Dokumentation: Bundespräsident beim Reservistenverband
Weil ich gefragt wurde, ob ich den Mitschnitt der Rede von Bundespräsident Christian Wulff am (heutigen) 28. Oktober bei der 50-Jahr-Feier des Reservistenverbandes in Berlin zugänglich machen kann (und ich zu faul bin zum CD-Brennen), habe ich seine 20 Minuten lange Rede ins Netz gestellt. Damit sich jeder Interessierte das anhören kann.
(Für iPad/iPhone-Nutzer ohne Flash der direkte Link: http://audioboo.fm/boos/207730-bundesprasident-wulff-beim-reservistenverband-28-10-2010)
Die Rede des Herrn Bundespräsidenten anlässlich der Festveranstaltung zum 50jährigen Bestehen des Reservistenverbandes ist beeindruckend! Durch den Inhalt seiner Rede und seine Anwesenheit zeigte er die so sehr erhoffte Zuwendung und Würdigung der Arbeit der Reservistinnen und Reservisten durch unsere Staatsführung.
Allein aus seiner Rede lassen sich die wesentlichen Leitplanken für die neue Reservistenkonzeption gewinnen. Besonders eindrucksvoll seine Würdigung und Untermauerung der Initiative „Tu was für Dein Land“ – Eine Initiative, um junge Frauen und Männer für einen freiwilligen Dienst für unser Land zu gewinnen.
Ich hoffe, dass damit eine breite gesamtgesellschaftliche Diskussion für einen freiwilligen Gesellschaftsdienst angestoßen und untermauert wird.
Bundespräsident Wulff, laut eigener Bekundung Präsident der Muslime in Deutschland, sollte sich vielleicht mal fragen, was sich eigentlich hinter so Begriffen wie Heimat, Volk, Nation etc. verbirgt. Das sollten nämlich keine holen Phrasen sein, sondern Dinge, die ein stabiles Gemeinwesen ausmachen.
Man kann dies rational tun und verantwortungsvoll mit der Geschichte des deutschen Volkes umgehen.
Anstelle naiver Selbstkasteiung kann man selbstbewusst zu gelernten zivilisatorischen Fähigkeiten stehen. Zudem sollte man merken, wo sich wieder faschistisches Gedankengut im religiösen oder antifaschistischen Mantel breit macht.
Man kann den politischen Islam relativ konsistent leben, z.B. im Jemen.
Man kann die christlich jüdische Prägung unserer aufgeklärten Gesellschaft mit Trennung von Staat und Kirche, humanen Grundrechten etc. auch relativ konsistent leben.
Man kann aber nicht beides zusammen leben, das haben in der jüngeren Zeitgeschichte mal wieder die Vorkommnisse auf dem Balkan recht deutlich gezeigt.
Eine Gesellschaft kann nicht funktionieren, in der Anhänger einer religiösen Gruppierung sich als höherwertiger betrachten, als die „Ungläubigen“. Man wird langfristig nicht friedlich zusammenleben können, wenn Teile der Bevölkerung z. B. eine Beziehung der Tochter mit einem „Ungläubigen“ unter allen Umständen verhindern, selbst wenn sie die eigene Tochter dafür umbringen müssen.
Bei all diesen Fragen geht es ans Eingemachte.
Soldaten schwören, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.
Wer und was ist also dieses deutsche Volk? Unter welchen Voraussetzungen kann man Teil dieses Volkes werden? Unter welchen Voraussetzungen wird man aus dieser Volksgemeinschaft ausgeschlossen, z. B. durch Verlust des aktiven und passiven Wahlrechts oder Entzug der Staatsbürgerschaft?
Wen oder was jemand anbetet oder als Atheist dessen Existenz in Frage stellt, ist für die Frage der Volkszugehörigkeit eigentlich vollkommen irrelevant. Wir haben glücklicherweise die Trennung von Staat und Kirche.
Was ist aber nun, wenn eine Glaubensgemeinschaft genau hier einen totalen Anspruch hat und seinen Anhängern befiehlt, auch mit Gewalt einen Gottesstaat zu errichten, sobald man genug Anhänger im Land hat?
