindungsstraßen nur stark eingeschränkt möglich.
Die Soldaten der QRF verfügten über die Ausstattung Infanterist der Zukunft (IdZ). Diese Ausrüstung hat sich dank intensiver Ausbildung im Heimatland voll bewährt.
Aufgrund eingeschränkter Verfügbarkeit von Hubschraubern im Einsatzland konnten die Kräfte des Jägerregiments 1 ihre Fähigkeit zum luftgestützten Einsatz (luftbewegliche QRF) nicht zum Einsatz bringen.
Einsatzvorbereitung
Während der einsatzvorbereitenden Ausbildung wurden die Sanitätskompanie und alle externen Teileinheiten und Einzelabstellungen sechs Monate vor Einsatzbeginn in die QRF integriert. Diese frühe Zusammenführung hat sich bewährt. Zum einen erfolgte die Integration in den Verband, zum anderen wurden alle Ausbildungsabschnitte gemeinsam durchlaufen.
Die Vorausbildung der Truppenteile des Jägerregiments 1 war standardisiert. Sie durchliefen die Einsatzvorbereitende Ausbildung für Konfliktverhütung und Krisenbewältigung an den Standorten Schwarzenborn bzw. Hammelburg und vertieften die Schießfertigkeiten während mehrerer Truppenübungsplatzaufenthalte.
Die Kompanien der Einsatzkontingente wurden am Übungszentrum der Infanterie an der Infanterieschule in Hammelburg ausgebildet, zudem absolvierten beide QRF einen 14-tägigen Durchgang im Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Letzlinger Heide.
Aufgrund der umfassenden einsatzvorbereitenden Ausbildung – die einen großen organisatorischen Aufwand darstellte – war es dem Jägerregiment 1 gelungen, nahezu alle Soldaten an dem im Einsatzgebiet vorhandenen Material auszubilden.
QRF im Einsatzgebiet
Die Bedrohungslage im Raum Kunduz bedingte, dass nahezu ununterbrochen eine verstärkte Infanteriekompanie der QRF unter der Führung des PRT (Provincial Reconstruction Team) im Distrikt Kunduz (KDZ) operierte. Dieser Umstand verringerte zwar den Einsatzwert des QRF-Verbandes, für weitere
Operationen wurde die QRF aber regelmäßig durch Aufklärungskräfte (gemischte Aufklärungskompanie Mazar-e Sharif (MES)), Pionierkräfte, CIMIC (Civil-Military Cooperation)-Kräfte und PSYOPS (Psychological Operations)-Kräfte verstärkt.
Die QRF führte Operationen im gesamten Einsatzraum des RC N durch und war von Ghormach im Westen bis Taloqan im Osten, von Heyratan im Norden bis Darzab und Pol-e-Komri im Süden eingesetzt.
QRF im Gefecht
Exemplarisch für die weit über 50 Feuerkämpfe und teilweise stundenlangen Gefechte, in welche die QRF verwickelt war, werden im Folgenden zwei Operationen beschrieben und ausgewertet.
Das Gefecht bei Basoz und Sujani (zehn km westlich Kunduz) am 4. Juni 2009
Die QRF führte die Operation an diesem Tag wie folgt: A-Zug in der Nacht zuvor zum Schutz der Polizeistation Chahar DARREH als Nacht- und Tagpatrouille eingesetzt, geplante Rückkehr ins PRT gegen Mittag. B-Zug Sweep (Kampfmittelsuche entlang eines Weges) auf einer der Straßen nordwestlich der Polizeistation. Der unterstellte Spähtrupp der AufKlKp (Aufklärungskompanie) MES führte eine Einweisung im Norden des AOR (Area of Responsibility) durch und operierte eng mit B-Zug zusammen. C-Zug als Reserve der QRF im PRT KDZ. Im Verlauf des Tages wurden starke Kräfte der QRF und des PRT sowie ein Zug der Afghan National Army (ANA) unter einheitlicher Führung der QRF 3 eingesetzt. Aus Gründen der operativen Sicherheit wird im Weiteren das Gefecht nur in Ausschnitten dargestellt.
Um 1613D* (D* = Ortszeitbezeichnung AFG, entspricht MESZ + 2 Stunden 30 Minuten) wurde der Spähtrupp 3 500 m nordwestlich der Ortschaft Basoz durch einen Selbstmordattentäter angesprengt und von feindlichen Kräften beschossen. Der Spähtrupp konnte den Hinterhalt durchstoßen und sollte nördlich Basoz so in Stellung gehen, dass aus Westen nachstoßender Feind hätte bekämpft werden können. Gleichzeitig erhielt der B-Zug den Auftrag, den Spähtrupp aufzunehmen, um die Voraussetzungen für einen Gegenangriff entlang der Straße J79 – Yumar Bazar zu schaffen. Absicht QRF war es, nachstoßenden Feind im Zuge der Straße J79 – Yumar Bazar bei günstiger Gelegenheit zu zerschlagen.
Noch bevor der B-Zug die Stellung nördlich Basoz gewinnen konnte, kam es um 1650D* erneut zu Beschuss. Diesmal wurden sowohl der Spähtrupp, noch nördlich Basoz, als auch der B-Zug, noch südlich Basoz, mit RPG (Rocket Propelled Grenade) und Handwaffen beschossen. B-Zug durchstieß und konnte Schulterschluss mit dem Spähtrupp herstellen. Bei dem Beschuss des B-Zuges und des Spähtrupps nahm der Feind keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung und schoss über und durch eine Gruppe Kinder hindurch. Glücklicherweise wurde keines der Kinder getroffen.
Noch während der Verbindungsaufnahme zwischen Spähtruppführer und Gruppenführer Spitzengruppe B-Zug griff der Feind in zwei Wellen an. B-Zug ging mit eingegliedertem Spähtrupp im Zuge der Ortschaft Basoz angelehnt an mehrere Gebäude in Stellung und verteidigte erfolgreich gegen eine große Anzahl INS (Insurgents), die aus mehreren Richtungen angriffen und mehrfach versuchten, sich in die Flanken des Zuges zu verschieben. Gegen 1715D* trafen zwei A-10 Thunderbolt zur Luftnahunterstützung ein.
Ein Zug der ANA, unterstützt durch ein belgisches OMLT (Observation, Monitoring and Liaison Team), wurde der QRF unterstellt und zum Schutz der linken Flanke eingesetzt.
Es entwickelte sich ein etwa eineinhalbstündiges Gefecht, welches nach Eintreffen weiterer Verstärkungen gegen 1818D*endete. Der Feind, offensichtlich von der heftigen Gegenwehr überrascht, brach seinen Angriff ab und wich nach Westen aus. Da gleichzeitig eine große Anzahl von unbewaffneten Zivilisten aus den Häusern kam, ist anzunehmen, dass diese das Ausweichen des Feindes ermöglichen sollten.
Ob die Bevölkerung dabei freiwillig handelte oder gezwungen wurde, konnte nicht abschließend geklärt werden. Ein Nachstoßen war wegen der Zivilbevölkerung, der einsetzenden Dämmerung und des unübersichtlichen, stark bebauten Geländes mit kurzen Kampfentfernungen nicht zweckmäßig, zumal die INS über die bessere Ortskenntnis und abgesessen höhere Beweglichkeit verfügten.
Die Straße Kharoti – Basoz lässt ein Wenden größerer Fahrzeuge unter Feindbedrohung nicht zu, so dass über Sujani Ulya verlegt werden musste.
Viele Soldaten berichteten, dass während des Ausweichens viel Zivilbevölkerung auf der Straße war und ihnen zugewinkt habe. Kurz vor der Ortschaft Sujani Ulya meldete B-Zug, dass die Zivilbevölkerung sich wieder in die Häuser zurückziehe und vermutlich ein weiterer Angriff unmittelbar bevor stünde. Noch bevor die Meldung vollständig abgesetzt war, wurde das Spitzenfahrzeug B-Zug gegen 1854 D* mit fünf RPG und Handwaffen (Small Arms Fire, SAF) beschossen.
