Jetzt offiziell: Deutschland bestellt 53 A400M
Vor anderthalb Wochen war es eine Meldung, die noch unterging, jetzt ist es offiziell: Die Luftwaffe bestellt 53 Maschinen vom neuen Transportflieger A400M, sieben weniger als geplant. Dafür kosten diese 53 Flieger genau so viel wie vorher die 60 kosten sollten.. Insgesamt liefert Airbus 170 statt der geplanten 180 Flugzeuge. Darauf haben sich die Bestellernationen heute geeinigt, die französische Regierung hat’s mitgeteilt, das Verteidigungsministerium bestätigt.
Außerdem verzichten die Deutschen auf das automatische Tieffluggsystem, bekommen aber eine Option auf sieben weitere Maschinen. Als Möglichkeit bleiben also die geforderten 60 Flugzeuge für die Luftwaffe, pardon, am Horizont.
Eine interessante Einigung der sieben Nationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Spanien und Türkei mit dem Herstellerkonzern EADS: weniger Flugzeug fürs gleiche Geld. (Nun gut, gegenüber dem britischen Schachzug, zwei Flugzeugträger zu bauen, für die man keine Flugzeuge hat, ist das geradezu elegant.)
Archivbild: A400M im Juni 2010 auf der ILA in Berlin (Foto Sean Gallup/Getty Images via picapp)
Empfehle zum britschen Schachzug, zwei Flugzeugträger zu bauen, für die man keine Flugzeuge hat, sich die britische Comedy von Bird & Fortune – Admiral Sir George Parr anzuschauen. Die Veralberung des britischen Militärs ist herrlich.
http://www.youtube.com/watch?v=t0jgZKV4N_A
Ja da wird mal wieder gezeigt wie kompromisslos gespart wird. Das gleiche Geld für weniger Maschinen, da kann man auch gleich auf das Tiefflugsystem verzichten.
Da kann ich als Soldat nur immer wieder mit dem Kopf schütteln.
Bei uns herrscht große Unsicherheit in Bezug auf die Reform: Standortfragen, SaZ/BS-fragen, Waffensystemfragen, Einsatzfragen… Fragen über Fragen, in diesem Zusammenhang liest sich so eine Meldung gleich nochmal verrückter. Bin ich mit meiner Meinung realitätsfern oder die Entscheidungsträger? Ich weiß es selber nicht mehr.
Für weniger Flugzeuge braucht man natürlich auch weniger Flieger (Piloten), dies spart Personalkosten.
So sehr ich mich auch anstrenge….ich verstehs nicht. Kann mir einer mal erklären wieso man so einen deal macht?
@urbanpionier
1. entstehen hierdurch keine Mehrkosten, die man bei den derzeitigen Einsparungsforderungen nur schwer durchsetzen kann.
2. entsteht für die Zukunft ein Spielraum für weitere 7 Transportflugzeuge anderen Typs (z.B. AN-124, AN-70), da die A400M (Kapazität max. 37t) ohnehin nicht alle notwendigen Transportaufgaben leisten kann. Mit der AN-70 (Kapazität 47t) könnte man den Puma, auch ohne ihn vorher teilweise zerlegen zu müssen, in einem Stück an den Bestimmungsort transportieren: Mit der AN-124 (Kapazität 150t) ließen sich sogar 2 Leopard2 transportieren. All dies ist mit der A400M nicht möglich. Dafür ist sie etwas zu schwach auf der Brust.
@ urbanpionier
So schwer ist dies gar nicht zu verstehen. Die Entwicklung des A400 M ist dramatisch teuerer geworden als ursprünglich geplant und vertraglich (!) mit der Industrie festgehalten.
Nun hat Airbus damit gedroht, dass Projekt sterben zu lassen, da es Airbus massive Verluste gebracht hat. Nun haben die Bestellernationen mit Airbus einen Kompromiss ausgehandelt. Von den ca 5 Mrd Euro Mehrkosten, sollen 3,5 Mrd die Bestellernationen zahlen, den Rest zahlt Airbus. Der deutsche Anteil von den 3,5 Mrd soll 670 Mio Euro und die Kosten für das Tiefflugsystem betragen. Diese Kosten umgerechnet bedeuten einer Minderung 7 Maschinen und Wegfall des automatischen Tiefflugsystems. Damit geht die Bundesregierung plus/minus Null aus der Nummer, d.h. muss nicht mehr Geld als geplant für das Projekt aufnehmen (was nicht vorhanden wäre ), bekommt aber weniger Leistung als vereinbart.
