Einigung zwischen Polen und Deutschland über Patriot-Stationierung (mit Personal)
Die Bundeswehr wird, wie von Deutschland ursprünglich angeboten, Patriot-Flugabwehrsysteme mit Personal in Polen stationieren. Darauf verständigten sich die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und ihr polnischer Kollege Mariusz Błaszczak. Polen hatte zwischenzeitlich vorgeschlagen, die Patriot-Feuereinheiten an die Ukraine abzugeben – was angesichts der Position der NATO, keine Truppen in der Ukraine einzusetzen, zu Verwirrung geführt hatte.
Ein Sprecher des deutschen Ministeriums bestätigte am (heutigen) Mittwoch in Berlin, dass sich Lambrecht und Błaszczak auf den deutschen Einsatz in Polen am gestrigen Dienstagabend im Grundsatz geeinigt hätten. Der Stationierungsort und die Fragen von Infrastruktur und Personaleinsatz sollten nun auf Fachebene geklärt werden.
Der polnische Verteidigungsminister hatte die Verständigung bereits am (gestrigen) Dienstagabend via Twitter bekanntgegeben:
Nach einem Gespräch mit dem deutschen Verteidigungsministerium war ich enttäuscht über die Entscheidung, die Unterstützung der Ukraine abzulehnen. Der Einsatz von Patriots im Westen der Ukraine würde die Sicherheit von Polen und Ukrainern erhöhen. Wir arbeiten also weiter daran, die Startvorrichtungen in Polen zu platzieren und sie an unser Kommandosystem anzuschließen.
(übersetzt mit deepl.com)
Nachdem am 15. November Raketentrümmer vermutlich der ukrainischen Luftverteidigung in einem polnischen Ort nahe der ukrainischen Grenze eingeschlagen waren, hatte Deutschland Polen weitere Unterstützung bei der Sicherung seines Luftraums zugesagt. Neben Eurofighter-Kampfjets für die Luftraumüberwachung hatte Lambrecht dafür die Patriot-Staffeln angeboten.
Allerdings hatte Polen daraufhin am 24. Oktober verlangt, dass die vorgeschlagenen Patriot-Batterien nach Ukraine verlegt und an der Westgrenze stationiert werden. Hintergrund dafür dürfte das polnische Bestreben sein, vorerst – und im Hinblick auf den beginnenden Wahlkampf in Polen – keine deutschen Soldaten im Land zu stationieren. Mit der Verständigung zwischen Lambrecht und Blaszczak ist klar, dass es nun eine solche Stationierung des deutschen Personals mit den Patriot-Systemen geben wird.
Allerdings bleiben die dafür vorgesehenen deutschen Flugabwehreinheiten der NATO-Eingreiftruppe und insbesondere der NATO-Speerspitze VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) zugeordnet, für die Deutschland im kommenden Jahr die Führung übernimmt, wie das Verteidigungsministerium bestätigte. Damit würde bei einer Alarmierung durch die NATO neu entschieden werden müssen, ob die Patriot-Einheiten samt Personal an einem polnischen Standort bleiben oder an anderer Stelle eingesetzt werden.
(Archivbild April 2022: Launcher des Flugabwehrraketensystems Patriot der Luftwaffe in derNATO-Mission enhanced Vigilance Activities (eVA) auf der Air Base Sliač/Slowakei – Jane Schmidt/Bundeswehr)
Nun hat man Polen doch noch die Patriots „aufgedrängelt“. Manchmal verstehe ich unsere deutschen Politiker nicht. Erst lässt man sich vom polnischen Verteidigungsminister verbale Arschtritte verpassen, nur um dann doch noch hinterher zu rennen. Da würde ich mir mehr klare Kante wünschen ala “ ihr wollt nicht, auch gut, dann nicht“.
Und der polnische Verteidigungsminister ist ja so enttäuscht, weil man seine schwachsinnigen Vorschläge von letzter Woche nicht berücksichtigt hat. Mir kommen die Tränen.
Manche Verbündete sind echt anstrengend.
Hmhh, es war schon zu lesen, dass die Querelen weitergehen, da Polen die Einheiten dem eigenen Kommandosystem unterstellen will, D aber auf Integration in die NATO-Luftverteidigung besteht. Würde mich wundern, wenn jetzt Ruhe einkehrt.
