RC N Watch: Afghanischer Soldat erschießt drei deutsche Soldaten – Update/Zusammenfassung
Der Übersichtlichkeit halber hier noch mal die Erkenntnisse zum Vorfall am Freitag in Baghlan zusammengefasst:
Ein Afghane in Soldatenuniform hat am Freitag im Außenposten OP North in der nordafghanischen Provinz Baghlan das Feuer auf eine Gruppe deutscher Soldaten eröffnet und dabei einen 30-jährigen Hauptfeldwebel, einen 22-jährigen Stabsgefreiten und einen 21-jährigen Hauptgefreiten getötet. Die drei Männer erlagen nach dem Anschlag ihren Schusswunden; zwei weitere deutsche Soldaten wurden schwer und vier leicht verletzt. Der Attentäter wurde bei dem anschließenden Feuergefecht getötet.
(Fotos vom Ort des Anschlags sind hier zu finden.)
Der Angreifer schoss aus kurzer Distanz auf die deutschen Soldaten, die nahe der Einfahrt des Außenpostens an ihrem Schützenpanzer Marder arbeiteten. Die Bundeswehr spricht von einem ANA-Soldaten, damit scheint es ausgeschlossen, dass ein Aufständischer in afghanischer Uniform Zugang zum Lager bekam.
Die Bundeswehr erlebt damit zum ersten Mal, was andere ISAF-Nationen schon mehrfach erfahren haben – dass afghanische Soldaten oder Polizisten die Waffe gegen ihre Ausbilder bzw. Kameraden richten. Dabei muss es sich nicht zwingend um Aufständische handeln, die Armee oder Polizei infiltriert haben: es gab auch Fälle, wie im August vergangenen Jahres bei den Spaniern, in denen Afghanen aus Rache für vermeintliche falsche Behandlung und/oder im Drogenrausch das Feuer auf ISAF-Soldaten eröffnet haben.
Dem Außenposten im Norden der Provinz Baghlan hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg erst vor zwei Tagen einen Besuch abgestattet und auch dort übernachtet.
Das Statement des Ministers zu dem Vorfall – und auch zum Konzept des Partnering:
(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/281739-guttenberg-zum-op-north-18-februar-2011)
Ist nicht das wirklich tragische, dass zu Guttenbergs Dissertation das prägende Thema heute war und dieser grausame Vorfall nur eine Randnotiz ist?
Herr Wiegold, Ihr Blog wirklich in allen Ehren! Aber muss das mit dem Foto sein? Einen Mehrwert an Informationen gewinne ich dadurch nicht wirklich.
Bitte verstehen Sie das nicht als generelle Kritik an Ihrer Arbeit, die ich wirklich sehr schätze!
So viel zum Thema Partnering, ob sich darauf Vertrauen aufbauen lassen kann ist nicht nur fraglich, sondern scheint ausgeschlossen. Man sieht wohin es führt in einem Lager mit Überläufern zu sein. Nicht umsonst rät auch die TB Führung zur Reintergration und dann abwarten was der Springbreak so bringt, wenn man aus Pakistan zurück kommt.
Die Taliban haben bestritten, das sie hinter dem Anschlag stehen.
Und ich finde das Photo nicht unwichtig, gibt es mir doch als „Eingeweihter“ eine Ahnung, was da gerade passiert, wie Kräfte gegliedert sind etc. So ist es interessant zu sehen, wieviel BAT da vor Ort stehen – anscheind waren wohl draussen nicht so viele Kräfte unterwegs. Zum Glück…
Danke für den Hinweis auf die Bildberichterstattung.
@ Voodoo
Ja das haben sie, aber sagt meiner Meinung nicht viel aus. Gerade in PEK District haben sie ein Stronghold.
Exakt – es hatte mich aber trotzdem ein bisschen gewundert, reissen sie sich doch sonst um jeden Meldung über gefallene Ungläubige.
