Neue Funkgeräte, kein Einbau: Viele Fragen, wenig Antworten
Auf die Frage, warum die Bundeswehr zwar die seit Jahren dringend benötigten neuen digitalen Funkgeräte bestellt hat, die aber vorerst nicht in die zahlreichen Fahrzeuge der Truppe eingebaut werden können, gibt es bislang keine richtigen Antworten. Auch in der Sitzung des Verteidigungsausschusses am (heutigen) Mittwoch, so hieß es aus Teilnehmerkreisen, blieb die Frage vorerst offen.
Am vergangenen Wochenende hatte zuerst die Welt (Artikel hinter Paywall) über das Desaster berichtet: Seitdem im Dezember vergangenen Jahres der Haushaltsausschuss des Bundestages knapp 2,9 Milliarden Euro für den Rahmenvertrag zur Beschaffung freigegeben hatte, davon 1,35 Milliarden für zunächst 20.000 Funkgeräte, wurde zwar bestellt und vom Hersteller Rohde&Schwarz in bislang vierstelliger Zahl auch geliefert – aber für den Einbau in Panzer, Lastwagen oder Führungsfahrzeuge gibt es bislang keinen Vertrag und damit auch eben nicht die möglichst schnelle Integration. Schlimmstenfalls, so heißt es aus der Bundeswehr, könnte damit die Funktionsfähigkeit der Heeresdivision gefährdet sein, die Deutschland der NATO ab 2025 zugesagt hat.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zeigte sich am (gestrigen) Dienstag bei seiner Baltikum-Reise in Estland ziemlich verärgert: Der Auftrag ist erteilt worden im Dezember, also vor meiner Zeit. Ich wäre davon ausgegangen, dass man sich vor der Bestellung, aber mindestens mit der Bestellung Gedanken macht, wie die Integration erfolgt.
Das klingt nachvollziehbar, allerdings: Gedanken hat es im Ministerium dazu schon länger gegeben. Bereits im Dezember 2018, also vor fast fünf Jahren, hieß es im 8. Bericht des Verteidigungsministeriums zu Rüstungsangelegenheiten mit Blick auf das Gesamtprojekt Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO) recht eindeutig, wenn auch im Ministeriumsdeutsch:
Die großen Herausforderungen und Risiken von D-LBO liegen wegen der
Vielzahl und Verschiedenartigkeit der zu betrachtenden mobilen Elemente sowie der Integration verschiedener Kommunikationstechnologien in der zeitlichen und inhaltlichen Strukturierung der durchzuführenden Beschaffung bei gleichzeitig dynamisch fortschreitender technischer Innovation im Bereich Digitalisierung. Vor allem geht es dabei um zeitgerechte Integration in die unterschiedlichen Plattformen, um die identifizierten Kräftedispositive unter Berücksichtigung der Rahmenbedingungen wie u.a. der Erhalt der Einsatzbereitschaft oder der Industriekapazität zur Plattformintegration, zeitgerecht ausstatten und umrüsten zu können.
(Hervorhebung T.W.)
Das blieb bei weitem nicht der einzige Hinweis. Im März vergangenen Jahres mahnte die Cyber-Abteilung im Wehrressort eine schnelle Musterintegration der neuen Funkgeräte in die unterschiedlichen Fahrzeuge an: Dabei ist für die Ausstattungsvariante D-LBO Basic eine Lösung mit möglichst geringem Integrationsaufwand in Bestandsplattformen, anzustreben.
Dass das nicht so schnell geht, wussten die Bundestagsabgeordneten ebenfalls seit März dieses Jahres. Wie das Ministerium im vom Haushaltsausschuss angeforderten regelmäßigen Sachstandsbericht zum Führungsfunksystem im Programm D-LBO offenlegte:
Die ersten 20 Fahrzeugfunkgeräte und 50 Handfunkgeräte wurden vertragsgemäß zum 31. März 2023 geliefert. Die Funkgeräte dienen der Durchführung von IT-Integrationsuntersuchungen und als Mitwirkung für die durchzuführenden Musterintegrationen in die für die Division 2025 relevanten Plattformen. Erste Serienintegrationen in Fahrzeuge sind erst im Nachgang geplant.
Und für diese Integration gibt es bislang noch nicht einmal einen Vertrag. Aus den Aussagen von Oberstleutnant Mitko Müller für das Verteidigungsministerium vor der Bundespressekonferenz am vergangenen Montag:
Das ist eine herausfordernde Aufgabe, die wir nur mit der wehrtechnischen Industrie gemeinsam stemmen können. Wir reden hierbei von über 25 000 Fahrzeugen in ca. 350 Fahrzeugklassen. Es ist also ein komplexes Thema, weil wir es eben nicht nur mit einer Fahrzeugklasse zu tun haben. Es geht um die richtige Anpassung für das jeweilige Fahrzeug, und das kann nur im Schulterschluss mit der Industrie erfolgen. Dafür laufen jetzt die letzten Abstimmungen mit der Industrie, damit wir die nächsten Schritte gehen können. (…) Zu weiteren Details kann ich aktuell nichts sagen, weil wir im Bereich der Integration noch im Vergabeverfahren sind. Deswegen kann ich mich zu weiteren Details zum Projekt nicht einlassen.
Die wehrtechnische Industrie, die hier gefragt ist, sind nicht die Hersteller von Funkgeräten – sondern die Hersteller der Fahrzeuge, in die die neuen Geräte eingebaut werden sollen und die dafür teilweise umgerüstet werden müssen. Offiziell mag sich aus dem Kreis der Unternehmen bislang niemand äußern. Informell heißt es allerdings, es sei schon ein bisschen erstaunlich, dass erst recht spät in diesem Sommer die Aufforderung eingegangen sei, ein Angebot für den Einbau und die Integration zu machen. Offensichtlich habe da im Bundeswehr-Beschaffungsamt die Abstimmung zwischen den verschiedenen Zuständigkeiten für den Funk und für die Fahrzeuge nicht geklappt.
Damit bleibt die Frage offen, wann es einen Vertrag für den Einbau der neuen Funkgeräte gibt – die jetzt erstmal ins Depot wandern. Schlimmstenfalls, so eine pessimistische Industrie-Einschätzung, wird nach Vergabeverfahren und Vertragsverhandlungen der Auftrag Ende kommenden Jahres erteilt. Eine einsatzbereite Heeresdivision 2025 mit funktionierendem Digitalfunk scheint dann unwahrscheinlich.
(Archivbild März 2023: Verteidigungsminister Pistorius, l., am Funk bei einem Besuch der deutsch geführten NATO-Battlegroup in Litauen)
Ich kann verstehen, dass in den diversen Fahrzeugtypen nicht genug Platz für die digitalen Funkgeräte ist, oder der vorhandene die falschen Ausmaße hat. Was ich nicht verstehe warum angeblich die Energieversorgung nicht ausreichen soll. Bislang gab es ja bereits analoge Funkgeräte, und alle meine Erfahrungen sagen mir, dass alles was analog drahtlos funktioniert, deutlich mehr Strom verbraucht als digitale Geräte.
Kann da jemand etwas zu sagen? Müssen die analogen Geräte zur Kompatibilität mit noch nicht umgerüsteten Einheiten zusätzlich betrieben werden? Sind die digitalen Geräte weitreichender und brauchen deswegen mehr Energie?
Ich meine ich hätte in diesem Blog bereits etwas zu genau diesem Problem gelesen. Bin über die Suchfunktion allerdings nicht fündig geworden. Vielleicht war es in dem Eintrag zu der beabsichtigten (Wieder-)Anschaffung der antiquierten Funkgeräte der Familie SEM 80/90? War nicht genau dies dabei auch ein Erwägungsgrund? Das heißt, man hat dann „einfach mal gemacht“, aber ohne über eine technische Lösung für die Grundplatte nachzudenken?