Meiner Meinung nach hätte man nach dem Kasperletheater der Polen das Angebot schlichtweg zurückziehen sollen – mit dem Hinweis darauf, dass Polen ja dann die eigenen beiden ersten Patriot-Systeme, die es heuer noch erhalten soll, dann gerne in der Ukraine stationieren kann…
Es ist nur schwer zu ertragen, dass wir Polen quasi nötigen, unsere FlaRak-Kräfte zum vorrangigen Schutz des polnischen Staatsgebietes aufzunehmen.
Wer sich so verhält, der ist außen- und sicherheitspolitisch komplett „entmannt“.
Wer die Ministerin politisch ernst nehmen möchte, der gehört selbst auf die Couch. Ich würde gerne etwas anderes feststellen wollen, aber es ist leider so.
Die Patriot-Stationierung in Polen ist doch mal wieder typisch deutsche Symbolpolitik ohne echten Bedarf und Nutzen. Deutsche Politiker werden die Auslandsstationierung von PATRIOT-Batterien allerdings als Nebelgranate zu nutzen wissen, um von den eklatanten Fähigkeitslücken der Bundeswehr u.a. in der Luftverteidigung abzulenken. Und davon, dass in den letzten zehn Monaten so gut wie nix passiert ist, das zu ändern.
Von daher kann ich es völlig verstehen, dass der polnische Verteidigungsminister genervt ist und dieses Spiel nur widerwillig mitmacht. Der arbeitet nämlich im Gegensatz zu seiner deutschen Kollegin wirklich ernsthaft daran, die polnische Armee schnellstmöglich mit dem besten Material auszurüsten.
IBUK hin oder her … ich würde nicht immer alles negativ sehen. Die Patriot gehen rüber, sind der NATO/VJTF untergeordnet, für die DEU im nächsten Jahr die Führung übernimmt. In der POL Lesart stehen DEU Patriot unter dt. Kommando auf polnischem Boden. Ich denke, ein klein wenig hat sich unsere IBUK da mal durchgesetzt.
Da werden sich sicher viele Soldatenfamilien freuen, wenn jetzt wahrscheinlich sehr zügig in der Weihnachtszeit noch verlegt werden muss. Unverständlich für mich, dass die Ministerin solch ein Angebot unterbreitet hat, zumal wir ja auch noch die SVK mit PATRIOT „bedienen“ müssen.
Das polnische Staatsfernsehen ist übrigens dazu übergegangen, neben Scholz nun auch Macron zu bashen. Die Erfolgsmeldungen über die Leistungsfähigkeit der deutschen Geparden in der Ukraine zeigen sie übrigens nicht, während es überall woanders getan wird.
mal als Nachfrage:
Hat Polen denn wirklich den Eindruck erweckt, Deutschland solle die Patriot direkt MIT deutschen Soldaten in der Ukraine stationieren?
Da wird ja gern mal so getan als wäre genau DAS der polnische Vorschlag gewesen. Wenn das so wäre, hätte ich mir aber auch von anderen Verbündeten mal ein Machtwort gegen solchen schwachsinnigen Alleingang gewünscht.
Lässt sich Deutschland vielleicht aus schlechtem Gewissen so vorführen?
@Dominik sagt: 07.12.2022 um 15:11 Uhr
Guckst du hier:
https://augengeradeaus.net/2022/11/ukraine-russland-nato-der-sammler-am-24-november-2022/
Zitat Mariusz Blasczcak, polnischer Verteidigungsminister (auf Twitter):
„Nach weiteren Raketenangriffen Russlands habe ich Deutschland darum gebeten, dass die vorgeschlagenen Patriot-Batterien nach Ukraine verlegt und an der Westgrenze stationiert werden. Dies wird Ukraine vor weiteren Opfern und Stromausfällen bewahren und die Sicherheit an unserer Ostgrenze erhöhen
(übersetzt mit deepl.com)“
Mehr braucht dazu nicht zu sagen….
@Andreas Westphal sagt: 07.12.2022 um 14:16 Uhr
„IBUK hin oder her … ich würde nicht immer alles negativ sehen. Die Patriot gehen rüber, sind der NATO/VJTF untergeordnet, für die DEU im nächsten Jahr die Führung übernimmt. In der POL Lesart stehen DEU Patriot unter dt. Kommando auf polnischem Boden. Ich denke, ein klein wenig hat sich unsere IBUK da mal durchgesetzt.“
Zustimmung. Damit stärken wir zudem einerseits tatsächlich die NATO Ostflanke und können zukünftigen Vorwürfen wir würden die Mittelosteuropäischen Staaten nicht ausreichend unterstützen gut kontern.
