Fürs Archiv: Krisen- (und kriegs-)taugliche Krankenhäuser?
Diese Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, ist – nicht nur mir? – glatt durchgegangen. Dabei ist das Fazit, nun ja, ernüchternd: Allein um die Resilienz im Fall von Cyberangriffen und Sabotage herzustellen, werden rund 2,7 Milliarden Euro benötigt. Im Bündnisfall liegt der Investitionsbedarf bei 4,9 Milliarden Euro, im Verteidigungsfall bei 14 bis 15 Milliarden Euro.
Denn um die Krisentauglichkeit des deutschen Krankenhaussystems steht es offensichtlich nicht gut. Ob es unter Stress funktioniert, scheint fraglich:
Kurzfristig müssen in allen Szenarien vor allem die IT- und Kommunikationssicherheit verbessert sowie der direkte Schutz der Krankenhäuser durch Sicherheitsdienste und Objektschutz gewährleistet werden. Ebenso dringend erforderlich ist der Aufbau personeller Resilienz durch gezielte Fortbildungen und die Nutzung geschützter Arbeits- und Behandlungsräume. Langfristig müssen auch bauliche Konzepte mitgedacht werden, etwa der Neubau von Krankenhäusern mit geschützten unterirdischen Operationsbereichen, wie sie beispielsweise in Finnland bereits existieren.
Die Pressemitteilung der Deutschen Krankenhausgesellschaft dazu vom 28. Oktober hier, die komplette Studie hier.
Die Preisfrage wird sein aus welchem Topf das finanziert wird, weil finanziert werden wird es.
Solche „weichen“ Kosten lassen sich sogar BW-Skeptikern gut verkaufen.
So lange dann am Ende auch genug „Bang for the Buck“ bei rauskommt, ich fürchte aber es wird zu Verteilungskämpfen kommen, Autobahnen, Brücken, Stromtrassen…eigentlich alles lässt sich ja irgendwie im SecondUse dem Militär zurechnen und könnte damit aus dem Topf BW bezahlt werden.
Das Aushilfskrankenhaus Wedel und co. gibt es auch schon lange nicht mehr.
@IstEgal
Dann sollte man auch von der Krankenhausstrukturreform abkommen denn dort sollen ja Häuser geschlossen werden.
Ich kenne ein KH das leer steht aber komplett eingerichtet ist und man fragt sich was man nun damit macht. Allerdings muß man, wenn man es betriebsbereit halten will, Sicherungsmaßnahmen durchführen, z.B. auch beheizen und ggf. regelmäßig reinigen. Wer übernimmt die Kosten ?
Der BRH hat ja schon die Reservelazarettgruppen vor den Bus geworfen. Kapazitäten vorhalten kostet.
Daneben muß auch geklärt werden wer denn die Patientenversorgung übernimmt: Pflegepersonal, aber auch (Fach-) Ärzte. Traumabehandlung wird im Studium zwar ausgebildet, es gibt aber wenig Spezialisten hierfür.
Einige der dort aufgezählten Punkte sind ja keine rein verteidigungstechnischen Maßnahmen. Resilienz gegen Cyberangriffe und Sabotage gehört wohl zu den alltäglichen Aufgaben eines jeden Unternehmens.
Ob man das von der öffentlichen Hand aus finanziell fördern möchte, das ist eine andere Sache. Nur das Sondervermögen Bundeswehr ist da der falsche Topf. das ist dann wohl eher eine Infrastruktur-Aufgabe.
Und Vorbereitung für den Verteidigungsfall? da gibt es klare Vorgaben für die Kommunen durch die Bundesländer. Nicht für alles ist der Bund zuständig. Es wäre schon toll, wenn alle ihre Hausaufgaben machen würden.
Gibt es nicht eine Reihe von früheren Behelfskrankenhäusern, die man im Falle des Falles reaktivieren könnte (zumindest rein theoretisch)?
Klar, die sind bestimmt nicht auf dem aktuellen Stand und das Thema ABC-Schutz/direkten Beschuss kann man da auch erstmal vergessen. Aber allein wenn es darum geht, viele Patienten auf viele Betten zu verteilen, müssten diese doch nach wie vor eine Option darstellen.
@Pio-Fritz
„Nicht für alles ist der Bund zuständig.“ Sicher, aber Zugriff auf Krankenhausbetten hat der Bund nur begrenzt: Belegung in den BwK und z.T. in den KH der Berufsgenossenschaften. Wenn die Bw verwundete / verletzte Sdt unterbringen will muß sie darüber hinaus erst anfragen.
