Need for Speed: Verteidigungsministerium bündelt Anstrengungen für Einsatzbereitschaft
Es klingt für Außenstehende wie eine lediglich bürokratische Neuregelung, bedeutet aber für das Verteidigungsministerium wie für die Bundeswehr einen wichtigen Schritt für eine Verbesserung der Einsatzbereitschaft: Für die rund 10.000 Soldatinnen und Soldaten, in in diesem und den kommenden Jahren der NATO für ihre Eingreiftruppe NATO Response Force gemeldet sind, soll die Ministeriums-Abteilung Führung Streitkräfte künftig zentral dafür sorgen, dass diese Truppe auch einsatzbereit ist.
Zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft wird dafür eine Koordinierungsgruppe „Einsatzbereitschaft NRF“ eingerichtet, die vom stellvertretenden Abteilungsleiter, Konteradmiral Jean Martens, geleitet wird. Martens wird dafür zum Beauftragten NATO Response Force ernannt, heißt es in der Weisung vom 13. Juni, die Augen geradeaus! vorliegt.
An der Koordinierungsgruppe werden praktisch alle Abteilungen und Unterabteilungen des Ministeriums, die Inspekteure der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche (interessanterweise außer dem Inspekteur Cyber- und Informationsraum) sowie die Ämter für Infrastruktur, Beschaffung und das Logistikkommando der Bundeswehr beteiligt.
Damit bündelt das Wehrresort erstmals (wieder) auf Ministeriumsebene die zersplitterten Zuständigkeiten für die Einsatzbereitschaft zumindest des Teils der Bundeswehr, der der NATO für schnelle Einsätze zugesagt ist – und angesichts der beteiligten Abteilungen und Ämter dürfte das Ziel sein, nötige Beschaffungen für die Truppe wie auch organisatorische Fragen schneller zu regeln.
Damit sich zum Beispiel so was wie mit der Sturmhaube nicht wiederholt: Weil scheinbar ein Teil der Winterausrüstung für die Soldaten der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) fehlte, wurde per Weisung das Einsammeln der Sturmhauben angeordnet, dann wiederrufen. Und erst später stellte sich heraus: Sowohl diese Sammlung als auch der Plan, neue Sturmhauben zu kaufen, war überflüssig – weil noch Tausende dieser Dinger im Depot lagen, was aber an der Spitze niemand wusste.
Besonders dringlich ist die Bündelung der Zuständigkeit gerade für die VJTF, deren Landkomponente für das kommende Jahr von einer deutschen Brigade geführt wird. Bis zur NATO-Übung Trident Juncture im Oktober und November in Norwegen müssen die deutschen Soldaten dieser VJTF ihre Ausrüstung komplett haben.
Mit der Einrichtung dieser Koordinationsgruppe erhält auch der Leiter der Abteilung Führung Streitkräfte, der erst vor kurzem ins Amt gekommene Generalmajor Generalleutnant Markus Laubenthal, eine starke Stellung im BMVg-Gefüge. Die Verantwortung für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte könnte damit langfristig wieder an einer Stelle konzentriert werden. Vorerst ist die neue Koordinierungsgruppe allerdings bis Ende Mai 2020 befristet – mal sehen, was daraus wird, da die Bundeswehr im Jahr 2023 erneut die VJTF-Brigade stellen soll.
(Archivbild: Ein Soldat der 2. Staffel des 1. Bataillons des Objektschutzregiment der Luftwaffe sichert das Gelände auf dem Truppenübungsplatz Teulada auf Sardinien bei der NATO-Übung Trident Juncture Ende Oktober 2015 – Bundeswehr/Jane Schmidt)
Hoffentlich führt das zu wirklichen Verbesseungen und ist nicht nur eine Org-Stufe mehr, die rumpfuscht…
Und wenn du mal nicht weiter weißt, dann Gründe einen Arbeitskreis (Koordinierungsgruppe).
Die gesamte jetzige Bw-Struktur wurde auf Einsätze hin ausgerichtet, trotzdem „braucht“ man jetzt einen weiteren „Koch“ neben all den Stäben, Ämtern und Kommandobehörden, unglaublich.
Ach,…. was reg´ ich mich eigentlich auf, die Ministeriumsspitze lernt es eh nicht, das weniger manchmal mehr ist.
@Pio-Fritz
In der Tat,
und zwar auf lange im Voraus planbare Auslandseinsätze. Nicht auf Einsatzbereitschaft größerer Zahlen in der Landes- und Bündnisverteidigung.
Immer wenn Verantwortung zentral „gebündelt“ werden soll, wird es kritisch. Das Beispiel mit den Sturmhauben zeigt doch, dass bestehende Verfahren entweder nicht beherrscht oder gar nicht angewendet wurden.
Wenn es einer richten kann, so mam ihn lässt, mit Weisungsbefugnis gegenüber den Zugeordneten, dann mein alter Kamerad „Laube“.
Hhhmm. Ich hoffe das daraus eine langfristige Geschichte wird. Sonst ist es mir als Nicht NRF Soldat egal, welche Behörde mir den letzten Rest Material weg nimmt…
@Pio-Fritz:
Aber ein sowas von dickes +1!!
@T.Wiegold | 15. Juni 2018 – 14:31
Ja, was Zahlen angeht sind wir schon richtig bescheiden geworden. Bei einer (!) Brigade von „Einsatzbereitschaft größerer Zahlen“ zu sprechen ist da bezeichnend und irgendwie auch peinlich.
Und seit wann weiß das Vtg-Ministerium, das VJTF 2019 ansteht? Was ist da „lange im Voraus“? Wie viel „Voraus“ noch? Und wo ist da der Unterschied in der Planung für einen sonstigen Auslandseinsatz (z.B. ISAF)?