Der Zug führte den Feuerkampf und entschied sich dann zum Durchstoßen, da das Gelände kein gedecktes Absitzen zuließ. Der B-Zug saß nach dem Durchstoßen südlich Suyani Ulya ab. Der heftige Feuerkampf selbst dauerte rund 30 Minuten. Mittlerweile waren vier Kampfflugzeuge vom Typ Thunderbolt im Einsatz, die aus der Luft Aufklärungsergebnisse lieferten und mehrfach zum „Show-of-Force“ eingesetzt wurden. Nach fünf Stunden war das Gefecht um 2127 D* beendet.
Während des Gefechtes wurden zur Unterstützung der eigenen Operationsführung LUNA und CAS (vier A-10 Thunderbolt im rottenweisen Einsatz) zur Aufklärung aus der Luft und „Show-of-Force“ eingesetzt. Es wurden keine eigenen Soldaten verwundet.
Operation OQAB und das Gefecht an der LOC Banana bei Zar-Kharid-i-Sufla
Mit dem Auftrag, das im Feuerkampf stehende 1. Kandak (Bataillon) der 2. Brigade 209. ANA Korps einschließlich deutschem OMLT im Raum Polizeistation Zar Kharid-i-Sufla zu verstärken, verlegte 2./QRF am 19. Juli mit Panzergrenadierzug voraus. Zum Zeitpunkt der Verbindungsaufnahme mit den deutschen Kräften des OMLT hatten sich diese aus einem Hinterhalt gelöst, waren auf die Polizeistation ausgewichen und standen mit ihren Spitzen im Feuerkampf mit Feindkräften bei Baaghi Sheerkat.
Unmittelbar mit dem Eintreffen der Marder gingen die Soldaten der ANA wieder vor und bezogen Stellung noch vor den SPz. Nachdem der Feuerkampf gegen die Feindstellung vor Baaghi Sheerkat geführt war, und aus diesem Raum kein Feuer mehr erwidert wurde, machten die ANA-Soldaten lobende und anerkennende Gesten zu den SPz des Zuges. Augenscheinlich war, dass unmittelbar mit dem Eintreffen der SPz die Moral bei den angegriffenen Kräften stieg. Dies wurde später durch das deutsche OMLT bestätigt.
Im weiteren Verlauf der Operation sicherte der Zug mit den SPz die Polizeistation und überwachte das abgesessene Vorgehen der ANA und deutscher Kräfte mit den Bordmaschinenkanonen. Es hat sich gezeigt, dass der Einsatz der Schützenpanzer die Kampfmoral eigener und verbündeter Kräfte erheblich erhöht hat.
Wirkung auf die Zivilbevölkerung
Bei Bewegungen mit den Schützenpanzern fiel auf, dass der übrige Verkehr deutlich Abstand zum Zug hielt. Der Gegenverkehr ist ausnahmslos an den Straßenrand gefahren und hat dort gehalten bis eigene Kräfte passiert hatten. Dies war beim Marsch mit Radfahrzeugen nicht üblich.
Bewegungen und Infrastruktur
Bewegungen im Zuge der Hauptverbindungsstraßen (Lines of communication, LOC) konnten ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden. Die Felder waren zu der Zeit abgeerntet, Bewässerungsgräben – welche parallel zu den LOC verlaufen – stellten aufgrund der Überschreitfähigkeit der SPz kein Hindernis dar. Kleine Brücken und Straßen mit Bachdurchläufen sind tragfähig genug und schränken die Mobilität der Schützenpanzer nicht ein. Lediglich Reisfelder sind als Panzerhindernis zu bewerten.
Der SPz ist in der Lage, eine typisch afghanische Mauer zu durchbrechen und die Straße seitlich zu verlassen. Der Durchbruch konnte von allen anderen Fahrzeugen ebenfalls genutzt werden. Im späteren Verlauf des Einsatzes wurden Furten nutzbar, Flüsse hingegen waren Hindernisse und hemmten die eigenen Bewegungen.
Einsatz der Schützenpanzer
Aufgrund der enormen Kampfraumtemperaturen von bis zu 80 Grad Celsius und des Umstandes, dass ein schneller Wechsel der Kampfweise aus dem engen Kampfraum mit IdZ (Infanterist der Zukunft)-Ausstattung nicht möglich ist, wurde der Zug in einem Fahrzeugmix mit Dingo und SPz eingesetzt. Die SPz benötigen zur Steigerung ihres Einsatzwertes dringend eine Klimaanlage. Schon in Mazar-e Sharif wurden Beschussversuche mit Gefechtsmunition auf eine Compoundmauer durchgeführt, um die Wirkung auf eine typisch Deckung der INS zu testen.
Nachdem am 19. Juli mit der Bordmaschinenkanone gegen eine erkannte MG- und eine RPG-Stellung gefeuert wurde, war der bis dahin lang anhaltende Feuerkampf sofort beendet. Später kämpften die INS auch nach dem Beziehen einer offenen Stellung weiter aus einer frontalen Stellung gegen die SPz. Es wurden RPG gegen einen SPz gefeuert, die allerdings auf der Straße liegen blieben oder vor der Stellung umsetzten.
Parallel zu den LOC bieten sich im ganzen Raum unzählige Stellungsmöglichkeiten für INS, um flankierend auf die Straßen zu wirken. Beim Vorgehen der SPz – aber auch aller anderen Kräfte – gilt es, diese Flankenbedrohung ständig zu beurteilen. Bei Anzeichen für einen Angriff oder einen Hinterhalt, sowie bei erkanntem Feind, muss frühzeitig die Kampfweise gewechselt werden und die Flankenbedrohung im Zusammenwirken von auf- und abgesessenen Kräften ausgeschaltet werden.
Die Versuchung ist groß, die Schützenpanzer als einzelnes Waffensystem einzusetzen, um mehrere Züge mit einer weitreichenden Waffe und entsprechender Feuerkraft auszustatten. Um die volle Leistungsfähigkeit der SPz zur Wirkung zu bringen, muss der Zug den Einsatzgrundsätzen der PzGrenTr entsprechend als Feuereinheit und im engen Zusammenwirken mit abgesessenen Kräften eingesetzt werden. Der Einsatz eines Halbzuges in besonderen Lagen ist möglich, sollte aber die Ausnahme bleiben.
Gefecht bei Quara Yatim
Nach Aufklärung und Sprengung eines IED (Improvised Explosive Device) bei Pol-e-Za Khel gab es eine Vielzahl von Hinweisen darauf, dass die Ortschaft Quara Yatim im nördlichen Chahar Darreh im deutlichen Interesse der INS liegt. Durch die Drohne LUNA aufgeklärte Bausperren westlich der Ortschaft verstärkten diese Vermutung. Auch bestand die Gefahr, dass INS die relativ lange Abwesenheit von ISAF-Kräften im Raum genutzt haben, um neben luftgestützt aufklärbaren Bausperren IED einzubringen. Erkenntnisse aus der Gesprächs-aufklärung verdichteten diese Vermutung.
Nicht zuletzt das zuvor aufgeklärte und beseitigte IED war deutliches Anzeichen dafür, dass aus der Ortschaft Qara Yatim eine deutliche und nachhaltige Bedrohung für die Bewegungsfreiheit von ISAF im Zuge der LOC KAMINS und somit dem einzigen Weg von und nach Chahar Darreh gegeben war. Daher hatte die Kompanie den Auftrag, die Bausperren zu prüfen und Gesprächsaufklärung in besagter Ortschaft durchzuführen.