Technisch wären da doch einige Varianten möglichen gewesen z.B.: Ausschreibung von Funkgeräten, die auf die alte Grundplatte passen, Austausch von Teil-Komponenten, wie Stromversorgung, Verkabelung zur Antenne, oder sogar die Entwicklung einer neuen Grundplatte, die auf der einen Seite zu den neuen Funkgeräten passt und gleichzeitig zumindest auf dem vorhandenen Platz der alten ohne große technische Änderungen angebracht werden kann. Usw. Usf. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich diese Gedanken in unserem gigantischen Wasserkopf einfach niemand gemacht hat.
Wer weiß mehr dazu?
Danke für die Einordnung.
Kommt mir so vor als wenn ich eine neue Küche bestelle und mir nach Bestellung überlege wie sie bei mir reinpasst.
Interessanter Ansatz.
Der andere Punkt den ich nicht verstehe.
Man kauft ein militärisches Funkgerät. Ich dachte tatsächlich, dass da der Hersteller rüstkits oder sowas anbietet. Der will ja schließlich was verkaufen.
Oder halt beim Hersteller vom Fahrzeug. Sie wollten Funkgerät a verbauen, kein Problem. Hier rüstkit a. Bitte kaufen in Verbindung mit Batterie und lichtmaschine b, weil sonst Strom alle.
Nochmal. Ich mache mir doch Gedanken über den Einbau vor der Bestellung.
Ist das ein Wunder, wenn sich nicht mehr genug Freiwillige finden, wenn in diesem „Saftladen“ solche milliardenteuren Pannen passieren?
„Eine starke Truppe“, das ist scheinbar im Zusammenhang mit der Digitalisierung nicht mehr möglich. Das ändert auch der neue IBUK nicht mehr, wenn er lediglich darauf verweist, dass die Bestellung vor seiner Ernennung erfolgt ist. ER ist jetzt in der Pflicht, schnellstmöglich Lösungen für diese Misere zu finden. Dafür stehen ihm hunderte Spitzenbeamte und -Militärs zur Verfügung.
Hinzu kommt, dass hinsichtlich der Auftragsvergabe an Rohde und Schwarz m.W. eine Klage von Thales gegen den Bund anhängig ist. Entscheidung (wohl) Ende November vor dem OLG Düsseldorf. – Bedenklich ist diese „Schlappe“ neben dem Vertrauensverlust gegenüber der NATO die durchaus sehr zögerliche Umsetzung des gesamten Vorhabens. Ich denke – selbst wenn jetzt alle Hebel in Bewegung gesetzt werden – der Zielkorridor 2025 ca. 13.000 Fahrzeuge zu bestücken ist nicht zu schaffen.
[Nicht nur Ihres Wissens – Aktenzeichen und Terminierung hier:
https://augengeradeaus.net/2023/06/bundeswehr-sondervermoegen-und-digitalfunk-geld-allein-macht-nicht-gluecklich/
T.w.]
Das Abschieben der Verantwortung auf die Industrie ist in diesem Fall sehr billig. Dazu müsste es zuerst einmal einen Vertrag geben. Bei der Beschaffung der Funkgeräte wurde ja nach vielen Jahren die Priorisierung im Haushalt so hoch gesetzt, dass eine Abbildung im Teil I möglich war, damit konnte ein Vertrag geschlossen werden. Das Problem des Heeres ist jetzt, dass die Industrie auch tatsächlich liefert.
Die Integration in die Fahrzeuge und Systeme fällt nämlich in die Zuständigkeit des Heeres. Und da man bei der Beschaffung von Panzern, Fahrzeugen, Waffensystemen so schöne Bilder erzeugen kann, werden die natürlich höher priorisiert als eine Integration eines Funkgerätes. Da sieht das Fahrzeug oder System von außen aus wie vorher und das ist ja total unsexy. Also werden die Prioritäten so gesetzt wie immer und für den Vertrag zur Integration der Funkgeräte bleibt halt dann erst mal nichts übrig. Die paar Alibi-Euros für irgend eine Musterintegration können wir beim Gesamtaufwand beruhigt vergessen.
Und wenn einem das gesamte Problem dann um die Ohren fliegt, war halt die Industrie schuld.
Das Ganze kommt daher, dass die Zuständigkeit zwischen den Abteilungen Cyber, Rüstung, Haushalt, Planung und Führung Streitkräfte derart geschickt aufgeteilt ist, dass am Ende niemand verantwortlich ist, aber nichts funktioniert.
Ist doch einfach nur wieder ein Beispiel dafür das die Struktur mittlerweile Dysfunktional ist als ganzes….
Wie wär es früher gelaufen… da wär das Funkgerät mit dem Fahrzeug zum Schirrmeister und der hätte das mit seinen KFZ’lern eingebaut. Vielleicht hätte sich im Heeresamt noch irgend ein TO Gedanken gemacht wo für welches Fahrzeug der Standartplatz zum Einbau ist. Trägerplatten hätte die Truppe in ihren Werkstätten angefertigt oder man hätte nach technischer Zeichnung ne Metallbude am Standort beauftragt.
Jetzt hat man halt die EU weite Ausschreibung des Einbaus vergessen. Antennen und Stromquelle sind auch bei digitalen Fahrzeugen identisch…. THW und diverse andere BOS hatten mit dem Einbau ihrer Digitalfunken in die Fahrzeuge keine Probleme und zum Teil ist Analog 2m und 4m weiter verbaut… einfach Mal beim Beschaffungsamt des BMI anrufen die haben Erfahrung damit, aber über den Schatten wird Koblenz ehr nicht springen, lieber lässt man die Geräte im Depot verstauben.
Äh, das kann ich mir gerade mal nicht vorstellen. Die Integration von Funkgeräten in Waffensysteme und Fahrzeuge ist doch vor der Beschaffung solcher Geräte zu prüfen. Es handelt sich doch nicht um Walkie-Talkies, und selbst bei denen kümmere ich mich doch vorher um Halterung und Stromversorgung.
@Dran.Drauf.Drüber sagt:
27.09.2023 um 17:19 Uhr
Wie gesagt das gesamte System Bundeswehr ist nur noch Dysfunktional…. Eigentlich müsste man Mal ein gutes Dutzend Beamte und Stabsoffiziere „Symbolisch an die Wand stellen“ und dicke Fette Disziplinarverfahren vom Zaun rollen und ohne Bezüge aus dem Dienst entfernen. Dann kommt der Rest des Apparats wieder in die richtige Spur… muss auch Mal die sprichwörtliche Peitsche sein und nicht nur Zuckerbrot…
[Nee, Leute, nicht dieser Ton. Auch symbolisch wird hier nicht „an die Wand gestellt“. Das lassen wir bitte. T.W.]
Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln… Man dreht sich um sich selbst und gibt sich den üblichen Prüfungs- und Mitzeichnungsorgien hin. Wer ist nochmal, sowohl zivil als auch militärisch, verantwortlich für Ausrüstung und Beschaffung? Personelle Konsequenzen?
Dass die Funkgeräte in jedem Fahrzeug Typ individuell eingebaut werden müssen ist klar…
technisch sollte das meist easy sein…
passende grundplatte darunter und befestigen
Stromanschluss und ggf die Verbindungskabel anpassen
fertig
Problem dürften eher die rechtlichen Abnahme Themen sein… aka TÜV o.ä.
da gibt es bestimmt zig Hürden
Bitte die Info Materialien von R&S ansehen.
https://scdn.rohde-chwarz.com/ur/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/SDTR_VR5000_bro_en_5214-3598-12_v0201.pdf
https://scdn.rohde-schwarz.com/ur/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/SOVERON_D_fly_en_3609-2500-32_v0100_120dpi.pdf
Danach kann sich jeder gerne sein eigenes Bild machen welche Herausforderungen es gibt oder nicht gibt.
[Der erste Link scheint nicht zu funktionieren? T.W.]
Korrektur er url:
https://scdn.rohde-schwarz.com/ur/pws/dl_downloads/dl_common_library/dl_brochures_and_datasheets/pdf_1/SDTR_VR5000_bro_en_5214-3598-12_v0201.pdf
Sicherlich wird es Einbaukits für die R&S Geräte geben aber das wesentliche Problem dürfte die vorhandene Verkabelung im Fahrzeug sein und die ist vermutlich wenn jetzt für ein ~ 50 Jahre altes Gerät ausgelegt nicht kompatibel für ein modernes Gerät. Da damit ja nicht nur die Verkabelung zur Antenne gemeint ist sondern auch zu den Sprechsetzen und sonstigen Komnponenten dürfte das nicht ganz banal werden.
