Sollfrank, Bodemann, Funke: Personalentscheidungen für Umstrukturierung der Bundeswehr (m. Nachtrag)
Die von Verteidigungsminister Boris Pistorius angeschobene Umstrukturierung zur Bundeswehr der Zeitenwende wird nun auch an Personalentscheidungen sichtbar. Generalleutnant Alexander Sollfrank, derzeit Kommandeur des Joint Support and Enabling Command (JSEC) der NATO in Ulm, wird Befehlshalber des neu zu schaffenden Operativen Führungskommandos. Der ebenfalls neue Unterstützungsbereich wird künftig von (noch-) Generalmajor Gerald Funke geführt.
Pistorius hatte die Umstrukturierungen Anfang April angekündigt. Wesentliche Punkte sind die Konzentration auf die vier Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe, Marine sowie Cyber- und Informationsraum. Die bisher eigenständigen Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst gehen in einem Unterstützungsbereich auf. Die beiden getrennten Führungsorganisationen Territoriales Führungskommando für das Inland und Einsatzführungskommando für Auslandseinsätze werden zu einem Operativen Führungskommando verschmolzen.
Sollfranks Stellvertreter an der Spitze dieses Kommandos wird Generalleutnant André Bodemann, derzeitiger Befehlshalber des Territorialen Führungskommandos und bislang der Architekt des Operationsplans Deutschland. Auf die Stelle Sollfranks beim JSEC rückt Generalleutnant Kai Rohrschneider nach, derzeit im Ministerium Abteilungsleiter Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte. Sollfrank und Bodemann unterrichteten bereits in dieser Woche ihre Kommandos über den bevorstehenden Wechsel.
Damit wird Sollfrank als neuer Mann an der Spitze des neuen Führungskommandos der wichtigste militärische Führer unterhalb der Ebene des Verteidigungsministeriums. Der 57-jährige hat alle wesentlichen Auslandseinsätze der Bundeswehr selbst erlebt, von der UN-Mision in Somalia 1993 über den Einsatz im Kosovo bis zum Afghanistan-Einsatz. Der Generalleutnant war zudem in seiner militärischen Laufbahn Kommandeur der Gebirgsjägerbrigade wie auch des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und Chef des Stabes im Kommando Heer.
Aus dem militärischen Werdegang geht allerdings nicht hervor, dass seine Verwendung als KSK-Kommandeur fast für einen Karriereknick gesorgt hätte. 2021 war Sollfrank als neuer Stabschef der Resolute Support Mission in Afghanistan vorgesehen und absolvierte auch bereits die ersten Antrittsbesuche. Dann wurde er allerdings im Zuge der Untersuchungen vorangegangener Vorfälle bei den Spezialkräften – Stichwort unter anderem: verschwundene Munition – dringender in Berlin gebraucht, so dass die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer ihn nicht nach Kabul schickte. Formal mit der Begründung, der damalige deutsche Stabschef in Afghanistan solle angesichts der möglichen Verschärfung der Sicherheitslage auf seinem Posten bleiben.
Für Sollfrank hatte das am Ende keine Auswirkungen, zumal er den Ruf hat, ebenso besonnen wie im richtigen Moment entscheidungsfreudig zu sein. Er ist kein Zögerer, er drückt sich nicht um Entscheidungen, sagt ein früherer Untergebener.
2022 trat er den Posten beim JSEC – und damit zugleich als Befehlshaber des Multinationalen Führungskommandos ebenfalls in Ulm – an. Was allerdings darüber hinaus interessant ist: Der Generalleutnant war zuletzt vor gut 13 Jahren im Verteidigungsministerium tätig, im dann aufgelösten Planungsstab. Für einen solchen Spitzenposten ist das zumindest ungewöhnlich; unklar ist, ob vielleicht genau das Pistorius bewogen hat, ihn an die Spitze des neuen Führungskommandos zu holen. Andererseits verfügt er über seine mehr als zwei Jahre als JSEC-Kommandeur über gute Verbindungen zu den Verbündeten – und kennt die Anforderungen an die Drehscheibe Deutschland im Krisen- und Kriegsfall.
