Sudan-Evakuierungsmission der Bundeswehr abgeschlossen – Letzte deutsche Soldaten verließen Evakuierungsflugplatz
Die Bundeswehr hat alle Soldaten ihres Evakuierungsverbandes aus dem Sudan abgezogen und damit die Mission zum Ausfliegen ausländischer Staatsbürger aus dem kriegsgeschüttelten afrikanischen Land beendet. Am (gestrigen) Mittwochabend um 22.40 Uhr (23.40 MESZ) landete der letzte Flug mit einem Airbus A400M der Luftwaffe auf der jordanischen Luftwaffenbasis Al Azrak. Mit den Flügen, die die eingesetzten Soldat*innen und ihr Material aus dem Land brachten, wurden noch weitere 65 Ausländer ausgeflogen.
Seit dem vergangenen Sonntag hatte die Bundeswehr in ihrer Evakuierungsmission vom sudanesischen Militärflugplatz Wadi Seidna nahe der Hauptstadt Khartum rund 780 ausländische Staatsbürger aus dem Land geholt. Davon waren rund 230 Deutsche, die übrigen 550 kamen nach Bundeswehrangaben aus mehr als 40 Nationen. Zu Zwischenfällen kam es, so weit bekannt, dabei nicht.
Im Sudan kämpfen zwei rivalisierende, schwer bewaffnete militärische Gruppierungen um die Vorherrschaft. Die Evakuierungsoperationen Deutschlands und anderer Staaten wurden nur möglich, weil eine zwischen der sudanesischen Armee und den so genannten Rapid Support Forces vereinbarte Feuerpause weitgehend eingehalten wurde. Der Flugplatz Wadi Seidna konnte auch nur genutzt werden, weil er unter Kontrolle der sudanesischen Streitkräfte steht, die die Erlaubnis zur Nutzung durch die ausländischen Soldaten erteilt hatten.
Für die Sicherung des Flugfeldes, der Maschinen und der Aufnahmeteams aus Bundeswehr und Auswärtigem Amt hatte die Luftwaffe unter anderem Fallschirmjäger des Heeres eingeflogen, die zum Beispiel mit so genannten Waffenträgern Wiesel mit Maschinenkanonen und Panzerabwehrwaffen auf mögliche Angriffe vorbereitet waren. Die Feuerpause war dennoch entscheidend, weil beide Seiten in den Auseinandersetzungen auch über Kampfflugzeuge verfügen und damit Luftangriffe führen können.
Die britische Regierung, die nach dem Ende der deutschen Evakuierungsflüge am Dienstag ihre Flugzeuge zur Abholung eigener Staatsbürger ins Land brachte, warnte unterdessen vor einem möglichen baldigen Ende dieser Feuerpause. Wenn es ab dem (heutigen) Donnerstagnachmittag absehbar wieder zu Kämpfen komme, werde es keine weiteren Flüge mehr geben können, sagte der britische Außenminister James Cleverly. Alle Briten, die ausreisen wollten, sollten sich deshalb sofort an den Militärflughafen begeben.
Ungeachtet der Beendigung der deutschen Evakuierungsmission hatte der Bundestag am Mittwochabend den Einsatz der Bundeswehr nachträglich gebilligt. Dem Mandat (Bundestagsdrucksache 20/6528) stimmte das Parlament fast geschlossen zu, es gab lediglich sieben Enthaltungen. Auch wenn der eigentliche Einsatz nicht mehr weitergeführt wird, hat die Bundesregierung noch bis Ende Mai die Möglichkeit, unter diesem Mandat im Notfall erneut Soldaten zur Evakuierung in den Sudan zu schicken.
Der Evakuierungsverband kehrt am (morgigen) Freitag nach Deutschland zurück. Bei einem Appell auf dem Luftwaffenstützpunkt Wunstorf bei Hannover wollen Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius den Einsatz würdigen.
(Foto: Eine Hercules-Transportmaschine der Royal Air Force bei der Vorbereitung eines Evakuierungsflugs nach Zypern auf dem sudanesischen Militärflugplatz Wadi Seidna – LPhot Mark Johnson/Royal Navy/UK MOD/Crown Copyright 2023)
Es ist nicht beendet im Sudan für die IC, erst der Anfang, sofern RSF, auch Sudan People’s Liberation Army (SPLA) Wagner nutzen.