Der THW dürfte da nicht unbedingt der richtige Masstab sein weil die fahren nicht ohne Grund keine geschützten Fahrzeuge.
Was die Alarmglocken schrillen lässt, ist die Tatsache, dass Rohde&Schwarz eine Standardserie von militärischen Fahrzeugfunkgeräten und eine Deutschland-Spezifische Modellreihe im Angebot hat. Da hat sich die Bundeswehr möglicherweise mal wieder eine der berüchtigten Goldrand-Lösungen zusammenspezifiziert und am Ende funktioniert es nicht…
Sollen diese Geräte eigentlich auch in KPz, SPz, PzH etc. eingerüstet werden? Der Einbau in LKW dürfte ja kein Problem sein, aber bei Gefechtsfahrzeugen gibt es noch Bordsprechanlage, Führungsinformationssystem und Feuerleitrechner, die möglichst nahtlos integriert werden sollten (laut Beschreibung des Herstellers sind die Geräte für Sprech- und Datenfunk zu nutzen).
Der erste Skandal unter Pistorius?
Mich stört weniger der Fauxpas an sich, da hat die Bundeswehr die Bevölkerung bereits entsprechend konditioniert. Sauer stößt mir auf, dass der Minister (zumindest nach außen hin) erst durch die Medien davon erfuhr.
Man lasse es sich auf der Zunge zergehen: seit Jahren wird die Problematik intern thematisiert (wie hier bestens dokumentiert). Das Gerät mit Hochdruck beschafft (erstmal sehr positiv). Und dann muss der Minister en passant in Estland auf die 1,xx Milliarden-Problematik hingewiesen werden. Dementi folgt Deflektion (Lambrecht war’s – der Hund, der die Hausaufgaben gefressen hat, war gerade in Kur).
Und nun? Kriegt Pistorius es hin oder wird sein Nachfolger auf seine beiden Vorgänger verweisen…
@Pham Nuwen
Nun, Boris Pistorius ist eben doch Zivilist. Ihm wird man gesagt haben, daß die bestellten Funkgeräte nun geliefert worden sind – ein Meilenstein auch im Projekt D-LBO ! – und er dann davon ausgegangen ist, so wie das vernünftig denkende Personen tun, daß diese Geräte dann auch zeitnah eingebaut werden.
Wahrscheinlich ist er jetzt selbst vom Glauben abgefallen.
Mann sollte endlich mal Profis an System lassen, die davon etwas verstehen oder daran entwickeln oder modernisieren. Alle anderen Kasper, die nur mal etwas gehört haben und sich einbilden sie müssten sich da Wichtig tun , sollte man schleunigst aus Verträgen zum Hersteller der Systeme heraushalten. Vorallem wenn es um Technik geht ,die dauerhaft funktionieren muss und nicht dem Steuerzahler in die Taschen greift. Ich wäre für einen sofortigens Untersuchungsausschuss- Verfahren im Beschaffungswesen der Bw, in Verbindung des BRH .Man sollte die Dienstposten derjenigen Sts. überdenken und durch Gelernte Spezies ersetzen, die praktisch mit der Thematik vertraut sind..Das Problem ist, das man die gesamte Inst.Schiene und ihre Spezialisten seit 2003 – wegrationalisiert wurden.. Als Ersatz , sitzen seitdem , öfter mehr auf Ämter , wo sie nicht hin passen. Von der Realität weit weg.
Das Problem ist die institutionalisierte und z.T. beabsichtigte Verantwortungsdiffusion auf allen Ebenen. Niemand hat in der eigenen kleinen Welt einen Fehler gemacht, aber das Gesamtprojekt läuft gegen die Wand.
Personelle Konsequenzen. Fehlanzeige, schließlich hat niemand etwas falsch gemacht.
Und wenn doch, dann wirkt zeitlich befristete Amnesie sehr gut. Ein Blick zurück: Ein Minister muss eine Drohne, die für mehrere hundert Mio € bestellt wurde, ins Museum schicken, weil sie nicht zugelassen werden kann, ein STS weist die Entwicklung und den Kauf von LFK für mehrere hundert Mio € an, die nicht das erfüllen, was gefordert wurde. Personelle Konsequenzen? Keine!
Ich bin gespannt, was diesmal passiert.
Ich kann mir vorstellen, dass es da für jeden Fahrzeugtyp und jede Konfiguration auch Strahlenschutzprüfungen in und um die Fahrzeuge geben muss, um die Standardkonfigurationen zu validieren und die Einhaltung aller Vorschriften zu verifizieren.
Ich denke, hier hat technisches Personal es wieder nicht geschafft, Juristen und Kaufleuten zu erklären, was im Projekt zu beachten ist (Sarkasmus).
Das hindert Herrn Wiegold auch nicht daran, ein Experte für SiPo/BW zu sein.
Von Herrn Pistorius erwarte ich, dass er gut informiert und gut beraten ist – beides entsprechend zu organisieren liegt in seiner Verantwortung. Ihm steht dafür ein Apparat mit entsprechenden personellen und finanziellen Mitteln zur Verfügung.
Wieso wusste die Welt (Medium) von diesen Problemen vor ihm? Da müssen in Pistorius Stab doch die Warnleuchten wie zu Weihnachten angehen. Aufbruchstimmung, Reform, ja … Zeitenwende kommt mir anders vor.
@Escher
Naja, es sieht nicht unbedingt größer aus als ein SEM93 oder die Kombi 80/90, für 2 FuKrs. Stromversorgungskabel aufgrund des (vermutlich)geringeren Stromverbrauch im Sendebetrieb auch unnauffällig. Durch die zunehmend verbauten SMD`s dürfte sich die Größe Aufgrund der Größe der Bedienungs- und Anschlußelemente abschätzen lassen.
Für den Fall das irgendein „Vollprofi“ keine Stellprobe gemacht hat: 6 setzen, Wegtreten und Auskleiden!Analog für ZivPers…Papiere empfangen..Adieu!
(Ich hoffe wirklich, das jemand eine Stellprobe vglb. durchgeführt hat!)
Ja, auch wenn ich die Meinung jedoch nicht den Sprachgebrauch von Küstengang verstehe, muss auch einmal durchgegriffen werden. Zu oft bleiben solche „peinliche Eskapaden“ ohne Sanktionen!
Fachfrage! Gibt es keine Gruppe WE (Weiterentwicklung) für FmGerät mehr?
@Pham Nuwen sagt:
27.09.2023 um 22:18 Uhr
…Von Herrn Pistorius erwarte ich, dass er gut informiert und gut beraten ist – beides entsprechend zu organisieren liegt in seiner Verantwortung. Ihm steht dafür ein Apparat mit entsprechenden personellen und finanziellen Mitteln zur Verfügung…
Und eben jener „Apparat“ frisst Minister die ihm an die Futtertröge wollen. Der Apparat lässt auflaufen, sticht durch oder macht so stumpf Dienst nach Vorschrift das es quietscht und bei der BW gibt es genug Vorschriften die sich wiedersprechen… Pistorius ist ein kompetenter durchaus integer Mensch und Minister. Bloß war er bisher einen willigen, funktionalen und auch loyalen Minesterialapparat gewohnt der rund lief in Hannover. Und jetzt ist er auf der knallharten Bundeswehr Realität gelandet.
Es gab ja einen Grund warum die „Litauen Brigade“ quasi bis zur Ankündigung im Minesterium total unbekannt war….
Der Militärhistoriker Dr. Neizel hat es letztes auf den Punkt gebracht…. die Bundeswehr müsste man jetzt komplett neu gründen. Sie ist in ihrer jetzigen Form Reform unfähig… aus Selbstschutz ist alles oberhalb A11 ein kleiner Brutus der jederzeit zu schlimmsten Intrigen fähig ist um den eigenen Posten nicht weg rationalisiert zu bekommen.
