NATO-Oberbefehlshaber: Das sind Russen auf der Krim
[Hier stand kurzfristig ein Foto der Agentur Getty, die zwar derzeit die Nutzung aktueller Bilder in Blogs gestattet. Nachdem ich gesehen habe, welche Anwaltskanzlei in Deutschland für Getty vermeintliche oder tatsächliche nicht zulässige Nutzung verfolgt, finden Getty-Bilder hier nicht mehr statt.]
Die Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim sind von einem Informationskrieg begleitet – oder muss man doch gleich Propagandakrieg sagen? Natürlich spielt da auch der Westen mit, und dazu gehört, dass der NATO-Oberkommandierende (SACEUR), der US-General Philip Breedlove, auf seinem Blog die Frage aufgreift, ob die zahlreichen ungekennzeichneten Soldaten auf der Krim russische Soldaten sind. Dass sie das, allen Angaben aus Moskau zum Trotz, tatsächlich sind, haben etliche Medien anhand zahlreicher Details schon berichtet – jetzt sagt das auch der SACEUR, der sich ja auf die Expertise seiner Mitarbeiter berufen kann.
The importance of identity (Die Bedeutung der Identität) überschreibt Breedlove seinen Eintrag – und zieht dann zahlreiche Medienberichte heran, auf denen zum Beispiel die russischen Militärkennzeichen an den Fahrzeugen erkennbar sind. Oder die Bewaffnung (wie im Foto oben). Der Unterschied der NATO-Bewertung zu den Medienberichten:
This conclusion, although hastily stated by some members of the press, is based on deliberate and painstaking scrutiny of the many sources of data available to our professional military analysts. As we move forward and continue to closely monitor the situation in Ukraine, it will be with the understanding of the real identity of these forces.
Einerseits: ok. Anderseits: Es soll auch unter Journalisten Leute geben, die sich auskennen. Wie C.J. Chivers von der New York Times, um nur einen zu nennen. Die auch russische Militärkennzeichen erkennen. Aber jetzt, mit dem Statement des SACEUR, ist das auch amtlich. Jedenfalls im Westen.
Und nun?
Ich hoffe ernsthaft, dass die führenden Militärs der NATO nicht die letzte Woche damit verbracht haben zu klären, ob dass Russen sind oder nicht, sondern den entsprechenden Politikern in Führungsposition zu erklären, dass a) die NATO nichts an der Besetzung/Anschluss/Annektion der Krim durch Russland ändern kann und b) unsere Sicherheit dadurch nicht tangiert wird, da es vornehmlich eh nur um Sewastopol mit seinem Hafen geht. Dass ein (ultra)nationalistisches ukrainisches Parlament/Regierung von Russland fordern könnte die Schwarzmeerflotte abzuziehen, liegt zumindest nicht im Bereich des Undenkbaren. Und dass ein Ukrainer die Russische Krim der Ukraine zugeschlagen hat nachdem Russland Jahrzehnte lang unter einem Georgier gelitten hat, muss unter den gegebenen Umständen (US-Unterstützung für Georgien, NATO-Unterstützung für die Ukraine) auch dem letzten Russen sehr schmierig vorkommen.
Unsere Politiker tuen zur Zeit gerade so, als wäre die NATO ein Hort des Völkerrechts (Kosovo, Irak, Drohneneinsätze in Pakistan). Sind wir nicht ein Verteidigungsbündnis und an einer friedlicheren Welt interessiert? Macht eine Abspaltung der Krim von der Ukraine die Welt sicherer oder unsicherer? Oder um einen Schritt weiter zu gehen: Würde ein Abspalten derjenigen ukrainischen Landesteile, welche gerade die innere Zerrissenheit der Ukraine wiederspiegeln, ein mehr an Stabilität bedeuten? Leider traue ich solche Gedankenspiele unserer politischen Kaste nicht zu. Da wird gezetert wie im Sandkasten, wer wem welches Förmchen als erstes weggenommen hat.
„Admin-Note: Trotz bestehender Bedenken verwende ich hier dieses Getty-Foto, weil es auch Breedlove für seine Argumentation heranzieht.“
vielleicht schaltet der getty werbe algorithmus ja demnächst content spezifische Werbung a la.
