Baltic Air Policing: Friedensflugbetrieb an der russischen Grenze
Deutsche Abfangjäger über dem Baltikum sind eigentlich nichts Ungewöhnliches. Seit mehr als zehn Jahren sichern Kampfjets der NATO-Staaten im Wechsel den Luftraum über den Bündnismitgliedern Estland, Lettland und Litauen, die über keine nennenswerte eigene Luftwaffe verfügen. Auch die Bundeswehr hatte bereits fünfmal mit Phantom- und Eurofighter-Kampfjets zu diesem Baltic Air Policing beigetragen.
In diesem Jahr der Ukraine-Krise ist jedoch alles anders. Bereits im Frühjahr hatte die NATO beschlossen, als Reaktion auf das russische Vorgehen auf der Krim die Zahl der im Baltikum stationierten Abfangjäger deutlich zu erhöhen – normalerweise steht eine Alarmrotte von zwei Maschinen auf der litauischen Basis Siauliai. Jetzt sind es insgesamt 18 Maschinen, die für diese Aufgabe außer in Siauliai auch in Ämari in Estland und Malbork in Polen zur Verfügung stehen: Die baltischen Staaten, direkt an Russland angrenzend, sollen mit dieser re-assurance, der demonstrativen Zusicherung der Bündnissolidarität gegenüber dem russischen Nachbarn gestärkt werden – der von der NATO zunehmend als Gegner angesehen wird.
Deutschland hatte im April sechs Eurofighter für diese Verstärkung angeboten, und seit dem 1. September ist es soweit: Vier Maschinen stehen auf der estnischen Basis Ämari(siehe Markierung auf der Karte unten), zwei weitere in Deutschland beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 aus Neuburg/Donau in einer 96-Stunden-Bereitschaft.
Wie sich die geopolitische Lage seit dem NATO-Beschluss vor fünf Monaten geändert hat, zeigt ein Detail: Beim Angebot an die NATO war die Bundesregierung noch davon ausgegangen, dass die Jets zwar in Estland stationiert werden, aber nur für Trainingsflüge. Das sieht zum Einsatzbeginn ganz anders aus: Jeweils für eine Woche, die so genannte hot week, stehen zwei deutsche Eurofighter aufmunitioniert in einer 15-Minuten-Bereitschaft für den so genannten Quick Reaction Alert (QRA), den Alarmstart zum Abfangen eines Flugzeugs; die beiden anderen Maschinen dienen als Reserve. In der jeweils zweiten Woche gibt es nur – unbewaffnete – Trainingsflüge.
Die Luftwaffe stieg Anfang September gleich mit einer hot week in ihre Mission ein, hatte aber keinen scharfen Einsatz. Dennoch, darauf sind die Piloten stolz, haben sie bei ihren Übungsstarts die vorgebene Viertelstunde von Alarmierung bis Start mit neun Minuten deutlich unterboten.
Bewaffnet sind die Eurofighter bei ihren scharfen Einsätzen mit Iris-T-Kurzstreckenraketen und ihrer Bordkanone. Allerdings legen sowohl Luftwaffeninspekteur Generalleutnant Karl Müllner als auch der Kontingentführer Oberstleutnant Fabian Nolte Wert darauf, dass die Alarmrotte nach den gleichen Regeln fliegt, wie sie auch für die Luftraumüberwachung über Deutschland gelten. Also im Friedensflugbetrieb. Das ist kein Kriegseinsatz, sagt Nolte. Die Unterstützung der Balten soll, das ist erkennbar, nicht als aggressives NATO-Verhalten gegenüber Russland verstanden werden können.
Konsequent wurden deshalb auch die Piloten auf deeskalierendes Verhalten getrimmt – mit dieser Zielrichtung wurde dieser Einsatz auch im Simulator geübt, erzählt ein Hauptmann, ohne in die Details zu gehen. Von den Dänen, die zuvor in Ämari die Alarmrotte für das Baltic Air Policing gestellt hatten, ließen sich die Deutschen auch über die Erfahrungen mit dem Verhalten russischer Piloten an der Grenze informieren.