Der neue Unterstützungsbereich wird ebenfalls von einem ausgewiesenen Kenner der Materie geführt. Funke ist bislang Chef des Logistikkommandos der Bundeswehr in Erfurt. Der 60-jährige Luftwaffengeneral hatte als Technischer Offizier in einem Tornado-Geschwader seine militärische Laufbahn begonnen und neben Zeiten im Ministerium in verschiedenen Bereichen der Logistik gearbeitet, unter anderem als Leiter der German Armed Forces Technical Advisory Group (GAFTAG) und Senior Mentor der Logistikschule der Afghanischen Nationalarmee in Kabul.
Nachtrag: Inzwischen hat auch das Verteidigungsministerium diese Entscheidungen öffentlich gemacht.
(Archivbild April 2024: Sollfrank, l., mit Generalinspekteur Carsten Breuer in der Bundespressekonferenz zum Thema Quadriga-Übung 2024 – Florian Gärtner/photothek.de)
@TW
Zur Info: Kdr JSEC ist (noch) eine Nebenfunktion, die – wie Sie richtig aber erst spät im Text schreiben – vom BefH des MNHQ ausgeübt wird.
Daher muß es richtigerweise heißen: der BefH MNHQ ist in Personalunion auch Kdr JSEC.
„Der ebenfalls neue Unterstützungsbereich wird künftig von (noch-) Generalmajor Gerald Funke geführt.“
@TW
Frage: heißt das, GM Funke wechselt den DP und bekommt dann seinen dritten Stern oder wird die Führung des Unterstützungsbereichs höher dotiert? Bisher sollte dieser ja ein ** Kommando sein, da es eben keine TSK / keine Dimension ist und der Abstand zu den Insp gewahrt werden sollte.
[Ha, gebe zu, unsauber formuliert – weil ich es im Moment noch nicht weiß. Und möglicherweise bleibt es in der Tat bei zwei **. TW]
„zumal er den Ruf hat, ebenso besonnen wie im richtigen Moment entscheidungsfreudig zu sein. Er ist kein Zögerer, er drückt sich nicht um Entscheidungen, sagt ein früherer Untergebener“.
Kann ich aus eigener Erfahrung im Dienst mit dem späteren Gen Sollfrank nur umfassend bestätigen.
Ein ruhiger Offizier, der im richtigen Moment entschlossen handelt.
Eine gute Entscheidung,
Er ist übrigens Jahrgangskamerad mit gemeinsamer GenstAusb von Gen Markus Laubenthal.
@Thomas Melber: Interessant wird die Frage nach dem Rang des Befehslhabers des Unterstützungskommando auch dadurch, dass laut dem von Herrn Wiegold verlinkten Artikel auf bundeswehr.de auch „der Befehlshaber beziehungsweise die Befehlshaberin des Zentralen Sanitätsdienstes auf Drei-Sterne-Ebene“ im Unterstützungskommando „angesiedelt“ sein wird. Ein Zweisterne-Kommando mit einem „angesiedelten“ Dreisterner klingt… kompliziert.
Die Zahl an GenLt in gleichem/vergleichbarem Kdo ließe divh lösen durch Einführung Generaloberst. Ernst gemeint? Vielleicht.
ich weiß nicht die wievielte Reform nach der Reform und vor der Reform dies jetzt ist, man gibt dem Ding einen anderen Namen schiebt einige Dienstposten hin und her… dotiert zwei, drei nach oben… dann heißt es für den Unterbau „Wir müssen jetzt 1-2-3 Jahre die Zähne zusammen beißen aber dann ist alles besser!“ …. verbessert hat sich dann der Dienstgrad des Kdr aber sonst ist es immer katastrophaler geworden…
ständiger Personalmangel, Ausrüstungsprobleme, Unterkunftsprobleme, defekte Bürostühle werden 10 Jahre nicht getauscht, PC’s eine Zumutung, nicht einmal Kugelschreiber oder Hosengummis sind vorhanden.
Verbessert hat sich das Einstiegsgehalt aber dann sind die Stufen Unterschiede bis Hptm nicht wirklich der wachsenden Verantwortung und Arbeit gerecht.