D.h. auf der sicheren Seite wäre er wenn er eben Kapazität vorhielte, immerhin rechnet man mit ca. 1.000 Fällen je Tag, da wäre schon zu prüfen, ob man die überhaupt in das aktuelle System hineinpressen kann.
‚mal sehen was im Gesundheitssicherstellungsgesetz stehen wird, das soll ja nun endlich verabschiedet werden.
Und: man bereitet sich durchaus schon vor:
„Berliner Krankenhäuser bereiten sich auf Kriegsfall vor“ – Deutsches Ärzteblatt
Die sog. Hilfskrankenhäuser bekommen wir aber wohl nicht zurück,
https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfskrankenhaus
Teilweise gibt es die Bunker aber noch, sogar unter bestehenden KH.
Defakto laufen die jetzt (noch !) bestehenden Häuser in Resilienz Stromversorgung, Wasservorräte und Bevorratung weit hinter der Kurve. Von den im LV/BV Fall 1000 Schwerverletzten/Tag ganz zu schweigen. Da kommt Frau Warken mit ihrem Reform Murks nur gelegen. Um dann noch syrischesPflegepersonal und Ärzte nach Hause zu schicken.
Strategisches Handeln sieht anders aus.
In dem Gesamtzusammenhang wird auch mal wieder klar, dass man Menschen eben immer nur an einer Stelle „einplanen“ kann. Wer heute zivil in der Patientenversorgung tätig ist, der wird ein entsprechenden Krisenfall auch dort tätig sein und nicht herangezogen werden können. Hier ist die Schaffung von Reserven nicht nur ein infrastrukturelles Problem, sondern ein personalstrukturelles. Das gilt leider auch im hohen Maße für das Spezialistentum im Bereich des Betriebes KritIS. Und Härtung von IT- und Kommunikation ist teuer, braucht ebenfalls Spezialisten und den klaren Willen daraus ggf. resultierende „Verkomplizierung“ von Vorgängen hinzunehmen. Nur ein Beispiel: Zwei-Faktor-Authentifizierung bei Systemzugriffen ist nervig … aber erhöht definitiv die Sicherheit. Wer das eine will, muss das andere mögen. Und das hat eben nichts mit überbordender Bürokratie zu tun. Insgesamt muss eine Gesellschaft bereit sein, für das öffentliche Gut „Sicherheit“ einen (finanziellen) Beitrag zu leisten und aus der Sicherheit resultierende Restriktionen auch zu akzeptieren. Ich fürchte nur, daran mangelt es teilweise …
Ich darf ganz herzlich zur Auflösung der Reservelazarettgruppen gratulieren. Sie wären schon bei Corona eine große Hilfe gewesen, alleine wegen der Zugangskontrollen und Isolationsmöglichkeiten.
Man komme mir jetzt nicht mit fachlichen Einwänden: Als ResLazGrp 7525 Stetten a.k.M., deren stv. Kdr. ich war, hätten wir ein ziemlich gut funktionierendes Akutkrankenhaus darstellen können incl. Radiologie-Abteilung, Labor, OP usw., in etwa auf dem Niveau einer Role III.
Gladiator sagt:
04.11.2025 um 13:31 Uhr
Gibt es nicht eine Reihe von früheren Behelfskrankenhäusern, die man im Falle des Falles reaktivieren könnte (zumindest rein theoretisch)?
Die gibt es bestimmt, z.B. Reha-Kliniken. Meine Frau war zu Corona-Beginn in der in Greifswald (ehemaliges Luftwaffenlazarett und in der DDR dann militärmedizinische Sektion der NVA). Meine Frau sollte die Reha dort verlängern, die Klinik wurde dann aber von Patienten geräumt und darauf vorbereitet, Patienten aus der Uni-Klinik zu übernehmen, die nicht intensivmedizinisch betreut werden mussten. Ob und wie weit das tatsächlich erfolgte weiß ich allerdings nicht.
@Gladiator, also das ehemalige Hilfskrankenhaus in meiner Ecke kannst vergessen. War vor (vielen) Jahren im Rahmen einer Führung mal drinne. Damals waren schon diverse Umbauten erfolgt und die Zufahrt dürfte für heutige Fahrzeuge schlicht unterdimensioniert sein. Inzwischen wird es auch afaik privat genutzt.