Jetzt bleibt noch abzuwarten ob unter NATO Kommando oder unter POL Kommando, das erste wäre sicherlich inhaltlich sinnvoller, das zweite würde vermutlich in POL intern besser zu verkaufen.
Aber insgesamt militärisch, militärpolitisch und sicherheitspolitisch kein schlechter Schachzug der IBuK. Unglaublich. Jetzt habe ich tatsächlich BM Lambrecht zum ersten Mal gelobt seit sie ins Amt gekommen ist ;)
Im Herbst 2023 finden in Polen Parlamentswahlen statt.
Gewählt werden die Mitglieder des Sejm und des Senats der polnischen Nationalversammlung.
Die PiS unter Jarosław Kaczyński will natürlich erneut die Hebel der Macht gewinnen.
Ein streng nationaler und katholischer Kurs sind dabei die Mittel der Wahl. Putin kommt den Polen entgegen, anti-russisch findet an der Weichsel in allen Lagern überwiegend Zustimmung.
Stimmung gegen Berlin wird zusätzlich gerne aktiviert und bringt bei konservativen Älteren Anhängerschaft.
Ostentative Freundlichkeiten für Berlin sind also nicht erwartbar, im Gegenteil. Das Beharren auf eine Integration der Patriot in POL Kommandostruktur passt daher ins politische Bild. Ein Foto mit DEU Kommandoführer in „habt acht“ vor POL Generalität würde gern genommen, brächte Stimmen auf dem Wahlzettel.
Das „gegen Moskau, Vorsicht vor Berlin“ wird abgerundet über Offenherzigkeit Richtung Washington.
Prima Wahlkampf-Vorbereitung.
Kann beim besten Willen nicht nachvollziehen wie man der PiS-Partei in irgendeiner Form Zugeständnisse machen kann/soll/darf. Davon abgesehen: Wieviele Patriots verbleiben dann noch in Deutschland?
Glückwunsch! Nun endlich macht sich die jahrelange Produktion falscher Bilder und das konsequente Beschönigen der Personal und Materiallage bezahlt. Eine unfassbare Entscheidung, die einmal mehr auf dem Buckel der eingestetzen Soldatinnen und Soldaten, sowie deren Familien ausgetragen wird. Schon mit den 2 Patriot Einheiten in der Slovakei hatte man mittelfristig in den Schlüsselfunktionen arge Personalprobleme zu erwarten. Dies wurde und wird auch ordentlich so kommuniziert. Das Ergebnis wirft eigentlich nur noch die Frage auf, wer hier auf dem Weg zum, oder im BMVg wen beschwindelt, oder gerade vorführen möchte. Zum frisch ausgetüftelten Konzept „Mindset Einsatzbereitschaft“ oder der viel beschworenen Inneren Führung in der BW sollte zu allererst gehören, dass man ehrlich miteinander umgeht.
@GBAD:
Ja,die Soldatenfamilien freuen sich ohne Ende über das Hin und Her in der Weihnachtszeit, wo man ja nichts planen muss. Insbesondere auch weil das alles nur ein Teil der Wahrheit ist.
Sorry , bei allem Verständnis für Entscheidungen des BMVG sowie der NATO empfinde ich ein gewisses Mitleid für die Angehörigen der Bundeswehr , die nun ein weiteres Mal in Land geschickt werden in dem sie letztlich nicht willkommen sind , ja wo man noch in den späten siebziger Jahren deutschstämmige Bürger , obwohl schon integriert , des Landes verwiesen hat ( gelinde ausgedrückt ). Außerdem betreibt Polen eine Schlammschlacht ( auch International ) gegen Deutschland ,an deren Ende der finanzielle Ruin des Landes stehen könnte . Rüstungspolitisch , zumindest in Sachen Flugabwehr ist Polen ,aber auch die Ukraine ,um ein Vielfaches besser aufgestellt als die Bundesrepublik. ( letzter Podcast von Augengerade Aus ) Es bleibt für mich nicht nachvollziehbar wie devot man sich bei dieser Entscheidung darstellt ,
Im Vertrauen auf die Schwarm-Intelligenz:
Wie viele PATRIOT-Staffeln betreibt denn die Bw noch (lt. WIKIPEDIA 12 von ursprünglich 36)? Und wieviele sind davon aktuell im Ausland stationiert?
Welche Lenkflugkörper (LFK) sind für gegenwärtige Bedrohungsszenarien an der NATO-Ostgrenze geeignet? Und über wieviele verfügt die Bw davon?