So läuft es bei nahezu jeden Rüstungsbeschaffungsprojekt in der Luftfahrt und bei der Marine in den letzten 10 Jahren.
„1. entstehen hierdurch keine Mehrkosten“
Aha so wird nen schuh draus!^^
thx
Wie üblich wird wieder mal auf ein kritisches System verzichtet.
Wie PIRATE beim Eurofighter, wie die Kanone beim Tiger….
@Stefan ihre liebe zur russischen Technik in allen Ehren. Aber die An70 ist Tod und man wird sich hüten die Ersatzteillogistik für ein weiteres Flugzeugmuster mit ähnlicher Leistung zu stemmen (Von den ganzen Nachteilen einer solche Beschaffung einmal abgesehen). Wen überhaupt und das liebe Geld nicht wäre, würde man sich noch am ehesten eine C-17 antun.
Russische Muster sind für westliche Militärs keine echte Alternative wenn sie selbst betrieben werden sollen. Dazu sind umfangreiche Änderungen an den Flugzeugmustern notwendig um die Betriebserlaubnis zu bekommen. Das tut sich keiner freiwillig an, erst recht nicht bei einer Ersatzteillogistik die mehr mit Glücksspiel zu tun hat als mit „bestellt wird geliefert“.
@Georg
Der Verzicht auf das Tiefflugsystem (welches nur von Deutschland gefordert wurde) war die einzigste sinnvolle Entscheidung die Deutschland hat treffen können. Die „fly by wire“ Software ist wesentlich besser geworden, in den letzten Jahren, als gedacht. Der Unterschied zu dieser speziellen Fähigkeit ist nur noch marginal, mit wesentlich mehr Geld, dem hohen technischen Risiko und zu erwartenden weiteren Verzögerungen ist so eine kleiner Vorteil nicht zu rechtfertigen.
Das Enders das A400M Projekt beendet hätte, ist typisches EADS Säbelrasseln.
Wenn man Enders Drohungsliste mal mitgeschrieben hat, fällt einem schnell auf wie oft sich EADS der immer selben Konstruktionen bedient.
1.EADS braucht den A400M mehr als die Bestellerländer (Die C-130 wird nicht jünger und in 15-20 Jahren wird es für westliche Länder keine Alternative zum A400M geben)
2.Wollen die Bestellerländer nicht mehr zahlen oder Stückzahlen reduzieren, kommt wie immer die plumpe „Arbeitsplatz Keule“, die Quantitativ oft übertrieben ist.
3.Zieht das nicht, sagt man die Schuld liegt bei den Bestellernationen die zu viele Extras gefordert hätten (das stimmt zwar, aber lustig ist das in EADS Hochglanzbroschüren stets mit den vielen Extras angegeben wird, die man realisieren kann. Politiker lassen sich davon gerne auf Powerpoint Präsentationen beeindrucken)
4.Wenn man das eigene scheitern dieses schwerfälligen subventionsapperates nicht mehr leugnen kann sagt man:“Wir haben das Projekt unterschätzt, wir haben gedacht wir müssten nur einen Lastwagen bauen“. Dies hat EADS beim A400M,NH90,Tiger geäußert. Irgendwie lustig wie oft man Projekte unterschätzen kann nicht wahr?
EADS krankt an seiner „politisch gewollten“ anstatt einer „marktwirtschaftlichen“ Struktur. In seiner jetzigen Struktur wird jedes Projekt nur scheitern bzw. stark verzögert und mit überhöhten Preis eingeführt werden können. Ich habe zumindest das subjektive Gefühl das EADS dies begriffen hat. Mal sehen wann die nationalen Verteilungskämpfe ausbrechen.