Bei all den Investitionssummen zur Verteidigung und Resilienz, wann hebt mal einer die Hand und fragt, ob es nicht kostengünstiger wäre, in Strukturen zu investieren die
a) einen Krieg abschrecken, und ( auch da sie)
b) den Sieg möglichst garantieren?
just my five cents
@KlausP
In der Tat – z.B. wurde zu CoVid-19 in Berlin die Messe zu einem Behelfskrankenhaus umgebaut, zum Glück war die Nutzung letztendlich nicht nötig. Gleichwohl bleibt die Frage des Personals und der Verfügbarkeit von Krankenhausausstattung. Das fängt bei den Krankenbetten an und hört bei OP-Sälen nicht auf. Als Info:
https://www.aerzteblatt.de/news/covid-19-krankenhaus-auf-messegelaende-soll-schnell-startklar-sein-bfe12df0-2572-4fce-a471-8de488d04b41
Wenn man will geht das. Und Messen haben i.d.R. eine gute Verkehrsanbindung, teilweise sogar per S-Bahn mit Normalspur. („Lazarettzüge“).
[Ich hab‘ den Link und die Quelle mal verändert. Inhaltlich bleibt es gleich. T.W.]
@TW
Ja, die Quelle hatte ich auch gesehen fand aber die Info bzgl. des Grundrisses und der räumlichen Aufteilung ganz interessant – zumal auch explizit geschrieben wurde, daß die Bw das KH aufgebaut hat und es wohl auch zu wesentlichen Teilen dann betrieben hätte, zumindest mit Gestellung von Personal.
Aber: wenn es urheberrechtliche Schwierigkeiten gibt … der Artikel ist allerdings schon über fünf Jahre alt.
Wer suchen möchte (bild.de):
Auf dem Messegelände am Funkturm:
Hier baut die Bundeswehr Berlins Corona-Klinik auf
Die Krankenhäuser pfeifen aus dem letzten Loch und sollen Kapazitäten abbau bzw. schließen. Ambulante Versorgung heißt das Zauberwort.
Wenn der Staat Planung, Übung und Reserve will muss er zahlen.
Ich scheitere als Betroffener seit längerem schon alleine an der Freistellung für die entsprechenden BBK Schulungen.
@OFA d.R.
Genau das ist ja der Level of Ambition, den wir wieder erreichen (bzw. mühsam aufbauen) müssen: eine funktionierende Reserve.
Wie war das damals bei Ihnen in Stetten: gut geschultes Personal kommt zur Übung, alles klar. Aber wären Sie wirklich durchhaltefähig gewesen? Wie waren das Pflegepersonal, die Mediziner im Zivilen eingebunden – Krankenhäuser, Praxen, DRK, ASB, usw.?
Überall in Deutschland werden Krankenhäuser geschlossen und zu sogenannten Zentralkliniken an einem Standort oft als Neubau zusammengefasst.
Die bestehenden Standorte werden alternativ genutzt oder maximal als MVZ weiterbetrieben.
Ein Riesenfehler angesichts des demografischen Wandels.
Vielleicht ergibt sich ja jetzt eine Möglichkeit, diesen Prozess zu stoppen.
Rückblick:
Im kalten Krieg gab es solche Diskussionen auch schon.
Allerdings waren es da noch direkte Feind-Grenzen ( damals zum Warschauer Pakt ).
Und es gab damals das Szenario des Panzer-Breitkeil-Angriffs, nur aufzuhalten ( so die damalige Sichtweise ) mit Atomminen, Absprung von atomar bewaffneten „Greenlight-Teams“ oder atomaren Luftschägen.
Da war alles gruselig. Das Szenario und auch die Planungen hierzu.
Selbst wenn man die wirklich grossen Atomkaliber nicht ins Kalkül einbezogen hatte gingen die Planungen ganz weit über die “ 1000 pro Tag “ hinaus. Noch dazu sehr personalintensive Stahlungs- und Verbrennungs-Verletzungen. Und fast alles auf einmal am „Hauptangriffstag“. Wurde in der Öffentlichkeit aber eher wenig thematisiert.
Das Szenario hat sich heute geändert.
