Gabriel-Besuch in Ankara bringt keine Wende bei Besuchsverbot für Incirlik
Der Abzug der Bundeswehr von der türkischen Luftwaffenbasis Incirlik scheint nicht mehr zu vermeiden zu sein. Nach einem Gespräch von Außenminister Sigmar Gabriel mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Cavusoglu am (heutigen) Pfingstmontag in Ankara wurde deutlich, dass die Türkei auf einem Besuchsverbot für deutsche Abgeordnete bei Bundeswehrsoldaten in Incirlik beharrt. Damit wird die schon erkundete Verlegung von deutschen Aufklärungstornados und einem Tankflugzeug auf eine Basis in Jordanien immer wahrscheinlicher.
Aus der gemeinsamen Pressekonferenz der beiden Minister und den gleichlautenden Agenturmeldungen, hier in der Zusammenfassung von Spiegel Online:
Die türkische Regierung erlaubt nach den Worten von Außenminister Sigmar Gabriel weiterhin keine Besuche deutscher Parlamentarier auf dem Militärstützpunkt Incirlik. Die Türkei müsse verstehen, dass unter diesen Umständen die deutschen Soldaten von dort abgezogen werden müssten, sagte Gabriel am Montag in Ankara.
Deutsche Parlamentarier könnten den Nato-Standort Konya besuchen, „nicht aber Incirlik“, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nach einem Gespräch mit seinem deutschen Kollegen. Gabriel sagte daraufhin: „Ich bedauere das, aber bitte um Verständnis, dass wir aus innenpolitischen Gründen die Soldaten verlegen werden müssen.“
Damit ist jetzt die Bundesregierung bzw. das Verteidigungsministerium am Zug – mit konkreten Entscheidungen zu dieser Verlegung. Das Ministerium hatte zuvor schon mehrfach darauf hingewiesen, dass eine Verlegung von Incirlik an einen anderen Standort, noch dazu in einer Nicht-NATO-Nation, logistisch aufwändig werden und die Beteiligung der deutschen Aufkklärungsflugzeuge an der Anti-ISIS-Koalition für etwa zwei Monate oder mehr unterbrechen würde.
Update: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen soll nach diversen Agenturberichten eine Kabinettsbefassung für kommenden Mittwoch angekündigt haben. Eine Quelle oder eine Bestätigung aus dem Ministerium gibt es dafür bislang nicht. Aus der dpa-Version:
Nach dem gescheiterten Einigungsversuch im Incirlik-Streit hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eine Kabinettsentscheidung am Mittwoch zum Abzug der Bundeswehr-Soldaten vom türkischen Luftwaffenstützpunkt angekündigt. «Wir werden das weitere Vorgehen am Mittwoch im Kabinett gemeinsam besprechen und entscheiden», sagte die CDU-Politikerin. «Wir sind auf eine Verlegung vorbereitet.»
Die erste offizielle Mitteilung des Auswärtigen Amtes dazu, via Twitter:
AM @sigmargabriel: #Türkei sieht keine Möglichkeit für generelle Besuchserlaubnis für #Incirlik. Deshalb werden wir Soldaten abziehen müssen
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) June 5, 2017
Das Thema hat sehr viel mit der deutschen Innenpolitik zu tun – und ist damit offensichtlich auch Teil des Wahlkampfs.
Bei den Grünen, die in der Opposition sind, ist die Stellungnahme ihrer verteidigungspolitischen Sprecherin Agnieszka Brugger wenig überraschend:
Die Grenze des Erträglichen ist nicht erst jetzt erreicht, sondern die hat die türkische Regierung schon vor langer Zeit weit überschritten. Nun steht die Bundesregierung beim Dauerstreit um Incirlik wieder einmal mit leeren Händen nach den Gesprächen mit der türkischen Regierung da. Es überrascht wirklich nicht, dass Sigmar Gabriel sich mit Blick auf die Abgeordnetenbesuche die nächste Abfuhr und ein neue Klatsche abgeholt hat. Die Bundesregierung hat sich mit ihrem Spiel auf Zeit blamiert und ist mit ihrem Kurs der Gutgläubigkeit völlig gescheitert. Jetzt muss sie ihre Worte endlich wahr machen und unverzüglich mit dem Abzug aus Incirlik beginnen. Dieser wäre aus vielen Gründen längst geboten gewesen, das Erpressungsmanöver um die Abgeordnetenbesuche war dabei nur eine weitere Unverschämtheit. Wir Grüne haben uns immer für ein umfassendes Besuchsrecht ausgesprochen und dabei auch klar gemacht, dass etwa eine Reiseerlaubnis allein für die Obleute des Verteidigungsausschusses viel zu wenig wäre.
Aber bei der Union, die ja – noch – in einer gemeinsamen großen Koalition mit den Sozialdemokraten steckt, ist die harsche Wortwahl gegenüber dem Außenminister von der SPD schon auffällig – ihr verteidigungspolitischer Sprecher Henning Otte im Wortlaut:
Der Bundesaußenminister Sigmar Gabriel ist mit seinen Gesprächen in der Türkei krachend gescheitert. Die Bundesregierung muss nun in der kommenden Kabinettsitzung am Mittwoch eine Entscheidung treffen. Für die CDU/CSU ist klar, dass wir aus Incirlik abziehen müssen – auch wenn wir dort militärisch gut aufgehoben waren. Das parlamentarische Besuchsrecht für uns ist unverzichtbar. Das Verteidigungsministerium ist auf eine Verlegung vorzugsweise nach Jordanien gut vorbereitet. Gut, dass die Verteidigungsministerin von der Leyen bereits Vorbereitungen für einen Umzug getroffen hat. Die SPD hat ihren sicherheitspolitischen Kompass verloren: während Herr Gabriel sich in politischen Gesprächen bemüht, hatte die SPD-Fraktion ihrem Außenminister mit einem Abzugsbeschluss bereits die politische Rückendeckung entzogen.
Den Wahlkampf-Faktor muss man dann wohl bei der Debatte darüber in nächster Zeit mit berücksichtigen (im Klartext: Sehr viel von dieser Debatte muss hier gar nicht stattfinden, weil es mit den Fakten nichts zu tun hat).
Am Rande bemerkt, was eher ins Zentrum gehört: Der türkisch-deutsche Streit über Incirlik ist bei weitem nicht die einzige Auseinandersetzung innerhalb der Ant-ISIS-Koalition, und längst nicht das größte Problem. Von der New York Times:
5 Arab States Break Ties With Qatar, Complicating U.S. Coalition-Building
(Foto: Außenminister Sigmar Gabriel (l) bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Aussenminister der Türkei, Mevlüt Cavusoglu in Ankara – Thomas Trutschel/ photothek.net)
Mit Blick auf die Verlegeplanung und vorherige Kommentare (http://augengeradeaus.net/2017/05/spd-verlangt-sofortigen-verlegeplan-fuer-abzug-aus-incirlik/comment-page-1/#comment-270830) empfinde ich die (angekündigte!) Unterbrechung der Flüge für 2 Monate oder Mehr für bezeichnend. Dass es wenig Material gibt ist bekannt (insbesondere Peripherie und GES, etc).