Wie ist dann ein Bundespräsident zu beurteilen, der sagt, diese Glaubensgemeinschaft gehöre zu Deutschland?
Ist derjenige noch der Präsident des deutschen Volkes?
Solange der (europäische) Islam nicht sein Verhältnis zur Aufklärung, zur Trennung von Staat und Kirche und zum unverkrampften diskriminierungsfreien Umgang mit Anhängern anderer Glaubensgemeinschaften geklärt hat, darf ein deutscher Bundespräsident in meinen Augen nicht sagen: „Der Islam gehört zu Deutschland!“
Entweder ist eine solche Aussage belanglos, dann sollte sie sich ein Bundespräsident sparen. Oder sie beinhaltet Implikationen, die auf die Abschaffung unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung abzielen, denn genau das will der politische Islam, dessen Anfänge wir z. B. in Mönchengladbach beobachten können.
Damit müsste ein Soldat einen Präsidenten, der so das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes in Frage stellt, nicht verteidigen.
Damit müsste ein Soldat ohne Verletzung seines Amtseids sagen können: „Herr Wulff ist nicht mein Präsident!“
Ich hab mir die Rede jetzt tatsaechlich mal angehoert und kann sie unter einem Stichwort zusammenfassen: Politischer Nonsens.
(1) Das Durcheinanderwerfen von Reservisten, Reservistenarbeit und Reservistenverband – das kommt dem Verband sicherlich nicht ungelegen. Tatsaechlich jedoch repraesentiert der Reservistenverband in keinster Weise den aktiven, beorderten und leistungswilligen Reservisten. Diese sind zwar teilweise Mitglied, stellen jedoch gegenueber den restlichen Mitgliedern nur eine Minderheit dar. Ein Blick auf die Altersstruktur des Reservistenverbandes reicht vollkommen aus um das festzustellen (abgesehen von hinreichender persoenlicher Erfahrung).
(2) Der Verband ist u.a. mit der nicht-hoheitlichen, freiwilligen Reservistenarbeit betraut. Darueber hinaus nimmt er eine wichtige Rolle bei der Organisation der hoheitlichen, freiwilligen und beorderungsunabhaenigen Rerservistenarbeit wahr – das ist unbestreitbar. Nur bedient der Verband in beiden Faellen die Interessen seiner Mitglieder, nicht jedoch die Interessen der Bundeswehr. Der geringen Leistungsfaehigkeit und -willigkeit der Mehrheit der Mitglieder wird bei der Organisation und Durchfuehrung von DVag zu viel Raum eingeraeumt, dies hat zur Folge, dass leistungswillige und -faehige Reservisten zunehmend nicht mehr teilnehmen.
Ein kleines Beispiels: Schon der Vorschlag im Rahmen einer DVag vom Sammelpunkt zum Ausbildungsgelaende zu marschieren und dort zu biwakieren (das spart sowohl Zeit als auch Geld), wird abgelehnt, da dadurch zu viele potentielle Teilnehmer abgeschreckt werden! Diese DVag waere zweifellos gut besucht gewesen – nur nicht durch Mitglieder des Reservistenverbandes, sondern durch leistungsorientierte Reservisten.
(3) Punkte (1) und (2) machen deutlich, dass der Verband nicht als „Mittler“ und „Werber“ auftreten kann, da den potentiellen Mittlern und Werbern der Kontakt zur aktiven Truppe inkl Einsatzerfahrung fehlt. Daran aendert auch ein Tag im AGSHP oder ein Truppenbesuch nichts mehr. Und damit fehlt alles, um als glaubwuerdiger Mittler und Werber auftreten zu koennen.
(4) Es mangelt an durchdachten Vorschlaegen. Statt ins Ausland zu schauen und die dortigen Ansaetze zu analysieren (das sollte die Bundeswehr bei ihren Reformen auch besser tun), versteift sich der Verband auf die Idee des Einsatzes im Inneren. Im Gegensatz zu anderen Staaten verfuegt die Bundesrepublik mit dem Katastrophenschutz bereits ueber einen hervorragend ausgebildeten Pool an ehrenamtlichen Helfern in THW, freiwilligen Feuerwehren und Hilfsorganisationen. Wer im Katastrophenschutz mitwirken will, findet seinen DRK- oder THW-Ortsverein im oertlichen Telefonbuch – das ist definitiv nicht die Hauptaufgabe von Reservisten.