Auf Grund der Feindlage und möglicher Bedrohung durch IED entschied sich der Kompaniechef für eine Kombination aus IED-Sweep durch A-Zug und EOD-Trupp sowie unmittelbar dahinter folgender Gesprächsaufklärung durch Tactical PsyOps Team (TPT) und Tactical CIMIC Team (TCT). Um die auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Quara Yatim und Loc Kamins „sweependen“ Kräfte in Bezug auf die Kampfkraft zu verstärken, ging ein Halbzug Panzergrenadiere auf- und abgesessen unmittelbar folgend mit vor. Der abgesessene und durch Teile des Beweglichen Arzttrupps und des Joint Fire Support Teams verstärkte Kompanieführungstrupp gliederte sich ebenfalls ein.
Die westliche Flanke wurde durch eine abgesessene und parallel zu den Hauptkräften vorgehende Panzergrenadiergruppe gesichert, während das offene Gelände ostwärts der Hauptverbindungsstraße den Einsatz von zwei SPz zur Überwachung der rechten Flanke zuließ. Absicht des Kompaniechefs war es, zunächst bis zu der durch LUNA aufgeklärten Bausperre zu „sweepen“ und zeitgleich hinter den Sweep-Kräften Gesprächsaufklärung durchzuführen.
Der erste Feuerkampf des Tages begann mit der Feuereröffnung auf die links eingesetzte und abgesessen vorgehende Panzergrenadiergruppe durch INS auf eine Entfernung von circa 100 bis 150 m. Dabei wirkte der Feind in Truppstärke über ein freies Feld auch auf die – im Zuge der Hauptverbindungsstraße vorgehenden – Hauptkräfte. Das Feuer wurde unmittelbar erwidert und der Feind wich – unter Nutzung von Bewässerungsgräben – nach Norden aus. Das weitere Vorgehen der eigenen Kräfte wurde unverändert fortgesetzt. Als sich die Hauptkräfte an die aufgeklärte Bausperre annäherten, eröffnete der als Sperrsicherung eingesetzte Feind wiederum das Feuer mit Handwaffen und RPG.
Die Sperrsicherung wurde im Zusammenwirken zwischen einem SPz Marder und einem Scharfschützentrupp bekämpft. Parallel dazu wurden die ostwärts eingesetzten Marder auf weite Entfernung mit RPG beschossen. Da der Feind, wie oftmals zuvor auch, die RPG indirekt über bebautes Gelände hinweg geschossen hat, konnten die feindlichen Schützen nicht aufgeklärt und bekämpft werden. Nach Erkundung der Bausperre wurde diese gesprengt. Im Anschluss setzte die Kompanie den Sweep als Voraussetzung für die Gesprächsaufklärung in Qara Yatim weiter fort.
Bereits kurze Zeit nachdem der südliche Ortsrand Qara Yatim genommen war, sammelten sich Teile der Bevölkerung, die – wie so oft – vor allem aus Alten und Kindern bestand. Das TPT begann unmittelbar unter Sicherung mit der Gesprächsführung. Im Laufe des Gesprächs mit einem der Dorfältesten wurde dieser durch einen Anruf auf seinem Mobiltelefon darüber in Kenntnis gesetzt, dass INS in der Ortschaft seien und ein Angriff auf die Kompanie unmittelbar bevorstehe. Diese Information gab der Gesprächspartner direkt an das TPT weiter.
Circa eine Minute nachdem die Lageinformation an die Züge und weiteren Unterstützungskräfte gegeben wurde, wirkten Feindkräfte durch massiven Beschuss auf die Spitzenteile des A-Zuges. Nachdem der Feuerkampf durch den A-Zug mit allen zur Verfügung stehenden Handwaffen geführt wurde, löste sich die Kompanie unter Überwachung durch die Flankensicherung und nunmehr zur Verfügung stehender Drohne LUNA wieder in Richtung LOC KAMINS.
Parallel zu den zuvor kurz umrissenen Teilgefechten war auch die Polizeistation Chahar Darreh durch eine weitere INS-Gruppierung Feindfeuer ausgesetzt. Solche Entlastungsangriffe wurden seitens INS regelmäßig geführt und zu einem fast berechenbaren Standardverfahren.
Durch die im Zuge der Gesprächsaufklärung gewonnenen Erkenntnisse und natürlich die Feuerkämpfe des Tages wurde der Stellenwert Qara Yatims für den Feind sehr deutlich. Die vorliegenden Hinweise und daraus gewachsene Vermutung darüber wurde Gewissheit, so dass Qara Yatim in der Folgezeit stärker in den Fokus des eigenen Interesses gerückt ist, und entsprechende Operationen von ISAF-Kräften in Verbindung mit der ANA im Raum der Ortschaft geplant und durchgeführt wurden. Auch konnten die Erkenntnisse über die zivile Lage vor Ort aktualisiert werden.
Erkenntnisse über Taktik und Absicht der INS
Zu Art, Absicht und Verhalten der INS im Einsatzzeitraum der 2./QRF 4 in Kunduz lässt sich Folgendes zusammenfassend feststellen:
Die Art und Qualität des im Raum Kunduz agierenden Feindes stellt sich örtlich unterschiedlich dar. Dabei variiert das Spektrum zwischen den sogenannten „50-Dollar-Taliban“, mit niedrigerem Ausbildungsstand und geringerer Entschlossenheit im Kampf, bis hin zu durch „Foreign-Fighters“ angeleiteten INS-Hardliner.
In den vorangegangenen Kontingenten war es ISAF-Kräften noch möglich, sich in der Tiefe des nördlichen und südlichen Chahar Darreh zu bewegen.
Dabei wurden ISAF-Kräfte durch INS räumlich und zeitlich begrenzt im Rahmen von Hinterhalten angegriffen, mindestens gestört.
Entgegen der Erfahrungen im Gefecht von Palaw Kamar muss die Mehrzahl der durch die Kompanie bestrittenen Gefechte als wenig überraschend und bisweilen vorhersehbar bezeichnet werden. So war die Bewegungsfreiheit für ISAF-Kräfte über die Dauer des Einsatzes der 2./QRF 4 in Chahar Darreh deutlich eingeschränkt. Bereits nach kurzer Zeit im Raum Kunduz war für die Kompanie klar, dass man mittlerweile auf die alten Begrifflichkeiten zurückkommen musste.
Der Feind verteidigt mittlerweile deutlich und entschieden, mit der Absicht, ISAF-Kräften das Eindringen in die Tiefe des Raumes zu verwehren. Dabei nutzte er bewährte militärische Grundsätze; so zum Beispiel Sperren in Form von Bausperren und IED, Sperrsicherungen in Form von Schützenstellungen, welche die jeweilige Sperre überwachten, und Entlastungsangriffe auf die Polizeistation Chahar Darreh. Das „Gefecht in Hinterhalten“ wurde im Einsatzzeitraum der 2./ QRF 4 durch das „Gefecht am Vorderen Rand der Verteidigung (VRV)“ abgelöst.
Zusammenfassung
Das Jägerregiment 1 war insgesamt weit über ein Jahr mit der Einsatzvorbereitung, der Einsatzdurchführung und der Einsatznachbereitung gefordert. Dies forderte alle dem Regiment zur Verfügung stehenden Mittel, personell wie materiell. Ohne die herausragende Leistungsbereitschaft der Soldaten des Verbandes hätte dieser Auftrag in seiner hohen Qualität nicht erfüllt werden können. Dies schließt ausdrücklich auch die am Standort verbliebenen Soldaten ein, die in der gesamten Zeit alle nicht einsatzbezogenen Aufträge zu erfüllen hatten. Dabei war nicht nur die einsatzbedingte Abwesenheit vieler Spezialisten und Soldaten des Stabes zu kompensieren, vielmehr mussten zusätzlich auch die wichtigen Aufträge aus dem Einsatzland sowie die Zuarbeit erledigt werden.
