Northern Coasts 2023: USA demonstrieren Präsenz, Rot vs. Blau unter deutscher Führung (m. Nachtrag)
Mit ein bisschen Verspätung: Am vergangenen Montag habe ich einen Einblick in die Übung Northern Coasts in der mittleren Ostsee vor Lettland bekommen – die versprochene Geschichte dazu:
Eine gute halbe Stunde dauert der Flug von der lettischen Hauptstadt Riga bis kurz vor die Küste bei Ventspils in der Ostsee. So schnell geht das nur, weil die U.S. Marines ihre Tiltrotor-Flugzeuge vom Typ Boeing MV-22 Osprey geschickt haben, die die Start- und Landefähigkeiten eines Hubschraubers mit der Geschwindigkeit eines Flugzeugs kombinieren. Die Ospreys, die mehrere Admirale und Generale auf das US-Landungsschiff Mesa Verde bringen, haben in diesem Moment ebenso symbolische Bedeutung wie die Anwesenheit des Schiffes selbst: Das größte und wichtigste NATO-Mitglied zeigt unverändert Präsenz auch zur See an der Nordostflanke der Allianz.
Dass bei der Marineübung Northern Coasts in diesem Jahr das US-Kriegsschiff Gastgeber für den Besuchertag mit hochrangigen Gästen (im Militärjargon: Distinguished Visitors Day) ist, hat eben nicht nur mit der Größe des Docklandungsschiffs zu tun. Die US-Marine, regelmäßiger Gast bei Northern Coasts, stellte mit ihrer eingeschifften Marineinfanterie eine wesentliche Fähigkeit für das Szenario, das zur Übung gehört: Die Möglichkeit, Kampftruppen an einen beliebigen Ostseestrand anzulanden.
Das hatten die U.S. Marines in den Tagen zuvor geübt, zusammen mit rund 60 Soldaten des Seebataillons der Bundeswehr und italienischen Soldatinnen (ja, die waren auch dabei) und Soldaten der Marineinfanteriebrigade San Marco. Dafür war die Mesa Verde eigens aus ihrem aktuellen Verband, der Bataan Amphibious Ready Group, herausgelöst und zur der Übung in die Ostsee geschickt worden. Ich weiß nicht, wie Sie das hinbekommen haben, lobte der Exercise Director, der deutsche Flottillenadmiral Stephan Haisch, den Kommandeur des U.S. Marine Corps in Europa und Afrika, Generalmajor Frank Sofge.
Die Distinguished Visitors – neben Marines-Kommandeur Sofge und dem deutschen Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski, waren unter anderem der stellvertretende Kommandeur der französischen Atlantikflotte Konteradmiral Jean-Marin D’Hebrail und der italienische Marineinfanterie-Kommandeur Konteradmiral Massimiliano Grazioso mit an Bord der Mesa Verde gekommen – sahen an diesem Tag zwar nicht den Einsatz ihrer Marineinfanterie. Dafür ein wenig U-Boot-Jagd per Hubschrauber, die Seebetankung von gleich zwei Fregatten – der niederländischen Tromp und der französischen Bretagne vom schon etwas älteren deutschen Tanker Spessart – und die kontrollierte Sprengung einer Seemine vom deutschen Tauchereinsatzboot Bad Rappenau.
Die Profis wussten da schon, dass der scharfe Teil der Übung erst danach richtig losgehen würde. Free Play, eine frei laufende Übung anhand der Vorgaben aus dem deutschen Kommando-Gefechtsstand im knapp 1.000 Kilometer entfernten Rostock, würde es erst anschließend geben. Entlang eines Szenarios, dass sich spätestens seit der russischen Invasion der Ukraine im vergangenen Jahr wieder an Blau gegen Rot orientiert – an zwei gleichwertigen Gegnern und an dem Angriff auf ein NATO-Mitglied, den es abzuwehren gilt.
Mit einer neuen Bedrohungswahrnehmung sind auch einige Neuerungen gegenüber den früheren Übungen bei Northern Coasts verbunden. Die Führung aus dem entfernten Rostock via Satelliten-Kommunikation – und im Notfall, sagt Übungsdirektor Haisch, auch per Funkfernschreiben – ist eine davon. Erstmals wird nach Angaben der Deutschen Marine auch das verschlüsselte Netzwerk der NATO für die Kommunikation genutzt – auch wenn es keine NATO-Übung ist. Und eben: die Überlegenheit der eigenen Truppe ist nicht garantiert. Rot und Blau sind, so die Theorie, etwa gleich stark; dafür wurden die rund 30 Schiffe und Boote in zwei Gruppen aufgeteilt.