Dazu ein Bonmot aus der Bw-Sprüche-Kiste:
Wir sparen! Koste es, was es wolle!!!
Außer mit Sarkasmus ist das alles nicht mehr zu ertragen!
@Bang50
Die Liebe zur russischen Technik finden sie bei der BW schon spätestens seit Zeiten Volker Rühes. Die alternative Beschaffung der AN-70 und AN-124 wurde damals von Experten der BW vorgeschlagen und von dem damaligen Verteidigungsminister befürwortet. Allein aus rein politischen Gründen und auf Druck der USA wurde damals davon Abstand genommen.
Weder die AN-124, noch die AN-70 ist tot. Zur Produktion (ab 2011) beider Maschinen in großer Stückzahl, sowohl für den Eigenbedarf, als auch für den Export, wurde zwischen Russland und der Ukraine eigens ein Gemeinschaftsprojekt gegründet. Verhandlungen mit den USA, zur Gemeinschaftsproduktion, laufen ebenfalls.
Sie wurde vorgeschlagen, im selben Bericht steht auch etwas von:
-nicht kalkulierbaren Anpassungsmaßnahmen
-erhebliche Zweifel, an der Möglichkeit die An70 auf eine elektronische Triebwerkssteuerung umzubauen.
-Zweifel an der Zuverlässigkeit des Partners und seiner technischen Möglichkeiten.
-Strategische Skepsis (es ist schlicht eine blöde Idee Rüstungsgüter von jemanden zu kaufen von dem ich nicht weiß ob er in einer Krise noch mein Freund ist)
Die An70 ist so Tod wie man nur sein kann. Der einzigste fliegende Prototyp ist in einer sehr frühen Phase. Es fehlt am Geld für ein Flugtestprogramm, der A400M ist inzwischen wesentlich näher an einem Serienflugzeug als es der An70 jemals war. Die letzte Meldung die ich über dieses Projekt vernommen habe, ist das die einzigste An70 inzwischen nicht mehr flugfähig ist weil keine Ersatzteile produziert werden können (Sie verottet also in einem Hangar.)
Zitat:“Verhandlungen mit den USA, zur Gemeinschaftsproduktion, laufen ebenfalls.“
Den muss ich mir einrahmen. *rolling laughing on the floor*
@Bang50
Mit der KC-390 (23,6t) von Embraer gibt es bereits eine Alternative zur C-130. Chile, Portugal und die Tschechische Republik führen bereits Gespräche über Beteiligung und Kauf. Kaufinteresse besteht derzeit bereits seitens Brasiliens, Argentiniens, Kolumbiens und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Es gibt also für westliche Länder durchaus eine Alternative zum superteuren A400M, der ohne automatisches Tieffluggsystem ohnehin an Attraktivität verlieren dürfte. Was kann der A400M denn dann noch, was andere Transportflugzeuge derzeit (noch) nicht können?
Das die A400 M das fortschrittlichste, modernste militärische Transportflugzeug für die mittlere Tonnage auf der taktischen und der mittleren Ebene ist bzw. wird, ist unbestritten.
Auch der Eurofighter ist technisch ein hervorragender Entwurf für ein Kampfflugzeug und kann es mit amerikanischen Modellen durchaus im Vergleich aufnehmen.
Das ist weitgehend unbestritten und auch nicht der entscheidende Punkt.
Die Frage ist wann hat man die Technologie, die Produktion, die Wartung und den Betrieb inklusive einer effektiven technisch / logistischen Betreuung soweit im Griff, das daraus ein einsetzbares und verfügbares Waffensystem wird ?
@Bang50
Zitat: „-Zweifel an der Zuverlässigkeit des Partners und seiner technischen Möglichkeiten.
