Protokollnotiz: Kein Gipfel, kein Ergebnis
Zum, nun ja, Spitzentreffen von Vertretern der Rüstungsindustrie und der Bundesregierung am (gestrigen) Montagabend im Kanzleramt ist wohl eine Protokollnotiz nötig. Die Vorhersage von Regierungssprecher Steffen Hebestreit scheint sich da bewahrheitet zu haben: Das ist aber ein Treffen auf Beamtenebene – dazu kommunizieren wir gar nicht – und auch eher ein Informationsgespräch. Ergebnisse gab es jedenfalls nicht.
Auch wenn sich der Regierungssprecher vehement gegen den Begriff Munitionsgipfel gewandt hatte, weil das Treffen nur auf Beamtenebene stattfinde: Von Seiten der deutschen Rüstungsindustrie waren durchaus die Unternehmensspitzen präsent, auf Seite des Regierungsapparats neben dem sicherheitspolitischen Kanzlerberater Jens Plötner immerhin die Staatssekretäre Sven Giegold (Wirtschaft) und Benedikt Zimmer (Verteidigung), wenn auch kein(e) Minister(in), geschweige denn der Kanzler. Dennoch scheinen beide Seiten gerade mal so weit gekommen zu sein, dass das bisherige Aneinander-vorbei-reden ein Ende finden könnte.
Denn in den vergangenen Monaten zeigte sich immer wieder das Henne-Ei-Problem: Während die Regierung die Industrie aufforderte, doch mehr zu tun für die Produktion vor allem von Munition, verlangte die Industrie für eine mögliche Erhöhung ihrer Kapazitäten möglichst konkrete Aussagen, was die Bundeswehr denn künftig bestellen wolle. Mehr Munition sei ja in Ordnung, aber welcher Typ? Selbst Monate nach Ausrufen der Zeitenwende durch Bundeskanzler Olaf Scholz, so klagte ein Industrievertreter, sei da bislang nichts weitergekommen.
Immerhin, so ist zu hören, sollen die Regierungsvertreter bei diesem Gespräch problembewusster geworden sein. Und ihren ursprünglichen Plan, bei dem Treffen gleich konkrete Arbeitsgruppen zu spezifischen Beschaffungsthemen einzurichten, hätten sie an dem Abend auch verworfen: Erst einmal müssten sie vor dem Hintergrund dessen, was ihnen die Wirtschaftsvertreter vortrugen, die Lage neu bewerten.
An einer Stelle allerdings, so heißt es aus dem Gespräch, warnten die Industriellen vor zu hohen Erwartungen: selbst wenn das nötige Material für die Produktion vorhanden sei, müsse sich die Politik auf lange Lieferzeiten einstellen. Einige Unternehmen hätten durchaus gefüllte Lager mit dem nötigen Rohmaterial – und veranschlagten dennoch zwei Jahre, das Gewünschte auch herzustellen.
Was daraus wird? Da gab es zunächst kein klares Bild. Einige Industrievertreter zeigten sich optimistisch, dass die Bundesregierung nun schneller mit Lieferwünschen und vor allem -verträgen komme. Andere klagten, eine klare Ansage gebe es nach wie vor nicht.
(Archivbild Februar 2016: Die Besatzung des Schützenpanzers Marder kontrolliert die Patronengurte vor dem Aufmunitionieren der Bordkanone im Rahmen auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz – Marco Dorow/Bundeswehr)
Ich verfüge nicht über die Informationen um beurteilen zu können ob dieser Staatssekretär versagt hat oder nicht. Weiter gehe ich davon aus, dass wenn schon die Informationen geheim sind welche Munition fehlt, die Informationen auch geheim sind ob und wann sie beschafft werden können. Ich habe keine Probleme damit wenn belegt ein Versagen aufgezeigt wird. Das ist richtig und nur so können unfähige Personen ausgetauscht werden. Manchmal bedarf es ja sogar Kabarettisten dazu,
Ich habe aber ein Problem, wenn gesagt wird ALLE militärischen oder politischen Eliten müssen weg. „Totalversagen!“. Fehler werden von bestimmten Personen gemacht. Das kann passieren weil die Situation nicht mehr die ist wie sie all die Jahre war und bestehende Vorgehensweisen nicht mehr greifen. Ein Dreisternegeneral hat nicht einfach „verdrängt oder vergessen“ was er gelernt hat. Ich gehe mal davon aus – ich weiß es nicht – das über Jahre nie Munition in diesem Ausmaß eingekauft wurde. Ein bisschen hiervon ein bisschen davon hat nach dem Ende des kalten Krieges ausgereicht. Vermutlich wäre ein Beschaffer in der Luft zerrissen worden, wenn er vorgeschlagen hätte für 20 Mrd. € Munition kaufen zu wollen, nicht mal für 2 Mrd. ihm wäre Korruption unterstellt worden. Jetzt sind wir seit 9 Monaten in einer Situation die keiner seit 30 Jahren erlebt hat. Vermutlich müßte man viel weiter zurück gehen um Vergleichbares zu finden. Deshalb mussen jetzt bestimmte Leute ausgetauscht werden, aber nicht alle.