Zu dieser Grenze halten die deutschen Piloten, nach Vorgabe der NATO, einen Sicherheitsabstand von 15 Kilometern. Doch direkte Verletzungen des Luftraums über den baltischen Allianz-Mitgliedern waren in der Vergangenheit selten, auch wenn es in den vergangenen vier Monaten zwanzig Alarmstarts aller im Baltikum stationierten NATO-QRAs gab. Auf Begegnungen mit russischen Kampfjets und Bombern müssen sich die Piloten eher in den internationalen Gewässern über der Ostsee einstellen – wo sich die russischen Flugzeuge rechtlich einwandfrei im internationalen Luftraum bewegen. Aber es bisweilen gar nicht gut finden, wenn sich ihnen NATO-Kampfflugzeuge zur visuellen Identifizierung nähern.
(Foto oben: Ein Eurofighter eskortiert am 10. September 2014 über Estland eine Global 5000 der BMVg-Flugbereitschaft, mit der Luftwaffeninspekteur Müllner zum Besuch des deutschen Kontingents nach Ämari fliegt. Foto unten: Ein Eurofighter wird in Ämari für den Start vorbereitet. Karte: OpenStreetMap)
Laut SPON ist der Waffeneinsatz nur zur Selbstverteidigung erlaubt – wie passt das zum Air Policing bei dem man den Luftraum verteidigen soll?
SPON bezeichnet die Eurofighter auch als „Kolosse aus Stahl“.
Deutscher Qualitätsjournalismus.
Ansonsten gelten die gleichen Regeln wie sonst auch.
Wieso hat man dann extra mit der Zielrichtung deeskalierendes Verhalten geübt/getrimmt?
Gibts in D anderes Verhalten?
;o)
Wie CRM-Moderator richtig sagt, gelten die gleichen Regeln wie sonst auch…
Mir schien, die haben alle das deeskalierende Verhalten betont, weil damit ein Signal an Russland gesendet werden soll. Und einen kleinen Unterschied gibt’s schon: Wer mit einer QRA über Deutschland aufsteigt, stellt sich eher auf eine verirrte Boeing ein als auf einen russischen Flanker…
Und trotzdem ist es Air POLIC(E)ing und nicht Air DEFENSE…
Herr Gebauer hat (meiner Meinung nach) leider die Gelegenheit verpasst, etwas substantielles zur Diskussion und Aufklärung der gemeinen SpON – Leserschaft beizutragen.
Einerseits stellt er zwar klar:
„Ganz neu ist die Mission nicht, seit Jahren übernimmt die Nato das sogenannte „Air Policing“ über dem Baltikum, da die Klein-Staaten keine eigene Luftwaffe haben.“
Um andererseits die Befürchtungen jener zu befeuern, die im Air Policing Kriegstreiberei und ein „in die Ecke drängen“ Putins sehen:
„Trotzdem illustriert die Mission, für die 160 Deutsche in Estland stationiert sind, die heikle Stimmung zwischen Nato und Moskau.“
Die Mission illustriert die Stimmung zwischen Berlin und Moskau genau nullkommagarnicht. Die Mission ist (erstmal) noch ein Routineeinsatz, der in den vergangenen 10 Jahren bereits 5mal stattfand.
Aber interessant finde ich das Wording „Putins Vorgarten“… Ist Herr Gebauer der Auffassung, dass die baltischen Staaten Putins rechtmäßiges Territorium seien? …
Anscheinend, denn sonst wären Sie wohl kaum SEIN „Vorgarten“…. SCNR
@Interessierter
So ganz routinemäßig wie Sie das beschreiben ist dieser Einsatz aber nicht. Ich zitiere mal aus dem obigen Artikel:
„In diesem Jahr der Ukraine-Krise ist jedoch alles anders. Bereits im Frühjahr hatte die NATO beschlossen, als Reaktion auf das russische Vorgehen auf der Krim die Zahl der im Baltikum stationierten Abfangjäger deutlich zu erhöhen – normalerweise steht eine Alarmrotte von zwei Maschinen auf der litauischen Basis Siauliai. Jetzt sind es insgesamt 18 Maschinen, die für diese Aufgabe außer in Siauliai auch in Ämari in Estland und Malbork in Polen zur Verfügung stehen:“
Das sind sehr wohl andere Verhältnisse, als das in den bisherigen Jahren des Baltic Air Policing der Fall war und das eben sehr wohl auf Grund der angespannten Beziehung zwischen Berlin bzw. Brüssel und Moskau.
@QuiGon
Sehe ich anders… es mag ein Ausdruck des angespannten Verhältnis zwischen der NATO und Moskau sein, oder ein Ausdruck der Angst der balt. Staaten. vor Putins Muskelspielen.
Und das wird es auch erst in der „Gesamtschau“ der vor Ort befindlichen Assets aller Nationen.