Dabei kämpfen, fiktiv, auch zwei deutsche Kommandeure und Fregatten gegeneinander: Flottillenadmiral Thorsten Marx, Kommandeur des maritimen Teils der NATO Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) mit der Fregatte Hessen als Flaggschiff als Kommandeur der blauen Kräfte – und auf der Gegenseite Fregattenkapitän Jan Fitschen auf der Fregatte Hamburg als Chef von Rot.
Mit der Übung, hatte Marineinspekteur Jan Kaack zuvor betont, sei auch ein klares Signal der Wachsamkeit an Russland verbunden. Auch wenn das Übungsgeschehen in der mittleren Ostsee eben nicht vor der russischen Exklave Kaliningrad stattfand.
Dass die Russen Northern Coasts natürlich dennoch unter Beobachtung haben, ist den Beteiligten klar. Ein russisches Aufklärungsschiff sei gesichtet worden, und bisweilen habe es auch nahe Überflüge russischer Flugzeuge gegeben, sagt Übungsdirektor Haisch. Auch die Alarmübung russischer Fregatten sei als Signal zu verstehen gewesen, allerdings seien alle Begegnungen bislang routiniert und sicher abgelaufen. Er erwarte keine Eskalation von russischer Seite.
Für den deutschen Flottillenadmiral und seine Teilstreitkraft insgesamt geht es bei Northern Coasts aber nicht nur um die Übung selbst, sondern auch um ein für die Deutsche Marine wichtiges Projekt: Mit einer erfolgreichen Übungssteuerung will sie unter Beweis stellen, dass ihr DEU MARFOR in Rostock als NATO-Kommando für den Ostseeraum von der Allianz in die Kommandostruktur eingebaut wird. Darum bewirbt sich allerdings auch Polen – vielleicht beschränkte sich deshalb auch die polnische Präsenz beim Tag in See auf der Mesa Verde auf den polnischen Brigadegeneral Bogdan Rycerski, Stabschef des Multinationalen Korps in Stettin und als Heeresoffizier nicht der Ansprechpartner für Maritimes.
Für Haisch steht aber erst noch ein anderer Schritt an: Direkt nach der Übung rückt der 56-jährige am 21. September vom Stellvertreter zum Kommandeur von DEU MARFOR auf. Und, so verriet sein Chef Lenski beim Besuch von Northern Coasts, erhält dann seinen zweiten Stern.
Update: Die Übung wurde wegen der schlechteren Wetterbedingungen am (heutigen) Mittwoch vorzeitig beendet, wie die Marine mitteilte:
Rund 40 Stunden früher als geplant konnte die Übung Northern Coasts 23 heute erfolgreich beendet werden.
„In der Freeplay-Phase der Übung konnten alle beteiligten Einheiten, trotz teilweise schlechter Wetterbedingungen, die Ausbildungserfolge der ersten Manöverwoche vertiefen und die operativ-taktische Zusammenarbeit auf Verbandsebene deutlich verbessern. Als Exercise Director kann ich schon heute sagen: Alle Teilnehmer haben großen Nutzen für die eigene Einsatzbereitschaft sowie das Zusammenwirken im multinationalen Verbund aus NOCO 23 gezogen. Ich bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden“, so Flottillenadmiral Stephan Haisch. Auch der Stab DEU MARFOR in Rostock hat seine Führungsfähigkeit erfolgreich unter Beweis stellen können. Die Deutsche Marine hat damit gezeigt, dass sie bereit und in der Lage ist, mehr Führungsverantwortung im Ostseeraum zu übernehmen.
Das Manöver im Seegebiet vor den Küsten Estlands und Lettlands ist laut Haisch zudem durch die russische Marine wahrgenommen und beobachtet worden: „Insgesamt haben sich die russischen Schiffe und Flugzeuge wie erwartet verhalten, es gab keinerlei Provokation oder Eskalation. Wir haben unsere Einsatzbereitschaft demonstriert und wir waren wachsam. Ich denke, dass die russische Marine dies sehr wohl wahrgenommen hat.“
Angesichts der positiven Bilanz der Übung und des weiterhin schlechten Wetters im Seegebiet hat Flottillenadmiral Haisch sich entschlossen, die Übung 40 Stunden früher als geplant zu beenden, nicht zuletzt um Personal und Material zu schonen.
