Noch ein Sammler: Probleme mit dem Schützenpanzer Puma (Update)
Der massenhafte Ausfall von Schützenpanzern des Typs Puma bei einer Übung der Bundeswehr in der vergangenen Woche lässt immer noch viele Fragen offen. Was eigentlich genau passiert ist und wie es dazu kam, ist bislang – zumindest öffentlich – nicht bekannt. Und auch die bisher vorliegenden Mitteilungen ändern daran wenig. Deshalb, ohne Bewertung und Anspruch auf Vollständigkeit, auch zu diesem Thema ein Sammler mit evtl. Ergänzungen:
Das Thema führte zu vielen Fragen in der Bundespressekonferenz am (heutigen) Mittwoch; Aussagen dazu von Oberst Arne Collatz, dem stellvertretenden Sprecher des Verteidigungsministeriums:
Das Transkript dazu:
Frage: Zum erweiterten Themenkreis deutsche Ukrainehilfe auch an das BMVg: Krauss-Maffei Wegmann hat jetzt angekündigt, sich an der Analyse der Schäden an den Puma-Panzern zu beteiligen. Nach unseren Informationen haben sie die Puma-Panzer aber noch nicht zu Gesicht bekommen. Meine Frage ist: Wann wird das der Fall sein und wie geht es da jetzt weiter?
Collatz: Soweit ich weiß, handelt es sich um insgesamt 18 Panzer, die jetzt auf verschiedenen Wegen zum Teil zurück zu den Standorten ihrer Heimatbataillone gehen. Nach meiner Kenntnis – das ist der andere Teil, den ich erwähnen möchte -, sind acht Panzer aber bereits in Unterlüß, also an dem Industriestandort, angekommen und werden dort bereits begutachtet – zumindest ein Teil von denen -, und die Arbeiten daran laufen schon. Wie lange das dauert, kann ich nicht sagen. Sie haben die Ministerin ja schon vielfach in der Öffentlichkeit vernehmen können. Sie drängt natürlich darauf, dass das möglichst zeitnah geschieht, und hofft darauf, dass wir zum Ende der nächsten Woche zumindest eine Analyse des Schadensbildes haben.
Zusatzfrage: Noch einmal die Nachfrage nach dem Zeitplan: In der Pressemitteilung hieß es, bis Ende nächster Woche. Heute Morgen im Deutschlandfunkt hat die Ministerin wieder von Wochen und von „möglichst bald“ geredet.
Collatz: Ich denke, dass das zwei verschiedene Dinge sind. Zum einen spricht sie die Schadensanalyse an – das ist bis Ende nächster Woche geplant – und zum anderen die Abstellung der Mängel soweit möglich. In Bezug auf das Letzte sagt sie, das seien wenige Wochen.
Frage: Herr Collatz, wir haben die Schadensanalyse ja noch nicht. Deshalb nur grob gefragt: Stimmen Informationen, wonach die Mehrzahl der 18 Panzer, um die es geht, kleinere Schäden hat und höchstens zwei Panzer größere Schäden haben, beispielsweise einen Kabelbrand oder einen Schaden am Zahnkranz des Turmes, während die Mehrzahl Schäden hat, die relativ schnell behoben werden können?
Collatz: Ich habe es so wahrgenommen, dass auch die Industrie noch nicht sagen kann, wie groß das Schadensbild im Einzelfall ist. Sicherlich wird die ganze Spannbreite vorhanden sein. Für uns kommt es natürlich darauf an, dass uns jenseits des aktuellen Schadensbildes auch verlässlich aufgezeigt wird, wie die Stabilität dieses Systems darüber hinaus gewährleistet sein kann.
Zusatzfrage: Wann sind die letzten Schäden aufgetreten? An welchem Tag waren die letzten Schadensereignisse?
Wie war dann der Meldeweg über General Butler in die Führung des Heeres und ins Verteidigungsministerium? Wann hat wer davon erfahren?
Collatz: So stark ins Detail kann ich dazu nicht gehen. Aber vielleicht kann ich wiederholen, was bereits in der Öffentlichkeit genannt wurde, auch durch die Ministerin selbst. Vielleicht fange ich ganz vorn an. Die VJTF-Fähigkeit des Panzers wurde durch den Inspekteur des Heeres im März 2021 bestätigt. Auch das hat er nicht ohne Grundlage getan, sondern nach vielfältigen Tests und Erprobungen. Sie können das alles recherchieren. Dieser Bericht ist auch öffentlich einsehbar. Danach gab es natürlich eine Reihe von Übungen. Mit Blick auf die VJTF-Verpflichtungen ist es übliche Praxis auch der Truppe, dass man die Truppe insgesamt mit ihrem Material auf diese Aufgabe vorbereitet. Bei dem Großverband, der hierfür verantwortlich ist, der 10. Panzerdivision, die von General von Butler geführt wird, hat es mehrere Vorbereitungsübungen gegeben, die sich über Wochen erstreckten. Erst in der letzten Woche kam es, wie dann durch die Truppe gemeldet wurde, zu einem größeren Schadensereignis.
Die Meldungen waren so: Am Mittwoch – das war alles in der letzten Woche – waren die Ausschusssitzungen – darauf wollen Sie vielleicht hinaus -, die über eine Freigabe von Geldern entschieden haben. Im Laufe des Donnerstags erreichte die Benachrichtigung aus der Truppe das BMVg. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Ministerin bereits auf einer Dienstreise in Mali, wurde aber umgehend informiert. Sie hat dann weitere Informationen eingeholt. Das Wochenende wurde genutzt, um das Lagebild zu verdichten, sodass am Montagmorgen in aller Frühe noch vor der anstehenden Reise in die Slowakei ein Gespräch stattfinden konnte, um das Gesamtbild zu festigen. Direkt im Anschluss an dieses Gespräch und auf Grundlage dieser erst dann bestehenden Lagefeststellung wurden auch das Parlament und anschließend die Öffentlichkeit informiert. Das war die Reihenfolge.