(5) Der Blick ins Ausland zeigt folgendes: Eine Wehrpflicht ist nicht notwendig, um ueber eine hervorragend ausgebildete Reserve zu verfuegen, sondern bringt lediglich Masse (und Mitglieder fuer den Reservistenverband). Vor allem in den anglo-amerikanischen Staaten haben Reservisten eine wichtige Rolle fuer die Durchhaeltefaehigkeit der Streitkraefte, allerdings auch ein komplett anderes Selbstverstaendnis: Die National Guard, die Territorial Army oder die Army Reserve besetzen nicht vakante Dienstposten im Inland, sondern entsenden komplette Verbaende in die Einsatzgebiete. Das ist die konsequente Umsetzung des „Total Force“-Konzeptes: Gleiche Aufgaben, gleiche Ausbildung und Ausruestung und gleiche Leistungsfaehigkeit.
Fazit: Der Reservistenverband betreibt Lobbypolitik fuer seine Mitglieder, hat jedoch keinerlei Mehrwert fuer die Bundeswehr. Die Finanzierung aus dem Verteidigungsetat sollte umgehend gestrichen werden (immerhin ca. 13 Millioen Euro) und dieses Geld unmittelbar fuer die Ausbildung der Reservisten durch die Bundeswehr selbst eingesetzt werden.
Oder um aus einem Internetforum zu zitieren: „De Reservist ist entweder diszipliniert, gut ausgebildet und koerperlich fit oder sinnlos“. Die Mehrheit der Mitglieder des Reservistenverbandes ist letzteres. Das wird sich jedoch aendern, denn die Zahl der Mitglieder nimmt ab. Bleibt nur zu hoffen, dass die leistungsorientierten Mitglieder entweder den Verband uebernehmen und auf einen neuen Weg fuehren oder aber einen neuen Verband gruenden.
Mir würde es in den Fingern jucken, dem anonymen „Vorschreiber“ („Boots on the ground) Punkt für Punkt nachzuweisen, wo er in seiner Analyse der Situation des Reservistenverbandes schief liegt. Prinzipiell reagiere ich aber nicht auf anonyme Stellungnahmen. Der Schreiber kann sich gern einmal direkt bei mir melden: michael.e.sauer@t-online.de
Hallo Herr Sauer,
in einem Blog wie diesem lebt die offene Diskussion davon, dass sich jemand auch unter Pseudonym einbringen kann. Wenn Sie dem entgegenhalten, dass Sie prinzipiell nicht auf anonyme Stellungnahmen reagieren, vergeben Sie die Möglichkeit dieser Diskussion.
Ohne den leistungswilligen und in Einsätzen anzutreffenden Reservisten auf die Füsse treten zu wollen, so steht der Verband in der Truppe doch eher für das Modell „Saufen / Schießen / Schlauchbootfahren“ aus den 80er / 90ern des vergangenen Jahrhunderts. Ich kennen auch Reservisten, die sich eben genau aus diesem Grund nicht im Verein gliedern wollen…
Evtl. wäre eine Imagekampagne erst einmal von Nöten, bevor man mit dem Bundespräsidenten „hausieren geht“.
„Leitplanken“ tragen zur Verhinderung von schweren Unfällen bei. In der Gruppe der Redenschreiber des Bundespräsidenten fehlen offensichtlich welche.
Durch was zeichnet sich die beorderungsunabhängige Reservistenarbeit denn überlicherweise aus; zum Beispiel die durchschnittliche DVag?