Aber das ist eben alles viel komplizierter als gedacht. Gleichzeitig spricht die Luftwaffe ja immer in der einzigartigen Flexibilität der Luftkriegsmittel.
Im Kern aus meiner Sicht eher ein mentales Problem.
Gleichzeitig kündigte Großbritannien an sein Engagement gegen ISIS zu verstärken.
Bin mal gespannt, ob es wirklich zu dieser Pause kommt und wie die Begründungen des BMVg werden.
Und mit dieser Organisation wollen wir einen glaubhaften und angemessenen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung leisten?
Die Verlegung von Luftkriegsmittel mit softwaremäßiger SAP-Anbindung ist eben immer mehr wie der Aufbau einer kleinen Fabrik zu sehen.
Wenn man bedenkt, dass in Incirlik erst alles abgebaut, verpackt, abtransportiert und in Jordanien erst Infrastruktur geschaffen, dann wieder alles aufgebaut und eingerichtet werden muss, inkl. IT- und Fernmeldeanbindung vermutlich über SatCom an das Rechenzentrum Bw (oder gibt es geignete, kyrptofähige Fernmeldenetze in Jordanien ?), dann finde ich 2 Monate inkl. einer kurzen Testphase am neuen Standort als angemessen.
Vermutlich werden die gleichen Soldaten, die z.B. die Luftbildauswertestation in Incirlik abbauen und verpacken sie in Jordanien wieder aufbauen müssen.
„Blitzkriegführung“ ist ein Phänomen der Vergangenheit !
@Memoria: Immer unklare Abkürzungen….Was soll GES sein? Ich finde mindestens 8 Bedeutungen für diese Abkürzung?
Ansonsten, wie schon an anderer Stelle gefragt, welches Material, welche Ersatzteile für den Tornado oder seinen Betrieb fehlen derart in Deutschland,. daß man nicht einfach Ersatzmaterial nach Jordanien schickt, den Flugbetrieb nicht unterbrechen muss und erst anschließend das Material aus der Türkei nach Deutschland zurück holt?
Denn die Tornados könnte man mit Aufklärungsbehältern in einem Flug einfach nach Jordanien überführen, wenn das restliche Material vor Ort wäre.
Wäre es nicht ein günstige Gelegenheit ganz aus diesem Auftrag auszuscheiden? In zwei Monaten dürfte der Großteil von Mosul und wohl auch Raqqa erobert sein. Weitere raumgreifende Operationen in Syrien sind eher von syrischen Truppen zu erwarten, für die wir ekanntlich nicht aufklären.
pi
@ Closius
GES steht vermutlich für Ground Engineering Station, also ein zentrales Fehlerauswertungsgerät für die aufgetretenen Fehler am Tornado (lapidar übersetzt wie der Diagnosecomputer der Autowerkstatt), aber der Begriff ist eigentlich beim Eurofighter und nicht beim Tornado beheimatet.
Ansonsten zu ihrer Frage warum nicht einfach anderes Bodengerät aus Deutschland nach Jordanien schicken ?
Einfache Antwort – es gibt kein anderes Bodengerät !
Haben Sie schon mal überlegt wieviele Aufklärungsgeschwader Tornado wir hier in Deutschland betreiben ? Es ist genau ein Halbgeschwader in Jagel, die andere Hälfte stellen die ehemaligen ECR-Tornados aus dem ehemaligen Lechfeldgeschwader.
Da gibt es nicht einfach eine zusätzliche Bildauswertestation, die man eben nach Jordanien schicken kann, noch dazu wo gleichzeitig der Mali-Einsatz läuft. Aber nicht nur die Bildauswertestation auch andere Bodengeräte sind für Kommandos ein stets knappes Gut !
Die gleiche Aussage gilt für event. Forderungen nach zusätzlichen Fachpersonal für den Aufbau in Jordanien.
Die Politik wollte, das die Betriebsführungssysteme der technischen Wartung und Instandsetzung des Tornados von einem autonomen „Abgesetzten Rechner“-Betrieb auf eine zentrale Netzwerkbasierte SAP-Software (IH-Planer) überführt werden. Übrigens mit energischen Widerstand der betroffenen Soldaten und dem Führungspersonal bis zur letzten Minute (2012).
Jetzt ist es einfach notwendig, das an einer Einsatzbasis für die Tornados im Prinzip die Betriebssteuerung für eine kleine Firma mittels SAP aufgebaut wird – und wenn SAP z.B. ein Update fährt, dann gibt es keinen Flugbetrieb – außer im Notfall.
@politisch inkorrekt
Solange die Franzosen da noch kräftig mitmischen im Kampf gegen den IS, werden wir die Tornado in der Region lassen. Wir wollen ja nicht vergessen, warum wir die Tornado in den Einsatz geschickt haben: auf Bitten von Hollande auf der Basi der Solidaritätsklausel im EU-Vertag.
Auch von daher war der bi-laterale „politische“ Hebel der Stationierung der Tornado in Incirlik von Anfang an eine realpolitische Illusion, bzw.Selbsttäuschung, der sich BuReg und BT hingegeben haben. Jetzt pflegen wir also die Illusion vom operativen Mehrwert des deutschen Beitrages weiter/SARC.
@closius und Georg:
GES= Ground Exploitation Station
Die Auswertecontainer zu den Tornados mit RecceLite.
Diese waren zu Beginn des Einsatzes ebenfalls Mangelware.
Ansonsten vielleicht einfach der Hinweis, dass der Blitzkrieg nicht deswegen vorbei ist, weil wir uns offenbar mit Bürokratie und SAP selbst behindern.
Überschlagendes Vorgehen oder eben zweckmäßige SAP-Lösungen (gleiches Thema derzeit beim SeaLion). Wann lernt die Bundeswehr als Ganzes daraus?
Die Zeit dafür ist überfällig.
6 (Aufklärungs)tornados in wenigen Tagen in eine unvorbereitete Infrastruktur zu verbringen und innerhalb von Tagen einsetzen zu können ist mit Blick auf alle denkbaren Einsatzszenare eine Grundvoraussetzung.
Dies meinte ich im vorherigen Thread mit strategischer und operativer Agilität.
Oder will man die gleiche Diskussion in 2 Jahren mit Blick auf Libyen, Mali, Litauen, Syrien, Sizilien, Malta oder sonstwo führen?
@Georg: Die SAP Probleme sind bekannt, nur sollte dann die Politik auch den Mut haben, einzugestehen, daß wg. SAP die Tornados nicht fliegen können über Monate!
Aber GES müssten auch noch welche für die ECR Tornados in Jagel oder in Büchel vorhanden sein, dann müsste eben dort vorübergehend geklaut werden.
