Deutschland und der Angriff Irans auf Israel: Regierungs-Pressekonferenz zum Nach-Schauen
Was die deutsche Regierungspolitik zum Angriff des Iran auf Israel zu sagen hat, haben die stellvertretende Regierungssprecherin Christine Hoffmann und mehrere Sprecher von Ministerien am (heutigen) Montag in der Bundespressekonferenz gesagt. Zum Nach-Schauen:
Ohne die Arbeit des Hausherrn geringschätzen zu wollen, sei mir doch die Frage erlaubt: muss man sich mit der Meinung der Bundesregierung wirklich beschäftigen?
Viel relevanter sind die Stellungnahmen der US- Regierung. Die israelische Führung wird schon fast flehentlich aufgefordert, den Abschuss fast aller Flugkörper als Sieg zu verbuchen und es damit gut sein zu lassen.
Was mich interessieren würde, hat der Iran hier einen Teil seiner dann doch sehr bescheidenen Fähigkeiten gezeigt, oder war der Angriff überwiegend Theaterdonner?
Vielleich habe ich es übersehen:
Verschiedene Medien vermelden, dass die Bundeswehr bei der Abwehr der iranischen Angriffe auf Israel drei französische Kampf-Jets aufgetankt hat. NTV meldet, dass „ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin entsprechende Informationen des „Spiegel“ bestätigt hat. Die Tankvorgänge seien im Rahmen des mandatierten Einsatzes „Inherent Resolve“ erfolgt und mandatskonform gewesen“.
Der internationale Einsatz „Inherent Resolve“ dient ja dem Kampf gegen die radikal-islamische Organisation Islamischer Staat vor allem im Irak. Aber hier ging es doch um die Abwehr iranischer Drohnen nicht um den Kampf gegen den IS im Irak? Kann mich Jemand auf Stand bringen, warum der der Einsatz der Bundeswehr mandatskonform erfolgte? Danke!
[Sie haben doch schon die Meldung mit ihren inneren Widersprüchen zitiert, die so natürlich nicht stimmen kann. Was brauchen Sie noch? T.W.]
@Segestes
„… oder war der Angriff überwiegend Theaterdonner?“
Dem Vernehmen nach letzteres. IRN hat genügend Vorwarnzeit gegeben und wohl auch unkritische Zielgebiete ausgewählt. Daß kein Interesse an einer weiteren Eskalation besteht ergibt sich auch aus der Aussage, daß es seitens IRN „es damit gut sei“. Was seitens unserer Wertegemeinschaft leider vergessen wird, ist daß der IRN Angriff eben eine Vorgeschichte hat.
Eine Reaktion war zu erwarten und wäre von den USA auch so erfolgt wenn auch massiver – https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_El_Dorado_Canyon
Der Angriff war von Anfang an zur Gesichtswahrung des Iran gedacht gewesen. Der Umfang, die Drohungen bzgl. einer Reaktion, und die Anmeldung bei den USA 72 Stunden vorher zeigen ganz deutlich, daß der Iran alles andere als einen offenen Krieg mit Israel will. Und vmtl. auch nicht führen kann.
Die Qualität bestätigt auch das, was man von den Waffensystemen des Iran im Krieg gegen die Ukraine wahrnimmt: 110 hatten einen Fehlstart oder sind abgeschmiert (lt. Tagesschau), nahezu alle anderen wurden durch Israel und Verbündete (einschl. Jordanien) abgefangen.
Jetzt bleibt nur zu warten, ob sich der gemäßigte Teil oder der rechtsradikale Teil der israelischen Regierung durchsetzt. Also massiver Gegenschlag oder den Krieg mit dem Iran weiter über dessen Aushilfstruppen (Houthi, Hamas u. Co) zu führen. Ich tippe auf das erste. Mal gucken.
[Was brauchen Sie noch? T.W.]
Klarheit! Hat der Einsatz so stattgefunden und brauchte es hierfür überhaupt ein Mandat?
@Segestes
„Was mich interessieren würde, hat der Iran hier einen Teil seiner dann doch sehr bescheidenen Fähigkeiten gezeigt, oder war der Angriff überwiegend Theaterdonner?“
Er war als Theaterdonner geplant, allerdings höchstvermutlich mit deutlich mehr Donner und deutlich weniger Theater. Das hat 3 Gründe:
1) Mehr als die Hälfte der Drohnen hat niemals die israelische Grenze gesehen, weil sie von Kampfflugzeugen vorher abgeschossen wurden. Der Iran hat vermutlich unterschätzt, welchen Unterschied luftgestütztes Radar bewirkt.
Hinzu kamen
a) Radardaten aus VAE und Saudi-Arabien, real time. Sage niemand, daß US-Diplomatie immer erfolglos sei.
b) Israelischer Realismus in Form von AIM-7 Sparrow. Die alten Dinger müssen sowieso irgendwann weg, jetzt muß man sie nicht mehr entsorgen. Und ihr Vorteil ist: Keine Probleme mit der Beleuchtung sehr kleiner Ziele.
2) Erstaunliche Leistungen der israelischen Arrow. In den 80er Jahren habe ich mal begründet, warum Reagan’s Krieg der Sterne nicht funktionieren kann, das war damals einfach so. Heute ist es kein Problem, mehr als die Rechenleistung eines zur Reagan-Zeit raumfüllenden Supercomputers in eine Rakete einzubauen, Radargeräte sind dramatisch leistungsfähiger, aber dennoch … sind die Arrow 3 erstaunliche Geräte. Zur Abwechslung hat die Bundesregierung mit dieser Beschaffung etwas sehr richtig gemacht.
3) Die Montagequalität der iranischen Flugkörper war wohl … pazifistisch.
Ich bin vorher davon ausgegangen, daß die Drohnen und Cruise Missiles nicht durchkommen, doch das Ergebnis bei 120 ballistischen Raketen habe ich so nicht erwartet. Der Iran vermutlich auch nicht. Der wollte keinen großen Angriff gegen ganz Israel starten, aber die Nevatim Airbase mit ihren F-35 wollten sie wohl wirklich gern plattmachen.
Das Interessanteste an der deutschen Position ist doch, dass sich zeigt, was das mantraartig wiederholte Motto „Israels Sicherheit ist deutsche Staatsraison“ in Realität heißt. (nahezu jeder deutsche Politiker der 1.Reihe hat sich das zu eigen gemacht. Kann man immer noch sehr schön auf youtube sehen; da wäre mal ein supercut fällig)
Haben jordanische „Politiker“ sowas eigentlich auch gesagt?