„Probleme mit dem Nachbarn? Rosboronexport!“
;)
Das war heute von Steinmeier eh Umweltverschmutzung was er heute Unnötige Rumflog
Wir stehen euch bei aber wir werden euch nicht bestehen falls der Russe euch Verkloppt im Baltikum
Aber wir stehen hinter euch
Also wenn wir nicht bereit sind NATO zu verteidigen warum sind wir dann noch in der NATO, wenn wir eh kein bock haben.
Das Russen auf der Krim sind ist doch klar woher haben die so gute neue LKW her , sonnt währen es Bund gemischelte LKW und kein Geschützte Wolf da zwischen
Also wen Sparen wichtiger ist als Putin ein rote Linie zu zeigen (das bedeutet wir rüsten uns auf einen Krieg aber wir sind nicht die den du willst) das Heißt Notfall auch Truppen als Grenzsicherung zu schicken wie wir in ISAF und KFOR auch stellen
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/report-muenchen/report-maerz-putin-kalter-krieg-100.html
Auch mal sehr gut
Selbsterklärend:
http://diepresse.com/home/politik/aussenpolitik/1572968/BilderVergleich_Alles-spricht-fur-russische-Soldaten?gal=1572968&index=10&direct=&_vl_backlink=&popup=
Wann ist ein russischer Soldat ein russischer Soldat?
Im Grunde brauchen diese „ungekennzeichneten“ ja nur ihre Patches anzukletten und dann sind sie auch offiziell russische Soldaten – machen sie aber (bis jetzt noch) nicht.
Was heisst das denn rechtlich? Selbst Putin bestreitet es im Grunde ja nicht, wenn er sagt, dass es sich um „Selbstverteidigungskräfte“ handelt.
Ist das jetzt eine neue Art der Kriegführung? Einfach Patch ab und dann kann man beliebige Länder „betreten“? Welcher „Beweis“ muss vorliegen, damit Putin vor der Welt widerlegt ist? Eigentlich kann der doch nur von Putin selbst kommen – insofern ist das doch eine komfortable Situation für ihn.
@ Hein Bloed
Es muss gar kein Beweis vorliegen. Sondern, es gilt wie immer das Recht des Stärkeren. Wenn ich eine funktionierende Polizei oder Sondereinheiten habe, die die No-Patches-Träger in Gewahrsam nehmen kann, dann ist die Krise schneller vorbei als man schauen kann. Allerdings hat man die wohl nicht, bzw. sind mit ihren 0815 Pistolen und mangelhafter Ausrüstung / Bezahlung nicht bereit, sich mit denen anzulegen. Nun hat man den Moment verpasst und Pech gehabt.
Ich verstehe das Aufsehen um diese nicht-Kennzeichnung der Soldaten nicht. Meiner Kenntnis nach ist es für eine Armee nicht zwingend notwendig, Hoheitsabzeichen auf der Uniform zu tragen.
Das ist doch eigentlich alles nur eine schön „mystische“ Narrative der Medien („Wer sind diese geheimnisvollen Krieger, blaaa“) oder übersehe ich, wo der Frosch die Locken hat?
Und zieht der Vergleich mit z.b. den U.S Marines? Die auch keine Abzeichen auf den Kampfanzügen haben, von dem blassen Anker mal abgesehen? Da fragt doch auch keiner, ob das amerikaner sind; es ist allen klar.
Aus der
Internationale Übereinkunft
betreffend die Gesetze und Gebräuche
des Landkriegs
Abgeschlossen in Den Haag am 29. Juli 1899
Bestimmung des Begriffs Kriegspartei
Art. 1
Die Gesetze, die Rechte und die Pflichten des Krieges gelten nicht nur für das Heer, sondern auch für die Milizen und Freiwilligen-Korps unter folgenden Bedingungen:
1.dass jemand an ihrer Spitze steht, der für das Verhalten seiner Untergebenen verantwortlich ist,
2.dass sie ein festes, aus der Ferne erkennbares Abzeichen tragen,
3.dass sie die Waffen offen führen und
4.bei ihrer Kriegführung die Kriegsgesetze und -gebräuche beobachten.
In den Staaten, in denen Milizen oder Freiwilligen-Korps das Heer oder einen Bestandteil des Heeres bilden, sind diese unter der Bezeichnung «Heer» einbegriffen,
@ CKluge
Gem. Art 4, Genfer Abkommen vom 12.08.1949 (von der Sovietunion unterzeichnet), sind alle Streitkräfte und Freiwilligenkorps verpflichtet eine einheitlich, gut erkennbare Kennzeichnung zu tragen.