Der Verband war auf den schwierigen Einsatz in Afghanistan vorbereitet und konnte an dem Material, das im Einsatzland Verwendung findet, ausgebildet werden. Alle Soldaten der QRF haben durch umsichtiges und professionelles Handeln zum Erfolg im Einsatz beigetragen. Hierbei hat sich der Einsatz von „gewachsenen“, teilweise über Einsatzerfahrung verfügenden Teileinheiten bewährt. Es gilt, diese Erfahrungen für die Ausbildung der Einsatzkontingente auszuwerten und konsequent in die Ausbildung einzubeziehen.
Das Jägerregiment 1 denkt „vom Einsatz her“ und beginnt bereits jetzt die Soldaten und Soldatinnen zielgerichtet auf die wahrscheinlichen Einsätze im Jahr 2012 hin auszubilden. Besonderes Augenmerk wurde im Jägerregiment 1 auf die Betreuung der Familienangehörigen der Einsatzsoldaten gelegt. Sieben Soldaten mit Einsatzerfahrung und vier ehrenamtliche Helfer betreuten die Familien der Einsatzsoldaten über ein Jahr. Vor Einsatzbeginn wurden Informationsveranstaltungen und während des Einsatzes monatlich Familienbetreuungsveranstaltungen durchgeführt. Ziel dieser Veranstaltungen war es, die Angehörigen umfassend über die Lage im Einsatzgebiet zu informieren und sich im persönlichen Gespräch gegenseitig kennen zu lernen. Der Wunsch der Angehörigen, am Standort der Einsatzsoldaten und nicht durch eine „anonyme“ Familienbetreuungsstelle in der Nähe des Wohnortes des Soldaten unterrichtet zu werden, wurde offensichtlich.
Sehr interessant – Vielen Dank fuer den post!
„Ein Nachstoßen war wegen der Zivilbevölkerung, der einsetzenden Dämmerung und des unübersichtlichen, stark bebauten Geländes mit kurzen Kampfentfernungen nicht zweckmäßig, zumal die INS über die bessere Ortskenntnis und abgesessen höhere Beweglichkeit verfügten.“
Sehr interessant mit Blick auf die Nachtkampffähigkeit. Andere ISAF-Staaten (nicht nur US, auch UK) führen gezielt Operationen bei Nacht durch, weil hier wenigstens eine technische Überlegenheit gegeben ist („we own the night“). Wir beenden Einsätze bei Einbruch der Dunkelheit. Dieses Problem war bei mehreren Operationen der QRF 4 ein „show-stopper“.
„Ich wünschte es wäre Nacht oder die Preußen kämen….“
„Die QRF gliederte sich in eine Stabs-, Versorgungs- und Kampf-unterstützungskompanie sowie zwei Infanteriekompanien mit je drei Zügen, davon je einer mit der Fähigkeit, Schützenpanzer (SPz) Marder einzusetzen […]
Die QRF war mit geschützten Fahrzeugen der Typen Transportpanzer (TPz) Fuchs A7 und A8, Allzwecktransportfahrzeug Dingo 2A2 und 2A3 sowie dem SPz Marder ausgestattet.“
Das Jägerregiment hat keine organischen SPz Marder, richtig?
Wurden diese dann von einem Panzergrenadierbataillon ausgehliehen und die Jäger entsprechend ausgebildet oder wurden komplette Panzergrenadierzüge an das Jägerregiment abgestellt?
So viel zur Realität im Einsatzland.
Dazu zwei Anmerkungen:
1. Herstellen der Nachtkampffähigkeit: Ist ein Schwächemoment, da i.d.R. der Soldat tagsüber nicht unbedingt mit der Lucie am Helm montiert rumläuft. Bedeutet Lucie aus dem „Auto“ holen, entpacken, auf dem Helm befestigen, einschalten, Schärfe einstellen etc. Der Zeitansatz kann durch Drill selbstverständlich verkürzt werden, geht aber nie gegen Null. Genauso muss z.B. das BiV in gepanzerte Kfz eingebaut werden. Dauert auch ein paar Minuten. Diese paar Minuten können entscheidend sein, wenn der INS über den Zeitpunkt seines Angriffs entscheiden kann. Dazu kommt die Phase der Dämmerung, in der auch nach hergestellter Nachtkampffähigkeit die Geräte noch nicht ihre volle Leistungsfähigkeit entfalten können.
2. Abhängig vom Gerät selbst: Jeder kennt die Hinweise, dass das räumliche Sehvermögen mit z.b. Lucie eingeschränkt ist. Kann auch durch Ausbildung trainiert werden gerade für die MKF, wird aber auch niemals 3D. Hier helfen halt nur intensives Training in der EAV bzw. Geräte, die echtes räumliches Sehen ermöglichen. Womit wir wieder beim Thema „Goldrandlösung“ wären…
@mietsch
Ist nicht ihr Ernst ?
Wofür ist der Schei.. denn sonst da?
Und das sich nicht alle gleichzeitig „Nachtkampffähig“ machen können dürfte auch klar sein. Himmel steh uns bei, das erinnert mich an den five-o-clock Tea zu dem auch das Gefecht abgebrochen werden muß.
Genauso wie das die Fahrzeuge auf der Strasse(!) nicht wenden konnten zeigt es doch die (Fehl-) Entwicklungen der unsere oberste Führung (noch) anhängt.
Bei solchen Sätzen kriege ich Plaque und Augenkrebs ***Augenroll***
Danke für das Einstellen des Berichtes, und vor allem Danke an Oberst Matz, dass er seine Erfahrungen teilt.
Vielleicht entgeht mir da was, aber zwischen den Zeilen scheint der Bericht zu sagen: Man bleibt auf der Straße, und wenn man angegriffen wird beschießt man den Feind bis er sich entweder zurückzieht oder die Luftunterstützung anrückt.
Das paßt von der Stimmung her zum Artikel „Nur kein Aufstand“ vom Juli 2010.
Aufgrund des Gewichts und der Größe dieser modernen Fahrzeuge waren Bewegungen abseits der Hauptverbindungsstraßen nur stark eingeschränkt möglich.
[…]
Die Straße Kharoti – Basoz lässt ein Wenden größerer Fahrzeuge unter Feindbedrohung nicht zu, so dass über Sujani Ulya verlegt werden musste.
[…]
Wechsel der Kampfweise aus dem engen Kampfraum mit IdZ (Infanterist der Zukunft)-Ausstattung nicht möglich
[…]
Das Feuer wurde unmittelbar erwidert und der Feind wich – unter Nutzung von Bewässerungsgräben – nach Norden aus. Das weitere Vorgehen der eigenen Kräfte wurde unverändert fortgesetzt.
[…]
Da der Feind, wie oftmals zuvor auch, die RPG indirekt über bebautes Gelände hinweg geschossen hat, konnten die feindlichen Schützen nicht aufgeklärt und bekämpft werden.
[…]
Entgegen der Erfahrungen im Gefecht von Palaw Kamar muss die Mehrzahl der durch die Kompanie bestrittenen Gefechte als wenig überraschend und bisweilen vorhersehbar bezeichnet werden. So war die Bewegungsfreiheit für ISAF-Kräfte über die Dauer des Einsatzes der 2./QRF 4 in Chahar Darreh deutlich eingeschränkt.
All das sollte man mal den Entscheidungsträgern für Beschaffung & Ausrüstung und unseren Politiker die über den Einsatz entscheiden zur Zwangslektüre machen.
@SF d.R.
Ruhe bewahren, Schock bekämpfen.
Ich sagte nur, dass Nachtkampfbereitschaft sich nicht per Fingerschnipp herstellen lässt. Natürlich sollte dieses vorausschauend und überschlagend passieren und so ausgebildet werden. Aber in der Zeit ist eben nicht der komplette Zug einsatzbereit…
Das hat nichts mit Teepause zu tun und in einem unbekannten Gelände dem Feind blind nachsetzen, ich weiß nicht, ob das zielführend ist…
@J.R.