Zusatzfrage: Noch einmal: Wann war das letzte Schadensereignis?
Collatz: Das kann ich Ihnen nicht sagen, wann genau, in welcher Minute – – –
Zusatz: (akustisch unverständlich)
Collatz: Wir sitzen hier auf der Regierungsbank und nicht im Leitungsbüro eines Gefechtsschadensbüros des Grenadierbataillons. Das kann ich Ihnen nicht sagen, und das werde ich auch nicht herausfinden können.
Frage: Kurze Lernfrage! Herr Collatz, ist es nicht üblich, dass Industrietechniker auch bei Übungen dabei sind? Warum hat Krauss-Maffei bisher keinen Zugang, keinen Zugriff auf die Panzer gehabt?
Collatz: Ich kann die Ihrer Frage zugrunde liegende Feststellung nicht bestätigen.
Zusatzfrage: Dass bei Übungen Techniker der – – –
Collatz: Nein, dass sie nicht dabei gewesen seien.
Zusatzfrage: Waren sie also dabei?
Collatz: Nach meiner Kenntnis sind bei jeder dieser Übungen Techniker dabei.
Zusatz: Aber die Firma behauptet, dass sie bisher noch keinen Zugriff auf die Pumas gehabt habe.
Collatz: Offizielle Behauptungen dieser Art kenne ich nicht.
Frage: Das wäre auch meine Verständnisfrage. Hat Krauss-Maffei bisher Zugriff auf die Panzer gehabt? Das habe ich noch nicht richtig verstanden.
Collatz: Nach meiner Kenntnis waren Techniker vor Ort.
Frage: Ich muss noch einmal nach dem fragen, wonach der Kollege gerade gefragt hat. In den Berichten wird doch stehen, wann welcher Panzer ausgefallen ist, meinetwegen nicht auf die Minute genau, aber – – – Weil Sie sagten, Sie werden das auch nicht rausfinden. Das muss doch auch für die Ministerin interessant sein, die ja heute Morgen auch gesagt hat, sie habe in dem Moment, wo sie vom Parlament die Freigabe der Millionen bekommen hat, das noch nicht gewusst. Das heißt, auch die Ministerin hat doch bestimmt ein Interesse daran, zu wissen, ob die verantwortlichen Generäle in den Gefechtsständen, in den Übungsständen das dann schon wussten.
Collatz: Dann habe ich vielleicht angenommen, dass hier genau gesagt werden soll, in welcher Stunde welcher Panzer ausgefallen ist. Das andere wurde bereits alles deutlich gesagt. In den Wochen der Übungen zur Vorbereitung auf die Nato-Speerspitze hat sich das Schadensbild ganz anders dargestellt. Der Puma hatte sich recht gut geschlagen. Die Einsatzbereitschaft lag immer bei über 60 Prozent. Erst in der letzten Übungswoche kam es zu dem geschilderten Ereignis mit einer größeren Schadensmenge.
Das ist der Level an Granularität, den ich Ihnen liefern kann.
Zusatzfrage: Aber die alles entscheidende Frage, die Sie ja auch eben schon gestellt haben – wusste man das vor dem Haushaltsausschuss oder nicht -, die lässt sich nicht klären?
Collatz: Das habe ich doch eben ganz eindeutig gesagt. Die Ministerin hat von diesem letzten Stand, der unerwartet kam, am Donnerstag im Laufe des Tages erfahren. Da war sie bereits in Mali und – – –
Zusatzfrage: Nein, das habe ich verstanden! Die Frage ist: Ist der Panzer vor dem Haushaltsausschuss ausgefallen?
Collatz: Die Ministerin kann ja nur über Dinge entscheiden beziehungsweise mit Dingen umgehen, die sie kennt und weiß. Auch das BMVg kann nur das tun und die Ministerin auf Dinge vorbereiten, die das BMVg kennt und weiß. Vor dem Donnerstag gab es im BMVg keinerlei Hinweise darauf, dass sich die Lage beim Puma so ändert, wie sie sich jetzt darstellt.
Frage: Noch einmal zu der Frage der Industrievertreter bei der Übung: Sie sagen, Sie könnten nicht bestätigen, dass keine da waren. Sind sie denn herangezogen worden? Hat man sie angefordert?
Collatz: Noch einmal: Ich sitze nicht im Büro des Panzergrenadierbataillons bei der Gefechtschadeninstandsetzung. Ich bin hier für Regierungshandeln da. Ich kann Ihnen nicht sagen, wie die Einzelabsprachen auf Bearbeitungsebene vorn an der Truppe, auf der Schießbahn erfolgt sind. Das wird aber sicherlich irgendwann Teil der Gespräche und Untersuchungen sein. Ob dann auch eine Reaktion aus dem BMVg auf Basis der dann feststehenden Dinge erforderlich ist, können wir erst dann bewerten.
Frage: Nur noch einmal zum Verständnis: Krauss-Maffei hat öffentlich klargestellt, dass seine Techniker bislang keinen Zugriff auf die als schadhaft gemeldeten Schützenpanzer bekommen hätten. Dem widersprechen Sie.
Collatz: Nein. Sie hatten am Anfang gefragt, ob Techniker da waren. Nach meiner Kenntnis waren Techniker vor Ort. Alles Weitere entzieht sich der Kenntnis.
Zusatz: Die haben also zugeguckt, aber hatten vielleicht noch keinen Zugriff.
Collatz: Das Spekulieren muss ich Ihnen überlassen. Das tut Ihnen gut, mir nicht.