Wenn man mit Völkerrecht argumentiert, wie es Herr Putin derzeit gerne macht, sollte man sich selbst daran halten (ein Patch mit den Farben der Krim haette gereicht).
US Marines tragen im Einsatz die US Flagge in abgedunkelten Farben auf zumindest einem Oberarm. Im Standortbereich / Friedensbetrieb kann auf dieses Kennzeichen verzichtet werden.
@Bear1958 @Schorsch
Ist das nicht nur im Krieg bindend?
@allgemein:
es scheint mir nicht so, dass es darum geht, das die Russischen Soldaten nicht als Russische Soldaten erkannt werden, sondern vielmehr darum, eine Moeglichkeit fuer Diplomatie offen zu halten.
Man koennte auf seiten der westlichen Diplomatie einfach mitspielen und so tun als wuesste man nichts von der Russischen Armee dort, und einem Referendum auf der Krim zustimmen.
Offiziell festzustellen der Kaiser haette keine Kleider an, verbaut beiden den Weg mit Gesichtswahrung aus der Krise.
Wenn beide Seiten übereinstimmen, daß die Soldaten dort Soldaten sind, bedeutet das offiziell den Kriegszustand. Rußland signalisiert durch das sehr disziplinierte und friedliche Vorgehen wie auch durch das Entfernen der Patches, daß es noch an einer unblutigen Lösung interessiert ist.
Kissinger hat jetzt noch mal einen Vorschlag gemacht (siehe Spiegel Online z.B.). Aber ob sich Putin mit einer autonomen Krim zufrieden geben wird, ist fraglich. Und ob man mit Swoboda eine neutrale Ukraine kriegen kann, auch.
@Schorsch und Bear:
Eine Kennzeichnung als Kombattant ist zwar vorgeschrieben, allerdings ist nicht genau kodifiziert, wie eine solche auszusehen hat. Es kann u.U. auch eine Uniformierung (im Sinne von Uniformteilen) reichen, wenn zudem die Waffen offen getragen werden. Da sich die Uniformen der eingesetzten Kräfte von denen der Ukrainer unterscheiden, ist die Unterscheidbarkeit von der „eigenen“ Truppe und die Identifizierung als „Kombattanten“ im Sinne der Landkriegsordnung gegeben. Da braucht es nicht zwingend „Patches“ oder Landesflaggen obendrauf. Zumal die angeführten „low-vis“- Patches der US-Marines auch nicht unbedingt: „dass sie ein festes, aus der Ferne erkennbares Abzeichen tragen“, genügen.
Außerdem gibts ja auch (noch) gar keine Kampfhandlungen. Falls das, was hoffentlich ausbleiben wird, noch passieren sollte, wird man vermutlich auf russischer Seite schnell die bereits aus 2008 bekannten weißen Armbinden sehen. Die waren übrigens in den ersten Tagen auf der Krim bei eingesetzten russ. Spezialtruppen auch bereits zu sehen…
@sd: Gute Idee. Meines Erachtens wäre es auch völkerrechtlich durchaus möglich, dass Politiker auf der anschließenden Friedenskonferenz falsche Bärte und falsche Nasen tragen, nur so zur Gesichtswahrung…
Das Bonbon ist gelutscht. Damit müssen wir uns abfinden. Der Westen wartet die Volksabstimmung am Sonntag in der Autonomen Republik Krim ab. Danach (!) am Montag berät (!) die EU über Sanktionen. Die Ukraine hat russische Fernsehsender abgeschalten, lässt keine russischen Journalisten ins Land, hat reichlich Widerstand in der eigenen Bevölkerung und ihre Streitkräfte mobilisiert. Sie hätte allerdings militärisch keine Chance gegen die Russen. Nicht nur, weil viele Ukrainer davon nicht gegen ihre Brüder kämpfen wollen, sondern auch weil sie personell und materiell hoffnungslos unterlegen sind. Die NATO ist nicht bereit militärisch einzugreifen. Und sie sollte es auch nicht. Das zeigt doch die Hilflosigkeit des Westens. Eine echte Einflußmöglichkeit hat der Westen nicht. Er hat sie noch nie im Reich des Bären gehabt.