Und dann will man (BuReg) in der Weltliga der Außen- und Sicherheitspolitik mitspielen, hat aber nur 3. Liga Streitkräfte im Angebot, was Umfang und Einsatzbereitschaft angeht. Es ist zum heulen.
Das wird nur eine weitere Organisationsstruktur, die sich wie alle anderen Elemente auch nur gegenseitig hemmen.
Mit jeder neuen Struktur haben wir uns mehr Ebenen gegönnt, Vorantwortungen zerschlagen und wieder gebündelt, so lange, bis jeder OrgBer macht was er will. Koordination und Abstimmung gibt es kaum noch. Das Ministerium schwebt über allem, kontrolliert, ist aber nur noch strategisch verantwortlich.
Das Maximum was diese Gruppe erreicht, ist, dass das Material reibungsloser hin- und hergeschoben wird ohne das es öffentlichkeitswirksam wird. Mängel bleibt Mängel, ob mit oder ohne Gruppe.
Die Tatsache das Tausende Sturmhauben in Depots liegen und gleichzeitig wilde Weisungen durch die LoNo-Briefkästen gejagt werden, ist im Grunde nur der Beweis dafür, dass die Bundeswehr so tot organisiert wurde, dass oftmals Dienststellen die nur wenige Kilometer auseinander liegen keine Ahnung voneinander haben.
Man erlebt das auch in anderen Bereichen. Es blickt kein Mensch mehr durch wer was kann oder was was hat. Und das Ergebnis ist, dass das Ministerium es jetzt genauso macht wie jeder Soldat dieser Bundeswehr. Wenn man möchte das etwas funktioniert, kümmert man sich am besten selber darum.
Damit kann die militärische Ordnung und Hierarchie dann quasi auch as Acta gelegt werden und es werden, wie in der Wirtschaft, projektbezogene Arbeitsgruppen gebildet in denen alle Kompetenzen vereint sind, die je nach Bedarf Truppen zusammenstellen und auch ausrüsten.
Bin mir nicht 100% sicher aber ich glaube das die Bundeswehr in den Jahren 2002, 2004 und 2006 noch nicht so deutlich auf Einsätze ausgerichtet war wie sie es heute angeblich ist….
Warum gerade diese Jahre?
2002 4 Schnellboote im Dockschiff zu Enduring Freedom
2003 4 Schnellboote plus ein Tender zu Active Endeavour TG STROG
2006 2 Fregatten 4 Schnellboote ein EGV und ein Tender zur MTF UNIFIL
Alle drei Einsätze mit Vorwarnzeit von bestenfalls wenigen Wochen! Und jetzt kommt VJTF ganz überraschend vom Himmel gefallen obwohl in den letzten Jahren die erhöhte Einsatzbereitschaft das höchste Ziel war? Tut mir leid aber fragt sich da keiner worin die ganze Mühe geführt hat.
Man benötigt nicht noch einen Powerpointbesprechungskreis sondern endlich mal einen Besen der durchkehrt!
Für Heer und Lw gibt es mit Sicherheit ähnliche Beispiele wie oben aufgeführt.
@Theo
„Mit jeder neuen Struktur haben wir uns mehr Ebenen gegönnt, ….“
Das Word immer wieder behauptet aber stimmt nicht.
Es sind weniger Ebenen aber die Verantwortung würde verteilt und es wurden neue Orgbereiche geschaffen. Am Bsp LW, da gibt es nur noch 3 Ebenen doch die sind für vieles nicht mehr zuständig und anstelle die unterstellten Bereiche zu unterstützen, werden sie durch Abfragen belastet.
Da der „Automatisierte Unsinn“ aka SASPF selbst dann nicht wirklich funtioniert, wenn alle logistischen Stammdaten korrekt erfasst, eingegeben und gepflegt würden – liegt imho in erster Linie daran, dass SASPF keine voll-automatische Stammdatenerfassung und -pflege kennt, sondern größtenteils „händisch“ durch bio-analoge Schnittstellensesselbediener „gefüttert“ wird (so denn überhaupt vorhanden ;-)) – hat man bei der BW das systemische Shit-in-Shit-out-Syndrom . Nun stülpt man also eine weitere analoge Schnittstellenkonstruktion aka Koordinierungsgruppe „Einsatzbereitschaft NRF“ diesem Projekt „NRF-Brigade“ über. Eine Projekt-Schnittstelle zur Koordinierung von einem Prozess-Schnittstellen-Dschungel sozusagen.
Macht das Sinn ? Nö, und genau deshalb hat ja schon der erste Projektbeauftragte für die Einführung von SASPF den Begriff vom „Automatisierten Unsinn“ geprägt.
Lustig finde ich auch, dass – so wie der HH in seinem Artikel – nun wieder von gestärkter Verantwortung für einen Abteilungsleiter und dessen Stv gesprochen/-schrieben wird, ohne dabei zu berücksichtigen, dass die Ministerial Terms of Reference in keinster Weise dieser spezifischen Projekt-„Verantwortung“ angepasst werden. Die gute, alte 3-M-Methode also :
Machen sie mal, sie machen das schon, sonst mach ich ihnen einen. Wozu hält man sich schließlich miliärische Abteilungsleiter, wenn nicht als Watschenbaum falls die politische Bürokratie sich (mal wieder) festgefressen hat.
Schlamassel meets Kuddelmuddel, da hilft nur noch schwarzer Humor ;-)
Nicht überraschend.
Um das ewige Stabs-Pingpong zu unterbinden, kommt man um Beauftragte mit einem dicken Bündel direkter Befugnisse nicht mehr herum.