@Thomas Melber: Sie schreiber, der Iran habe „…wohl auch unkritische Zielgebiete ausgesucht…“. Es sind mehr als 330 Boden-Boden-Raketen, Marschflugkörper und „Qualitäts“-Drohnen durch den IRAN gegen ISRAEL angriffsweise auf den Weg gebracht worden. Boden-Boden-Raketen haben zumindest einen großen Militärkomplex der Lw getroffen. Die Zielgenauigkeit der Drohnen, wären sie durch den Abwehrschirm gelangt, wäre in den angegriffenen Großstädten fatal gewesen. Zivilisten wären Opfer geworden, wie in der UKRAINE. Was genau könnten dabei „unkritische Ziele“ sein? Und das Video des israelischen UN-Botschafters bei der Sicherheitsratsitzung zeigt Raketen über dem Felsendom in Jerusalem…
„Der Angriff war von Anfang an zur Gesichtswahrung des Iran gedacht gewesen. (…) Die Qualität bestätigt auch das, was man von den Waffensystemen des Iran im Krieg gegen die Ukraine wahrnimmt: 110 hatten einen Fehlstart oder sind abgeschmiert (lt. Tagesschau), nahezu alle anderen wurden durch Israel und Verbündete (einschl. Jordanien) abgefangen.“
Es gibt Meldungen oder Stellungnahmen, wonach dem wohl nicht so ganz der Fall gewesen sei. Ob diese so zutreffen wird man wahrscheinlich erst später erfahren. (Man schau bei fefe vorbei.) Und ob diese Stellungnahmen tragbar sind, kann ich nicht beurteilen.
Das hätte man auch kürzer sagen können: Deutschland spielt in dieser Auseinandersetzung überhaupt keine Rolle. Wenn Hänschen sich schon fragen lassen muss, ob er beim Auftanken mitmachen darf, sagt das schon alles.
Dieser Schlagabtausch ist recht aufschlussreich:
1. Die sunnitische Ust ISR’s ist bedeutsamer und wirkungsvoller als Viele hier und der IRN das haben wahrhaben wollen. Die einigende Klammer sind dabei das Containment des IRN und dessen Proxies. Das sollte ISR bedenken und den frischen Bogen nicht bei naechster Gelegenheit ueberspannen.
2. DEU, die EU spielen in diesem tit-for-tat Spiel keine grosse Rolle.
3. Die USA haben ueberhaupt kein Interesse daran den Mittleren Osten in Flammen aufgehen zu sehen, denn
– strategische Hauptlinie und Prio 1 ist die Ausrichtung auf den fuer 2027 beurteilten Konflikt mit CHN, dem wird ziemlich alles untergeordnet;
– der UKR- RUS Krieg dient auch dazu RUS konventionell und politisch/ oekonomisch zu schwaechen und reduzieren, dass RUS als starker Verbuendeter fuer CHN in 2027 ausfaellt bzw. marginalisiert wird. Die Achse Moskau- Teheran ist in diesem Kontext aufmerksam zu beobachten- fuer beide Seiten derzeit ohne Alternative.
4. Die staendige Eskaltionsgefahr in MENA stoeren die USA in diesem “Grand Scheme”.
Die USA unter Biden erscheinen mir in deren Wahrnehmung der Welt und sich abzeichnender Herausforderungen (und eigener Schwierigkeiten) stringent zu sein.
OT: die NATO ist fuer die USA unverzichtbarer denn je. Dort sind die einzigen verlaesslichen Verbuendete organisiert, die die USA neben JPN, AUS und NZL ggue. CHN haben. Auch Trump wird das gelernt bekommen.
@Heiko Kania Das ist nicht Boden-Boden-Raketen… Was meinen Sie, wovon das Stück stammt? https://www.israelhayom.co.il/wp-content/uploads/2024/04/14/14/%D7%97%D7%A8%D7%9E%D7%95%D7%9F2-960×640.jpeg
Hier ist noch einer: https://www.youtube.com/watch?v=xjMYCgEKNuU 80-90 % des Luftwaffenstützpunkts sind Wüste. Regards…
@Segestes
Die geäusserte Meinung der Bundesregierung (und auch unserer Leidmedien) ist insofern interessant, dass sie eben deutlich von den Meinungen abweicht, die man in der Internationalen Presse (auch in den USA) zu hören und zu lesen bekommt. Offenbar ist für alle anderen klar, dass es sich bei dem iranischen Angriff um eine Reaktion auf den Angriff auf die iranische Botschaft in Damaskus handelt. Diese Vorgeschichte wird in unseren Medien allenfalls weiter hinten in den Meldungen erwähnt. Für unser AA hat der Iran mit dem Drohnenangriff auf Israel den Nahen Osten „an den Rand des Abgrunds“ geführt.
Das ist schon fast Täter-Opfer Umkehr. Auch der Rest von dem Tweet ist eher peinlich.
@Heiko Kania
Diese Angriff war angekündigt. Die Ziele waren sorgfältig ausgewählt und die Flugzeit von mehreren Stunden hat der israelischen Luftwaffe und ihren Aliierten genügend Zeit gegeben, die Dronen abzuschiessen. Welche Ziele die abgeschossenen Dohnen gehabt haben, wissen wir nicht. Ihre Formulierung:“ Zivilisten wären Opfer geworden, wie in der UKRAINE.“ ist also pure Spekulation.
Zitat:“Und das Video des israelischen UN-Botschafters bei der Sicherheitsratsitzung zeigt Raketen über dem Felsendom in Jerusalem“. Das war bestimmt spektakulär, aber wie wahrscheinlich ist es wohl, dass der Iran eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam als Ziel auswählt?
Der Angriff war mit 330-350 Drohnen plus ballistische Raketen und Mraschflugkörper auch nicht gerade „bescheiden“. Zum Vergleich, bei nächtlichen Angriffen der Russen auf die Ukraine gelten 120 Shahed Drohnen in einer Nacht schon als aussergewöhnlich viel. Geht man von 350 Shahed aus, dann hat der Angriff den Iran in etwa 17,5 Millionen Dollar gekostet. Die Abwehr dieses Angriffs wird Israel und seine Verbündeten locker eine Milliarde Dollar gekostet haben.
