Route Clearing auf Deutsch: Mini-Minenwolf und Wiesel statt Buffalo und Husky
Auch wenn die Bundeswehr in Afghanistan zunehmend in Gefechte mit Aufständischen gerät: Von Sprengfallen, so genannten IED (Improvised Explosive Devices) geht nach wie vor die größte Gefahr für die ISAF-Soldaten am Hindukusch aus. Deshalb gab es in der Vergangenheit immer wieder massive Kritik an der deutschen Praxis, IED sozusagen zu Fuß zu räumen – während die U.S.-Truppen auf gepanzerte Spezialfahrzeuge in ihren Route Clearing Packages zurückgreifen konnten. Wie auch der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus im Bericht über seine Afghanistan-Reise im August monierte:
Angesichts der extremen Gefahren, die von Sprengfallen, den Improvised Explosive Devices (IED) ausgehen, konnte von einer Reihe von Soldatinnen und Soldaten nicht nachvollzogen werden, warum keine Schutzmechanismen, wie etwa Route Clearance Packages (RCP) (Roboter mit Arm) eingesetzt werden. Da die IED häufig in Culverts (Düker) positioniert sind, würde es sich darüber hinaus anbieten, diese mit Gittern zu verschließen. Wie in den Gesprächsrunden bestätigt wurde, wäre gerade auch hier der Einsatz von RCP sinnvoll.
Bei der Bundeswehr sieht das so aus wie hier bei den Briten in Kandahar:
Archivbild: Afghanistan; Kandahar; Molla Abdollah Kariz. Date 17 May 2008.
During the move in and out the village of Molla Abdollah Kariz, C-Flight had to search the road on several vunerable piont (VP), for IED’s. (Foto: ISAFmedia via flickr)
Die U.S.-Army bietet dagegen schweres Gerät auf:
Archivbild: Members of Route Clearing Patrol 5 of the 951st Sapper Wisconsin Army National Guard prepare for convoy to clear IEDs in Afghanistan. (Foto: ISAFmedia via flickr)
Bei einem Besuch bei den amerikanischen Truppen in Deutschland wurden die U.S.-Spezialfahrzeuge, Husky und Buffalo, auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vorgeführt. Und die deutschen Soldaten plädierten dringend dafür, diese Geräte auch für die Bundeswehr anzuschaffen.
Archivbild: HERAT, Afghanistan – Force Protection Industries, Inc.’s Engineers go over the specifications of the A-1 Mine Resistant Ambush Proof Buffalo with Italian Army Mechanics. (ISAF Photo by U.S. Navy Mass Communications Specialist Petty Officer 1st Class Monica R. Nelson – ISAFmedia via flickr)
Inzwischen hat sich das Verteidigungsministerium jedoch für einen anderen Weg entschieden.
Statt Buffalo und Husky bei den USA zu kaufen und auf deutsche Anforderungen (Bestimmungen?) umzurüsten, bekommt die Bundeswehr ein eigenes System. Das besteht aus dem auf dem Markt verfügbaren Mini Mine Wolf der deutsch-schweizer Firma MineWolf Systems. Der kleine, ferngesteuerte Minenwolf bekommt einen zusätzlichen Greifarm, der allerdings mit sieben Metern kürzer ist als der Greifarm des Buffalo. Ergänzt wird das System durch einen Waffenträger (manche meinen: Minipanzer) Wiesel mit Bodendurchdringungsradar, der von einem Transportpanzer Fuchs aus ebenfalls ferngesteuert wird.
Der handelsübliche Mini MineWolf (Foto: MineWolf Systems)
Zusätzlich soll ein 10-Meter-Greifarm (wie beim Buffalo) für den Fuchs entwickelt werden.
Der Vorteil des deutschen Systems aus Sicht der Beschaffer: Langfristig soll es durchhaltefähiger und nicht zuletzt kostengünster sein als ein Einkauf der U.S.-Systeme, weil die Logistik für wesentliche Teile ohnehin vorhanden ist. Von der Leistungsfähigkeit her, heißt es, brauche es sich vor den amerikanischen Route Clearing Packages nicht zu verstecken. Und schneller verfügbar wäre ein gekauftes amerikanisches System auch nicht.
Wie viele dieser Systeme die Bundeswehr beschafft, ist noch nicht ganz klar. Der Fachinformationsdienst DefenseNews berichtet von sieben Systemen.
Ich frage als Zivilist einfach mal naiv in den Raum: Würden sich INS tatsächlich mit simplen vergitterten Zugängen an Unterführungen abschrecken lassen? Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Leute nicht auch Bolzenschneider oder primitive Schweißgeräte zur Beseitigung solcher vermeintlichen Hindernissse zur Verfügung haben. Und man wird kaum die Errichtung neuer Unterführungen oder Bewässerungsgräben zufriedenstellend überwachen können.
Die Kanadier verwenden Minen-Roller wie im zweiten Bild auf Leopard Panzern
Wieder eine Wunderwaffe …
Ein RCP ist kein bestimmtes Fahrzeug, wie Herr Königshaus zu meinen scheint, sondern eine Organisationseinheit zum Aufspüren und Räumen von Minen , i.d.R. eine Pioniergruppe mit mehreren speziellen Fahrzeugen.