Sonst neigt jeder Vorgang zur völligen Zersplitterung in zahlreiche Unter- und Teilaufgaben, die mit spitzen Ellenbogen von der jeweils zuständigen Abteilung verteidigt werden. Motto: Bloß keinen Einblick gewähren.
Telefon und Abstimmung kennen die Wenigsten. Lieber wilde LoNo, aus denen man dann den wahren Zweck nach drei Ebenen stiller Post nicht mehr herausdeuten kann. Dadurch jagt man am Ende unzählige S4er durch die Einheiten, um Mützen und Kleinscheiß für dreifuffzich einzusammeln. Oder sammelt die alten BW-Taschenmesser mit einem Restwert von 2 Euro ein, statt sie einfach in die Luft zu buchen und aus der BAN der Soldaten zu kicken, was wirtschaftlich sinnvoller wäre.
Willst du ein Projekt sabotieren: Verteil es im Stab.
Soll es ne Chance haben: Schaffe nen Beauftragten. Den kannst du dir nämlich aussuchen. :-)
Vielleicht ist es manchmal tatsächlich ganz einfach zu erklären. Mit Zunahme von IT-Ausstattung und Vernetzung des hintersten Materialdepots schwand der Wille an der Spitze der Streitkräfte Verantwortung (und damit auch Zuständigkeiten) zu delegieren. Mit einigem Abstand mutet es absurd an, dass ein Ministerium sich um fehlende Bekleidung für eine Krisenreaktionstruppe kümmern muss.
Den Blick auf fremde Länder gerichtet wird unter derartigen Bedingungen von „institutionellem Staatsversagen“ gesprochen. „Schau mal, der Putin kommt nach Tscheljabinsk um den Bau einer Umgehungsstraße anzuordnen. Das bedeutet, dass der lokale Staatsapparat dysfunktional, kapuut, korrupt….“.
Eventuell sollte das dem Ministerium zu denken geben, wenn ein Organisationselement für die Einsatzbereitschaft von 10.000 Soldaten eingerichtet wird.
Gibt es keinen NRF Leitverband? Hat der keine Führungsebene, denen man auch mal Budgetverantwortung und eventuell die Macht der dezentralen Beschaffung bis zu einer bestimmten Grenze erlauben kann?
@IstEgal | 15. Juni 2018 – 16:54
Das liegt daran, dass in den von ihnen genannten Jahren/Beispielen der Abbau der basislogistisceh Strukturen bei der Marine noch nicht so weit „fortgeschritten“ waren wie heutzutage. Dass eine (teil)privatisierte Basislogistik inkl. Ersatzteilbervorratung und -beschaffung eher früher als später zu einer massiven Reduzierung der durchnittlichen Einsatzbereitschaft und insbesondere der Reaktionsfähigkeit der Streitkräfte führen würde, wurde von der Politik „billigend“ in Kauf genommen, denn man hielt die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes robuster, konventioneller Verbände wie einer Brigade für so gering, dass man die dazu notwendigen HH-Mittel aus dem EPl 14 glaubte rausmassieren zu können – was natürlich Unsinn ist, wenn man gleichzeitig in der ganzen Bandbreite der Fähigkeiten nicht nur modernisieren, sondern diese Bandbreite auch noch erhöhen will: Space und Cyber.
Bin mal gespannt wie die HIL-Diskussion ausgeht – selbst in der SPD hält man wohl eine weitergehende Privatisierung der HIL nicht mehr für das „Gelbe vom Ei“….
Gestern kam aus dem BAAIN die Liste für die Zusatzausstattung TRJE 18.
Endlich genehmigt, nach wochenlanger Prüfung.
Auslieferung geplant, 60 Tage vor Verlegung nach NOR gem. Weisung.
Geplante Ausgabe durch die Verbände an die Teilnehmer TRJE 18, 26.Kw.
Geplante Auslieferung gem. Schreiben vom BAIIN in der 36. Kw => 1. Septemberwoche.
Ok…liest sich auf den ersten Blick nicht schlecht….ABER…Verlegung der ersten Soldaten und des Materials…Ende 36Kw.
Verbringen der Fahrzeuge an den SPOE und TSP am SPOE ….wen wundert es, 36. Kw
…ohne Worte…
[Na, dann versuchen wir es mal:
TRJE – Trident Juncture Exercise
SPOE – Sea Port of Embarkation (?)
TSP – Transportsammelpunkt?
Nicht alle hier sind in allen Details des Themas drin – und das ist auch kein Mittel der Truppeninformation… (ja, schon gut.)
T.W.]
Vielleicht bin ich als alter Luftwaffengebüschsoldat zu einfach strukturiert. Aber nach meinem Verständnis von militärischer Führung sollte die höchste Ebene, die sich operativ um den Stand von Material und Ausrüstung einer Brigade kümmern muss, der S4-Bereich der Division sein. Und keine Steuerungsgruppe im Ministerium die sich nach der wöchentlichen “keine Hände – keine Kekse“ Runde wieder verläuft. Da zitiere ich gerne meinen jetzigen Kommandeur: Führung und Verantwortung sind unteilbar. Schon in der Bibel steht “du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Entschuldigung…war mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache…
@ [Na, dann versuchen wir es mal:
TRJE – Trident Juncture Exercise
SPOE – Sea Port of Embarkation (?)
TSP – Transportsammelpunkt?
Nicht alle hier sind in allen Details des Themas drin – und das ist auch kein Mittel der Truppeninformation… (ja, schon gut.)
TRJE – paßt
SPOE – paßt
TSP – Tierseuchenprophylaxe (aussaugen, abwaschen, entseuchen vor Versand).