Bei aller berechtiger Kritik wissen wir nicht, was genau besprochen wurde. Vielleicht kommt mehr dabei rum als man denkt. Und so lange ist die Regierung nun mal auch noch nicht im Amt.
Herr Klingbeil sollte sich mal in seinem eigenen Wahlkreis das MunLgr Walsrode anschauen. Der Verfall und damit eine immer mehr reduzierte Lagerfläche für Munition passiert direkt vor seiner Haustür.
Man könnte die gewünschte Mun aktuell nicht mal lagern…
@Wait&C
Ich erinnere mich an eine satirische Fake-Meldung aus dem Beschaffungsamt zum Thema „Feierabend“:
„Unerwartete Abenddämmerung endet in katastrophaler Dunkelheit“.
Ja wer rechnet auch damit dass nach dem Tag der Abend und dann die Nacht folgt…
Das würde ich nicht so laut sagen. Es gab mal eine ZDv3/11 da standen ganz ähnliche Sätze drin (Nachts ist stellenweise mit Dunkelheit. zu rechnen) Da haben Generationen von Wehrpflichtigen drüber gewitzelt.
Nun, ohne zu viel zu verraten – aber die „detaillierten Überblicke“ gibt es. Es gibt auch verschiedene Berechnungen bzgl. des angesprochenen „Deltas“ bei einzelnen Munitionstypen. Ein Problem ist hier aber tatsächlich das Datenwirrwarr hinsichtlich von Überlagerungen und Überbeständen. Data Warehousing ist halt echte Arbeit, unbeliebt und erfordert massive Kontrolle bzw. eingreifende Steuerung. Das war in keiner Bw-Dienststelle je beliebt – spätestens seit dem „dynamischen Verfügungsmanagement“, den „Kontingentbeschaffungen“ und den ominösen NATO-Vorhaltelisten nicht mehr nur in der Truppe, der quasi aufgelösten Logistik/Inst sondern auch in den dafür zuständigen Stäben und dem BMVg.
Problematischer ist halt die politische Kommunikation. Denn die ist wirklich hanebüchen. Der Impuls muss aus der Politik kommen, nicht aus der Industrie … aber momentan kämpft man eher um die Frage, wer den REcht at und wer Schuld an allem hat. Sachorientierte Lösung sieht anders aus.
@ Bow: Vollste Zustimmung. Leider.
Zwei Dinge die mich einfach nur in die Tischkante beißen lassen:
Jeder MBF/ S4 /Log Kdo, whatever, kann je nach Berechtigung alle SAP-Lagerorte einsehen. So kann man jede Schraube und jeden Imbusschlüssel nachbestellen, ohne gleich ganze Sätze anfordern zu müssen.
Und das Ministerium will mir ernsthaft verklickern, dass dieser riesige Wasserkopf es NICHT geschafft hat in SAP zu prüfen und somit das Delta für die fehlende Munition ermitteln kann?
Warum leisten wir uns eigentlich über 210 Generale/ Admirale, wovon jeder Minimum 10.000 brutto monatlich verdient (für das Salär muss man in der freien Wirtschaft ordentlich kloppen und trägt viiiiel Verantwortung) und haben dann trotzdem solch einen eklatant schlechten Output ?
Nach geschlagenen neun Monaten will man also den Bedarf ermitteln. Ich frage mich was das Planungsamt, das BAAIN oder die Abteilungen im Ministerium den ganzen Tag so treiben.
Bis auf das gebetsmühlenartige wiederholen der „Kaltstartfähigkeit“ und die warmen Worte der Ministerin über die sogenannte „Zeitenwende“ kommt nicht viel.
Wo war der Chef, der das Thema für sich reklamiert hat?
Die Erwartungen von Herrn Klingbeil an die Rüstungsindustrie entsprechen nicht den Realitäten. Es klingt doch eher nach einer lahmen Suche nach Schuldigen. Auch die Erklärung, dass die Schuld bei der Führung der ehemaligen Regierung zu suchen sei ist schwach. Der Benefiz aus der Handlungsweise war doch von Allen gewünscht.
Der Kanzler versucht nur seine Partei zusammenzuhalten. Das ist im Sinne der Landesverteidigung fahrlässig. Im Sinne der Bündnisverteidigung sind die Schäden kaum abzusehen.