Nachtrag 21. September: Die Hessen hat technische Probleme:
Am Freitag, den 22. September 2023 gegen 7 Uhr, wird die Fregatte „Hessen“ für einen kurzen Instandsetzungsstop im Marinearsenal Rostock festmachen.
Grund für den Stop ist der Austausch eines Sensorkopfes der Multisensorplattform. Dieser wird voraussichtlich nachmittags beendet sein, woraufhin die „Hessen“ ihren Auftrag als Flaggschiff der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF M) fortsetzen wird.
(Foto oben: In Kiellinie – die deutsche Fregatte Hessen, die französische Fregatte Bretagne und die dänische Fregatte Niels Juel)
Danke für den Bericht :-)
Sie durften also auch Osprey fliegen?! ;-)
Das Projekt „DEU MARFOR in Rostock als NATO-Kommando für den Ostseeraum“ hätte natürlich einen gewissen Stellenwert und Relevanz in der Allianz. Wenn Deutschland jetzt noch die nötigen Einheiten im Ostseeraum stellen könnte.
Mit dem Zulauf der neuen Korvetten in den nächsten Jahren wird sich das vllt bessern…
weiter relevant sind natürlich:
U-Boote
Kampfboote fürs Seebataillon (wann werden die endlich beschafft?)
und der Nachfolger für die Tender… die vllt auch mal irgendwann mit eingeschränkten amphibischen Fähigkeiten aufwarten können…
@obibiber. „durften auf ospray fliegen“. Wenn man Mal nachliest wie viel Abstürze und Notlandungen das Modell hinter sich hat ist es eine Zumutung. Aber jedem das Seine.
[Das vertiefen wir jetzt hier bitte nicht weiter. T.W.]
„Angesichts der positiven Bilanz der Übung und des weiterhin schlechten Wetters im Seegebiet hat Flottillenadmiral Haisch sich entschlossen, die Übung 40 Stunden früher als geplant zu beenden, nicht zuletzt um Personal und Material zu schonen.“
ok, sehen so klare Botschaften an einen Aggressor aus?
@obibiber: Der Teilnahmewettbewerb für die Beschaffung von 15 Kampfbooten hat doch gerade erst am 16. Juni begonnen. So schnell, geht Deutschlandtempo nun auch nicht. ; )
Hat das „schlechte Wetter“ die Erreichung des Übungsziel verunmöglicht ? Kämpfen wir nur noch bei schönem Wetter ? DEU NAV = „Good weather navy“ 😎
Was sagen denn die anderen Nationen dazu, war der Abbruch auch deren Wunsch ?
Ich hab‘ von drei bis vier Meter Wellen draußen auf der Ostsee gehört. Das ist für die Minensuch- und Minenjagdboote wohl schon zu viel zum effektiven Operieren. Und immerhin ist ein Drittel aller an dem Manöver beteiligten Schiffe und Boote ja von so einem Typ. Zudem vermutlich will auch keiner, dass Dickschiffe wie die Fregatten selbst in nur angenommene Minenfelder fahren 😉 Das alles zeigt mir, wie wichtig das Minenabwehr-Business in der Ostsee wohl sein wird 🤔
@Marcus Mohr
Es mag ja tatsächlich gute Gründe für den Abbruch geben, aber da hat man ‚mal wieder in der Kommunikation geschlampt.
Das was Sie anführen (Wellengang vs. Bootsgröße) versteht auch eine Landratte.
Ich war nicht da, von daher solche Bewertungen immer mit der gebotenen Vorsicht, aber wenn man die Sequenz und Pressemeldungen mal aufdröselt wirkt das schon irgendwie merkwürdig, gerne korrigieren:
Am 18.9. ist DV Day, Grandioses Wetter keine Welle, alle Schiffe wie es sich gehört artig in Formation.
Am 19.9. beginnt die Freeplay Phase (gem. Postings DEU Marine). Schiffe trennen sich in rot und blau, fahren auseinander etc. positiv gerechnet Start um 00:01 Uhr.
Am 20.9. Mittags wird mittels Pressemeldung der Verzicht auf die letzten 40h der Übung aufgrund erreichen aller Übungsziele und wg. schlechtem Wetter erklärt.
Realistisch wurde also nichtmal die Hälfte der Freeplayphase, max. 36h, durchgeführt? Oder werfe ich da was durcheinander?