Das bezieht sich auf den Einsatz der aufgesessenen Teile. Mittlerweile sitzt man aber schon vor den Ortschaften ab und geht von vornherein zu Fuss. Die Fz verbleiben als Deckungselement und werden wenn nötig nachgezogen. Man geht schon zum Feind hin, keine Angst. Ich kenne mittlerweile nicht wenige Infanteristen, die bemängeln, das keine Nahkampfausbildung mehr zum grundsätzlichen Ausbildungsbereich der Bundeswehr gehört. Ebenso wurden Stimmen laut, das man auch über Bajonette nachdenken sollte, man hätte sie gebraucht – kann man im Übrigen z.B. bei den Briten sehen, die das Bajonett nie aus der Ausrüstungsliste strichen. Gibt ein aktuelles Photo der Royal Marines im Orts- und Häuserkampf im Süden; alle mit aufgepflanztem Bajonett.
Des Weiteren ist das Herstellen der Nachtkampfbereitschaft eine Sache von Minuten. Wenn die Soldaten das vorher wissen, haben sie ihren Krempel auch nicht auf den Fahrzeugen, sondern direkt am Mann. Alles eine Frage der Operationsplanung und Aufklärungsergebnisse, nur für Noppes rennt niemand nachts gern in einer afghanischen Ortschaft herum. Das BiV wird nur noch selten genutzt, da der Kraftfahrer sonst ein Problem hat, wenn Feuerkampf geführt wird. Auch diese nutzen meistens die Lucie.
Die SPz kommen aus PzGrenBtl und werden zugweise dem Einsatzkontingent zugeordnet – letztes Jahr waren viele Grenadiere von 122 (Oberviechtach) unterwegs. Gute Männer (und Frauen?) im Übrigen, da brauch man fast keine Fallschirmjäger mehr ;-)
@Voodoo
So kenne ich die Grenadiere ;-)
@mietsch
Schon klar, auch so verstanden.
Aber von blindem nachrennen habe ich nicht gesprochen.
Aber was macht der Soldat in unbekanntem Gelände?
Wie fein wäre da eine Überwachung durch geeignetes Gerät?
Warum wohl lobt der gute Oberst, wenn auch nur zwischen den Zeilen deutlich erkennbar, das einzige verfügbare Gefechtsfahrzeug?
Und ja dem Infanteristen wird schon viel zugemutet, was er da so voll aufgerödelt mit sich schleppt. Ob das immer zweckmäßig ist, bleibt eine andere Frage ;-)
@ mietsch:
Ich teile das Unverständnis von StFwdR. Die Dunkelheit kommt zum einen nicht überraschend und zudem hält Sie meist auch ne Weile an. Absitzende Teile sollten aus meiner Sicht ihre Nachtsicht-/Nachtkampfausrüstung mit sich führen, daher halte ich ihre Argumentation für etwas merkwürdig. Die Lucie am Helm anzubringen und einzuschalten ist dann ja nicht mehr der große Akt, oder?
Derlei verwegene Ansätze gab es wohl auch schon im Einsatz („Wieso die Lucie mitnehmen wir sind doch nur 2 Stunden draußen?“). Ich empfehle als „Lehrfilm“ – ausnahmsweise – einen Hollywood-Film: Black Hawk down.
Aktuelle Bilder aus dem Einsatz zeigen jedoch auch dass die Truppe sich mitlerweile konsequent auf Nachtkampf einstellt (standardmäßige Befestigung der Luciehalterung am Helm).
Mir geht es auch nicht um das einzelne gefecht – eskann immer gute gründe geben sich vom Feind zu lösen.
Trotzdem ist das Thema Nachtkampf in der allgemeinen (Führer-)ausbildung weiterhin völlig unzureichend abgedeckt. Es fehlt n.m.E. in der Bundeswehr allgemein ein Verständnis für die Bedeutung des Nachtkampfes. Dies wir oftmals noch als Spezialistenaufgabe angesehen (DSO).
Noch 2 allgemeine Anmerkungen zum Thema:
1. Wie viele andere Kameraden – gerade auch der höheren Ebenen – setzten Sie Nachtkampffähigkeit mit der Lucie gleich. Dies ist n.m.E. eine gefährliche Fehlwarnehmung. Denn eine Lucie stellt nur eine Nachtsichtfähigkeit und keine Nachtkampffähigkeit her. Mit Lucie und dem G36A1 bin ich nicht nachtkampffähig. Leider sind auch Truppenteile in Kunduz und Baghlan weiterhin so ausgerüstet (z.T. mit LLM als Abhilfe, NSA 80 ist für den beweglichen Einsatz n.m.E. nicht geeignet). G36A2 (mit dem nachtkampffähigen Rotpunktvisier) sind weiterhin Mangelware. Dieses Prolblem drang jedoch über Jahre nicht nach „oben“.
2. Gibt es auf dem Markt eine Vielzahl von Nachtsichtvorsätzen (Bildverstäker und ungekühlte Wärmebildgeräte), diese werden – wie der NSA 80 mit der Tagsicht kombiniert sind, jedoch kleiner, leichter und leistungsstärker als unsere ach so moderne IdZ-Ausstattung mit NSA 80 sind. Mit diesen Systemen kann ich auch oberhalb des Sehbereiches der Lucie (ca. 100m) wirken. Verbündete Streitkräfte investieren in diesem Bereich massiv (z.B. UK 20.000 Systeme in den nächsten 4 Jahren). Die Bundeswehr ist hier auch mit IdZ-ES (ab 2012?) quantitativ weit hinter diesen Ländern.
We don’t own the night.
servus
was die nahkampfausbildung angeht kommt meines wissens langsam bewegung in die sache, allerdings aus der Truppe selber. dies spielt sich meines Wissens im Rahmen des Systems „Krav Maga“ ab, was in seiner militärischen Variante speziell auf den Kampf in voller Montur und unter einsatz des Gewehrs als Nahkampfwaffe setzt.
Zur Frage des Bajonetts, ich bezweifle das es bei der derzeitigen Bewaffnung überhaupt Sinn macht ein Bajonet zu beschaffen da das G36 dafür meines Wissens nicht ausgelegt ist. Ansonsten wird es dann wohl bald heißen „Klappspaten frei!“
mkg
OFr
Es ging um NACHTKampffähigkeit, nicht NAHkampf.
Doch, davor ging es auch um Nahkampf, er hat schon recht Thomsen.
Krav Maga wird nur in Altenstadt gelehrt, soweit ich weiss – da kommt nicht unbedingt jeder einmal hin. Ich bezog mich auf den Vorschlag, ab der Grundausbildung so etwas konsequent für die betreffenden Truppen zu lehren. Heijeh, das wäre wieder viel zu militärisch, wo ich es eben ausspreche… Undenkbar!
Aber wie stellen das lieber zurück, sonst kommt es noch zum Nahkampf bei Nachtkampf…
Ich weiss ja nicht… aber viel Neues nennt der Bericht nicht, lediglich ohnehin bekannte Maengel und ein paar wenige Details zu zwei Gefechten. Aber von einem offiziellen (abgesegneten) Artikel ist auch nicht viel mehr zu erwarten, schon gar nicht, dass Ausbildungs-, Ausruestungs- oder Fuehrungsmaengel genannt werden.
Selbst der Erfahrungs- / Maengelbericht aus dem Regionaluebungszentrum Infanterie ist interessanter und nennt deutlich Fehler und deren Ursachen (aber deshalb bleibt der ja auch intern).
Ein Lichtblick ist die Versetzung des Kommandeurs in das Gefechtsuebungszentrum. Bleibt zu hoffen, dass er seine Erfahrungen dort einbringen kann und die nachfolgenden Kontingente davon profitieren.
Zum Thema Nachtkampffaehigkeit: LLM ist ohne an der Waffe und der Helmadapter am Helm befestigt, Lucie aus dem Daypack (altdeutsch: Sturmgepaeck) holen, aufsetzen, fertig. Eine Minute eingewoehnen, einsatzbereit. Infrarotstrahler am LLM aktivieren, wirkungsbereit. Das Kaempfen bei Nacht mit Lucie und LLM muss natuerlich zuvor geuebt werden.
