Nach Spitzengespräch: Ministerium und Industrie setzen weiter auf den Schützenpanzer Puma

Nach dem Debakel mit dem Schützenpanzer Puma, von dem bei einer Übung alle 18 Fahrzeuge ausgefallen waren, wollen Verteidigungsministerium und Industrie auch weiterhin an dem Gefechtsfahrzeug festhalten. Der Puma hat eine klare Zukunft bei uns in der Bundeswehr, wir brauchen ihn, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn nach einem Treffen der Ministeriumsspitze mit den Herstellerfirmen. Allerdings sind sowohl technische Verbesserungen an dem Schützenpanzer als auch eine bessere Ausbildung der Soldaten geplant.

Bei der Übung im Schießübungszentrum des Heeres waren im Dezember vergangenen Jahres 18 von 18 Pumas mit einem Defekt liegengeblieben – ausgerechnet in einer Version, die für den Einsatz in der NATO-Eingreiftruppe ab Januar vorgesehen und dafür auch nachgerüstet worden war. Die Herstellerfirmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) hatten 17 der 18 Schützenpanzer bis zum Jahresende instandgesetzt. Allerdings hatte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht die Pumas nicht nur aus der NATO-Verpflichtung herausgenommen, sondern auch die bereits bewilligte Nachrüstung weiterer Schützenpanzer dieses Typs ausgesetzt.

In einem Spitzengespräch am (heutigen) Freitag im Verteidigungsministerium, zu dem Lambrecht und Zorn mit Rheinmetall-Chef Armin Papperger und KMW-Chef Ralf Ketzel zusammenkamen, bemühten sich beide Seiten offensichtlich um Schadensbegrenzung – und vereinbarten, schnell die nötigen Schritte für eine weitere Nutzung dieses Schützenpanzers in der Bundeswehr umzusetzen. Weiterhin sei der Puma das beste Schützenpanzerfahrzeug der Welt, sagte Papperger, und Lambrecht betonte: Das Heer steht zum Puma, die Truppe möchte am Puma festhalten.

Die Ministerin, die nach Bekanntwerden der Ausfälle vor allem von der Industrie eine schnelle Beseitigung der Schäden verlangt hatte, räumte bei der gemeinsamen Pressekonferenz nach dem Treffen auch Versäumnisse der Bundeswehr im Umgang mit dem Schützenpanzer ein. Es sei klar, dass es Probleme bei der Abstimmung zwischen Industrie, Truppe und Logistik gegeben habe und künftig unsere Leute in der Truppe deutlich besser ausgebildet werden müssen, sagte Lambrecht.

Das bedeute zwar nicht, dass die Soldatinnen und Soldaten des Panzergrenadierbataillons 112 aus Regen, bei deren Pumas die gehäuften Schäden aufgetreten waren, schlecht ausgebildet wären, betonte der Generalinspekteur. Es komme jetzt aber darauf an, eine ganz andere Art von Logistikkonzept für den Schützenpanzer zu entwickeln und die Truppe auch dafür auszubilden. Offiziell wird der Puma seit 2015 in der Bundeswehr genutzt; 2021 hatte das Heer die taktisch-operative Gefechtstauglichkeit erklärt.

Papperger und KMW-Chef Ketzel sagten die weitere Unterstützung der Herstellerfirmen bei der Weiterentwicklung des Pumas zu – auch im Bemühen, das Gefechtsfahrzeug robuster zu machen. Entscheidend sei dafür die Kooperation von Industrie und Bundeswehr: Fingerpointing bringt überhaupt nichts, sagte Papperger.

Für beide Seiten geht es um viel: Für die Industrie um einen Schützenpanzer mit komplexer Technologie, die auch für die Entwicklung neuer gepanzerter Waffensysteme und damit für künftige Aufträge von Bedeutung ist. Für die Bundeswehr hängt daran der Einstieg in die Digitalisierung von solchen Waffensystemen: Der Puma ist essenziell für die Zukunftsfähigkeit des Heeres, sagte Zorn.

Der Generalinspekteur rechnete damit, dass die defekten Schützenpanzer noch im ersten Halbjahr wieder instandgesetzt werden, die – ohnehin vorgesehenen – Inspektionen durchlaufen und damit noch in diesem Jahr wieder für die NATO-Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) zur Verfügung stehen könnten.

Allerdings bleibt nach Angaben von Lambrecht vorerst die Entscheidung bestehen, die bereits finanzierte Nachrüstung weiterer Pumas zurückzustellen. Darüber werde wie auch über ein mögliches zweites Los der Schützenpanzer entschieden, wenn das Ministerium das gegenüber dem Bundestag verantworten könne, sagte die Ministerin.

Die Pressekonferenz zum Nachhören:

230113 Statement PUMA Gipfel     

 

(Archivbild April 2020: Richtschützenausbildung des Panzergrenadierbataillons 112 auf dem Schützenpanzer Puma auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz – Maximilian Schulz/Bundeswehr)