RC N Watch update: Getöteter Taliban-Führer identifiziert
Nachtrag zur gestrigen Meldung über den gezielten Luftschlag gegen einen Taliban-Führer bei Kundus: ISAF hat jetzt offensichtlich die getöteten Personen identifiziert. Bei dem Führer der Aufständischen, der Ziel des Angriffs war, handelt es sich danach um Shirin Agha, laut ISAF a Taliban senior military leader, der im Bereich Gor Tappa für Anschläge auf afghanische und internationale Truppen verantwortlich war.
In jüngster Zeit, sagt ISAF, seien in Nord-Afghanistan 18 senior leaders festgenommen oder gezielt liquidiert worden.
Bevor jetzt wieder die üblichen Reaktionen bzwl. der Erwähnung von „senior leaders“ kommen ein paar Erläuterungen:
– Die Meldungen sind nicht erfundene „Propaganda“, wie hier schon unterstellt wurde, sondern spiegeln eine ganz bestimmte Definition wider.
– Es gibt den Begriff der „Taliban Senior Leadership“ (TBSL), der sich auf Personen der höchsten Führungsgremien der Quetta- oder der Peschawar-Schura bezieht.
– Die Medienleute verwenden den Begriff anders definiert und bezeichnen offenbar führende Operateure ab Distriktebene so.
– Angesichts der zellenartigen Struktur der Aufstandsbewegung und der Vielzahl der Distrikte kann man sich ausrechnen, wieviele „leaders“ und „senior leaders“ es in diesem Sinne geben mag.
@S.W.
„- Die Medienleute verwenden den Begriff anders definiert und bezeichnen offenbar führende Operateure ab Distriktebene so.“
Das sind dann offensichtlich die „Medienleute“ der ISAF, zumeist wohl Offiziere, die Sie da meinen?
Die Suche „Taliban senior leader“ site:www.isaf.nato.int findet 66 Ergebnisse. Auf den ersten Überblick sind die alle jüngsten Datums.
Die Suche auf /www.isaf.nato.int mit dem Begriff „Taliban senior leader“ wirft 50 Ergebnisse aus. Das älteste davon ist vom 30. September!
Also in den letzten 14 Tagen hat ISAF 50 Meldungen über Ereignisse mit „Taliban senior leader“ herausgegeben und in den neun Jahren davor hat man was gemacht?
Wenn das keine PsyOps/Medien-Kampagne ist sollte ISAF mal gefragt werden wie das denn so rein zufällig zustande kommen kann.
@b
Korrekter wäre es, von InfoOps zu sprechen. Das ist der alles andere als geheime Job der ISAF-Presseleute, weshalb ich noch nicht wei0, was Sie mit Ihrem Hinweis zum Ausdruck bringen wollen.
@b,
ich stimme @S.W. zu, Ihr Anliegen und die Zielrichtung ihrer Kritik bleiben im Unklaren.
Selbst wenn es sich um eine „PsyOps-Medien-Kampagne“ handelt, was ist daran verwerflich? Und was ist militärisch verwerflich daran, dass ISAF die Führer der gegnerischen Seite bekämpft? Umgekehrt erfolgt doch auch die Bekämpfung der Führer. Prominentes Opfer: Gouverneur von Kundus.
@S.W.
Statt zu leugnen das dies eine Kampagne ist, wie in ihrem ersten Kommentar in diesem Strng, geben sie das jetzt also zu und versuchen das als Infoops zu rechtfertigen?
@Politikverdruss
„Selbst wenn es sich um eine “PsyOps-Medien-Kampagne” handelt, was ist daran verwerflich?“
Zum Beispiel das verfälschte oder übertriebene Erfolgsaussagen von offizieller Seite zu Politikverdruss führen?
Diese ISAF-Meldungen auf Englisch und Deutsch werden ja nicht veröffentlicht um die afghanische Bevölkerung zu beeinflussen, – das erledigen ISAF-bezahlte Radio, TV und Presseveröffentlichungen auf Pashto und Dari in Afghanistan – sondern um die Bürger der NATO/ISAF-Ländern zu beeinflussen.
Sie sind damit keine Info-ops im Sinne der Erreichung des Auftragsziels sondern dienen offensichtlich einem anderen Zweck.
