RC N Watch: Feiertags-Zusammenfassung

Auch wenn in Deutschland über die Weihnachtstage – und danach angesichts eines quasi eingefrorenen öffentlichen Lebens zwischen Weihnachten und Neujahr – recht wenig passierte, ging der Krieg in Afghanistan natürlich weiter. Sicherlich unvollständig ein paar Dinge aus den vergangenen Tagen, die zum Teil unterhalb der deutschen öffentlichen Wahrnehmungsschwelle lagen oder nur knapp in den Medien auftauchten:

Auf die Weihnachts-Gefechtsfeld-Rundreise des deutschen Regionalkommandeurs in Afghanistan hatte ich hier schon hingewiesen.

Bereits in der Woche vor Weihnachten ist offensichtlich (erneut) eine deutsche Drohne abgestürzt. Offiziell mitgeteilt wurde das – wie allgemein üblich – nicht, aber von der recovery mission gibt es jetzt offizielle ISAF-Fotos, mit dem Hinweis The German and U.S. forces combined efforts for an emergency unmanned aerial vehicle recovery in remote northern Afghanistan after it failed unexpectedly. Wenn ich das richtig sehe, sind im Norden Afghanistans nur die deutschen Drohnen der Typen Luna, KZO und Heron im Einsatz – wenn ein Chinook zur Bergung losgeschickt wird, dürfte es etwas Größeres gewesen sein. Dazu passt auch der Eintrag auf einer Taliban-Webseite, über den der BBC Monitoring Service am 22. Dezember  berichtete:

„Reconnaissance aircraft shot down in Pol-e Khomri“ by Afghan Taleban Voice of Jihad website on 21 December

[Taleban spokesman] Zabihollah Mojahed: According to a report from Pol-e Khomri District of Baghlan Province, the mojahedin of the Islamic Emirate have shot down a reconnaissance aircraft of the invaders.

The report says the reconnaissance aircraft was shot down by the mojahedin while it was carrying out surveillance in Band-e Ghori area of this district at 1000 [local time] this morning.

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Alexander E., a German military servicemember, scans the horizon while pulling security for a 4th Combat Aviation Brigade, 4th Infantry Division, CH-47 Chinook during an unmanned aerial vehicle recovery operation Dec. 20.  (Photograph by U.S. Army Sgt. Sean Harriman, 4th CAB Public Affairs Office via ISAFmedia/flickr)

Erstaunlich wenig Aufsehen hat in Deutschland der Mord an einem deutschen Entwicklungshelfer bei Kundus am Heiligen Abend erregt (verglichen jedenfalls mit der öffentlichen Diskussion, wenn ein Bundeswehr-Soldat am Hindukusch gefallen ist). Der Mann arbeitete für die Kreditanstalt für Wiederaufbau und war mit dem Bau einer Straße in Nordafghanistan befasst. Der frühere Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei hatte den Entwicklungsexperten bei seinem Afghanistan-Besuch im August im August besucht, seine Erinnerung an ihn und das Projekt hat er hier aufgeschrieben.

(Zu dem Projekt, der Straße zwischen Kholm und Kundus, gibt es eine etwas kontroverse Diskussion: Der Journalisten-Kollege Willi Germund, der für mehrere deutsche Medien und auch für das Afghan Analysts Network schreibt, sah in einem Kommentar die Nähe der Entwicklungs- und Aufbau-Bemühungen zum Militär als Grund für den tödlichen Anschlag auf den Entwicklungsexperten: Die geplante Straße diene auch taktischen Zwecken der internationalen Truppen. Der zuständige Minister Niebel hat dem energisch widersprochen. Mir scheint der Vorwurf übrigens auch absurd: dann dürften Projekte, die der afghanischen Bevölkerung zugute kommen, nur dann finanziert werden, wenn das Militär garantiert nichts damit anfangen kann? Also keine neuen Straßen bauen?)

Im Norden Afganistans gehen die afghanischen und internationalen Truppen unvermindert gezielt gegen Aufständische vor. Im Distrikt Char Darrah bei Kundus gab es eine weitere deliberate clearing operation, fünf Dörfer in der Region Gour Tepa wurden, wie es im offiziellen afghanischen Sprachgebrauch heißt, cleared of insurgents. Nicht umsonst hat ja ISAF-Kommandeur David Petraeus bei seinem Weihnachtsbesuch in Kundus von dieser Region als dem focus of our effort gesprochen.

Und natürlich gibt es fast täglich Anschläge auf Bundeswehrsoldaten rund um Kundus; bislang glücklicherweise ohne Verwundete. Wie heute.