Russian Foreign Minister Sergei #Lavrov said on Tuesday that #Sudan , which is currently embroiled in a conflict between rival factions, had the right to use the services of Russian private military company #WagnerGroup.
We had no doubt about that. twitter.com/i/status/16512
Eine rundum gelungene Aktion und eine hervorragende Außendarstellung der Bundeswehr! Von den Abstimmungen vor Ort bis zur Sicherung und Durchführung der Evakuierungsmission. Flagge gezeigt und auch die Öffentlichkeitsarbeit war stimmig, incl. guten Bildern von den verantwortlichen Offizieren. Gut gemacht Kameraden!
Erstaunlich, daß die Sicherung des Flugplatz durch das Heer geleistet wurde. Eigentlich unterhält die Luftwaffe extra für solche Aufgaben ein ganzes Luftwaffensicherungsregiment.
[Oh weh, diesen OT jetzt hier bitte nicht aufmachen. Es geht ja beim Nationalen Kräftedispositiv Retten und Befreien eben nicht nur um Absicherung von Flugfeld und so, sondern ggf. auch um bewaffnete Evakuierung aus feindlichem Umfeld. Dafür gibt’s, wurde auch hier schon mehrfach erläutert, bestimmte vorgemerkte Kräfte, und die Debatte, warum jetzt jene und nicht die und so lassen wir hier einfach. T.W.]
Was zur Sicherung des Flugfeldes noch gefehlt hätte, wären ein paar Ozelots zur Sicherung des Luftraums ;-)
aber wie gesagt…top Einsatz!
Ein Fazit als militärisch interessierter Laie, ohne Anspruch auf fachliche Kompetenz und Hintergrundwissen:
Ich freue mich über das gute Gelingen und bin beeindruckt vom Bild einer professionellen und einsatzbereiten Armee.
Das Bild im Flight Radar von 4-5 A-400M / A321 aufgereiht zwischen Wunstorf und Jordanien hinterließ schon Wirkung.
Zugegeben, als dann noch die zivile Transportkapazität der Antonov von SALIS dazu kam, hatte ich latent das Gefühl: Ist das noch das set up für Evakuierung von ein paar hundert Personen oder wurde versehentlich das Drehbuch für „Rommel light – Operation Wüstenfuchs reloaded“ rausgeholt? :-)
Auch die Präsenz der Führungsebene in Jordanien, Kdr. Rgt 26, Kdr LL Brg. 1, Kdr DSK , temporär der GI vor Ort..
ging in diese Richtung.
Aber auch da wo der Eindruck eines event. „too much“ aufkam, bleibt als Bürger das Gefühl: Das würde dann auch an einem Tag X im einem noch größeren Rahmen auf kürzere Distanz innerhalb Europas als Kräfte der ersten Stunde funktionieren.
Positiv ist auch der Eindruck, dass DE im Verbund mit Partnernationen in der ersten Reihe massiv Präsenz gezeigt und Verantwortung übernommen hat. Da dominierte bis jetzt in der Öffentlichkeit doch eher das Bild des defensiven Mitläufers in der zweiten oder dritten Reihe.
@ Obibiber Wozu Ozelots? Keine der Konfliktparteien wollte es sich mit dem Ausland verscherzen.
@Dirk Wege
Ihrem Beitrag entnehme ich die Empfehlung die IC sollte sich auf die verlässliche militärische Organisation, straffe Hierarchie und politische Glaubwürdigkeit der beiden sudanesischen Soldatesken verlassen haben?
Wie einfältig in Beurteilung der Lage.
Jetzt muss im Hintergrund das Org- und Besorg sowie das Lagebild besser werden, dann wäre wirklich alles top.
Aber davon abgesehen hat die gesamte Aktion funktioniert, schnell und alle sind gesund zurück.
@Dirk Wege:
bzgl Ozelots…
in den Tagen vor der Evakuierung wurden durch die Konfliktparteien auch Kampfjets über der Stadt eingesetzt….
außerdem haben die Konfliktparteien auch Helis…
Morgen Nachmittag ist in Wunstorf ein größeres Homecoming geplant. BMVg und Presse werden auch dort sein, wenn mehrere A400M zurück kommen:
[Jo, steht oben, im letzten Absatz, einfach bis zum Schluss lesen. T.W.]