Die Aufsplitterung der Verantwortung war gewollt oder wurde billigend in Kauf genommen als man die FüTSK aus dem BMVg herausgenommen und den Fü S zerschlagen hat. Die ministerielle Arbeit wurde dadurch offenbar erleichtert, die Verbindung zu den Streitkräften („Truppe“) aber stark beeinträchtigt. Die OrgBereiche wurden entmachtet, die persönliche Verantwortung der Inspekteure und Kommandeure wurde ersetzt durch diffuse ministerielle Strukturen.
Da man das ganze nicht rückgängig machen will richtet man wieder mal eine neue Arbeits-, Koordinierungs-, etc. Gruppe, Ansprechstelle, Trendwende ein. Der neue Abteilungsleiter Führung Streitkräfte hat ja offenbar als Divisonskommandeur, die VJTF Brigade verantwortet, so gute Arbeit geleistet, dass man ihn jetzt mit höherwertigen Aufgaben im Rahmen der NRF/VJTF betraut.
Off topic: Die letzte Personalrotation zeigt ja auch, dass die hier oft vertretene Auffassung zu den Trendwenden Personal, Planung, Rüstung, etc im Mysterium nicht geteilt wird. Im Gegenteil: Das scheint ja alles gut zu laufen. Die Verantwortlichen für die Misere werden ja konsequent, oft in demselben Aufgabenfeld, weiter gefördert. SARC OFF
Für die Einsatzbereitschaft in Norwegen geben wir derzeit soviel Material ab, dass unsere Mannen demnächst Teile des Ausbildungsbetriebes einstellen müssen… Das kann aber auch nicht die Lösung sein….
Stabsarbeit im BMVg richtet sich nach der „ergänzenden Geschäftsordnung“, die subsidiär zur „gemeinsamen Geschäftsordnung“ der Bundesministerien nur solche Angelegenheiten regelt, die bundeswehrspezifisch sind. Oberstes Prinzip der (zivil ausgerichteten) GGO ist aber der Konsens, d.h. alles wird so lange glattgebügelt, bis keiner mehr meckert. Deshalb sind Weisungen des BMVg immer allgemeingültig, diffus und ungefähr, und meist wenig hilfreich.
Einen weiteren Coordination Layer über den bestehenden Zuständigkeitswirrwar zu legen bedeutet, die tatsächliche Problematik kosmetisch zu überdecken, helfen wird das nur symptomatisch, wenn überhaupt. So sinnvoll die Bündelung von Zuständigkeiten auch ist, so dringend muss das System insgesamt vereinfacht werden. Klare und eindeutige Befehlsgebung widerspricht „in eo ipso“ dem Konsensprinzip, hier hilft nur die Delegation der Projektverantwortung, wo immer möglich, nach unten. Das aber erfordert Vertrauen in die Kompetenz und Initiative der Geführten – und da hapert es am allermeisten bei unserer Leitung.
Die Situation wird sich so lange nicht wirklich verbessern, bis die Haushaltslage wirksam angepasst wird und darauf fußend wieder mehr kompetentes Personal im „nachgeordneten Bereich“ die tatsächliche Arbeit erledigen kann. Das wäre eine echte Trendwende.
@Versorger und Frank: Danke für diese Beiträge. In der Tat ist es gut zu wissen, dass so gut wie niemand in der Öffentlichkeit weiß, was diese Übung an Auswirkungen hat. Man kann es nur erahnen.
Ich habe fast schon Mitleid mit General L. Viel zu tun, keine Ressourcen und de facto nichts zu sagen (vgl. IMHO-tep).
Leichte Hoffnung? Die immer-noch-IBUK sprach neulich von einem nationalen Führungskommando, das einzurichten sei. Vielleicht endlich ein Generalstab, und ein Ende dieser ganzen Org-Bereich Misere. Es ist zwar richtig, dass viele Ebenen vertikal verschlankt wurden. Das bringt aber nichts, wenn man horizontal immer mehr Elemente dazustellt und alles neu mischt.
Für die Aktiven noch ein humoristischer Tip: einfach mal im SASPF den Hilfe Button anklicken. Das was da kommt ist echt genial – auch wenn ich es bis heute nicht verstehe.
Es ist viel zu einfach alles auf Organisation zu schieben. Am Bsp CH53 wird deutlich wie es auch „nicht“ geht:
Die mili Führung zeigt der politischen Führung auf, was geschieht, wenn man außerhalb der langfristigen Planung die CH53 im Einsatz betreibt, sie im Ergebnis an die Wand fliegt. Die Politik nimmt es in Kauf und schiebt es auf das Alter des Musters und zeitgleich wird die Logistik weiter reduziert und Standorte geschlossen. All dies führt dazu, dass egal mit welchen Ttendwenden die Verfügbarkeit in den Keller geht.
Das Gleiche NH90, Tornado uvm.
@T.W.:
„Die Verantwortung für die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte könnte damit langfristig wieder an einer Stelle konzentriert werden.“
Nach meinem Verständnis ist der GI seit dem Dresdner Erlass verantwortlich für die Einsatzbereitschaft. Die Aufgabe wird von der Abteilung Führung Streitkräfte verantwortet. Daher wsr auch der heutige GI bereits in seiner Verwendung als AL FüSK Leiter der Arbeitsgruppe Einsatzbereitschaft.
Diese Konzentration ist also gegeben, hat aber viele Schnittstellen in andere Bereiche HC, A, P, etc.
Die Ergebnisse sind bekannt.
Nun wird eben wieder eine Projektorganisation, wohl vorallem um schlechte Presse bis 2020 zu vermeiden.
Auch interessant, dass die bereits entschiedene NATO Readiness Initiative weiterhin keine Rolle spielt.
VJTF 2019 ist ja auch erst vor 2 1/2 Jahren zugesagt worden.