-Strategische Skepsis (es ist schlicht eine blöde Idee Rüstungsgüter von jemanden zu kaufen von dem ich nicht weiß ob er in einer Krise noch mein Freund ist)“
Diese Bedenken scheinen unsere „dummen“ NATO-Partner Griechenland und Türkei aber nicht zu haben. Sie haben russische Militärtechnik massenhaft im Bestand und kaufen weitere nach. Sie ist offensichtlich auch NATO-kompatibel. Dort scheinen die „Anpassungsmaßnahmen“ kalkulierbar gewesen zu sein. Von Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Bulgarien … möchte ich dabei garnicht reden. Und übrigens, was gibt es bei einem Militär-Transportflugzeug für den Kriegseinsatz groß anzupassen? ;-)
Die C-17 ist mit Sicherheit keine Alternative. Nicht nur wegen des konkurrenzlos enorm hohen Preises. Die kann ja nicht mal, wie auch die C-5, auf unbefestigten Flächen starten oder landen. Für ein militärisches Transportflugzeug ist diese Fähigkeit unverzichtbar, wenn sie im Krieg nicht ständig neue Flughäfen bauen wollen. Man bedenke, wie lange man im Westen braucht, um nur eine Startbahn zu genehmigen. ;-)
Die KC-390 ist tatsächlich eine interessante Alternative für Länder mit einem kleinerem Budget. Mit einer Zuladung von 19 Tonnen ist sie aber um ein ganzes Stück kleiner (Was wieder viele taktische Güter ausschließt)
Zitat:“Was kann der A400M denn dann noch, was andere Transportflugzeuge derzeit (noch) nicht können?“
Öhm z.b:
-wesentlich Spritsparender fliegen (dank Turboprop)
-auf wesentlich kürzeren Start und Landebahnen starten und landen als jedes andere Flugzeug mit Turbinen in der selben Gewichtsklasse. (siehe z.b die wesentlich leichtere KC-390) (p.s Ausnahme ist hier die An70, durch ihre Doppelpropeller, die aber wiederum andere Nachteile wie stark erhöhten Verschleiß mit sich bringen)
-Trotz Turboprop eine Marschgeschwindigkeit die nur etwas unter denen mit Strahltriebwerken liegt.
-Eine Reichweite mit 30 Tonnen Last von 4.450 km.
-Luftbetankungsfähigkeit
-extremer Langsamflug (beim Absetzen von Lasten ohne Fallschirm)
-volle Bodenmanövrierbarkeit ohne Unterstützung
-die größere Variabilität von Turboprops im Vergleich zu Strahltriebwerken während des Flugbetriebs
-neuste Bordelektronik und „fly by wire“ System.
-Bessere Tiefflugeigenschaften (auch ohne die Deutsche Sonderlösung) als jedes andere Transportflugzeug in einer ähnlichen Gewichtsklasse.
-wingover von über 120°
-neueste Flugkörperwarn,- und Abwehrsysteme.
jemand der in diesem Projekt bewanderter ist als ich, könnte diese Liste wahrscheinlich beliebig fortsetzen. Dieser ganze Spaß hat natürlich seinen Preis (das ist eben die Kehrseite der Medaille)
Im übrigen bin ich kein Gegner der An70 an sich. Ich halte die An70 für einen wirklich tollen, gelungen Entwurf (besonders die extreme Kurzstartfähigkeit). Ich würde es den Ukrainern wirklich wünschen das sie irgendwo Geld auftreiben können und die An70 bis zur Serienreife entwicklen können. Mich schmerzt es zu sehen, wenn jemand es schafft einen tollen Entwurf, der mit den großen Konkurieren kann, auf die Beine zu stellen und letztlich am Geld zu scheitern.
@Stefan
Zitat:“Diese Bedenken scheinen unsere “dummen” NATO-Partner Griechenland und Türkei aber nicht zu haben. Sie haben russische Militärtechnik massenhaft im Bestand und kaufen weitere nach. Sie ist offensichtlich auch NATO-kompatibel. Dort scheinen die “Anpassungsmaßnahmen” kalkulierbar gewesen zu sein“
Haben die auch russiche Flugzeuge?