@S4 Offz
„Org- und Besorg“ stimme ich zu, also warten auf Vollausstattung. Wobei ich unterstelle, die stand-by Truppe der LLBrig 1 ist dabei auf der Höhe, oder?
Aber „Lagebild besser werden“, gibt’s Anhaltspunkte für ein unzureichendes Lagebild, zumal die EU-Weite Zusammenarbeit als gut bewertet wird?
Dass US /UK mit Intel hinterm Berg hielten, erachte ich als unwahrscheinlich, es saßen alle zumindest im gleichen Boot.
Wie kommen Sie also zu Ihrer Beurteilung?
Als Titelbild wird eine UK C-130 gezeigt.
Neuesten Meldungen der BBC zufolge ist D massiv verärgert über das voreilige, unprofessionelle, diplomatisch öffensichtlich nicht abgestimmte Verhalten der USA und insbesondere UK,
Unsere AA Ministerin wirft den USA und UK sinngemäß vor, sich nur um Botschafts Personal gekümmert zu haben und andere Nicht Diplomaten Staatsbürger und deren Angehörige zurück gelassen zu haben.
Da hatte diese dann gern mitgenommen.
Pistorius selbst hat diesen Vorfall heute ebenfalls indirekt in einen Interview bestätigt.
UK musste laut BBC die Sudanesen vor Ort bezahlen, um ihre unerlaubt vorab gelandeten Kräfte wieder starten zu dürfen.
UK Mode bestreitet dies vehement…
Das sieht im geringsten Fall nach einer schlecht bis gar nicht abgestimmten Bündnis Operation aus.
Im schlimmsten Fall, wenn die Deutschen Quellen der BBC Recht haben, nach einen Tritt in den Hintern für die Deutschen durch UK und USA Kommando Egoisten Aktion.
D ist in Diplomatie Lösung von Krisen mit dt. Staatsbürgern im. Ausland an sich seit 50 Jahren erfolgreich.
Kann mir also durchaus vorstellen, dass UK da mal groß imperial in den haarklein getakteten deutschen Diplomatie Plan dazwischen gegrätscht ist.
@TW:
Versuchen sie doch ggf. mal durch ihre Kontakte näheres zu erfahren. Danke.
[Erstmal empfehle ich das gemeinsame Statement von Baerbock und Pistorius am vergangenen Montag, da hatte der Verteidigungsminister ja schon was zu gesagt…
https://augengeradeaus.net/2023/04/mehr-als-400-menschen-von-der-bundeswehr-aus-dem-sudan-ausgeflogen-neufassung/
T.W.]
@KPK
Mit Org und Besorg meine ich, dass eine Stelle während der Operation federführend koordinieren sollte. (zumindest den logistischen Aspekt). Von Kameraden aus dem Logistikzentrum der Bundewehr klang das eher nach Telefonanrufen von verschiedenen Leuten wie“ Ich brauche dies und das und das am besten gestern“. Hier hätte man sich eine zentrale Ansprechstelle gewünscht. Aber das ist nur Schmuck am Nachthemd.
Mit Lagebild besser werden schlag ich ungefähr in die gleiche Kerbe. Auf den gleichen Strang hieß es, dass das Lagebild zumindest auf der Ebene aus den Nachrichten der Tagesschau oder dem Blog hier Bestand und der Flugzeugverfolgung auf Flightradar. Ich hätte schon den Anspruch, dass Bundeswehrintern 1 Lagebild wie auch immer geartet an beteiligte Dienststellen geht.
Ausstattungsmäßig bin ich komplett bei ihnen, da gibt es nichts zu bemängeln. Und Intel unserer Verbündeten kann ich nicht beurteilen.
@Der_Picard:
Ich denke, dass da die Führung AA etwas sehr grob war. Eine „wohlwollende Nichbeachtung“ wäre m.E. der bessere Weg gewesen.
Was hätte UK denn tun sollen? Es war keine NATO-Mission und eine Koordinierung auf EU-Ebene war schon allein deshalb nicht möglich, weil UK nicht mehr in der EU ist…
Man wollte sich außerdem als weiterhin autarke und fähige Militärmacht inszenieren – nach innen und außen -, die keinerlei Hilfe nötig hat und militärisch alle Fähigkeiten eigenständig vorhält. Strategische und taktische Kräfteverlegung, „Geiselbefreiung“ (diplomatischer Dienst), Evakuierung (der Rest der Gesellschaft), Sanität…..