@Otto
Zitat:“Die Qualität bestätigt auch das, was man von den Waffensystemen des Iran im Krieg gegen die Ukraine wahrnimmt: 110 hatten einen Fehlstart oder sind abgeschmiert (lt. Tagesschau),“
Da würde mich mal interessieren, was sie „von den Waffensystemen des Iran im Krieg gegen die Ukraine“ wahrnehmen. Immerhin würden die Ukrainier nicht um mehr Unterstützung betteln, wenn es bei der Qualität der „Waffensysteme“ ein Problem geben würde. Vergessen wir nicht, dass die, an die Huthi gelieferten, Drohnen, Raketen und Marschflugkörper auch sehr zuverlässig zu funktionieren scheinen. Wäre es denn so unwahrscheinlich, wenn die Iraner die Gelegenheit nicht auch für einen „Hausputz“ genutzt und ihr Arsenal bereinigt haben?
@ Hans-Joachim Zierke
Aus iranischer Sicht ist der Angriff ein Erfolg. Die Iraner haben die Gelegenheit genutzt, die israelische Flugabwehr zu testen. Die israelische Flugabwehr hat sich dabei als gut, aber nicht als unüberwindlich, erwiesen. Die israelische Industrie ist bestimmt besser aufgestellt als unsere, die verschossenen Raketen schnell zu ersetzen. Die israelische Wirtschaft ist ja seit Jahren schon eine Kriegswirtschaft.
Auch eine AIM-7 Sparrow ist immer noch gut dreimal teurer als eine Shahed Drohne. Modernere Flugabwehrraketen sind deutlich teuerer. Ein Schlagabtausch auf diesem Weg würde für Israel trotzdem sehr viel teuerer werden.
Die USA haben klargestellt, dass sie den Staat Israel verteididigen werden. Sie werden sich aber nicht an einem Angriff auf den Iran beteiligen. Angesichts der geschätzt sehr großen Bestände an Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern im Iran, würde ein US-amerikanisches Engagement mit einem sehr großen Bedarf an Flugabwehrraketen einhergehen. Welche Folgen hätte das wohl für die Ukraine?
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung, und jeder kann das Vorgehen Israels beurteilen wie sie/er es möchte. Von „fast einer Täter-Opfer-Umkehr“ zu sprechen, ist allerdings fast over the top und bleibt bestimmten Kreisen vorbehalten, die hier bitte nicht auftreten. T.W.]
Staatsräson! Staatsräson?
Die Frage, was Deutschland hätte tun können, um Israel während des iranischen Angriffs beizustehen, ist so berechtigt wie offensichtlich zu peinlich, um in der medialen und politischen Rezeption eine nennenswerte Rolle zu spielen. Erstaunlich!
Tatsächlich steht D militärisch ausnahmsweise nicht „blank“ da, wohl aber (verfassungs-)rechtlich, um – wenn es zum Schwur kommt – das durch Kanzlerin Merkel formulierte und nachfolgend bekräftigte Diktum auszufüllen, dass „die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson gehört“.
Militärisch hätten wohl einige Optionen bestanden, sich rechtzeitig ab Ankündigung der iranischen Aggression in Position zu bringen. FGS Hessen hätte vom derzeitigen Einsatzgebiet in 1,5-2 Tagen in den Golf von Aqaba gezogen, FGS Brandenburg vom Libanon außerhalb dessen EEZ verlegen, beide aus ihren jeweiligen mandatierten Einsätzen temporär herausgelöst werden können; ebenso hätten Luftwaffen-Kräfte nach Zypern (Zusammenarbeit mit UK) oder Jordanien (Zusammenarbeit mit Jordanien, wie Frankreich) verlegt und von dort eingesetzt werden können. Zwischen dem Angriff auf die iranische „Liegenschaft“ in Damaskus und dem iranischen Luftangriff lagen fast zwei! Wochen, genug, um sich politisch und militärisch in die informelle Allianz einzubinden, die Israel verteidigt hat.
Allein, es fehlen einer deutschen Regierung nach allgemeinem Verständnis die verfassungsrechtlichen Möglichkeiten sich situativ einer „informellen“ militärischen Allianz anzuschließen, auch wenn dies politisch im Range einer „Staatsräson“ geboten ist. Hier rächt sich fundamental, dass dieser Begriff und insb. seine Bezugnahme auf Israel niemals rechtlich definiert und seine Hinterlegung mit entsprechenden sicherheitspolitischen Prozessen und Ressourcen sehenden Auges verprokrastiniert wurde. Die geopolitische Lage ist zunehmend volatil, nicht immer wird ein Bundestagsbeschluss zum Militäreinsatz rechtzeitig möglich oder prophylaktisch politisch geboten sein. Von drei möglichen „kollektiven Sicherheitssystemen“ sind außer NATO zwei dysfunktional (UN, mit Abstrichen EU). Israel ist weder Teil der NATO noch EU, und in UN isoliert. Wie soll sich D so im Rahmen seiner Sicherheitssysteme je auch militärisch in legaler Weise zum Schutz Israels engagieren können? Es muss nicht darum gehen, alle Beschränkungen aufzulösen, welche die Väter und Mütter des GG weise vorgesehen haben, aber neue, zeitgemäße Instrumente sind m.E. unweigerlich nötig, und möglich. Man stelle sich vor, eine israelische Antwort zieht in Kürze absehbar einen noch signifikanteren Schlag des Iran nach sich. Wie wird eine deutsche Regierung effektiv reagieren (können), ohne die Staatsräson oder aber die deutsche Verfassung zu verraten?
Auf jeden Fall haben sich nun die Träume erledigt, dass irgendwelche Patriots aus dem Nahen Osten in die Ukraine gelangen könnten. Jordanien hat sich am Wochenende bestimmt gefragt, warum es seine Gepardpanzer abgab. Hoffentlich besteht Ägypten nun nicht auf eine direkte Lieferung ihrer Iris-T. (Waren bereit auf ihre bestellte Auslieferung zu warten, um ukrainische Bedürfnisse als erstes zu bedienen. Als sich die Houtis auf die Hamasseite stellten, trafen sie erstmal prompt nicht Eilat, sondern den ägyptischen Nachbarort.)
Grundwehrdienst: Klarheit und Naher Osten schließen sich aus.
Im gestrigen (15.04.) Echo der Zeit ordnet Fabian Hinz, der auch schon in Sicherheitshalber das iranische Raketenprogramm referiert hat, die Angriffe relativ detailiert ein. Klare Hörempfehlung!