Wenn dem so ist, dann waren die Übungsziele vermutlich nicht besonders ambitioniert – oder das Wetter echt gruselig.
Bei einer kurzen Bildersuche nach Northern Coast 2023 hab ich im gesamten Internet nicht ein Bild gefunden wo es mehr als einen Meter Welle gegeben hätte, der Windfinder sagt (heute abend 18:00Uhr) 20kn aus Südwest.
Am Ende ist’s egal und wird seine Gründe haben. Aber mit so vielen hochwertigen Assets vor Ort hätte man da doch irgendwie die letzten beiden Tage noch effektiver nutzen können/müssen? Selbst wenn Mine oder Amphibik nicht geht: Fregatten, Tanker, LPD, UBoote und Luftfahrzeuge kann man doch auch bei 4m See sinnvoll beschäftigen.
Seltsam, das man das einfach liegen lässt – während alle im Geiste „train as you fight“ genau diese Szenarien immer wieder händeringend einfordern.
Jemand von DEU MARFOR hier?
*declaring victory and going home*
@Blick_in_den_Nebel sagt: 20.09.2023 um 17:40 Uhr
„ok, sehen so klare Botschaften an einen Aggressor aus?“
Das kam mir auch gleich in den Sinn. „Leute es regnet, ab in die Unterkunft. Gefechtsabbruch.“
@Prometheus, so wie ich das verfolgt habe ging die Übung schon früher los und die beteiligten Einheiten haben auch da schon ihre Aufgaben / die Zusammenarbeit geübt, mit dem Unterschied das man wusste wir üben von 10-12 U-Boot jagen während man in der Free-Play Phase halt morgens um 3 unsanft von der Entermannschaft der Gegenseite überrascht wurde. Von daher kann das gesamt Fazit trotzdem positiv sein.
naja ich war am 19/09 östlich Bornholm unterwegs. Da waren knappe 7 Windstärken aus SüdWest mit knapp 2,5m Welle. Als Seemann mit über 21 Jahren Berufserfahrung ist das für mich definitiv kein Schlechtes Wetter (und ich bin auf 90m KüMo’s unterwegs die auf 750kw Maschinenleistung gedrosselt sind)…. weiter östlich Richtung Baltikum waren es sogar nur knapp 6 Windstärken.
Vielleicht ist der Admiral auch einfach nur Seekrank geworden…. Seebeine verkümmern mit der Zeit an einem warmen Schreibtisch….. wer weiß das schon.
„Bei schlechtem Wetter findet die Schlacht im Saal statt.“
@all
Noch ein Nachtrag oben.
….Am Freitag, den 22. September 2023 gegen 7 Uhr, wird die Fregatte „Hessen“ für einen kurzen Instandsetzungsstop im Marinearsenal Rostock festmachen….
Mensch wer hätte das gedacht das eigene Werftkapazitäten der Marine ein echtes PLUS an einsatzbereitschaft bescheren… wow, ob man das mal so richtig professionell evaluieren lassen kann? Der Beraterjob wäre bestimmt unter 150.000€ zu bekommen. *LoL*
Sehen so klare Botschaften an einen Aggressor aus? – Bitte…
Northern Coast (NOCO) ist ein seit jahrzehnte stattfindendes Manöver, unabhängig von der geografischen Verschiebung, das weiß der Bär auch ;) Ebenso wie BALTOPS.
Und auch wenn ein Ziel solcher Manöver natürlich Show of Force ist, geht es im Kern ggf. um ganz andere Prozesse, vielleicht wurden die seitens der Führung ja erreicht.
Vielleicht sollte man gewisse Entscheidungen einfach mal akzeptieren, wenn es schon um militärische Aspekte geht..
@ Blick_in_den_Nebel sagt: 20.09.2023 um 17:40 Uhr
„ok, sehen so klare Botschaften an einen Aggressor aus?“ – keine Sorge – die Marine wird ihren Job schon können, auch die Abriegelung – auch mit vorhandenen Mitteln, was die Russen nicht können ist die Schonung von Material und Personal, einfach mal ruhig sitzen bleiben und „Fresse halten“
Einmal eine dumme Frage an die Fachleute: Haben größere Überwasserkriegsschiffe (Fregatte aufwärts) in einem Randmeer wie der Ostsee überhaupt noch eine Chance? Sind die nicht nach den Erfahrungen im Schwarzen Meer eher nur Tontauben für die Raketen, Marschflugkörper und Drohnen aller Art?