Die Auswertung für Mali wird in Deutschland gemacht, also müsste man doch auch möglich sein, die Auswertung der Bilder vorübergehend in Deutschland durchzuführen bzw. die Auswerter mit ein paar Flügen nach Deutschland zurück zu holen oder nach Jordanien zu fliegen.
Außerdem wäre genug Zeit gewesen, um neues Bodengerät oder Auswertungsstationen zu beschaffen, seit dem Beginn des Einsatzes, wenn die Luftwaffe vorausschauend planen würde.
Es gab auch nie einen sachlichen Grund, das ECR Tornado Geschwader in Lechfeld aufzulösen oder hunderte von Tornados außer Dienst zu stellen oder zu verschrotten.
Vielleicht sollte man die Gelegenheit nutzen und diesen Alibi-Einsatz ganz beenden. Entweder man beteiligt sich richtig oder lässt es ganz bleiben. Letztendlich verschleißt man nur das Material ohne irgendwie nützlich zu sein.
@xyz:
Der Einsatz begann ja schon peinlich, da die Bundeskanzlerin erst nach den öffentlichen Drängen des französischen Präsidenten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zugesandt, dass ein verstärktes deutsches Engagement im Mali nicht ausreicht.
Frankreich war damals wohl erheblich irritiert, wie wenig die deutschen Eliten den Anschlag auf das Stadion als Angriff auf beide Länder verstanden. Trotz gegenteiliger nachrichtendienstlicher Erkenntnisse.
Dann begrenzten wir uns auf Aufklärung mit teilweise abenteuerlichen Behauptungen des GI bzgl unserer Leistungsfähigkeit. Pragmatische Ansätze wurden gar nicht diskutiert (http://augengeradeaus.net/2015/11/deutscher-kampf-gegen-isis-tornados-fregatte-luftbetankung-und-naechste-woche-ins-kabinett/comment-page-2/#comment-218632), danach Probleme mit dem Nachtflug, der angeblich gar nicht notwendig war, aber dann schnell nachgerüstet wurde und dann auch durchgeführt wurde.
Wie bereits zu Beginn erkennt die Bundesregierung weiterhin nicht, dass es eine elementare Anforderung an die deutsche Politik ist eine ganzheitliche Strategie gegen den IS zu entwickeln und umzusetzen.
Frankreich und Großbritannien sind hier nach meinem Eindruck deutlich weiter.
Ob das Element luftgestützte Aufklärung und Wirkung (?) von der Türkei oder von Jordanien aus zur Umsetzung gebracht wird ist dabei nachrangig. Gerade auch für die Türkei. In der medialen Debatte scheint ja immer wieder die Sichtweise durch man bestrafe nun die Türkei.
Nein, wir müssen unsere Beiträge von dort aus leisten wo es durchführbar ist. Nicht um gegenüber den Verbündeten zu signalisieren, dass wir eben auch mitmachen (siehe PK Merkel/ Holllande), sondern aus der Überzeugung heraus, dass das Fortbestehen des IS eine Bedrohung oder zumindest eine Gefahr für unsere Staatsbürger ist.
Einen Abzug der deutschen Soldaten aus Incirlik fordert nicht mal der Außenminisgter Gabriel, weil er weiß, daß damit – angesichts der vielen Terroranschläge- keine Wahl in Deutschland zu gewinnen wäre.
Aufgrund außenpolitischer Rücksicht auf Frankreich wurde der Einsatz begonnen, angesichts des neuen französischen Präsidenten, der einen Abzug als Affront ansehen müsste, angesichts von Trump oder dem Terror in England, würde sich Deutschland bei einem Rückzug außenpolitisch isolieren. Die EU wäre in Gefahr, wenn Deutschland sich zurück ziehen würde.
Natürlich müssten wir mehr tun, aber nicht nur wir, denn man hätte den „Staat“ der ISIS schon vor Jahren erobern und zerstören können, wenn der Westen bereit gewesen wäre, genug Bodentruppen einzusetzen.
Und wahrscheinlich hätte es einige Anschläge in Europa weniger gegeben, wenn der ISIS-Staat zerschlagen worden wäre, weil die ISIS dann weniger Finanzmittel und weniger Ansehen hätte, wenn sie schon als totaler Verlierer dastehen würde.
Auch vermute ich, daß sich selbst in der BW genug Freiwillige für einen Bodenkrieg gegen die ISIS finden lassen würden, wenn dies mit dem Schutz der Zivilbevölkerung begründet würde, damit diese wieder ohne Angst in Stadien oder Konzerte gehen kann und sich nicht mehr vor Amok-Trucks fürchten müsste.
Hier nochmal der O-Ton der Bundeskanzlerin bei der Pressekonferenz mit Hollande – 2 Wochen nach den Anschlägen:
http://augengeradeaus.net/2015/11/amsterdam-oder-paris-egal-hauptsache-afrika/#comment-218466
Aber ist eben alles zu lange her in der heutigen medial-politudchen Daueraufgeregtheit.
Klar sollte auch sein der dschidahistische Terrorismus ist auch nach Eroberung von Raqqa und Mossul nicht verbannt – ganz im Gegenteil.
Wie stellen wir uns hier gesamstaatlich darauf ein?
Einige tiefe Einblick gab hier eine Podiumsdiskussion mit den Präsidenten von BND und BKA, dem Vizepräsidenten des BfV und dem Generalbundesanwalt, dazu noch Guido Steinberg (SWP) und Elmar Thevessen (ZDF) gestern auf Phoenix.
Erst nach Amri soll nun eine einheitliche Kategorisierung von Gefährdern in Deutschland (!) eingeführt werden, es fehlt weiterhin eine sinnvoller europaweiter Datenaustausch (SCIS II mit Fingerabdrücken) , es fehlen weiter Rechtsgrundlagen zur Umgehung von Messenger-Diensten und dies 2 Wochen vor Ende der Legislaturperiode.
Gleichzeitig wird öffentlich, wie Frankreich die Verfolgung von französischen IS-Kämpfern in Syrien unterstützt:
https://www.wsj.com/articles/frances-special-forces-hunt-french-militants-fighting-for-islamic-state-1496090116
Unsere Eliten verbrauchen Zeit und Energie weiterhin für das politische Schaulaufen. Umfassende Vorschläge der Eliten der Verwaltung, einschl. Dienste, Justiz, Bundeswehr, Polizei sind wohl auch nicht zu erwarten.
Der nächste Schritt sind dann wohl erneut hektische Aktionen nach einem erneuten Anschlag. Begleitet von einem weiteren Vertrauensverlust der Bevölkerung im unsere Eliten.
@closius:
„Einen Abzug der deutschen Soldaten aus Incirlik fordert nicht mal der Außenminisgter Gabriel, weil er weiß, daß damit – angesichts der vielen Terroranschläge- keine Wahl in Deutschland zu gewinnen wäre.“
Das Gegenteil beweist der oben nachgetragene Tweed des AA.
Die Frage, die sich mir stellt, ist: Warum ‚gestattet‘ die Tuerkei den Besuch von BTA in Konya, jedoch nicht in Incirlik?