Update: Eine gemeinsame Erklärung von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall, den Herstellerfirmen des Puma:
Experten untersuchen Schützenpanzer Puma: Industrie mobilisiert Kräfte für kurzfristige Instandsetzung
Seit heute befunden Experten von KMW und Rheinmetall einen Teil der
schadhaften Puma-Schützenpanzer der Bundeswehr, unter anderem am Standort Unterlüß der Rheinmetall AG in unmittelbarer Nähe zum Truppenübungsplatz Munster. Ziel der Experten ist es zuallererst, ein qualifiziertes Schadensbild entstehen zu lassen, um davon ausgehend die umgehende Instandsetzung in die Wege zu leiten.
Die Industrie hat in enger Abstimmung mit dem BMVg bereits weitergehende Maßnahmen eingeleitet. Alle Kräfte sind nun darauf gerichtet, die Fahrzeuge in den nächsten zwei bis drei Wochen instand zu setzen. Die Analyse der Ursachen der offenbar sehr distinktiven Schadensfälle und Schadenausmaße wurde unmittelbar nach Bekanntwerden auch auf der industriellen Seite sofort angestoßen. Von Anfang an agiert die Industrie in diesem Prozess der Analyse engstens mit dem BMVg und der Bundeswehr.
In Abstimmung mit dem Verteidigungsministerium wurden seitens der industriellen Partner Sofortmaßnahmen vorgeschlagen und diese in einem Maßnahmenpaket vorgelegt. Im Zuge der Umsetzung des besagten Maßnahmenpakets wurde fachkundiges Personal von KMW und Rheinmetall auch die Bundeswehr-Standorte entsandt, an denen sich weitere defekte Puma-Fahrzeuge befinden.
Das System Puma stellt das Herzstück der verbundenen digitalisierten Landstreitkräfte der Bundeswehr dar. Die Kriegstauglichkeit des Systems wurde im Jahr 2021 im Zuge einer aufwendigen technischen Prüfung bestätigt.
Um die Bereitschaft der VJTF-Kräfte über den gesamten Zeitraum des Einsatzes verlässlich zu gewährleisten, sollte die Industrie zur Begleitung des Schützenpanzers Puma als Teil des Verbandes kontinuierlich vor Ort bereitstehen und hinzugezogen werden.
Die Industrie will alles daran setzen, dass der Puma weiter Rückgrat der deutschen Panzergrenadiertruppe bleibt. Zugleich ist der Puma für das deutsche Heer integraler und unverzichtbarer Bestandteil des Systems Panzergrenadier.
KMW und Rheinmetall sehen die erfolgreiche Zusammenarbeit mit BMVg und Bundeswehr bei Entwicklung und Zertifizierung des Schützenpanzers Puma als Garanten für die Lösung der aktuell aufgetretenen Probleme.
Die Mitteilung im Original:
20221221_Statement_PUMA_KMW_Rheinmetall
(Aus gegebenem Anlass die dringende Bitte, bei der Debatte nicht völlig in den Bereich der Spekulationen und Anschuldigungen abzugleiten.
(Archivbild Mai 2022: Ein Puma des Panzergrenadierbataillons 212 bei der Übung Defender Europe auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz – U.S. Army National Guard photo by Spc. Hassani Ribera)
Nachhaltig sagt:
22.12.2022 um 14:17 Uhr
Das Projekt FLA ( Future Large Aircraft ) sollte von der Frachtraumauslegung zwei LAV-III oder ein GTK oder ein NeSPz oder 37 Tonnen Zuladung aufnehmen.
In Jahr 2001 hat Rudolf Scharping 73 Flugzeuge von Typ A400M bestellt.
Es war sehr früh klar dass der A400M nur ca. 32 Tonnen für einzelne Frachtgüter, z. B. Panzerfahrzeuge aufnehmen kann.
Jetzt hat 2002 irgendwie die Kommunikation nicht geklappt und es hat den Panzerbauern niemand mitgeteilt dass ihre Dinger nur maximal 32 Tonnen schwer sein dürfen.
So wiegt der GTK Boxer 36,5 t und der SPz PUMA 42,5 t und können deswegen nicht in einen Stück mit den A400M transportiert werden.
Da die Fähigkeitslücke nicht geschlossen wurde sehe ich auf der Bestell Agenda, ganz oben ein weiteres Transportflugzeug.
Voodoo sagt:
22.12.2022 um 17:29 Uhr
Die Idee der Luftverladung ist auf jeden Fall nicht Hirnrissig nur die Umsetzung ist nicht zielführend ausgefallen.
Die besagten Minus 15°C in MUNSTER hat es nur am 14.12.2022 in der Nacht gegeben, tagsüber Minus 0,6°C
https://www.wetter.com/wetter_aktuell/rueckblick/deutschland/munster/DE0007108.html?sid=10246&timeframe=30d
@ Pauvre pecheur sagt:
22.12.2022 um 12:52 Uhr
Volle Zustimmung. Ich habe eine ähnliche Argumentation auch schon vor 3 Tagen hier im Blog geschrieben.
Im Prinzip lassen sich die Industrien teure Grundlagenentwicklungen durch den Staat bezahlen und versuchen dann möglichst viele dieser Entwicklungen für andere , z.T. auch zivile Produkte zu nutzen um damit auf den Weltmärkten Geld zu verdienen.
Die Regierung sieht dem hilflos zu oder akzeptiert dies stillschweigend als deutsche Technologieförderung, die nur über den Militärhaushalt möglich ist, der nicht den europäischen Subventionsregeln unterliegt.
Dabei weiß die Industrie sehr genau was sie tut und was sie tut nicht. Alle Produkte für den zivilen Markt werden weitaus härter getestet, bevor sie in die Produktion gehen, denn z.B. eine solche Blamage des Totalausfalles würde eine Firma unter normalen Umständen ruinieren.