@Segestes
Da alles zum Thema elektronischer Kampf eingestuft ist und z.B. bestimmte Möglichkeiten von APAR für den Friedensbetrieb nicht genutzt werden dürfen, kann die Frage niemand öffentlich vernünftig beantworten.
@all
Da niemand weiß, was die Übungsziele waren, und ob diese von den Wetterbedingungen abhingen, wie z.B. Sonarreichweiten oder Tauchereinsätze, oder ob es an einigen wichtigen Einheiten technische Störungen gab, können wir auch nicht beurteilen, warum die Übung wirklich vorzeitig beendet wurde.
@Segestes
Diese Frage steht inhaltlich ggf. generell konträr zur der allgemeinen operativ-taktischen Kriegsführung.
Im Kern geht es doch immer um ein „Gleichgewicht“, unabhängig von der geografischen Ausdehnung.
Sprich: ob ich nun einen FK mit kurzer Reichweite und geringer Geschwindigkeit in der Ostsee auf den Weg schicke oder einen FK mit großer Reichweite und hoher Geschwindigkeit im Atlantik – ohne geeignete „Gegenmaßnahmen“ ist beides ggf. ergebnisbringend.
@Segestes sagt:
21.09.2023 um 21:18 Uhr
…Haben größere Überwasserkriegsschiffe (Fregatte aufwärts) in einem Randmeer wie der Ostsee überhaupt noch eine Chance? Sind die nicht nach den Erfahrungen im Schwarzen Meer eher nur Tontauben für die Raketen, Marschflugkörper und Drohnen aller Art?…
Natürlich haben sie das da die Ostsee groß und Tief genug ist (auch wenn U-Boot Fahrer das manchmal anders sehen) um mit allen Schiffsgrößen zu operieren, bis hin zur Trägerkampfgruppe.
Was wir an doch beachtlichen Erfolgen der Ukrainer im Schwarzen Meer gesehen haben ist leider zum großen Teil dem Unvermögen der Russen geschuldet ihre Flotte richtig einzusetzen und auf See sowie im Hafen adäquat zu schützen!
Dazu kommt das westliche Alliierte über dem Schwarzen Meer, mehr oder weniger ungestört ISR Missionen mit diversen Aufklärungsmitteln betreiben und diese Informationen dann fast in Echtzeit an die Ukraine weiterleiten.
Die Ukraine hat aber auch sehr klug eine Art assymertische „Maritime Guerilla Kriegsführung“ mit Drohnen etabliert und schafft es der Schwarzmeer Flotte herbe Schläge zu versetzen ohne selbst noch eine nennenswerte Marine zu besitzen.
Was sich bei den Russen jetzt rächt ist eine Kombination aus….
-Systemischer Korruption… es sind halt nicht die Besten Köpfe in Verantwortung, sondern die mit den besten Verbindungen.
-Mangelhafte Ausbildung der Besatzungen.
-Schlendrian und Arroganz. Die Moskwa ist wohl auch deswegen untergegangen weil die Besatzung nicht im „Kriegsmarsch“ war und die Operateure in der OPZ nicht mit FK Angriffen durch die Ukraine gerechnet haben… man war ja weit weg von der Feindküste.
-Die Russische Marine hat auch von ihrer Doktrin und Ausrüstung/Ausbildung sich nie auf Bedrohungen des 21. Jahrhunderts eingestellt…. Drohnen-/Speedbootabwehr erlernen die quasi erst jetzt.
Ostsee ist speziell und man muss da gewiss mehr auf der Hut sein als in den Weiten des Nordatlantik, aber mit einer Besatzung die gut ausgebildet ist und ihr Waffensystem beherrscht sowie sich voll im klaren darüber ist… das man im Einsatz ist und nicht auf einer Badetour. Kann man auch große „Kampfsterne“ gut in der Ostsee einsetzten.
Ist es wirklich zuviel verlangt, mal nachzuschauen, was für ein Wetter denn geherrscht hat am 20.09. anstatt Seemannsgarn zum Besten zu geben?
Es waren 3,5-4m Welle im Mittel, in der Spitze auch mal 5m vor der Irbe Strait. Da fahren Mineure gar nicht mehr zur See und auch auf Fregatten wird es dann ungemütlich. Wenn weder MPA, noch Zieldarstellungsflugzeuge fliegen und die kleineren Einheiten ebenfalls raus sind, kann es durchaus eine vernünftige Entscheidung sein, die Einheiten zu entlassen. Zumal die SNMG1, SNMCMG1 und BALTRON sicher auch was anderes zu tun haben.