Desweiteren besteht auch noch die Moeglichkeit mit SigPi, Moerser, Artillerie oder Carl Gustav zu beleuchten. Das non-plus-Ultra bleibt natuerlich der Einsatz der Lucie in Verbindung mit einem nachtkampffaehigen Visier wie z.B. dem Eotech 552. Letztere wurden aber ja nur in begrenzter Zahl beschafft, stattdessen wurden fuer die G36A2 die Zeiss Z-Point beschafft…
Zum Vergleich noch ein ähnlicher Bericht eines amerikanischen Mentors bei der afghanischen Grenzpolizei in Kunar, der dem deutschen in mancher Hinsicht zu ähneln scheint: How we fight
(Ok, Schützenpanzer kommen darin nicht vor…)
@ OFr
[quote]…ich bezweifle das es bei der derzeitigen Bewaffnung überhaupt Sinn macht ein Bajonet zu beschaffen da das G36 dafür meines Wissens nicht ausgelegt ist[/quote]
zumindest die spanier benutzen meines wissens nach eines,ob das bei den deutschen waffen allerdings möglich wäre weiß ich nicht.
@memoria:
„Ich teile das Unverständnis von StFwdR. Die Dunkelheit kommt zum einen nicht überraschend und zudem hält Sie meist auch ne Weile an. Absitzende Teile sollten aus meiner Sicht ihre Nachtsicht-/Nachtkampfausrüstung mit sich führen, daher halte ich ihre Argumentation für etwas merkwürdig. Die Lucie am Helm anzubringen und einzuschalten ist dann ja nicht mehr der große Akt, oder?“
@boots on the ground
„Zum Thema Nachtkampffaehigkeit: LLM ist ohne an der Waffe und der Helmadapter am Helm befestigt, Lucie aus dem Daypack (altdeutsch: Sturmgepaeck) holen, aufsetzen, fertig. Eine Minute eingewoehnen, einsatzbereit. Infrarotstrahler am LLM aktivieren, wirkungsbereit.“
Ich stand noch in keinem echten Feuerkampf, vermute aber, dass eine Minute schon ziemlich lang sein, wenn die Bohnen links und rechts vorbeifliegen…
Da war doch mal ein Bild mit Spaniern zu sehen, wo das G36 mit Bajonett zu erkennen war. ……
Neuer Versuch:
@memoria:
Ich bezog mich ausdrücklich auf die DÄMMERUNGsphase. Wenn ich richtig geplant habe, habe ich genügend Zeit die NACHTKAMPFbereitschaft herzustellen (der Unterschied zur NACHTSEHfähigkeit ist mir bewusst). Leider überleben die meisten Pläne die erste Feindberührung nicht. Herkunftstechnisch bedingt habe ich immer noch den Tausch des MKF-Winkelspiegels gegen das BiV-Gerät beim KPz vor Augen und das war keine Sekundensache…Aber wenn inzwischen der MKF SPz mit Lucie fahren darf, ist das doch prima.
Die Dunkelheit setzt aber nicht schlagartig ein und die Aufstaendischen schalten auch nicht das Licht aus, bevor sie angreifen. Bei einsetzender Dunkelheit (!) ist die Lucie am Helm zu befestigen und einzusetzen, wenn es ausreichend dunkel ist; sie dient nicht nur zum Fuehren des Feuerkampfes, sondern zur Orientierung bei Nacht allgemein. Zum Fuehren des Feuerkampfes ist daruebes hinaus ein entsrechendes Visier und / oder LLM notwendig.
Edit: Zu langsam! Verdammte Axt…
Jeder hat Black Hawk Down gesehen und so gut wie in jedem Kampfrucksack/Gerödel sind die kleinen Lucies drin. Selbst die Logis aus den Bergetrupps machen das. NSA 80 etc. bzw. Aufsatz für G3 mitzuschleppen, da fehlt mir die Erfahrung, sollte jedoch zu organisieren sein. Kameraden aus QRF 4 berichteten jedoch, das es nicht genug Lucis gab, besonders zum Ende hin.
Desweiteren bedeutet Nachtgefecht für uns (Bw), kein CAS, keine weitreichenden Waffen außer der eher zielungenauen BMK Marder oder mangelnde Wirkung (MG 4). Ich denke, jeder deutsche Kdr wird das Gefecht nachts nicht forcieren sondern abbrechen.
Der Hinweis mit der Leistungsfähigkeit der Nachtsichtgeräte war sehr wichtig. Die Talibs attackieren oftmals in den Dmämmerungsphasen, wo vom Licht her weder Fisch noch Fleisch ist und nur richtige (gekühlte) WBGs helfen.
Ach, und zum damaligen Zeitpunkt stellt sich auch die Frage, wer einen Nachts retten kommt.
Und Nahkampfausbildung findet doch statt, Offiziere mit EK und ausgewählte Fw. Die müssen dann nach vorn^^
Der Bericht ist übrigens auch gefiltert, der truppeninterne für die Kommandeure geht noch einiges weiter.
Das wir hier nur zu lesen bekommen was ohnehin nicht zu verheimlichen ist war doch klar.
Interresant ist der Aspekt den Roman in die Diskussion einbringt
– kein CAS
– keine weitreichenden Waffen (btw. was soll damit gemeint sein?)
– zielungenaue BMK (??)
– wieder mal : mangelnde Wirkung MG4 ( doch nicht das Kaliber ?)
mit der Folgerung das Gefecht nachts abzubrechen weil nicht klar war wer zur Rettung kommt!
Damit ist doch alles gesagt ! Oder ??
„Die Talibs attackieren oftmals in den Dmämmerungsphasen, wo vom Licht her weder Fisch noch Fleisch ist und nur richtige (gekühlte) WBGs helfen.“
mhh zumindest die mir bekannten ungekühlten WBGs neuer Bauart sind auch in Dämmerungsphasen sehr leistungsfähig. Diese bringen ein weitaus besseres Bild als in der Bw eingeführte gekühlte WBGs erster Generation (MIRA, WBG-X) und sind in den für Handwaffen relevanten Reichweiten mit der Leistung eingeführter gekühlter WBG dritter Generaton (WBG HaWa) vergleichbar. Es handelt sich also durchaus um richtige WBGs. Hier eine Kostprobe: http://www.youtube.com/watch?v=9Lt0OadqUmU
Diese Systeme sind auch zum nachtfahren geeignet, statt einem BiV-Winkelspiegel
„Bereits kurze Zeit nachdem der südliche Ortsrand Qara Yatim genommen war, sammelten sich Teile der Bevölkerung, die – wie so oft – vor allem aus Alten und Kindern bestand. Das TPT begann unmittelbar unter Sicherung mit der Gesprächsführung. Im Laufe des Gesprächs mit einem der Dorfältesten wurde dieser durch einen Anruf auf seinem Mobiltelefon darüber in Kenntnis gesetzt, dass INS in der Ortschaft seien und ein Angriff auf die Kompanie unmittelbar bevorstehe. Diese Information gab der Gesprächspartner direkt an das TPT weiter.
Circa eine Minute nachdem die Lageinformation an die Züge und weiteren Unterstützungskräfte gegeben wurde, wirkten Feindkräfte durch massiven Beschuss auf die Spitzenteile des A-Zuges.“
Gott sei Dank gibt es OpInfo! TPTs sind halt immernoch besser als jedes andere Aufklärungssystem!
OpInfo Hurra!
Aber es zeigt doch deutlich wie wichtig Gesprächsaufklärung sein kann, so ne Minute Vorwarnung kann ja durchaus entscheidend sein.
Sooooo…. jetzt setzen wird dem Treiben mal ein Ende!
@alle
Ich war bei dem Gefecht mit dabei, das hier so munter und fachmännisch analysiert und ausgewertet wird.