Edith meint: Und da ist er wieder – der rasende BILD – Reporter, der noch vor einigen Wochen auf der Gorch Fock – Story herumgeritten ist, wie ein waschechter Texaner… Heute erklärt er uns die schlimmen Zustände in der ANA… Ein echter Tausendsassa, ihr Kollege.
http://www.bild.de/BILD/politik/2011/02/18/afghanistan-einsatz-bundeswehr-anschlag-zwei-tote/so-verloddert-ist-die-afghanische-armee.html
Das ZDF meldet gerade, dass ei. dritter Soldat gestorben ist. Scheiße, Scheiße, Scheiße.
Eine Zusammefassung vonTerroranschlägen durch ANA-Soldaten bei N24:
„Schon in den vergangenen Monaten hatte es Angriffe einzelner afghanischer Sicherheitskräfte auf ISAF-Soldaten gegeben. Ende November erschoss ein Offizier der afghanischen Grenzpolizei in einem Ausbildungslager in der östlichen Unruheprovinz Nangarhar sechs Angehörige der Schutztruppe. In der nordafghanischen Stadt Masar-i-Scharif tötete im Juli ein afghanischer Soldat einen afghanischen Kameraden und zwei amerikanische Zivilangestellte.
Britischer Soldat kurz zuvor getötet
Kurz davor waren in der südlichen Provinz Helmand drei britische Nato-Soldaten von einem afghanischen Soldaten getötet worden. Eine direkte Verbindung zu den radikal-islamischen Taliban konnte in allen Fällen nicht nachgewiesen, aber auch nicht ausgeschlossen werden. Das stark befestigte Lager „OP North“ liegt etwa 70 Kilometer südlich von Kundus. Da der Stützpunkt derzeit ausgebaut wird, halten sich viele afghanische Arbeiter und Soldaten dort auf.
Das „OP North“ spielt aber auch eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung afghanischer Soldaten. Die Bundeswehr soll gemeinsam mit der afghanischen Armee operieren, damit die einheimischen Kräfte aus den Erfahrungen lernen und selbst Verantwortung übernehmen können. Dieses so genannte Partnering soll den Weg für einen Abzug der Internationalen Schutztruppe ISAF bereiten. Deutschland will die Präsenz der Bundeswehr – wenn möglich – ab Ende 2011 reduzieren. “
http://www.n24.de/news/newsitem_6671846.html
Zum Link oben auf den Ort des Anschlags: Dieses Bild und dazu noch drei, vier, habe ich heute schon auf einer online-Zeitungsseite gesehen, ist mir aber entfallen wo.
Es sind also offizielle Bilder.
@Sascha Stoltenow, sind Sie sicher?
Oder sind es drei zusammen mit dem Terroristen und den zwei BW-Soldaten?
@Reinhard: Es kam im heute-journal quasi live rein, insofern bin ich sicher, es gehört zu haben.
Macht doch keine Panik. Möglicherweise greifen die Aufständischen hier gezielt jenen Teil des Einsatzes an, der halbwegs funktioniert, in der Hoffnung, PSYOPS-mäßig einen Keil zwischen ANA und ISAF zu treiben. Bei aller Kritik an der ANA: Diese muss nicht perfekt sein, sondern nur besser als die Aufständischen, und das ist sie dank westlicher Ausbildung und Ausrüstung meistens.
Bei Welt online gibt es insgesamt fünf Bilder vom Anschlagsort:
http://www.welt.de/politik/ausland/article12587396/Afghane-toetet-Bundeswehr-Soldaten-im-eigenen-Lager.html
Von AP/DAPD aufgenommen.
(Wundert mich, dass bei diesem Gefecht eine Nachrichtenagentur dabei war)
„Ein dritter Schwerverletzter, ein 21-jähriger Hauptgefreiter, erlag inzwischen seinen Verwundungen“
Was Sascha Stoltenow sagt; jetzt auch auf tagesschau.de.