Es ist gefährlich für eine Demokratie wenn das Militär Finanzmittel, die eben diese Demokratie für einen Einsatz zur Verfügung stellt, dann dazu einsetzt die Bürger zu verführen den Einsatz zu verlängern.
Vergleichbar ist z.B. eine Wahlbeeinflussung durch eine Bundesregierung wenn diese öffentliche Mittel ausgibt um ihre Parteiwerbung zu bezahlen. Das ist aus gutem Grund verboten.
Offene Kommunikation (und Pressefreiheit) sind Voraussetzungen für eine Demokratie und eine demokratische Willensbildung. „Infoops“ gegen die Heimatbevölkerung passen da nicht rein.
In den USA ist dem Militär daher eine solche Beeinflussung der eigenen Bevölkerung gesetzlich ausdrücklich untersagt. Seit 1951 steht in jedem Jahresetat des U.S. Militärs der vom Kongress verabschiedet wird: „No part of any appropriation contained in this or any other Act shall be used for publicity or propaganda purposes within the United States not heretofore authorized by the Congress.“
Wie die rechtliche Situation in Deutschland aussieht kann ich nicht sagen. Ich hoffe die ist ähnlich.
Weiss da jemand hier etwas dazu?
„sondern um die Bürger der NATO/ISAF-Ländern zu beeinflussen.“
Wenn es irgendwelche deutschen/europäischen Islamisten davon abhält, sich selbst als Dschihadist da unten auszuprobieren, weil es eben das Leben kosten kann, ist das doch gut angelegtes Geld.
@b
Selbstverständlich ist auch die ISAF-Medienabteilung in den Einsatz eingebunden und betreibt keinen investigativen Journalismus, sondern vermittelt die Arbeit von ISAF an bestimmte Zielgruppen, wobei insbesondere Erfolgsmeldungen betont werden. Darunter fallen auch die diversen Tötungen und Festnahmen in Norden. Was haben Sie denn erwartet?
Ich versuche noch immer zu verstehen, wo sie hier genau ein Problem sehen. Ich habe übrigens nur bestritten, dass die geschilderten Fälle erfunden sind, wie sie mehrfach impliziert haben.
Trifft mein Eindruck zu, dass sie bei jeder planvoll betriebenen Medienarbeit mutmaßen, dass die von ihr verbreiteten Meldungen grundsätzlich erfunden sind?
@b
„Sie sind damit keine Info-ops im Sinne der Erreichung des Auftragsziels sondern dienen offensichtlich einem anderen Zweck. “
Das trifft nicht zu.
Die aktuelle Version ist nicht im Netz, dürfte sich aber nicht gravierend von der von 2008 unterscheiden. Die ISAF-Medienarbeit unterstützt u.a. den „Campaign Effect 3“ des Auftrags, nämlich „ISAF Maintains Public Acceptance“.
(Details siehe hier: http://ics.leeds.ac.uk/papers/pmt/exhibits/3105/isaf-stratcom-strategy-2008.pdf)
ISAF tut dies insgesamt sehr dilettantisch (u.a. mit widersprüchlichen Botschaften wie „die Afghanen können sich auf dauerhafte Präsenz in der Fläche verlassen“ und „2011 beginnt der Rückzug), aber angesichts der strategischen Bedeutung des öffentlichen Rückhalts für den Einsatz in den truppenstellenden Staaten ist es geradezu geboten, auch diese Zielgruppen anzusprechen. Dabei werden keine Informationen „verfälscht“ (können Sie ein konkretes Beispiel für Ihre Behauptung nennen?), sondern der Schwerpunkt auf Erfolgsmeldungen gelegt. Das ist legal und legitim. Sie scheinen die Aufgabe der Medienarbeit mit der von Journalisten zu verwechseln.
@b
Sie scheinen „InfoOps“ und „PsyOps“ zu verwechseln. Wenn man die zentralen Grundbegriffe nicht kennt bzw. nicht auseinanderhalten kann, ist es nicht erstaunlich, dass man die Situation nur unvollständig versteht oder unzutreffend interpretiert.