Wenn zudem diese „Route Clearing Packages“ der Amerikaner so toll wären, dann dürften es ja bei denen gar keine IED Toten/Verletzte mehr geben. Es sind aber immer noch, laut Icasualties.org, knapp 60% aller U.S.-Verluste IED bedingt. Die Düker auf der Strasse Kandahar Kabul wurden alle mal vergittert. Die INS hat darüber nur gelacht.
Der Herr Königshaus sollte sich erstmal kundig machen und sich z.B. die dutzende Bilder angesprengter Buffalos im Netz anschauen.
Der Minikeiler ist hübsch um eine Schneise in einen Acker zu schlagen, aber auf Wegen und Strassen nicht nutzbar da er diese zerstört. Der Fuchs mit Arm hilft i.d.R. erst wenn Minen bereits aufgeklärt sind und geräumt werden. Mit einem Päckchen C4 geht das aber meistens auch. Das Bodenradar ist interessant. Aber kann es die typischen metalllosen Nachbauten chinesischer Holzkastenminen erkennen? In welcher Tiefe und bei welcher Geschwindigkeit?
Leider ist gegen Minen kein Kraut gewachsen. Mit Geld und neuen personalintensiven Fahrzeugen kann man das Problem vielleicht vermindern aber nicht lösen. Da es eine Personalobegrenze für den Einsatz gibt, muss man zudem fragen wo man diesen neuen Bedarf denn einsparen will?
Ich frage mich eigendlich immer wieder, wieso z.B. die vorhandene moderne Überwachungssensorik offensichtlich nicht zum Einsatz kommt.
Überwachung aus der Luft / mit WGB / Bewegungssensoren müsste doch egentlich möglich sein, zumal der Fennek sowas ja bekommen sollte.
Kann da einer zur Aufklärung beitragen?
Besser die bösen Buben vorher erwischen als nacher die Dinger um die Ohren zu bekommen.
1) Die technischen Lösungen scheinen nur eingeschränkt zu funktionieren
Gibt es eigentlich irgendwelche Berichte, dass mit Bodenradar in Afghanistan erfolgreich Sprengsätze gefunden wurden?
Dazu kommt, dass viele ferngezündete Sprengsätze weitgehend ohne Metallteile auskommen, und entsprechend schwer vom Fahrzeug aus zu finden sind, auch mit Minenroller.
2) Bestehende Möglichkeiten werden nicht genutzt
Die schon erwähnten Gitter wären so ein Fall. Vernünftige Straßenbeläge wären ein anderer. Beides wäre für einen Bruchteil der militärischen Ausrüstung zu haben.
Um mal ein Fallbeispiel von 2008 zu zitieren (Free Range International, „Dutch Boy Dilemma“):
Der Artikel handelt von der ersten in Afghanistan getöteten Air Force Academy-Abgängerin. Sie wurde von einer Panzermine auf der Strasse von Bagram nach Kabul umgebracht. Die Strasse wurde von den Russen gebaut, die damals die Shomali-Ebene zu umgehen in denen sie ständig angegriffen wurden. Vor einem Monat bin ich Megan Ortagus, die bei der Army embedded hat, diese Straße lang gefahren und hab sie auf all die riesigen Schlaglöcher hingewiesen, die Kinder aus einem kürzlich eröffneten Flüchtlingslager mit Sand auffüllen, in der Hoffnung dafür aus den vorbeifahrenden Fahrzeugen etwas Geld oder Wasser zugeworfen zu bekommen. Ich wünschte ich hätte ein Foto. Man stelle sich das vor – die einzige Straße, die unseren wichtigsten Luftstützpunkt mit den Lagern in Kabul verbindet ist übersät mit Schlaglöchern, die so groß sind, dass Kinder sie fortlaufend mit Sand auffüllen damit Fahrzeuge mit vernünftiger Geschwindigkeit fahren können. Diese Löcher haben genau die richtige Größe für TC 6 oder MK 7 Panzerminen – die verbreitetsten Minen hier – und ich wies Megan darauf hin, dass wenn wir wirklich unser Militär auf Aufstandsbekämpfung ausgerichtet hätten, das erste was sie getan hätten (vor etwa 7 Jahren) wäre gewesen die Straße zwischen ihrem Haupt-Luftknotenpunkt und den Haupt-Basen zu befestigen und zu versiegeln. Wir reden hier von höchstens 20 Meilen Strasse oder so, und jede Nacht hätte Terry Taliban mühelos die Strasse mit hunderten Panzerminen spicken können WEIL DIE LÖCHER SCHON DA SIND, UND DER SAND ZUM ABDECKEN GLEICH MIT.
3) Am meisten bringt wohl ein guter Draht zu den Afghanen
Zumindest scheinen in den Gebieten, in denen gemischte Patrouillen einen guten Kontakt zur Bevölkerung haben die meisten IEDs zu finden. Wie schonmal gesagt, in Marjah ist die Quote angeblich 90:10. Auch ansonsten erfährt man hin- und wieder, dass gerade die Afghanischen Sicherheitskräfte beim IED-Finden führend wären. (Etwa hier).
In den Lagern abzuwarten, dass irgendemand mit Infos vorbeikommt, und ansonsten im Schneckentempo rauszufahren, bringt glaub recht wenig. Wenn man dann noch hört, dass nichtmal auf die Warnungen von Leuten, die im Land unterwegs sind, gehört wird. Tja…
4) Die Afghanen werden mal wieder außen vorgelassen.