Dieser Vorgang hat noch viel tiefer gehende Auswirkungen als die leider üblichen und erwartbaren „Beschaffungsleistungen“. Da sind wir doch gerade in den Haushaltsberatungen und der Minister kämpft um jeden zusätzlichen Euro sprich Milliarde. Nun wird der Minister sinngemäß vor das Schienbein getreten : Ätsch, wir brauchen nicht mehr Geld da wir nicht in der Lage sind Vorhandenes effektiv auszugeben und lieber ziel- und planlos für die Halde sprich Depot produzieren lassen!
Welcher verantwortliche Haushälter sieht sich da vor dem Steuerzahler noch in der Lage mehr Geld für die Verteidigung locker zu machen? Das ist die eine Seite der Medaille und wie bescheuert steht nun Pistorius vor den Haushältern da? Ganz zu schweigen von der NATO.
Die andere Seite der Medaille ist die Aufarbeitung dieses unerhörten Vorgangs, die Konsequenzen und natürlich die Verantwortlichkeiten. Gegebenenfalls ist die Staatsanwaltschaft hinzuzuziehen bzw, ein Untersuchungsausschuss einzusetzen, um eine lückenlose und transparente „Würdigung“ in dieser Sache zu erreichen und weiteren Schaden abzuwenden.
Jetzt ist ganz klar Pistorius gefordert ohne sich hinter Entscheidungen seiner Vorgängerin zu verstecken!
Das Problem war wohl in der Leitungsebene des Hohen Hauses bekannt. So titelt der BI heute (leider Zahlschranke):
„Ausrüstung für eine Milliarde passt nicht in Bundeswehr-Fahrzeuge: Staatssekretär von Pistorius wusste viel früher als bekannt von Problemen mit Digital-Funkgeräten“
Ich habe nix anderes erwartet.
Wenn ich das Funkgerät allerdings auf den gezeigten Bildern sehe, sehe ich keine schwerwiegenden Probleme dieses gegen mein vorhandenes auszutauschen.
Die Problematik betrifft ja primär die Statusgruppen Beamte und Arbeitnehmer.
Und seien wir doch mal ehrlich. Von denen ist doch keiner zur Bundeswehr gegangen um hart und entschlossen zu arbeiten und Probleme zu lösen.
Als ich vor 5 Jahren nach 23 Jahren zivil wirtschaftlicher Arbeit zur Bundeswehr gegangen bin wollte ich zumindest mehr Work Life Balance. Gutes Geld für wenig tun. Und so sehen es auch die 1000 Beamten und Arbeitnehmer in meinem Dunstkreis.
Und wenn man dann so wie ich als ich angefangen bin unglaublich viel Optimierungspotenzial sah, wurde man sehr zackig ausgebremst. Und das geht auch schon bei E3 los und nicht bei A11, das intrigiert wird.
Ich solle hier keine Unruhe reinbringen, läuft doch seit 40 Jahren so.
Man hat sich die Arbeit so konstruiert, daß man den Tag rumbekommt und nicht wie man optimierter arbeiten kann.
Was das an Personal unnötig bindet.
Von den genannten 1000 könnten 400 direkt gehen und die Arbeitsziele würden genauso erreicht werden.
Und das zieht sich bis in die Spitze. Der Laden hat sowas von fertig.
Kann mal ein technischer Experte erklären, woran es jetzt genau hakt?
Die Funkgeräte sind da, in den Fahrzeugen, wo diese reinsollen, waren vorher schon welche drin. Diese sind auch nicht wesentlich kleiner. Als technischer Laie sehe ich das so, das man eine angepasste oder neue Halterung braucht und die Anschlüsse angepasst werden müssen. Alles andere ist schon da. Oder sehe ich das zu einfach?
Der Projektverlauf ist sicherlich ein Armutszeugnis aller Beteiligten. Ich möchte das aber nicht überwiegend auf die Beteiligten Menschen schieben.
Das System Bw, dazu erschwerend der politische Steuerkopf und das öffentlich strukturierte Beschaffungswesen bilden ein Konstrukt dass niemals effektiv und zielgerichtet arbeiten kann. Es ist einfach nicht möglich.
Politisch ist man leider, trotz derzeit starkem Minister, nicht Willens im großem Ganzen das Problemfeld aufzubrechen und neu zu organisieren. Nur so wird es aber gehen.
Schade um unsere Steuermilliarden und um unser Ansehen in der Welt.
Am 10.07.2014 (~vierzehn!) war ich bei einer Informationsveranstaltung namens “IUK-Tag” (gemeinsame Veranstaltung der Abteilungen I, U und K des BAAINBw) bei der WTD 41 in Koblenz. Dabei wurden u.a. von der WTD vorgenommene prototypische Mustereinbauten der digitalen R&S-Funkgeräte in diverse Gefechtsfahrzeuge gezeigt. Erkenntnis, sogar für mich als nicht direkt Beteiligtem: Größe, Gewicht, Energiebedarf, Abwärme und erforderliche Antennenabstände sind problematisch, der Einbau in kleinere Fahrzeuge grotesk (kleineres “Wolf”-Geländefahrzeug mit nur 2 Insassen dann an Gewichtsgrenze). Selbst im Boxer-Führungsfahrzeug war die Wärmeabfuhr herausfordernd. Passende Mobilgeräte dazu gab es nicht (zumindest damals). Vielleicht war R&S auch nur schlecht gebrieft, was die Bw benötigte.
Ich war so naiv zu glauben, dass man die Geräte durch Verzicht auf Features und Leistung (keine “Goldrandlösung”) schon ausreichend schrumpfen kann. Nur ist da wohl in über neun Jahren nicht genug passiert (überhaupt was?).
Später hatte ich den Eindruck, dass es im damaligen Führungsunterstützungskommando, später im KdoCIR eine einseitige Fixierung auf Führungsinformationssysteme (v.a. das sog. German Mission Network) gab, ohne sich ausreichend um die Funkanbindung der mobilen Elemente davon zu kümmern. Das legt nahe, dass der (Haupt-) Bedarfsträger seine Anforderungen zum Funk auch nicht nachdrücklich genug ans BAAINBw herangetragen hat.
Warum die erkennbar notwendigen Reaktionen ausblieben, ist mir analytisch nicht zugänglich. Subjektiv bleibt mir nur der Eindruck, dass es am Dickicht der ministeriellen und Amtsbürokratie liegt (deren Ursprünge oft in vermeintlich guter Absicht liegt), zu dessen Durchdringung verbeamtete und soldatische Apparatschiks, die anders als Bürger und Politiker keine Unkenntnis vorschützen können, nicht genug beitragen können oder wollen. Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass es ordentlich kracht.
@RoterMilan sagt: 28.09.2023 um 7:19 Uhr
„Und seien wir doch mal ehrlich. Von denen ist doch keiner zur Bundeswehr gegangen um hart und entschlossen zu arbeiten und Probleme zu lösen.
Als ich vor 5 Jahren nach 23 Jahren zivil wirtschaftlicher Arbeit zur Bundeswehr gegangen bin wollte ich zumindest mehr Work Life Balance. Gutes Geld für wenig tun.“
Sie sind doch aus den gleichen Gründen zur Bw gegangen, über die Sie sich hier beklagen. Und sind immer noch da! Offensichtlich haben Sie sich mit der Dysfunktionalität des Systems arrangiert, Streß kommt doch nur auf, wenn die Kaffeemaschine kaputt ist.
Es macht keinen Sinn, anderen das als Fehlverhalten vorzuhalten, was man selber auch macht.
@Grundabort: Mit Ihrer Beschreibung der Außenwirkung liegen Sie vmtl. richtig und im Trend. Allerdings – T. W. s Blog bereits v. 27. Juni des Jahres beschreibt das Dilemma aufgrund der bedingungslosen Eingebundenheit der Exekutive in die rechtsstaatlichen Begrenzungen aufgrund der laufenden Thales-Klage, anders als z.B. DIE WELT am 25. September d. J. „rechtzeitig“ zu zwei LTW – ist nunmal die (im vergangenen Dezember) verfügte Haushaltssperre DER gordische Knoten.
