Eingreiftruppen oder Ausbilder?

Ein bisschen bekommt man schon den Eindruck, ISAF-Kommandeur David Petraeus sei derzeit auf Goodwill-Tour in Deutschland. Bei seinen diversen Interviews in Berlin – gestern im ZDF, heute im Deutschlandfunk – lobt er eifrig die Bundeswehr für ihren Einsatz im Norden Afghanistans. (Und sagt, ganz nebenbei, dass er von Leopard-Kampfpanzern da oben bei Kundus wenig hält.)

Auffällig ist eines, dessen sich der amerikanische General wahrscheinlich gar nicht bewusst ist. Zitat aus dem Deutschlandfunk-Interview:

Die deutschen Einheiten leisten bereits erheblich mehr als noch vor wenigen Monaten. Sie sind umgruppiert worden, die Bataillone sind jetzt als Eingreiftruppen aufgestellt worden, die vor allem in den Provinzen Baghlan und Kundus Operationen gegen Aufständische durchführen. Sie tun dies in einer sehr beeindruckenden Weise, wie ich gesehen habe, als ich die Einheiten vor Ort besuchte und an Patrouillen teilnahm.

Ja hat Petraeus denn keiner im Bundesverteidigungsministerium gesagt, dass das gar keine Eingreiftruppen, die Operationen gegen Aufständische durchführen, sind? Das sind Ausbildungs- und Schutzbataillione, die die afghanische Armee ausbilden. Es soll sogar Leute in den Berliner Politik-Kreisen geben, die von diesen Soldaten immer von den Ausbildern sprechen. So ein Lob des ISAF-Kommandeurs, das die Kampfkraft der Deutschen hervorhebt, ist doch für die öffentliche Meinung hier zu Lande ganz kontraproduktiv.

(Ohne direkten Bezug dazu, aber zum Thema Petraeus und die Lage in Afghanistan sehr interessant zu lesen: Five Things David Petraeus Wants You To Believe)

BERLIN - NOVEMBER 23: ISAF Commander General David Petraeus (L) and German Defense Minister Karl-Theodor zu Guttenberg speak to the media after talks on November 23, 2010 in Berlin, Germany. Petraeus is in Berlin to discuss the current situation in Afghanistan and the recently-announced decision by NATO to pull its troops out by 2014. Germany has approximately 4,500 Bundeswehr soldiers serving in Afghanistan. (Photo by Sean Gallup/Getty Images)

Petraeus und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am 23. November im Berliner Verteidigungsministerium (Foto: Sean Gallup/Getty Images via picapp)