Die Späteinsteiger zb. (30-35-40-45j) sind wenn deren Zeit abgelaufen ist selbst als BS nicht in Ruhestand abgesichert.
Aber bestimmt wird es diesmal alles besser.
Ich bin bei @.Michael.
Für die postulierte „Kriegstüchtigkeit“ bringen diese Personalrochaden absolut nichts. Hier werden hohe Offiziere weiter gefördert, die dem Verfall der Streitkräfte in bisherigen Spitzenfunktionen tatenlos zugeschaut haben.
Mein Vorschlag: Pro 1.000 fehlende Soldaten an der aktuellen Sollstärke jeweils einen Dienstposten B6+ ersatzlos streichen. Erst dann wird diese stromlinienförmige Generalität/Admiralität aus ihrer „Bräsigkeit“ erwachen und sich wirksame Maßnahmen zur Stärkung der Einsatzfähigkeit der ihnen anvertrauten Truppe überlegen.
Da kann man nur Na ja schreiben……
Also wir fassen mal ganz offen die Reform für mehr Kriegstüchtigkeit© zusammen. Nach dem Türschild-Scrabble im BMVg Anfang 2024 wurde nunmehr mit dem Osnabrücker Erlass die Fehlgeburt des TerrFüKdoBw unter dem Deckmantel einer Zusammenführung mit EinsFüKdoBw zum OpFüKdoBw gesichtswahrend zu Grabe getragen. Die einzige nennenswerte Änderung ist die Ausgliederung der „truppendienstlichen Führungsaufgaben“, in Teilen noch Überbleibsel aus Zeiten des KdoTerrAufgBw, hier Heimatschutz, ZMZ, Wachbataillon, usw.
Weiterhin wurde die bereits mit dem Eckpunktepapier weidwund geschossene SKB nach außen hin final erlegt, tatsächlich bekommt der MilOrgBer nur einen neuen Namen und geringfügig zurecht gestutzte Kommandostrukturen.
Der vorsichtig ausgedrückt durch Fernmelder dominierte MilOrgBer CIR darf sich demnächst TSK nennen und in der Dimension Cyber den Ruhm der deutschen Waffen mehren. Was wird eigentlich aus dem MilNW in den Fängen des CIR, einer Aufgabe, die grundsätzlich für alle Bereiche der Bw einschließlich dem BMVg gleichermaßen von Bedeutung ist? Es ging ja am Anfang mal um Kriegstüchtigkeit©.
Ansonsten scheint es ja um die Kriegstüchtigkeit© der nachgeordneten Ebene bereits jetzt schon bestens bestellt zu sein, da sich sonst nicht viel ändert.
In der Summe lernen wir wieder, dass der Personalkörper der Bw mit seinen ganzen Strukturmodellen, Verwendungsketten, Planstellen usw. dermaßen träge und unflexibel ist, sodass sich immer nur Kästchen verschieben und Bezeichnungen ändern. Die Personalstruktur bestimmt die Organisationsstruktur ist wie so oft das ernüchternde Fazit mit einer weiterhin völlig aus dem Ruder gelaufenen Tooth-to-Tail Ratio. Sinnbildlich sind die gemeldeten Rochaden der Spitzendienstposten.
schließe mich dem präzisen und zutreffenden Kommentar von „Michael“ an,der einzig und allein zutreffend ist.
Nicht in der Lage, selbst nur Deutschland zu schützen, mit Floppy-Disk gesteuerten Fregatten, will man den Pazifikraum unterstützen und das Weltall (Cyber) im Griff haben.
Dienstpostengeschichte, weiterhin „Verschlimmbesserung“ und Augenwischerei.
Das UstgKdo wird durch einen B9 (***) geführt. Der Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes (und Stellvertreter des Befehlshabers UstgKdo) ist ebenfalls B9 (***). Also zwei Drei-Sterner in dem neuen Kommando, auch wenn es keine TSK ist (aber immerhin 55.000 Nasen führt).
Danke für den Artikel. Was mich auch interessiert ist, bei den Gebirgsjägern soll es Ablösung gegeben haben. Ist dazu etwas bekannt?