Es geht hierbei nur sehr eingeschränkt um NATO kombatibilität. Sondern darum das ein Flugzeug in Europa und den USA nach bestimmten Kriterien zertifiziert sein muss um auf jedem Flughafen landen zu dürfen und man nicht ständig eine Sondergenehmigung braucht (auf einem Militärflughafen kann man mit einem Fluggerät der brüder wright landen wenn die eigene Luftwaffe es zulässt.) Dabei muss jeder Stecker, jedes Kabel, jedes Klemme etc…. etc… ein westliches Zertifikat besitzen, wenn man die Betriebserlaubnis eines in Europa gebauten Flugzeuges erhalten möchte (was bei der An-70 z.t der Fall gewesen wäre)
Da lohnt es sich schlicht ein eigenes Flugzeug zu bauen.
Jap sieht nach einer „befestigten“ Fläche aus:
http://www.youtube.com/watch?v=xVHZzjRzgC4
;-)
@Bang50
Es ging um eine Alternative zur C-130 (21t). Die maximale Zuladung der KC-390 beträgt 23,5t und nicht 19t. Der A400M (37t) spielt da schon in einer höheren Liga und wäre für den Transport von Gütern bis 20t bereits unwirtschaftlich. Also keine Alternative zur C-130.
Das Geld für die AN-70 (47t) kommt von den Russen, die mit der Ukraine dafür ein Gemeinschaftsprojekt gegründet haben (wie ich schon schrieb). Sie wird sowohl in Russland, als auch in der Ukraine gebaut. Die stark modernisierte AN-124 (150t) soll vermutlich nur in Russland (dem Rechtsnachfolger der UdSSR), ebenfalls mit russischem Geld, gemeinsam gebaut werden, da sie ein sowjetisches und kein ukrainisches Flugzeug ist, und damit die Rechte ausschließlich bei Russland liegen.
@Bang50
Zitat: „Haben die auch russiche Flugzeuge?“
Ja! Auch Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Bulgarien …
Der A400M zeigt mal wieder daß Rüstung oft reine Subventionierung der regionalen Rüstungsbetriebe ist. Eine ernste Ausschreibung mit anschliessender Wahl unter möglichen Angeboten findet nicht statt, stattdessen wird teurer Regionalföderalismus bei der Projektvergabe nicht nur vertikal sondern sogar horizontal verlangt.
Ich kann gut nachvollziehen daß man strategische Komponenten nur von zuverlässigen Verbündeten beziehen kann. Warum aber z.B. kein ernsthafter Ausschreibungswettbewerb innerhalb der westlichen Demokratien stattfindet, das ist wirklich nur mit versteckten Subventionen zu erklären.
Ähm welches russiche Flugzeugmuster betreibt Griechenland? Das wäre für mich eine Neuigkeit.
Wir kaufen also weniger Luftfahrzeuge, die dafür aber (im Stück) teurer sind als vorher vereinbart, und im Gegenzug dafür auch noch weniger leisten-und DAS wird uns dann als „so können wir Kosten sparen“ und „Es wird nicht teurer“ verkauft?
Manchmal frage ich mich, ob die Politiker in Deutschland uns wirklich für so dumm und naiv halten-oder ob sie selbst so naiv sind, an ihr eigenes „Geschwätz“ zu glauben-frei im Sinne von „Wenn ich eine Aussage oft genug wiederhole, wird sie irgendwann zur Wahrheit“…..
Irgendwann in naher Zukunft wird sich irgendjemand mit der Abwicklung dieser Beschaffungsvorhaben beschäftigen (hoffentlich!)-und dabei feststellen, das dies alles nicht so wirklich mit rechten Dingen abgelaufen ist…….(ist zumindest meine Meinung)….
@Bang50
Zitat: “-Zweifel an der Zuverlässigkeit des Partners und seiner technischen Möglichkeiten.