Heute kommt es dicke: Vier Verwundete bei Panzerfaust-Treffer auf Marder.
Quelle: Bundeswehr, http://tinyurl.com/69fweft
Drecksfeiger Anschlag. Erst sich das Vertrauen erschleichen, um dann feige einen Anschlag zu verüben. Das treibt mir Wuttränen in die Augen.
Jeder ANA-Soldat sollte erst seine Loyalität bewiesen haben, indem er ohne NATO- /ISAF-Beteiligung gegen Aufständische gekämpft hat.
Wer ist denn von den 130.000 ANA-Soldaten wirklich kampftauglich? Masse geht über alles. Kann doch nicht sein.
@Reinhard A.
Bei Ihnen haben die Aufständischen mit ihrer erfolgreichen Aktion genau die Wirkung erreicht, die sie erreichen wollten. Wenn es nach den Aufständischen ginge, dann würde die Bundeswehr morgen alle Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte einstellen und sich wieder in die sicheren Lager zurückziehen, so wie man es nach den Anschlägen in Kunduz im Mai 2007 getan hat. Auch damals waren die Aufständischen mit geringem Aufwand sehr erfolgreich. An der Bewältigung der Folgen des damaligen Rückzugs aus der Fläche arbeitet man heute noch.
Als Zyniker mit ANP-und ANA-Unterstützungserfahrung sehe ich in dem erfolgreichen Anschlag zudem etwas positives: Offenbar wurde der Schütze gut ausgebildet, denn Afghanen sind normalerweise miserable Schützen, die in der Regel den ungezielten Feuerstoß bevorzugen und üblicherweise wenig Wirkung im Gefecht erzielen. Sollte der Feindkämpfer tatsächlich knapp ein Dutzend deutscher Soldaten getötet oder verwundet haben, wäre dies ein Beleg der Qualität der ANA-Ausbildung.
@Orontes: Ja, aber weil das so ist, halte ich den geplanten Abzug für unrealistisch, eine politische Lüge. Und selbst wenn wir abziehen, so wird es keine Übergabe in Verantwortung.
Trotz des Stimmungstiefs sollte man aufpassen nicht vom hohen Ross herab zu urteilen.
Das Gros des Blutzolls tragen mit Abstand die Afghanen. Und das mit einer Ausrüstung, mit der Bundeswehrsoldaten nichtmal das Lager verlassen würden.
Nur wird darüber in Deutschland schlicht kaum berichtet, auch von der Bundeswehr nicht.
Orontes,
was hilft ihre abstrakte zynische Betrachtung dem BW-Soldaten vor Ort in Afghanistan?
Wie soll er wissen, welchem ANA-Soldaten er vertrauen kann?
@Sascha Stoltenow
„Ja, aber weil das so ist, halte ich den geplanten Abzug für unrealistisch, eine politische Lüge. Und selbst wenn wir abziehen, so wird es keine Übergabe in Verantwortung.“
Ich halte den Einsatz ingesamt für einen Fehler und glaube nicht an dessen Erfolg. Dennoch war es meine Pflicht, mich dafür einzusetzen, dass er zum Erfolg wird. Wie HAL 9000 in „2001“ entwickelte ich vor diesem Hintergrund eine gewisse Schitzophrenie und verbrachte Jahre meines Lebens damit, hart an etwas zu arbeiten, an das ich nicht glaubte.
@ Orontes,
afghanische Schützen sind keineswegs miserabel, vorallem die Pashtunen lernen von der Pike auf mit einem Sturmgewehr zu feuern und machen dies leider auch ziemlich gut…im Norden gibt es die zwar nicht oft, aber insgesamt gesehen können die ziemlich gut mit ihren waffen umgehen…
Die Bundeswehr hat den dritten Gefallenen ebenfalls bestätigt.
@Reinhard A.