@califax | 12. März 2014 – 12:24
Die Krim ist schon seit 1992 eine Autonome Republik, die bis 2004 sogar eigene Außenpolitik betreiben durfte. 2004 wurde ihr nur das Recht zur eigenständigen Außenpolitik unter der Herrschaft von Juschtschenko und der Oligarchin Timoschenko genommen.
@Stefan
Ein wenig russophil sind Sie aber schon?
http://www.independent.co.uk/incoming/article9168878.ece/ALTERNATES/w1024/daily-cartoon-20140302.jpg
Zum Propagandakrieg:
Das in der Ukraine jetzt Faschisten an der Macht sind ist ja eine der „Propagandalügen“ der Russen. Wer behauptet das die Svoboda Partei rassistisch, antisemitisch und ausländerfeindlich ist muß man wohl von RT.com übernommen haben. So zumindest einigen Pressemeinungen und Kommentaren in Deutschland zu entnehmen.
Interessant jedoch das der Russe da offenbar nur dem europäischen Parlament nachplappert:
Entschließung des Europäischen Parlaments vom 13. Dezember 2012 zur Lage in der Ukraine (2012/2889(RSP))
@b
Einer Ihrer bösen Faschisten :
http://www.haaretz.com/news/world/1.577114
Ich hatte glaube ich ganz vergessen zu erwähnen, dass das mit den persönlichen Anwürfen hier nicht mehr stattfinden sollte.
@T.Wiegold
Vollkommen d’accord. Könnten wir dann aber auch bitte die Indoktrination à la Rossiya Segodnya beenden?
http://en.wikipedia.org/wiki/Rossiya_Segodnya
Sind es nicht gerade die Amerikaner/NATO/ISAF, die in ihrem „Krieg gegen den Terror“ gern auch bis an die Zähne Bewaffnete in Räuberzivil OHNE Hoheitskennzeichen in den Einsatz schicken, um dann im Zweifelsfalle den schwarzen Peter einer Sicherheitsfirma zuschieben zu können (siehe Irak, Afghanistan, Stichwort Blackwater/Aegis), die angeblich Verträge verletzt hat?
Eine moralische Beurteilung vermeide ich jetzt. Ich zitiere stattdessen mal amerikanische Generalität zu dem Thema:
In September 2005, Brigadier General Karl Horst, deputy commander of the Third Infantry Division charged with Baghdad security after the 2003 invasion, said of DynCorp and other PMCs in Iraq: „These guys run loose in this country and do stupid stuff. There’s no authority over them, so you can’t come down on them hard when they escalate force… They shoot people, and someone else has to deal with the aftermath. It happens all over the place.“ Washington Post 10.09.2005
Die Beurteilung dieser privaten Unternehmen ist alles andere als durchgehend positiv, auch nicht in den USA.
Warum ist das aber in diesem Falle ein unpassender Vergleich?
Ganz losgelöst von der Beurteilung der Praxis Kampfhandlungen zu privatisieren handelt es sich um Söldner (auch wenn die Politik den Ausdruck ablehnt) und nicht um reguläre Truppen des jeweiligen Landes. Das macht in jedem Falle einen Unterschied. Außerdem ist die Zuordnung nicht irgendwie verschleiert. Dass eine private Firma keine hoheitlichen Abzeichen trägt ist ja wohl sehr wünschenswert. Kenntlich als Combatanten sind sie dennoch. Diese Form des Kriegs ist alles andere als angesehen, aber uralt.
Hier geht es aber um reguläre Kräfte die dem Anschein nach den russischen Spezialkräften, Falschirmjägern etc. zuzuordnen sind, aber ihre Kennzeichnung entfernt haben. Die höchste Führung behauptet, dass die Truppen lokale Gruppen seien, die sich selbst organisiert hätten. Das ist völkerrechtlich/kriegsrechtlich eine ganz andere Nummer.
Man kann jetzt sicher ganz trefflich streiten ob es moralisch verwerflicher ist Söldner für die Drecksarbeit einzustellen oder eigene Truppen Politik machen zu lassen, während man so tut, als sei man gar nicht beteiligt. Politisch ist letzters nur heikel, weil es anders als der Einsatz von Söldnern eben alle Verantwortung von sich weist. Bei ehem. Blackwater und Co. kann man zwar Teilschuld auf private Unternehmen verlagern. Die politische Verantwortung trägt dennoch weiterhin der Staat, der die Unternehmen bezahlt. Wenn also Söldner Kriegsverbrechen begehen, ist das Land immer noch klar schuldig vor der Staatengemeinschaft.