[So weit bekannt, aber nicht bestätigt bisher, gab es was an der Spitze der Gebirgsjägerbrigade. Aber wir wollen jetzt nicht jede Brigade oder so durchhecheln bei diesem Thema? T.W.]
„““mit Floppy-Disk gesteuerten Fregatten, will man den Pazifikraum unterstützen „““
Das ist wie mit alten Autos. Die haben vielleicht noch Handschaltung und kein schwebendes LED-Display, aber sie fahren und erfüllen ihre Aufgabe gut uns von A nach B zu bringen. Das ist mit der 123er fregatte auch so. das wa sie tun soll kann sie. Besser geht immer und dafür wird nachgerüstet. Man muss das vielleicht auch im Kontex des Baujahres sehen.
@TW
Was man so über die Spitze der GebJgBrig 23 hört wäre später sicher einen Artikel wert 😎
@Blaumann
Der UstgBer führt im eigentlichen Sinn m.A.n. gar nichts, er verwaltet das Personal „auf Abruf“ als querschnittlicher Truppensteller.
@Walter C.
Immerhin sind das KdoStratAufkl (mit EloKa) sowie das ZGeoInfoBw und das ZOpKomBw beim CIR beheimatet sowie ein Teil des MilNW der Dimension Land (Land Intel Center (LIC) heißt das, glaube ich).
Frage in die Runde:
ich habe – allerdings nur einmal – gehört, daß die SchStratAufkl in FLENSBURG aufgelöst werden soll – ist da etwas dran? Immerhin ist das die alma mater des MilNW neben der taktischen Aufklärung in MUNSTER (HAuflkTr und Ausbildung der Feldnachrichtenkräfte).
@Melber
Mein etwas überspitzter Beitrag sollte nur aufzeigen, dass sich grundsätzlich nichts ändert, außer Kosmetik an Unterstellungsverhältnissen und ein paar Bezeichnungen.
Was ist denn auf der nachgeordneten Ebene passiert? Das Heer jammert seit 2014 zurecht, dass es wieder seine Sanität und Logistik zurückhaben will. Das sind zwei wesentliche Bausteine für die Kriegstüchtigkeit© des Heeres. Da kann ich nicht Gestaltungs- und Durchgriffsrechte outsourcen.
Beim Thema Unterstützungsbereich bin ich nicht ganz sicher, ob Fremdscham der Grund dafür war, nicht gleich hinsichtlich der Bezeichnung das alte SKUKdo wiederzubeleben.
Das OpFüKdoBw wird wahrscheinlich eine nie dagewesene Generalsdichte in der Geschichte der bundesdeutschen Streitkräfte aufweisen und das KdoH vom Thron stoßen. Es sei hierbei aber einordnend angemerkt, dass das BMVg nicht zu den Streitkräften gehört.
Das MilNW ist weiterhin der kranke Mann im Bendlerblock, eine der zentralsten und bedeutsamsten Fähigkeiten von Streitkräften, dezentralisiert bzw. verteilt auf unzählige Schultern und dem Trend folgend auch immer kopflastiger, usw. Das MilNW ist grundsätzlich immer eine Mangelressource. In der Organisationswirtschaft lernt man drei Problemlösungsstrategien im Umgang mit Mangelressourcen. Erstens Sparsamkeit, zweitens mehr Mittel bereitstellen und drittens zentrales Management der Mangelressource. Das Problem ist so alt wie die Bundeswehr und die Silberrücken erinnern sich noch an schmerzhaften Weg zum ANBw in der Hochphase des Kalten Krieges.
Ihre Frage zur SchStratAufklBw: Diese wurde nicht physisch aufgelöst, sondern mit der ITSBw zum AusbZ CIR fusioniert. Auch hier ändern sich nur Unterstellungsverhältnisse, Türschilder und Telefonverzeichnisse.