Alle besser mal abregen.
https://www.hartpunkt.de/integrationsvorbereitung-von-fuehrungsfunkgeraeten-laeuft-auf-hochtouren/#more-8273 – läuft.
@Pio-Fritz u. a.
Die beschafften Funkgeräte entsprechen dem funktionalen und quantitativen Bedarf der Bundeswehr. Das Geld ist also nicht „verpulvert“. Der Bedarf wurde übrigens im Heer bereits seit 2002 aufgezeigt (technische Obsoleszenz der SEM-Familie), auf der „Entscheidungsträger-Ebene“ aber immer wieder „geschoben“ (Warten auf Goldrandlösung SVFuA, einsatzbedingte Verlagerung von Beschaffungsschwerpunkten, ständige Anpassung der Forderungslage an FüInfoSys- und NATO-/NGVA-Vorgaben). 2016 wurde das Thema dann leitungsrelevant und somit Schwerpunkt (einer von vielen). Mit dem Sondervermögen waren jetzt die notwendogen HHM verfügbar, und es war richtig, die Beschaffung durchzuführen.
Zur Integration: Ich habe die Problematik, wohl etwas unglücklich eingebracht, bereits an einem Beispiel im parallen Thread zur Drohnen-Thematik aufgezeigt (Kernaussage: zwar überschaubare Anzahl von FahrzeugTYPEN, aber eine Vielzahl von darauf aufsetzenden Rüstsatz-Varianten, z. T. über 30 bei einzelnen Fahrzeugtypen, für jede Variante ist eine FuBeSi gesetzlich vorgeschrieben).
Die Integrationsproblematik ist dabei vielschichtig. Die „Gruppe Weiterentwicklung FmTr“ (gibt es noch, aber unter anderem Namen) hat zwar die funktionalen, standardisierten und NGVA-konformen Einrüstsätze für FuGer und DV-Komponenten (das ist hier untrennbar, daher auch der erhöhte Strombedarf) beschrieben, aber wie in vielen Projekten: die Anzahl der Köche bestimmt den Geschmack und damit den Koordinierungsaufwand.
1. fachlich-operationelle Zuständigkeit: IT-Gesamtverantwortung (FuGer, Wellenformen, DV-Komponenten) bei CIR, milOrgBer nachgeordnet, lief hier aber unproblematisch, querschnittliche Plattformen/Rüstsätze bei SKB, spezifische Plattformen/Rüstsätze bei milOrgBer, lief bis zu meinen DZE bei Musterintegrationen gut, zweckmäßig organisiert und kooperativ;
2. taktisch-operationelle Zuständigkeit für Plattformen/Rüstsätze bei TrGtg/FachBer („der Nutzer“), sehr hohes Konfliktpotential bei der Fm-Integration durch nicht harmonisierte Rüstungsaktivitäten und -schwerpunkte (Zitat aus dem Thread: Panzer sind „sexier“ …).
3. technische Zuständigkeit: beim BAAINBw sowohl in IT-Referaten für Geräte als auch in Plattform-Referaten für Integration, Ziel immer: funktionale und rechtskonforme Realisierung mit FuBeSi (ja, Deutschland ist ein Rechtsstaat und für Fahrzeugzulassungen müssen bei technischen Änderungen auch von der Bundeswehr gesetzliche Auflagen eingehalten werden; also nix mit Inst-Halle und Schraubermentalität); extrem hoher und zeitaufwändiger Koordinierungsaufwand bei unterschiedlichsten Realisierungsständen. drr Plattformprojekte
3: Entscheidungsträger-Ebene: Dazu sind hier im Blog ja immer wieder teils treffende Bewertungen abgegeben worden (Ich enthalte mich hier).
Mein Fazit: Die Beschaffung der Funkgeräte war richtig; sie sind endlich da. Bzgl.. der Integration besteht beim BAAINBw trotz dort bereits ergriffener Maßnahmen unverändert Optimierungsbedarf bei den Plattformprojekten, die „Truppe“ hat ihre Hausaufgaben gemacht (für jede Plattform und fast jede Rüstsatz-Variante ist die Intehrationsvorgabe erstellt.
Aber wie bereits gesagt: „Viele Köche …“
Ich persönlich denke nicht, dass der BMin die hier zugrunde liegenden Probleme kurzfristig lösen wird (ebenso wenig wie es die vorherigen Politschen Leitungen geschafft haben)., weil sie in grundsätzlichen Prozessabläufen der Rüstung begründet sind. Leider.
Wiedermal das Beschaffungsamt. Dort versickern doch im Koblenzer Sumpf seit Jahrzehnten zig Mrd. durch Fehlplanung, Ineffizienz und Inkompetenz. Dort primär mal richtig umzukrempeln, würde doch sehr viel Geld sparen, wenn Rüstungsprojekte anschließend wesentlich effizienter beschafft werden könnten.
@Klaus Körper:
Ich kann mir das als Connoisseur von diversen Entscheidungs- und Führungsprozessen in der öffentlichen Verwaltung hingegen sehr wohl vorstellen. Solange Fehler oder Versäumnisse weitestgehend folgenlos bleiben oder Verantwortlichkeit unklar, zersplittert oder sogar vollständig ausgelagert ist, oder wo Entscheider nicht den notwendigen Überblick haben, da passieren genau solche Dinge.
Bei der Einführung des eDTA hat ja auch keiner berücksichtigt, dass es in Deutschland 446* ausschließlich mit Reservisten besetzte lokale Verbindungskommandos gibt, die im Katastrophen- oder Amtshilfefall sehr kurzfristig einsatzfähig sein sollen, wobei allerdings die dienstliche IT nur mit eDTA betrieben werden kann, die allerdings nur der Leiter und Stellvertreter als gem. Abschnitt 2 des Reservistengesetzes in einem besonderen Reserveverhältnis stehende Personen standardmäßig bekommen. Der Rest erhält die nur, wenn er sich selbst drum kümmert und die Vorschriftenlage sieht eigentlich vor, dass eDTAs nach einer Übung wieder eingesammelt werden – völlig am gestellten Auftrag vorbei!
* 31 Bezirks- und 415 Kreisverbindungskommandos.
Hallo,
ich kenne das Problem nicht im Detail, aber ich weiß dass teilweise bei der Integration lange diskutiert wird nach welchem Normenstand bestimmte Dinge nachzurüsten sind. Ist es die Norm die bei der Entwicklung des Fzgs. angezogen wurde oder die jetzt aktuelle (aber selbst das hatte man beim BER auch und muss auch jeder Elektrikermeister bewerten wenn er große Umbauten am Schaltschrank macht) . Und zumindestens in den Kettenfahrzeugen mit Turm gibt es immense Spannungspitzen (aber auch Spannungseinbrüche bis auf 9 V) die beim Drehen bzw. beim Abbremsen des Turms entstehen. Naja und dann gibt es noch Bestandsfahrzeuge wo Unterkompontenen (z.B. Kameras, etc.) von anderen Komponenten (die den Transientenschutz beinhalten) versorgt werden.
Bei ersterem könnte die BW ja noch selber bewerten, wenn sie der Inverkehrbringer ist. Allerdings wenn Sie Garantie haben will, wird auch R&S sich gegen eine Norm absichern lassen. Zweiteres Thema ist in der Tat im Detail zu für jedes Integrationsfzg. zu durchdenken.
Bei LKWs und PKWs sollte man meinen, sollte es einfacher gehen und die INST sollte sowas einbauen können. Aber da kenne ich mich nicht aus, also bevor ich den Mund zu voll nehme.
VG
@Mirko und vergleichbare kritische Stimmen
Ich denke, es ist zu oberflächlich pauschal und z. T. auch bequem populistisch, immer undifferenziert auf „die in Koblenz“ einzuprügeln. In meinen mehr als 43 Dienstjahren habe ich fast die letzten zwanzig Jahre bei unterschiedlichen Themen mit „denen in Koblenz“ als Nutzervertreter oder Fachberster Truppe/Führung zusammen arbeiten dürfen/müssen.. Fazit: Es gibt dort, wie überall, solche und solche Projektleiter und Entscheidungsträger. Am Ende hielten sich Freude über Erfolge und Ärger über Unflexibilität die Waage.