Die Sweep-Op begann für uns nach dem Mittag… nach dem Auftrag die Aufkl zu unterstützen, waren wir innerrhalb von 10 Minuten schnellster Fahrt vor Ort und sind sofort ins Gefecht eingestiegen… das Gelände dort ist stark bewachsen, dazu jede Menge Häuser mit 3 meter hohen Mauern drum herum. Die Straßenbreite beträgt ca. 3-4 meter (hier kann man nicht wenden – da kann auch die höchste Führung nix dazu) denn, oh wunder, nebven der Straße sind Wassergräben, oder andere Vertiefungen. Nachdem dem abwehren der Sturmangriffe der INS hatte wir die Lage unter Kontrolle (bedeutet Feuerüberlegenheit aus Stellungen) – mehr aber auch nicht. Ein Nachsetzen des Feindes während der Tages oder auch bei Nacht wäre ein Himmelfahrtskommando geworden: keine Raumkenntnisse, Verschmelzung der INS mit Bevölkerung, kürzeste Kampfentfernungen – und : unser Kräfteverhältnis betrug ungefähr 2:1 (damals vermutet, abzüglich der INS Verluste) –> da greift man nicht an, auch nicht bei der alten Bundeswehr), WBG auf Handwaffen taugt für Verteidigung aber nicht für Vorgehen und Nahkampf, Bajonett hätte was Erfrischendes, LUCIE + LLM = Nachtkampffähig (was willste denn noch? Die Sonne bei Nacht, die nur wir sehen?)
Außerdem muß man seine Kräfte zusammenhalten wenn man gewinnen will. Bedeutet: da die Fahrzeuge eh nicht von den Straßen einfach mal so runterkommen (wir hatten an dem Tag DINGO und FUCHS mit), und dann bei dem Bewuchs alleine mit nur 2 Mann drauf zurückgelaasen worden wären, während die Ab-Teile den Feind jagen, wäre hier eine 360 Grad Sicherung ganz ganz schwer geworden… und wenn man überlegt dass der Feind an dem Tag im ganzen Raum war…tstststs…. also wer die Grundsätze beherrscht und anwendet, und nicht Hollywood Soldat spielt, der machts richtiger, meine ich…..
@Schwarzer Mann
Sehr nett. Muss gerade sehr grinsen.
@Meisterbau: So sieht’s aus! Schön, mal jemanden ‚von uns‘ hier zu sehen! ;-)
danke danke…. wollte das nur mal klarstellen…brauch sich also keiner direkt attackiert fühlen…. und wir hatten unsere LUCIES griffbereit…
@ Schwarzer Mann:
Vielen Dank – für Blog-Beitrag und Einsatz
Sehr schön mal eine reale Beschreibung der Situation zu hören.
Aber, was wurde letztendlich erreicht ?
Feuerüberlegenheit aus Stellungen ist ja schön und gut, aber weiter ?
Wie kommen wir aus den Stellungen wieder weg, was können wir dort bewirken, wie lange halten wir darin durch? Das sind doch dann die entscheidenden Frage.
Und damit wären wir wieder bei meinem Kritikpunkt :
Geschützte Fahrzeuge sind nun mal nur Gefechtsfeldtaxi`s mit beschränkter Geländegängigkeit. Da ist bei einem Wassergraben oder breiteren Straßengraben schon Schluß mit Lustig. Mit, wie wir hier geschildert bekommen, ja doch gravierenden Folgen für die eigene Operationsführung.
Leider wird in dem Bericht nicht auf die Zahl der an der Aktion beteiligten INS eingegangen, wenn man aber die aufgezählten eigenen Kräfte incl. CAS der nur show of Force durchführte berücksichtigt, war das nicht mal nur ein Geplänkel.
Ich frage mich was passiert wäre, wenn der Feind an dieser Stelle massiver und koordinierter vorgegangen wäre, immerhin war er ja nach Ihrer Aussage den ganzen Tag im ganzen Raum.
Im übrigen richtet sich Kritik in den Ausführungen hier nicht gegen den einzelnen Soldaten, diese versuchen sicher immer das Beste aus der Situation zu machen.
Die Fragestellung die hier heiß diskutiert wird, ist ob die politische & militärische Führung auch das dazu notwendige zur Verfügung stellt.
@ schwarzer Mann
hihi, fast alles ist ja auch so gesagt worden, klingt gut wenns dann auch zutrifft. Wird wohl unter diesen Umständen keiner ein Nachtgefecht suchen. Dass der mögliche Vorteilen vielen Risiken gegenübersteht, kann selbst der einfachste IGler verstehen. Das mit den Handwaffen hatten wir leider auch so erfahren müssen. Kannst du nochwas zur allgemeinen Anzahl der Lucies sagen?
Mit dem Wenden war vermutlich der Verweis auf Wenden auf der Hochachse gemeint, was letztendlich nur ein Kettenfahzeug kann.
@Memoria
In der Tat schaffen das auch die WBGs der Waffenanlagen vom Fennek etc, also FLW 100/200. Aber eben unter Idealbedingungen und mit einigen Metern weeiter siehts schon deutlich anders aus. Der Unterschied wird einem so richtig deutlich wenn man die Bilder aus zwei unterschiedlichen WBGs in einem Fahrzeug siehst. Da wird einem richtig schlecht über das was man nicht sieht.
@StFwdR
Zielungenau bekanntermaßen in Fahrt, ist grad besonders blöd beim überschießen. Ansonsten Splitterwirkung bei HE, ist abhängig von Entfernung zum Gegner. Und Ap hatte doch den Treibkäfig der noch irgendwo hingeht. Ansonsten macht im Angriff nachts für Infanterie keine schwere deutsche Waffenkombination so richtig Sinn, da sie entweder unhandlich werden oder nicht die erforderliche Reichweite und Durchschlagskraft haben. Bleibt das gute alte MG3 auf Fahrzeuglafette und das kommt eben nicht überall hin.
Danke für den Artikel. Sehr interessant.
Zu dem nicht angegangenen Nachtgefecht. Außer der einsetztenden Dämmerung hat er noch weitere Gründe genannt. Eventuell waren die in der Situation entscheidender. Die BW hat durchaus auch / teilweise ausschließlich Nachtoperationen durchgeführt (meines Wissens nach z.B. FjBtl 263 in 2008).
Zum Nahkampftraining. Hatte die BW nicht früher schon Nahkampf im Programm?
Es ist auf jeden Fall unbedingt notwendig für Soldaten. Beim Nahkampftraining lernt man schließlich weit mehr, als das richtige Formen einer Faust oder irgendwelche Krav-Maga-Tricks (die übrigens ein ernsthaftes Training erfordern und nicht nur einen lächerlichen Lehrgang). Viel mehr ist es das Mentale, was den hohen Wert für Soldaten ausmacht. Das Verständnis des Wesen des Kampfes, kontrollierte Aggression, (durch Sparring) eine richtige Einschätzung, was körperliche Gewalt eigentlich bedeutet, ein gesünderes Selbstbewusstsein und Entschlossenheit.
@Roman
Schießen aus der Fahrt mit der nichtstabilisierten BMK des Marders ist Munitionsverschwendung und erschreckt, abhängig vom Gelände, nicht mal den Gegner.
Schießen ist geziehlt nun mal nur aus dem Stand und eingeschränkt bei ebener Fahrt ( da wären wir wieder bei Strassen und guten Wegen) möglich.
Das bei AP ein Käfig abgeht ist mir auch bekannt, wenn das Ding auch kleiner als unserer ist.
Schön das bei allem neuen Waffen das gute alte MG3 noch seinen Dienst erfüllen kann und eine daseinsberechtigung hat.
Aber ihre Aussage – zielungenaues Feuer – trifft nur dann zu wenn ich den Marder überstrapaziere, denn dafür – Feuerkampf aus der Fahrt – ist er schlicht nicht ausgelegt.
Gesucht, gefunden!