Man kann nur hoffen, dass es für die Zukunft ein Lessons identified und daraus abgeleitet ein Lessons learned gibt.
Die letzten Großprojekte der BW (Tiger, MH90, A400M, Fregatte 125) haben jedenfalls öffentlich einen schlechten Ruf. Wobei der A400M inzwischen wohl der einäugige unter den Blinden ist.
Was mir auffällt, selbst wenn die Systeme irgendwann die meisten geforderten Funktionen erfüllen, bleibt die Einsatzbereitschaft weit hinter den Forderungen zurück. Im Gegenteil sehr aufwendige Wartungen, die auch noch unheimlich häufig durchgeführt werden müssen. Im Prinzip verhält es sich mit dem militärischen Gerät genau umgekehrt zum zivilen, wo die Wartungsintervalle immer größer werden.
Ein Ansatz ist vielleicht ein verstärktes Plattform und Baukasten Denken und BW / NATO Standardschnittstellen wo immer möglich.
Sprich eine Grundplattform für schwere Panzertruppe und darauf dann die Module (Kampfpanzer, Artillerie, Truppentransporter, Schützenpanzer, Bergepanzer usw.
Beim Boxer scheint man diesen weg für gepanzerte Radfahrerzeuge ja offenbar gehen zu wollen (auch wenn das mit den mittleren Kräften noch nicht entschieden ist).
die Komponenten zu Optik, Kommunikation und Bewaffnung dann aus dem Teileregal.
Und das ein Fahrzeug, wenn in Werk A gebaut, anders ist, als aus Werk B, zeigt, dass die Arbeitspläne und Prozesse nicht detailliert genug sind. Am Ende darf nur noch ein Weg zum fertigen Fahrzeug führen. Diesen Schuh muss sich die Industrie alleine anziehen.
Ich möchte zusätzlich zu bedenken geben, wie das Beschaffungswesen mit Ausschreibungszwang zwar zu Konkurrenz und niedrigeren Preisen führen soll, dabei aber oft nichts Gescheites raus kommt. Zusätzlich wird es am Ende auch immer teurer und dauert, zum Ausgleich, länger.
Die Truppe braucht ein neues Wasauchimmer und sagt das dem BaainBw. Eine Ewigkeit später beauftragt das BaainBw dann die Truppe Anforderungen niederzuschreiben.
Hier wird dann manchmal die Anforderungsliste als Wunschzettel missverstanden.
Dann schreibt das BaainBw auf Grundlage der Anforderungen aus und schreibt gleich dazu, dass exakt das angeboten werden muss, was gefordert ist und die Entscheidung nur nach Preis getroffen wird. Hierbei ist es ausgeschlossen, dass die Industrie etwas ggf. Vernünftigeres abweichend anbietet. Will die Truppe einen unbemannten Turm, wird dieser angeboten, auch wenn die Industrie ggf. selber zweifelt, ob das die beste Lösung ist.
Dann bietet die Industrie erstmal das Billigste an, was eine Chance hat die Anforderung gemäß Vertrag zu erfüllen. Es gilt den Abnahmetest zu überstehen. Selbstverständlich wird Mängelhaftung und Preisprüfung vertraglich ausgeschlossen. Ist der Vertrag dann erstmal im Hause hofft die Industrie, dass die Bw etwas an den Anforderungen ändern möchte, denn dann kann man quasi nach Belieben den Preis erhöhen, der Vertrag ist ja schon gewonnen und unterschrieben.
Gibt es dann bei der Nutzung Probleme, freut sich die Industrie wieder, teure Weiterentwicklung anbieten zu können.
Ist das System zu komplex um durch die Bw eigenständig betrieben werden zu können, freut sich die Industrie erneut und bietet für sehr gutes Geld vor Ort Unterstützung an.
Als Bespiel kann man hier den Eurofighter heranziehen. Da gibt es kein Kommando oder Einsatz ohne Industrie Unterstützung auf dem Flugfeld + ca 32 Ingenieure im Systemunterstützungszentrum in 24/7 Schichten/Bereitschaft.
Meiner Meinung nach wird sich mit diesem Beschaffungssystem ohne revolutionäre Änderungen im BaainBw nie etwas ändern oder gar verbessern.
@Ulenspiegel das ist ein sehr guter Punkt, und ein Gedanke, der eigentlich ganz stark in Richtung einer Panzerfamilie gedeutet hätte. Stattdessen hat man versucht den Schützenpanzer anno 1970 mit der Technik von 2030 zu bauen. Woran ist nochmal die Neue Gepanzerte Plattform gescheitert?
@MFG ich sehe das ja auch so, dass man Rad und Kette braucht, aber was der Krieg in der Ukraine nun angeblich zeigt, darüber kann man in 10 Jahren reden. Noch im April zeigte derselbe Krieg angeblich, dass Panzer überflüssig sind.
@MFG: „Der Krieg in der Ukraine zeigt eigentlich gerade ziemlich nachhaltig, dass man Kette benötigt und Radfahrzeuge kein Ersatz sind.“ So zeigt er das? Welche radbasierten Schützenpanzer schneiden denn da gegenüber kettenbasierten Schützenpanzern deutlich schlechter ab?
@Ulenspiegel: Okay – dann also die doppelte Anzahl an Panzern für die gleiche Anzahl an Panzergrenadieren? Einen Boxer auf Kette und einen verkleinerten Leo mit 35 mm Kanone und MELLS?
@Voodoo: Ich denke, dass vier A400m für 3 Pumas dann gereicht hätten. Macht bei 40 A400ms 30 Pumas in einem Rutsch also ca. 2 Kampfkompanien. Mit zwei Flügen pro A400m wäre das Bataillion vor Ort. Und das dann auch mit dem Puma was geht, war ja vor einem halben Jahr noch die Aussage aus der Truppe:
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/puma-bataillon-im-angriff-5457060
Aber @ MFG, niemand hat die Absicht Ketten- durch Radfahrzeuge zu ersetzen. Jedenfalls im Moment noch nicht.