Dem BMVg liegen die Meldungen zum lieferbaren Bestand von mehr als 140 Rüstungsfirmen offenkundig bereits seit dem 23.03.2022 vor.
https://twitter.com/ChSchweppe/status/1597854914835025920/photo/1
https://twitter.com/ChSchweppe/status/1597854914835025920
Man kann das nur auf eine Art und Weise interpretieren. Das BMVg hat sich bewusst entschieden, weder Waffen noch Munition zu bestellen. Es ist davon auszugehen, dass diese Entscheidung auf Zuraten aus dem engsten Beraterkreis um Scholz getroffen wurde.
die Listen was gebraucht wird gibt es. es ist auch bekannt was das kostet. es gibt kein erkenntnisproblem, sondern ein umsetzungsproblem welches im wesentlichen ein finanzierungsproblem ist.
es muss jetzt schleunigst eine finanzierung erfolgen, also zusätzlich ein hoher Nachschlag für den Wehretat aber auch zusätzlich zum Ausgleichen der erfolgten Lieferungen an die Ukraine. Die Bundeswehr ist in der Lage flexibel und schnell zu handeln, wenn die Gelder bereit stehen. Die Runde im Kanzleramt mit den beteiligten Ressorts Finanzen und Wirtschaft ist genau die Runde die es braucht um die gordischen Knoten des Haushalts- und Vergaberechts zu entflechten.
Aber wieso kommt die Munitionsdskussion erst nach 9 monaten so in schwung? ich bin sehr besorgt über die verfügbaren gesamtbestände der europäische NATO Staaten.
Leute, ich muss es mal so deutlich sagen: Es zeigt sich in diesem Thread eine bedauerliche Tendenz zur Stammtischdebatte, in der manche einfach mal ihren Unmut über Regierung, Kanzler, Ministerien, Generale kundtun wollen. Das trägt wenig zur Diskussion bei; es wäre sehr angenehm, wenn das einfach stoppen könnte.
Boson sagt:
30.11.2022 um 17:07 Uhr
Ja, wir haben ein Problem, das wir/die BW/dasBMVg/die BuReg lösen muss. Unbestritten. Die aktuell in Verantwortung stehenden pol./mil. Eliten sind dazu aber offenkundig ausserstande … ob schiere Inkompetenz oder fehlender Wille lasse ich dahingestellt. Meine Erfahrungen mit Personal ab StOffz/höherer Dienst aufwärts in BAPersBW, BAAIN, in einem Fall auch BMVg bestätigen das. Teils können Anfragen in absolut profanen alltäglichen Dingen, die eine Fachkraft im Zivilen alleine und aus dem Stegreif beantwortet, nicht binnen Jahresfrist beantwortet werden. Ausweichende Schreiben noch und nöcher, nur nicht festlegen auf irgendwas, … „Solange ich auf dem DP sitze, darf bitte nichts schiefgehen. Wenn ich nichts entscheide, geht auch nichts schief.“ Das ist die Devise in diesen Kreisen.
Nochmal: Die aktuell in Verantwortung stehenden pol./mil. Eliten sind nicht Teil des Problems, sie sind das Problem!
@TW
Das Versagen im Bereich Munitionsbeschaffung (u.a. Baustellen) ist so eklatant, daß jetzt einmal öffentlich Verantwortliche benannt und auch Konsequenzen gezogen werden müssen.
Sich hinter Sachzwängen in Deckung zu gehen darf nicht toleriert werden. Im Zweifel ist dann eben tatsächlich die politische Leitung des Hohen Hauses und ggf. die anderer Ressorts in der Bütt.
Der Verantwortungsdiffusion muß ein Ende gesetzt werden.
@T.Wiegold
Sehen Sie es bitte einmal aus Sicht des „einfachen“ Forum-Lesers.
Die Situation der Beschaffung ist offensichtlich extrem schwierig. Vor allem scheint weder Aussicht zu bestehen, dass die politische Führung entgegen eigenen Bekundungen die notwendigen Schritte tut. Noch viel deprimierender ist in meinen Augen, dass nach aller Erfahrung die B6+ Ebene sich keinesfalls in einer Weise zu Wort melden wird, die geeignet wäre, eine Besserung einzuleiten. Die mutigen Verantwortungsträger sind (auch) in der Bundeswehr praktisch ausgestorben.
Aus meiner Sicht haben wir es im Forum nicht mit „einfach mal … Unmut“ über Politik und Generalität zu tun, sondern um ein ungeschöntes Bild der tatsächlichen Situation, wie sie von denen gesehen wird, denen die Bundeswehr wichtig ist.
Im Lichte der tatsächlichen Lage scheint mir „Unmut“ mehr als verständlich. Es gibt ja (meines Wissens) keine substanzielle Äußerung eines aktiven B6+ in dieser Angelegenheit, mit der man sich auf Sachebene auseinander setzen kann. Dann bleibt eben nur Unmut.
@ Malefiz sagt: 30.11.2022 um 18:03 Uhr
„Das würde ich nicht so laut sagen. Es gab mal eine ZDv3/11 da standen ganz ähnliche Sätze drin (Nachts ist stellenweise mit Dunkelheit. zu rechnen)“
Nope. Hat es nie gegeben. Wurde immer wieder kolportiert, stimmt aber nicht.
@HaWa sagt: 30.11.2022 um 18:47 Uhr
„Warum leisten wir uns eigentlich über 210 Generale/ Admirale“
Was haben denn diese 210 Generale/Admirale mit der Beschaffung von Munition zu tun?????