Notwendig ist echte Führung auf allen Ebenen und nicht noch mehr ministerielle Besprechungen mit minimalem Ergebnis.
@Memoria
„…Nach meinem Verständnis ist der GI seit dem Dresdner Erlass verantwortlich für die Einsatzbereitschaft. Die Aufgabe wird von der Abteilung Führung Streitkräfte verantwortet…“
1. Ich stimme Ihnen zu. Wenn nun der stvAL der zuständigen Abteilung FüSK mit der Aufgabe bertraut wird, ist das in meinen Augen keine Veränderung der tatsächlichen Zuständigkeiten, sondern lediglich eine BMVg -interne Regelung, die die Verantwortung zwar nicht weg vom AL nimmt, aber den stv AL offiziell zusätzlich in die Verantwortung nimmt, was er inoffiziell als stv AL doch sicherlich schon automatisch war, oder?
2. Wenn man die Veranwortung für die Einsatzbereitschaft der Reaktionskräfte auf einer höheren Ebene bündeln will, hätte sich meines Erachtens eine Koordinierungsgruppe unter Leitung des stv GI im Auftrag des GI angeboten.
3. Wenn die OrgStruktur einer Organisation „stimmig“ ist, dann braucht man keine ständigen neuen Koordinierunggruppen, sondern Aufbau-und Ablauforganisation spiegeln die Anforderungen der Kernaufgaben der Organisation bereits wider.
4. Ist etwa die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Reaktionskräfte der Bundeswehr nicht selbstverständlich „Chefsache“?
An dieser Stelle muß ich mal einen kleinen Einwand in die Debatte werfen, der in dieser Einsatzbereitschafts-Diskussion schon seit Wales m.A.n. viel zu wenig Beachtung findet.
Die NATO hat schlicht und einfach keine Art-5-Force-Structure mehr (eben mangels GDP), inkl. der dazu gehörenden Readiness-Standards etc. pp.
Ob nun VJTF, NRF, eFP oder JSEC…..alles Stückwerk und schon gar keine ganzheitlich-strukturelle Planungsvorgabe für die nationalen Streitkräfteplaner. Die NATO sollte sich langsam eingestehen, dass glaubwürdige Abschreckung ohne GDP inkl Force Standards nicht herstellbar ist egal wieviel HH-Mittel z.Bsp. Deutschland nun in die Einsatzbereitschaft der BW steckt.
Nationale Verteidigungsplanung ohne konkrete NATO-Streitkräfteplanung für den Bündnisfall ist wie 100-Euro-Scheine unter der Dusche verbrennen.
Von daher kann ich die Kritiker in Sachen 2% BIP-Anteil für Vtg schon verstehen. Und ich kann auch Frau Merkel verstehen mit ihrem 1,5 % BIP-Target nach der guten, alten Kompromissformel die Differenz zwischen Min- und Maxforderung einfach zu halbieren.
Und damit komme ich zur EU, bzw. PESCO. Wenn schon die NATO keine belastbare Streitkräfteplanung hat, dann gilt das doppelt und dreifach für die EU.
@ Versorger und T.W.
Muss man denn, zugegeben wenige, Details zu Truppen- und Materialbewegungen unbedingt in einem öffentlichen Blog posten? Die Infos kommen sicher aus VS-NfD Präsentationen oder eMails.
Ich würde es löschen, Herr Wiegold.
@klabautermann:
Vor 2 Jahren waren sie was die NATO-Planung anging noch optimistischer:
„Fakt scheint zu sein, dass zwischen Wales und Warschau das „gute, alte Forceplanning“ der NATO quasi wiedererfunden wurde mit Fokus auf Art.5-Fähigkeiten.“
https://augengeradeaus.net/2016/11/noch-fuenf-korvetten/comment-page-1/#comment-251776
Begründet werden die ganzen neuen Forderungen ja mit einem NATO Blue Book. In dem wohl erneut recht genaue Forderungen eingebracht wurden.
Es fehlt aber anscheind noch ein stringenter Gesamtplan à la GdP. Ein weiteres Element wird offenbar die NATO Readiness Initiative. Dort dann auch mit klaren Bereitschaftsgraden.
Diese Initiative wird aber leider weiterhin offenbar nicht ernst genommen.
Haushalterisch ist der Handlungsbedarf aus meiner Sicht jedoch bereits jetzt evident: Vollausstattung der Verbände und 70% Klarstand. Das ist die Notwendigkeit. Geld dafür ist bis 2022 absehbar nicht da.
Somit kann auch die europäische Inverventionsinitiative nicht funktionieren. Es fehlt schlichtweg an den personellen und materiellen Grundlagen.
Wie auch in anderen Politikfeldern wartet man lieber weiter ab und erzeugt die Illusion von Fortschritt durch noch mehr Sonderbeauftragte und Koordinationsgremien.
Mal abwarten, ob die Koalition überhaupt die kommende Woche übersteht. Wenn nicht, dann wird nicht „nur“ bei der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte ein langer Stillstand eintreten.
@MilFD
Vermag Ihre Bedenken nicht zu teilen.
Grundsätzlich spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, für ein größeres Projekt – und so bezeichne ich die VJTF 2019 jetzt einmal – eine Projektorganisation einzurichten. Dazu muss dann natürlich mit den Ressourcengebern der Organisation klare Vereinbarungen getroffen werden.
Ich habe jedoch in zweierlei Hinsicht Bedenken:
1. Die VTJF 2019 befindet sich ja bereits in der Aufstellung. Das Einrichten einer Projektorganisation zum jetzigen Zeitpunkt kommt da sehr spät.