Meine Ueberlegung: Die Anwesenheit der Deutschen in Incirnik und ihre Aufklaerungsergebnisse stoeren die Tuerkei, evtl bei der Verfolgung ihrer Ziele gegen die Kurden.
Mittels der bekannten DE-‚Parlamentsvorbehalte‘ kann TUR die DE dazu bewegen abzuziehen.
@Memoria
Na ja, die moderne „German Angst“ ist eben die Angst, sich von der Politik „Ängste“ einreden zu lassen. (https://de.wikipedia.org/wiki/German_Angst)
Und da nun gerade Trump in den amerikanischen New Deal-Exzeptionalismus zurückfällt, müssen wir natürlich als neue „moralische Supermacht“ den modernen, deutschen Exzeptionalismus in vorbildlicher Weise leben – zumal wir uns das ja mit Blick auf die Staatsverschuldung ganz gut leisten können, ganz im Gegensatz zu den USA mit ihrem klassischen Exzeptionalismus.
Auch ohne schlagkräftige Bundeswehr gibt es keinen Grund, dass die Deutschen kollektiv in Angststarre verfallen, auch nicht wegen des IS. Nachteil ist natürlich:
„Der Schönheitsfehler des Exzeptionalismus ist, dass er einen einsam macht. Leider schaffen es nur wenige, den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, das gilt für Menschen wie für Nationen. Wenn wir uns umsehen in Europa, müssen wir erkennen, dass wir vor allem von Ländern umgeben sind, die bedenklich hinterherhinken. Ungarn, Polen, Österreich, England – sie alle sind weit davon entfernt, so ökologisch, offen, weiblich und föderal zu sein wie wir.Wenn die Geschichte eines lehrt, dann, dass Vorbildern nicht Dank, sondern oft Unverständnis und Abneigung entgegenschlägt. Aber damit kennen wir uns ja aus, das müssen wir dann eben wieder ertragen.“
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/deutschland-die-moralische-supermacht-kolumne-a-1150706.html
Kluge Politik ist einen Mittelweg zwischen German Angst (Zögerlichkeit) und German Assertiveness (Überheblichkeit) zu finden – daran müssen wir „Germans“ wohl noch ein wenig arbeiten/ironic
@ Closius, @ Memoria
Zitat: „Und wahrscheinlich hätte es einige Anschläge in Europa weniger gegeben, wenn der ISIS-Staat zerschlagen worden wäre, weil die ISIS dann weniger Finanzmittel und weniger Ansehen hätte, wenn sie schon als totaler Verlierer dastehen würde. “
Ganz bestimmt wäre der ISIS-Staat nicht entstanden, wenn die USA und GB nicht den völkerrechtswidrigen Irakkrieg geführt hätten und Saudi Arabien nicht mit seinen Petrodollars und seinem Ideologieexport nicht Syrien über 10 Jahre destabilisiert hätten.
Zitat: „Klar sollte auch sein der dschidahistische Terrorismus ist auch nach Eroberung von Raqqa und Mossul nicht verbannt – ganz im Gegenteil. “
Klar sollte aber auch sein, dass die französischen und britischen IS-Anschläge von Franzosen und Briten mit einheimischen Pass durchgeführt wurden. Vielleicht sollten sich die Franzosen mal stärker mit ihrer abgehängten arabischen Bevölkerung in ihren Vorstädten befassen und die Engländer etwas mehr in die Sozialsysteme und in die inländische Abwehr von ihren einheimischen Terroristen statt in den militärischen Krieg in Syrien investieren.
Und jetzt wäre es eigentlich an der Zeit wieder auf das Thema des Fadens zu kommen…
@Georg:
„Vielleicht sollten sich die Franzosen mal stärker mit ihrer abgehängten arabischen Bevölkerung in ihren Vorstädten befassen und die Engländer etwas mehr in die Sozialsysteme und in die inländische Abwehr von ihren einheimischen Terroristen statt in den militärischen Krieg in Syrien investieren.“
Und wir vielleicht ein Asylsystem sicherstellen, dass einen nicht arabischsprachigen vorgeblichen Asylbewerber aus Syrien, der deutscher OLt ist, herausfiltern.
Da helfen die gegenseitigen Vorhaltungen wenig.
Zumal wir Deutsche uns ja offenbar einmal mehr als besonders klug hervortun, aber wenn es konkret und schmutzig wird gern andern die Arbeit überlassen.
Im Kern ist doch die Diskussion ob Türkei oder Jordanien nachrangig – die Frage ist doch wie es insgesamt weitergehen soll. Das wiederum ist aus meiner Sicht alles andere als OT.
Eine Verlegung JO sollte die Verwerfung Katar-GCC mit einkalkulieren. Die Monarchie ist pro-saudisch verankert, wobei KSA sich im Wind der wahhabi-Djihadisten sieht. Katar hingegen ist eher bei der Muslimbruderschaft zu sehen. Jordanien selbst hat eine hochmächtige Opposition „Islamic Action Front“ welche sich der Muslimbruderschaft zugehörig sieht. Weitführende Spannungen in JO sind nicht ausgeschlossen.
Nebenbei, die sogenannten gemäßigten Islamisten in Syrien sind eher Muslimbrüder als Wahhabiten. Eine Machtverschiebung in Richtung Wahhabiten ist nicht in unserem Interesse. Daesh z.B ist wahhabitisch Orientiert.
Bei der Isolierung Katars geht es um Ausschaltung Opposition, nicht GWOT. Tendenziell sogar eher im Gegenteil. Denn wird der wahhabitische Narrativ gestärkt, so werden jüngste Attentate seitens „Spontantätern“ wahrscheinlicher.
MfG
Minority Opinion /SCNR
@Memoria: Mein Beitrag war mißverständlich formuliert, ich meinte, nicht mal Gabriel fordert einen Abzug aus Incirlik nach Deutschland, sondern es geht um eine Verlegung der Tornados, weil mit dem Abzug nach Deutschland keine Wahl zu gewinnen ist.
@T.Wiegold: Herr Otte ist wohl wirklich nur im Wahlkampfmodus. Denn die Kanzlerin hatte es beim Nato-Gipfel auch schon probiert und war bei Erdogan abgeblitzt. Krachend gescheitert spricht dafür, daß die Koalition langsam auseinanderfliegt…..schließlich wollte die CDU, daß es Gabriel noch mal versucht in der Türkei.
Allerdings sollten Union und SPD nicht vergessen, vor lauter Wahlkampf, daß die Wahrscheinlichkeit hoch ist, daß sie nach der Wahl wieder miteinander regieren müssen!
Denn wegen dem zu erwartenden Einzug der AfD in den BT glaube ich nicht, daß es für eine Schwarz-Gelbe Regierung reicht, es sei denn, die Grünen fliegen aus dem BT. Und ich glaube auch nicht, daß die Grünen besonders scharf auf eine Jamaika Koalition sein werden.
@ Memoria 16:42 Uhr
Zustimmung !