„wovon jeder Minimum 10.000 brutto monatlich verdient (für das Salär muss man in der freien Wirtschaft ordentlich kloppen und trägt viiiiel Verantwortung)“
Ach und das gleiche gilt nicht für Generale? OK, interessante Sichtweise.
@Boson sagt: 30.11.2022 um 17:07 Uhr
„Ich habe aber ein Problem, wenn gesagt wird ALLE militärischen oder politischen Eliten müssen weg.“
Danke.
„Ein Dreisternegeneral hat nicht einfach „verdrängt oder vergessen“ was er gelernt hat. Ich gehe mal davon aus – ich weiß es nicht – das über Jahre nie Munition in diesem Ausmaß eingekauft wurde.“
Nicht mehr seit Jahren fast schon Jahrzehnten. Als die Friedensdividende in den 90er einsetzte und dann nochmals dramatischer als KTzG die denkwürdigen zusätzlichen Milliarden freiwillig aufgab, musste Geld gespart werden und da war es einfacher das bei Munition zu tun (die in dem Umfang in dem man sie für LV/BV braucht/brauchte) unglaublich teuer ist, aber für die Auslandseinsätze und die Übungen im Heimatland nie gebraucht worden wäre.
Niemand, weder der Bedarfsträger (die Generale) noch der Bedarfsträger (die Beamten der Beschaffung) haben leichtfertig auf das beschaffen von Munition verzichtet, aber wenn der Bundestag die Bw halt signifikant und über Jahrzehnte unterfinanziert, dann muss man das Geld halt irgendwo einsparen.
Und da waren Munition (und Ersatzteile!) halt probate Mittel.
Meine Kritik an der Politik setzt verstärkt seit 2014 ein, spätestens dort hätte auch der letzte erkennen müssen, dass im Bereich von Sicherheit kein ideologischen Traumschlösser gebaut werden sollten.
Und meine Kritik an der Beschaffung (überwiegend Beamte, teilweise Soldaten) setzt dann aber Februar ein, ich verstehe nicht, warum das immer noch nicht gelöst ist, jetzt wo die Politik (endlich!) wenigstens ein bisschen Geld locker macht…
@ Eskadron: vielen Dank für Ihren Link. Diese Listen wurden auch hier schon erwähnt, ziemlich früh zu Beginn des Konfliktes. Das „rundum sorglos Paket“ von Rheinmetall ist uns allen wohl noch bekannt.
@ Andreas Westphal: 1+
Eine namhafte deutsche Tageszeitung berichtet gerade über die Berliner Sicherheitskonferenz als Aufmacher.
Die zuständige Ministerin kommt darin nicht gut weg. Die Industrie will und kann wohl liefern… nur das Geld fehlt.
Wahnsinn. Bei (voreilig?)versprochenen 100 Milliarden Sondervermögen. Das versteht keiner mehr…
@ Bolson: Das Problem ist die politische und militärische Führung und deren Strukturen/ Organisationen samt dort ansässiger Arbeitskultur.
Wir brauchen nicht mehr Führungskräfte/Koordinatoren sondern weniger. Dafür aber Macher! Denn wir haben ein Umsetzungsproblem… und nach 9 erfolglosen und verlorenen Monaten zum Neustrukturieren, Aufmuntionieren oder Neubeschaffen ist der Hinweis oder die Aufforderung rational verständlich, dass es eben neue Köpfe und neue Strukturen braucht. Dringend!
Und ja, ich spreche definitiv von Führungsversagen in beiden Bereichen. Jetzt wieder im politischen Bereich die Erkennungsproblematik/ Finanzierungsproblematik vorzuschieben/ wahrzunehmen ist ein Offenbarungseid erster Güte. Know-How sieht anders aus.
Und warum die militärische Führung dies alles ohne nennenswerten Wiederstand mitmacht, obwohl sie direkt im Verteidigungsfall die ihnen anvertrauten Soldaten und Soldatinnen in den Kampf schicken muss… kann ich nicht verstehen.
@TW: vielen Dank für Ihre Arbeit. Kein Fach-Chinesisch von mir, nur eine besorgte und interessierte Meinung, die aufgrund der hervorragenden Informationsgrundlage hier so ausfällt.
Die Vorredner haben alles bereits zusammengefasst. Von fehlenden Lagerkapazitäten die die schnelle Neubeschaffung verhindern über nicht vorhandenes Wissen/Nutzen vorhandener Überwachungs- bzw. Steuerungsmöglichkeiten (SAP). Da erschließt sich mir persönlich nicht, warum man die Fähigkeiten zur Nutzung nicht auf höheren Ebenen vorhält und dementsprechend dafür nutzt. Aus persönlicher Sicht wirkt die gesamte „Zeitenwende“ derzeit sehr sehr schleppend um es freundlich zu sagen. Außer eine große Ankündigung nicht viel geschehen. Mir ist bewusst, dass im Hintergrund viel läuft, das sich den meisten entzieht. Aber die Kombination von missglückter Kommunikation sowie der Unkenntnis über Beschaffungsprozesse im Hintergrund lässt die Führung gerade in einem sehr schlechten Licht dastehen.