Vor nicht allzulanger Zeit betrug der Bestand an PAC-3-LFK 25 Stück, man hätte also gerade mal 3 Startgeräte damit beladen können.
Alle, denen die Munitionsbeschaffung nicht schnell genug geht, sollten sich mal vergegenwärtigen, daß gerade bei verschiedenen LFK ein eklatanter Mangel existiert und deren hochkomplexe Technik für größere Stückzahlen sehr lange Herstellungszeiträume mit sich bringt, vor allem wenn es an den benötigten Chips mangelt.
Und noch eine Frage: Polen wollte selbst PATRIOT-Systeme beschaffen. Wozu dann die Bw-Unterstützung? Steht die Lieferung noch aus oder sind die Stückzahlen zu gering?
@Pio Fritz:
naja genau, diese Meldungen kenne ich natürlich. Aber ich war jetzt als normal mitdenkender Mensch natürlich davon ausgegangen, dass der eine Stationierung mit UKRAINISCHEM Personal meint, also vorher erstmal ausbilden.
Damals hatte ich auch deutlich darauf verwiesen, dass ich die deutsche Kommunikation wieder katastrophal empfinde. Man hätte die Polen ja auch erstmal fragen können, wie genau die sich das vorstellen. (mit Verweis auf die von der Ukraine sehr geschätzten Flugabwehrkapazitäten die Deutschland mit IRIS-T und Gepard samt AUSBILDUNG geliefert hat). Wenn die Polen sich dann exponiert hätten mit „ja natürlich mit deutschen Soldaten zur Bedienung“ hätte man die international auch mal gehörig vorführen können.
Warum sind „wir“ immer so ungeschickt „nett“, statt auch mal zu führen. Zu Führung würde auch gehören mal auf den Tisch zu hauen, wenn einer immer meint sinnlos querzuschlagen…..
@Dominik: jeder der sich mit der Materie auskennt, weiss, dass die Patriot-Bedienung eine komplexe Ausbildung bedarf. Dass damit der polnische Vorschlag entweder dt. Bediener auf ukrainischen Boden oder alternativ ein Einsatz erst in 6/12 Monaten kommt.
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@lingen, @Staude: Wenn die Polen so gut aufgestellt sind, dann hätten sie auch „nein, danke“ sagen können.
Verstehe nicht warum man wieder wie der Oberlehrer vorgeprescht ist. Man hätte auch abwarten können bis aus Polen eine Anfrage kommt.
Mein Punkt 1
Man hat hier als Bündnispartner reagiert und nicht als Jemand der sich in die Wahlen in anderen Ländern einmischt, weil einem zur Zeit die Politik der aktuellen Regierung unangenehm ist.
Mein Punkt 2
Soweit ich es verstanden habe sind es diese Truppen welche in der VJTF integriert sind. Der Einsatz war eh bereits vorgesehen. Eher die Frage wann dort wirklich die Stationierung erfolgt.
Mein Punkt 3
Da die Zugehörigkeit zur VJTF eh besteht und wir zusätzlich eine Parlamentsarmee haben… Wie wahrscheinlich ist wohl die Integration in das nationale polnische Komondo? Ah ja…!
@Rocketscience sagt: 07.12.2022 um 22:07 Uhr
„Kann beim besten Willen nicht nachvollziehen wie man der PiS-Partei in irgendeiner Form Zugeständnisse machen kann/soll/darf.“
1. Naja, Politik ist ja die Kunst des machbaren.
2. Es geht um POL, nicht um die PiS.
„Davon abgesehen: Wieviele Patriots verbleiben dann noch in Deutschland?“
Alle, denn der Schutz der NATO ist der Schutz DEU.
Ungeachtet der unsäglichen politischen Diskussionen kann ich die gesamte Bedrohungslage bzgl. Polen nicht nachvollziehen. Russland hat Polen nicht den Krieg erklärt. Die abgestürzte Rakete kam aus der Ukraine.
Ich halte das Baltikum für viel mehr bedroht als Polen.
Deutschland bekommt keine 2 Staffeln plus Stab und Versorgung in der SVK aus den Reihen der FlaRak ausgestattet. Und nochmal das Gleiche in POL. Wo soll die Lw denn das Personal herbekommen? Gibt es da auch schon tolle Ideen im BMVg?
@Aussenstehender:
Die Ukrainer haben gelernt einen FlakPz Gepard zu bedienen. Da würden sie PATRIOT auch in kurzer Zeit lernen können.
Ich kenne beide Systeme sehr sehr gut.