@Schlammstampfer: Sie irren m. W. mit Ihrer Aussage, die iranische Botschaft in Damaskus sei angegriffen / zerstört worden. Es wurde das Konsulat mit zugehörigem Gebäude angegriffen und zerstört. Die Opfer scheinen iranische Militärs und kaum Touristen oder Diplomaten zu sein.
@ Grundwehrdienst sagt:
15.04.2024 um 18:52 Uhr
„Klarheit! Hat der Einsatz so stattgefunden und brauchte es hierfür überhaupt ein Mandat?“
O Collatz sagt doch im obigen Video
– ab 22:00 „Es gab keine aktive Beteiligung [von DEU]“
– ab 33:00 „…3 Betankungsvorgänge an 2 FRA Flugzeugen im Rahmen von Inherent Resolve“
– ab 57:00 „Es waren 2 [DEU] Flugzeuge zu 3 Betankungsvorgängen, und zwar nicht während der [ISR] Operation sondern im Rahmen von Inherent resolve.
TRENNUNG
Richtig ist wie von Hoffmann und Wagner auf der PK angemerkt, dass ohne die Sträke der ISR Luftverteidigung das Ganze wohl sehr anders ausgegangen wäre. Es stellt sich die Frage, was bei einem derartigen Angriff auf z.B. die baltischen Staaten oder FIN/SWE/POL/DEU zu erwarten wäre. Tricky Situation. Die Fähigkeit zur völkerrechtl. zulässigen Selbstverteidigung ist ja derzeit eher mau, und alles was derzeit ISR von USA, UN an Zurückhaltung empfohlen wird, würde dann ja auch zutreffen.
@FriedFisch, „Zwischen dem Angriff auf die iranische „Liegenschaft“ in Damaskus und dem iranischen Luftangriff lagen fast zwei! Wochen, genug, um sich politisch und militärisch in die informelle Allianz einzubinden, die Israel verteidigt hat.“
Nein, wenn es die Vorwarnungen des Irans wirklich gegeben hat und diese ausreichend konkret waren, hätte man maximal die 72 Stunden gehabt um ein entsprechendes Mandat zu bekommen und die Kräfte zu verlegen.
In den von Ihnen angesprochenen 2 Wochen war nur erwartbar das der Iran reagieren wird. Nicht aber wann und wie. Statt des nun erfolgten „offziellen“ Gegenangriffs mit Raketen, Drohnen & Co hätte der Iran auch genauso gut Hamas und Hisbollah von der Leine lassen können damit die Israel mit Kurzstreckenraketen eindecken oder Selbstmordattentäter koordiniert nach ganz Israel schicken.
@Schlammstampfer
Ein moralistischer Blick auf außen- und sicherheitspolitischer Fragestellungen hilft in der Praxis nicht weiter. In der aktuellen Lage gilt das, was Thukydides vor rund 2500 als oberstes Gesetz der internationalen Politik beschrieb: „Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen“. Die tätige Klärung der Machtverhältnisse in der MENA-Region wird noch etwas länger dauern, und die diesbezüglichen moralischen Gefühle eines faktisch machtlosen Deutschlands sind für den Ausgang des Geschehens irrelevant. Aus deutscher Perspektive wäre es zielführender z.B. darüber nachzudenken, wie man etwa die Folgen der im Fall von Problemen am Persischen Golf ggf. nochmals deutlich steigenden Energiepreise politisch bewältigen könnte.
Eine spannende, neue Sicherheitsgemeinschaft tut sich auf,.
Die „strategische Luftverteidigungsallianz Israels“ nicht nur mit U.S,, GBR und FRA FlugAbw, sondern auch mit Jordanien, die sogar ISR F-35 in ihren Luftraum reingelassen haben sollen, sondern auch mit Saudis, die sich um Houthi-Marschflugkörper „kümmerten“.
Also eine semitische Kooperation über tatsächliche religiöse Grenzen hinweg dann, wenn es gegen die Theokratie der ISLAMISTISCHEN Republik Iran geht.
Anders ausgedrückt, Sunniten und Juden gemeinsam gegen das, was als Shia Crescent bezeichnet wird und das Streben des Irans nach Vorherrschaft im Nahen Osten umfasst.
Es soll stimmen geben, die darin den Grundstock einer quasi „nahöstlichen NATO“ begreifen wollen: … to keep Iranians down.
@Schlammstapfer
„Geht man von 350 Shahed aus, dann hat der Angriff den Iran in etwa 17,5 Millionen Dollar gekostet.“
Natürlich nicht.
Es waren ungefähr 120 ballistische Raketen im Mix, die um ein großes Vielfaches teurer sind als eine Shahed-Drohne. Einen niedrigen neunstelligen Betrag wird der Iran für das Abenteuer ausgegeben haben, grob geschätzt, weil ich keine iranische Preisliste habe.
„Auch eine AIM-7 Sparrow ist immer noch gut dreimal teurer als eine Shahed Drohne.“
Nein. Eine nicht überholte AIM-7 hat irgendwann nur noch Entsorgungskosten, keinen Wert. Raketen können nicht für unendliche Zeit gelagert werden.
„Die Abwehr dieses Angriffs wird Israel und seine Verbündeten locker eine Milliarde Dollar gekostet haben.“
Das wird so sein.
Einen beträchtlichen Teil davon wird Israel über zusätzliche Arrow3-Verkäufe wieder einspielen.
In der heutigen NZZ ist ein Artikel zum Ablauf der Abwehrschlacht mit vielen Details.
U.a. Iran hat vorgewarnt, zwar nur Saudi- Arabien, aber die haben die Info weitergegeben.
Von den 120 gestarteten Raketen sind 5 nicht abgefangen worden. Sie haben keinen größeren Schaden angerichtet, weil sie auf den Luftwaffenstützpunkt in der Negev zielten. Die Schadensbilanz sehe sicher anders aus, wenn z.B. Tel Aviv das Ziel gewesen wäre.
Ernsthafter Angriff oder Theaterdonner?
@Segestes: Bei ca. 350 zeitgleich angreifenden Boden-Boden Raketen, Marschflugkörpern und Shahed-Drohnen sicher „nur“ Theater-Donner. Die Angriffe RUS auf die UKR jede Nacht mit bis zu 120 Flugkörpern sind demgemäß, da ja stets angekündigt, bekannter zynischer Maßen, lediglich „Theaterdönnerchen“…??!! Irgendwie habe ich den Eindruck, beim Schreiben in den ASOMs geht manchem, auch in diesem Forum, der Realitätssinn und die Empathie mit den angegriffenen, dem Terror ausgesetzten Menschen verloren.
