Need for Speed: Verteidigungsministerium bündelt Anstrengungen für Einsatzbereitschaft

Es klingt für Außenstehende wie eine lediglich bürokratische Neuregelung, bedeutet aber für das Verteidigungsministerium wie für die Bundeswehr einen wichtigen Schritt für eine Verbesserung der Einsatzbereitschaft: Für die rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten, in in diesem und den kommenden Jahren der NATO für ihre Eingreiftruppe NATO Response Force gemeldet sind, soll die Ministeriums-Abteilung Führung Streitkräfte künftig zentral dafür sorgen, dass diese Truppe auch einsatzbereit ist.

Zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft wird dafür eine Koordinierungsgruppe „Einsatzbereitschaft NRF“ eingerichtet, die vom stellvertretenden Abteilungsleiter, Konteradmiral Jean Martens, geleitet wird. Martens wird dafür zum Beauftragten NATO Response Force ernannt, heißt es in der Weisung vom 13. Juni, die Augen geradeaus! vorliegt.

An der Koordinierungsgruppe werden praktisch alle Abteilungen und Unterabteilungen des Ministeriums, die Inspekteure der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche (interessanterweise außer dem Inspekteur Cyber- und Informationsraum) sowie die Ämter für Infrastruktur, Beschaffung und das Logistikkommando der Bundeswehr beteiligt.

Damit bündelt das Wehrresort erstmals (wieder) auf Ministeriumsebene die zersplitterten Zuständigkeiten für die Einsatzbereitschaft zumindest des Teils der Bundeswehr, der der NATO für schnelle Einsätze zugesagt ist – und angesichts der beteiligten Abteilungen und Ämter dürfte das Ziel sein, nötige Beschaffungen für die Truppe wie auch organisatorische Fragen schneller zu regeln.

Damit sich zum Beispiel so was wie mit der Sturmhaube nicht wiederholt: Weil scheinbar ein Teil der Winterausrüstung für die Soldaten der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) fehlte, wurde per Weisung das Einsammeln der Sturmhauben angeordnet, dann wiederrufen. Und erst später stellte sich heraus: Sowohl diese Sammlung als auch der Plan, neue Sturmhauben zu kaufen, war überflüssig – weil noch Tausende dieser Dinger im Depot lagen, was aber an der Spitze niemand wusste.

Besonders dringlich ist die Bündelung der Zuständigkeit gerade für die VJTF, deren Landkomponente für das kommende Jahr von einer deutschen Brigade geführt wird. Bis zur NATO-Übung Trident Juncture im Oktober und November in Norwegen müssen die deutschen Soldaten dieser VJTF ihre Ausrüstung komplett haben.

Mit der Einrichtung dieser Koordinationsgruppe erhält auch der Leiter der Abteilung Führung Streitkräfte, der erst vor kurzem ins Amt gekommene Generalmajor Generalleutnant Markus Laubenthal, eine starke Stellung im BMVg-Gefüge. Die Verantwortung für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte könnte damit langfristig wieder an einer Stelle konzentriert werden. Vorerst ist die neue Koordinierungsgruppe allerdings bis Ende Mai 2020 befristet – mal sehen, was daraus wird, da die Bundeswehr im Jahr 2023 erneut die VJTF-Brigade stellen soll.

(Archivbild: Ein Soldat der 2. Staffel des 1. Bataillons des Objektschutzregiment der Luftwaffe sichert das Gelände auf dem Truppenübungsplatz Teulada auf Sardinien bei der NATO-Übung Trident Juncture Ende Oktober 2015 – Bundeswehr/Jane Schmidt)