Es geht bisher um Ergänzung. Ein Teil auf Kette, ein Teil auf Rad. Über die Aufteilung kann man sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Auch über die Verbandsstruktur.
Warum das aber keine grundsätzlich schlechte Idee ist, wurde hier im Blog auch schon diskutiert und erläutert.
Schwere Kräfte sind sehr gut im hochintensiven Gefecht (Ukraine), verlangen aber zusätzliche Kraftanstrengungen (z.B. Bahntransport) bei der Verlegung an die Front, falls diese weiter entfernt ist.
Dies spielt gerade für Deutschland als „Etappe“ in so ziemlich jedem momentan denkbaren Konflikt eine immense Rolle. Alles wäre JWD (janz weit draussen).
Dagegen könnten Radfahrzeuge in der Regel deutlich schneller selbständig verlegen und vor Ort sein, um mindestens erste Hilfe zu leisten bis die schweren Kräfte dann später eintreffen und richtig aufräumen.
Im Grunde so die moderne Idee von Kavallerie und Infanterie.
@Alfred Maynard
„Ein Ansatz ist vielleicht ein verstärktes Plattform und Baukasten Denken und BW / NATO Standardschnittstellen wo immer möglich.“
Hierzu gibt es durchaus NATO / EU Standards und Arbeitsgruppen:
https://www.sto.nato.int/Pages/default.aspx
https://www.sto.nato.int/Pages/technical-team.aspx?k=%28%2A%29&s=Search%20AVT%20Activities
https://www.natogva.org/
https://edstar.eda.europa.eu/DocumentLibrary/Download/e255cfb5-3223-41be-926a-5c3b81e122f4
Nach dem mediallen Rummel und oftmals nichtssagenden Pressekonferenzen würde mich jetzt tatsächlich interessieren, was denn der Grund für den Ausfall einer ganzen Kompanie ist. Da wird minutenlang gefragt, viel geredet und nichts gesagt. Die betroffenen Truppenteile sind wahrscheinlich nicht erst seit dem Sommer `22 mit dem SPZ Puma ausgerüstet. Sind es nicht insbesondere die Kompanie- oder Bataillonsschirrmeister die täglich an dem System „arbeiten“ und auch mit ihrer Erfahrung, insbesondere im Vergleich zum Marder, aussagekräftig sind, oder ist das nicht gewollt?
Schade eigentlich, denn wie so oft überwiegt eine starke Behauptung einen schwachen Beweis. Dem ein oder anderen ist es wahrscheinlich bewusst, wie schnell die Ampel in SAP rot leuchtet, aber die „Kriegstauglichkeit“ des Systems gegeben ist. !Für den Übungsbetrieb elementar wichtig, jedoch für die KRIEGSTAUGLICHKEIT nicht entscheidend!
Meiner Meinung nach bedarf es jetzt einer ehrlichen, Lobbyunabhängigen und auch prakmatischen Aufklärung. Auch wenn der Marder 1A5 als verlässlicher, einsatzerprobter SPZ in dem Großteil der Grenadierbataillonen steht, kann nur der Puma die Zukunft sein. Ob man will oder nicht, ist die Technik (und ja diese ist intensiv, sowie auch teuer in Wartung und Entwicklung) der Gamechanger auf dem modernen Gefechtsfeld.
@Ulenspiegel „Es geht zum einen um die grundsätzliche Diskussion…“ Darauf habe ich gewartet. Unbemannter Waffenstation für israelische „Namer“, „Eitan“, nach Test, vorübergehend unterbrochen. (eine andere Taktik) Еinen Feuerunterstützungspanzer ‚Karmel“ (30-40 mm.) die Crew von 2 Mann, plus unbemannte Variante. Regards…
@Bruto
Auch andere Länder haben die F-104 überladen, oder warum auch immer viele tote Piloten. Ihre Aussage ist also I korrekt.
Italien als Beispiel: http://www.916-starfighter.de/F-104_AMI_losses.htm
[Wäre schön, wenn wir von den ganzen OT-Arabesken weg- und zum Thema zurückkommen könnten. T.W.]
@ Unicorn
Nichts für ungut, der Marder 1A5 steht nicht beim Großteil der PzGrenBtl im Dienst. Der Großteil hat den Puma im Bestand – und von den PzGrenBtl auf Marder ist es auch nicht mehrheitlich der 1 A5.
Aber in einem haben Sie Recht: auch mit der jetzt beauftragten Nutungsdauerverlängerung sind die Tage des Marders absehbar gezählt.
Und nichts für ungut, bei aller berechtigten Kritik:
man schaue nach GBR: Dort bekommt man nicht einmal eine Panzerfamilie ans Laufen, die auf einem schon bestehenden System basiert.
Man schaue nach USA: Dort verlegt man sich auf Upgrades bestehender Systeme, einen Sprung wie z.B. zur PzH 2000 hat man dort bis heute nicht geschafft. Und es ist zumindest nicht unwahrscheinlich, dass der Nachfolger für den SPz M2 auf einem ausländischen Muster (z.B. Lynx) basieren wird.
Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass man vom Puma abrücken wird – wir reden hier nicht von bummelig 50 Exemplaren, wie beim KH Tiger. Dieser ist und bleibt ein erstklassiger Panzerabwehrhubschrauber, wofür er auch ausgelegt war (Mastvisier), aber er wird kein Kampfhubschrauber werden (können).
Zur causa PUMA gibt es eine Weiterung: fällt der PUMA, fällt damit wohl auch die der NATO für 2025 angezeigte schwere Division (vorgezogen von 2027) .