@Herr Hagen:
Sie setzen voraus, dass Trump intelligent und lernfähig ist. Selbst ob Trump überhaupt etwas anderes interessiert als Trump wäre ich mir nicht so sicher, für die USA als Staat interessiert er sich eher weniger.
@Schlammstapfer:
Wie oft noch? ES WAR KEINE BOTSCHAFT!
In dem Konsulat mit ÖFFNUNGZEITEN als Behörde/Dienstleister für Iraner in Syrien, hätte sich zum Zeitpunkt des Angriffs eigentlich niemand aufgehalten, wenn es nicht „zufällig“ auch die Terrorzentrale der iranischen Revolutionsgarden gewesen wäre. Eine Botschaft/Konsulat verliert im übrigen ihren Schutzstatus wenn man sie militärisch nutzt!
@Segestes:
Den F35 Standort mit den hochwertigsten Waffen anzugreifen ist also kein „ernsthafter Angriff“? Naja man hat wohl ausnahmsweise wohl wirklich eine militärische Wirkung versucht.
In meinen Augen wird sich Israel auf die Raketen und Luftwaffeninfrastruktur des Iran konzentrieren. Hat der Iran eigentlich noch relevante Kampfflugzeuge? da die noch flugfähigen als Ziele zu identifizieren dürfte nicht ganz leicht werden.
Wenn Israel einen Teil der iranischen Rüstungsindustrie ausschalten könnte, wäre das für die ganze Welt wohl ein großer Gewinn. Der Iran hat Israel für ihren innenpolitischen Propagandasieg den perfekten Vorwand geliefert.
[Wie oft noch? DAS VÖLKERRECHT IST KEIN HOBBY-SPIELFELD! Die Behauptung, das angegriffene Gebäude habe wegen „militärischer Nutzung“ keinen konsularischen/diplomatischen Status, mal eben so rauszuhauen, is nich. T.W.]
@Segestes:
Woanders war zu lesen, die Türkei war vorgewarnt….
Naja Qualitätsstandards im Journalismus, bei manchen mehr bei anderen weniger. Eigentlich zählt nur noch die Überschrift und die „Clicks“ für Werbeeinnahmen.
@Segestes „Ernsthafter Angriff oder Theaterdonner?“ Hmm… Nein, da bin ich mir nicht sicher, Mann. Stell dir einen Ort… in Deutschland. https://www.facebook.com/watch/?v=849986226936602&t=1 Regards…
@Schlammstapfer:
Wie kommen Sie denn auf dieses schmale Brett? Über 40% der israelischen Arbeitnehmerinnen und -nehmer sind im Dienstleistungssektor beschäftigt. 80% der Exporte fallen in das Ressort der High-Tech-Branche. Die Rüstungsindustrie ist zwar ein wichtiger und bedeutender Sektor und auch für zahlreiche Arbeitsplätze und wesentliche Exporte verantwortlich, aber der Begriff „Kriegswirtschaft“ ist für die israelische Volkswirtschaft doch eher unzutreffend.
Richtiger wäre es, festzustellen, dass man in Israel aus historischen Gründen immer mit Krieg oder Terrorangriffen rechnen muss und somit ein wesentlicher Anteil an öffentlichen Mitteln und staatlicher Beschaffung notwendigerweise in die Verteidigungsausgaben fließt, was wiederum die Auftragslage für die eigene Rüstungsindustrie stützt.
„Nein, wenn es die Vorwarnungen des Irans wirklich gegeben hat und diese ausreichend konkret waren, hätte man maximal die 72 Stunden gehabt um ein entsprechendes Mandat zu bekommen und die Kräfte zu verlegen.“
Wenn die Sicherheit Israels Staatsräson ist, und das wird ja bei jeder Gelegenheit betont, und man unerschütterlich an der Seite Israels steht, dann braucht man kein Mandat, sondern einen Blankoscheck und Kräfte vor Ort, oder man bleibt zuhause und steht den anderen nicht im Weg rum.
@Eric Hagen / @KPK:
Sunni Arab Monarchies: „Keep Syria/Iraq Small and Iran out!“
@Bravo November
Was verstehen Sie unter „moralistisch“?
Zitat:“In der aktuellen Lage gilt das, was Thukydides vor rund 2500 als oberstes Gesetz der internationalen Politik beschrieb: „Die Starken tun, was sie wollen, und die Schwachen ertragen, was sie müssen“. “
Sie sollten mit der Zeit gehen. Heute nennt man das die „regelbasierte Weltordnung“. ;-) Ansonsten gilt natürlich noch die ähnlich alte Weisheit: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“
Leider ist es tatsächlich so, dass Regierungen sich auf dem internationalen ‚Parket‘ zunehmend einen Dreck um das Völkerrecht scheren. Das sehr schade zu finden hat nichts mit Moral zu tun, sondern mehr mit der Sorge, was das für die Überlebenschancen unserer Spezies auf diesem Planeten bedeutet.
Ich denke, dass ich auch nicht der einzige bin, dem aufgefallen ist, dass Regierungen und sie unterstützende Medien sehr schnell bereit sind, die moralische Karte zu ziehen, um völkerrechtswidrigem Handeln einen legitimen Anschein zu geben. Ich könnte das weiter ausführen, lasse es aber. Sonst kriege ich wieder einen Rüffel vom Hausherrn.
Herr Netanjahu scheint jedenfalls fest entschlossen zu sein, die Lage weiter eskalieren zu lassen. Die Biden Administration bemüht sich um ein weiteres 14 Milliarden Dollar Militärhilfepaket für Israel. Auch unsere Bundesregierung wird die militärische Hilfe wohl fortsetzen. Trotz des nun anhängigen Verfahrens wegen Beihilfe zu Kriegsverbrechen.
Und die Ukraine wird weiter leer ausgehen.
@TW
Die Aussage von Dominik zum Verlust des völkerrechtlichen Schutzstatus einer zivilen Einrichtung bei militärischer Nutzung ist prinzipiell korrekt. Die Einrichtung war durch die (seitens des Irans nicht bestrittene) militärische Nutzung ein militärisches Ziel gemäß Art. 52 des Zusatzprotokolls zu den Genfer Abkommen über den Schutz der Opfer internationaler bewaffneter Konflikte (https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/1982/1362_1362_1362/de).