„Wie soll er wissen, welchem ANA-Soldaten er vertrauen kann?“
Vertrauen kann man erst einmal niemanden, aber bei Afghanen kann man Vertrauen aufbauen, vor allem durch Gewährung von Respekt. Nicht alle Vorfälle dieser Art hatten INS-Hintergrund. Manchmal fühlten sich die Täter nur gedemütigt, und da sie ihr Leben nicht allzu wichtig nahmen, versuchten sie durch solche finalen Akte die Würde zu erwerben, die sie ansonsten niemals hätten erlangen können. Können Sie sich in den sechsten Sohn einer paschtunischen Familie hineinversetzen? Sie können nicht heiraten und Nachkommen zeugen, sie werden nichts erben, und ihre Perspektive auf eine anerkannte Rolle in der Gemeinschaft ist gleich Null. Was würden Sie tun, wenn Ihnen jemand anbietet, dass es doch noch einen Weg zu Ehre und Würde gibt und sie ein Hauptfeldwebel einer ISAF-Armee sie gestern vor versammelter Mannschaft bloßgestellt hat (ohne sich dessen bewusst zu sein) und ihnen den letzten Rest an Würde raubte, den sie noch zu besitzen meinten?
Vielleicht war es auch anders, und die Familie des Täters kämpfte ums Überleben, und um dieses sicherzustellen, opferte sich der Täter, damit seine Familie einen gewissen Geldbetrag erhielt.
Wie auch immer: Man geht in diesem kulturellen Umfeld stets ein Risiko ein, aber es hilft einem, wenn man bereit ist, sich auf Wertesysteme einzulassen, die hierzulande eher unpopulär sind.
Und es geht weiter…
NW von Kunduz wurde ein SPz Marder von einer RPG getroffen, 4 WIA, einer davon schwer.
@Orontes:
Dem ist nichts hinzuzufügen!
@Orontes
Im Idealfall richtig, aber die Frage stellt sich, ob diese Aufgabe angesichts der Komplexitaet ueberhaupt loesbar ist. Diese staendige innere Zerissenheit der Risikoabschaetzung ist meiner Meinung nach zu Ressourcenintensiv. Das Screening der ANA-Kraefte muss besser sein.
Auch wenn diese Vorfaelle statistisch wahrscheinlich nicht ins Gewicht fallen, wird es wohl doch schwierig, die Kamerade nun zur weiteren Zusammenarbeit mit ANA zu motivieren. Und ich moechte auch eine Soldaten nicht uebermaessig in Afghanische Braeuche einweihen, denndas ist zeitlich ueberhaupt nicht drin. Das Ausbildungskonzept fuer ANA und ANP scheint mit der heissen Nadel gestrickt.
Und irgendwann reichts mir auch mit dem Verstaendnis. Da sind die Afghanen auch in der Bringschuld, inkl. Karzai und die restliche Bande, die wir finanzieren und verteidigen.
@all
Danke für die Hinweise; ich habe die Aktualisierung zum dritten Gefallenen mit aufgenommen.
Noch zu den Fotos, da es einige irritiert hat: Die AP-Fotografin Anja Niedringhaus (auch hier im Blog schon öfter erwähnt und verlinkt) arbeitet derzeit an einer Reportage über die U.S.-MedEvac-Helikopter und war offensichtlich mit diesen Hubschraubern unterwegs, als der Anschlag passierte.
@ Vodoo: Ich will das Foto nicht nocheinmal sehen. Was interessieren mich Kräftegliederungen oder wieviele BAT’s vor Ort waren, wenn ich daneben liegend (mittlerweile) gefallene Kameraden sehen muss.
Ich will auch nicht darüber diskutieren, ob es nun sinnvoll ist solche Foto’s zu zeigen oder nicht. Ich weiß auch nicht…dieser Anschlag trifft mich auf irgendeine Art und Weise besonders hart, obwohl ich niemand der Betroffenen gekannt habe. Vielleicht einfach weil es keine Begründung für den Tod der drei Kameraden gibt. Die Kameraden haben sich vermutlich in etlichen Feuerkämpfen bewiesen und fallen schlussendlich weil irgendein **** meint durchdrehen zu müssen. Es ist einfach eine riesengroße Scheiße!