Inwieweit das geklappt hat, mag jeder für sich entscheiden.
Die USA jedenfalls ziehen mitllerweile AUS als Partner deutlich UK vor.
Dass sich die USA nie um sowas wie „Internationale Absprachen und Abstimmungen“ scheren ist normal.
„Lead, follow, get outta my may!“ ist derene Mantra seit Jahrzehnten und es ist auch nachvollziehbar.
Die USA sind hier die einzigen, die immer betonen, dass IHRE Bürger, IHRE Soldaten und IHRE Interessen Vorrang haben. Da sie sich grundsätzlich nicht auf andere Kräfte abstützen, ist dies folgerichtig und konkludent.
@ S4 Offz sagt:
28.04.2023 um 0:09 Uhr
Nun vielleicht ist das Logistikzentrum diese federführende Stelle – dann wäre es genau richtig gelaufen.
@ KPK Natürlich ist haben besser als brauchen. Aber die Bundeswehr hatte keine Ozelot dabei. Waren die Verantwortlichen da auch einfältig? Irgend jemand wird die Bedrohungslage ja wohl analysiert haben. Ich wiederhole mich da gerne: Egal, wer da die Oberhand behält, die wollen keinen Ärger mit uns. Da hängt finanziell zu viel dran. Und nein, ich bin nicht einfältig. Ich bin ein Freund von Überlegenheit durch überlegene Feuerkraft und robustes Vorgehen. Das war hier aber, wie es aussieht, nicht nötig. Die beharken sich untereinander. Da haben die genug zu tun. Ein Luftfahrzeug kann man auch außerhalb der Reichweite des Ozelot vom Himmel holen. Jagdschutz gab es doch keinen, oder?
@Bow
Nur das die USA schnell entschieden haben, ihre Bürger in zwei Klassen zu teilen, nämlich Diplomaten und deren Angehörige, die evakuiert wurden und der große Rest ihrer Bürger, der sich bitte um sich selbst kümmert.
M.E. keine Glanzleistung.
Die Politik zerredet oft sehr viel. Unsere Soldaten sind besser, als es oft dargestellt wird. Ich bin aus persönlichen Gründen heilfroh, dass unsere Soldaten gesund nach Hause kommen.
@BravoNovember
Um federführende Stelle zu sein brauche ich aber die Beauftragung dies zu tun und auch Zuarbeit in Form von Meldungen beispielsweise.
In allen Weisungen und Befehlen MilEvakOp betreffend ist das LogZBw nicht als federführende Stelle bekannt, sondern unterstützt. Es ist ja auch eine lessons learned für die Zukunft
Es hört sich für mich so an, also ob man in Downing Street einfach in gewohnter Manier als „kleiner Satan“ einfach genau dasselbe machen wollte wie die USA.
Dabei hat man irgendwie vollkommen übersehen, dass der Anteil der britischen Staatsbürger im Sudan aufgrund der kolonialen Vergangenheit und der Migration der letzten Jahrzehnte einfach wesentlich höher ist wie der anderer europäischer Länder. Es gibt einfach sehr viele Sudanesen die (auch) die britische Staatsangehörigkeit haben und die den Schutz der britischen Regierung ebenfalls für sich beanspruchen, was als Staatsbürger auch ihr gutes Recht ist.
Blitzschnelle Special Forces Aktionen reichten dort eben nicht aus.
U.S. zu Evakuierende wurden über ca 800 km nach Port Sudan begleitet, ausschließlich von Kampfdrohnen. Ein beachtliches Vertrauen in die eigene operative Fähigkeit im Handling der UAS, und in die Zuverlässigkeit des Systems.
U.S. SOF flogen am 22. April zwar kurzzeitig in die Hauptstadt Khartum, um amerikanische Mitarbeiter der Botschaft und anderes amerikanisches Regierungspersonal zu evakuieren.
16K bis 19K sollen sich jedoch im Land weiterhin aufhalten.
https://www.militarytimes.com/flashpoints/2023/04/30/us-conducts-first-evacuation-of-its-citizens-from-sudan-war/