Einen besonderen Schútzstatus haben Botschaften im Völkerrecht noch in diversen anderen Dokumenten, z,B. den Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen, aber dieser wird dort nur gegenüber dem Staat gefordert, in dem sich die diplomatische Einrichtung befindet. Der israelische Angriff berührt diese Regelungen daher nicht.
Davon abgesehen spielen die Regelungen des Völkerrechts im Konflikt zwischen dem Iran und Israel in den Entscheidungen beider Seiten ohnehin nur eine nachgeordnete Rolle. Der Iran ignoriert diese Regelungen ohnehin, für die von ihm unterstützten nichtstaatlichen Akteure gelten sie oft nicht, und Israel sieht Fragen der nationalen Existenz als wichtiger an und nimmt internationale Kritik im Zweifelsfall in Kauf.
@Schlammstapfer
Als „moralistisch“ betrachte ich die in Deutschland verbreitete Neigung, kaum zu ändernde Tatsachen nicht zu akzeptieren und sich auf sie einzustellen, sondern sie moralisch zu verurteilen und das Unterlassen der notwendigen Anpassung an die angeprangerte Realität gleichzeitig als Beleg für die eigene moralische Überlegenheit darzustellen.
Sie schreiben ja völlig richtig, dass sich große Teile der Welt „zunehmend einen Dreck um das Völkerrecht scheren“. Es bringt aber m.E. nichts, dies ins Zentrum sicherheitspolitischer Diskussionen zu stellen, weil Deutschland daran so gut wie nichts ändern kann. Statt dessen sollte man m.E. der Tatsache ins Auge blicken; akzeptieren, dass europäische Vorstellungen von guter politischer Ordnung oder Recht und Unrecht im Dschungel des internationalen Geschehen zunehmend irrelevant werden; und darüber nachdenken, wie man sich darauf einstellen kann.
Ich habe eine Frage: Ist die Sicherheit der völkerrechtswidrig im Westjordanland siedelnden Israelis auch deutsche Staatsräson?
Eine kurze Frage an die Community. Weiß jemand, warum sich die Fregatte Hessen nicht an der Drohnen/Raketenabwehr der USA, Briten und Franzosen beteiligt hat?
[Die Frage – die ich auch nicht beantworten kann – ist ja, ob die Hessen überhaupt in einem Bereich war, wo eine Wirkung sinnvoll gewesen wäre. Die niederländische Fregatte z.B. soll wohl außerhalb des Bereichs gewesen sein und war auch nicht beteiligt. T.W.]
Israel muss zuerst den Schutz der eigenen Bevölkerung (wieder) garantieren können, bevor es den Iran auf seinem Territorium angreift.
Bevor Teheran definitiv zur Atommacht aufsteigen kann, muss das Mullah-Regime geschlagen und von der Macht entfernt werden.
Eine Sunni-Allianz wird dem nicht entgegenstehen. Israel braucht sichere Überflugrechte.
@Bravo November
Zitat:“Als „moralistisch“ betrachte ich die in Deutschland verbreitete Neigung, kaum zu ändernde Tatsachen nicht zu akzeptieren und sich auf sie einzustellen, sondern sie moralisch zu verurteilen…“
Ich sehe, wir sind in dieser Hinsicht einer Meinung. Allerdings kostet Jammern und Klagen nichts. Es ist billig und kommt bei den eigenen Wählern gut an, wenn man, wie Frau Baerbock, durch die Weltgeschichte reist und die gastgebenen Gesprächspartner mit Forderungen zu Themen nervt, auf die diese sich ein Ei pellen.
Das ist keine Diplomatie. Diplomatie bedeutet, auf die andere Seite zuzugehen, gemeinsame Interessen auszuloten und Interessenskonflikte durch einen Ausgleich auf Augenhöhe zu entschärfen.
Der Westen hatte, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, viele Jahre Zeit und aufgrund der Monopolstellung der USA auch den Einfluss, um eine Sicherheitsarchitektur für Europa und für die notorischen Krisenherde (wie Nahost) zu entwerfen. Die Gelegenheit wurde vergeudet. Heute sieht sich der „Westen“ einer (inoffiziellen) Gemeinschaft von Großmachts-Entrepreneuren und Autokraten gegenüber, in deren Ländern über 90 % der Weltbevölkerung leben, die in der UN Vollversammlung eine satte Mehrheit haben und die die Gängelung durch die Besserwisser aus dem Westen Leid sind.
Auch jetzt fällt dem Westen für den Umgang mit dem Iran nichts besseres ein, als neue Sanktionen zu verhängen. Sepp Borrell wurde heute auf Info-Radio mit den Worten zitiert, dass diese Sanktionen nicht mehr sind als ein Symbol. Wenig überraschend. Der Iran wird seit der Vertreibung des Schah durch die USA sanktioniert. Ohne nennenswerte Erfolge. Auch der von den USA unterstützte Proxy-Krieg des Irak gegen den Iran hat das Regime in Teheran nicht ins Wanken gebracht.
Gerade Wirtschaftssanktionen sind ziemlich nutzlos. Wirtschaftssanktionen haben Sadam Hussain nicht aus dem Amt gejagt. Bashar al Assad ist trotz Sanktionen immer noch im Amt, Putin wurde auch durch 11 Sanktionspakete der EU nicht zum Einlenken bewegt und auch die Regierung und Eliten in den meisten anderen von Sanktionen betroffenen Staaten sind dadurch praktisch nicht betroffen. Betroffen sind immer nur diejenigen, die wenig besitzen und die keinerlei EInfluss auf die Politik ihrer Regierungen haben.
Erfolgreich und ein Glanzstück der Diplomatie war dagegen das Anti-Atomwaffen Abkommen, dass von Donald Trump dann einseitig aufgekündigt wurde und das von Joe Biden nicht wiederbelebt worden war.
Der Iran hat sich in den Jahren der Sanktionierungen ein Netzwerk von Verbündeten und Handelspartnern geschaffen, die gern bereit sind, bei der Umgehung von Sanktionen zu helfen. Und während sich die Staaten des Westens mit ihrer Politik selbst schwächen, wächst der Einfluss Chinas und der anderen BRICS Staaten. Ich frage mich, wie lange es noch dauern wird, bis sich diese Erkenntnis bei unseren Eliten durchsetzen wird.
Was unsere jetzige Regierung anbetrifft habe ich da wenig Hoffnung.