Oder glaubt irgendwer, dass die Bundeswehr der ANA irgendewann ihr Minenräumgerät überläßt? Wenn man dann noch mitkriegt, dass die ANA nichtmal die Mittel zum Entschärfen hat, dann kann man sich über die Prioritätensetzung nur noch wundern.
@StFwdR – „Überwachung aus der Luft / mit WGB / Bewegungssensoren müsste doch egentlich möglich sein, zumal der Fennek sowas ja bekommen sollte.
Kann da einer zur Aufklärung beitragen?
Besser die bösen Buben vorher erwischen als nacher die Dinger um die Ohren zu bekommen.“
Wird versucht. Die entsprechenden Räume sind aber zu groß um alles zu überwachen. Zudem ist Aufklärung aus der Luft nur sehr bedingt möglich. Die Kolateralschäden sind hoch.
Aus einer lesenswerten dreiteiligen Serie der Global Post (Kanada) zu dem Thema
On Afghanistan’s Highway One, the US military strategy to prevent roadside bombs is killing civilians.
Wie unterscheidet man Bauern die einen Bewässerungsgraben reinigen, eventuell auch früh morgens im Dunkel weil es tagsüber zu heiss ist, von jemanden der eine IED verbuddelt?
Verzeihung aber : Himmel, Arsch und Zwirn !
Wie wäre es mal mit einer klaren und eindeutigen Ansage ?
ISAF versucht dort Sicherheit zu Produzieren, die Bevölkerung will das offensichtlich überwiegend auch. Also warum zum Teufel kann man das nicht regeln?
Klare Ansage von bis is nicht ( böse Zungen könnten sagen „Ausgangssperre“), wer es dann trotzdem macht muß mit Konsequenzen rechnen. Klare und konsequente Befehle an die entsprechenden Truppen nur auf eindeutig erkannte OMF ggfls. lethal zu reagieren.
Das dort unten ist ein Krisengebiet und nicht die Fußgängerzone von Wanne -Eickel.
Das Trennen der OMF von der übrigen Bevölkerung ist das Hauptziel und dann muß der Bauer zur Not mal schwitzen, ist besser als versehentlich als Kollateralschaden zu enden.
Und auch große Räume lassen sich bei der technologischen Überlegenheit zumindest überwachen, an den Schwerpunkten sichern, so hab ichs mal gelernt.
Und falls sich jetzt einer fragt : Ja das bedeutet auch Präsenz in der Fläche.
@b
„Wie unterscheidet man Bauern die einen Bewässerungsgraben reinigen, eventuell auch früh morgens im Dunkel weil es tagsüber zu heiss ist, von jemanden der eine IED verbuddelt?“
Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie z.B. auf diesem Video eindeutige Indikatoren dafür, dass ein IED-Einsatz vorbereitet wird.
http://www.youtube.com/watch?v=GQa0HKZoACg&feature=related
Ansonsten trifft es natürlich zu, dass Risikoverhalten für die Betroffenen manchmal fatale Folgen hat. Das gilt für das Plündern bestimmter Tanklastwagen ebenso wie für beschleunigtes Zufahren auf Checkpoints oder Hineindrängen in Konvois ebenso wie nächtliche Grabungsarbeiten auf Straßen. Das Risiko für Afghanen, die sich so verhalten, wird niemals ganz ausgeschlossen werden können.
@StFwdR
„Klare Ansage von bis is nicht ( böse Zungen könnten sagen “Ausgangssperre”), wer es dann trotzdem macht muß mit Konsequenzen rechnen.“
„Schutz der Bevölkerung“ war im Idealfall immer ein Euphemismus für „Kontrolle der Bevölkerung“ mit dem Ziel, diese physisch von den Aufständischen zu isolieren, um die Aufständischen dann ohne kontraproduktive Nebenwirkungen vernichten zu können. Effektive Kontrolle benötigt natürlich die von Ihnen erwähnte Präsenz in der Fläche.
…“nur auf eindeutig erkannte OMF ggfls. lethal zu reagieren.“
INS lassen sich reaktiv fast nie eindeutig identifizieren. Man kann den Leuten ja nicht in die Köpfe schauen. In den erwähnten Situationen muss jemand nicht zwangsläufig als INS identifiziert sein, sondern nur sein Verhalten eine feindselige Absicht erkennen lassen, damit er zum Ziel wird. Dabei gibt es immer Grauzonen, Interpretationsspielräume und Unsicherheiten. Es wird zu unseren Lebzeiten keinen sauberen Krieg geben können.
@S.W
Richtig, daher mein Hinweis auf eine eindeutige Ansage.
Nach dem Kunduzvorfall waren ja auch Stimme im Indianerland die klar sagten das wer um diese Zeit ….
Deutliche Hinweise an die Bevölkerung mit Verhaltensregeln können doch nicht so schwer sein. Wer sich dann nicht dran hält, shit happens, das kann dann ins Auge gehen.
Kollateralschäden können zwar dadurch nicht vermieden, aber so doch minimiert werden. Zusammen mit der Auflage nur in eindeutigen Situationen lethale Mittel einzusetzen wäre das m. E. ein probates Mittel also zumindest einen Versuch wert.