2. Die Leitungsstruktur der Bundeswehr. Die besteht grundsätzlich aus drei Politikern (Ministerin, parlamentarische Staatssekretäre), 2 Minsterialbeamten (beamtete Staatssekretäre) und einem Soldaten. Áuch wenn man dem Soldaten die Verantwortung für die Einsatzbereitschaft überträgt, so stehen doch offensichtlich auch eine Menge andere Prioritäten im Vordergrund. Was hilft einem die Verantwortung für die Einsatzbereitschaft, wenn man beispielsweise das Beschaffungswesen nicht in der Hand hat?
@Klabautermann
„…Die NATO hat schlicht und einfach keine Art-5-Force-Structure mehr…“
1. Sie haben es mit diesem Satz auf den Punkt gebracht. Danke!
2. Der simple Grund dafür ist: eine wirkliche/akute Bedrohung durch Russland gegen ein NATO-Mitglied sieht kein ernstzunehmender Analyst, egal was aus rein politischen Gründen behauptet wird.
3. Die NATO war bis 1990 ein reines Verteidigungsbündnis. Bis 1990 waren Struktur, Personal und Ausrüstung der NATO im „Großen und Ganzen“ stimmig, da der Auftrag klar definiert war. Nationale Kriege der einzelnen Mitgliedsstaaten gab es auch damals, es war aber keine NATO-Aufgabe. Solidarität der anderen NATO Mitglieder wurde eventuell angefragt, aber nicht eingefordert mit Bezug auf die NATO- Solidarität.
4. Die militärischen Einsätze und militärischen Unterstützungsmaßnahmen der NATO gehen heute weit über Bündnisverteidgung hinaus. Wie selbstverständlich wird auch bei diesen Maßnahmen immer häufiger „Bündnissolidarität“ eingefordert. Mit welchem Recht?
5. Die Kooperation der NATO mit anderen Staaten in der Welt ist in der Tat eine weltweite, unter Anderem auch im militärischen Bereich. Hier ein Link zu der Homepage der NATO in Bezug auf Partner:
https://www.nato.int/cps/en/natohq/51288.htm
5. Eine Rückbesinnung der NATO ausschließlich auf Artikel 5 wäre sinnvoll und würde bei der Streitkräfteplanung der NATO- Staaten in Bezug auf Landes- und Bündnisverteidigung Klarheit und Orientierung geben. Vielleicht würde dann auch endlich die Furcht „vor dem Russen“ verschwinden.
6. Eine weltweit operierende NATO außerhalb Artikel 5 und eventuell sogar ohne UNO-Mandat dient letztlich keinem anderes Zweck als Bündnissoldaten und Fähigkeiten immer dann zu stellen, wenn die USA einen solchen Nicht Artikel 5- Einsatz wollen. Denn eines ist doch glasklar: ohne den Wunsch/Willen der USA findet ein solcher Einsatz NICHT statt. Die Kernfrage an die europäische und deutsche Politik ist: Wollen wir das?
Falls Ja, dann kostet in der Tat erheblich Geld in die Streitkräfte, den Begriff „Verteidigung“ habe ich bewußt nicht verwendet, denn nicht jeder Einsatz von (auch deutschen) Streitkräften dient der Verteidigung.
@Pete | 16. Juni 2018 – 19:51
„2. Der simple Grund dafür ist: eine wirkliche/akute Bedrohung durch Russland gegen ein NATO-Mitglied sieht kein ernstzunehmender Analyst“
Hmm, das hätte ich vielleicht bis vor 10 Jahren gekauft, aber seit dem wird die Bedrohung immer unmittelbarer und offensichtlicher.
Wer es jetzt noch bestreitet, sollte sich ernsthaft fragen ob er nicht sehen will oder nicht sehen kann…
@MilFD
Warum sollte das VS NfD sein?
Ein Beauftragter mit zwei Sternen an der Spitze einer ministeriellen Koordinierungsgruppe – wer entscheidet dort etwas?
Wir kurieren damit am Symptom, das scheinbar keine OrgBer-übergreifende Zuständigkeit für den Einsatz und die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte besteht.
Das Grundproblem der „de facto“ nicht entschiedenen Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen der Inspekteure wird damit nicht gelöst werden.
Die bereits oben erwähnte Fähigkeitslücke der NATO zu Art. 5 – Einsätzen findet sich in unserer Bundeswehr spiegelbildlich; die Anstrengungen, in MilOrg-Kdo (bspw. KdoH), sich hierzu weitere Strukturen zu schaffen, sind ja bekannt. Und wenn die OrgHoheit der Insp hier auch weiterhin funktioniert, werden wir dort auch bald vierstellige Personalumfänge haben … .
@Nachhaltig:
Wenn man die Arbeiten der Projektorganisation VJTF 2019 mit der Agenda Nutzung (https://www.bmvg.de/de/aktuelles/arbeitsgruppe-zur-steuerung-der-agenda-nutzung-20722) vernünftig koppelt, dann sind auch die nicht dem GI unterstehenden Bereiche gut koordinierbar. Wenn es dort hakt, muss es eben in die Leitung eskaliert werden. Ganz normales Arbeiten in einer Großorganisation.
Zudem hat der GI mit der Abteilung Planung ein sehr wirksames Instrument im Rahmen des IPP an der Hand.
Aber wenn dort aber bereits die Hausaufgaben nicht gemacht werden, dann steht man u.a. vor den Sturmhaubenproblemen der VJTF in der Stand-up-Phase.
Ich hoffe der neue GI und der neue AL FüSK bringen hier endlich echte Schwerpunkte und Dynamik bei der Problemlösung herein und nicht wie bisher eine Kombination aus Beratersprech und Ministerialbürokratie.
