Einmal mit alles: Die Antwort auf die SPD-Anfrage zur Bundeswehr

Für einen Journalisten, das muss ich offen zugeben, ist die Antwort der Bundesregierung auf die Große Anfrage der SPD Bundeswehr – Einsatzarmee im Wandel nicht nur eine Herausforderung, sondern eine brutale Überflutung. Auf 217 Seiten Antworten auf 290 Fragen zu allem möglichen, was mit der Truppe zu tun hat, von den großen strategischen Linien über die Rüstungspolitik und den Umgang mit PTBS-Geschädigten und die Betreuungskommunikation und die Besetzung bestimmter Dienstposten bis hin zum Afghanistan-Abzug. Mit anderen Worten: Einmal mit alles, manches davon bekannt, manches neu – aber kein herausragender Punkt, der eine Berichterstattung möglich macht, ohne das halbe Buch wiederzugeben. (Was bisher so zu lesen war, dass mit den Freiwilligen, war ja auch nicht wirklich eine neue Zahl.)

Ich nutze deshalb mal die Möglichkeiten, die so ein Blog als Kommunikationsplattform bietet, und die Expertise meiner Leser: Crowdsourcing, also das verteilte Auswerten von Informationen, lässt sich ja mit dem Internet wunderbar organisieren. Zum einen weiß ich, dass jeden Leser andere Antworten auf andere Fragen interessieren, zum anderen finden wir hier alle so am schnellsten heraus, was wirklich an Informationen in diesem Antwortpaket steckt. Natürlich lese ich die Antworten selbst auch und finde vielleicht die eine oder andere Geschichte – und langfristig ist es natürlich ein hoffentlich wunderbares Nachschlagewerk. Aber gemeinsam werden wir da mehr erreichen.

Unten anhängend deshalb die Antwort der Bundesregierung – die wird zwar voraussichtlich in den nächsten Tagen ohnehin als Bundestagsdrucksache im Internet veröffentlicht, aber bis dahin kann man ja schon mal mit dem Lesen anfangen. Wo sind die Knackpunkte, wo ist wirklich was Neues drin, wo weicht die Bundesregierung von ihren bisherigen Aussagen ab?

Interessant übrigens: Nur an zwei Stellen zieht sich die Bundesregierung, also konkret das Verteidigungsministerium, auf Geheimhaltung zurück und stuft einzelne Antworten als Verschlusssache ein, die die Abgeordneten nur in der Geheimschutzstelle einsehen dürfen. Ein Punkt ist nachvollziehbar, nämlich der, bei dem es um Details des Militärischen Abschirmdienstes geht. Der andere weniger: Welche Beschaffungen für den Afghanistan-Einsatz noch geplant sind, wird nicht offen beantwortet. Nicht etwa, damit der Taliban sich nicht ausrechnen kann, was noch kommt – sondern aus Rücksicht auf die Lieferanten:

Die Einstufung erfolgte vor dem Hintergrund, dass die in der Antwort zur Frage 290 enthaltenen Übersichten Grundrechte Dritter (von beauftragten Firmen) berühren. Es ist eine diesbezügliche Einstufung geboten, da in diesem Fall aus den Auftragsvoluminas (sic) in Verbindung mit den Auftragsgegenständen auf entsprechende schützenswerte Firmendaten geschlossen werden kann.

Hinterher wüsste ja dann der Steuerzahler noch, was für einen Einsatz ausgegeben wird, der in eineinhalb Jahren deutlich runtergefahren wird. Das kann ja keiner wollen.

Und hier das Buch: BMVg_Antwort_Große_Anfrage_SPD_Bw