Auf WELT Online in Bezug auf einen mögliche ISR Gegenschlag
„… „Das Recht auf Selbstverteidigung bedeutet die Abwehr eines Angriffes. Vergeltung ist keine Kategorie im Völkerrecht“, sagte sie [Fr. Baerbock, TM]. Dieser Satz könnte falscher nicht sein. Tatsächlich beinhaltet das Recht auf Selbstverteidigung nicht nur, Angriffe eines Aggressors abzuwehren, sondern auch gegen militärische Ziele auf dem Territorium des Angreifers zurückzuschlagen.“
Wie zu erwarten echauffiert man sich im Kommentarbereich über diese Aussage. Soweit mir bekannt ist das Gesagte aber sehr wohl korrekt, eine Reaktion muß zeitnah erfolgen und kann nicht in eine unbestimmte Zukunft verschoben werden. Zudem muß beachtet werden, daß nicht Drittstaaten mit hineingezogen werden, das war z.B. beim ISR Angriff in DAMASKUS der Fall und wäre es auch wenn Ziele z.B. im IRQ bekämpft würden.
Über die schon gewohnheitsmäßig durchgeführten Verletzungen des LBN Luftraumes reden wir dabei noch nicht einmal.
Zudem stelle man sich die ISR Aktionen mit umgekehrten Vorzeichen vor.
Y-998201:
Deutschland verurteilte in letzter Zeit scharf die Siedler/-gewalt im Westjordanland. Da dürften Sie ihre Antwort haben.
@Schlammstapfer
90% der Weltbevölkerung gegen uns? Naja Mathe….sah bei zb Abstimmungen in der Generalversammlung zur Ukraine durchaus anders aus.
@Herr Melber:
Hat sich Libanon je offiziell beschwert? Wenn die Hisbollah eben Raketen auf Israel schießt ist die Verletzung des libanesischen Luftraums wohl das geringste Problem. Mit Syrien hat man doch eh nur einen Waffenstillstand, keinen Friedensvertrag. Auch wenn Herr Melber keine küchenvölkerrechtlichen Aussagen mag, aber wenn nicht staatliche Akteure von meinem Staatsgebiet einen anderen Staat angreifen, dann gehe ich entweder gegen diese vor oder stehe dem Angegriffenen wenigstens nicht im weg, wenn dieser gegen diese Gruppen vorgeht.
Da wird ja auch ein Schuh draus, Israel ist ja eigentlich nicht im Krieg mit dem Iran, der Angriff auf militärische Einheiten des Irans in einem Konsulat wäre eine Kriegshandlung, aber Kriege zu erklären ist ja eh nicht gerade en vogue. Danke an @Bravo November für die ausführliche Unterstützung.
Es gibt in der aserbeidschanischen (AZE) Presse Hinweise, wonach ISR drei mil. Flugplätze nutzen darf. Ähnlich wie von Stützpunkten aus dem kurdischen IRK heraus, haben isr. Kommandos mutmasslich von diesen Basen aus im IRN agiert.
Unbekannt ist, ob diese Basen eine wie auch immer geartete Rolle im weiteren isr. contingency planning gegen den IRN spielt.
AZE ist der grösste Energielieferant ISR. Obzwar schiitisch geprägt, ist AZE im Gegensatz zum theokratischen Regime in Teheran säkular. Und hieraus ergeben sich u.a. bilaterale Spannungen, die die ISR-AZE erklären.
AZE ist wiederum den USA durchaus freundlich gesonnen, der TUR jedoch partnerschaftlich und strategisch verbunden. Die festen AZE-TUR Beziehungen könnten evtl. eine tiefere, aktive Teilhabe AZE an der Seite ISR verhindern; aber das ist schwer einzuschätzen. RUS begegnet man mit Abstand und Skepsis.
Jedenfalls hat der IRN in der Region außer seinen Proxies keine potenten Verbündete. Auch politisch steht es in der Region eher isoliert da.
Geographisch teilumfasst, werden iranische defensive Reaktionsoptionen gegen isr Angriffe verkürzt. RUS wird ebenfalls nicht markant dem IRN zu Hilfe eilen können, weil a) durchaus gebunden und b) womit?
D.h., IRN sieht sich von Beginn an einem Mehrfrontenkonflikt gegenüber. Das müssen die Mullahs sich wohl oder übel eingestehen.
Von den US- Möglichkeiten noch gar nicht zu sprechen.
Folgt man Al-Monitor (https://www.al-monitor.com/) stemmen sich Saudi Arabien und Jordanien stark gegen einen israelischen Angriff auf den Iran. Jordanien droht mit dem Abschuss israelischer Überflüge.
@Dominik,TW:
Dem Wiener Übereinkommen über Dplomatische Beziehungen zufolge stehen Konsulate und Botschaften prinzipiell unter Schutz, wobei vorausgesetzt wird, dass die betreffenden Gebäude für die ebenda definierten Aufgaben von Konsulaten und Botschaften gemäß dem Völkerrecht verwendet werden. Inwieweit in dem in Rede stehenden Fall der Iran dieses Gebäude zur Planung bzw. Durchführung terroristischer bzw. völkerrechtswidriger Aktionen gegen Israel verwendet hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Liegen solche Erkentnisse Israel jedoch vor, so entfällt im Einklang mit dem Wiener Abkommen der Schutzstatus.
@ Dominik Hat das irgendwelche praktischen Folgen? Die Siedler und die Armee bringen in zwei Jahren mehr Palästinenser um, als in 40 Jahren Menschen an der innerdeutschen Grenze getötet wurden. Für mich ist das alles scheinheilig. Wirksame Sanktionen scheuen wir wie der Teufel das Weihwasser.
@Herr Eberl:
Das Wiener Übereinkommen regelt das ja nur für das Gastgeberland.
Aber egal: Natürlich war das letzten Endes ein Angriff auf den Iran, weil das Konsulat eben als iranisches Hoheitsgebiet gilt. Israel sagt im übrigen offiziell nichts dazu. Ich wüsste auch niemand anderen, der Beweise dafür vorgelegt hat, dass es Israel war. Nur mal der Vollständigkeit halber, komme da gleich noch zu.