@Koffer
„…Wer es jetzt noch bestreitet, sollte sich ernsthaft fragen ob er nicht sehen will oder nicht sehen kann…“
Ich sehe es eben genau umgekehrt. Wer nicht sehen will, dass Russland die NATO nicht bedrohen will/kann ist eben blind für diese Tatsache.
Es gibt Unterstützer meiner Position, es gibt Unterstützer Ihrer Position. Lassen wir es doch einfach dabei.
Ich hoffe, dass auch Sie froh wären wenn meine Bewertung korrekt wäre.
@ Memoria
„Wenn es dort hakt, muss es eben in die Leitung eskaliert werden. Ganz normales Arbeiten in einer Großorganisation.“ Klar ist Eskalation etwas ganz Normales. Sie sollte aber die Regel und nicht die Ausnahme sein. Wenn die Struktur nicht zu den Aufgaben und der Verantwortung passt, dann muss eben zu häufig eskaliert werden. In diesem konkreten Fall denke ich, dass eine Eskalation zwischen dem GI und einen Staatssekretär – also auf sehr hoher Ebene – nicht überstrapaziert werden sollte.
Den Hinweis mit der Arbeitsgruppe zur Agenda Nutzung finde ich sehr gut und zielführend. Bleibt zu hoffen, dass die unterschiedlichen Zeitskalen (VJTF sehr zügig aber vorübergehend, Agenda Nutzung dauerhaft notwendig) der beiden Gremien zusammengebracht werden können.
Na nicht das „FüSK“ doch tatsächlich die „Streitkräfte führt“, joint.
Dann fehlt nur noch, dass „SE“ auch „Strategie für Einsatz“ der Bundeswehr bestimmt und befehlen würde, und das auch joint. Dann könnten wir noch eine richtige Armee werden. Man kommt halt am Ende doch wieder beim Joint Generalstab an und wird Ihn halt anders nennen aber das ist nun mal kein Matrix sondern ein Linienstab, und dem Ministerium nachgeordnet, ganz einfach. FüSK fliegt bestimmt mit Anteilen Planung und SE bald raus und nennt sich Streiträfteführungskommando, inkorporiert dazu das Planungsamt und das EinsFüKdo als Zelle für IKM Ops. Im BMVg verbleibt POL, Recht, A, IUD…als Matrixstab zur Unterstützung Minister und führen der Ämter BAAIN, BAIUD, LuFA…
Mal ´ne Frage, wie man sie im „Zivilen“ stellen könnte: wer von all`den Akteuren im BMVg und insbes. bei FüSK ist denn wirklich ein Profi mit mind. 2 Jahren Berufspraxis in der spezifischen Aufgabe?
Ich sehe keinen. Könnte also schwierig werden.
@klabautermann | 16. Juni 2018 – 15:41
„Die NATO hat schlicht und einfach keine Art-5-Force-Structure mehr (eben mangels GDP), inkl. der dazu gehörenden Readiness-Standards etc. pp.“
Und das ist der Grund, warum die Bundeswehr nicht einsatzbereit und -fähig ist?
Ich denke nicht, dieser Diskussionsstrang verwässert die Diskussion und lenkt vom eigentlichen Problem ab.
Egal wie das „Kind“ heißt und wo das in der NATO-Planung angesiedelt ist, bleibt doch das Problem, das DEU nicht in der Lage ist, kurzfristig eine kampfkräftige, durchhaltefähige Brigade in den Einsatz zu bringen.
Selbst wenn das gelingt, ist der Rest der Streitkräfte so gestrippt, das fast nichts mehr geht,. Und das, wo DEU der NATO drei Divisionen in der Bündnisverteidigung zugesagt hat.
Wenn die Zusagen der anderen europäischen Mitglieder genau so gehaltvoll sind, kann einem schon Angst und Bange werden.
@Memoria | 16. Juni 2018 – 20:59
Schön, dass sie mein „Schlamassel meets Kuddelmuddel“ offenbar verstanden haben, denn wenn man sich die Seite der Agenda Nutzung durchliest und über den Auftrag des Beauftragten NATO Response Force legt, dann kann man meine etwas polemisch-verkürzte Aussage wohl gut nachvollziehen. Die Agenda Nutzung will die Nutzungsprozesse verbessern/optimieren und der Beauftragte NRF soll die Herstellung der Einsatzbereitschaft beschleunigen….Prost Mahlzeit ;-)
Sie haben recht, dass ich vor 2 Jahren optimistischer war (Memoria | 16. Juni 2018 – 18:43); da man in der NATO anscheinend den Unterschied zwischen Force Planning und Force Balancing nicht mehr zu kennen scheint, habe ich meinen Optimismus mittlerweile abgelegt.
Punktuelle und singuläre Einsatzbereitscheft z.Bsp. beim deutschen Anteil VJTF bringt die NATO in Sachen Effective Joint&Combined Operational Readiness&Interoperability nicht unbedingt weiter
@Pete | 16. Juni 2018 – 21:51
„Es gibt Unterstützer meiner Position, es gibt Unterstützer Ihrer Position. Lassen wir es doch einfach dabei.“
Ehrlich gesagt, sehe ich nicht, welche sicherheitspolitischen Fachleute Ihre Position unterstützen, aber selbst wenn es so wäre. Streitkräfte sind eine Versicherung in die Zukunft, man darf seine Militärpolitik also nicht an der besten Zukunft ausrichten, sondern an einer Mischung zwischen der wahrscheinlichsten und der gefährlichsten…
@aufmerksam | 16. Juni 2018 – 22:35
„Mal ´ne Frage, wie man sie im „Zivilen“ stellen könnte: wer von all`den Akteuren im BMVg und insbes. bei FüSK ist denn wirklich ein Profi mit mind. 2 Jahren Berufspraxis in der spezifischen Aufgabe?“
Zahlreiche! Also man kann der aktuellen Generalität und den UAL, RefLtr und Referenten ja ne Menge vorwürfe machen, aber das sie keinen vernünftigen Verwendungsaufbau haben gehört im Regelfall ja nun wirklich nicht dazu.