Mal sehen:
-oftmals schlechte Organisation;
-unsoldatisches, schlampiges Auftreten vieler Teilnehmer, wie auch des Funktionspersonals;
-weitgehende Disziplinlosigkeit, ein Mindestmaß an militärischen Umgang => Fehlanzeige;
-Leistungsunwille vieler Teilnehmer bei oftmals ohnehin katastrophalem körperlichem Leistungsstand;
-Kenntnislosigkeit, was an sich in Ordnung wäre, wenn doch der Anspruch bestehen würde, diese auch abzustellen –ich muss nicht erwähnen das dieser in den meisten Fällen nicht vorhanden ist, womit der Sinn der DVag bereits in der ersten Stunde untergraben ist;
-am Ende der meist 2 1/2 tägigen Veranstaltung allzuoft keinerlei nennenswerten Zugewinn militärischer Fähigkeiten
Da ich LKdo übergreifend Veranstaltungen besuche, und das seid mittlerweile 4 Jahren, kann ich mir ein recht umfassendes Urteil erlauben. Es ist leider überall dasselbe und das allerschlimmste ist, die ganze Sache wird irgendwann wegen Überalterung einschlafen, denn junge, leistungsorientierte Soldaten der Reserve (ich nutze bewusst diesen Begriff) werden mehr abgeschreckt, denn gewonnen. Die Profis, also ehemalige SaZ und BS, bleiben der Sache schon heute fern und wenn nun die Wehrpflicht, also die Hauptrekrutierungsbasis des VdRBW wegfällt, sich aber an der Ausrichtung und Programmatik nichts grundlegend ändert, dann sehe ich schwarz.
Will der VdRBW nicht in wenigen Jahren ein Dasein in der Bedeutungslosigkeit fristen, muss er JETZT, JETZT SOFORT handeln.
@Bootsontheground
Sie haben die Grundoroblematik, fernab billiger Klischees, treffend herausgearbeitet. Chapeau dafür! Man kann nur hoffen, dass Verantwortliche an betreffender Stelle, sich ihrer Worte offen und objektiv annehmen und sie nicht in falschen Stolz und Eitelkeit hinwegwischen.
Trennung von Staat und Kirche wäre ja mal ein guter Ansatz für die BRD. Abschaffung des Kirchenrechtes, Abschaffung von kirchlichen Kindergärten und Schulen, Religion aus politischen Parteien verbannen. Auch radikale Christen dürfen in den Vatikan. Möchte der Präsident einen politischen Islam in der BRD? Wann hat er das gesagt? Was hat all das mit den Reservisten zu tun?
Übrigens das Christentum wurde nicht von den Germanen ersonnen! Kam über Anatolien nach Westeuropa.
@Michael Sauer: Ich denke nicht, dass es der Diskussion hier weiterhilft, wenn Sie mir Ihre Standpunkte per Email mitteilen. Meine Anonymitaet mag Ihnen nicht gefallen, aber das hindert Sie nicht, Ihren Standpunkt hier darzulegen.
Ich habe noch einen Artikel von General a.D. Hans-Heinrich Dieter, der in seiner letzten Verwendung als Inspekteur der Streitkraeftebasis auch Beauftragter fuer Reservistenangelegenheiten war, zum Thema gefunden:
„Die Bundeswehr braucht nicht den vorwiegend an Kameradschaftserlebnissen orientierten und „älter gewordenen Pfadfinder in Uniform“. […] Die Bundeswehr braucht auch nicht die beorderungsunabhängigen Reservisten,die die heutige aktive Bundeswehr nicht kennen und manchmal nur schwer in ihre Uniform passen und deren Reservistenkameradschaft sich vorwiegend z.B. für Panzermodellbau sowie Schießveranstaltungen mit anschließendem feuchtfröhlichem Beisammensein interessiert. Solche Reservisten lassen die sicherheitspolitischen Veranstaltungen, die sie zur Wahrnehmung ihrer Mittlerfunktion befähigen sollen ohnehin nur als Feigenblattfunktion über sich ergehen. Ob die Bundeswehr weiter in den Reservistenverband, der die Mehrheit der zukunftsorientierten Reservisten nicht nur nicht vertritt sondern der auch von den aktiven Reservisten gemieden wird, investieren soll, muss die politische Leitung entscheiden.