Die wahrscheinlich aktuell nicht ausreichenden Klinikkapazitäten damals wie heute sind geblieben. Durch Privatisierung, Effizienzpläne und strengere Abrechnungsmodalitäten der Krankenkassen aber auch nicht anders zu erwarten.
Man darf gespannt sein wie das die Politik handhaben wird…
Reserven vorhalten ist wie Lagerhaltung – beides kostet und sie sind erstmal teuer. Als notwendige Investition werden sie selten gesehen. Und das Problem der Reservelazarette ist ebenso wie kriegsfähige Krankenhäuser auch letztlich ein Vermittlungsproblem sowohl in den medizinischen wie auch nicht-medizinischen Teil des Personals im Gesundheitswesen.
Das Geld ist ja nun eigentlich da. Ich war etwas erstaunt / erschreckt zu erfahren, dass der Große Infrastruktur-Topf nun offenbar nach dem Motto „Wer zuerst schreit, mahlt zuerst“ verteilt wird.
Ich frage mich oft, wie macht es die Ukraine? Bei denen müssen es doch auch mindestens 100 Patienten pro Tag geben. Ein anderer Einwand noch, falls Wir im Krieg gegen die Russen sein sollten, dann sind Wir doch nicht allein! Die EU sollte doch gemeinsam genug Kapa haben um die Verwundete zu versorgen. Bezüglich Personal, da muss man halt wieder Vernuft walten lassen und einfache Menschen hinzuziehen. Einen Verband wechseln sollte doch von Allen, nach einer Einweisung zu schaffen sein. Hier bringt es nichts, wenn Deutschland zu viel auf Halde hält. Meiner Meinung nach ist das einzige was Deutschland auf Halde halte sollte und das sehr viel davon, ist das medizinische Verbruachsmaterial. DIeses wird nähmlich sehr schnell zu Neige gehen und zu einer Unterversorgung von Verwundeten führen. Der Ukraine Krieg hat die eindeutig aufgezeigt.
Gibt es nicht eine Reihe von früheren Behelfskrankenhäusern, die man im Falle des Falles reaktivieren könnte (zumindest rein theoretisch)?
Die aktuelle Planung im Rahmen der Krankenhausreform sieht ja sogar die Schließung weiterer Krankenhäuser vor. Die Schließung von Krankenhäusern, insbesondere im ländlichen Raum, abseits der Metropolenräume wird deutlich negative Auswirkungen auf diese haben, sprich, den Druck in die Metropolenräume zu ziehen, weiter erhöhen. Da sóllte man vor dem Hintergrund der Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft eher drüber nachdenken, die Krankenhausreform ebenfalls zu überdenken.
Habe mir das Papier mal durchgeblättert.
Vom Herausgeber aus absehbar, wird hier nur die KKH-Infrastruktur und die Ertüchtigung des Bestandes diskutiert.
In meinen Augen nur sehr bedingt sinnvoll.
Das KKH Kleinklickersdorf – hoch difizitär, technisch nicht mehr „State of the art“ – weiter zu halten, um irgendwas zu haben, falls doch mal „der Russe“ vor der Tür steht, erscheint mir nicht sinnvoll.
Das ganze zivil-militärische San-Wesen muss hier neu gedacht werden.
Weg von fest vorinstallierten KKH, hin zu aufwuchsfähigen Immobilien mit genug (!) gekadertem Material.
Das Beispiel von der Berliner Messehalle ist hier sowohl vorbildlich, als auch verstörend:
Vorbildlich, weil man hier binnen weniger Tage/Wochen eine sanitätsfähige Infrastruktur aus dem Boden gestampft hat. – verstörend, weil die Materialflüsse nicht sinnvoll waren (meiner Information nach).
So wurden neue (!) Betten geliefert, die jetzt irgendwo in einem Lager vor sich hin rotten.
Sinnvoller ist es, dass z.B. KKH nach 75% der geplanten Nutzungsdauer eines Geräte/Bettes/… dieses durch ein neues Produkt ersetzt wird und die letzten 25% der Nutzungsdauer dann als gekadertes Gerät verbringt. Diese 25% höheren Investitionskosten könnten dann aus dem „Resilienz-Fonds“ zugeschossen werden.
Das wäre ökonomisch und medizinisch sinnvoller, als nur darauf zu schielen, Rücklagen zu bilden.
Aktives Management von „Krisen-/Kriegswichtigem Gerät“, erscheint mir aber noch nicht angekommen zu sein.