ISAF verwendet die Begriffe in einem leicht unterschiedlichen Kontext. In der ISAF-Sprache wird die Differenzierung zwischen PSYOPS und Public Affairs vorgenommen: http://www.isaf.nato.int/en/about-isaf/leadership/rear-admiral-gregory-j.-smith.html
Der Oberbegriff ist hier „Strategic Communications“ und nicht „InfoOps“. Es läuft aber aufs gleiche heraus. Was „Public Affairs“ bei ISAF macht ist absolut legal, unterliegt strengen Auflagen und unterscheidet sich nicht wesentlich von der Medienarbeit z.B. deutscher Behörden.
@ S.W.
Wenn dieses Verhalten der Nato ausdrücklich keine Propaganda ist, keine graue oder schwarze Informationsoperationen sein sollen, wie erklärt sich dann der von „b“ angesprochene Widerspruch auf der Nato-Internetseite ?
Warum ist der Begriff „Taliban senior leader“ seit 30.09.2010 ca. 50 mal auf der Homepage verwendet worden und vorher nicht oder nur sehr wenig (in acht Jahren nur 16 mal ??
Sind vorher keine „Taliban senior leaders“ verhaftet oder getötet worden, sind sie auf der Homepage nicht erwähnt wurden, oder was ist der relativ plötzliche Grund der verstärkten Pressemeldungen mit diesem Begriff ?
@Georg
Ich finde den Begriff auch unpassend (weil in der Fachsprache bereits anders definiert), aber „graue“ oder „schwarze“ Propaganda wäre etwas anderes, z.B. wenn ISAF ein „Institut für unabhängige Afghanistanstudien“ gründen würde, was ohne Verweis auf ISAF Botschaften von ISAF verbreitet. „b“ wird jetzt sein vor einigen Tagen genanntes Beispiel einer von den Amerikanern finanziell unterstützten Internetseite bringen, was aber nicht passt, da die finanzielle Unterstützung dort offen genannt wird.
Der Grund für die Verwendung des Begriffs dürfte ein ganz banaler sein: Irgendjemand wird wohl auf die Idee gekommen sein, Begriffe zu standardisieren. Vorher hieß es eben „top Taliban commander“ etc.: http://www.nato.int/isaf/docu/pressreleases/2008/01-january/pr080112-020.html
Was hinzukommt ist, dass entsprechendes Vorgehen erst relativ spät (ca. 2006) von ISAF in größerem Maßstab betrieben wird. ISAF war am Anfang ja nicht im Süden und Osten aktiv. Möglicherweise hat man diese Aktionen damals in der Öffentlichkeitsarbeit auch nicht so stark in den Vordergrund gestellt. Diesen Vorwurf kann man der NATO machen, denn bis heute hält sich in Deutschland das (nur langsam aussterbende) Gerücht, dass ISAF Wiederaufbau mache während OEF Aufständische bekämpfe. Hier war man wohl sehr lange froh, den Amerikanern den Schwarzen Peter zuschieben zu können.
Ich würde ja vermuten, dass da ein paar Sachen zusammenkommen.
Die „einfachen“ wären vermutlich:
– Die meisten Spezialkräfte-Missionen dürften anfangs schlicht nicht über die ISAF gelaufen sein.
– Die deutsche Wahrnehmung konzentriert sich ja sehr auf den Norden, und gerade dort dürfte die Zahl der Spezialkräfte-Missionen ja stark zugenommen haben, seit die Amerikaner dort wirklich aktiv sind.
– Ein anderer Punkt könnte auch sein, dass mit dem Abzug aus dem Irak mehr Spezialkräfte in Afghanistan zur Verfügung stehen
Ich habe aber den Eindruck, dass es nicht nur das ist. Es scheint auch viel mehr über Spezialkräfte-Einsätze freigegeben zu werden (das sieht sogar Fox News so).
Der Sinn dahinter dürfte recht klar sein: Den ISAF-Truppensteller-Nationen zu demonstrieren, dass die Taliban angreifbar sind.
Die Gefahr dabei ist, Mittel und Ziel zu verwechseln. Ein toter Aufständischer ist eben noch kein Erfolg, ja nichtmal eine Messgröße für Erfolg. Der Erfolg bemißt sich in einer Stabilisierung der Region. Das Töten der Aufständischen ist dazu nur ein Mittel; das kann wirken, es kann die Lage aber auch verschlimmern.