Das Integrationsproblem für ein Plattformprojekt, das sich bereits in der vertraglich geschlossenen Entwicklung oder Realisierung befindet, stellt sich für den Projektleiter in zwei Optionen dar.
1. Projekt weiterführen, um Zeitlinien, Nutzerforderungen und HHM-Auflagen zu erfüllen. Konsequenz: die außenstehende Community bis zu Entscheidungsträgern auf höchster Ebene jodelt, warum die Plattform nach NATO-Vorgsben in Combined Operations/BV nicht führungsgähig ist. Projektleiter: Es ist aber zeitgerecht und HHM-konform da, und sexy sieht es auch noch aus!
2. Projekt anhalten, um alle Füm-spezifischen Vorgaben umzusetzen (NGVA/IT-Sichh für NATO-Zerzifizierung, Plattform interne IT-Infrastruktur/DV-Arbeitplätze/Verkabelung, Abschirmung von Fzg-Elektronik gegen Funkabstrahlungen in Funknetzen, …), Projekt mit Integrationsmaßnahmen neu auflegen. Konsequenz: die außrnstehende Community bis zu Entscheidungsträgern auf höchster Ebene jodelt, warum diese Plattform, die doch endlich mit den endlich bewilligten HHM den so dringend benötigten Fähigkeitszuwachs bereitstellt, jetzt wieder auf ungewisse Zeit verzögert wird und die HHM nicht abfließen. Projektleiter: Ich soll eine ganzheitlich an allen Nutzervorgaben ausgerichtete Plattform realisieren, und hier habe ich wesentliche Lageänderungen. Dafür gibts dann später das geforderte Produkt.
Das Rational für den jeweils gewählten Projektansatz kann ich nicht nennen. Ich persönlich würde immer Ansatz 2 präferieren, weil die dabei erforderlichen Maßnahmen später in jedem Fall durchzuführen sind, dann eben als 1. Kampfwertsteigerung mit neuer HHM-Begründungsorgie für die gesamte Produktionsserie.
Das erklärt allerdings nicht die kritsch zu hinterfragenden langen Projektlaufzeiten.
Ich schlage daher vor, bei Kritik an „denen in Koblenz“ etwas differenzierter vorzugehen, auch wenn das in vielen Fällen wegen des fehlenden Hintergrundes nicht leicht fallen dürfte.
@Der_Don sagt: 28.09.2023 um 11:54 Uhr
„…für jede Variante ist eine FuBeSi gesetzlich vorgeschrieben).“
Danke für die ausführliche Antwort. Aber bitte was ist ein FuBeSi (wahrscheinlich irgendetwas mit Sicherheit)? Und wie kompliziert oder langwierig ist es, der/die/das zu bekommen?
Vielleicht hat man eine Ursache für die Misere noch nicht genannt:
Die Integration der Aufgabe „Nutzung“ ins BwB bzw. BAAINBw 2011/2012
Vorher gab es eine Einführungsorganisation bei der Nutzer Teilstreitkraft / Orgbereich, die sich um genau diese Probleme bei der Einführung eines neuen Systems in Zusammenarbeit von BwB und LwMatKdo gekümmert hat. Aber der gute Herr TdM, der wollte ja mit seiner „Kästchenkunde“ neue Org-Elemente schaffen.
Also das gleiche Problem, wie es ein römischer Geschichtsschreiber vor knapp 2000 Jahre beschrieben hat:
„Wir übten mit unseren Waffen und Gruppen wie besessen und immer wenn wir gut darin waren was wir machten wurden wir umgruppiert“ (sinngemäßes Zitat, kein wörtliches Zitat)
Also mit eigenem Materialkdo für jede TSK / Orgbereich, das sich um die Integration kümmert, also von Technischen Offizier in einer Werft zu einem Ingenieur bei der Industrie wäre dies nicht so gegen die Wand gelaufen. Man hätte die Musterintegration auch bei eigenen Instandsetzungsgruppen der 2. Materialerhaltungsstufe (Werften usw.) machen können, anstatt bei der WTD auf der zivilen BW-Seite. Auch dann wäre die Integration anders verlaufen wie sie jetzt gelaufen ist !
@ RoterMilan 28.09.2023 um 7:19 Uhr
Mit ihrer Annahme dass es „wieder mal“ an den Beamten / Arbeitnehmern liegt, liegen Sie leider falsch.
Aber da ihre Dienstzeit schon sehr lange her ist, kann man Ihnen das nachsehen. Mittlerweile sind in den Bundesoberbehörden des BAAINBw/BAIUDBw mehr aktive Soldatinnen und Soldaten tätig, wie Beamte und Angestellte. Vielleicht hilft Ihnen meine „grobe“ Erklärung, den Sachverhalt besser einzuordnen:
Bevor eine Ausschreibung veröffentlicht wird, muss vom Bedarfsträger (also militärischen Strang) eine klar und eindeutig formulierte Leistungsbeschreibung erstellt werden. Die für die Ausschreibung (Beschaffung) zuständigen Stellen schauen sich die LBs zwar an, und Fragen bei vorhandenem Sach- und Fachverstand noch mal rück. Grundsätzlich erhält die Truppe jedoch genau das, was sie bestellt. Die Fehler werden demnach nicht zwingend durch die Beamten und/oder Angestellten gemacht.
@Pio-Fritz
Kurze (!) Erläuterung zu meinen Abkürzungen:
NGVA: NATO Generic Vehicle Architcture, ein Standardisierungsabkommen der NATO-Staaten/Partner, das einheitliche Vorgaben für die Integration digitaler Komponenten (Waffen/Effektoren, Sensoren, Plattform-IT, taktische IT) und deren Schnittstellen in Plattformen sowie zur Zertifizierung macht. Ziel ist die Interoperabilität für die Integration der Plattformen in Combined Forces, der bessere/optimale Datenaustausch und eine schlankere Logistik. NmE bei drr Bundeswehr eher unpopulär. Weitere Details gibts auf der entsprechenden NATO-Seite, mein Zugang ist erloschen.
FuBeSi: Funktions- und Betriebssicherheit. In etwa vergleichbar mit den TÜV-Maßnahmen beim Eintragen neuer Räder oder Scheinwerfer, nur deutlich umfangreicher. Gesetzlich vorgeschrieben, um ein Bw-Gerät in den Nutzungsbetrieb zu nehmen und Betriebsstörungen sowie Gefährdumg anderer auszuschließen. Wie lange sowas dauert, weiß ich nicht, ist aber sehr unterschiedlich, je nach Komplexität des Systems. Ziel ist, dass der Nutzer ein funtionsfähiges, bedienungs- und betriebssicheres Gerät erhält.
@Pio-Fritz
Zitat:“Kann mal ein technischer Experte erklären, woran es jetzt genau hakt?“
Werfen Sie einen Blick in die von Escher (Danke dafür) verlinkten Dokumente. Schon der Anblick der SOVERON® D Geräte Zeigt, dass man die nicht mal eben unter das Armaturenbrett schraubt.
Selbst wenn man die an den selben Stellen monitiert bekommt, wo die alten Geräte gewesen sind, dann ist das nächste Problem das Anschließen. Ich schätze mal, dass die Probleme bein Anschließen der Stromversorgung beginnen und beim Anschluß der Datenkabel noch nicht aufhören werden.
Ob man im VM schon mal was von Plug-and-Play gehört hat? Vermutlich hat man sich das dort so vorgestellt.
@Pham Nuwen
Herr Pistorius ist, was die Vertragsgestaltung anbetrifft kein Vorwurf zu machen. Die Entscheidung fiel vor seiner Zeit. Allerdings haben Küstengang01 und THomas Melber mit ihren Einwänden ebenfalls recht. Herr Pistorius hätte sofort nachhaken müssen, nachdem ihm die Bedenken bekannt wurden.