Was die Bundeswehr braucht, ist eine neue, zukunftsorientierte Reserve, die sich mit der aktiven Truppe zusammen verändert und den zukünftigen Anforderungen angepasst wird.“
Der komplette Artikel ist hier zu finden: http://www.md-office-compact.de/Reservisten.htm Den weiteren Ausfuehrungen des Generals, vor allem hinsichtlich des zukuenftigen Haupteinsatzspektrums ZMZ, kann ich jedoch nicht zustimmen. Andere Laender machen vor, dass wesentlich mehr moeglich ist!
ZMZ verdammt, bzw. minimiert die Reservistenarbeit zum berüchtigten „bewaffneten THW“. Was aber gebraucht wird, ist der motivierte Reservist der
a.) in den Einsatz geht oder
b.) die Stellen besetzt, auf denen der originäre Dienstposteninhaber im Einsatz ist.
Und zwar auf JEDEM Dienstposten und JEDER Dienstgradgruppe. Was das betrifft, ist ja seit Neuestem der Lehrgangskatalog glücklicherweise im Wandel… Viele Lehrgänge sind nun endlich auf für Reservisten freigeschaltet.
@Boots on the Ground
Danke für die Veröffentlichung des Artikels von General a.D. Dieter: Das ist die höfliche Formulierung für die „Drei S“
@Michael Sauer
„Prinzipiell reagiere ich aber nicht auf anonyme Stellungnahmen.“
Mit Verlaub: Der Reservistenverband ist ebensowenig in der sicherheitspolitischen Gegenwart zu Hause wie Sie im Web 2.0.
Zum Glück gibt es Alternativen zum Reservistenverband. Bestimmte Truppenteile betreiben z.B. eigene Reservistenarbeit und binden leistungsorientierte Reservisten durch zum Zivilberuf kompatible Wehrübungskonzepte und guten „Service“ bzw. kompetente Betreuung durch S1 etc. an sich. Den Reservistenverband brauchen diese Reservisten nicht, und andere Reservisten braucht die Bundeswehr nicht.
@S.W. Wenn Sie das Magazin lesen, dessen Herausgeber Herr Sauer ist, werden sie vermutlich zu einem anderen Ergebnis kommen.
@Kollege
Nichts hätte Herrn Sauer daran gehindert, auf die sachliche Kritik von „Boots on the Ground“ einzugehen. Statt dessen hat er (als Vizepräsident des Verbandes für Information und Kommunikation!) mit einem indirekten Vorwurf gegen anonyme Kommentatoren geantwortet. Mein negatives Bild des Verbandes wird durch so etwas bestätigt. Die Chance, durch eine sachliche und kompetente Antwort Interessenten für den Verband zu gewinnen, hat Herr Sauer m.E. auf jeden Fall vertan. so wie dieser Verband in den letzten Jahren und Jahrzehnten sehr viele Chancen vertan hat.
@ S.W.: Mich hätte seine Antwort auch interessiert.
@Sun Tsu – „die christlich jüdische Prägung unserer aufgeklärten Gesellschaft “
Mit diesem „christlich-jüdischen“ Begriff kann ich nichts anfangen. Jesus war eine eindeutigere Trennungsline als Mohammed.
Und wie passt „christlich-jüdisch“ hiermit zusammen?
Israeli settlers burn church in Jerusalem“>
Wir sollten uns von ausgrenzenden Gegenüberstellungen wie „christlich-jüdisch“ vs. „muslimisch“ trennen. Die halten keiner ernsthaften Diskussion stand. Jede Religion hat ihre verrückte und dann auch gewalttätige Minderheit.
Von interessierter Seite werden Verweise auf diese gerne zur Polarisation der Gesellschaft instrumentiert – letzlich zum Nachteil eines Großteils eben der Gesellschaft. Auf diesen uralten Trick reinzufallen ist dumm. Sehr dumm.
@b, @Sun Tsu
Neinneinnein. Jetzt bitte nicht die Debatte über den Bundespräsident Wulff als solchen, den Islam in der deutschen Gesellschaft und womöglich sonstige religiös beeinflusste Dinge hier führen. Dafür gibt es genügend andere Foren und Möglichkeiten.
Korrekt. Herr Sauer ist noch eine Antwort schuldig geblieben.
