Fürs Archiv: Krisen- (und kriegs-)taugliche Krankenhäuser?
Diese Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, ist – nicht nur mir? – glatt durchgegangen. Dabei ist das Fazit, nun ja, ernüchternd: Allein um die Resilienz im Fall von Cyberangriffen und Sabotage herzustellen, werden rund 2,7 Milliarden Euro benötigt. Im Bündnisfall liegt der Investitionsbedarf bei 4,9 Milliarden Euro, im Verteidigungsfall bei 14 bis 15 Milliarden Euro.
Denn um die Krisentauglichkeit des deutschen Krankenhaussystems steht es offensichtlich nicht gut. Ob es unter Stress funktioniert, scheint fraglich:
Kurzfristig müssen in allen Szenarien vor allem die IT- und Kommunikationssicherheit verbessert sowie der direkte Schutz der Krankenhäuser durch Sicherheitsdienste und Objektschutz gewährleistet werden. Ebenso dringend erforderlich ist der Aufbau personeller Resilienz durch gezielte Fortbildungen und die Nutzung geschützter Arbeits- und Behandlungsräume. Langfristig müssen auch bauliche Konzepte mitgedacht werden, etwa der Neubau von Krankenhäusern mit geschützten unterirdischen Operationsbereichen, wie sie beispielsweise in Finnland bereits existieren.
Die Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft dazu vom 28. Oktober hier, die komplette Studie hier.
				
Die Preisfrage wird sein aus welchem Topf das finanziert wird, weil finanziert werden wird es.
Solche „weichen“ Kosten lassen sich sogar BW-Skeptikern gut verkaufen.
So lange dann am Ende auch genug „Bang for the Buck“ bei rauskommt, ich fürchte aber es wird zu Verteilungskämpfen kommen, Autobahnen, Brücken, Stromtrassen…eigentlich alles lässt sich ja irgendwie im SecondUse dem Militär zurechnen und könnte damit aus dem Topf BW bezahlt werden.
Das Aushilfskrankenhaus Wedel und co. gibt es auch schon lange nicht mehr.
@IstEgal
Dann sollte man auch von der Krankenhausstrukturreform abkommen denn dort sollen ja Häuser geschlossen werden.
Ich kenne ein KH das leer steht aber komplett eingerichtet ist und man fragt sich was man nun damit macht. Allerdings muß man, wenn man es betriebsbereit halten will, Sicherungsmaßnahmen durchführen, z.B. auch beheizen und ggf. regelmäßig reinigen. Wer übernimmt die Kosten ?
Der BRH hat ja schon die Reservelazarettgruppen vor den Bus geworfen. Kapazitäten vorhalten kostet.
Daneben muß auch geklärt werden wer denn die Patientenversorgung übernimmt: Pflegepersonal, aber auch (Fach-) Ärzte. Traumabehandlung wird im Studium zwar ausgebildet, es gibt aber wenig Spezialisten hierfür.
Einige der dort aufgezählten Punkte sind ja keine rein verteidigungstechnischen Maßnahmen. Resilienz gegen Cyberangriffe und Sabotage gehört wohl zu den alltäglichen Aufgaben eines jeden Unternehmens.
Ob man das von der öffentlichen Hand aus finanziell fördern möchte, das ist eine andere Sache. Nur das Sondervermögen Bundeswehr ist da der falsche Topf. das ist dann wohl eher eine Infrastruktur-Aufgabe.
Und Vorbereitung für den Verteidigungsfall? da gibt es klare Vorgaben für die Kommunen durch die Bundesländer. Nicht für alles ist der Bund zuständig. Es wäre schon toll, wenn alle ihre Hausaufgaben machen würden.
Gibt es nicht eine Reihe von früheren Behelfskrankenhäusern, die man im Falle des Falles reaktivieren könnte (zumindest rein theoretisch)?
Klar, die sind bestimmt nicht auf dem aktuellen Stand und das Thema ABC-Schutz/direkten Beschuss kann man da auch erstmal vergessen. Aber allein wenn es darum geht, viele Patienten auf viele Betten zu verteilen, müssten diese doch nach wie vor eine Option darstellen.
@Pio-Fritz
„Nicht für alles ist der Bund zuständig.“ Sicher, aber Zugriff auf Krankenhausbetten hat der Bund nur begrenzt: Belegung in den BwK und z.T. in den KH der Berufsgenossenschaften. Wenn die Bw verwundete / verletzte Sdt unterbringen will muß sie darüber hinaus erst anfragen.
D.h. auf der sicheren Seite wäre er wenn er eben Kapazität vorhielte, immerhin rechnet man mit ca. 1.000 Fällen je Tag, da wäre schon zu prüfen, ob man die überhaupt in das aktuelle System hineinpressen kann.
‚mal sehen was im Gesundheitssicherstellungsgesetz stehen wird, das soll ja nun endlich verabschiedet werden.
Und: man bereitet sich durchaus schon vor:
„Berliner Krankenhäuser bereiten sich auf Kriegsfall vor“ – Deutsches Ärzteblatt
Die sog. Hilfskrankenhäuser bekommen wir aber wohl nicht zurück,
https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfskrankenhaus
Teilweise gibt es die Bunker aber noch, sogar unter bestehenden KH.
Defakto laufen die jetzt (noch !) bestehenden Häuser in Resilienz Stromversorgung, Wasservorräte und Bevorratung weit hinter der Kurve. Von den im LV/BV Fall 1000 Schwerverletzten/Tag ganz zu schweigen. Da kommt Frau Warken mit ihrem Reform Murks nur gelegen. Um dann noch syrischesPflegepersonal und Ärzte nach Hause zu schicken.
Strategisches Handeln sieht anders aus.
In dem Gesamtzusammenhang wird auch mal wieder klar, dass man Menschen eben immer nur an einer Stelle „einplanen“ kann. Wer heute zivil in der Patientenversorgung tätig ist, der wird ein entsprechenden Krisenfall auch dort tätig sein und nicht herangezogen werden können. Hier ist die Schaffung von Reserven nicht nur ein infrastrukturelles Problem, sondern ein personalstrukturelles. Das gilt leider auch im hohen Maße für das Spezialistentum im Bereich des Betriebes KritIS. Und Härtung von IT- und Kommunikation ist teuer, braucht ebenfalls Spezialisten und den klaren Willen daraus ggf. resultierende „Verkomplizierung“ von Vorgängen hinzunehmen. Nur ein Beispiel: Zwei-Faktor-Authentifizierung bei Systemzugriffen ist nervig … aber erhöht definitiv die Sicherheit. Wer das eine will, muss das andere mögen. Und das hat eben nichts mit überbordender Bürokratie zu tun. Insgesamt muss eine Gesellschaft bereit sein, für das öffentliche Gut „Sicherheit“ einen (finanziellen) Beitrag zu leisten und aus der Sicherheit resultierende Restriktionen auch zu akzeptieren. Ich fürchte nur, daran mangelt es teilweise …