@Küstengang01
Zitat:“Von Herrn Pistorius erwarte ich, dass er gut informiert und gut beraten ist…“
Das kann man ihm nur wünschen. Aber was ist, wenn „das Problem … in der Leitungsebene des Hohen Hauses bekannt“ war, wie Thomas Melber zitiert, der Minister aber nicht darüber informiert wurde?
So was wäre ja nicht neu und ist in anderen „Hohen Häusern“ auch schon vorgefallen. Ich bin gespannt darauf, wie Herr Pistorius auf das erneute Versagen seines Personals reagieren wird.
Über was wird sich hier eigentlich aufgeregt?
Dass die Bundeswehr endlich neue digitale Funkgeräte bekommt, oder doch nur darüber, dass mit dieser Beschaffungsentscheidung eben noch nicht alles erledigt ist?
Wie bei jeder IT-Entschedung ist die Beschaffung der Hardware die kleinste Herausforderung und das Ausrollen , die Integration in bestehnde Systeme sowie die Schulung der Bediener stellen weit höhere Anforderungen.
Kein Mensch entwicklet einen Panzer um ein Funkgerät herum, sondern das Funkgerät muss in der Regel in bestehende Systeme integriert werden. Von daher ist es logisch, dass die eigentliche Arbeit erst jetzt beginnt.
Dass man diese Integration erst nach der Beschaffungsentscheidung ausschreiben kann, ist auch logisch.
Solche Prozesse entsprechend zu tackten ist die Kunst der Beschaffung. Warum diese Taktunk nicht optimal verlaufen ist kann hier auch keiner beantworten.
Da man offensichtlich kein Funkgerät ausgeschrieben hat, dass man einfach auf bestehende Grundplatten, vom Biison bis zum Wiesel einstecken kann, muss man jetzt eben Lösungen entwickeln. Das geht wohl schneller als die eierlegende Wollmilchsau auszuschreiben und kein passendes System zeitnah zu bekommen.
@Schlammstapfee sagt:
28.09.2023 um 17:31 Uhr
…@Küstengang01
Zitat:“Von Herrn Pistorius erwarte ich, dass er gut informiert und gut beraten ist…“…
Sie Zitieren da etwas aus meinem Post das ich selbst von @Pham Nuwen zitiert habe um darauf zu antworten.
Dachte ich mache Zitate deutlich kenntlich.
Die FuBeSi ist ein Begriff aus dem EBMat (Vorgängerprozess des CPM) und gibt es es seit zwanzig Jahren nicht mehr. Das zeigt in welcher Zeit hier diskutiert wird.
@TW: Fragen sie doch mal nach wer die Integration machen wollte, weil er es schneller und besser kann. Die Antwort darauf wird dem einen oder anderen hier die Kinnlade runter fallen lassen. Das BAAINBW ist jedenfalls nicht müde geworden auf die Probleme hinzuweisen. Auch wenn die Industrie jetzt versucht den schwarzen Peter von sich weg zu schieben, so ist es doch sie, die kein Angebot geliefert hat, mit dem lapidaren Hinweis ihre 30 Unterlieferanten hätten auch noch kein Angebot geliefert.
Die Geräte brauchen mehr Strom und geben mehr Wärme ab. Es wird also mehr Generatorleistung und Kühlung benötigt. Also mitnichten nur Adapterplatten die benötigt werden. Und das ist nur der Aspekt Fahrzeugintegration.
Nach meinem (zivilen) Verständnis sollte es einen Gesamt-Projektverantwortlichen geben, der „monitored“ und „supervised“ und an den berichtet werden muß bzw. der sich in die Teilprojekte einklinken kann.
Es werden Meilensteine definiert und ein Zeitstrahl erarbeitet und daraus die einzelnen, abzuarbeitenden Teilprojekte / Aufgaben abgeleitet – wahrscheinlich retrograd entwickelt, Endtermin vorgegeben mit dem beabsichtigten Endergebnis (funktionsfähige und kompatible Geräte in Fzg verbaut und abgenommen).
Dann kommt es zum Variantenmanagement – aber auch das ist kein Hexenwerk, Datenbasis vorausgesetzt. Definition der Schnittstellen und Betrachtung jedes einzelnen Typs. Vielleicht wäre das auch eine Möglichkeit, grundsätzlich die Variantenvielfalt in der Bw einmal anzugehen ?
Eigentlich ist es organisatorisch (nicht technisch) recht simpel.
@Thomas Melber sagt:
28.09.2023 um 22:49 Uhr
…Nach meinem (zivilen) Verständnis sollte es einen Gesamt-Projektverantwortlichen geben, der „monitored“ und „supervised“ und an den berichtet werden muß bzw. der sich in die Teilprojekte einklinken kann….
Das ist in der „Zivilen Welt“ so, da wo Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sein müssen.
…Eigentlich ist es organisatorisch (nicht technisch) recht simpel…
Ja ist es! Aber im System Bundeswehr wird dieser Prozess bis zur Unendlichkeit aufgeblasen und selbst wenn intern alles läuft gibt’s es noch die „Böse Parlamentsschleife“
Am besten kann man das mit den „parkinsonschen Gesetzen“ ergründen…
„Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“ – und nicht in dem Maß, wie komplex sie tatsächlich ist.
Als motivierende Tendenz gibt Parkinson zwei weitere Lehrsätze an, die in vielen Büros der Welt Gültigkeit haben:
1. Jeder Angestellte wünscht, die Zahl seiner Untergebenen, nicht jedoch die Zahl seiner Rivalen zu vergrößern.
2. Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit.
„Ausgaben steigen stets bis an die Grenzen des Einkommens.“
„Verzögerung ist die tödlichste Form der Verweigerung.“
„Die durch menschliches Versagen entstandene Leere wird stets durch neue Tätigkeit wieder ausgefüllt.“
Leider ist das beschaffte Funkgerät die „eierlegende Wollmilchsau“. Jedes Fahrzeug soll das identische Funkgerät erhalten. Bei der SEM Familie gibt es aktuell ja zumindest die Abgrenzung, dass erst ab der Brigadeebene auf das SEM93 zurückgegriffen wird.
Bei dem jetzt beschafften Funkgerät handelt es sich um das SVFuA, welches softwarebasiert ist und dadurch so ziemlich jede Wellenform beherrscht. Auch die der SEM Familie. Aber für das SVFuA ist die Übersetzung in das analoge alte Verfahren ein riesiger Rechenaufwand, was sich in der Leistungsaufnahme wiederspiegelt.
Somit gönnt sich das Funkgerät in der 2-linien-Konfiguration (vergleichbar mit dem SEM80/90 Turm) gut 400 Watt. Das hat zur Folge, dass bei unseren aktuellen kleineren Fahrzeugen (Wolf und Varianten, Greenliner, Hirsch, Widder) zum einen deutlich dickere Stromversorgungskabel verlegt werden müssen und zum anderen, und das ist viel schlimmer, selbst bei laufendem Motor sinkt auf Dauer der Ladezustand der Batterien.
Der Geschäftsbereich BMVg hat ein massives kulturelles Problem. Es hat sich über die letzten 25 Jahre eine gefestigte Kultur aus Verantwortungsdifussion und oberflächlich servilem Kadavergehorsam in Verbindung mit hintergründigem (und all zu oft -hältigem) Hintertreiben der so offensichtlich notwendigen Veränderung (Zurückbesinnung zu Eigenverantwortung und „Kriegstauglichkeit“) etabliert.
Die Träger (und Verfechter) dieser Kultur sind A15+ besoldet (höherer Dienst). Ohne einen radikalen Neuanfang dauert die Korrektur der organisationskulturellen Aspekte dieser Fehlentwicklung der letzten 25 Jahre mindestens ebenso lange. Dafür haben wir aber nicht die Zeit, die Kriegswahrscheinlichkeit ist nicht zuletzt aufgrund des Fast-Totalausfalls Deutschlands als verantwortlich handelnder und fähiger sicherheitspolitischer Akteur jetzt schon viel zu hoch und steigt bis Ende des Jahrzehnts noch weiter. Der jetzt notwendige radikale Neuanfang ist nur mit einen Generationsbruch verbunden mit einem starken moralischen Signal erreichbar, also grundsätzliche (Ausnahmen bestätigen die Regel) Versetzung in den Ruhestand des o.g. Personenkreises in Verbindung mit ausdrücklicher Versagung der Dankesformel in der Ruhestandsurkunde, der Führung der Amtsbezeichnung „a.D.“ sowie ggf. der Uniformtrageerlaubnis und der Reservistentätigkeit.