Das Problem ist und bleibt der Personalkörper und hier der Kopf. Man kann nicht einfach von heute auf morgen eine Stabsoffizierstelle streichen und dafür 3 Mannschafter- oder 2 Unteroffizierstellen schaffen. Daher haben Kommando- und Ämterstrukturen weiterhin Hochkonjunktur. Abfindungen und Goldener Handschlag bringen hier nichts, da diese Instrumente überwiegend von Leuten genutzt werden, die intelligent genug sind, ihren Marktwert und damit ihre Chancen korrekt zu bestimmen. Dummerweise sind dies genau diejenigen, die man halten sollte. Daher bräuchte es ähnlich wie bei der Privatisierung der Deutschen Post und Deutschen Bahn Langläufertransfergesellschaften, quasi ein Bad Bank für Personal. Dort sind keine wesentlichen Aufgaben für das Unternehmen verortet und der Personalkörper kann ohne Nachbesetzung kontinuierlich über Jahre abschmelzen und die freigewordenen Mittel an anderer Stelle sinnvoll reinvestieren. Da die Bw ja mit einem beispiellosen Wasserkopf zu kämpfen hat, der schon spätestens seit den großen Reduzierungen in den 90er Jahren strukturbestimmend ist, bräuchte man schon eine Kommandobehörde oder ein Amt mit überdurchschnittlich vielen Stabsoffizierdienstposten als Bad Bank. So eine Art „Streitkräfteuntersuchungs- und Bewertungsamt (SKuBa)“ ganz ohne Kompetenzen aber dafür eine veritable Papiermühle. Im SKuBa könnte man sprichwörtlich perfekt abtauchen. ;) Das wäre der erste Schritt in Richtung Kriegstüchtigkeit© und würde das größte Problem an der Wurzel packen.
@Thomas Melber
Das Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl) ist seit Ende März 2024 endgültig Geschichte und aufgelöst.
Die Aufgaben wurden seit April 2023 schrittweise in das neu geschaffene Kommando Aufklärung und Wirkung in Daun überführt.
Die Schule für Strategische Aufklärung ist ebenfalls seit Ende März 2024 aufgelöst und deren Aufgaben als Außenstelle in das neue Ausbildungszentrum CIR mit Hauptsitz in Pöcking (zuvor IT-Schule Bw) integriert.
Wie lange der Standort der Außenstelle in Flensburg Bestand haben wird, wird im KdoCIR vermutlich noch per Commodore C64 ermittelt.
Eine Menge Kästchenschieberei mit neuen fancy Namen unter dem Oberbegriff „CIR 2.0“
Wieviele Dienstposten, insbesondere B+, wurden nun tatsächlich eingespart? Welche Defizite wurden tatsächlich beseitigt?
Die Frage danach, wie viele Dienstposten eingespart werden, ist schon reichlich unfair: es wurde nahezu wörtlich gesagt, dass das Einsparen von Dienstposten nicht Ziel dieser ganzen garlustigen Unternehmung sei. Insofern verwundert es auch nicht, dass nichts eingespart, sondern maximal verschoben wird – wer eigentlich im Einzelnen was machen soll, das mögen die beteiligten OrgBer/TSK/KdoBeh (im Wesentlichen: das Heer mit den anderen) unter sich ausmachen, da schaut das „great commandment“ interessiert von der Seitenlinie zu.
Es muss erst schlechter werden, damit es wieder besser werden kann.
zu Hans Dampf sagt:
03.08.2024 um 9:26 Uhr:
Genau so sieht´s aus. Insbesondere der letzte Satz ist wohl (leider) zutreffend…
Wir lasen hier schon mehrmals über die dauerhaften Auswüchse und die absurd aufgeblasene Administration.
Wurde es besser! Nein! Wieder entstehen aufgeblasene Strukturen! Kommandos. Ämter und Behörden, nie richtig verschlankt, sondern nur umverlagert.Umbenannt, Generalsdichte erhöht und damit auch der Stabsoffiziere!
Die Frage „Was kann schlanker und effizienter werden?“ Mit diesen neuen Ungetümen zu beantworten, ist schlicht ein Skandal. Man fühlt sich ja schon schlicht belogen. Öffentlichkeitsarbeit des BMVg zu diesem Thema ähnelt für mich persönlich Agitation und Propaganda. Warum? Ich fühle mich desinformiert.