@Pio-Fritz | 17. Juni 2018 – 8:12
Ich hab da einen netten Link für sie:
https://www.nato.int/cps/ic/natohq/official_texts_27443.htm
(an der Erstellung dieses Dokumentes war ich übrigens aktiv in Brüssel beteiligt als zuständiger Policy&Plans Branch Chief des SACLANT REP)
Wer alles können will, kann am Ende gar nichts mehr, denn die Ressourcen sind nun einmal endlich – das war mein damaliger Kurzkommentar zu diesem historischen Strategiewechsel 1999.
Ansonsten see my klabautermann | 17. Juni 2018 – 9:58
Jeder macht, was er will, aber alle machen mit /SARC
Koffer | 17. Juni 2018 – 10:02
„Zahlreiche! Also man kann der aktuellen Generalität und den UAL, RefLtr und Referenten ja ne Menge vorwürfe machen, aber das sie keinen vernünftigen Verwendungsaufbau haben gehört im Regelfall ja nun wirklich nicht dazu.“
Ja, den Personen ist kein Vorwurf zu machen. Jedoch der Organisation und v.a. dem Prinzip „Verwendungsbreite / -aufbau“.
Aus Erfahrung – ich bin sicher: auf den spezifischen Wahnsinn im BMVg kann man nicht vorbereitet werden. (ohne Ironie oder Zynismus) Der Kontext, in dem man als Referent, RefLtr, UAL oder AL arbeiten muss, muss erstmal verstanden werden. Und das braucht eben 2 Jahre. Erst dann können brauchbare Arbeitsergebnisse erzielt werden.
Wer alles defendieren will, defendiert am Ende gar nichts. [Friedrich II.]
Auf alles kann auch derjenige nicht vorbereitet sein, der – vermeintlich – finanziell aus dem Vollen schöpft.
Schwerpunktbildung erfordert „Mut zut Tat“ (Ina Prove), nicht nur in der Taktik und Operationsführung. Insofern stimmt „klabautermann | 17. Juni 2018 – 10:31“ sogar mit preußischer Beweisführung.
@Koffer, Aufmerksam
Volle Zustimmung zu den Beiträgen Verwendungsaufbau der Akteure im BMVg. Aber das verstärkt ja gerade meinen Punkt: Die die jetzt gerade Karriere gemacht haben sind schon seit Jahren für die Misere NRF/VJTF verantwortlich, FüSK ist nur ein gutes Beispiel dafür.
Es werden jetzt unter Beteiligung eben dieser Akteuren Arbeitskreise gegründet, die die Probleme, die sie selbst (mit-)verursacht haben lösen sollen.
@Klabautermann
Ich stimme Ihnen bzgl der NATO-Defizite zu. Allerdings stellt sich die Frage, was Deutschland dagegen unternommen hat, schließlich sind wir ein „Main Player“. Zudem ist es unfair, die katastrophale Lage der Bundeswehr der NATO anzulasten. Das Bündnis organisiert lediglich die Beiträge, die die Mitgliedsstaaten anzeigen. Und ja, es gibt Vorgaben der NATO, aber die werden ja wohl auch von den Nationen gebilligt, oder?
@Sailor1995 | 17. Juni 2018 – 14:10
„….. Frage, was Deutschland dagegen unternommen hat, schließlich sind wir ein „Main Player“….“
Vielleicht einmal daran denken, dass die NATO eine Konsens-Veranstaltung ist ?
Auf welcher Grundlage hätte denn Deutschland in den Jahren nach 99 gegen den NATO-DCI-Mainstream „bürsten“ sollen ? Unseren Einsatzverpflichtungen sind wir doch nachgekommen (Kosovo, Afghanistan, OEF…….)
Ich laste „die katastrophale Lage der Bundeswehr“ weder der NATO noch den BuRegs seit 99 an – abgesehen davon, dass ich die Lage der BW gar nicht als sooooo katastrophal empfinde – mir geht es nur mehr und mehr auf den Zeiger, dass man diese angeblich „katastrophale Lage“ in völliger Unkenntnis oder Ignorieren der „historischen“ Entwicklung permanent Frau Merkel und Frau von der Leyen anlastet und in Trump’scher Dumpfbackigkeit nach mehr Geld schreit (Sorry T.W.) ohne wirklich zu wissen, was man mit dem Geld nun zweck-und zielgerichtet im Rahmen einer effektiv organisierten Art-5-Fähigkeit der NATO (!) anstellen soll.
@klabautermann
100%
….und Artikel 5 lässt die nationale Reaktion im Gegensatz zu Lissabon EU-Vertrag eher offen.
Wie soll sich die NATO gegen wen aufstellen, solange wir einen Trump und Erdogan als Mitspieler haben? Viele NATO Staaten sehen RUS zudem nicht als Feind!
@Zimdarsen
Und im gegenwärtigen Zustand wäre Deutschlands Reaktion auf den Artikel 5 wohl einfach: Sorry wir können gerade nicht.
Wir unterhalten eine BW damit sie funktionsfähig ist, genauso wie wir Polizei und Finanzamt unterhalten. Vielleicht sollte man mal im Bundestag das Verfügungsmanagment einführen. Wäre doch mal eine interessante Erfahrung für die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter, wenn man sich Schreibtisch und Computer mit anderen teilen muss. Und wenn man keinen hat, einfach sinnlos rumsitzt.