Am Ende kostet unsere Gesellschaft die vorzeitige Zuruhesetzung dieser Generation in Verbindung mit ausdrücklichem moralischem Opprobium schon rein monetär weniger als deren weiteres „Wirken“ im aktiven Dienst, von den Auswirkungen auf die (Un-) Fähigkeit der Streitkräfte mit den Konsequenzen bis hin zu Leib und Leben von Soldaten und, im Endeffekt, Bürgern ganz zu schweigen.
Ich versuche mal auf viele Aspekte aus der Diskussion zu antworten und entschuldige mich für eventuell Dopplungen aus vorangegangenen Posts:
Also zur Thematik Energie:
Nein, digitale Funkgeräte verbrauchen nicht weniger Energie als Analoge, denn die entscheidende Größe ist ja die Sendeleistung, mit der sie ein Signal abstrahlen. Zudem benötigen die neuen Funkgeräte auch eine neue Adapterplatte als Ausgleich für die alte Grundplatte (die auch nach und nach ihr Lebenszeitende auf Grund des Alters erreichen. Somit wäre die Auswahl eines Funkgerätes, dass auf die alte Grundplatte passt auch keine gute Lösung) und diese benötigt auch eine gewissen Energieversorgung.
Auch die Herausforderungen des Einbaus waren lange bekannt, wenn auch nicht im Detail untersucht. Dazu macht man nämlich Musterintegrationen an den einzelnen Plattformen, um dann für die Serienintegration entsprechende Probleme zu erkennen und Lösungswege zu finden. Das Hauptproblem ist die kommunizierte Zeitlinie zur Umsetzung und da müssen sich aus meiner Sicht die Verantwortlichen fragen lassen, ob sie die Zeitprobleme weggewischt haben, weil sie unbedingt an der modernisierten Division 2025 festhalten wollten oder ob sie schlecht beraten wurden von den Fachleuten.
Dass die Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes für den Integrationsvertrag erst vor wenigen Monaten erfolgt ist, ist ein Grund dafür, dass jetzt noch kein Auftragnehmer für diesen Vertrag gefunden ist und vrs. erst im Laufe dieses Monats ein Angebot vorliegen wird. Mit Prüfung durch das BAAINBw und Vorlage im Parlament dürfte es mindestens bis Mitte 2024 dauern (eher 3. Quartal) bevor ein Vertrag geschlossen ist.
Was jetzt auf jeden Fall aufhören muss, ist die Erzählung von einer möglichen Digitalisierung der Division 2025 (auch anteilig) bis 2025. Das ist nicht zu schaffen, außer man verkauft einen Mini-Verband als Anteil (der übrigens dann ohne Weiteres nichts abwärtskompatibel wäre).
Zur Aussage Einrüstkits: Nette Idee, in der Realität aber nicht vorhanden. Es gibt mittlerweile eine Beschreibung für eine Art technischer Standardisierung für diese Einrüstsätze, aber das gilt natürlich erst für Neufahrzeuge (die Bestandsflotte ist ja gebaut und kann nicht mal ebenso angepasst werden).
Die Klage von THALES gegen das Vergabeverfahren läuft. Hat aber bisher keine Auswirkungen auf die Lieferung der R&S-Funkgeräte (durch das Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz gibt es keine automatische Sperrwirkung von Rügen oder Klagen mehr). Für die Integrationsproblematik hat dieses Verfahren aber auch keine direkte Bedeutung.
@SB63:
1. „Die Integration in die Fahrzeuge und Systeme fällt nämlich in die Zuständigkeit des Heeres.“ Das stimmt nicht. Dafür sind die jeweiligen Projektleiter im BAAINBw zuständig.
2. „Die paar Alibi-Euros für irgend eine Musterintegration können wir beim Gesamtaufwand beruhigt vergessen.“ Die wurden nicht vergessen, aber es gibt noch keinen Vertrag, um sie auszugeben.
@Küstengang01 : Der grundsätzliche Einbau ist möglich. Das hat niemand vergessen. So dysfunktional ist der Laden dann doch nicht, ABER die Details stehen halt noch nicht fest (siehe Musterintegration) und der Vergleich zum BMI ist nur anteilig fair. Bei der Bundeswehr müssen diverse Anforderungen bspw. Ansprengtest, elektromagnetische Verträglichkeit etc. bedacht werden. Letzteres war früher natürlich leichter, aber heute sind moderne Kampffahrzeuge (nicht Marder ) aber bspw. die PUMA rollende IT-Plattformen mit Waffen und nicht wie früher stumpfes Heavy Metal.
@lingen2: „Da hat sich die Bundeswehr möglicherweise mal wieder eine der berüchtigten Goldrand-Lösungen zusammenspezifiziert und am Ende funktioniert es nicht…“ Nein, es gibt keine Bw-spezifische Entwicklung, sondern es wird „von der Stange gekauft“. Die Versionen können sich aber bspw. in gewissen technischen Komponenten unterscheiden, die zum Beispiel für eine Zulassung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) notwendigerweise verbaut sein müssen. Details kenne ich dazu auch nicht, aber ich kann ausschließen, dass es hier eine Bw-Spezifische Modellentwicklung gibt, die von der Bw gefordert wurde.
@0815 : „Fachfrage! Gibt es keine Gruppe WE (Weiterentwicklung) für FmGerät mehr?“ Doch die gibt es im sog. Amt für Heeresentwicklung und die haben auch schon mehrfach auf Probleme bzw. Herausforderungen hingewiesen, aber bis zu welcher Ebene Fachargumente durchdringen ist leider sehr personenabhängig. Was im Übrigen auch erklären könnte, warum der Minister nur ein unzulängliches Lagebild hatte. Ich kann nur sagen, dass man hört, dass intern gerade sehr viele Steine umgedreht werden und hochrangige Köpfe wackeln könnten.
@RoterMilan: Diese Pauschalschelte auf die zivilen Angehörigen der Bundeswehr ist einfach falsch. Ich kenne genügend, die das genaue Gegenteil ihrer Beschreibung verkörpern und weit über das normale Arbeitspensum hinaus für die Sache arbeiten und sich reinhängen. Es wird wie in jeder großen Organisation „Vertreter“ beider Lager geben.
@Pio-Fritz: Allein der Einbau der Funkgeräte ist es halt nicht. Die passen schon rein, ABER mehr Strombedarf heißt ggf. andere Lichtmaschinen sind erforderlich (gibt es dafür den Bauraum?), Spannungswandler müssen ggf. angepasst werden und mehr Leistungsaufnahme heißt auch das vrs. mehr Klimatisierung im Innenraum erforderlich ist. Die Bordverständigungsanlage muss weiterhin funktionieren, sonst erlischt die Betriebserlaubnis usw. Wie gesagt, die Funkgeräte allein und die Antennen sind das geringste Problem.
@Mirko: Das BAAINBw ist nicht allein schuld. Man darf auch nicht die politische Einflussnahme auf Beschaffungsentscheidungen unterschätzen. Nicht umsonst haben neue Korvetten den internen Namen „Kahrs“-Klasse bekommen, um nur ein prominentes Beispiel zu nennen.
@Thomas Melber: Den Gesamtverantwortlichen für das Programm Digitalisierung Landbasierte Operationen (D-LBO) gibt es ja im BAAINBw und im Grunde wird die von Ihnen beschriebene Vorgehensweise genutzt. ABER die Zeitlinien aus der öffentlichen Kommunikation waren seit langem unrealistisch. Ob das den obersten Entscheidungsträgern bekannt war (und wenn ja, seit wann) oder ob sie es ignoriert haben, muss eine Untersuchung klären und dann erwarte ich auch personelle Konsequenzen.