@StFwdR
„Deutliche Hinweise an die Bevölkerung mit Verhaltensregeln können doch nicht so schwer sein.“
Ist leider doch schwer. Wir haben vieles ausprobiert. Die Afghanen denken nicht so strukturiert. In Deutschland würde das funktionieren, aber was hierzulande funktioniert, verstehen die Afghanen oft nicht. Wer sein Leben lang keine Ordnung erlebt hat, versteht mitunter selbst einfachste Warnungen nicht oder erkennt nicht den Zusammenhang zwischen Ankündigung und Folgemaßnahmen.
Man kann den Leuten ja nicht in die Köpfe schauen.
Man kann aber wissen, wer zur Dorfgemeinschaft gehört.
Das funktioniert vielleicht nicht, wenn man ein Dorf nur hin- und wieder besucht. Und vielleicht ist das bei Einsatzzeiten von 6 Monaten mit sehr kurzen Übergabezeiten auch nur schwer möglich.
Aber gerade afghanische Sicherheitskräfte könnten das leisten. Oder auf mehrere Jahre eingesetzte Verbindungspersonen, womöglich in der Doppelrolle als örtlicher Entwicklungskoordinator und Aufsicht der lokalen Polizei. Ansätze gibt es einige.
Nur hier einen reinen Bundeswehr-Ansatz zu versuchen scheint wenig erfolgsversprechend. (Was aber Bundesregierung und Bundeswehr in der Vergangenheit leider auch nicht gestört hat…)
Militärs die der Bevölkerung Vorschriften machen sind ein sehr zweischneidiges Schwert. Nicht zuletzt, weil es oft an Verständnis für kulturelle und landwirtschaftliche Notwendigkeiten/Zusammenhänge fehlt.
@S.W.
Ist leider doch schwer. Wir haben vieles ausprobiert.
Try and Error im Umgang mit der Bevölkerung?
Ich denke, auch einem afghanischen Bauern kann man klar machen, was geht und was nicht. Dem Malik der Ortschaft klare und eindeutige Anweisungen zu geben die dieser an die Bewohner weiterleitet muß doch möglich sein. Schließlich ist es ein gegenseitiges geben und nehmen. Natürlich nicht im Stile eines Besatzers, sondern freundlich kooperativ, ihn einbindend in die Strategie. Wichtig erscheint mir dabei, das die Bewohner auch die unmittelbaren Auswirkungen der Maßnahmen spüren. In derart gesicherten Räumen kann dann Wiederaufbau mit den Unsummen von Geld stattfinden das dort vorhanden ist.
Wie J.R. beschreiben hat ist es wichtig den „Gegenüber“ zu kennen, und das geht nun mal am besten im persönlichen Kontakt. Derartige Ansätze scheint es vor 2007 ja gegeben zu haben. Letztendlich sind die ANSF in diesen Prozess zu integrieren, wobei dies unter der Kontrolle von ISAF erfolgt und Missstände wie Korruption etc. sofort und unmittelbar geahndet werden.
Was mir so langsam sauer aufstößt ist die Tatsache, das
– der politische Wille zumindest rudimentär
– die militärischen Mittel schwach ausreichend,
– die finanziellen Mittel mehr als genug
vorhanden sind, aber es nicht wirklich vorwärts geht.
Da helfen auch die berühmten Stichworte „COIN“, „Afghan Face“, „Übergabe in Verantwortung“ nicht weiter.
Die lange erkannten Gefahren durch IED, welche die höchsten Verluste erfordern, sind es doch die immer wieder für Gesprächsstoff in der Heimat sorgen und den Einsatz desauvoieren. Im Einsatzland haben sie dazu geführt das der Kontakt zur Zivilbevölkerung abgerissen ist und so ein wesentlicher Lebensnerv der Operation weggefallen ist.
Wir leisten uns den Luxus diese Operation unter nahezu idealen Bedingungen zu führen, mit festen Feldlagern mit allem pi-pa-po. Dazu haben wir ein Verhältnis von Unterstützern zu Kämpfer von 3:1, bei einem Kontingent von 5000 sind also nur 1.300 Soldaten wirklich als „Kämpfer“ ( ich würde diese lieber als Sicherungskräfte bezeichenen ) verfügbar. Der Rest sorgt für …..
Ja was eigentlich ?
Klar, benötigt werden
– Kampfunterstützer
– Instandsetzung
– Küche
– Versorgung
– Stäbe
dann werden noch Teile als OMLT eingesetzt, wie viele denn?
Nicht falsch verstehen, ich gönne den Soldaten im Einsatz Ihren „Luxus“, aber was sind die Konsequenzen daraus?
Mit einer derartigen Konfiguration der Truppe kann ich den gestellten Auftrag im RC(N) doch eigentlich gar nicht erfüllen. Also verkrieche ich mich in meinen Feldlagern und kann noch nicht mal einen Radius von 5 km sichern. So geschehen seit 2007. Ab und zu gehe ich dann mal raus und wundere mich das ich plötzlich angesprengt / beschossen werde.
Ausserdem laufe ich in die Gefahr den „kämpfenden Anteil“ der Truppe zu überlasten, letztendlich auch geschehen.