Wenn man davon ausgeht, dass mit „fiktiven“ Erfolgen ein besseres Lagebild vorgetäuscht wird, als es an tatsächlicher Stabilitätsverbesserungen vorhanden wäre, dann könnte man das wohl Propaganda nennen.
Aber ich denk nicht, dass es ’ne wirklich große Sache ist.
@b
Wie die rechtliche Situation in Deutschland aussieht kann ich nicht sagen. Ich hoffe die ist ähnlich.
Weiss da jemand hier etwas dazu?
Die rechtliche Situation sieht (zum Glück) in Deutschland nicht anders aus als bei den Amis.
Eine Beeinflussung ist nur auf vorher freigegebene Zielgruppen erlaubt, eigene Bevölkerung und Soldaten sind ausdrücklich ausgeschlossen!
PsyOps ISAF–> http://www.sada-e-azadi.net
Da in letzter Zeit bei ISAF vieles zusammengefasst wurde, unter dem angesprochenen Überbegriff “Strategic Communications”, wundert es mich nicht das es immer häufiger zu Fehlinterpretationen kommt. Aber seihen Sie beruhigt, man achtet gerade im deutschen Sektor mehr als genau auf die Differenzoerung zwischen PsyOps, InfoOps und Public Affairs(PIZ).
@S.W. „Ich versuche noch immer zu verstehen, wo sie hier genau ein Problem sehen.“
Wenn die Bundeswehr unter dem Kommando einer Bundesregierung eine bestimmte politisch strittige Sicherheitspolitik mit InfoOps/PsyOps/StratCom oder was auch immer propagiert dann ist das eine Beeinflussung und Bedrohung der demokratisch politischen Willensbildung des Souveräns.
In diesem Fall propagiert NATO/ISAF ein bestimmtes Bild des Einsatzes in Afghanistan das so wohl nicht ganz den Tatsachen entspricht (siehe weiteres Beispiel unten). Damit wird u.a. versucht die Sicherheitspolitik der derzeitigen Regierung in der Bevölkerung zu propagieren und den politisch strittigen weiteren Einsatz der Bundeswehr dort zu verlängern.
Das mag Ihnen heute legitim erscheinen aber wenn wir den politischen Spieß mal umdrehen verstehen Sie vielleicht das Problem.
Nehmen wir an das in 3 Jahren eine rot/rot/grüne Regierung als ein sicherheitspolitisches Ziel den Austritt aus der NATO hat. Darf diese Bundesregierung dann Mittel der Bundeswehr einsetzen, zum Beispiel durch InfoOps/PsyOps/Stratcom Bundeswehroperationen Allierte in schlechtem Licht erscheinen lassen, um für ihr sicherheitspolitischen Ziel Stimmung in der Bevölkerung zu machen?
Wenn man letzteres grundsätzlich ablehnt, dann muss man konsequenterweise auch Durchhaltepropaganda für den Afghanistaneinsatz ablehnen.
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Hier ein weiteres Beispiel für, nach meiner Meinung unzulässige, Beeinflussung der Heimatbevölkerung durch InfoOps/PsyOps:
Afghan civilian casualties fall sharply
Die obige Meldung mag sachlich richtig sein, geht aber so völlig an den relevanten Tatsachen vorbei, dass man sie als Propaganda einstufen muss.
Afghan civilian war injuries double in Kandahar conflict
(Zudem habe ich ein Problem damit das in der ISAF/NATO Meldung die Zahl für 2009 fehlt. 80-100 Opfer allein in dem Kunduz Vorfall lassen mich glauben das die Zahl in 2009 höher war als in 2008. Der propagierte „Trend“ ist damit nicht klar.)
@PsyOpper
Zunächst mal Danke für die Info (und den lustigen Link der mich an GoodAfghanNews erinnert).
„Aber seien Sie beruhigt, man achtet gerade im deutschen Sektor mehr als genau auf die Differenzierung zwischen PsyOps, InfoOps und Public Affairs(PIZ).“
Das finde ich gut, befürchte aber das das im Ansturm der vielen ISAF Meldungen die dieses vermischen untergeht.