Super! Die Generäle, die damals schon auf den Spitzendienstposten den Ausverkauf der Bundeswehr begleitet haben (und nichts dagegen unternommen hatten, im Gegensatz zu denjenigen, die deswegen „gegangen wurden“), werden jetzt auf weitere, besser dotierte Spitzendienstposten in den Wasserkopfleviathanen der bundesdeutschen Bürokratie verschoben. Sonst ändert sich nichts, denn es ist ja schon alles super.
Ich erwarte davon signifikante Verbesserungen der Kriegstüchtigkeit. Zeitenwende hurra!
Jedenfalls wird wieder kräftig an der Entscheidung den ZSanDstBw in eine andere Struktur einzugliedern gesägt, denn:
»Es ist zu befürchten, dass nicht sachgerechte zukünftige Führungsstrukturen die Funktionalität und Aufgabenwahrnehmung des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr nachhaltig gefährden« und »Die Gesundheitsversorgung der Bundeswehr ist eine eigenständige, hochkomplexe Aufgabe, die ebenengerecht geführt und zuverlässig sichergestellt werden muss.«
https://www.spiegel.de/panorama/bundeswehr-boris-pistorius-reformkurs-stoesst-auf-widerstand-a-9ba9b070-5caa-4040-9ab8-0227866bfa02
‚mal sehen ob der IBUK einknickt, ich glaube aber, die Messe ist gelesen, denn sonst könnte man den UstgBer auch gleich streichen und die dann dort noch organisatorisch verorteten Dienststellen auf die anderen TSK / Dimensionen verteilen.
Nachtrag:
diese „Organisationsreste“ (also ohne die großen „Brocken“ FJg, CIMIC, ABCAbw, Log) könnte man dann ja dem Streitkräfteamt unterstellen, eine DSt, die eh fast niemand kennt und bei der Aufgaben aufgehangen sind die man sonst nicht zuordnen kann (bzw. die sich niemand ans Bein binden wollte).
Das zivile Pendant zum SKA ist m.E.n. das Bundesverwaltungsamt.
@ Thomas Melber
Das Bundesverwaltungsamt gehört zum Bundesinnenministerium.
In der Bundeswehr gab es mal das Bundesamt für Wehrverwaltung.
Ich bin wirklich mal gespannt wann denn die großen Beförderungsrunden für die neuen Spitzendienstposten erfolgen. Aktuelle „Truppenlage“ ist nämlich dünner als Wassersuppe, denn Beförderungen sind aufgrund mangelnder Haushaltskarten erstmal bis auf weiteres ausgesetzt. Nicht mal mehr Verlängerungswillige Mannschaften werden verlängert.
Auch wenn das BMVg in der BPK so tut als gäbe es dieses Problem nicht, aber wenn selbst Teile BAPers davon berichten, dann scheint wohl irgendeine haushalterische Kacke am dampfen zu sein.
HaWa sagt:
03.08.2024 um 22:30 Uhr
„… Aktuelle „Truppenlage“ ist nämlich dünner als Wassersuppe, denn Beförderungen sind aufgrund mangelnder Haushaltskarten erstmal bis auf weiteres ausgesetzt.
Auch wenn das BMVg in der BPK so tut als gäbe es dieses Problem nicht, aber wenn selbst Teile BAPers davon berichten, dann scheint wohl irgendeine haushalterische Kacke am dampfen zu sein.“
Man hat im Rahmen der Trendwende Personal viele Soldaten, z.B. Offizieranwärter, über dem planerischen Soll eingestellt, da zu >diesem Zeitpunkt< ja der Aufwuchs der Bundeswehr bis 2027 geplant war.
Die Streckung auf 2031 kam ja erst später. Hier hatte man den Glauben, dass auch entsprechende Planstellen zur Verfügung stehen werden, wenn diese Soldaten ihre Ausbildung abschließen. Denn bis zu diesem Zeitpunkt werden sie aus dem Topf DPäK alimentiert, der extra läuft.
Nun, mit Abschluss der Ausbildung, benötigen sie eine richtige Planstelle.