@All
Ich bin unterm Strich sehr froh, dass kein PATRIOT-System, weder ein deutsches, noch ein polnisches, in die Ukraine geschickt wird.
Alles andere hätte in der Kriegslogik in meinen Augen nur zu einer wirtschaftlichen Abnutzung des Westens geführt.
Die PATRIOT-Missiles sind leider nicht mal eben aus der Portokasse bezahlt.
Genau aus dem Grund wollte man in der Vergangenheit ja mal IRIS-T SL Launcher an PATRIOT anbinden.
Und über die Kosten der IRIS im Vergleich zu den iranischen Billig-Drohnen wird sich ja schon in anderen Threads beschwert…
Ein Einsatz von PATRIOT in der Ukraine hätte nur dazu geführt, daß Monat für Monat sehr teure Raketen (oberhalb von 1 Mio € pro Stück) aus dem Westen geliefert werden müssen, sie gegen sehr zahlreiche und billige Drohnen (20.000 US $ laut Wikipedia) aus dem Osten eingesetzt werden.
Wirtschaftlich wäre der Punkt an Russland gegangen.
Stattdessen wären in meinen Augen Jammer zum Schutz der kritischen Infrastruktur in der Ukraine eine viel bessere Investition.
Auch wenn die Shahed-136 in Russland angeblich auf GLONASS umgerüstet wurden und sie ein Trägheitnavigationssystem besitzen…
So lange das System durch fehlende Satellitennavigation ausreichend degradiert wird, kann es die programmierten Koordinaten nicht sicher treffen und landet irgendwo in der Nähe.
Das ist deutlich kostengünstiger als Alles was Munition zum Einsatz bringt.
@Florian Staudte , formal auf dem Papier mag es stimmen das das Baltikum mehr bedroht ist als Polen.
Praktisch findet aber aktuell ein Krieg in einem Nachbarland Polens statt und es haben sich bereits Waffen aus diesem Krieg nach Polen verirrt.
Während die Gefahr für das Baltikum noch abstrakt ist da Russland nicht unbemerkt die Kräfte für einen Angriff auf das Baltikum wird dort zusammenziehen wird können bzw bei einem Überraschungsangriff
die Kräfte der NATO die im / um das Baltikum stationiert sind reichen um Russland seine Grenzen aufzuzeigen.
Ich bin mir relativ sicher, die Koordinaten
Klaus-Peter Kaikowsky hat die wahren Hintergründe geschildert. Der polnische Verteidigungsminister wollte die Patriot Staffel wirklich an der Ostgrenze zur Ukraine, aber da ist immer noch der kleine Giftzwerg Jarosław Kaczyński im Hintergrund, der die Strippen zieht und den Regierenden seiner PiS Partei ins Handwerk pfuscht. Es ist stark davon auszugehen, dass der Vorschlag mit der Verlegung der Patriot Staffel in die Ukraine aus seinem Dunstkreis stammt, um Deutschland mal wieder zu düpieren und mit antideutscher Stimmung Punkte für die kommenden Palramentswahlen zu machen. Der Rückzieher jetzt und die jetzt doch folgende Aufstellung der Patriot Staffel in Ostpolen hängt mit Umfrageergebnissen zusammen, die die PiS Partei bei dieser Sache nicht gut in der polnischen Öffentlichkeit aussehen lassen. Hoffentlich geht dieser Albtraum bald zu Ende.
[Sagt mal, die Hinweise, dass hier nicht der pöbelnde Stammtisch ist, scheinen mutwillig ignoriert zu werden? Mache ich nicht weiter mit. T.W.]
Ein Hinweis an diejenigen Kommentatoren, welche meinen, ein Einsatz in Polen wäre als Teil der VJTF möglich. Die Very High Readiness Joint Task Force der NATO (VJTF) ist als äußerst schlagkräftige Speerspitze der NATO für den Kriegsfall gedacht. Die Truppe untersteht der NATO. Wenn Deutschland bilateral Polen Patriot-Systeme anbietet, dann sind diese entweder nicht Teil der VJTF oder (und jetzt wird es spannend) sie sind Teil der VJTF und müssten im Notfall nicht aus Deutschland sondern eben Polen abgezogen und in den NATO-Einsatz gehen.