@Ben:
Ich kann verstehen das einem die Bider nahegehen, aber auf der anderen Seite ist das wohl auch der einzige Weg den Leuten in Deutschland begreiflich zu machen was hier vor sich geht und was den Soldaten abverlangt wird.
Ich hätte es aber begrüsst wenn auf welt.de und co die Namen der Helfer unkenntnlich gemacht worden wären.
@Ben: Mir geht es ähnlich, obwohl ich weiß Gott schon lange raus bin. Dennoch halte ich die Bilder für wichtig, denn welches Bild von Afghanistan haben wir denn in Deutschland? Anerkennung läuft in der Mediengesellschaft stark über Bilder.
@Orontes: Sich auf das Wertesystem der Afghanen einzulassen hielte ich für sinnvoll – der Preis wären jedoch unvorstellbare und politisch nicht zu rechtfertigende Vorgehensweisen. Hier liegt die eigentliche Asymmetrie dieses Einsatzes.
Der Blick in die heutige Zeitung zeigt mal wieder schön, wie verlogen eine großer Teil unserer Presse ist.
Dieser tragische Vorfall bekommt eine kleine Meldung mittendrin, ist ja auch gerde kein Skandal erkennbar, bei der man nebenenbei BW und ihre Soldaten hämisch mit Scheiße beschmeißen kann.
Und auch kein Politiker den man mit Hilfe dieses Vorfalls auf dem Rücken der Soldaten in einen U-Ausschuss zerren kann (der zerlegt sich ja gerade selber)…
Einfach mal Mitgefühl und Anerkennung für die Gefallenen zum Ausdruck zu bringen, ist in deutschen Medien anscheinend ein No-Go.
Wenn ich an die Familien der Soldaten denke wird mir ganz anders.
Der nächste „Skandal“ lässt sich aber bestimmt bald herbeischreiben.
@ Ben
Ich kann Ihnen nur zustimmen! Die Sinnlosigkeit dieses heimtückischen (und hier trifft der von Politikern oft mißbrauchte Tatbestand ausnahmsweise voll zu) Vorfalls macht die Sache besonders traurig.
Zu den Bildern – auch mir gehen diese Bilder sehr nah, muß aber Volker hat Recht.
Vielleicht schaffen es solche Bilder bei einigen Politikern einen Blick für das wesentliche zu bekommen. Damit diese sich daran zurück erinnern das es Menschen gibt die in deren Auftrag irgendwo in AFG ihr Leben riskieren, während die Vertreter des Volkes versuchen, einen Fehler bei einem anderen Kollegen zu finden!!
Danke an alle User hier im Blog und auch an Herrn Wiegold, das es hierin erster Linie nur um die Bundesehr, den Einsätzen und der Sicherheitspolitik geht.
Herr Wiegold bringt die Fakten eines Themas auf den Punkt und zittiert nicht tausende Artikel aus anderen Zeitungen (wie in andrenen Blogs) DANKE
Ohje, furchtbarer Tag.
Ich weiss nicht, wer hier noch facebook-Benutzer ist aber ich habe meinem Profil eine gelbe Schleife verpasst.