Zum Thema Geheimhaltung hat der Kommentator HaWa (30.11.2022 18:47) bereits alles erläutert: Jeder Soldat/Zivilist mit SAP Kenntnis kann sich die Zahlen für die gesamte Bundeswehr ansehen. Und das ohne große Ausbildung sogar. Das ist fast sogar „StOffz sicher“ ;)
Haben wir es mit einem Organisational Burnout der Verwaltung zu tun? Frage: wie kommt man aus der Nummer wieder heraus? Die BW (inklusive ihrer Verwaltung) hatte in der Vergangenheit gezeigt, dass sie ihr Handwerk schon mal sehr gut verstanden hatte. Im kalten Krieg war die BW eine der Stützen der NATO.
https://twitter.com/AlexLuck9/status/1598170759230169088?s=20&t=Ck6uGojgaBq4A3KRfuUSFw
Etwas OT: Frau Lambrecht bittet Finanzminister Lindner laut SPON um kurzfristige Bereitstellung von Mitteln für die Munitionsbeschaffung. Nachdem die Montagskonferenz im Kanzleramt wohl gezeigt hat, dass die Industrie durchaus liefern könnte. Nach neun Monaten!
1. Der mediale und politische Druck scheint langsam bei ihr zur Erkenntnis geführt zu haben, dass da ein Thema ist.
2. Sie hätte auch selbst drauf kommen können! Ist sie aber nicht aufgrund erwiesener Inkompetenz. Da kann sie aber nur teilweise etwas dafür, das ist ein systemisches Problem in der Politik: Proporzdenken und Funktionärstum. Man vergleiche mal die Vita des amerikanischen Verteidigungsministers mit der Vita von von der Leyen, KRamp-Karrenbauer, Lambrecht. Es muss ja nicht gleich ein ehemaliger Militär sein aber ein wenig Kenntnis in Sicherheitspolitischen Dingen sollte man bei der Führung einer der größten und relevantesten Organisation des Bundes voraussetzen (Ich weiß, dass ist hier in dieser Runde Stand des Wissens – musste aber noch mal raus).
3. Lindner bittet um konkrete Beschaffungslisten. Da wird es jetzt wieder spannend, ob der Apparat des BMVg das jetzt hinbekommt. Oder spielen die Beiden jetzt Schwarzer Peter, wie schon Herr Klingbeil mit seinem Vorwurf an die Industrie, um die Öffentlichkeit zu verschaukeln?
4. Derweil mangelt es der Ukraine zunehmend an Munition für die westlichen Waffen
5. Wo Stabilität und Sicherheit in Eurpoa gefragt wären (Stichwort Vertrauen in die eigene Stärke), ist diese Nichtwahrnehmung von Verantwortung durch die Bundesregierung problematisch.
Ich sehe die Beschaffung von Munition, wie von einigen gefordert, als wichtig, aber letztendlich nicht kriegsentscheidend an.
Russland ist aktuell unser einziger möglicher Gegner, der nach dem Desaster in der Ukrainer mit Sicherheit andere Ideen hegt, als ein NATO-Land auf dem Land – oder Luftweg anzugreifen.
Abschreckung ist die beste Verteidigung und ein Krieg, der nicht geführt wird, immer der beste Weg.
Geschlossenheit mit den Partnern, gemeinsame große Beschaffungen und eine gemeinsame Außenpolitik helfen uns momentan mehr, als ein volles Munitionsdepot.
Deshalb müssen jetzt die großen Beschaffungen unterschrieben werden, Schweden und Finnland so schnell wie möglich in die NATO aufgenommen und vielleicht sogar das eine oder andere Aufnahmeverfahren der EU beschleunigt werden, um gemeinsame Stärke zur Abschreckung zu demonstrieren.
Natürlich ist Munition auch wichtig. Aber die strategische gemeinsame Ausrichtung und Partner-Staaten, die sich genau gegenteilig zu den europäischen Alleingängen während der Energiebeschaffung und der Ukraine-Hilfe verhalten, bringen aktuell mehr.
@ StMarc sagt:
„Etwas OT: Frau Lambrecht bittet Finanzminister Lindner laut SPON um kurzfristige Bereitstellung von Mitteln für die Munitionsbeschaffung. Nachdem die Montagskonferenz im Kanzleramt wohl gezeigt hat, dass die Industrie durchaus liefern könnte. Nach neun Monaten!“
ja… das ist schon dilettantisch dass sie jetzt erst zu dieser Erkenntnis kommt…
mögliche Ursachen hierfür wurden ja auch schon genannt
hoffen wir trotzdem dass sich diesbezüglich etwas bewegt… und endlich viel viel Munition in allen Bereichen beauftragt wird
Scholz hat verkündet dass dieses Kalenderjahr noch einige Aufträge aus dem Sondervermögen beauftragt werden.
