Und weiter geht’s: Unveränderte Fronten im Streit um Bundeswehreinsatz im Inneren

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Da ist man mal ne Woche weg, und die Debatte läuft zwar weiter – aber ohne wirklich neue Argumente: Was die Union auf der einen und die SPD auf der anderen Seite zum Thema Bundeswehreinsatz im Inneren in diese Sommerlochdiskussion einbringen, hat sich seit der Veröffentlichung des Weißbuches zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr vor vier Wochen kaum verändert.

Deshalb nur ein unvollständiger Sammlungs-Überblick (gerne dann mit Ergänzungen):

Aussagen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen beim Besuch des Kommandos Territoriale Aufgaben in Berlin am 3. August; das Thema kommt ab Minute 2:20:

Statement_Kommando_Territoriale_Aufgaben.mp3     

 

Kernaussage:

Die Polizei entscheidet, ob und wann und in welcher Form sie die Unterstützung der Bundeswehr braucht.

Da hätte der CDU-Politiker und frühere Verteidigungsminister Rupert Scholz gerne eine etwas andere Situation – und mehr Rechtsklarheit, wie er dem Deutschlandfunk sagte:

Als das Grundgesetz 1949 diese klare Unterscheidung getroffen hat, gerade auf der Grundlage natürlich der traurigen historischen Erfahrungen, hat man an solche Situationen, an solche Gefahrenlagen noch gar nicht denken können, weil sie überhaupt nicht erkennbar waren. Aber ich muss … Verantwortliche Sicherheitspolitik bedeutet, dass man die Gefahren bekämpft, so wie es die Sicherheit gebietet. Und da wird, wie ich fürchte, uns nichts darum bringen können, auch hier die Frage einer militärischen Option aufzunehmen. (…)
Das Grundgesetz ändern bedeutet meines Erachtens, dass die Rechtsklarheit da ist. Ich habe ja vorhin die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zitiert, die meines Erachtens viel zu unklar ist. Man muss Rechtssicherheit haben. Und es muss vor allem auch klar sein, dass, wenn es zu einem solchen Bundeswehreinsatz kommt, dass dann der Oberbefehl entweder beim Bundeskanzler, der Bundeskanzlerin oder beim Verteidigungsminister liegt. Es kann nicht sein, dass das ganze Bundeskabinett entscheiden soll.

Wenig überraschend sieht das der SPD-Politiker und Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz, ebenfalls im Deutschlandfunk, ganz anders:

Ich glaube, dass es richtig ist, dass überall Entscheidungen getroffen worden sind in Deutschland, die Polizei zu verstärken, dass die Ausrüstung verbessert worden ist, dass alle jetzt gucken, wie sie mit einer solchen Situation umgehen können. Es sind aber Polizeilagen, und die Polizei in den Ländern und die Polizei des Bundes haben ganz klare Aufgabenbeschreibungen und auch Kompetenzen in dieser Frage. Ich halte das für eine Diskussion, die respektlos ist gegenüber der Polizei, die sehr wohl in der Lage ist, mit Polizeilagen – und um die geht es hier – umzugehen.

Die Debatte wird weitergehen, das Sommerloch geht nahtlos in den Wahlkampf über. Mal sehen, welche Argumente noch oder wieder dabei auf den Tisch kommen.

Der Vollständigkeit halber: Anfang vergangener Woche habe ich, auch im Deutschlandfunk, mal versucht, die Debatten- und Faktenlage darzustellen.

(Foto: von der Leyen beim Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin am 03.08.2016 – Bundeswehr/Christian Thiel)