Mit der Verstärkung durch die US-Kräfte und, den durch KTzG angeordneten Umschichtungen im Kontingent, sind nun die militärischen Mittel vorhanden um „offensiv“ ( so ein Blödsinn) vorzugehen, dabei geht es eigentlich nur darum verlorenes Terrain zurück zu gewinnen, mangels offensichtlichem Gegener nicht in offener Feldschlacht, sondern über das Sichern und Überwachen des Geländes und der Ortschaften.
Und da bin ich dann wieder bei den IED und deren Aufklärung. Um zu verhindern das die Dinger überhaupt gelegt werden können muss ich das Gelände überwachen oder sichern.
Dazu nutze ich die zur Verfügung stehenden Optionen Boden- und Luftaufklärung. Grundsatz sollte hierbei sein sehen ohne gesehen zu werden. ( War früher mal üblich )
Auf erkannte Bewegungen / Operationen kann ich dann immer noch abgestuft reagieren.
Angesichts der technischen Möglichkeiten über die ISAF verfügt, sollte das doch möglich sein.
dann werden noch Teile als OMLT eingesetzt, wie viele denn?
Laut Bundeswehr.de:
– 200 Soldaten in 8 OMLTs.
– 120 Soldaten in der zivil-militärischen Zusammenarbeit (etwa Polizeiausbildung)
Das war’s dann an Ausbildern schon.
Dazu dann zwei ASBs mit jeweils knapp 600 Soldaten, die ich jetzt aber nicht zu den „Ausbildern“ zählen würde, auch wenn das unser Verteidigungsminster so gerne tut.
Interessant ist folgende Passage aus obigem Interview mit dem Kommandeur der Seedorfer Falschirmjäger (Juni 2010):
Wie können Sie das Partnering vor dem eigentlichen Einsatz üben? Ist das überhaupt möglich?
Das ist schwer möglich, da es bislang noch wenig Erfahrungswerte gibt, auf die wir zurückgreifen können. Wir haben bereits seit längerem kleinere Unterstützungs-Teams in afghanischen Einheiten, sogenannten Operational Mentoring and Liaison-Teams, kurz „OMLT’s“, die afghanische Bataillone und Kompanien bei Ausbildung und Einsatz unterstützen. Aber wir haben noch keine 1:1-Zusammenarbeit zwischen afghanischer Armee und deutschen ISAF-Kräften. Mein Auftrag wird es sein, im Einsatzland sehr schnell die Verbindung zu den afghanischen Partnern zu suchen und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit auszuloten.
Umgang mit der Bevölkerung ist so eine Sache. Es gibt kein Patentrezept und wie man das tut unterscheidet sich extrem stark von einer Gegend zur anderen und von einem Stamm zum anderen. Was an einer Stelle funktioniert, scheitert bei anderen. Daher ist es wirklich Trial and Error, bzw. man muss die Mittel an die örtlichen Gegebenheiten anpassen.
Generell sind dort alle in Stämmen und Clans organisiert, die nur an sich selbst denken. Deshalb ist der Betrug und die Korruption so hoch. Wenn man sie davon überzeugen kann, dass sie einen Vorteil erlangen (und damit stärker als die anderen Stämme und Familien werden), kooperieren sie und die Angriffe nehmen sofort ab.
Hier ist eines der besten Dokumente dazu, inklusive Fallbeispielen:
http://www.cna.org/sites/default/files/research/Counterinsurgency%20on%20the%20Ground%20in%20Afghanistan.pdf
Luftaufklärung ist übrigens nicht nur eine Sache von Kampfhubschraubern, die gleich angreifen müssen. Im Irak hatte man auch viel Erfolg mit Drohnen und EW-Flugzeugen wie der E/A-6B Prowler.
@StFwdR – „Der Rest sorgt für …..
Ja was eigentlich ? “
Dafür das 130 NATO/ISAF Generäle und Admiräle(!) in Afghanistan angemessene Unterkunft, fesche Adjudanten, geputzte Schuhe und ihre Morgenzeitung haben.
—
Zur vermehrter Dronenüberwachung gegen IEDs. Man kann vielleicht genügend Dronen in die Luft bekommen um das etwas besser zu überwachen aber dann braucht man immer noch Leute die die Videos auch angucken. Das ist ein Problem, Military Is Awash in Data From Drones, das sich auch nicht durch Automatisierung lösen läßt.
Letztendlich hat auch der Gegner Mittel dagegen. LKW hält, durch Bodenlucke wird IED verbuddelt, LKW fährt weiter. Wie klärt man das aus der Luft auf?
—
Die Besetzung eines Landes in dem man von einem Teil der Bevölkerung nicht (länger) willkommen ist, hat so seine Problem und hat sie immer schon gehabt. In früheren Zeiten hat man das mit Genozid oder ethnischer Säuberung geregelt aber in den Fällen hatte die Besetzung eben auch die Übernahme des Landes für die eigene Bevölkerung zum Ziel. In Afghanistan ist das ja wohl nicht der Fall. Da muss man dann die Verluste hinnehmen und hoffen das sich irgendwannmal irgendetwas zufällig ändert oder man gibt auf udn zieht ab.
Da muss man dann die Verluste hinnehmen und hoffen das sich irgendwannmal irgendetwas zufällig ändert oder man gibt auf udn zieht ab.
Der übliche Bullshit der „Was – nicht – geht – Sager“-
Auf die Polemik hinsichtlich der „Kopflastigkeit“ habe ich ja auch nur gewartet.