1) fixe Order F35
2) Upgrade für das komplette 1. Los Puma
3) Überschneefahrzeuge -> Nachfolger Hägglunds
leider nicht wirklich viel…
@JPeelen sagt: 30.11.2022 um 22:50 Uhr
„Es gibt ja (meines Wissens) keine substanzielle Äußerung eines aktiven B6+ in dieser Angelegenheit, mit der man sich auf Sachebene auseinander setzen kann. Dann bleibt eben nur Unmut.“
Das ist einfach nicht richtig. Die Inspekteure haben seit Jahren auf die Probleme auch öffentlich hingewiesen. Zumindest vom Inspekteur des Heeres habe ich Äußerungen für den aktiven und die letzten beiden im Kopf. Ich gehe davon aus, dass es auch bei den Vorgängern nicht anders war. Natürlich waren diese selten BILD kompatibel und skandalträchtig, aber sie waren deutlich und nicht nur für Fachleute alarmierend.
Und die sicherheits- und verteidigungspolitischen Fachleute im BT haben das auch aufgenommen und niemand kann sagen es wäre in der BReg und im BT nicht bekannt gewesen. Aber wenn das BMVg in der internen Hackordnung der BReg halt nur im Mittelfeld rangiert und die sicherheitspolitische Community im BT halt bestenfalls nur zweite Garde ist und keine Chance hat sich in den Haushaltsausschuss durchzusetzen, dann ändert das nichts.
Die Lage ist dramatisch. Und ich bin nicht überzeugt davon, dass die deutsche Generalität mehrheitlich kriegstauglich wäre. Aber man muss schon ehrlich sein und ihr die richtigen Vorwürfe machen!
@T.Wiegold 30.11.2022 um 21:53 Uhr
@Koffer 30.11.2022 um 23:13 Uhr
„Was haben denn diese 210 Generale/Admirale mit der Beschaffung von Munition zu tun?????“
@xHG3.22 01.12.2022 um 1:42 Uhr
„Und warum die militärische Führung dies alles ohne nennenswerten Wiederstand mitmacht, obwohl sie direkt im Verteidigungsfall die ihnen anvertrauten Soldaten und Soldatinnen in den Kampf schicken muss… kann ich nicht verstehen.“
Auch wenn es dem Hausherrn offensichtlich nicht gefällt, erreicht die Diskussion endlich mal des Pudels Kern.
Natürlich @Koffer haben die Generale/Admirale nicht unmittelbar mit der Beschaffung von Munition zu tun. Aber, wie @xHG3.22 richtig darstellt, haben sie alle über Jahre „tatenlos“ (!) hingenommen, dass eine wesentliche Ressource zur Kriegführung dramatisch zurückgefahren wurde.
Man hat es gehorsamst hingenommen, dass schon zum Üben oft nicht ausreichend Munition vorhanden war und dass man nun, wo die volle Einsatzbereitschaft erforderlich ist „blank“ dasteht.
Und auch die Medien suchen die Gründe für dieses Versagen des „Fischkopfs“ allein im politischen Bereich, letzten Endes bei den verantwortlichen Ministerinnen.
Was aber haben die Kommandierenden Generale/Admirale von Kampfeinheiten in den letzten 15 Jahren denn selbst unternommen, um diese desolate Lage zu verhindern?
Das zu ergründen, wäre Aufgabe ernsthaften Journalismus‘.
[Ich hab‘ die persönlichen Angriffe gegen mich langsam satt. Sie können sich auch gerne anderswo austoben. T.W.]
@T.W. Ihr Wunsch ist mir Befehl ROFL
Organisationen und Unternehmen funktionieren ja nicht, weil da Herr X oder Frau Y etwas tut. Organisationen und Unternehmen funktionieren weil sie definierte Geschäftsprozesse und durchgängige Daten haben.
Also Herr X bearbeitet Schritt 1 des kompletten Geschäftsprozesse und die Daten gehen an Frau Y die Schritt 2 des kompletten Geschäftsprozesse bearbeitet. Die Daten gehen an Divers Z usw bis der komplette Geschäftsprozesse abgeschlossen ist. Dadurch werden die Daten angereichert oder bei manchen Schritten wiederum neue Geschäftsprozesse angestoßen. Leider ist oft der gesamte Geschäftsprozess durch Unkenntnis oder schlechte Kommunikation nicht bekannt und der Bearbeiter hält stur an seinem Schritt3 fest. Er kennt es ja nicht anders.
Das wäre der Idealfall. Jetzt kommt der Faktor Mensch und Arbeitskultur dazu. Auweia.
Schönes Buch dazu für IT: Wien wartet auf dich
Die Bw hat aber keine durchgängigen Geschäftsprozesse und Daten. Die Daten werden durch Insellösungen erarbeitet und liegen dann in Datensilos.
Was passiert nun? Die armen Staatssekretäre bekommen bei der Abfrage aus etlichen Datensilos die Ergebnisse. Die so auch nicht stimmen können, weil auch etliche Datensilos mehrfach vorhanden sein können.