Ich wäre bereit Ihrer Argumentation zu folgen, wenn die deutsche Lw mit geänderten ROE, Bewaffnung (Luft-Boden), Stärke oder gar mit Tornados vor Ort wäre.
Zitat T.W. aus dem Eingangstext: „…wo sich die russischen Flugzeuge rechtlich einwandfrei im internationalen Luftraum bewegen. Aber es bisweilen gar nicht gut finden, wenn sich ihnen NATO-Kampfflugzeuge zur visuellen Identifizierung nähern.“
Könnten Sie das bitte noch erläutern? Gibt es Abwehrreaktionen? Stinkefinger à la TOP GUN? Diplomatische Protestnoten?
@QuiGon
Nein. Auch die bisherigen 5 Durchgänge wurden bewaffnet und mit den gleichen ROE durchgeführt.
Von daher ist es eher Upgrade auf Normalzustand von vorher „unterirdischfriedlichwirkenwollen“.
pi
@Interessierter: Bei unser ständigen Beschwichtigungs- und Appesementpolitik gegenüber Russland ist es doch im Moment undenkbar, daß Deutschland Tornados mit Luft-Boden Bewaffnung da hinschickt. Obwohl es logisch wäre, denn ein Angriff von Bodentruppen oder das Einsickern lassen von russischen Söldern ist 100 mal wahrscheinlicher, als Luft-Angriffe, die zwangsläufig den Nato-Bündnisfall auslösen würden.
Unverständlicher finde ich, daß die Maschinien nur mit Iris-T bewaffent sind, weil bei einem echten russischen Angriff, wären sie ohne weitreichende Luft-Luft Raketen russischen Kampfflugzeugen doch hoffnungslos unterlegen, weil Iris-T nur eine Kurzstreckenrakete ist.
Richtigerweise sollen die Maschinen nicht wie in Deutschland fliegen, sondern entweder Meteorraketen oder AIM 120 AMRAAM Raketen mitführen, um sich auch auf größere Distanz verteidigen zu können.
@Interessierter, politisch inkorrekt
Der Unterschied zu den bisherigen Durchgängen liegt ja auch nicht in geänderten ROE, sondern in der Truppenstärke: 18 Kampfjets anstatt nur 2. Dazu kommt noch die 96h-Bereitschaftsreserve in Deutschland (und auch in anderen beteiligten Nationen?).
Das IST sehr wohl ein Unterschied zu den bisherigen Einsätzen im Baltikum, der aufgrund der derzeitigen sicherheitspolitischen Lage entstanden ist.
@Closius
Das würde ja bedingen, dass ich mehr als eine Meteor für jeden Eufi beschaffe…
Meteor ist doch noch gar nicht fertig. Und bei den ROE dort bringt BVR eh nix.
OT (aber passt vllt. ein wenig hier hin):
Heute um 11 Uhr teilöffentliche Anhörung von Sachverständigen im Bundestag im Rahmen der Arbeiten der „Kommission zur Überprüfung und Sicherung der Parlamentsrechte bei der Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr“.
@Holger: Dieses Jahr sollte der Meteor eingeführt werden. Davon, daß er tatsächlich schon eingeführt ist, habe ich noch nichts gelesen, aber auch nicht, daß die Einführung verschoben worden wäre oder ist? Aber solange der Meteor noch nicht einsatzfäig ist, ist ja der AMRAAM dar, welchen die Meteor ablösen soll.
@QuiGon
Das ist es ja, was ich mit „Gesamtschau der Assets“ meinte. Nur ist das eben kein isolierter Ausdruck der deutsch-russischen Beziehungen zur Zeit, sondern ein (Teil)Aspekt der derzeitigen sipol Lage.
@Closius
Ich erkenne daran nichts falsches. So lange Putin keine Heeresverbände in Bereitstellungsräumen hat, wäre eine Stationierung von JaBos (insbesondere von Tornados, auf Grund deren nuklearen Kapazitäten) in meinen Augen tatsächlich eine unnötige Eskalation/Provokation.
Frage an die Experten:
Weiß jemand ob die Lw die AIM-120 „just in case“ mitgeführt hat (man die Maschinen derzeit aber nur mit IRIS-T bewaffnet) oder ist man tatsächlich nur mit IRIS-T vor Ort?
