Sollfrank, Bodemann, Funke: Personalentscheidungen für Umstrukturierung der Bundeswehr (m. Nachtrag)

Die von Verteidigungsminister Boris Pistorius angeschobene Umstrukturierung zur Bundeswehr der Zeitenwende wird nun auch an Personalentscheidungen sichtbar. Generalleutnant Alexander Sollfrank, derzeit Kommandeur des Joint Support and Enabling Command (JSEC) der NATO in Ulm, wird Befehlshalber des neu zu schaffenden Operativen Führungskommandos. Der ebenfalls neue Unterstützungsbereich wird künftig von (noch-) Generalmajor Gerald Funke geführt.

Pistorius hatte die Umstrukturierungen Anfang April angekündigt. Wesentliche Punkte sind die Konzentration auf die vier Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe, Marine sowie Cyber- und Informationsraum. Die bisher eigenständigen Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst gehen in einem Unterstützungsbereich auf. Die beiden getrennten Führungsorganisationen Territoriales Führungskommando für das Inland und Einsatzführungskommando für Auslandseinsätze werden zu einem Operativen Führungskommando verschmolzen.

Sollfranks Stellvertreter an der Spitze dieses Kommandos wird Generalleutnant André Bodemann, derzeitiger Befehlshalber des Territorialen Führungskommandos und bislang der Architekt des Operationsplans Deutschland. Auf die Stelle Sollfranks beim JSEC rückt Generalleutnant Kai Rohrschneider nach, derzeit im Ministerium Abteilungsleiter Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte. Sollfrank und Bodemann unterrichteten bereits in dieser Woche ihre Kommandos über den bevorstehenden Wechsel.

Damit wird Sollfrank als neuer Mann an der Spitze des neuen Führungskommandos der wichtigste militärische Führer unterhalb der Ebene des Verteidigungsministeriums. Der 57-jährige hat alle wesentlichen Auslandseinsätze der Bundeswehr selbst erlebt, von der UN-Mision in Somalia 1993 über den Einsatz im Kosovo bis zum Afghanistan-Einsatz. Der Generalleutnant war zudem in seiner militärischen Laufbahn Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade wie auch des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und Chef des Stabes im Kommando Heer.

Aus dem militärischen Werdegang geht allerdings nicht hervor, dass seine Verwendung als KSK-Kommandeur fast für einen Karriereknick gesorgt hätte. 2021 war Sollfrank als neuer Stabschef der Resolute Support Mission in Afghanistan vorgesehen und absolvierte auch bereits die ersten Antrittsbesuche. Dann wurde er allerdings im Zuge der Untersuchungen vorangegangener Vorfälle bei den Spezialkräften – Stichwort unter anderem: verschwundene Munition – dringender in Berlin gebraucht, so dass die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ihn nicht nach Kabul schickte. Formal mit der Begründung, der damalige deutsche Stabschef in Afghanistan solle angesichts der möglichen Verschärfung der Sicherheitslage auf seinem Posten bleiben.

Für Sollfrank hatte das am Ende keine Auswirkungen, zumal er den Ruf hat, ebenso besonnen wie im richtigen Moment entscheidungsfreudig zu sein. Er ist kein Zögerer, er drückt sich nicht um Entscheidungen, sagt ein früherer Untergebener.

2022 trat er den Posten beim JSEC – und damit zugleich als Befehlshaber des Multinationalen Führungskommandos ebenfalls in Ulm – an. Was allerdings darüber hinaus interessant ist: Der Generalleutnant war zuletzt vor gut 13 Jahren im Verteidigungsministerium tätig, im dann aufgelösten Planungsstab. Für einen solchen Spitzenposten ist das zumindest ungewöhnlich; unklar ist, ob vielleicht genau das Pistorius bewogen hat, ihn an die Spitze des neuen Führungskommandos zu holen. Andererseits verfügt er über seine mehr als zwei Jahre als JSEC-Kommandeur über gute Verbindungen zu den Verbündeten – und kennt die Anforderungen an die Drehscheibe Deutschland im Krisen- und Kriegsfall.

Der neue Unterstützungsbereich wird ebenfalls von einem ausgewiesenen Kenner der Materie geführt. Funke ist bislang Chef des Logistikkommandos der Bundeswehr in Erfurt. Der 60-jährige Luftwaffengeneral hatte als Technischer Offizier in einem Tornado-Geschwader seine militärische Laufbahn begonnen und neben Zeiten im Ministerium in verschiedenen Bereichen der Logistik gearbeitet, unter anderem als Leiter der German Armed Forces Technical Advisory Group (GAFTAG) und Senior Mentor der Logistikschule der Afghanischen Nationalarmee in Kabul.

Nachtrag: Inzwischen hat auch das Verteidigungsministerium diese Entscheidungen öffentlich gemacht.

(Archivbild April 2024: Sollfrank, l., mit Generalinspekteur Carsten Breuer in der Bundespressekonferenz zum Thema Quadriga-Übung 2024 – Florian Gärtner/photothek.de)