SASPF kann auch nicht die Lösung sein, da hier nicht alle Daten vorliegen bzw nicht in der benötigten Form vorliegen können! Z.B. fließen die Ersatzteildaten in NMCRL ein und die Daten nach AW43 (Anlagenblätter) in ein eigenes Datensilo. Das eine ist aber eine Schnittmenge des anderen. Hinzu kommt, das sprachliche/logistische/organisatorische Grundsätze bei der Datenerfassung nicht beachtet werden. Suchen Sie mal im NMCRL nach Öl. Sie werden viel finden. Wissen aber nicht ob es sich um Getrieböl oder Speiseöl handelt.
Viele Fehler die jetzt zu Tage kommen wurden schon vor etlichen Jahren gemacht und man hält an den falschen Prozessen fest weil man es nicht anders kennt. Es wird zwar verstanden, dass die Daten so nicht stimmen können, weiss aber nicht warum.
@Bow hat es schon korrekt beschrieben. Viele Unternehmen wollen nicht mehr mit den Verwaltungen zusammen arbeiten, weil die Prozesse der einen mit der anderen Partei nicht passen bzw viel zu langwierig sind. Allein Rechnungsstellung passt da nicht.
Leider, leider schlägt diese Vorgehensweise auch in zivilen Unternehmen zunehmend auf.
Daher der angebliche Fachkräftemangel.
In einem anderen Faden hat ein Kommentator geschrieben, dass er etliche Petitionen laufen hat. Petitionen und Gremiumsarbeit habe ich aufgegeben. Bottom up funktioniert nicht mehr. Also Top down. Habe z.Zt zwei Beschwerden bei der EU Kommission laufen.
Wenn doch so viele Unzufrieden sind, warum ändern sie nichts daran? Handeln sie wie es nun mal vorgesehen ist. Ein System schlägt man nur mit Mitteln des Systems. Gründen sie einen Verein z.B. „Verein der kritischen Freunde der Bw“. Das erste Mitglied haben sie!
P.S. NMCRL war mal Nato Material Cross Reference List heißt jetzt anders. Irgendwas mit Nato Maintennance….. Die häufigen Umbenennungen tragen auch nicht zum Verständnis bei.
Wenn ich den Faden so nachvollziehe, dann drängt sich mir ein Begriff auf: Behördensackhüpfen
Liebe Mitforisten,
das ganze Herumgereite auf der Verwaltung und Struktur ist müßig. Sehen Sie der Realität ins Auge. Die oberste politische Führung will keine kampfkräftige Bundeswehr. Fertig.
Da können Sie noch so sehr auf Beschaffungsamt und Generale und Struktur herumreiten. Das ist eigentlich alles irrelevant.
Wie ich zu der Aussage komme ?
Ganz einfach am Beispiel der Flüchtingskrise 2015. Auch wenn die folgenden Aussagen vielleicht politisch nicht ganz bequem sind. Hier sieht man, was möglich ist, wenn politisch gewollt.
Baurechtlich.
Absolut unzulässig waren bis dahin Unterkünfte zum Wohnen in Gewerbegebieten.
Hier wurde eine Sonderregelung extra für Flüchtingsunterkünfte geschaffen.
Selbst für die heilige Kuh, keine Wohnbebauung im Außenbereich (außerhalb geschlossener Ortschaften) wurde eine Ausnahmeregelung geschaffen.
Eine Übersicht über die ganzen aktuellen Regelungen, die Flüchtlingsunterkünfte privilegieren findet sich z.B. in https://verwaltungsportal.hessen.de/sites/vwp.hessen.de/files/0458_uebersicht_zulaessigkeit_fluechtlingsunterkuenfte_baugebiete_112015_0.pdf
Will heißen: Jahrzehntelange juristische Grundsätze im Baurecht, die bisher zu rigorosen Verboten und Konsequnzen führten, wurden für die Ausnahme „Flüchtlingsunterkünfte“ mit einem Federstrich beseitigt.
Der einzig sachliche Grund: Bedarf an Flüchtlingsunterkünfte wiegt stärker als alle anderen Belange, die bisher und auch noch sonst für alle anderen baulichen Maßnahmen galten und noch gelten.
Weiterer Punkt: Haftung für WLAN-Zugang. Bis 2015 heißes Eisen. Bis 2015 haftetet der Betreiber von öffentlich zugänglichen WLans für die Inhalte, die über dieses WLAN geteilt wurden. Haufenweise Abmahnungen. Alle Anstrengungen und berechtigte Einwände, die Bürger, Juristen und Gewerbe gegen diese Einschränkung unternahmen, wurden durch den Gesetzgeber rigoros mit dem Hinweis auf Haftungsgrundsätze abgeblockt. Bis 2015. Als klar wurde, dass Internetzugang für die Flüchtlingsunterkünfte „aus Gründen“ bereitzustellen war, wurde quasi von heute auf morgen die Regelung gekippt. Der Staat selbst stellte nun kostenlose WLAN-Hotspots in den Unterkünften bereit.