Diese sind aber für jede Besoldungsgruppe fix vom Haushalt gedeckelt. Und es ist abzusehen, dass es im EP 14 2025 keine einzige zusätzliche Planstelle zu 2024 geben wird.
Folge:
z.B. auf die Bremse treten bei Weiterverpflichtungen, da ich mit jeder Weiterverpflichtung eine Planstelle länger binde… und damit eine Beförderung eines Anderen verschieben muss. Dies trifft nicht nur Mannschaften, sondern auch Offiziere.
Man hat hier schlicht einen Blindflug begangen, in der Hoffnung, dass einem
der Haushalt schon nicht um die Ohren fliegen wird… tut er jetzt aber.
Da hat man die Regeln der Politik gänzlich missachtet…
Ausbaden müssen die nun die aktiven Soldaten…
Mal ganz zu schweigen davon, dass es die Maßnahme Personalbindung, auf dem Weg zu 203.000, konterkariert.
@Thomas Melber
Das Verteilen der „Enabler“ auf die TSK setzt voraus, dass ausreichend Kräfte für alle TSK zur Verfügung stehen. Davon sind wir weit entfernt, also müssen Kräfte jeweils lagebezogen und bedarfsgerecht zugeteilt werden. Alle Kräfte einer TSK zu geben und diese mit der Abgabe an andere TSK zu beauftragen, wird wohl nicht funktionieren.
Es bleibt aber immer noch die Frage, wer sich dann z.B. um Bw Krkhs, Depots, Akademien, Schulen etc kümmert? Wer steuert die Gesamtlogistik, wer die Gesundheitsversorgung außerhalb der TSK-Zustänigkeiten? Am Ende wird es weiterhin dafür zuständige DSt geben, jedoch würden Schnittstellen zu den TSK erhöht und es gäbe Verantwortungsdiffusion (AKV-Prinzip). Ressourcen würden nicht eingespart, wahrscheinlich würden mehr benötigt. Der neue UstgBer mit einem Führungskommando und dem bewährten Prinzip der Fähigkeitskommandos der SKB ist der richtige Schritt!
Nach meiner Bewertung kann es für höhere Kriegstüchtigkeit auch nicht um die Verringerung der Stabslastigkeit gehen, sondern um Zuordnung von Aufgaben. Müssen TSK alle Aufgaben selbst verantworten oder können Aufgaben der Planung, Organisation, .. nicht zentral mit Synergien erfüllt werden? Das hätte aber wesentliche Auswirkungen auf die heutige Rolle der Inspekteure. Widerstand ist zu erwarten.
Bei dem heutigen Umfang der Streitkräfte und der Größe der Verbände wäre es angemessen, alle Dienstposten eine Ebene runterzusetzen. Deutsche Streitkräfte hatten in der Vergangenheit, also vor der Bundeswehr (Wehrmacht) für einen vergleichbaren Verantwortungsbereich einen niedrigeren Dienstgrad. Also aus GM wird BG usw.
1989 hatte die Bundeswehr 223 Generäle und Admiräle bei einem Gesamtumfang des Personals von ca. 490.000. Heute hat die Bundeswehr eine Personalgröße von etwas über 180.000. Die Zahl der Generäle und Admiräle dürfte deutlich über 200 liegen. Warum ?
@Christian Bühring
„… für einen vergleichbaren Verantwortungsbereich einen niedrigeren Dienstgrad.“
In der Tat, so war mancher 1A (also: G3) einer Division im DG Hauptmann (i.G.) und der 1C Dienst (G2) war eh nicht so karrierefördernd damals.
Davon ab: die KpChef-DP sollen wieder auf Hptm und die Spieß-DP wieder auf StFw herunterdotiert worden sein habe ich in einem Kommentar gelesen.
Können dann die Chef-DP wieder mit SaZ besetzt werden oder bleibt das beim BS, was Majore natürlich sind.