@b
OK, ich verstehe Ihren Punkt. Aber vielleicht bin ich zu zynisch geworden. Was Sie an den ISAF-Pressemitteilungen im Detail als fragwürdig finden, halte ich für vollkommen harmlose, normale Methoden der Pressearbeit.
Gezielte Manipulation mag es geben, aber wo diese von ISAF ausgehen soll, sehe ich nicht. Verdächtiger fand ich die unter großer internationaler Aufmerksamkeit verbreitete Geschichte einer von „Taliban“ verstümmelten afghanischen Frau, wobei allerdings auch diese Geschichte offenbar wahr ist.
Was ich viel problematischer finde sind aktive Lügen, wie sie bestimmte deutsche Politiker über Afghanistan verbreitet haben und weiter verbreiten, und die allgemein geringe Leistungsfähigkeit der Medien dabei, Dinge zu hinterfragen. Ich erwarte von Politikern und Behörden im Umgang mit der Bevölkerung sehr wenig, aber deutsche Medien haben über Jahre fleissig mitgemacht und die Geschichten vom erfolgreichen deutschen Aufbau in Nordafghanistan etc. meist unkritisch verbreitet.
@S.W. – „Verdächtiger fand ich die unter großer internationaler Aufmerksamkeit verbreitete Geschichte einer von “Taliban” verstümmelten afghanischen Frau, wobei allerdings auch diese Geschichte offenbar wahr ist.“
Die Geschichte ist falsch. Ann Jones, die seit Jahren aus Afghanistan berichtet, schreibt dazu:
Ihrem letzten Paragraphen stimme ich weitestgehend zu, würde ihn aber nicht nur auf die Aufbauarbeit beschränken.
@S.W. – „Was Sie an den ISAF-Pressemitteilungen im Detail als fragwürdig finden, halte ich für vollkommen harmlose, normale Methoden der Pressearbeit.“
Ich verstehe wenn ein Unternehmen versucht sein Produkt in der Presse immer positiv darstellt und erwarte da auch Übertreibungen. Gute Journalisten sorgen da hoffentlich für entsprechende Filter.
Die ISAF ist aber kein Unternehmen sondern ein „Staatsorgan“ im weiteren Sinne. Also solches hat es Positives und Negatives zu berichten. Eine Polizei die nur ihre Erfolge herausstellt würde ihre Dienstpflicht verletzen. Sie hat auch über ungeklärte Verbrechen zu berichten.
In den letzten Monaten hat sich da bei ISAF der Wind gedreht und es sind jetzt (fast) nur noch sehr positive Meldungen zu sehen. Jeder Einsatz trifft plötzlich einen „Commander“ oder eben „Taliban Senior Leader“. Faktisch kann das nicht stimmen.
Tatsächlich erkenne ich hier Petraeus an der Arbeit. Im Iraq hat er dieselbe Methode, Informationsverfälschung, benutzt um in der Heimat ein positives Bild seiner Arbeit zu erzeugen. Mit der Realität „on the ground“ hatte das aber nichts zu tun – es war reine politische Manipulation.
@b
„Die Geschichte ist falsch.“
Ich glaube rein persönlich, dass Sie in diesem Fall richtig liegen. Hier ist wirklich alles suspekt, vor allem die Zuschreibung der Tat. Es ist zwar nicht unplausibel, dass solche Fälle in Afghanistan vorkommen, aber dass die Taliban direkt verantwortlich seien, empfand ich aufgrund der Einstellungen in der Durchschnittsbevölkerung von Anfang an als fraglich. Danke also für die Info.
Eine weiterere Meldung, der mir verdächtig vorkommt: Die Rohstoffvorkommen, die Afghanistan angeblich eine gute Zukunft bescheren werden. Tatsächlich ist der Großteil unter den aktuellen Bedingungen kaum erschließbar, und wenn ihn jemand erschließt, dann kommt dies m.E. eher nicht der Zentralregierung zu Gute, sondern Akteuren des afghanischen Bürgerkriegs.