Wäre die Frage, war dieser Angriff durch das Selbstverteidigungsrecht Israels gedeckt? (wenn es denn Israel war) Man kann annehmen, dass er das wohl wäre. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Iran hinter den praktisch permanenten Attacken aus dem Libanon (Hisbollah), aus Syrien und wohl auch aus dem Gaza Streifen (Hamas) steckt, mindestens genauso „sicher“ wie dass Israel hinter dem Angriff auf das Konsulatgebäude in Damaskus steckte. Wie gesagt offiziell Krieg zu führen ist eben total out, man bekriegt sich einfach so.
Ob es klug war? dass darf dann wohl die Geschichte entscheiden. Es gibt wohl Beispiele in der Geschichte wo permanentes Appeasement und Deeskalieren nicht geholfen hat.
So sehr meine innere Stimme auch „nicht noch mehr OT“ schreien mag, Sie liegen hier leider nicht ganz richtig, was den Status von Konsulaten bzw. Botschaften angeht. Diese sind nicht Hoheitsgebiet des Entsendestaates. Derartige Liegenschaften stehen nur unter besonderem Schutz, dieser hat jedoch keine Auswirkung auf Hoheitsrechte.
Somit hat es in diesem Fall keinen Angriff auf iranisches Hoheitsgebiet gegeben.
Allerdings gab es da auch diverse Angehörige verschiedener Bundesregierungen, die sich, was Botschaften angeht, eher an das Wissen hielten, welches sie sich in Fernseh- und Kinoproduktionen angeeignet hatten.
An sich auch alles in dieser Diskussion nicht zielführend. Der Iran kümmert sich um zahlreiche Dinge, Gesetze, internationale Abmachungen und Regeln im Allgemeinen gehören nicht dazu. Und wer selbst keinerlei Regeln achtet, sollte es dann zumindest vereiden anderen Akteuren Regelbrüche vorzuhalten. Und Israel betrachtet sich letztlich seit der Staatsgründung als Land im Überlebenskampf.
Beide Staaten sind primär darauf bedacht ihre Interessen durchzusetzen. Ob diese Handlungen im Anschluss von deutschen Juristen mit einem „Daumen hoch!“ versehen werden, interessiert in diesem Teil der Welt keinen.
@Y-998201
Für die von Ihnen geforderten deutschen oder europäischen Sanktionen gegen Israel sehe ich kein sicherheitspolitisches Argument vorliegen. Israelische Unternehmen sind für Europa in den Bereichen Technologie und Rüstung relativ wichtig, so dass man sich durch solche Sanktionen selbst schaden würde.
Welchen deutschen oder europäischen Interessen eine Unterstützung palästinensischer Akteure durch Sanktionen gegen Israel dienen würde, bleibt zudem unklar. Diese halten offenbar immer noch mindestens zehn deutsche Staatsangehörige als Geiseln gefangen ( Stand Anfang April: https://www.juedische-allgemeine.de/politik/unsere-geiseln/) und haben somit (anders als Israel) unmittelbar deutsche Interessen angegriffen. Hier wäre verstärkter Druck durch Deutschland daher angemessen.
@ Alle Teheran spielt die gemeldeten israelischen Angriffe herunter und signalisiert keine Vergeltung. In Israel Fotos der Einschlagstelle wurden vom Heck der Überschallrakete „Rampage“ veröffentlicht. Die luftgestützten Raketen… Drohnen, es ist das falsche Ziel. Regards…
Zusätzlich: https://www.ynet.co.il/blogs/196dayswar (google) Bericht: Der Angriff im Iran richtete sich gegen das Luftverteidigungssystem der Atomanlage in Natanz
Ein hochrangiger Amerikaner sagte gegenüber ABC: „Das Radar, das die Atomanlage schützt, wurde mit drei Raketen angegriffen.“
Die Genfer Konvention ist per Google einzusehen, wer aber nicht so bekannt ist:
Strafgesetzbuch (StGB)
§ 140 Belohnung und Billigung von Straftaten
Wer eine der in § 138 Absatz 1 Nummer 2 bis 4 und 5 letzte Alternative oder in § 126 Absatz 1 genannten rechtswidrigen Taten oder eine rechtswidrige Tat nach § 176 Absatz 1 oder nach den §§ 176c und 176d
1.
belohnt, nachdem sie begangen oder in strafbarer Weise versucht worden ist, oder
2.
in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3) billigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft
https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__140.html
Handbuch: Humanitäres Völkerrecht in bewaffneten Konflikten https://www.bmvg.de/de/themen/friedenssicherung/handbuch-humanitaeres-voelkerrecht-in-bewaffneten-konflikten-93608
[Hm. Das wirklich Letzte, was wir hier brauchen, ist eine juristische Debatte unter Hobby-Völkerrechtlern. Vielleicht kommen wir an der Stelle hier erstmal zu einem Ende? T.W.]
@Dominik
Zitat:“Israel sagt im übrigen offiziell nichts dazu. Ich wüsste auch niemand anderen, der Beweise dafür vorgelegt hat, dass es Israel war.“
Völlig richtig. Der Fingerzeig auf Israel ist eigentlich das Ergebnis des Ausschlußprozesses: „Wenn nicht Israel, wer sonst?“
Ein Indiz, aber natürlich kein Beweis, liegt in dem Umstand, dass die israelische Armee in völkerrechtswidriger Weise seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs wiederholt und völlig unprovoziert Ziele auf syrischem Boden angegriffen hat.
Man sollte allerdings meinen, dass es in Syrien genügend Akteure gibt, die über eine aktive Luftraumüberwachung verfügen und es eigentlich mitbekommen müssten, wenn irgendwelche Flugkörper von Israel kommend nach Damaskus unterwegs sind. Aber wenn dem so ist, dann hat sich von denen bislang keiner aus der Deckung gewagt.
Ein weiteres Indiz dafür, dass dieser direkte und aktive Konflikt von Seiten der israelischen Regierung ausgeht ist der Konflikt im Ghazastreifen. Richtete sich vor dem Angriff die Aufmerksamkeit der Medien vor allem auf Aktionen der israelischen Armee und ihre palestinensischen Opfer, so richtet sich diese Aufmerksamkeit nun auf einen möglichen und erheblichen größeren Krieg zwischen Israel und dem Iran.
Netanjahu, der auch innenpolitisch massiv unter Druck steht, nützt diese Ablenkung sehr.
Zitat:“Wie gesagt offiziell Krieg zu führen ist eben total out, man bekriegt sich einfach so.“
Ja. Gibt es einen schöneren Begriff dafür als „regelbasierte Ordnung“? Schließlich gibt es keine Regel ohne Ausnahmen.