Egal wie man es bewertet. Der springende Punkt des öffentlichen Interesses ist ein ganz anderer:
Jeder der sich ein ganz klein wenig bemüht, erkennt auf Anhieb, dass es eine Lüge ist. Es ist dermaßen offensichtlich, dass man sich sogar in Russland darüber lustig macht. Was sagt eine so offensichlich plumpe Lüge aus? Es ist Absicht. Was ist die logische Konsequenz, die Übersetzung? „Ihr könnt uns mal gar nichts ihr Angsthasen!“ Sprich, unverholene Provokation. Das ist das Problem… und darum ist es meiner Meinung nach sehr gefährlich. Das kann man als Falke schon sehr sehr leicht als den sprichwörtlichen Schlag mit dem Handschuh sehen. Dass Putin das weiß, dürfte bei seiner Karriere klar sein. Bleibt die Frage: warum tut er es dann…
Thema: „Neue Kriegsführung“
Wenn man der Berichterstattung Glauben schenken kann, so wurde die ukrainischen Kasernen von Bewaffneten umstellt, die Straßen mit ebensolchen samt Militärfahrzeugen bevölkert usw. Dies alles hatte und hat seine Wirkung…auf der Krim. Die regulären Truppen der Ukrainer kamen bis heute nicht zum Einsatz.
Man stelle sich die Situation bei uns in Deutschland vor:
Es ist an einem Freitagnachmittag, die bediensteten Bundeswehrangehörigen gehen gut gelaunt in das dienstfreie Wochenende. In den Kasernen und Dienststellen kehrt dann wie immer Ruhe ein, einzig die Sicherungsstaffeln versehen ihren nicht gerade aufregenden Dienst und schieben Wache…wie immer. Am Montagmorgen geht’s in eine arbeitsreiche Woche…wie immer. Doch diesmal stehen da plötzlich in Flecktarn gekleidete bewaffnete Gestalten auf den Zufahrtsstraßen und vor den Toren der Kasernen und hindern die Bundeswehrangehörigen zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen und die die aus der Kaserne wollen, kommen nicht mehr hinaus, sind quasi eingesperrt, die anderen ausgesperrt.
Damit kommt die Mehrheit der Bundeswehrangehörigen nicht an ihre Waffen in den Depots der Kasernen, Truppen können sich nicht formieren, Befehlsketten sind schlicht unterbrochen usw.
Das war´s…stehender k.o.
Diese Art der Kriegführung mit oberflächlich einfacher Taktik und ohne sichtbare schwere Waffen ist wohl der Ergebnis reiflicher Vorbereitungen und sicherlich vieler auch interner Diskussionen in den Reihen der Russen. Weicht doch diese Taktik von allem ab, was man sonst von dort gewohnt ist.
Welche belastbaren Garantien kann „der Westen“ geben, daß die Ukraine nicht doch Mitglied in EU / NATO wird?
Thomas Melber, Stuttgart | 12. März 2014 – 17:01
Welche belastbaren Garantien kann “der Westen” geben, daß die Ukraine nicht doch Mitglied in EU / NATO wird?
Warum sollte „der Westen“ (dem Sie ja wohl angehören) eine solche Garantie abgeben?
@TütTüt
Weil das einer der Gründe ist, weshalb sich Rußland die Krim sichert bzw. sichern muß.
@Thomas Melber, Stuttgart | 12. März 2014 – 17:01
Natürlich keine, denn darum geht es dem Westen ja in Wirklichkeit.
Thomas Melber, Stuttgart | 12. März 2014 – 17:29
@TütTüt
Weil das einer der Gründe ist, weshalb sich Rußland die Krim sichert bzw. sichern muß.
Mit Bitte um Klärung, da unverständlich.
Also ich habs verstanden.
Stefan | 12. März 2014 – 17:30
@Thomas Melber, Stuttgart | 12. März 2014 – 17:01
Natürlich keine, denn darum geht es dem Westen ja in Wirklichkeit.
s.o.