Olek Olkha
Warum 30-40mm?
Im Marder 2, gab es eine Kanone 35mm.
Doppelläufigkeit, umrüstbar auf 50mm in unter 5 Minuten.
Der Marder 2 war unter anderen Untermotorisiert.
Würde man ein neuen SPz aufbauen, nimmt man ein Leo 2 Fahrgestell und Wanne, samt Motor mit 1.500 PS. Minimal mehr PS wie der SPz Puma besitzt. Die Schutzklasse der Panzerung entspricht die des Leo 2 A6 oder A7.
Der Motor wird beim Bau nach vorne versetzt, siehe PZH 2000.
So kommt man in die Nähe des israelischen Namer heran und an die künftige Vorstellung des Heeres, das der neue Schützenpanzer durchhaltefähiger, robuster ist.
Die Frage die sich in den letzten Tagen stellte ist.
Der neue Leo 2A7, ist auch mit Technik vollgestopft.
Wieso, gibt es beim Leopard 2, keine Ausfälle technischer Natur?
Liegt es an der Länge der bzw an der Kürze der Fahrzeuge Puma versus Leopard 2?
Puma, hat zu wenig Platz im Inneren? Überfrachtetes Systems Puma?
Für Auslandseinsätze, holt man dann andere Fahrzeuge wie den CV90, Lynx oder den Radkanonenboxer auf GTK Boxer Basis.
Allerdings auch mit der Kanone vom Marder 2, Rheinmetall rh 503.
@Erwinson
Das Ding ist, dass die Balten selber Radpanzer haben und dass das Thema militärische Logistik ja nicht zum ersten Mal auf dem Tisch liegt. Ich habe das Gefühl in Deutschland malt man sich seine Verlege-Wunschträume so aus wie man es gerade braucht (A400-Verlastbarkeit als Designkriterium, jetzt die Mittleren Kräfte) statt mal unsere Verbündeten im Osten zu fragen was sie sich denn von und wünschen. Mein Tipp wäre, dass sie ordentlich gepanzerte Feuerkraft mit Flugabwehr und EW und dazu ein starkes logistische Rückgrat wollen, mit Bahn und echten strategischen Lufttransportern. Überzüchtete, nicht interoperable Goldrandfahrzeuge zum Stückpreis einer afrikanischen Volkswirtschaft fallen vermutlich eher nicht darunter, genausowenig wie eine neue Kräftekategorie-Kopfgeburt, deren einzige Begründung ist, dass man in Deutschland nicht „Infanterie“ sagen darf, sondern zwei Konfessionen zur Wahl hat, die je ihr eigenes (Radpanzer-)Ding machen. Gegen schnell verlegefähige Infanterieverbände auf Boxer hätte ich ja noch nicht mal was.
Es geht in erster Linie doch nicht darum, ob die Technik beherrschbar ist oder Panzergrenadiere noch zeitgemäß sind, sondern um die Verlässlichkeit der technischen Komponenten und d as Projektmanagement: Waren die Probleme bekannt? Sind sie bereits in den Abnahmen aufgelistet (oder kommen dort Punkte aus dem Lastenheft nicht vor)? Wie ist die Ausfallquote bei vergleichbaren Komponenten/Panzern?
@Hans Dampf: zweifellos ist die von Ihnen erwähnte UH T bezogen auf den Verwendungszweck per se ein gutes, wenn nicht sehr gutes Waffensystem. Zugleich stellt er ein gutes Beispiel dar, dass es gleichzeitig ein nicht durchdachtes und störanfälliges Konzept der Wartung und Instandhaltung aufweist, mit dem zudem völlig sachfremd umgegangen wird (siehe: „Ersatzteile kaufen wir dann, wen wir sie brauchen“). Das Ganze wird durch eine, wie nicht wenige Airbus-Kunden äußern, eher unlustige und mangelhafte Unterstützung seitens des Herstellers verstärkt. In den ganzen Diskussionen zeigt sich, dass es am gesamten Beschaffungsprozess krankt, und zwar in jeder Hinsicht (strukturell und personell).
Auch andere Nationen haben diesbezüglich Probleme, zweifellos. Das entschuldigt jedoch die eigenen überhaupt nicht. Außerdem, das muss man betonen, tritt man hierzulande mit einer gewissen Anspruchshaltung auf: Puma, der „beste Schützenpanzer der Welt“ (den erstaunlicherweise sonst keine Armee kaufen will). Was man nicht vergessen sollte: diese dysfunktionalen Waffensysteme verschlingen Milliarden an Steuergeld, allein der Puma kommt mittlerweile auf rund 17 Mrd. je Exemplar – „bummelige“ Kosten?
[Die Aussage mit „rund 17 Milliarden je Exemplar“ für den Puma halte ich doch für etwa tausendfach überzogen. T.W.]
@Hans Dampf sagt USA & UK
Da könnte man jetzt auf jeden Ihrer Punkte eingehen und genauer hinschauen, wer den schäbigeren MIC hat, so wie Sie das schon begonnen haben, am Ende ist es aber mit Blick auf die Streitkräfte getan: USA und UK können sich und andere verteidigen, Deutschland nicht, mit oder ohne Puma, sondern ist auf die angewiesen/ruht sich auf Kosten der Alliierten aus. Deshalb macht diese Puma-Nummer auch keinen riesen Unterschied, denn es ändert nicht wirklich etwas.
@TW: Klar, käme auch in Lire nicht hin, also: Mio, sorry.
Und da bin ich doch vollkommen bei Ihnen @Felix.
Mir wären Boxer Gruppentransportfahrzeug und „Schwerer Waffenträger Infanterie“ auch
„Mittlere Kräfte“ genug. Also im Kern. Damit hat man bereits alles was man braucht und im überschaubaren Zeithorizont. Die Mischung soll jetzt erst mal nicht Gegenstand sein.