Zweite Frage:
Ist es technisch ohne Probleme möglich AIM-120 von Verbündeten an die Schienen zu hängen? Oder muss man auch dort erst erproben, zertifizieren usw. Ich erinnere mich da noch an die Betankungsproblematik mit den Franzosen im Rahmen der Unterstützung über Afrika…
Da muss nichts zertifiziert werden, die passen schon.
Aber in einem Szenario in dem AMRAAMs nötig wären ist die AMRAAMs ranschaffen wirklich das kleinste Problem.
Äh, also, ehe hier einige Baltic Air Policing als Vorstufe des Großen Krieges ausrufen: Die Eurofighter machen Air Policing, keinen Krieg, und brauchen dafür weder Boden-Luft-Fähigkeiten noch weitreichende Luft-Luft-Bewaffnung. Der Inspekteur sagt allerdings, dass die bei Bedarf schnell nachgeführt werden könnte (den es hoffentlich nie gibt).
Nur damit sich die Perspektive hier nicht verschiebt.
(Bin heute erneut unterwegs und nur sporadisch online, kann nicht auf alles eingehen.)
Meteor dieses Jahr noch voll integriert (FOC) am EF?
Soso.
„Auf Begegnungen mit russischen Kampfjets und Bombern müssen sich die Piloten eher in den internationalen Gewässern über der Ostsee einstellen – wo sich die russischen Flugzeuge rechtlich einwandfrei im internationalen Luftraum bewegen. Aber es bisweilen gar nicht gut finden, wenn sich ihnen NATO-Kampfflugzeuge zur visuellen Identifizierung nähern.“
Gar nicht gut finden die legalen russischen Flugzeuge, wenn ihnen die Jagdflugzeuge so nah auf die Pelle rücken, dass dies zu einem Flugsicherheitsproblem werden könnte. Der Vgl. zum letzten GFD-Unfall ist zwar unangemessen und soll auch keine Schuldzuweisung oder Spekulation sein, zeigt aber, wie schnell auch aus harmlosen shadowing schlimmeres passieren könnte….und nicht jedes Lfz. hat einen Schleudersitz als letzten Rettungsanker.
Ansonsten ist es auch für sie: Business as usual.
Interessanterweise diskutiert man hier wieder über Technik. Wichtiger wäre aber die Situation beim fliegenden Personal und dessen Ausbildung. Genau hier siehts aber nicht so rosig aus. Übrigens ein hausgemachtes Problem, das weniger mit dem lieben Geld zu tun hat: http://augengeradeaus.net/2014/09/deutsche-kampfjets-im-baltikum-bewaffnet-an-der-russischen-grenze/comment-page-1/#comment-147964
Was sollen denn Eurofighter im Baltikum, wenn schon an den basic fighter maneuvers scheitert?
Naja, QRA geht immer. Ist mehr ein abzuarbeitendes Entscheidungsbäumchen. Und Luftkampf scheint ja zu klappen, wenn man Red Flag Alaska (F-22) nachliest.
Frage zur Breite und Tiefe der vorhandenen Crews/Technik?
Die Durchhaltefähigkeit dürfte wohl durch den wechselwöchigen Dienst gegeben sein. Ausserdem sind wohl mehrere QRAs gleichzeitig auf Status. Da kann man sich abwechseln.
@Interessierter:
Mit „Vorgarten“ dürfte so etwas gemeint sein wie „backyard“ oder „Nahes Ausland“. Das sind vielschichtige Begriffe:
http://en.wikipedia.org/wiki/America's_Backyard
http://de.wikipedia.org/wiki/Nahes_Ausland
http://en.wikipedia.org/wiki/Near_abroad („Notably, the Baltic states, which chose not to join any of the post-Soviet political organizations, are still referred to by this term at times.“)
http://de.wikipedia.org/wiki/Interessensphäre
BTW: AFAIK werden Artikelüberschriften in Zeitungen nicht von den Autoren des jeweiligen Artikels „getextet“. Ich vermute bei SPON ist das genauso.