Deutschland sollte sich vor allem aus dem Monstrum der „Organisierten Verantwortungslosigkeit“ in der Gesellschaft, insbesondere in der institutionellen Sicherheitsarchitektur durch 17 Verfassungsschutzämter, 17 Landespolizeien, der Bundespolizei, des BKA usw. herausarbeiten.
Dazu ist es notwendig, das Mitarbeiter und Vorgesetzte die Verantwortung ausüben wieder gestärkt und belohnt werden und nicht wie bei der Polizei in NRW, die keine Inspektionsleiter mehr findet, weil für die 300 Euro mehr niemand mehr die Verantwortung für eine ganze Polizeiinspektion tragen will.
Zitat:
„Da helfen die gegenseitigen Vorhaltungen wenig.
Zumal wir Deutsche uns ja offenbar einmal mehr als besonders klug hervortun, aber wenn es konkret und schmutzig wird gern andern die Arbeit überlassen. “
Zugegeben die Deutschen mögen keinen Kriegseinsatz ihrer Bundeswehr. Allerdings muss man nach dem Verursacherprinzip auch mal fragen, „wer hat das Chaos im Nahen Osten angerichtet ?“
Die USA, GB, FRA (Libyen), ITA (Libyen), TUR (Syrien), Saudi Arabien (Syrien) !
Wo sind all dieses Länder bei der Bekämpfung der verursachten Kriegsfolgen ?
(mal mit Ausnahmen von Italien bei der Flüchtlingsaufnahme aus Libyen)
Hier wäre endlich mal ein Aktionsfeld für die USA nach dem Motto „America first“ !
@Georg:
Die einen kümmern sich – falsch verteilt – um die Kriegsfolgen.
Großbritannien beispielsweise investiert massiv in DEN Kampf gegen IS:
http://www.defensenews.com/articles/paveway-iv-leads-uk-investment-in-munitions-replenishment-for-anti-isis-fight
Das wohlgefällige Zeigen auf die Fehler anderer hilft noch chat wirklich und verdrängt auch die widersprüchliche Rolle Deutschlands.
Laut VDL ist die BW auf die Verlegung der Tornados nach Jordanien vorbereitet sein und die Basis AL Azraq in Jordanien gut für die BW geeignet. Die Bundesregierung soll sich am Mittwoch mit der Verlegung befassen.
Die SPD fordert eine Verlegungsentscheidung des Bundestages für den 19. Juni.
Beides meldet die Tagesschau.de.
Ich bin ja mal gespannt, wie gut die BW wirklich auf die Verlegung jetzt vorbereitet ist!
Die Ministerin begründet die Unterbrechnung der Einsätze mit der Verlegung von 10.000 Tonnen Material in ca. 200 Containern, welche verlegt werden müssten.
Interessant einmal mehr die mediale Rezeption der Ereignisse.
Besonders bezeichnend in einem Kommentar der FAZ („Dann eben Abzug“, online verfügbar), der unterstellt, dass eine Verlegung nach Jordanien „eine größere Lücke“ entsteht und damit der in der Defensive befindliche IS nicht ausreichend geschwächt wird. Somit wird die Verlegung nach Jordanien „eine Verlängerung des Krieges nach sich ziehen, die sicherlich viele Menschen das Leben kosten wird.“
Selten habe ich etwas so Groteskes in der FAZ gelesen. Offenbar völlig fernab von der quantitativen und qualitativen Bedeutung des deutschen Beitrages im Kampf gegen den IS und auch nicht ansatzweise hinterfragend, warum eine Verlegung ein solcher Einschnitt sein muss.
Dazu die Behauptung dies würde viele Menschen das Leben kosten.
Ist das Unwissenheit des Journalisten oder der „spin“ der Bundesregierung?
Wie sehr hat sich doch auch die FAZ In den letzten 10 Jahren verwandelt.
@ohne irgendjemandem nahe zu treten!
Annahme Üb oder Fakt 1:
„Die Verlegung von Luftkriegsmittel mit softwaremäßiger SAP-Anbindung ist eben immer mehr wie der Aufbau einer kleinen Fabrik zu sehen.“
Annahme Üb oder Fakt 2:
„dann finde ich 2 Monate inkl. einer kurzen Testphase am neuen Standort als angemessen“
Annahme Üb oder Fakt 3:
“ Die SAP Probleme sind bekannt, nur sollte dann die Politik auch den Mut haben, einzugestehen, daß wg. SAP die Tornados nicht fliegen können über Monate!“
Falls es die Absicht des Despoten vom Bosporus war, uns vor der Welt damit „vorzuführen“ -Volltreffer-
Es ist ja mehr als peinlich wenn wir nicht in der Lage sind die Dinge mal zügig anzugehen weil „etwas“ von SAP nicht sofort funktioniert, die Satcom-Verbindung Wochen dauert weil bei der SKB der elektronikschrott nicht funktioniert oder verfügbar ist. Toll wenn man sich so der Technik ausgeliefert hat…. oder sich von SASPF/SAP und wie auch immer geiseln läßt!
Nochmals,… sollte es die Absicht gewesen sein unsere technischen Schwächen durch das Einreiseverbot vor die Füße gelegt bekommen zu haben wäre es einmal an der Zeit darüber nachzudenken.
Ich verstehe es einfach nicht, das z.B. der Heli nicht fliegen darf weil bei SAP die „umgerüstete/erneuerte Schraube“ nicht eingetragen wurde und der Prüfer nicht beauftragt wurde dies zu tun.
„Die Ministerin begründet die Unterbrechnung der Einsätze mit der Verlegung von 10.000 Tonnen Material in ca. 200 Containern, welche verlegt werden müssten.“
Statt den Türken mal aussenpolitisch zu zeigen wo es lang geht , eiert man wieder einmal rum. Von den horrenden Folgekosten und der Belastung der “ Truppe mit Haltungsproblemen“ möchte ich gar nicht reden.
@ Memoria
Es ist ja richtig, das GB ihre Munitionsdepots wieder auffüllt für den Kampf gegen ISIS in Syrien, aber dies verhindert wohl keinen einzigen Anschlag in GB von islamistischen Extremisten mit britischen Pass.
Die Verlegung ist wohl bis Mitte August (also ca. 2 Monate) mit Hilfe von C-17 geplant:
http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1150733.html
@Georg:
Ich verstehe ja ihren Punkt.
Aber gerade hier gilt: Das eine tun, ohne das andere zu lassen.
Gerade diese Denkweise verhindert einen umfassenden Ansatz. Oder was machen wir gegen einen potentiellen Attentäter mit britischen, französischem oder deutschem Pass, der sich sich im Gebiet des IS aufhält?
So einfach – wie von ihnen unterstellt – ist es eben nicht.
Wer Anschläge verhindern will muss deutlich mehr präventiv aktiv sein, aber auch eine Vielzahl von polizeilichen, staatsanwaltlichen, nachrichtendienstlichen, militärischen Informationen und Maßnahmen deutlich besser verknüpfen.
