Neue Besetzung auf Spitzen-Posten: Schilling wird Stellvertreterin GI, Freuding soll das Heer führen

Für die nächsten Monate waren schon länger Veränderungen an der Spitze des Verteidigungsministeriums erwartet worden; es kursierten (und kursieren) viele verschiedene Varianten für Besetzung und Zuschnitte von Abteilungen usw. Was das Ressort am (heutigen) Dienstag offiziell bekanntgab, war allerdings bislang nicht dabei: Die Abteilungsleiterin Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte (EBU) im Verteidigungsministerium, Generaloberstabsarzt Nicole Schilling, wird neue Stellvertreterin des Generalinspekteurs. Der Leiter des Planungs- und Führungsstabes, Generalmajor Christian Freuding, soll im Herbst neuer Heeresinspekteur werden.

Die Mitteilung des Ministeriums im Wortlaut:

Veränderungen bei militärischen Spitzenverwendungen:
Generaloberstabsarzt Dr. Nicole Schilling wird Stellvertreterin des Generalinspekteurs
Generalmajor Dr. Freuding wird neuer Inspekteur des Heeres

Die Bundeswehr steht aufgrund der internationalen Bedrohungslage vor historischen Herausforderungen. Ziel von Verteidigungsminister Boris Pistorius ist, die Einsatzbereitschaft der Truppe in den kommenden Jahren massiv zu stärken. Neben den Großvorhaben Beschaffung, Personal und Infrastruktur wird Minister Pistorius personelle Veränderungen im militärischen Bereich vornehmen.

Generaloberstabsarzt Dr. Nicole Schilling wird Stellvertreterin des Generalinspekteurs, General Carsten Breuer. Sie löst Generalleutnant Andreas Leonhard Hoppe ab und wird damit die erste Soldatin in dieser Funktion. Zuletzt hat die Ärztin und Sanitätsoffizierin der Luftwaffe die Abteilung Einsatzbereitschaft und Unterstützung Streitkräfte (EBU) im Verteidigungsministerium geleitet. Zuvor war Dr. Schilling Chefärztin des Bundeswehrkrankenhauses in Westerstede, Vizepräsidentin des Bundesamtes für das Personalmanagement und stellvertretende Leiterin der Abteilung Personal im BMVg.

Generalmajor Dr. Christian Freuding wird Inspekteur des Heeres. Er löst Generalleutnant Alfons Mais im September ab. Generalleutnant Mais hat sich in den vergangenen Jahren mit viel Engagement und Herzblut dieser Aufgabe gewidmet. Auch ihm ist die erfolgreiche Aufstellung des Leuchtturmprojekts Brigade Litauen zu verdanken. Generalmajor Dr. Freuding wird diesen Weg weiter verfolgen und mit seiner militärischen, administrativen sowie politischen Expertise zusätzlichen Schwung und Veränderung in die Projekte des Heeres bringen.
Generalmajor Dr. Freuding blickt auf eine lange Karriere an zentralen Stellen in der Bundeswehr sowie im Bundesverteidigungsministerium zurück. Er leitet derzeit den Planungs- und Führungsstab des Ministeriums und hat ihn in der vergangenen Legislaturperiode erfolgreich aufgebaut. Er ist zudem Leiter des Sonderstabs Ukraine und steht dabei wie wenige andere in der Ukraine und in Deutschland für die Unterstützung des Landes. Er hat sich bei Deutschlands Partnern und Alliierten höchste Anerkennung als Ukraine-Experte erworben.

Minister Pistorius dankt Generalleutnant Hoppe und Generalleutnant Mais für deren engagierten Einsatz für die Bundeswehr, die Verteidigungsfähigkeit und unser Land. Beide haben in den vergangenen Jahren an zentraler Stelle zu wichtigen Reformen und Veränderungen beigetragen.

Da stellt sich natürlich die Frage, ob das schon alle Veränderungen in diesem Bereich sind – in den vergangenen Wochen war unter anderem spekuliert worden, ob die Abteilungen im Verteidigungsministerium neu zugeschnitten werden (und Schilling dann eine herausgehobene Stellung bekommt).

Die Ärztin wird damit die erste Frau auf diesem Posten, nachdem sie zuvor bereits als erste Soldatin Abteilungsleiterin im Ressort geworden war. Mit der Entscheidung für die bisherige Abteilungsleiterin als neue Stellvertreterin des Generalinspekteurs (der nach dieser Mitteilung ja offensichtlich bleibt, auch das galt nicht unbedingt als sicher) vollzieht Pistorius einen Schritt, der eigentlich schon seit Wochen erwartet worden war: Der bisherige Amtshinhaber galt, das wurde auch öffentlich bekannt, durch parallele außereheliche Beziehungen mit mehreren Frauen als erpressbar. Offiziell wollte sich das Ministerium bisher allerdings dazu nicht äußern, im Unterschied zu anderen Generalen, die wegen angeblichen Fehlverhaltens auch sehr schnell öffentlich von ihrem Posten entfernt wurden.

Auch die geplante Berufung Freudings an die Spitze des Heeres kommt einigermaßen überraschend. Der bisherige Amtsinhaber hatte in den vergangenen Jahren mit Kritik nicht gespart, berühmt wurde seine öffentliche Aussage nach Beginn der russischen Invasion der Ukraine, das Deutsche Heer stehe in dieser Situation blank da. Er selbst hatte offensichtlich deshalb bereits in der Vergangenheit mit seiner Ablösung gerechnet. Warum sie jetzt kommt, ist nicht so recht klar – zumal Freuding bislang die für den Inspekteursposten übliche Verwendung als Divisionkommandeur erst demnächst absolvieren sollte.

(Archivbild: Schilling bei der Beförderung zum Generaloberstabsarzt durch Verteidigungsminister Pistorius im November vergangenen Jahres – Foto Bundeswehr)