Stattdessen werden Bestände aufgebaut, die verfallen und dann wird’s wieder neu gekauft…wenn überhaupt.
Nur zur Info: Bei der Auflösung gewisser Materiallager der BW waren 90% des eingelagerten Materials 20Jahre alt und älter und zumeist noch ungenutzt.
Die eingelagerten LKW MB1017 (5to tmil), die Mitte/Ende der 1990er Jahre aus den Depots verkauft wurden, stammten auch aus den Jahren 1978-1984, waren formal 15 Jahre alt, nagelneu und wurden für Spottpreise an Portugal und diverse Staaten verhökert, während die ausgenuckelten Tonner bei der Truppe nicht ersetzt wurden. Was für eine Ressourcen-Verschwendung.
Man diskutiert den Transport einzelner Verwundeter mittels Helikopter, aber hat keinerlei Idee zur Verlegung größerer Mengen Verwundeter.
Zwar bietet sich dafür grundsätzlich die Schiene an, aber die alten Lösungen wären heute obolet.
Es gibt keine „Silberlinge“ mehr, die man zu K-Zügen umbauen könnte und ob das mit irgendeinem Zugtyp überhaupt noch möglich wäre. Abgesehen davon wären diese „Altlösungen“ heute längst verschlissen.
Die O303 mit Pritschen-Umbau gibt es auch nicht mehr und alles was nicht sitzend in einem HÜ-Bus oder einem HÜ-Zug verlegt werden kann müsste demnach mittels RTW, Helikopter oder sonstwie einzeln verlegt werden.
Frage zwei: Wohin?
M.W.n. gibt es kein KKH mit Bahnanschluss (mehr). Ob die Verfahrung auf S-/U-Bahn-Trassen überhaupt möglich wäre, um dann wenigstens KKH-nah zu sein, weiß ich nicht.
Ich weiß aber grundsätzlich von keinen Konzepten im logistischen Sinne.
Ein weiters Manko: Die Resilienz der Gesellschaft ist in keinem Wort gefallen. Hier werden von oben nach unten Mengen und Forderungen aufgestellt, ohne zu gucken, ob die Struktur überhaupt aufwuchsfähig ist und wer das bespielen soll.
Wir haben immer noch diesen SAAS-Gedanken – Security as a service.
Die Notwendigkeit, dass die Zivilgesellschaft sich hier auch einbringen muss wird zwar gesehen, aber das sind im Zweifel immer „die anderen“.
Der Dual-Use-Gedanke ist nicht mehr weit verbreitet und die Konzepte fehlen. Das, was ich hier lese sind vor allem die Planungen eines Wiederaufforstens zum Stand 1998.
Ich denke nicht, dass uns das heute weiterbringen würde. Ich sehe aber hier auch von der (San-)Generalität keine Memos etc. , die zeigen könnten, dass hier überhaupt schon einmal ordentlich nachgedacht wurde.
Kurz: Wilde Forderungen (Musterung), realitätsfernste Annahmen (Auswahl-Wehrdienst) und hektische Studien, die immer zu den gleichen, alten Handlungsempfehlungen kommen, deren Umsetzung mindestens 20 Jahre benötigt und durch die Kleinstaaterei und 2865 zuständige Stellen, die ihr Häkchen machen müssen, um weitere 10 Jahre mindestens verzögert werden würden, so denn mal einer anfinge.
Nette Studie, gut zu lesen – aber letzten Endes sinnlos….leider…
@Bow, gab es überhaupt mal Krankenhäuser mit Gleisanschluss? Hätte das überhaupt Sinn gemacht? Bis 1989 dürften doch die Planungen gewesen sein Not OP im Feldlazarett oder nächstem Krankenhaus und dann ab Richtung Benelux/ Frankreich zur weiteren Behandlung.
Heute würden wir die Rolle übernehmen und dann sollte ein Transport auf der Straße vom nächsten Bahnhof organisierbar sein. Wird nur ggf regional spannend wer den dann durchführt. Nicht jede Hilfsorganisationen ist auch eine anerkannte Hilfsgesellschaft nach Genfer Konvention.
@Flo:
Soweit ich weiß hat(te) sowohl das UKH (Universitätskrankenhaus Heidelberg) als auch die Charité einen Gleisanschluss.
Darüber hinaus sind m.W.n. UKE (Uniklinik Hamburg Eppendorf) und das Uniklinikum FFM mit einem direkten Übergang an das U-Bhnnetz versehen, das ja auch die 1435mm Spur hat.