Anders lässt sich Support und mitgefühl diesertage kaum vermitteln, habe ich den Eindruck. Jedenfalls wenn ich die Onlinezeitungen so durchsehe…
Und schwups, ist man bei Spiegel Online wieder fertig mit der Gefühlsduselei über den Anschlag und schlachtet lieber weiter eine Story über den Minister aus:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,746518,00.html
Manchmal möchte ich diesen… Journalisten… meine tiefste Verachtung ins Gesicht spucken.
gute Idee
Es ist erschreckend dass, das ZDF einen viel größeren Wert darauf legt das KTzG sich verhaspelt (man bedenke, das er Stunden vor dem 1. Statement vom hinterhältigen Vorfall in AFG erfahren musste, in dem Er am Vortag noch übernachtet hatte und kurz vor dem Statement noch die Nachricht erhielt das ein Kamerad gefallen ist ( VIELLEICHT EIN KAMERAD DEN ER PERSöNLICH INS GESICHT GESCHAUT HAT), anstatt gebührend über den Tod von (zu diesem Zeitpunkt) ZWEI deutschen Staatsbürgern zuberichten. Und das von den Herren Feldhoff und Huppert!!!!!!!
Ich gedenke der gefallenen und richte mein aufrichtiges Beileid an die Familien der Gefallenen und der Verwundeten
@McFly: bei Ihnen und vielen anderen geht die Kalkulation des Ministers voll auf. Wir müssen beides betrachten und bewerten. Und wer sich über die Medien beschwert und sie verachtet, verachtet sich selbst – oder liest die falschen. Die FAZ bspw. hat beide Themen sehr angemessen aufbereitet. Darüber hinaus verhandeln wir anhand der öffentlichen Person zu Guttenberg etwas sehr grundsätzliches, nämlich wie wir es in unserer Gesellschaft mut Wahrheit, Klarheit und Verantwortung halten wollen. Die Antwort kann nicht sein, den politischen Gegner und die Medien pauschal zu verurteilen – genausowenig, wie es ausreicht, zu Guttenberg pauschal zu verdammen.
Der gestrige Tag hat nur mal wieder gezeigt in was für einer Bananenrepublik wir teilweise leben!
Da sterben 3 Soldaten die in unser aller Namen einen Krieg in Afghanistan führen und den Medien ist das nur ein Nebensatz wert.
Unsere tollen Politiker sind mit einer lächerlichen Streiterei um eine Doktorarbeit beschäftigt! Ich will den Guttenberg nicht verteidigen,der hat Mist gebaut,aber er ist schon blamiert.Da braucht man als Politiker nicht mehr seinen Senf dazu geben!
Die sollen lieber mal ihren Regierungsjob erledigen,wozu sie eigtl da sind.Aber das können die ja auch nicht, siehe Hartz 4!
Daneben find ich auch die Berichterstattung vieler Medien zum Kotzen!!Da kommen Sondersendungen zum Thema Guttenberg…da fragt man sich echt wo man lebt!!
Nicht mal mehr im Falle des Todes deutscher Soldaten gibt es Anerkennung für deren Leistung.Davor braucht man ja auf keinen Fall mit Anerkennung zu rechnen!
Als Soldat in Afghanistan würd ich mich echt fragen wozu ich da unten Krieg führen muss.Da kann man die Truppen auch gleich abziehen,den es juckt ja scheinbar kaum einen in Deutschland was in Afghanistan abgeht.Wozu sind wir dann noch da unten?
Das Land versinkt wird höchstwahrscheinlich im Chaos versinken und wenn hier nicht mal mehr der Versuch der Stabilisierung des Landes Anerkennung findet,dann kann man es gleich lassen!
@sascha Stoltenow
Da haben Sie meine Zeilen falsch interpretiert. Natürlich bleibt es die Aufgabe der Medien das rechte Licht auf bestimmte Szenen zu werfen.
Ich (persönlich) finde es halt schade, das in der Berichterstattung der Tod dreier Soldaten hinter dem Thema Dr-Titel zurückfällt. Gestört hat mich insbesonders, beim ZDF das bewußt das Verhaspeln gesendet wurde und nur da möchte KTzG in Schutz nehmen, weil ich mir vorstellen kann das bei KTgZ zu diesem Zeitpunkt alles zusammen kam.