Was hier schon durchaus richtig festgesteltt wurde mit Verweis auf Transall oder andere Flugzeuge der deutschen Luftwaffe (auch ein beständiger Name come to think of it), nämlich dass das eiserne Kreuz seit 1945, sorry seit 1944 (nicht die belorussische front vergessen) nicht in osteuropäischen Gefilden gesichtet wurde, und dass dieses Kreuz doch Verstimmung erregen würde mit seiner Präsenz, das wird jetzt hier nicht mehr erwähnt. Grade so dass der Moderator sich bremsen kann, den östlichsten Stationierungsort einer deutschen Einheit seit 1945 (sorry 1944) Marienberg zu nennen, Mrienberch im flotten Reichsdeutsch. Die Intentionen wer wen als Agressor usw. sind seit dem Deutschen Orden immer Gegenstand der Propaganda gewesen. Die Geographie aber – wo stand wer 1990, wo stand wer noch 2013, wer bleibt und wer rückt vor, sie ist empirisch. Mrienberch ist wieder unss! Lieber Himmel hilf dass es nicht wieder ein 1944 braucht …
@Sönke Marahrens:
Ohne dass nun bitte auf DEFCON 3 hochgefahren wird, aber AirPolicing ist kein wirklicher Polizeieinsatz, sondern Teil des Gesamtkonzeptes der „NATO-integrierten Luftverteidigung“ (NATINADS) http://www.nato.int/cps/en/natolive/topics_8206.htm
Ist also keine Polizeiaufgabe, aber dennoch Routine. Im Baltikum gibt es dies analog zu Island oder Albanien, die ebenfalls keine eigenen LuSK haben, bereits seit Jahren. Nur der Umfang wurde angesichts nach oben korrigiert.
vielleicht mal als Kommentar zu „regeln wie sonst auch.. einsatz“.
das kann per definitionem nicht so sein. Bei einem Nato Air policing an den Außengrenzen geht es nicht um den etwaigen abschuss eines „rogue“ airliners mit 4 jihadisten und 100 geiseln, mithin um die BVerfG judizierte situation, sondern um den potentiellen abschuss militärischer luftraumverletzer mit 1-2 piloten. (vorsätzliche militärische Luftraumverletzung ist übrigens völkerrechtlich legitimer casus belli)
die diversen Restriktionen die sich deutschland wegen der Mesnchenwürdproblematik beim abschuss gekaperter passagiermaschinen auferlegt hat sind damit nicht einschlägig.
insofern ist es keineswegs „so wie immer“ sondern kategorial anders.
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@ T.W.
„beim air policing braucht man keine mittlelstrecken raketen“
das ist gelinde gesagt myopisch. in einer möglichen konfrontation ist das mitzuführen was im falle des fllaes auch glaubwürdige verteidigung des baltischen luftraumes gegen eine moderne gegenerische luftflotte auch tatsächlich ermöglicht.
nur so tun als ob ist ein bisschen wenig. aber gut; ist ja gängige SOP hier.
@rotstift
Wenn’s dem Weltfrieden dient, dann könnten die Männer ja schnell die gelb-rot-schwarze Korkarde von den Bw-Mützchen auf ihre Flieger malen. Aber so einfach dürfte das wohl nicht gehen – abgesehen von der Verwechslungsgefahr mit den Belgiern. Und dann natürlich auch „Air Force“ statt „Luftwaffe“. Ironie aus.
@wacaffe:
Es gilt als klug, sich erstmal zu vergewissern, wer der Luftraumverletzer ist und eine Kontaktaufnahme zu unternehmen.
Das heißt: Visuelle Identifizierung, Kommunikation notfalls durch „mit den Flügeln Wackeln“ oder „Abdrängen“. Eskorte aus dem Luftraum oder zu einem Landeplatz.
Das ist Arbeit in Sichtweite. Weitreichende Luft-Luft-Bewaffnung ist da wenig hilfreich und kann allenfalls das Unfallrisiko steigern.
Was passiert, wenn Luftraumverletzer ohne „nachgucken und kommunizieren“ abgeschossen werden, dafür gibt es doch Beispiele genug. Darunter sind auch Passagierflugzeuge, die verwechselt wurden.
Worauf ich hinaus will: Es geht hier nicht nur um die Frage, ob man beschwichtigt oder klare Kante zeigt, sondern es geht auch um die Frage, wie man die Kontrolle über eine Situation behält und Risiken minimiert.
Manchmal habe ich den Eindruck hier wird die Krise herbeigeschrieben oder zumindest unterschwellig gewünscht.
Der Einsatz der Luftwaffe ist tatsächlich wie in Deutschland. Ungeklärte Luftraumverletzungen sollen untersucht werden. Da die Staaten keine eigene Luftwaffe haben übernimmt das die Nato.