Insofern ist auch zu beachten das nicht alle goldenen Sternträger im Einsatzland zum deutschen Kontingent zählen. ;-)
Aber genau diese Mentalität ist es die den Erfolg verhindert, erst mal aufzählen was nicht geht um dann abzuwarten….
@J.R
Das sind jedenfalls der Anteil der die Lager auch von aussen sieht. ~ 1500 Mann von 5000.
Das muß man erst mal sacken lassen, wobei damit immer noch nicht geklärt ist was der Rest macht, ( Ok für b isses klar….)
Und, lieber b, wenn ich ein Gelände überwache und dadurch die Erkenntnis gewinne das bei Strasse A ggfs eine Gefährdung besteht, ist mir damit auch schon geholfen damit kann ich meine begrenzten Ressourcen gezielt einsetzen.
An der Stelle sollte man sich auch mal ins Gedächtnis rufen, dass der Sichern der Straßen letztlich wieder nur einem Zweck dient: Dem Schutz der ISAF-Truppen. Der normale Afghane hat davon kaum etwas, der wird weitherhin in seinem Dorf bedroht.
Wenn jetzt das Gros der ISAF-Truppen Feldlager und Verbindungswege schützt, dann stellt sich schon die Frage, wer eigentlich noch wirken und den Aufständischen die Bevölkerung abspenstig machen soll.
Ich spreche hier nicht von Strassen, sondern von Räumen. Da fallen die Strassen als Nebenprodukt ab.
StFwdR – „Aber genau diese Mentalität ist es die den Erfolg verhindert, erst mal aufzählen was nicht geht um dann abzuwarten….“
Ich bin nicht für abwarten, ich bin für Abzug. Möglichst sofort.
Und warum ich dafür bin hat nichts mit meiner (durchaus agressiven) Mentalität zu tun, sondern mit dem ausführlichen Studium von ähnlich gelagerten Konflikten. Danach kommt man zu dem Schluss, dass die erklärten Ziele in Afghanistan mit den verfügbaren Mitteln des „Westens“ nicht erreichbar sind und nie erreichbar sein werden. Es ist nicht die „Mentalität“ die den Erfolg verhindert sondern es sind die Umstände.
Um Räume zu überwachen und ordentliches COIN durchzuführen benötigt man viel Personal, ca. 20 Soldaten auf 1000 Einwohner. Die stehen nicht zur Verfügung und werden auch von den Heimatbevölkerungen des Westens niemals zur Verfügung gestellt werden.
Für die Truppe bleibt damit nichts als durchwursteln bis das auch den Politkern hier klar geworden ist, diese dem Druck der USA widerstehen und den Abzug befehlen.
No Comment: Petraeus and McChrystal
Ob man sich so auf die 2% Sicherheitskräfte versteifen sollte sei dahingestellt, die Zahl ist eher ein grober Richtwert als wirklich sachlich begründet (Siehe etwa Troop Levels in Stability Operations: What We Don’t Know).
Aber einfach mal die Zahlen:
– Einwohner RC Nord: 6,75 Mio.
– 2% Sicherheitskräfte wären: 135.000
Sicherheitskräfte:
– ISAF: rund 8500 (etwa: 5895 Stand Februar 2010 + 2500 Amerikaner )
– ANA: 12.000? (2 von 21 Kandaks; also etwa 10% von insgesamt 120.000 Soldaten. Wobei für größere Operationen wohl um 500 einsetzbar sind.)
– ANP: 9.400? (10% von 94000)
– ANLP/Arbaki: wohl noch sehr gering
Summe: rund 30.000 Sicherheitskräfte im RC Nord.
@b
„…“ = oder zu sagen es geht nicht und aufzugeben.
Ist irgendwie berechenbar. :-)
Unabhängig davon, wie J.R. schon ausführte, ist das ein grober Richtwert wen bestimmte Umstände zutreffen. Da hier aber nicht gegen die Bevölkerung des Staates, sondern gegen einen kleineren Teil vorgegangen werden muß relativiert sich der Einwand.
Letztendlich wären wir mit dieser Einstellung immer noch in Höhlen und würden mit Speeren jagen.
Naja, das war jetzt nicht als Hinweis gemeint, es einfach beiseite zu wischen. ;)
Der Verweis auf die Truppenstärke ist in meinen Augen sehr angebracht, und wird in Deutschland auch viel zu wenig beachtet.
Dabei ist es in der Tat so, dass gerade für den Norden viel für eine geringere Zahl an Sicherheitskräften spricht:
– die starke Abneigung gegen die Taliban
– dass weite Teile immer noch „aufstandsfrei“ sind
Auf der Gegenseite hat es aber auch diverse Punkte, die als Erschwernis dazukommen:
– Das unwegsame Terrain Afghanistans
– Korrupte Regierung mit Legitimitätsproblemen
– „suboptimal“ koordinierte Militär-Koalition mit „suboptimaler“ COIN-Ausrichtung
– unzuverlässige afghanische Sicherheitskräfte
Wie sich das auf die tatsächlich benötigte Zahl an Sicherheitskräften auswirkt? Ich weiß es nicht. Und sonst wohl leider auch niemand. Zumindest in Deutschland wird darüber ja auch nicht gesprochen. Für die einen ist das wohl zuviel Militärgeschichte und Militär-als-Mittel-der-Politik, für die anderen zuviel Bundeswehr-Kritik und Politik-als-Mittel-des-Militärs.