@b
„Das finde ich gut, befürchte aber das das im Ansturm der vielen ISAF Meldungen die dieses vermischen untergeht.“
Die Befürchtungen kann ich voll nachvollziehen, jedoch sind sie über den Tellerrand hinaus betrachtet völlig unbegründet. Eine PsyOp Kampagne hat immer das Ziel das Denken, die Einstellung und vor allem das Handeln einer Zielgruppe zu verändern bzw. zu steuern. Eine gezielte PsyOp Kampagne seitens ISAF mit dem Ziel z.B. die Einstellung in Mitteleuropa zum Einsatz zu verbessern wäre faktisch nicht durchführbar. Zum einen wegen der Gesetzes- und Vorschriftenlage und zum anderen wegen der mittlerweile sehr gut funktionierenden Informationslage aufgrund Massenkommunikationsmitteln. Siehe dieser oder vergleichbare Blogs. Nehmen Sie es nicht persönlich, aber wie bereits zuvor von S.W. geschrieben muss man schon ein gewisses Hintergrundwissen in diesem Bereich haben um solche Aussagen treffen zu können. Nach den Erfahrungen aus dem 2.WK sind da sehr enge Grenzen gesetzt worden. In der BW z.B. ist Propaganda in keiner Vorschrift zu finden, es sei denn es handelt sich um feindliche.Man spricht vom bösen Wort mit P…!Ich könnte da stundenlang zu referieren, aber das würde den Rahmen Sprengen;)!
Ein paar letzte Sätze zu ISAF-Pressemitteilungen. Zunächst unterliegt jede Pressemitteilung der subjektiven Betrachtung bzw. Interpretation. Bestes Beispiel: Demo Stuttgart 21 und die zwei Seiten: Polizei und Demonstranten. So muss man auch die ISAF Mitteilunngen sehen. Und das ist aus meiner sicht völlig legitim. Es wird nicht gelogen und der Absender ist erkennbar und nachvollziehbar. Also keinerlei Grundsätze von Propaganda. Und es gibt sehr wohl negative Meldungen seitens ISAF!Siehe Eigene Verluste und Verluste in der Zivilbevölkerung bei z.B. Feuergefechten. Das Grundproblem sehe ich jedoch in dem sich ständig veränderten, befohlenen Wording. Selbst innerhalb eines Kontingentes kommt es aufgrund einzelner Vorkommnisse zu zahlreichen Änderungen der offiziellen Bezeichnungen. Daher ist es kein Wunder das vieles falsch verstanden und interpretiert wird. Daran muss die ISAF arbeiten!Soviel dazu;)!
Weiter schrieben Sie:
„In den letzten Monaten hat sich da bei ISAF der Wind gedreht und es sind jetzt (fast) nur noch sehr positive Meldungen zu sehen. Jeder Einsatz trifft plötzlich einen “Commander” oder eben “Taliban Senior Leader”. Faktisch kann das nicht stimmen.
Tatsächlich erkenne ich hier Petraeus an der Arbeit. Im Iraq hat er dieselbe Methode, Informationsverfälschung, benutzt um in der Heimat ein positives Bild seiner Arbeit zu erzeugen. Mit der Realität “on the ground” hatte das aber nichts zu tun – es war reine politische Manipulation.“
Dem ersten Absatz stimme ich vollkommen zu.
Zum zweiten Absatz: Sehr weit aus dem Fenster gelehnt.
Ja man erkennt Patraeus eindeutig. Der hat schon ganz gut gewirbelt nach seinem Antritt.Man darf jedoch nie vergessen das sobald die Sterne auf der Schulter Gold sind man zu 70% Politiker und nur noch zu 30% Soldat bzw. militärischer Führer ist. Ab Generalsebene ist man quasi der Oberprimat der Politik. Natürlich gibt es Ausnahmen, nur diese werden leider immer weniger.
Unter diesen Gesichtspunkten wären wir dann wieder beim Problem des fehlenden Hintergundwissen, der subjektiven Betrachtung und des befohlenen Wordings. A NEVER ENDING STORY….
Ich seh das Problem weniger bei der ISAF-Berichterstattung an sich. Das, was berichtet wird, ist meist recht solide.