Ich klammere auch nicht übermäßig an überkommenen Ideen. Letztlich müssen Panzergrenadiere und Jäger „raus“. Und gerade weil so ziemlich alle anderen NATO-Staaten bei Radschützenpanzern bereits schneller waren, kann die Bundeswehr diesen Schritt überspringen.
Aber es ging ja auch um die grundsätzliche Aufstellung. Aus meiner, aus deutscher Sicht.
Unsere östlichen Bruderländer hätten uns eigentlich gerne dauerhaft vor Ort stationiert.
Unsere westlichen erwarten wohl auch mehr in Richtung „Drehscheibe Deutschland“.
Die Bundeswehr wird wohl nicht mehr wachsen und damit alles auf Umschichtungen hinauslaufen.
Und den CV90 habe ich für mich gleich bei Erscheinen als designierten Nachfolger des Marders gesehen. Mal so als Glaubensbekenntnis.
Lassen Sie mich als älterer nicht dem Heer angehörender Mitarbeitender in Uniform mal einen Zusammenhang herstellen. Auch um der verdienstvollen technisch-konzeptionellen Diskussion einen anderen Aspekt hinzuzufügen.
Die Idee der mittleren Kräfte des Heeres ist nicht neu, und seinerzeit wurde der Igel (aka Puma) als Herzstück dieser neuen Kräftekategorie verkauft! Er sei durchsetzungsfähiger als die Fallschirmjäger, Gebirgsjäger, etc aber wegen der Luftverbringungsmöglichkeit mit A400M reaktionsschneller und flexibler als die schweren Kräfte.
Parallel dazu wurde der Traum der Luftmechanisierung geträumt.
Dieser alte Wein in neuen Schläuchen lebt wieder auf in der Forderung nach einer schweren einer mittleren und einer leichten Division, deren Plattform und Waffenmix aber bei weitem noch nicht trennscharf abgeleitet ist.
Von Logistik und der personellen und materieller Realisierbarkeit brauchen wir gar nicht zu sprechen.
Unter anderem wegen dieser konzeptionellen Schieflage gelingt es dem Heer auch nicht, einen nennenswerten Anteil des Sondervermögens zu erhalten.
Und der Nachweis, dass es zumindest gelingt von 2015-2025 eine vollumfänglich einsatzbereite Division aufzustellen ist ja auch noch nicht erbracht.
Und sehen sie mal welchen Kräftemix die Divisionen derzeit haben!
BTW, interessant ist auch einmal zu gugeln was die HUT der Bundeswehrführung Anfang der 2000er so gemacht haben…..
[An dieser Stelle, aber für alle: So interessant der ‚andere Aspekt‘ ist – es wäre schon sinnvoll, die aktuelle Debatte über die technischen Probleme mit dem Puma nicht zur ‚Grundsatzdebatte mittlere Kräfte‘ zu machen, weil es dann nur noch heillos durcheinander geht. T.W.]
Zitat:“Soweit ich weiß, handelt es sich um insgesamt 18 Panzer, die jetzt auf verschiedenen Wegen zum Teil zurück zu den Standorten ihrer Heimatbataillone gehen.“
Ich versuch das mal zu übersetzen, für die VJTF hat man die achtzehn als verlässlich genug befundenen Puma von ihren Einheiten abgezogen, ihnen (nach was für Tests auch immer) die VJTF-Fähigkeit bescheinigt und sie dann auf eine gemeinsame Übung geschickt. Wo sie dann alle kläglich versagt haben.
Zitat:“Der Puma hatte sich recht gut geschlagen. Die Einsatzbereitschaft lag immer bei über 60 Prozent.“
Man mag (nach Bundeswehrstandards) 60 % Einsatzbereitschaft als „recht gut“ bezeichnen. Im Sinne von „das Glas ist mehr als halbvoll“. Mich würde das nicht überzeugen und unsere Verbündeten würde das ebenfalls nicht überzeugen. Die Bundeswehr hat, laut Wikipedia, 350 SPz Puma im Bestand. 266 sollen auf den VJTF Standard gebracht werden. 60 % (ich runde mal ab) von 350 wären 210. Die Differenz zwischen 350 und 210 (140) wird also die 84 SPz die auf gar keinen Fall einsatztauglich sind. Völlig hoffnungslos ist der Rest wohl nicht, denn ein Teil jener 40% nicht einsatztauglicher SPz muss ja ebenfalls auf VJTF Fähigkeit gebracht werden, oder man kommt nicht auf 266 Fahrzeuge.
Eigentlich kann man das nach diesem Desaster knicken. Denn offensichtlich hat, was immer dieser Prozess zur Erreichung der VJTF Fähigkeit beinhaltet, keine Auswirkung auf die Einsatzbereitschaft der SPz Puma. Vielleicht ist die „Verschlimmbesserung“ auch das Ergebnis des Prozesses.
Wenn man wirklich alle Macken beseitigen wollte, und man fängt damit beim Vorderende an, dann hat man bei Erreichen des hinteren Endes vermutlich ein völlig anderes Fahrzeug.
Kurzer Faktencheck: Der CV90, zumindest in MkIV wie für die Slovakei, ist keine (bzw. nur auf dem Papier eine) Alternative für den PUMA, da genannte Nation ihre Fahrzeuge erst zwischen 2026 und 2028 erhält. Das Heer müsste sich im Falle einer Beschaffung daher wohl hinten anstellen.
Bliebe also der LYNX von Rheinmetall, wenn wir andere Hersteller mal ausklammern – es wäre interessant zu wissen, wie viele Teile des PUMA auch im LYNX stecken und so ggf. genutzt werden könnten.