So oder so halte ich es für einen Irrglauben, dass ausländische Soldaten das Gros der Sicherheitskräfte stellen sollten – vieles können ausländische Truppen schlicht schlechter und nur zu höheren Kosten leisten.
Nur scheint das eben auch gerade bei Bundesregierung und Bundeswehr nicht wirklich angekommen zu sein. Sicher, die Lippenbekenntnisse sind jetzt andere, aber es passiert nicht viel.
Und das Minenräum-Beispiel ist mal wieder so ein Indiz, dass von der Truppe statt von der Mission her gedacht wird.
@J.R.
Naja, das war jetzt nicht als Hinweis gemeint, es einfach beiseite zu wischen. ;)
So war es auch nicht gemeint.
Auch war das „Minenräumbeispiel“ so gedacht, das es nicht die Hauptaufgabe, sondern eine der Aufgaben vor Ort ist. Die technischen Möglichkeiten entsprechend genutzt, kann mit relativ geringen Personalansatz eine Menge erreicht werden.
Es ist eine der allgemeinen Aufgaben die zu leisten sind. Daneben muß, und das ist die eigentlich wichtige Aufgabe, der Kontakt zur Bevölkerung wieder hergestellt werden.
Die Aufgabe von ISAF ist : schaffen eines sicheren Umfeldes.
Dies, wo notwendig, durch Kampf ( in Deutschland eigentlich immer noch nicht aktzeptiert) ansonsten durch schlichte Präsenz und Wiederaufbau vor Ort.
Das dies nicht durch ISAF alleine geleistet werden kann, war und ist ein wesentlicher Knackpunkt der Mission. Auch das aus Rücksichtnahme auf bestehende Clan- und Machtstrukturen in bestimmten Bereichen „weggesehen“ wurde und wird, ist in meinen Augen ein Fehler.
Konsequentes Vorgehen, nicht nur gegen die OMF, sondern auch gegen Korruption, schlechte Verwaltung und Mißwirtschaft sind die Grundlagen um das Vertrauen der Bevölkerung zu erlangen.
Für die einen ist das wohl zuviel Militärgeschichte und Militär-als-Mittel-der-Politik, für die anderen zuviel Bundeswehr-Kritik und Politik-als-Mittel-des-Militärs.
Wir haben eine ausgeprägte Kultur des schwarz/weiß, gut/böse was auch immer, dazu kommt dann die übliche Argumentation von den Briten etc…
Ich stimme ihnen zu, das die ANSF viel mehr in den Prozess mit eingebunden gehört. Das die Soldaten, ordentlich bezahlt und behandelt, mehr leisten können als ausländische Truppen die mit Land und Leuten nicht vertraut sind. Deshalb halte ich den Ansatz des Partnering auch für gut, sofern er konsequent umgesetzt wird.
Inwieweit die politische und die Bundeswehrführung hierzu in der Lage sind, wird sich in den nächsten Monaten, besonders ab dem Frühjahr zeigen. Fakt ist das die verkrusteten Strukturen, sowohl politisch als auch in der Bundeswehrführung erst aufgeweicht werden müssen.
Wobei mein persönlicher Eindruck dahin geht, das die Erkenntnis sehr wohl da ist, allein es fehlt der Mut dies klar und eindeutig auszusprechen, um vom politischen Gegner bei der nächsten Wahl nicht wieder von einer „Marktplatzrede“ überrascht zu werden.
Dem Großteil des Posts kann man zustimmen. Aber Personaleinsatz ist in Afghanistan glaub nicht das Problem, eher im Gegenteil.
Und ob der Mini-Minenwolf das geeingete Werkzeug ist darf bezweifelt werden. Zum Minenräumen ist der wohl super, und kann in den Tests in bestenfalls einer Stunde einen 1km-Streifen auf fast 2m Breite zu 99% räumen. Nur wurde der nie gegen ferngezündete Sprengsätze getestet (und dürfte dort vermutlich auch deutlich schlechter abschneiden). Und ob er mit der Geschwindigkeit für das Räumen der etwa 50km Straße zwischen Kundus und Baghlan oder Kundus und Taloquan wirklich besser abschneidet als Fußgänger – ich weiß es nicht.
Ich hab halt den Eindruck, dass man mit einer institutionalisierten „Straßenwacht“ aus Afghanen und einigen Deutschen mehr zum gleichen Preis erreichen würde. Nicht zuletzt, weil das auch ein Mittel gegen Räuber und Straßensperren sein könnte.
Und dann stellt sich halt die Frage, warum man das Modell nicht gleich zuende denkt und eine „Dorfwacht“ aus Afghanen und einigen Deutschen einführt.
Derzeit scheint das ja so halbherzig probiert zu werden; zum einen scheinen Innenminiserium und US-Spezialkräfte massiv Dorfmilizen anheuern zu wollen, aber das nur halbherzig umzusetzen (Fallbeispiel Tarbuz Guzar). Gleichzeitig scheint sich die Bundeswehr nicht zuzutrauen, Personal zu diesen Milizen zu entsenden. Die Mängel in dieser Vorgehensweise haben sich ja leider gezeigt (Fallbeispiel Shahabuddin). Gleichzeitig steigt die Gefahr von Milizen jenseits der Kontrolle von Regierung oder ISAF (Times-Bericht aus Balkh).