Grundsätzlich stehe ich zur Meinungsfreiheit und vorallem zur Pressefreiheit
@Pille
Dass die Afghanen solch grossartige Schützen seien ist ein Mythos. Herr Chivers hat sich im „At War“-Blog der New York Times sehr umfangreich mit dem Thema auseinander gestzt (kann die Artikel leider grade nicht verlinken).
@jene, die sich sont immer über das Desinteresse am BW-Einsatz aufregen:
Verhält man sich hier gegenüber den afghanischen Soldaten wirklich anders?
Vorurteilsbelastetes „freundliches“ Desinteresse, das nur durchbrochen wird wenn mal was schiefgeht. Dann wird sich kräftig empört, jeder hats ja schon immer geahnt, und das war’s dann auch schon wieder.
Fehlt jetzt nur noch ein „Warum soll ich mich für die ANA interessieren, dass sind doch eh alles nur Söldner und Mörder“…
Sehr geehrter Herr Stoltenow,
nehmen sie es mir nicht übel, aber „Und wer sich über die Medien beschwert und sie verachtet, verachtet sich selbst – oder liest die falschen.“ ist der größte Schwachsinn, den ich seit Langem gelesen habe. Ich schiebe es mal darauf, das sie evtl. noch keinen Morgenkaffee hatten, als sie das geschrieben haben.
Ist es doch mit unsere größte Freiheit, sich mit Dutzenden von Tageszeitungen o.ä. auseinadersetzen zu können. Warum sollte ich da geistige Schäuklappen anlegen und nur einen Bruchteil lesen, wenn ich z.B. auch mal beim Spiegel oder Stern nachschauen kann. Und am Ende nehme ich mir das Recht, auch einmal meinen Unmut darüber zu äußern, wie die Schwerpunktsetzung einiger Blätter wohl ist. Eine pauschale Verurteilung fand bei mir nicht statt, ich bezog mich eindeutig auf Spiegel Online.
Heute in BILD online, BW-Soldaten berichten anonym vom OP North:
Ein Soldat aus dem OP North: „Es ist kein Geheimnis, dass die alle ständig kiffen. Die sind immer zu viert oder fünft in ein kleines Waldstück neben OP North gegangen und haben gekifft. Jeder deutsche Soldat weiß, dass die die ganze Zeit zugedröhnt sind.“
Und ein anderer Soldat sagt: „Die sind wegen der Drogen völlig unzurechnungsfähig. Es ist grob fahrlässig, dass man uns mit denen auf Patrouille schickt.“
(…)
Nach BILD-Informationen wollen sich allerdings zahlreiche deutsche Soldaten im „OP North“ zukünftig weigern, mit der afghanischen Armee zusammen zu arbeiten.
http://www.bild.de/BILD/politik/2011/02/18/afghanistan-einsatz-bundeswehr-anschlag-zwei-tote/so-verloddert-ist-die-afghanische-armee.html
Ja, genau so ist es richtig. Danke BILD Die deutsche Öffentlichkeit soll und muß erfahren, was vor Ort die BW-Soldaten erleben. Vor Ort aus erster Hand, durch BW-Soldaten.
Die ganze allgemeine Diskutiererei über das Mandat und die Politik hilft den BW-Soldaten NULL. Sie müssen mit der Lage vor Ort fertig werden, und das noch für lange lange Zeit.
@Reinhard A.
„Und ein anderer Soldat sagt: „Die sind wegen der Drogen völlig unzurechnungsfähig. Es ist grob fahrlässig, dass man uns mit denen auf Patrouille schickt.“
Wer hat diese Strategie unterzeichnet? Wer hat sie abgezeichnet trotz besserer Ratschläge! Wer reduziert die Mittel und die Soldaten in ihrer Anzahl? Wer reduziert den Lufttransport (Transall, CH -53, A400M…)? Wer reduziert das Weihnachtsgeld? Wer schickt die Soldaten in den Einsatz (Litauen) und vergütet sie als ob sie auf Übung sind? Wer schließt die Standorte? Wer verknüpft sein Privatleben mit seinen Aufgaben als Minister(aber nur wenn es ihm dient)? Wer zieht die Boulevard Presse in den Einsatz? Wer ist stolz sie als Instrument zu gebrauchen?