Dass derlei besser werden soll hören wir seit nunmehr 16 Jahren (nach 9/11) jedesmal nach einem Anschlag. Die Ergebnisse sind weiterhin – national und international – unzureichend.
Einfaches Beispiel: es gibt in Deutschland weiterhin keine Schwerpunktstaatsanwalschaften für Staatsschutz/ Terrorismus auf Landesebene. Die Bundesanwaltschaft geht unter in Kleindelikten.
Anderes Beispiel: Der BND darf auch im Ausland weiterhin nicht verschlüsselte Botschaften von Deutschen entschlüsseln. Es fehlt die Rechtsgrundlage.
Anschließend halte ich die These für sehr gewagt, dass Angriffe gegen den IS nicht Angriffe durch eigene Staatsbürger verhindern. Da sich diese durchaus in diesen Gebieten aufhalten können. Gleichzeitig können diese Angriffe natürlich auch mobilisierend auf andere wirken.
Was ist hier besser oder schlechter? Eine Diskussion hierüber ist überfällig. Diese wäre wichtig, gerade auch mit Blick auf andere Verbündete:
https://www.wsj.com/articles/frances-special-forces-hunt-french-militants-fighting-for-islamic-state-1496090116
Jetzt haben wir den A 400 M beschafft, um mehr transportieren zu können, um unabhängiger von anderen Ländern und deren Piloten(streikende russische Piloten 1990/91) zu werden und jetzt müssen wir die USA mal wieder bitten, mit C 17 auszuhelfen, nur weil es versäumt haben, selbst C 17 zu beschaffen oder die Antonow 70 zu beschaffen.
Daß Auswertung und Gefechtsstand zuletzt verlegt werden sollen beweißt, daß die BW einen peinlichen Mangel an beiden hat!
@ closius
Oder man könnte auch den A-310 MRTT nutzen. Bis auf die GES und den Gefechtsstand könnte man auch alles auf Paletten laden und das Personal ist auch gleich mit unterwegs. Und an genug Besatzungen für den Pendelbetrieb, oder einem highloader wird es doch hoffentlich nicht scheiter?!
Ich frage mich, ob sich die zweimonatige Abwesenheit der deutschen Tornados irgendwie bei den Operationen bemwerkbar machen wird. Oder auch nicht.
Hallo,
ich bin Soldat und war jetzt insgesamt 4 Monate in Incirlik und es gibt keinen Standort der mehr zu bieten hat als der. Von der ganzen Infrastruktur ist der Ort einfach nur super.
Selbst wenn 5 Soldaten auf einer Bude liegen, hat jeder seiner Freiräume die er braucht . Es ist im Vergleich zu anderen Einsätzen ein prima Leben dort. Und die Unterstützung der USA ist auch prima.
Meines Erachtens ist es ein Fehler, wenn wir von dort abrücken. Es ist zwar sehr schwierig das Verhältnis zu der Türkei, aber den Soldaten geht es sehr sehr gut dort. Und der Flugplatz wird super abgesichert, was die Familien sehr beruhigt zu Hause.
Alle paar Monate meinen irgendwelche Politiker, einen besuchen zu müssen. Ist zwar toll, aber keinen interessiert es, weil dann eh nur alles super dargestellt wird und nichts unternommen wird. Also was soll das? es wird ein riesen Aufstand gemacht das wir von dem Parlament nicht besucht werden können/dürfen. Aber alles was dann gesagt wird ändert doch eh keiner. Dem einfachen Techniker/ Soldaten wird ein Maulkorb umgebunden und ansonsten sagt eh keiner etwas was benötigt wird.Wenn die Politik meint, einen Ausflug für einen Tag nach Incirlik tun zu müssen, bringt es NICHTS und ist nur eine zusätzliche Belastung für alle Soldaten.
Mit Ausnahme von Frau von der Leyen. Sie hilft einem wenn Probleme genannt werden. Und steht auch dafür gerade.
Deswegen finde ich den Abzug eine reine Geldverschwendung sowie eine zusätzliche Belastung derjenigen die dort vor Ort sind.
[Ich habe Ihren Nick mal leicht abgeändert – „Anonymus“ kommt hier ein bisschen zu oft, und dann wird die Debatte bisweilen schwierig. T.W.]
@ Memoria
Zitat:
„Anschließend halte ich die These für sehr gewagt, dass Angriffe gegen den IS nicht Angriffe durch eigene Staatsbürger verhindern. Da sich diese durchaus in diesen Gebieten aufhalten können. Gleichzeitig können diese Angriffe natürlich auch mobilisierend auf andere wirken.“
Zumindestens dieTäter, die in Deutschland Attentate verübt haben, (Amri in Berlin, Ansbach, Würzburg usw.) waren vorher nicht im Kampf in Syrien, waren also keine Kämpfer, die in Syrien ausgebildet wurden.
Soweit ich dies bei den Attentätern von Belgien, Frankreich (Paris und Nizza) und den Tätern in Manchester und London überblicke, waren diese ebensfalls keine Syrienheimkehrer, konnten also auch durch einen westlichen Militäreinsatz in Syrien nicht vernichtet werden.
Und im Übrigen bin ich der Meinung, wie Sie ja auch durch die Verlinkung des Films über Saudi Arabien im anderen Faden schön gezeigt haben, der eigentliche Gegner des Westen sitzt in Saudi Arabien und wir sollten hier eine Containment-Politik betreiben, damit der weltweite Terrorideologieexport in Form von Salafismus und Wahabismaus durch Saudi Arabien endlich aufhört.
Was aber schwer möglich ist, solange ehemalige amerikanische Präsidenten für einen Vortrag in Saudi Arabien 1 Mio. Dollar Honorar bekommen !
In der (zivilen) Technik spricht man von Redundanz, um Systeme stabil und durchhaltefähig zu halten. Gilt wohl auch für militärische Systeme:
M.E.hat die Luftwaffe einfach zu wenig Material, um in Ruhe in JOR einen neuen Platz vorzurüsten, um dann die sechs TOR umzuziehen. Deshalb dauert’s dann zwei Monate: Missionen abschließen, einpacken, transportieren (verfliegen), auspacken, testen, IOC melden. Vielleicht gibt es zusätzlich zu wenig ausgebildetes Personal ? – Könnten alliierte Kameraden irgendwie helfen ? Ausgebildet, zertifiziert etc., framework nation ?
Ehrlich machen, liebe SPD-Politiker mit schneller Zunge; nachjustieren (und finanzieren lassen), liebe Luftwaffe. Anders geht’s nicht. – Würde auch für die Bündnisverteidigung gelten, EF mit der Bewaffnung für alle Rollen …
@all
Die Ankündigung von der Leyens, das Kabinett werde sich am kommenden Mittwoch damit befassen, gibt es zwar bislang nur ohne Quellenangabe von div. Agenturen, aber ich habe es dennoch oben mal eingefügt (auch eine Bestätigung vom Ministerium dafür gibt es bislang nicht).