Das Problem sind eben die Sachen, die nicht berichtet werden. Wird irgendwo eine Schule eingeweiht gibt es eine Presseerklärung. Fehlt es an Lehrern, dann bekommt man das nicht mit. Wird die Schule angegriffen, oder die Bevölkerung eingeschüchtert nicht mehr in die Schule zu gehen, dann erfährt man dazu von ISAF nichts.
Wird irgendwo eine Polizeistation zurückerobert gibt es eine Pressemeldung. Wurde irgendwo eine Polizeistation überrannt aber wohl eher nicht.
Jetzt kann man bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass ISAF nicht die Medienarbeit für die Gegenseite übernehmen will. Aber das ist eben kein Freibrief für eine einseitige Berichtserstattung. Auch wenn man das fast schon erwartet (gerade von den deutschen Institutionen, man denke nur an die „harten“ Zahlen zu Polizei- und Militärausbildung), es kostet letztlich Vertrauen.
So etwas wie einen regelmäßigen öffentlichen Bericht zum Stand der Mission gibt es von ISAF-Seite nicht. Einige Länder legen sowas auf nationaler Ebene vor, Deutschland nicht – wohl mit „gutem“ Grund.
@J.R.
„Jetzt kann man bis zu einem gewissen Grad verstehen, dass ISAF nicht die Medienarbeit für die Gegenseite übernehmen will. Aber das ist eben kein Freibrief für eine einseitige Berichtserstattung.“
Wer genau macht hier etwas falsch? Die ISAF-Medienarbeit, die ihre Pflicht erfüllt, oder die zivilen Journalisten, deren Aufgabe diese kritische Berichterstattung eigentlich sein müsste?
@ S.W.
Wer genau macht hier etwas falsch? Die ISAF-Medienarbeit, die ihre Pflicht erfüllt, oder die zivilen Journalisten, deren Aufgabe diese kritische Berichterstattung eigentlich sein müsste?
Genau das ist der Punkt. Die ISAF ist keine Presseagentur. Das muss man einfach mal einsehen.
Der Begriff „einseitige Berichterstattung“ gilt hier nur bedingt. Natürlich gibt es eine Filterung seitens ISAF. Aber die ist dadurch bedingt, dem „Feind“ nicht den Ball zuzuspielen. Nebenbei handelt es sich um eine militärische Mission. Es gibt einfach gewisse Dinge die nicht veröffentlicht werden müssen/sollten/dürfen. Daran muss man sich auch in der heutigen Welt einfach mal gewöhnen. Die Soldaten werden es einem Danken!!!
Vielleicht ganz interessant:
COIN Romantik (Schutz der Bevölkerung) ist ausgeträumt. Jetzt wird wieder gebombt.
http://www.slate.com/id/2270971/pagenum/all/#p2
@Bang50
„Schutz der Bevölkerung“ war immer ein Euphemismus für „Kontrolle der Bevölkerung“. Vergangenes Jahr war der Punkt erreicht, andem die Kontrolle der Bevölkerung durch exzessive Zurückhaltung v.a. bei Luftnahunterstützung eher erschwert wurde.
@PsyOpper:
Sie sagen: „Aber seihen Sie beruhigt, man achtet gerade im deutschen Sektor mehr als genau auf die Differenzoerung zwischen PsyOps, InfoOps und Public Affairs(PIZ).“
Wobei PsyOps und InfoOps in Mayen unter einem Kommando stehen und geographisch nur einen Steinwurf weit entfernt liegen….
@ Dominik
Sie haben das Btl in Koblenz vergessen!
Aber eine räumliche Zusammenlegung macht auf jeden Fall Sinn. Ich wüsste auch nichts was dagegen spricht. Die Trennung ist aus meinen persönlichen Eindrückn auf jeden Fall gewährleistet. Man kann nur voneinander profitieren durch z.B. Nutzung von Ressourcen wie der Zielgruppenanalyse oder ähnlichem.
Aus meiner Sicht kann man aber in der Bundeswehr noch nicht von wirklichen InfoOps Kapazitäten sprechen. Alles noch in der Aufbau/Erarbeitungsphase.
Mal sehen was die Strukturreform bringen wird. Die Spatzen pfeifen da so einiges von den Dächern…
Mal sehen wie dann das Zentrum Operative Information aussieht, ich denke in dieser Form wird es nicht überleben.