Aber bitte darauf nicht festnageln.
Mir geht es eher darum, früh genug feststehende Gebäude zu identifizieren und ggf. mit dem ein oder anderen nachzurüsten, die man im Falle des Falles (gerne auch im Bereich Zivilschutz) dann zu Krankenhäusern umwidmen kann und die dann, durch die aktive Bewirtschaftung, auch relativ zeitfemäßes Material haben.
Die dringend notwendige Krankenhausreform mit Abbau von Krankenhausbetten (Krankenhaushausschliessung) jetzt abzusagen, nur um in der Fläche Krankenhäuser zu erhalten ist nicht mehr zeitgemäß und sollte auch nicht mehr Standard für die jetzige Patientenversorgung sein. Niemand sollte mehr in einem Krankenhaus landen mit einer Erkrankung, die dort nicht, nie oder selten behandelt wird und das ist oft der Fall in kleinen Häusern. Ferner können die nur noch schwer qualifiziertes Personal halten (egal welche Berufsgruppe) und Abstriche in der Qualität sind ebenfalls nicht mehr zeitgemäß.
Dänemark wurde schon genannt, bei Interesse Gesundheits- und Sozialpolitik (G&S)
GuS Jahrgang 74 (2020) Heft 4-5. Die Dänen haben das System angepasst und low-tech Häuser/Stationen geschaffen, um leichte Erkrankungen stationär zu behandeln ohne die großen Häuser mit diesen Fällen zu fluten.
Die Corona Pandemie hat doch gut gezeigt, wie Verteilung von schwer Erkrankten, Anpassung lokaler Gegebenheiten der Krankenhäuser und gesellschaftliche Anstrengungen dazu geführt haben, daß das KH System nicht vollends zum Stillstand gekommen ist.
Das Militär sorgt für die Rettung und Erstversorgung und in sicherer Entfernung werden die Rot triagierten weiter behandelt und stabilisiert. Gelb und Grün werden weiter verteilt und ggf. die ehemals Roten dann weiter verlegt.
Die zivilen Häuser können viel leisten, wenn politisch und gesellschaftlich der Ton vorgegeben wird. 30% der Kontakte in der Notaufnahme sind überflüssig und könnten ambulant behandelt werden. Sollte wirklich der V Fall oder kriegerische Auseinandersetzungen eintreten, müsste vermittelt werden, daß hoch-elektive Eingriffe nicht stattfinden, dass der ambulante Sektor sich anpassen muss und das vor allem ambulant mehr gemacht werden darf, auch in Heimen oder zuhause. „Muss jede Lungenentzündung mit AntibiotikaGabe über die Vene ins Krankenhaus oder geht das mit qualifiziertem Personal nicht auch im Heim?“. Solche Fragen müssen beantwortet werden und dann bleiben stationäre Ressourcen frei. Es geht ja schon in diese Richtung mit dem neuen Pflegegesetz zur Kompetenzübertragung.
@MrDiversity:
Entschuldigung, ich bin jetzt länger nicht zum Lesen gekommen.
Also: Natürlich wäre das nur über eine gewisse Ausdünnung ziviler Abteilungen gegangen, die richtig Qualifizierten haben ja nicht auf den Spannungsfall gewartet. Aber das ist ja in jedem Fall so, dass auf zivile Strukturen Belastungen zukämen, die über den Normalbetrieb hinaugehen. Aber in unserem Fall wäre die Ausdünnung gut realisierbar gewesen (z.B. Kommandeur aus dem niedergelassenen Bereich, Anästhesisten aus großen Abteilungen, Oberarzt Radiologie aus einer großen Abteilung).
Und man muss ja gerade beim Zufgriff beispielsweise auf Unfallchirurgen daran denken, dass im Spannungsfall die gesamte elektive Endoprothetik entfällt, Schultergelenkskosmetik und vieles andere mehr, von kosmetischer Chirurgie ganz zu schweigen.
Summa summarum: Wenn man wollte, wäre da meiner Meinung nach viel Fachkompetenz im ärztlichen und pflegerischen Bereich, natürlich seriös und langsfristig geplant, für durchhaltefähige ResLazGrp zu aktivieren.