-Strategische Skepsis (es ist schlicht eine blöde Idee Rüstungsgüter von jemanden zu kaufen von dem ich nicht weiß ob er in einer Krise noch mein Freund ist)”
Es geht also um Rüstungsgüter und nicht allein um Flugzeuge. Also auch z.B. um Heerestechnik und Funkmeßtechnik im Falle Türkei und Griechenland. Riesige Neukäufe sind geplant. Russische bzw. sowjetische Flugzeuge finden sie in Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Bulgarien … massenhaft. Dort kommt man nicht auf die Idee diese abzuschaffen, nur weil man nicht weiß ob der Lieferant in einer Krise noch mein Freund ist. Die Polen, Rumänen und Bulgarien … z.B. betrachten Russland ohnehin heute schon nicht unbedingt als Freund. Die Türken und Griechen vermutlich auch nicht. Russische Waffen sind auf dem Weltmarkt gefragt, weil sie gut, zuverlässig und konkurrenzlos preiswert sind. Und weil sie, im Gegensatz zu vielen westlichen Waffensystemen, wirklich verfügbar, bereits voll funktionsfähig und in der Truppe eingeführt sind. Die Russen führen keine halbfertigen Waffensysteme bei ihren Streitkräften ein, die mangelhaft und überteuert sind und erst noch Jahre benötigen, um voll einsatzbereit zu werden. Stichwort Fregatte 124, Korvette 130, Tiger, NH-90 … Den S-400 z.B. gibt es in der Realität. MEADS nur auf dem Papier. Puma und Boxer gibt es noch nicht wirklich in der Truppe. Den BMP-3 aber schon. Und er ist sogar schwimmfähig. Staun. Mann muß nicht hinter jedem Schützenpanzer mit einer Schwimmbrücke hinterherfahren. Darum kaufen ihn nicht nur die Türken und Griechen. Von einem schweren Transporthubschrauber, wie die Mi-26 (20t) kann der Westen nur träumen. Man könnte diese Liste noch erweitern.
Wer vorhandene Militärtechnik kauft spart Milliarden für Entwicklungskosten, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden.
@Stefan
noch mal ganz langsam.
-Ich fragte Sie ob Zitat:“Haben die auch russiche Flugzeuge?“ Damit bezog ich mich im speziellen auf die Türkei und Griechenland.
-Darauf antworteten Sie:“@Bang50
Zitat: “Haben die auch russiche Flugzeuge?”
Ja! Auch Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Bulgarien …“
Daraufhin fragte ich Sie:“Ähm welches russiche Flugzeugmuster betreibt Griechenland? Das wäre für mich eine Neuigkeit.“
Sie antworteten oben:“Es geht also um Rüstungsgüter und nicht allein um Flugzeuge.“
Wenn Sie einen Diskussionstiel pflegen der hauptsächlich auf Emotionen beruht kann ich damit umgehen. Wenn Sie jedoch versuchen nach einer direkten Frage von mir auszuweichen (wir haben hier von Anfang an über Flugzeuge geredet und nicht über Funkgeräte) um weiter im Vorwärtsgang zu versuchen ihren Standpunkt glaubhafter zu machen (nachdem sie in einer Sackgasse gelandet sind), werde ich mir das Diskutieren sparen. Dann es geht ihnen anscheinend nicht um eine sachliche Auseinandersetzung sondern um die Bestätigung ihrer festen Meinung.
Weder die Türkei noch Griechenland betreibt russiche Flugzeuge, nach meinen Informationen und nach dem was sich im Internet finden lässt.
Wenn Polen, Rumänien, Tschechien, Slowakei und Bulgarien etc.. russiche Flugzeugmuster betreiben, dann hat dies sicherlich auch damit zu tun, das diese vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion eng mit eben dieser Verwoben waren. Seitdem die Sowjetunion nicht mehr existiert, kann sich jedes Land so viele russiche Flugzeuge kaufen wie es möchte. Gleichzeitig müssen diese Länder aber strikte Beschränkungen im europäischen und amerikanischen Luftraum in Kauf nehmen. Dies hat weniger damit zu tun das diese Flugzeuge schlecht sind, sondern damit das ganz spezielle Bedingungen erfüllt sein müssen damit ein Flugzeug in diesen Lufträumen zugelassen wird (dazu gehört eine festgelegte technische Austattung wie Transponder, Funkgeräte, etc…etc….um die Sicherheit im Luftraum zu gewährleisten, zusätzlich wird eine strikt vorgeschriebene Flugsoftwarearchitektur verlangt, welche vom Bundesamt für Luftfahrt und der EASA Programmierzeile für Programmierzeile überprüft wird! Auch dürfen in diesem Flugzeug viele Teile nur verwendet werden, wenn sie über eine eigene Musterzulassung für den Flugbetrieb verfügen.)