Van Rompuy, seines Zeichens EU Präsident, äußert seine Meinung zu Afghanistan:
Nun was soll der gute van Rompuy den sagen?
Hurra lass uns mal machen?
Der Einsatz, egal wie man dazu steht, ist von Anfang an politisch komplett vergeigt worden und das nicht nur von unserer Regierung.
Die ,wie ich immer noch behaupte, „gefühlte“ Mehrheit gegen den Einsatz basiert doch überwiegend entweder auf politischen Intentionen oder auf Unkenntniss, Ignoranz und wie es unser ehemaliger BP so schön ausdrückte „freundlichem Desinterresse“.
Das Wissen um die Hintergründe und Ursachen ist innerhalb der Bevölkerung kaum verbreitet.
Und sobald sich die gräßliche Fratze einer Auseinandersetzung zeigt, sobald es Tote und Verwundete gibt oder Vorfälle wie die Bomnardierung bei Kunduz, steigt der allgemeine „Betroffenheitspegel“ in dem die Stammtischmeinungen und von den Medien vorgefertigte „Dokumentation“ und „Enthüllungen“ über den Einsatz versuchen ein Bild zu vermitteln.
Alleine das Verhalten der Medien gegenüber dem damaligen Kommandeur Oberst Klein ist ein Skandal für sich, wurde er doch in eine Ecke mit Kriegsverbrechern und Mördern gestellt, bevor überhaupt die Hintergründe für den Vorfall bekannt waren und seine „Schuld“ bewiesen war. Jeder Tatverdächtige der hier eine Straftat begeht, wird bis zur Verurteilung als „mutmaßlicher Täter“ bezeichnet, nur ein Soldat der nach besten Wissen und Gewissen seinen Auftrag, den er vom deutschen Bundestag erhalten hat, erfüllt wird gleich medial an die Wand genagelt.
Eine vernünftige rationale sicherheitspolitische Diskussion ist in Deutschland beinahe unmöglich.
Das sich dies in Eurpopa und bei unseren Nachbarn nicht anders verhält zeigt die Äusserung von v. Rompuy, denn auch dort wird die öffentliche Wahrnehmung weniger von Fakten als von der grausamen Darstellung des Einsatzes durch die Politik bestimmt.
Bezeichnen und skuril ist, das ausgerechnet ein Grüner zu den besten Kennern der Materie zählt und eine gänzlich andere Haltung zu dem Einsatz hat als der Mainstream.
Und bevor jetzt wieder einer die „Dolchstoßlegende“ bemüht, zitiere ich mal Antje Vollmer aus der Doku „Töten für den Frieden“ :
„… die deutsche Gesellschaft ist nicht mehr Kriegstaugliich …“
Ob solcher Äusserungen möge uns ein Schicksal wie 9/11 / Madrid / London oder gar ein „großer Vaterländischer“ erspart bleiben.
Wenn unsere politische Elite nicht bald realisiert, das der dumbe Wähler viel klüger ist als sie es ihm zugestehen will, dann werden noch ganz andere Gefahren auf uns zukommen als ein paar Koranschüler im fernen Afghanistan.
Aber nun werden wir hier OT, das wollen wir doch alle nicht.
Bezeichnen und skuril ist, das ausgerechnet ein Grüner zu den besten Kennern der Materie zählt und eine gänzlich andere Haltung zu dem Einsatz hat als der Mainstream.
Liegt halt daran, dass ein „Nie wieder Srebrenica“ das krasse Gegenteil des ignoranten deutschen Alltagsrasismus‘ ist. Ein paar Ausländer, dazu noch Hinterwäldler mit der falschen Religion, haben es schlicht nicht verdient, dass ein wertvoller Deutscher für sie ins Gras beißt.
Oder um die verteidigungspolitische Sprecherin einer Regierungspartei zu zitieren: „Niemand will eine Interventionsarmee“.
Den Grünen kann man wenigstens zugute halten, dass sie den Einsatz von den Menschen in Afghanistan her argumentieren – etwas, wozu keine andere deutsche Partei derzeit den Mumm hat.
@J.R.
Gibt es eigentlich irgendwelche Berichte, dass mit Bodenradar in Afghanistan erfolgreich Sprengsätze gefunden wurden?
Dazu kommt, dass viele ferngezündete Sprengsätze weitgehend ohne Metallteile auskommen, und entsprechend schwer vom Fahrzeug aus zu finden sind, auch mit Minenroller.
Der Dual Sensor Metalldetektor MINEHOUND VMR2 (Metalldetektor und Bodenradar) von Vallon wird in AFG eingesetzt. Dieser Detektor kann auch IED mit geringem Metallanteil/ohne Metallanteil finden. Das Radar detektiert regelmäßige Körper im Boden, abhängig von Verlegetiefe, Größe etc. Insgesamt ist das Gerät eine nützliche Ergänzung, aber wie andere Aufklärungsmittel kein Allheilmittel, sondern ein wichtige Einzelkomponente. Fahrzeuggestütztes Bodenradar wird ebenfalls in AFG eingesetzt, auch mit Erfolg. Aber auch hier gilt: kein Allheilmittel, aber wichtige Einzelkomponente.