Auch wenn den Herren schon bekannt ist worum es dem Westen wirklich geht, hoffe ich die folgenden Ausführungen werden sachlich betrachtet:
Die NATO Staaten haben die Ukraine 2008 proaktiv abgewiesen als die USA vorgeschlagen hatte den Beitrittsprozess in Gang zu bringen. Es ist ja kein Geheimnis, das die USA sehr viel Wert darauf legt, Russland nicht allzugroßen Einfluss auf die ehemaligen Sateliten der UdSSR gewinnen zu lassen. Die europäischen Partner haben da andere Ansichten, so kam es dann eben zum Stop derartiger Bestrebungen.
Die Unterstellung eines NATO Plans zur Einkesselung Russlands ist zwar in diversen Internetkreisen sehr beliebt, aber geht an vielen Realitäten galant vorbei. Die Osterweiterung ist sicher ein Problem für die russische Machtsphäre, aber der Impuls ging von Ost nach West. Man braucht sich nur einmal die aktuellen Reaktionen im Baltikum oder in Polen ansehen. (Wahrscheinlich eine Folge des Drucks vom Bankenimperium, oder aber der Propaganda des Marktglaubens o.ä. ;) )
Wenn die aktuellen Aktionen irgendetwas ausgelöst haben, dann wahrscheinlich am ehesten, dass die Anzahl der Staaten, die jetzt einen Beitritt von Ukraine und Georgien noch genauso kritisch gegenübersteht abgenommen hat.
Hingegen ist Russland sehr deutlich vertragsbrüchig geworden. Die hatten sogar schriftlich zugesichert, die Ukraine, ihr Terretorium und ihre Unabhängigkeit zu achten. Im Gegenzug haben sie das gesamte Kernwaffenarsenal bekommen. Der Verdacht auf „Verrat“ an Russland bei der Osterweiterung beruft sich (wenn überhaupt) auf nicht schriftlich fixierte Zusagen. Ob es die je gab läßt sich schwerlich feststellen… Darum schreibt man bedeutsame Verträge ja auch auf Papier.
Wenn man das ganze also schon kritisch hinterfragen will, drängt sich eigentlich viel eher die Frage auf: Kann man Russland vertrauen, wenn sie ein solches nachweislich geschlossenes Abkommen ignorieren? Da ging es ja sogar um Atombomben. Das ist (leider) eine etwas härtere Währung als die Souveränität von Staaten oder die Zugehörigkeit zu Verteidigungsbündnissen.
@ drd
+1
Neben den aktuellen Auswirkungen der Krise werden auch die Folgen für Europa nicht unerheblich sein. In Osteurpa und dem Baltikum werden ja jetzt schon Befürchtungen laut, Russland könnte auch in ihrem Land schützenswerte Landsleute finden. Ich war gestern auf einem Vortrag von Christian Mölling von der Stiftung Wissenschaft und Politik (toller Redner übrigens), der schon mal versucht hat ein wenig in die Glaskugel zu schauen: Steigende Verteidigungsbudgets, die Beendigung des Umbaus der europäischen Armeen zu Interventionsarmeen und eine deutliche Abkühlung des Verhältnisses mit Russland liegen im Rahmen des möglichen. Ebenso das die Weißrussen irgendwann in den nächsten Jahren ihren Präsidenten Lukaschenko (in einer selbstverständlichst absolut illegalen und moralisch höchst fragwürdigen Aktion) vor die Tür setzen…
Es geht ja noch weiter, auch die anderen GUS-Staaten bekommen jetzt Fracksausen. Nach Georgien und Ukraine können sich jetzt die Balten aber auch die Stan-Staaten mal genau überlegen wie viel ihre Unabhängigkeit noch wert ist. Defacto standen diese Staaten bisher unter keinem Nuklearschirm, jetzt werden sich viele überlegen sich einen Verbündeten zu suchen. Ob das jetzt Pakistan, China, USA, EU oder Russland wird das muss jede Partei für sich selbst entscheiden.
Russland als Macht muss man nicht überschätzen. Sie sind bisher gerademal in der Lage gewesen absolute Zwergstaaten oder Staaten im totalen Umbruch erfolgfreich zu annektieren. Daher dürfte es einfach sein einen Verbündeten zu finden. Einzige Bedingung, der Verbündete muss Mittelstreckennuklearwaffen besitzen und eine stehende Armee von mindestens 100.000 zuverlässigen Soldaten von denen er mindestens 10.000 beim Partner stationiert. Schon bleibt dem Bär die Spucke weg.