Bisher ist übrigens noch niemand auf mich aus dem Militär zu dieser Thematik zugekommen, mir liegen bis zu den damals aktuellsten Personallisten noch viele Unterlagen vor (ich weiß, VS NfD zu Hause geht gar nicht… ;-))
@Flo: wenn man Gleisanschluss als „Entfernung Entladepunkt zum KKH= 500 -1000 m definiert, dann gibt es das massenhaft. Für transportfähige (liegend/sitzend) Patienten ist das darstellbar (außer es ist Schneesturm).
Der bisherige Standort des Mannheimer Theresienkrankenhauses, direkt am Neckar, wird wohl perspektivisch komplett geschlossen werden. Weite Teile werden mit dem Diakonissenkrankenhaus zusammengelegt, was schon bisher planmäßig bis 2029 erfolgen sollte.
Ich kenne den exakten baulichen Zustand des Krankenhauses natürlich nicht, aber ggf. wäre es wert, den Standort nicht erst vergammeln zu lassen, um ihn dann im Bedarfsfall wieder als Ausweichlazarett kostspielig herrichten zu müssen… Noch ist dort viel an Infrastruktur vorhanden.
@Metallkopf sagt:
10.11.2025 um 8:43 Uhr
„Der bisherige Standort des Mannheimer Theresienkrankenhauses, direkt am Neckar, wird wohl perspektivisch komplett geschlossen werden. Weite Teile werden mit dem Diakonissenkrankenhaus zusammengelegt, was schon bisher planmäßig bis 2029 erfolgen sollte.
Ich kenne den exakten baulichen Zustand des Krankenhauses natürlich nicht, aber ggf. wäre es wert, den Standort nicht erst vergammeln zu lassen, um ihn dann im Bedarfsfall wieder als Ausweichlazarett kostspielig herrichten zu müssen… Noch ist dort viel an Infrastruktur vorhanden.“
Sie haben mit allem was Sie schreiben komplett Recht. Allerdings werden wir hier davon geplagt, dass wir die Pflege privatisiert haben und das die jetzige Betreiber – hier die Barmherzigen Brüder Trier – rein marktwirtschaftlich denken.
Da müssen wir dann wohl dran.
Ich nehme es den Brüdern nicht einmal übel. Denn wenn man strukturell defizitär arbeitet, geht einem irgendwann das Geld für die Barmherzigkeit aus… Mit Barmherzigkeit kann nämlich kein einziger Arbeitnehmer seine Miete bezahlen. Aber das ist ein anderes Thema, wie auch der Kahlschlag in der öffentlichen Verwaltung angesichts knapper Kassen.
Von dem alten Prinzip „Aus den verfügbaren Kräften ist eine Reserve zu bilden.“ ist da auch nichts mehr übrig.
Die Analyse zeigt deutlich, dass unsere Krankenhäuser auf konventionelle Konfliktszenarien nicht ausreichend vorbereitet sind. Es ist nicht notwendig, sie gegen atomare Angriffe zu sichern, aber ein Schutz vor Bedrohungen im Rahmen eines konventionellen Krieges sowie vor biologischen und chemischen Risiken ist unerlässlich. Viele moderne Kliniken sind als repräsentative Bauten mit großen Glasflächen in Innenstädten konzipiert und damit im Krisenfall besonders verwundbar. Ein Beispiel für eine bessere Lösung bietet Israel, wo Krankenhäuser gehärtet gebaut werden und unterirdische Bereiche wie Tiefgaragen so geplant sind, dass sie im Ernstfall zu Stationen oder Operationssälen umfunktioniert werden können. Solche Konzepte erhöhen die Flexibilität und Überlebensfähigkeit erheblich.
Die Kapazitätsfrage ist ebenso kritisch. In einem Bündnisfall ist mit bis zu tausend Verwundeten pro Tag zu rechnen, was die derzeitigen Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland bei weitem übersteigt, selbst wenn eine europaweite Verteilung erfolgen würde. Hinzu kommen gravierende Defizite bei den Transportkapazitäten, die eine schnelle und effiziente Verlegung erschweren. Die Schlussfolgerung ist eindeutig. Es braucht erhebliche finanzielle Mittel, um die Resilienz des Gesundheitssystems gegenüber militärischen Krisen zu erhöhen. Investitionen in bauliche Anpassungen, flexible Nutzungskonzepte und logistische Infrastruktur sind unverzichtbar. Dieser Bereich muss dringend mehr Aufmerksamkeit in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion erhalten.