Hier jetzt davon zu schreiben es sollten Waffen mit BVR-Fähigkeit mitgenommen werden ist nicht zu verstehen. BVR bedeutet die Möglichkeit der Bekämpfung eines Ziels außerhalb der Sichtweite. Das ist mit dem Auftrag nicht vereinbar. Aufgabe ist es ein Ziel zu identifizieren und das visuel und eine Kontaktaufnahme. Da passen diese BVR Waffen nun mal nicht rein.
Ich möchte dafür werben das auch hier im Block mal wieder „verbal“ abgerüstet wird.
@myopisch. Ich musste den Begriff googeln, stehe aber auf dem Standpunkt, dass diese Eurofighter dann nicht unsere erste Verteidigungslinie sind. Das geht mit dem Auftrag nicht zusammen. Auch die Nutzung von Fremdwörtern macht das leider nicht richtiger.
Dies gehört zwar nicht diekt zum Air Policing weil es auf der Erde stattgefunden hat aber doch zu den baltischen Staaten:
http://www.baltictimes.com/news/articles/35542/#.VBKhkWMu5Ac
http://news.postimees.ee/2912931/the-new-cross-and-grab-reality
Offenbar fangen Putins Faschistenbanden nun auch an, die baltischen Staaten direkt anzunagen: Waffen bei den Sympathisanten in Lettland und die Entführungen aus Estland heraus sind von Seiten der Putin Gang sicher nicht überraschend aber angesichts der offenbar weitgehend offnen Grenze Estlands scheint hier ein unterschätztes Risiko zu stecken.
Ich wäre sehr für eine verbale Abrüstung – ungeachtet der Einschätzung sind Begriffe wie Putins Faschistenbanden oder Putin Gang nicht der hier erwünschte Ton.
sorry, bei dem was die so treiben gehts mir halt durch . . . und das es sich um gewöhnluche Faschisten im Stil der 30er handelt, haben wir hier nun oft genug durchdekliniert
Bat ich nicht gerade um verbale Abrüstung?
@Thomas | 12. September 2014 – 7:34
Nur eine formale Anmerkung OT zu Ihrem Kommentar: Googeln ist ganz wichtig in diesem Blog. Das liegt schon in dem in der Bundeswehr weit verbreiteten AKÜFI. Wer damit zu tun hat, kann wohl oftmals nicht anders.
Mein persönliches Highlight des AKÜFI:
BeaSanStOffz ZMZGesWes für „Beauftragter Sanitätsstabsoffizier für die Zivil-Militärische Zusammenarbeit im Gesundheitswesen“
Lieber Herr @Thomas,
Ihre Argumentation dass man sich die „Krise wünscht“ oder sie herbeischreibt weil moniert wird, dass die eingesetzten Flugzeuge nicht mit BVR fähiger Bewaffnung ausgerüstet sind. Natürlich gibt es den Auftrag ein nicht identifiziertes Flugobjekt „visuell“ zu identifizieren und zu begleiten. Wie Herr Wiegold aber bereits weiter oben angemerkt hat gibt es bei diesem Auftrag durchaus einen Unterschied zu vergleichbarem über der Bundesrepublik: es ist zu erwarten dass es sich bei den zu identifizierenden Luftfahrzeugen durchaus um bewaffnete russische Militärmaschinen handelt. Wie Sie vielleicht wissen stellen die russischen „Flanker“ speziell beyond visual range eine ernstzunehmende Gefahr für die Eurofighter dar, da sie etwa das 3 fache an BVR Bewaffnung mit sich führen können und durch die Möglichkeit mehrere Raketen Salven zu verschiessen einen gravierenden Vorteil bzgl. Abschusswahrscheinlichkeit auf diese Distanz haben; sprich in einem derartigen Fall wird der Eurofighter gar keine Möglichkeit haben auf visuelle Distanz heranzukommen. Ohne BVR Bewaffnung ist er in der Tat fast wehrlos.
Würde man ihrer Argumentation folgen, sollten die Eurofighter gar nicht bewaffnet sein.
Denn für eine visuelle Identifizierung wird keine Bewaffnung benötigt. Und die Bewaffnung die die Eurofighter führen ist BVR nutzlos – da aber in einem ernsten Bedrohungsszenario (das anders als in den üblichen Szenarien hier durchaus im Rahmen des Möglichen ist) der Eurofighter die Visual Range gar nicht erreichen kann, können Sie sich den ganzen Einsatz sparen. Sein Sie mir nicht böse, aber das wieder diese seltsame Vogelstrausslogik – wenn ich auf einen Extremfall nicht vorbereitet bin, wird er auch nicht eintreten.