@Anonymus-1:
Ihren persönlichen Unmut kann ich durchaus nachvollziehen, da die Verlegung für die betroffenen Soldaten sicher nachteilig ist. Aber dies ist eben nicht die oberste Priorität.
Mit Blick auf die fehlende Wirkung von Besuchen von Abgeordneten haben sie das Problem ja sehr gut beschrieben:
„Dem einfachen Techniker/ Soldaten wird ein Maulkorb umgebunden und ansonsten sagt eh keiner etwas was benötigt wird.Wenn die Politik meint, einen Ausflug für einen Tag nach Incirlik tun zu müssen, bringt es NICHTS und ist nur eine zusätzliche Belastung für alle Soldaten.“
Den Maulkorb bekommt der Soldat aber nicht vom Abgeordneten, sondern den Kommandeuren und Chefs vor Ort. Deswegen bringt es nichts. Weil Innere Führung nicht gelebt wird. Es wird so vorgegeben und auch nur selten dagegen gehandelt. Kann man also am aller wenigstens den Abgeordneten anlasten.
Insgesamt natürlich weiterhin nachvollziehbar, dass man im angenehmen Incirlik bleiben will, da die Besuche der Abgeordneten keinen erkennbaren Mehrwert generieren.
@Memoria
Ich meinte natürlich das die Führung vor Ort einem dem Maulkorb anlegen. Bestes Beispiel war als unsere Unterkünfte besucht wurden, kein Soldat den Flur betreten soll bzw. eine vorzeige Stube hergerichtet wurde.
Die Abgeordneten binden uns keinen Maulkorb um.
Wenn die Luftwaffe behauptet, dass ALLE Tornado-Staffeln verlegefähig sind und es so wäre, dann dürfte eine Verlegung aus der Türkei nach Jordanien mind. so schnell verlaufen, wie aus Deutschland in die Türkei. BPS für 6Lfz sollten kein Problem sein und mit reach-back Verfahren zur Auswertung haben wir ja Erfahrung. Für Erstflugbetrieb ohne Inst. ist eine Verlegung in wenigen Tagen möglich und mit Sicherheit trifft es die Lw nicht unvorbereitet.
Sollten die Tornado- Staffeln nicht mehr verlegfähig sein, wird es Zuhause spannend.
Wie soll ein Besuch eines Abgeordneten unmittelbar, erkennbaren Mehrwert liefern? Mittelfristig machen es die Abgeordneten sehr wohl und an den angeblich so guten Bedingungen in Incirlic sind gerade die Besuche (InspLw, Politiker, Pers-Vertreter) z.T. auch ursächlich. Viele Maßnahmen standen ja noch aus und können nun für Jordanien vollzogen werden.
Der Abbruch diplomatischer Beziehungen mit Katar durch Ägypten, das KSA, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain kommt einem diplomatischen Desaster für die Gesamtlage im Nahen und Mittleren Osten gleich.
Gestärkt durch die ostentative U.S. – Unterstützung seitens Donald Trump während seiner 9-tägigen ersten Reise Auslandsreise für das wahhabitische Königreich tritt die ambitiöse Konkurrenz der beiden muslimischen Führungsmächte IRAN und SAUDI-ARABIEN um die Hegemonie im Mittleren Osten ungetarnt zu Tage. Die Saudis sind sich Trump’scher Unterstützung sicher.
Katar, mit seiner absoluten Monarchie, als Staatsreligion die wahhabitische Ausrichtung des sunnitischen Islams unter Anwendung der Scharia als zentrale weltliche und religiöse Gesetzgebung liegt ohne Frage – rein politisch – auf Line von Teheran in seiner Gegnerschaft zu Riadh.
Bereits 2014 hatte das KSA neun Monate lang einmal die Beziehungen mit Katar auf Eis gelegt.
Wesentlicher Hintergrund der angespannten Lage bildet für die vier arabischen Gegner die Unterstützung der Katari für al-Kaida, Daesh und die Muslimbruderschaft sowie die Förderung von al-Dschasira. Das KSA hatte bereits im Februar die Webseiten dazu gesperrt.
Katar sieht sich in einer schwachen Position. Das Emirat liegt in eine Zwitterstellung zu den existentiellen Todfeinden Iran und KSA. Die einzige Landverbindung „in die Welt“ führt über saudisches Terriorium. Politisch wenig überraschen mag daher die Zusage der islamischen Republik IRAN, das Emirat zu stützen.
Deutlich wird dadurch, die konfessionelle Ausrichtung dient nur zur Mobilisierung der Massen als nützliche Idioten, tatsächlich dreht sich alles um den Erwerb/Erhalt der Macht am Golf. Ein Waffengang kann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Es hängt alles vom Geschick der katarischen Diplomatie ab
Von Bedeutung in diesem Kontext muss die Stationierung http://derstandard.at/1297820508670/Wissen-Dilemma-fuer-die-fuenfte-US-Flotte in Bahrain gesehen werden, die sich im Kriegsfall kaum neutral verhalten könnte.
Eine Neuorientierung der DEU Luftwaffe, nach Incirlik, auf die JOR Muwaffaq_Salti_Air_Base wäre sofort in einem anderen Licht zu beurteilen sein. Der Stützpunkt liegt in ca 80 Km Entfernung zur saudischen Grenze.
http://www.blick.ch/news/ausland/nahost-experte-erich-gysling-erklaert-die-drastischen-sanktionen-gegen-katar-worum-es-beim-katar-boykott-wirklich-geht-id6785600.html
Bei uns auf dem Verkehrslandeplatz war dieses Wochenende eine Transall. Eigentlich sollte sie erst morgen wieder zu ihrem Standort fliegen, da man für nur eine Landung nicht alle notwendigen extra zum Dienst antreten lassen will. Dies war auch in all den Jahren davor so, der Rückflug fand immer erst an einem Werktag statt.
Heute Nachmittag jedoch wurde die Maschine für die Besatzung unerwartet zurück gerufen.
Nach ihrem Abflug kamen dann die Ticker mit den Aussagen des Außenminister.
Zufall?
Guter Kommentar eben von Christian Thiels SWR in den Tagesthemen. Er verwies auf den symbolischen Start der Mission DEU Kräfte und fragte, u.a. nach der Notwendigkeit der „Bilder“ für die Coalition. Bin gespannt, wie es weiter geht.
Was ist eigentlich an der Geschichte mit dem Übergriff jordanischer Soldaten auf deutsche ISAF-Soldaten in Kabul 2014 dran, die gerade durch den Äther geistert. Die Sache soll ja damals hochoffiziell vertuscht worden sein?
War nicht vor einiger Zeit zu lesen, dass Deutschland Ausweichstandorte für Incirlik sucht, und das ausgerechnet in Jordanien??
Syrische Kurden haben entscheidende Offensive zur Einnahme von ar-Raqqa begonnen.
http://www.tagesschau.de/eilmeldung/eilmeldung-2733.html
Nach der bevorstehenden Entscheidung in MOSSUL wird Daesh damit in keinem nennenswerten urbanen Raum im Mittleren Osten mehr präsent sein.