Wie Sie sehen kann man ein russiches Flugzeug welches nicht nach diesen Kriterien gefertigt wurde, nur sehr schwer in diesen Lufträumen betreiben. Was einen aber nicht daran hindert es in Lufträumen zu betreiben in denen keine bzw. weniger strikte Bedingungen gestellt werden. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit einer Einzelzulassung (ähnlich dem Teilegutachten beim TÜV ), bei dem ein Flugzeug für den europäischen Luftraum zertifiziert werden kann. Dies ist enorm teuer und erfordert den Einbau der geforderten Sicherheitstechnik. Diese Einzelzulassung gilt dann nur für dieses eine Flugzeug und kein anderes dieses Typs, das dies keine praktikabele Lösung für eine ganze Flugzeugflotte ist, sollte jedem einleuchten.
(Als Anmerkung, ein Großteil der Verzögerung beim A400M fand auf Grund der Tatsache statt, das die Trieberwerkssteuerungssoftware nicht den zivilen Richtlinien entsprach und beim Bundestamt für Luftfahrt und EASA durchfiel)
zur. An-70 im speziellen
Was so gut wie jeder vergisst der für die Beschaffung der An-70 plädiert:
Die An70 welche die Bundeswehr bekommen hätte, hätte so gut wie gar nichts mehr mit der AN70 zu tun gehabt die als Prototyp ab und zu geflogen ist. Dies ist zum einen den oben genannten Anforderungen geschuldet, da man für eine ganze Flotte natürlich eine Musterzulassung und keine Einzelzulassung anstrebt. Zusätzlich hat die BW ganz spezielle Anforderungen gestellt (wie elektronische Triebwerksteuerung, fly by wire und garantiert weiteren 1000 Forderungen im Detail). Auch wäre ein Großteil dieses Flugzeuges in Europa und nicht in der Ukraine gebaut worden. Es ging also primär um einen Technologietransfer. (Da man zu recht Probleme bei der Entwicklung eines so leistungsfähigen Triebwerkes erwartete)
Für einen Ingenieur stellt sich bei diesem Wort immer ein bisschen die Nackenhaare auf. Den Technologietransfers sind niemals ganz einfach, wenn nicht ganz präzise Übereinkünfte über die Technische Dokumentation getroffen werden. Oft ist es jedoch so, das man nicht einmal die zu Papier gebrachten Gedanken seines Kollegen sofort versteht. Den Papier kann nicht die persönlichen Einschätzungen des Ingenieurs übermitteln die bei der Berechnung oder Konstruktion eine Rolle gespielt haben (Als Beispiel sei hier das Manhattenprojekt genannt, in dem ein Physiker regelmässig Konstruktionsunterlagen nach Russland sendete, die Russen damit aber nichts wirklich anfangen konnten und erst als dieser Physiker nach Russland kam, konnten die Russen die Atombombe fertigstellen). Aber was ist mit der Ukraine? Dort tritt der „worst case“ ein. Den alles was ich bis jetzt über Technologietransfer erzählt habe, gilt für den europäischen Raum in dem die selben Vorschriften und Normen gelten. Die Ukraine konstruierte die AN-70 aber nicht nach europäischen Normen oder Vorschriften. Dies betrifft selbst die kleinste Schraube in einem Flugzeug. Ich möchte hier einmal das Beispiel der VDI 2030 anführen. In dieser Richtlinie (es ist also noch nichteinmal eine Norm) geht es um die Berechnung von hoch belasteten Schraubenverbindungen. Diese rein deutsche Richtlinie ist inzwischen so beliebt das viele Länder nach ihr vorgehen (z.b auch die USA und wahrscheinlich inzwischen auch die Ukraine). Darin findet man einen streng vorgegebenen Rechenbaum in 13 Schritten. Dabei werden bestimmte Werte verwendet die sich in der Praxis bewährt haben.Dies passt aber immer nur in den Berechnungsrahmen dieser VDI 2030. Wenn ein Ingenieur jetzt gesagt bekommt, die Verbindung (z.b M10 12.9) hat eine Sicherheit von S=1,5 kann er diese Angabe direkt in den Gulli runterspühlen. Den solange ich nicht weis auf welcher Grundlage derjenige der dies ausgerechnet hat, zu diesem Ergebnis gekommen ist, kann ich damit rein nichts anfangen. Wir haben hier also ein eklatantes Probelm mit der Normung. Damit wäre ein Technologietransfer ein purer Alptraum.