Themenwechsel: Deutschland hat auf dem Papier 12 Kampfstaffeln Patriot. Die Materiallage ist ja bereits bekannt und hier wie auch in den öffentlichen Medien diskutiert. Kritischer bewerte ich allerdings die Personallage. Auch in der FlaRak ist man sicherlich nicht bei 100% Personal. Wenn man 4-5 Staffeln im Einsatz hat, ist bereits das Personal der Staffeln (Bediener und Wartung) mit Blick auf einen sechsmonatigen Rotationszyklus komplett ausgelastet. Die Gruppen und das Geschwader sind auch nicht so aufgestellt, an zwei Orten im Ausland und drei Diensstellen in Deutschland Stäbe und Funktionspersonal mit Rotation zu unterhalten. Und DARAUF kommt ja noch die angesprochene VJTF-Verpflichtungen, also das Bereitstellen von Personal und Material inklusive schnelle Verlegereitschaft unabhängig von Enhanced Forward Presence Einsätzen.
@ Andreas Westphal 07.12.2022 um 14:16 Uhr;
@ Koffer 07.12.2022 um 16:38 Uhr.
Nein, durch die weitere Zuordnung der Kräfte zu NRF/VJTF sind die PATRIOT in Polen eben nicht automatisch unter NATO-Führung. Der Einsatz ist somit auch kein Teil der Gesamtverteidigungspläne der NATO, denn sonst müssten wir nicht nur unsere Flugabwehr den Polen unterstellen sondern die auch ihre Führungskommandos unter NATO AIRCOM. Und AIRCOM würde dann befehlen wo die PATRIOT in Stellung gehen müssen, nicht das polnische Verteidigungsministerium. Das wollen die Polen aber scheinbar nicht, auch weil das mit den bereits im Land befindlichen US PATRIOT scheinbar auch nicht der Fall ist.
Stattdessen macht die Ministerin folgenden Taschenspielertrick, sie setzt die SACEUR für seine strategische Reserve angezeigten und zugesicherten Kräfte für eine (bi-)nationale Dog&Pony-Show ohne Mehrwert für die NATO ein.
Wird die NRF/VJTF aktiviert hat man dann genau zwei Möglichkeiten, dann, im ungünstigsten Augenblick, doch bei SACEUR abmelden und sich so mal wieder als politisch unberechenbarer und unzuverlässiger Verbündeter zu präsentieren oder hastig vom Auftrag in Polen abziehen. Das ist nicht nur ein Riesenspass für die Verlegeplanner sondern sagt dann viel über die militärische Notwendigkeit der Maßnahme in Polen aus.
Mit anderen Worten, die Aktion in Polen ist militärisch nicht zu begründen, politisch für „billige“ mediale Efffekte der Ministerin als Feldherrin halt schon…
Man kann sich somit bereits jetzt ziemlich sicher sein, das die PATRIOT in Polen etwas schützen werden, was aus Sicht des zuständigen AIRCOM der NATO überhaupt nicht ausreichend priorisiert ist um in einer NATO-Verteidungsplanung jemals Schutz durch integrierte Luftverteidigung zu bekommen zu können, geschweige denn 2 bis 3 Staffeln PATRIOT.
Nicht schlimm, machen wir in der Slowakei ja auch so.
NATO und SACEUR wird das wie üblich zähneknirschend akzeptieren, denn man weiß am Ende kriegen die Mitgliedsstaaten eh immer ihren Willen.
Auch die Vorstellung, mit dem Schutz von Objekten in Polen oder Slowakei in der „Punkt-Verteidigung“ schütze man ja irgendwie auch den deutschen Luftraum, ist halt falsch. Funktioniert nicht für für die Raketenabwehr (TBMD) und würde auch gegen klassische Flugziele, Starr- und Drehflügler einschl. Marschflugkörpern und großen Drohnen nur funktionieren wenn wir an der NATO Ostflanke (wo ist da eigentlich die Ostfront?), von Nordnorwegen (oder wenigstens dem Baltikum) bis in die Türkei einen tief gestaffelten Riegel an see- und landgestützter Flugabwehr und Abfangjägern hätten wie dereinst bis 1989 von der dänischen bis zur österreichischen Grenze .
Um mal eine Größenordnung zu geben, für den Schutz nur des (west)deutschen Luftraums verfügte die Luftwaffe 1989 über 15 Gruppen mit um und bei 36 schiessenden Staffeln FlaRak HAWK oder PATRIOT. Heute haben wir noch drei Gruppen PATRIOT mit einer technischen Einsatzbereitschaft ähnlich anderen komplexen Systemen der Bundeswehr.
@Pio-Fritz
Ja. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde.
@ FlaOffz 09.12.2022 um 17:42 Uhr
sinngemäß Patriots nur politisches Signal ohne viel Wirkung
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Vielen Dank, sehr erhellend.