@ Observer22
In Bezug auf GBR machen Sie Ihrem Nickname wenig Ehre – zu LV/BV ist derzeit keine westeuropäische Armee in der Lage, die British Army bildet da keine Ausnahme, zumal das Ajax-Programm, das ich ansprach, die zentrale Fahrzeugfamilie für die mechanisierten Kräfte darstellt .und damit nicht nur für die armoured infantry von Bedeutung ist, sondern für die (!) Warfighting Division in toto.
bzgl Zusammensetzung des Lynx41 gibt es ein schönes Bild von Rheinmetall… dass ich aber nur in anderen Foren finde…
kurz zusammengefasst…
so gut wie alle Teile stammen vom
Boxer CRV (alle möglichen Sensoren, C4i, Kanonen, ATGM, Fire Supression, sonstige Subsysteme, Sitze)
PUMA IFV (Motor, Getriebe, Kanonen, ATGM, Fire Supression, sonstige Subsysteme, Sitze)
PZH2000 (Ketten)
in der Reihenfolge…
bedeutet es gibt mehr Gemeinsamkeiten mit dem Boxer CRV
dadurch dass alles recycled wird
und nahezu keine Komponente neu entwickelt werden musste…
und man eine höhere Stückzahl von Lynx41 anstrebt
und nicht an Gewicht- oder Abmessungslimits gebunden ist…
ergibt sich ein bezahlbares, aktuell schon recht ausgereiftes System…
weiterer Vorteil ist die Modularität vergleichbar zum Boxer… was neue Varianten deutlich einfacher, günstiger und schneller möglich macht als beim Puma
also wenn man eine Alternative sucht… dann vermutlich den Lynx
Vermutlich ist die Diskussion eines möglichen Ersatzes des Spz Puma lediglich ein interessanter Zeitvertreib. Die finanzielle Dimension des Waffensystems ist so groß, dass es wohl nur die Flucht nach vorne geben wird. Zumal, wenn man andere Großprojekte in Betracht zieht, z.B. den NH 90 Sea Lion, bei dem in einem der letzten Rüstungsberichte festgehalten ist, dass der Hubschrauber seinen geplanten Einsatzzweck wohl niemals erreichen wird. Quasi als Belohnung erhielt das Herstellerkonsortium einen neuen Wartungsvertrag. Der Bock wurde zum Gärtner. gemacht Warum sollte es beim Spz Puma anders sein, es ist nichts und niemand in Sicht, das Ganze wieder flott zu bekommen.
@Schlammstapfer
Wie kommen Sie auf die Zielgröße VJTF Puma 266 Fahrzeuge?
Die Bundeswehr hat im Bestand 350 Fahrzeuge abzüglich 13 Fahrschulfahrzeuge, macht 337 Gefechtsfahrzeuge.
Zielgröße ist:
42 Puma VJTF (ausgeliefert)
152 Puma VJTF (in der Umrüstung, Vertrag wurde in 2021 geschlossen)
143 Puma VJTF (25 Mio Vorlage vor 2 Wochen durch, doch Vertrag liegt auf Eis)
@obibiber
Ich schließe aus, das man ernsthaft nach einer Alternative zum Puma sucht, schon gar nicht den Lynx. Allein der Imageverlust der deutschen Rüstungsindustrie und der Verlust an Vertrauen der Bürger in die Politik wären immens. Ich gehe stark davon aus, das man die Fehler beim Puma, (welche das wirklich sind, wissen nur wenige ganz genau) kurzfristig korrigiert bekommt und dann wird der Puma den Marder wie geplant in Teilen ersetzen.
@Voodoo Sind Sie sicher, dass wir den Lynx schneller kriegen würden? Wenn ja, wer weiß, was der noch für Macken hat? Und umgekehrt, wenn man an Lizenzbau und ähnliches denkt, wäre bei entsprechender Stückzahl und vernünftiger Ausfinanzierung nicht beim CV-90 eine Beschleunigung denkbar? Wir müssen immer gegenrechnen: wie schnell kriegen wir 350 Puma eindatzklar und was kostet das? Da sähe die Bilanz des CV-90 Mk 4 wohl nicht mehr so ganz schlecht aus.
Und noch zur Division 2025 und zu Nato Verpflichtungen etc.: Wer sagt, dass wir die einhalten? Ich glaube ja, der ganz große Offenbarungseid vor der Nato steht schlicht noch aus. Der „Hallo ich bin Michel und ich bin Alkoholiker“-Moment, in dem wir erklären, dass wir es schlicht nicht auf die Kette kriegen, wörtlich und metaphorisch, und dass wir Hilfe brauchen und neu anfangen, der Moment kommt noch. Oder ich hoffe dass er kommt, denn ohne den geht es einfach so weiter. Wenn man drüber nachdenkt, wäre es gar nicht so blöd, die Bundeswehr unter Nato-Kommando zu stellen einschließlich Beschaffung, aber das führt jetzt zu weit.
@ Carl Pooper:
Genau das ist des Pudels Kern. Man sollte die entsprechenden Abteilungen herauslösen und ein Heereswaffenamt gründen. Mit einem General (Dipl. Ing. Maschinenbau) an der Spitze. Wird natürlich nicht passieren, denn Kompetenz und Effizienz scheinen ja nicht so wirklich erwünscht zu sein.
In dem neueren “ kaputt“-Thread läßt sich unter dem Wanderhuren hier fündig- Link noch ein easteregg finden. Wenn ich darf und es funktioniert?
https://threadreaderapp.com/thread/1605954568847646721.html
@Interessierter:
Die zuständige Abteilung im BAAINBw hat einen General an der Spitze.
Die nun diskutierten logistischen Probleme haben auch Generale zu verantworten.
Einfach mal so als Gedanke.