Aber ist für nichts verantwortlich!!!!
@Reinhard A., Elhanan
Danke für den Link, wenn man danach sucht, findet man man bei anderen ISAF-Ländern ähnliches. Die Afghanische Armee stinkt offenbar seit langem bereits vom Kopf her. Die deutsche Regierung will es offenbar nicht so richtig wahrhaben.
http://www.dailytimes.com.pk/default.asp?page=2011%5C02%5C02%5Cstory_2-2-2011_pg3_4
Fehlt nur noch, dass ein deutscher Verteidigungsminister wieder nach Afghanistan fährt, um der Sippe des erschossenen Afghanen Blutgeld zu zahlen.
@Voodoo: Meine Gedanken mit diesem diffamierenden Superlativ zu belegen, finde ich angesichts dessen, was sonst so zu lesen ist für bemerkenswert ;-) Aber vielleicht habe ich mich auch nicht präzise genug ausgedrückt. Was ich meinte ist, dass wir frei nach Luhmann, das, was wir über die Welt wissen, aus den Medien wissen. In diesem Sinne war das „selbst“ in meinem Statement nicht individuell gemeint, sondern auf die Gesellschaft bezogen. Und da geschieht in der Tat Bemerkenswertes. Menschen, die Lüge und Täuschung verachten, sind bereit, das zu relativieren, weil sie den politischen Gegner, die Medien, die Wissenschaft im Zweifelsfall noch stärker verachten. Diesem Spiegelbild in unseren Medien können wir uns nicht entziehen.
Wie dem auch sei, ich werde mich bemühen, auch weiterhin unabhängig von politischen Sympathien, den ein oder anderen Gedanken zu spinnen – auch wenn ich Gefahr laufe, zu irren. Das Ziel dabei ist es, eine so genuin soldatische Perspektive auf den öffentlichen Diskurs zu werfen, denn genau die fehlt.
Ich entschuldige mich für die Schärfe meines Kommentars, was ich damit auszudrücken versuchte, ist denke ich ersichtlich. Mich haben die gestrigen Ereignisse auch mehr mitgenommen, als mit lieb wäre.
Angekommen, angenommen, Mund abputzen, weiter gehts.
Um nochmal auf die Fotos zurückzukommen, die so unterschiedlich aufgenommen wurden: Aus meiner Sicht wäre es falsch so eine Informationsquelle zu unterschlagen. Das mag jeder für sich selbst unterschiedlich bewerten und es ergibt sich auch die Frage wie nah das Bild an die Tragödie herangehen darf. In so einem Fall ist es doch gut das Bild zu verlinken und nicht direkt auf der Startseite des Blog anzuzeigen. So kann jeder für sich selbst entscheiden ob er dem nachgehen möchte oder nicht.
Will man so einen Krieg gewinnen, muss man mit solchen Vorfällen leben. Das war doch auch im Irak schon so, dass immer wieder einheimische Sicherheitskräfte durchgedreht sind oder für die INS gekämpft haben. Ohne sich zusammen „den Poncho zu teilen“ (oder wie hat KTzG das ausgedrückt?) geht es wohl nicht.
Was mich wirklich wundert ist, dass gegen den Drogenmissbrauch nicht härter vorgegangen wird. Wären drakonische Strafen innerhalb von Armee und Polizei in Afghanistan nicht landesüblich akzeptabel?
Zu dem anderen Anschlag: 4 Verwundete + Ausfall des SPz bei RPG-Angriff auf Marder klingt ja fast nach einem unglücklichen Heckklappentreffer. Zumindest dachte ich, dass seit meiner Zeit (A3) sich soviel geändert hat, dass vorn und an den Seiten keine RPG mehr durchkommt.