@Segestes Wenn das eine Anspielung auf die MOSKVA sein soll – die meisten Analysen gehen von menschlichem Versagen aus – was hat das mit der Art der Schiffe zu tun? Die Ostsee mag ein Randmeer sein aber sie ist immernoch größer als man glaubt die Richtung aus der Flugkörper kommen können ist ziemlich klar.
@ Blick_in_den_Nebel sagt: 20.09.2023 um 17:40 Uhr
„ok, sehen so klare Botschaften an einen Aggressor aus?“
Matthias Hake sagt: 1.09.2023 um 18:39 Uh
– keine Sorge – die Marine wird ihren Job schon können, auch die Abriegelung – auch mit vorhandenen Mitteln, was die Russen nicht können ist die Schonung von Material und Personal, einfach mal ruhig sitzen bleiben und „Fresse halten“
Nach dem Kasernenhofanschiss bin ich mächtig zerknirscht und stehe innerlich im „Stillgestanden“
*Ironie off*
Also, wir stellen fest:
– Übungsziel vollumfänglich erreicht
und
– Russland beeindruckt!
Wegtreten! ;-)
@Wertzius sagt:
22.09.2023 um 10:09 Uhr
….Ist es wirklich zuviel verlangt, mal nachzuschauen, was für ein Wetter denn geherrscht hat am 20.09. anstatt Seemannsgarn zum Besten zu geben?
Es waren 3,5-4m Welle im Mittel, in der Spitze auch mal 5m vor der Irbe Strait…
Ne, ist es nicht und diese Bedingungen haben da zwischen 19/09 – 23.00 bis 20/09 – 13.00 Uhr geherrscht. Davor und danach deutlich unter 2m. Man bricht also eine riesen NATO Übung wegen 14 Stunden Mist Wetter ab, Die kleinen Einheiten hätten sich ja auch für die Zeit eine Shelter Position suchen können oder es draußen abreiten können.
Die Marine ist hat halt immer mehr die Tendenz dazu ein „Maritimer Trachtenverein“ zu sein als richtige Seefahrt zu betreiben. Die Schreibtisch Kapitäne in Rostock haben sich wohl von der dunklen Farbe auf ihrer Windfinderapp erschrecken lassen. Den Russen beeindruckt man damit nicht… die schreiben sich auf… Bei etwas stärkerem Wind Kernwaffen Schlag auf die Häfen dann hat man die Feindflotte ausradiert… *sarc Off“
[Leute, bei aller pointierten Meinung – am Ton könnte man noch arbeiten. T.W.]
@T.W.
Sie durften in einer Osprey mitfliegen? Neid.
Aber der Einsatz der Spessart legt den Finger schon deutlich in eine offene Wunde. Gibt es denn schon mehr Information wann die Marine mit ihren neuen, ‚Korvetten-teuren‘ Tankern rechnen kann?
@Küstengang01
Das ist ähnlich wie bei den CAX (computer assisted exercises), die in „extended dayshift“ ablaufen. Um einsatznah zu sein müßte tatsächlich 24/7 durchgespielt werden was natürlich eine hohe Belastung sowohl der Übungsteilnehmer als auch der Leitung bedeutet.
Aber wäre es halt im Falle eines Falles.
Hallo Herr Wiegold, in Ihrem Text schreiben Sie, dass eine amphibische Landung von italienischen und deutschen Kräften stattfinden sollte. Hat diese Landung stattgefunden? Und wenn ja, sind weitere Informationen über die Aktion verfügbar?
Auf der Website der Bundeswehr finde ich zum 20.09. einen langen und interessanten Beitrag über das Übungsszenario (mit dem fiktiven Staatenbund OCCASUS als Peer-Gegner) und eine m.E. recht knappe Meldung über das vorzeitige Ende der Übung.
[Habe doch die Meldung oben verlinkt?
https://web.archive.org/web/20230920123830/https://www.bundeswehr.de/de/organisation/marine/aktuelles/seebataillon-northern-coasts-2023-5679456
T.W.]
@TW: Bitte um Entschuldigung. Ich hatte direkt auf der Website der Bundeswehr nach Infos gestöbert, und dort wird der von Ihnen verlinkte Beitrag schon nicht mehr angezeigt.