In einem technischen Studium lernt man ziemlich am Anfang, das die Grundvorraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zweier Parteien immer die Normung ist (Stichwort Urmeter und Urgewicht).
Das die Normung selbst in Europa noch immer ein Problem ist, hat man beim A380 gesehen (Die Kabelprobleme des A380 kamen zu stande weil EADS zwei Standorte mit einem unterschiedlichen patch ihrer CAD-Software betrieb, das sich um 00.0.1 unterschied.)
Wenn also schon ein Konzern intern, durch seine dezentralität Probleme mit der Normung und Standartisierung hat, wie soll es eigentlich werden wenn man mit jemanden zusammenarbeitet der sogar seine Schraubengewinde mit anderen Steigungen dreht (überspitzt formuliert)?
Hier haben dijenigen welche auf den doofen A400M schimpfen, wegen des blöden EADS Konzerns, aber gleichzeitig ein Flugzeug fordern das noch um mehrere Potenzen schwieriger in den Griff zu bekommen ist, schlicht eine schizophrene Einstellung.
Ein deutscher An70 wäre mit hoher wahrscheinlichkeit ein Millardengrab geworden gegen den der A400M zahm aussieht. Mich würden keine 10 Pferde in ein solches Frankensteinflugzeug bekommen aus oben erklärten Gründen.
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Zitat:“Dort kommt man nicht auf die Idee diese abzuschaffen, nur weil man nicht weiß ob der Lieferant in einer Krise noch mein Freund ist.“
Eine strategische Beurteilung muss jedes Land selbst für sich vornehmen. Ich hoffe wir sind uns darüber einig das Funkgeräte nicht das strategische Gewicht haben wie Flugzeuge. Dabei gibt es nicht viele NATO Kernnationen die mit russichen Flugzeugen durch die Gegend fliegen (Dabei werden sie ihre Gründe haben)
Zitat:“Und weil sie, im Gegensatz zu vielen westlichen Waffensystemen, wirklich verfügbar, bereits voll funktionsfähig und in der Truppe eingeführt sind. Die Russen führen keine halbfertigen Waffensysteme bei ihren Streitkräften ein, die mangelhaft und überteuert sind und erst noch Jahre benötigen, um voll einsatzbereit zu werden. Stichwort Fregatte 124, Korvette 130, Tiger, NH-90 … Den S-400 z.B. gibt es in der Realität. MEADS nur auf dem Papier. Puma und Boxer gibt es noch nicht wirklich in der Truppe. Den BMP-3 aber schon. Und er ist sogar schwimmfähig. Staun. Mann muß nicht hinter jedem Schützenpanzer mit einer Schwimmbrücke hinterherfahren. Darum kaufen ihn nicht nur die Türken und Griechen. Von einem schweren Transporthubschrauber, wie die Mi-26 (20t) kann der Westen nur träumen. Man könnte diese Liste noch erweitern.“
Hier kommt ganz eindeutig Ihre Verklärung für russische Technik zum Vorschein, die ehr Emotional als Rational bzw. Wissensbasiert ist. Dabei reagieren Sie schon bei dem bloßen Hinweis der Verschiedenheit von russischer und westlichen Waffensystemen mit einer emotionalen Angegriffenheit. Kein russicher oder westlicher Ingenieur würde sich ein Pauschalurteil dieser Diemension erlauben.Er würde jedes einzelne Waffensystem analysieren, dabei würde er beachten welche Doktrin bzw. in welches strategisches Konzept dieses System eingebettet ist. Dabei hat der Westen schon immer eine vollkommen andere Doktrin und Strategie verfolgt wie die Russen. Ein direkter Vergleich verbietet sich so in den meisten Fällen.