Daesh wird alle Anstrengungen zur Aufrechterhaltung seiner Medienpräsenz durch Attentate in Europa bemühen.
Im Lichte der abgebrochenen diplomatischen Beziehungen mit KATAR von drei arabischen Staaten plus Ägypten bleibt abzuwarten, wie sich die katarische Luftwaffe verhält.
Zur Erinnerung: http://www.inherentresolve.mil/About-Us/Coalition/ = Katar ist dabei, zumindest bisher.
Zudem, auf der avisierten künftigen DEU TORNADO_Airbase in https://en.wikipedia.org/wiki/Muwaffaq_Salti_Air_Base sind sind Jets der U.S. 20th Fighter Wing stationiert, beteiligt an den Luftangriffen gegen Daesh. Die am Mittwoch im BT zu beschließende Verlegung nach Jordanien wird in einen deutlich unruhigeren hinein erfolgen, als es das bisherige Incirlik war.
CJTF OIR, wesentlich aus der USAF und arabischer Koalitionäre bestehend, dürfte vor dem syrischen ar-Raqqa mit CAS und Interdiction heftig dabei sein, die syrisch-kurdische Miliz SDF hat keine eigene Luftunterstützung und kaum nennenswerte Artillerie.
@Rado
Sofern Sie die letzten fünf Monate hier in den diversen INCIRLIK-Fäden (und in der DEU Medienlandschaft) mitgelesen haben sollten, dürfte Ihnen nicht entgangen sein, dass die Luftwaffe bereits seit Januar ihre Fühler nach Jordanien ausstreckt. Die Ministerin war auch bereits in Begleitung eines Erkundungsteams der Lw vor Ort.
Genau genommen auf der https://en.wikipedia.org/wiki/Muwaffaq_Salti_Air_Base
Eine drei Jahre zurückliegende Auseinandersetzung mit jordanischen Soldaten hindert nicht, mit dem haschemitischen Königreich, traditionell deutschfreundlich, zusammenzuarbeiten.
Oh Mann, nun hatte ich einen Kommentar zu Katar im Kontext Jordanien im falschen Faden eingestellt:
http://augengeradeaus.net/2017/06/bmvg-papiere-vom-urheberrecht-geschuetzt-jetzt-soll-eu-gerichtshof-entscheiden/comment-page-1/#comment-270882
Man muß wirklich bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück gehen, um diesen ganzen islamisch-arabischen Machtkuddelmuddel insbesondere am Golf einigermaßen nachvollziehen zu können – verstehen kann man es wohl als Europäer nicht wirklich.
Mein „Erweckungserlebnis“ in Sachen arabische Macht-Politik hatte ich als Delegationsmitglied bei der ersten Reise eines deutschen Verteidigubgsministers an den Golf/Türkei (Stoltenberg) wg. Minensucher in Bahrain und Heeresflieger im „wilden Kurdistan“.
Die „Vorlesung“ des Thronfolgers/Regenten von Bahrain in Sachen inner-arabische Macht-Politik war wohl auch für Stoltenberg so eine Art Erweckungserlebnis ;-)
@Rado und andere
Ich erkläre es gerne sehr geduldig noch ein letztes Mal: Es gab vor zweieinhalb Jahren einen Vorfall mit Auseinandersetzungen zwischen deutschen und jordanischen Soldaten an einem ISAF-Checkpoint in Kabul. Darüber ist damals ausführlich berichtet worden, einschließlich der Einschätzung, dass das BMVg versucht hat, diesen Vorfall herunterzuspielen.
Nun, Jahre später, meldet sich eine Boulevardzeitung zu Wort und hat ein Video des Vorfalls. Hat sich an der Einschätzung der Situation etwas geändert? Gibt es Informationen, die es damals nicht gab? Gibt es neue Ermittlungen o.ä.?
Bislang ist das nicht erkennbar. Trotzdem versuchen einige seit der Veröffentlichung in der Boulevardzeitung, dieses Thema hier mit aller Gewalt und teilweise unverschämten Worten durchzudrücken – die dreistesten Kommentare dazu habe ich gelöscht.
Warum eigentlich muss ich nach Meinung einiger Kommentatoren von diesem Boulevardblatt vorgeben lassen, was hier Thema ist – auch wenn es keine neuen Informationen gibt? Was soll das? Warum wird dieses Muster auch bei anderen Themen wiederholt? Wer meint eigentlich, hier permanente Werbung für ein Blatt machen zu müssen?
@klabautermann
Da hilft historisch mit Sicherheit Thomas Edward LAWRENCE: Revolt in the Desert.
Die Urenkel damaliger Handlungsreisender in Sachen „Begründung arabischer Identitäten /aka „Nation Building“ sind nach wie vor aktiv. Allein das Empire wurde durch die diversen U.S.-Services ersetzt und Israel hat Formen angenommen.
Im Gegensatz zur UK Diplomatie, noch versiert in der Kunst des Abwartens, „trumpelt“ Trump drauflos.
Ich glaube immer mehr, dass die Verlegung nach Jordanien die einzige Option ist, damit dieser Luftwaffeneinsatz aus diesem gordischen Politknoten Parlamentsarmee/ NATO/EU/Türkei in Sachen Daesh herauskommt. Das dürfte auch im Interesse unserer wichtigtsen militärischen Partner sein: die US Streitkräfte in der Region. In dieser Region kann man mit Streitkräftestationierung keine Außenpolitik machen – hier geht also ein nationaler sicherheitspolitischer „vernetzter Ansatz“ völlig ins Beinkleid. Was zZt zählt sind kurze-direkte professionelle Drähte zwischen USA und Deutschland.
@T.Wiegold
Danke für Ihre geduldige Erklärung. Ich kann mich nur so entschuldigen, dass ich noch andere Hobbys habe, außer Ihren Blog hier auswendigzulernen.
Die Ankündigung von vdL bzgl. der Kabinettsbefassung finden Sie u.a. in einem TV-Statement von vdL selber. (Quelle: Reuters auf FAZ, 06.06.17, „Incirlik-Abzug wird Anti-IS-Einsatz unterbrechen“).
[Ja, das hatte ich gesehen, aber ich hatte auf ein Original aus dem BMVg gehofft und nicht auf eine Agenturmeldung von einem TV-Statement, zu dem es aus dem Ministerium keinerlei Angaben gibt. T.w.]
@Klaus-Peter Kaikowsky
Lol, hier geht es doch um eine geradezu gigantische „cover my tracks in order to cover my ass“- Kampagne, mit einer besonderen Aktualität in Sachen britischer Wahlkampf:
http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/home-office-terrorist-funding-report-saudia-arabia-focus-not-publish-conservatives-government-a7766381.html
Dem Trumpeltier ist das völlig Pimpe, der hat seinen „Deal“ mit den Saudis im trocknen, allerdings begreifen die Saudis nicht, dass Trump nicht „käuflich“ ist so wie……….;-)