@ alle Kommentatoren
Für mich wird immer deutlicher: es gibt in unserer Öffentlichkeit zu geringe Kenntnis über unsere Reservisten, viele, leider auch im Alltag bestätigbare Vorurteile und wenig konstruktive Vorschläge, es besser zu machen.
Aus den Islam-Kommentaren halte ich mich raus, darauf zielte ja auch nicht die geglückte Rede an die Reservisten.
Mir ist wichtig:
Wir brauchen
– für unsere Reservisten, die sich innerhalb der Bundeswehr engagieren wollen, bessere Angebote und Entwicklungsmöglichkeiten.
– für den Verband der Reservisten einen völlig neuen Forderungskatalog für die interne Modernisierung und die Aussenkommunikation
– für unser Land eine aussagekräftige Reservistenkonzeption.
Zeit dafür vielleicht ein halbes Jahr.
Die Zeit der Lagerfeuerromantik ist um, aber auch die der stiefmütterlichen Behandlung der reserve durch die aktive Truppe, dann kommen nämlich solche Dieterschen Reden „bei raus“ ;-) Was hat er denn zur Abhilfe geleistet? Nichts, vorzeitig gehen musste er.
@Roderich Kiesewetter
Ihre Forderungen sprechen m.E. die wichtigsten Mängel an, aber wie sollen diese Forderungen umgesetzt werden? Die Mängel sind doch schon seit Jahren bekannt, ohne dass der Verband in der Lage war, diesen wirksam zu begegnen.
Gerade was die Außenkommunikation angeht, wurde hier ja von einem der Funktionsträger demonstriert, wie man es nicht machen sollte. Ich bin wenig optimistisch, dass der Verband mit der aktuellen Struktur den von Ihnen identifizierten Herausforderungen begegnen kann.
Eine Reform des Verbandes und eine Verjüngung der Führungsspitze, bzw. der Führung an sich wäre deutlich geboten. Denn die Zeit der Lagerfeuerromantik scheint bei den Entscheidungsträgern eben noch nicht vorbei zu sein…
@ Roderich Kiesewetter: In diesem Blog herrschen aber nicht zu geringe Kenntnis ueber die Reservisten vor, hier dominieren Fakten und persoenliche Erfahrungen. Zu den einzelnen Punkten:
(1) Bessere Angebote und Entwicklungsmoeglichkeiten: Ganz klares Ja! Zwar sind mittlerweile sehr viele Lehrgaenge fuer Reservisten geoeffnet worden, bei laengeren Lehrgaengen kommt es jedoch zu einem Konflikt zwischen Zivilberuf und Bundeswehr. Die Loesung sind gesonderte Lehrgaenge fuer Reservisten, die die geringe vorhandene Zeit optimal Ausnutzen (d.h. Lehrgangsbeginn am Freitagabend, Dienst unter der Woche von 0700 bis 2100 und Lehrgangsende am Samstag- / Sonntagnachmittag).
Darueber hinaus muesen die vorhandenen Lehrgaenge ROA a.d.W. deutlich ausgebaut und angehoben werden und die truppengattungsspezifischen Lehrgaenge wieder durchgefuehrt werden. Auch ein Reserveoffizier ist zuerst Fuehrer, dann Spezialist!
(2) Ein aussagekraeftiges Reservistenkonzept: Klares Ja, aber wenn ich mir die Vorschlaege des Verbandes und aus der Politik anhoere, sehe ich keinerlei Besserung. Drei Beispiele:
http://reservistenverband.de/php/evewa2.php?d=1289134105&menu=0240&newsid=2430&g2=1
http://reservistenverband.de/php/evewa2.php?d=1289134091&menu=0240&newsid=2587&g2=1
http://www.reservistenverband.de/php/evewa2.php?menu=0240&newsid=1612
Alle drei Beispiele zeigen, dass der Verband nicht im Sinne der Bundeswehr denkt, sondern versucht seine Interessen und die seiner (den nicht-beorderten und weniger leistungsfaehigen Reservisten) durchzusetzen. Zu den einzelnen Vorschlaegen:
Die Idee des Einsatzes im Inneren scheint im Reservistenverband, Teilen der Bundeswehr und der CDU/CSU die Vorstellungen von den Einsatzmoeglichkeiten von Reservisten zu dominieren. Warum? Im Katastrophenschutz verfuegt Deutschland ueber hervorragend ausgebildete professionelle und freiwillige Helfer und der Einsatz der Bundeswehr zur Unterstuetzung der Polizei ist im Gesetz klar geregelt. Die Bundeswehr (und damit auch die Reserve) leistet ausschliesslich Amtshilfe. Statt aktive Truppe oder Reservisten auf diese Aufgaben zu spezialisieren, ist es wesentlich effizienter die vorhandenen Organisationen (THW, DRK, FFW) zu staerken.