@Thomas Melber: Besonders bei den Chef-DP zeigt sich doch die Schwäche des starren deutschen BS – Systems, besonders im Vergleich zu den Briten. Warum im Bedarfsfalle nicht ein Angebot der Verlängerung an einen sehr guten SAZ 13 um genau die wenigen Jahre, um noch eine Chef-Verwendung zu durchlaufen. Die BS, die ich auf Chef-DP erlebt habe, waren gut, aber sicher nicht alles künftige Feldherren. Um es mal sehr nett zu formulieren… Während des COVID-Einsatzes genau so einen Fall erlebt. Der charismatische begabte KEO und SAZ ging ab, weil er kein BS werden wollte, aber plus zwei Jahre wäre denkbar gewesen… Chef wurde ein BS direkt aus einer Adjutantenverwendung bei einem Zweisterner, mit dem ich mich dann wochenlang rumärgern durfte. Das war definitiv keine Bestenauslese! Ich sehe es eher so, dass die Chefs A13 bleiben, aber die starren Status-Gruppen flexibler werden. Für echt gute Leute vielleicht nicht unattraktiv, erst mit Mitte 30, zu gehen, dafür aber als Major und mit Chefverwendung? Das Modell BS halte ich sowieso für überholt.
@Windlicht 05.08.2024 um 14:30 Uhr
2018 ging das noch. Ich wollte kein BS werden, aber an meine 12 Jahre gern drei weitere dranhängen (Kind gerade geboren, Fernstudium erst bei der Hälfte und vor allem noch Bock und die Chance, mir weitere drei Jahre zu überlegen, ob ich bleibe oder das sinkende Schiff verlasse).
Also als Hauptmann SaZ Kompaniechef geworden. Scheint also zu gehen, wenn die Personalführung will (Ja, und vielleicht zumindest die Hoffnung hat, dass der Soldat BS werden will)
@Thomas Melber. I
ch habe den Beitrag zum Anlass genommen, einmal die Führungsstrukturen des (Feld-)Heeres im Kalten Krieg zusammenzuzählen: Das umfasste mit 3 Korps tendenziell den dreifachen Umfang des heutigen Heeres. Dabei wurde das Korps-Kommando von 3 Generalen (KG:: GL, stv. KG; GM, Chef des Stabes: BG) und ca. 6 – 8 Obristen als Stabsabteilungsleiter geführt. Bei den Divisionen waren es ebenfalls 3 Flagoffiziere (Kdr: GM, stvKdr + Kdr einer der 3 Brigaden: jeweils BG), dazu 7 – 5 Obristen als Brigade-Kommandeure, stv. Brigadekommandeure und Chef des Stabs). In den Btl. war der Kdr OTL, der stv Kdr und der Chef 1. Kp jeweils Major. Die jungen OLt machten ihre erste Stabserfahrung auf Btl-Ebene vor ihrer Chef-Verwendung. Kp-Chefs waren Hauptleute, gemischt SaZ12 und BS. Die SaZ12 fanden nach dem Ausscheiden in der freien Wirtschaft ihren Markt primär aufgrund der Führungserfahrung (was heute wohl nur noch eine Minderheit vorweisen kann).
Ich bin mir dessen bewusst, dass das damalige Führungspersonal ebenso wenig „genial“ war wie das heutige; allerdings hätte die schiere Größe des Streitkräfte die heutigen, kleinteiligen (Nicht-)Verantwortungsstrukturen mit ihrem „in die Tasche befehlen“ nicht zugelassen; unsere Füße waren deshalb auf allen Führungsebenen „auf einen breiteren Raum“ gestellt. Er wirkte mit seiner (allerdings seit Ende der 7oer Jahre abnehmenden) Fehler-Kultur motivierend.
Sicher kann ich die angepasste Überlebens-Klugheit heutiger Flaggoffiziere nachvollziehen, die ihre Karriere in Streitkräften verbracht haben, die bis heute von Abbau und Mangel geprägt ist. Allerdings gilt auch gerade jetzt wieder die Erkenntnis von Moltke dem Älteren, nach der „Allzu ängstliche Klugheit ist schädliche Schwäche“ ist. Könnte es sein, dass eine Reduzierung dieser Art von „klugen“ Führungskräften zu der so dringend geforderten Stärkung der Streitkräfte beitragen würde?