Die Firma Eickhorn Solingen bietet ein Bajonett an … und wenn man mal so in die Produkliste guckt, scheint sich die Firma auszukennen mit Bajonetten …
http://www.eickhorn-solingen.de/WebRoot/Store22/Shops/62631327/4C4A/07A1/2DEE/381C/CA1A/C0A8/2936/6341/800119gq.jpg
@roman
LUCIE hatte jeder bei uns….
@stfwdr
Die lage ist ja erst so geraten…das war ja keine Operation…die Op an dem Tag war SWEEP…. von uns wollte keiner zu den INS… und die tauchen auch nur auf, wenn die wollen. Zu der Zeit haben die vorgegeben wann und wo gekämpft wird. Es waren sogenannte „foreign-fighters“, die anschließenden TCT Einsätze förderten hervor , dass es sich wohl um Tschetschenen gehandelt hat.
Ja wie kommt man aus der Stellung wieder raus? Auf die Fahrzeuge aufsitzen und weg fahren… nee, spaß beiseite. CAS war in der Luft und da sind wir ausgewchen…direkt in einen Hinterhalt rein… das war noch mal kritisch… und bevor jemand überlegt was er in so einem Hinterhalt machen würde, kürze ich das ab…. fahren bis ein Fahrzeug ausfällt und dann runter von der karre…. alle! der ganze Zug…. Feuerüberlegenheit schnellst möglich herstellen…(Initiative gewinnen) alles andre is Geplänkel….. wir hatten Glück: kein Fahrzeug ausgefallen und so sind wir da ducrh gefahren…. hab mir zwar ne RPG7 eingefangen, die ist aber zum Glück nicht detoniert…auch das gibts….
Zum Thema „Nahkampfausbildung“ (ja, hab´s jetzt auch gelesen):
vor allem sollte das mit dem Anzug geübt werden, den man auch im Gefecht trägt, nicht mit dem Judo-Anzug aus der alten FJg-AnwFE. Aber bevor ich mir da zur Umsetzung Gedanken mache wären mir ausreichend LUCIE, AG36, MP7, MG4, usw. für die Ausbildung lieber, gepaart mit ausreichend Munition und der Verfügbarkeit von geeigneten Schießbahnen sowie zur Ausbildung des nSAK befähigten Ausbildern. Obwohl, wenn man kein Gerät zum Ausbilden hat kann man die Zeit ja mit Nahkampfausbildung füllen. Dann braucht man nur noch zur Ausbildung befähigtes Personal, welches Techniken vermitteln kann, welche…siehe Eingangssatz.
Den hier kann ich empfehlen:
http://www.bmlv.gv.at/sk/lask/jakdo/grundkurs.shtml
Viertletzter Aufzählungspunkt.
Zur „ungenauen“ BMK: das Ding ist nicht stabilisiert, also sind Treffer bei Schüssen aus der Bewegung meist Glückssache, obwohl ich es mittlerweile mal üben darf. Zum Durchstreuen mit dem TMG langt es aber.
@ Dominik:
„TPTs sind halt immernoch besser als jedes andere Aufklärungssystem!“
Seit wann hat PSYOPS einen Aufklärungsauftrag (außerhalb der allgemeinen Aufgaben im Einsatz)?
@Schwarzer Mann
So oder ähnlich habe ich es mir gedacht, auch den weitern Ablauf …
Wie Sie schon schrieben : Glück gehabt.
Was mich an der Stelle nachdenklich macht, ist die Tatsache das in einem als „unsicher“ erkannten Gebiet, ohne nähere Informationen so vorgegangen wird.
Ihre Op an dem Tag war SWEEP und was war der darüber ?
Shit happens, wenn man beim Ausweichen gleich in die nächste Schei.. kommt, ist aber im Gefecht nun mal mit zu rechnen.
Meine Frage würde an die übergeordnete Führung gehen und dort, was eigentlich bezweckt werden sollte und ob der Ansatz richtig war.
btw : Ist der Nick ein Hinweis auf die Barettfarbe ?
Ich muss mir angewöhnen, die Beiträge gründlicher zu überfliegen :)
Danke für den Bericht aus der ersten Reihe Schwarzer Mann und natürlich den Einsatz.
Ich zöger schon fast zu fragen, aber gibt es eigentlich eine Einschätzung über die feindliche Verlustzahl von dem Gefecht? Wäre ja mal ganz interessant, um die Gefechtswirkung einschätzen zu können, bzw. die Verhältnisse.
@stfwdr
das ist ja der clou im „Krieg“… unsichere Gebiete, die sicher gemacht werden sollen… das war auch so grob die HauptOp = Hauptauftrag der Bw in AFG, bin Grenadier, kein PzMann
@ niklas: nach eigenen auswertungen am abend um die 30
An Anfang war es ungefähr Zugstärke gegen Zugstärke….schätze ich…. danach s.o.
Es liest sich alles so herrlich leicht. Nicht wahr? Man darf die INS und ihre Fähigkeit in ihrem „Wohnzimmer“ zu kämpfen nicht unterschätzen. Sie sind entschlosse Kämpfer und ohne jede Furcht.
Dieses Gefecht fand in einen Gelände statt das die INS auswählten, das sie vorbereitet hatten. Sie haben ihre Schwerpunkte in einer Geschwindigkeit verlegt, dass man neidisch werden konnte. Wenn ich in einer solchen Situation, noch dazu im Übergang von Tag zu Nacht das Gefecht suche, werde ich es verlieren. Natürlich gehört uns die Nacht und natürlich sind wir in der Nacht technologisch überlegen aber Nachtkampfbereitschaft wirkt sich in der Dämmerung nicht sofort aus und die Geländekenntnis der INS bleibt deren Vorteil.
Da muß ich mich als Führer schon fragen dürfen was ich in dieser Nacht, in einer unvorbereiteten Operation gewinnen möchte.
Es gelang hier im stundenlangen Kampf einen Hinterhalt abzuwehren, Angriffe gegen unterlegene eigene Kräfte abzuwehren und den Feind so aus der Stellung zu werfen, dass er unter Verlusten ausweichen musste. Tiefer nachzustoßen war nicht erforderlich. Am nächsten Tag herrschte in diesen Raum eine vorher nie dagewesene Ruhe.
Neulich las ich auf dieser Seite von dem Sieg bei ISAH KEHL, hätten man damals schon den Mut gehabt solche Begriffe zu nutzen, so hätte man getrost vom Sieg bei Basoz berichten dürfen.
Warum nur versuchen wir uns immer hinter anderen Nationen so klein zu machen?
Na denn, ich kann mir aber die Frage nicht verkneifen ob Ihrer Meinung nach statt DINGO und Fuchs doch nicht der MARDER in der Situation zwechmäßiger gewesen wäre.
eine rhetorische Frage ;-)
..wenn man vorher nur alles wüßte, was der tag so mit sich bringt…..
Okay, dann keine rhetorische Antwort :-)
Ich weiß nicht obs in dem Blog schon mal angesprochen wurde, aber wer sich für detailierte Beschreibungen dieser Art interessiert seien hier folgende Artikel aus dem Heft „Der Panzergrenadier“ ans Herz gelegt, sehr ähnlich geschrieben und teilweise gehts auch um den selben Einsatzzeitraum (für die puristen auch mit Organigrammen;):
Beginn der QRF:
http://www.freundeskreis-panzergrenadiere.de/pzgrenadier/artikel_heft_26_1.pdf
PzGrenBtl 401 Einsatzvorbereitung und Einsatz:
http://www.freundeskreis-panzergrenadiere.de/pzgrenadier/artikel_heft_27_7.pdf
Einsatz der QRF 3 2009:
http://www.freundeskreis-panzergrenadiere.de/pzgrenadier/artikel_heft_26_2.pdf
Schutzkompanie Kunduz 19. Einsatzkontingent:
http://www.freundeskreis-panzergrenadiere.de/pzgrenadier/artikel_heft_27_6.pdf