Der Reservistenverband will Reservisten selber ausbilden? Wer soll das machen? Das wird im Rahmen von DVag der freiwilligen Reseristenarbeit bereits versucht und die Resultate wurden weiter oben bereits genannt.
Befoerdeung von Gefreiten und Obergefreiten zur Steigerung der Motivation? Beorderte Reservisten werden genauso wie aktive Soldaten gemaess einem simplen Prinzip befoerdert: Eignung, Leistung, Befaehigung.
Gleiches trifft auf die Anerkkennung von zivilen Ausbildungen zu. Die Probleme der Dienstgradinflation und Fachunteroffiziere / -feldwebel / -offiziere ist bereits in der aktiven Truppe gravierend: Ein Rueckschluss von Dienstgrad auf Faehigkeiten ist nicht mehr moeglich, denn die militaerfachliche Ausbildung kommt entweder zu kurz oder findet gar nicht mehr statt. Ein Unteroffizier, Feldwebel oder Offizier, egal ob aktiv oder Reservist, ist aber zuerst Fuehrer, dann Spezialist! Ein Beispiel aus der freiwilligen Reservistenarbeit: Mehr als die Haelfte der auf einer DVag anwesenden Dienstgrade konnten nicht als taktische Fuehrer eingesetzt werden, da ihre Ausbildung entweder mangelhaft war („damals im Heimatschutzbataillon….“) oder ihren Dienstgrad aufgrund der zivilen Ausbildung bekamen. Solange eine eindeutige Kennzeichnung des Fachdienstpersonals nicht gegeben ist, ist jede weitere Ausweitung dieses Prinzips grundsaetzlich abzulehnen!
Ein Blick in die anglo-amerikanischen Staaten wuerde bei der Suche nach einer neuen Reservistenkonzeption viel helfen. Aber gleich vorweg: Die amerikanische Nationalgarde als Beispiel fuer den Einsatz im Inneren zu nennen, zeigt nur, dass man sich nicht besonders intensiv mit ihren Aufgaben, der Struktur des amerikanischen Katastrophenschutzes und den Problemen befasst hat, die aus der Einplanung der Nationalgarde im Katastrophenschutz resultieren.
@Thomas Wiegold: Wenn man Eintrag dann freigegeben wird, koennen Sie auch gleich wieder die Links reparieren. Ich hatte gehofft, dem Warten auf Freigabe durch Leerzeichen in den Links zu entgehen….
[ Soo leicht lässt sich das System nicht austricksen. ;-) T.W.]
Wie ich bereits weiter oben erwähnte:
– Wir brauchen Reservisten im Einsatz (und zwar nicht nur im Feldpostamt o.ä.) und
– wir brauchen Reservisten als Vertreter in den Einheiten, die Soldaten im Einsatz haben und zwar auf allen Ebenen; vom Kommandeur bis zum Truppführer.
Solange der Reservistenverband meint, ein „Heimatschutzregiment“ für Katasrophenhilfe etc. wäre das Nonplusultra und eine große Hilfe für die Bw, wird er sich immer weiter von der aktiven Truppe und der Realität entfernen.
Wie mein Vorredner bereits treffend erwähnte: Für Katastrophen gibt es das THW und andere Organisationen. Alles darüber hinaus ist im Gesetz eh schon verankert. Reservistenarbeit darauf auszurichten und festzuklopfen, ist Perlen vor die Säue werfen.