Beispiel: Finanzen
Dieselben Verwaltungsbeamten, die bisher wegen eines Fehlbetrags von 3,50 Euro auf irgend einem Verrechnungskonto für extern vergebene Dienstleistungen der Rechnungsprüfung Rede und Antwort stehen mussten, waren 2015 wochenlang damit beschäftigt, irgendwelche Unterkünfte zu wahnsinnigen Konditionen bei teilweise halbseidenen Geschäftspartnern anzumieten.
Vertragslaufzeiten von bis zu drei Jahren, mit garantierter zugesicherter überdurchschnittlich hoher Miete. Dazu die Standard-Klausel, dass nach Auszug die Wohnungen komplett auf Kosten des Staates saniert werden. Anmietung von Containern als Reserve zu Mondpreisen bei teilweiser unterirdischer Qualität und ebenfalls viel zu langen Laufzeiten ohne Ausstiegsklausel.
Ergebnis: Nach Abflauen der größten Welle riesige ungenutzte Kapazitäten zu Mondpreisen.
Konsequenzen für die Geldvernichtung und dauerhafte Belastung öffenlicher Haushalte durch dilletantische Anmietungen: Keine.Für Niemanden.
Weiß jetzt nicht, ob Sie das veröffentlichen wollen Herr Wiegold. Ist ja politisch „nicht ganz so korrekt“.
Was ich aufgeführt habe sind aber Fakten, die auch dem Beweis zugänglich sind. Und letztlich wurde so ja auch die Flüchtlingskrise „bewältigt“. Alternative fallen mir auch keine ein. Musste wohl halt so gemacht werden.
Abgesehen von politisch korrekt oder nicht, komme ich auf den Punkt zurück, den ich mit dem Beispiel machen wollte.
Wenn „von oben“ die Anweisung zu einem bestimmten Verhalten kommt, dann handelt der Beamte auch dementsprechend. Dann ist in einem Land wie Deutschland mit den vorhanden materiellen Ressourcen unglaublich viel möglich (Aktuelles Beispiel vielleicht noch der Einkauf von Unmengen Flüssiggas zu Mondpreisen)
Wenn keine Anweisung kommt, dann nicht.
Meine einzige Mutmaßung in diesem Beitrag kommt jetzt: Auch die Bundeswehrverwaltung wäre fähig, bei genügender Ressourcenverteilung quasi von jetzt auf gleich jedenfalls die allermeistern materiellen Probleme zu lösen. Die Politik wäre ebenfalls in der Lage bestehende Hindernisse ähnlich wie bei den obigen Beispielen in sehr kurzer Frist zu beseitigen.
Die wollen aber nicht. Das ist die einzige Schlussfolgerung.
Dann kann man sich das Bashing der Beamten und Generale aber auch sparen.
Das sind alles keine Geheminisse.
So.
[So. Die bemühte Absicht, hier rechte Kampfbegriffe wie die sog. ‚Flüchtlingskrise‘ reinzubringen und dafür diese Debatte zu missbrauchen, ist hiermit beendet. Hören Sie einfach auf mit so was. T.W.]
Ein Blick von ausserhalb Deutschland: Wenn man in einer Dienststelle beglueckwuenscht wird, dass NATO Sek Stoltenberg DEU fuer das Geleistete lobt …….
Ich gebe zu – ich war Teil der Problemverursacher. Aber an alle Mitstreiter hier – innerhalb der Bw gab und gibt es VIELE Mahner, die den eingeschlagenen Wege als Sackgasse bezeichnet haben. Leider kamen wir nicht durch!
Denn – mehr als einmal musste man sich dem Druck des BMVg beugen. ABER – auch diese Mitstreiter im Geiste haben sich an Vorgaben gehalten.
Also innerhalb der Bw sind viele Referenten und Fuehrungspersonal an Vorgaben gekettet!!!!!!! Obwohl wir es besser wussten kamen wir nicht durch. (Nennt sich Primat der Politik und ich halte das auch noch fuer absolut richtig – gleich als Klarstellung!!)
Hinsichtlich der 100 Mrd – viele waren nicht gluecklich mit der Liste. Hier haben sich – und mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine – einige Insp ins Knie geschossen. Denn statt schnell die Truppe kriegstauglich aus 4er und 6er Sicht aufzustellen, wurde das ein oder andere goldene Kaffeetaeschen bestellt. Fair: CH53 und PA 200 sind outdatet – aber ohne Mampf kein Kampf….
In Summe wirkt das Ganze aus der Ferne wie ein Kaspertheater – und viele hier schreien mit.
Ich wuensche mir in DEU als auch hier – mehr Sachlichkeit.
Ich selbst werde dieses Jahr KEIN Weihnachten haben – nicht weil ich im non Art5 Einsatz bin – schlicht weil bei mir ist die Zeitenwende angekommen ist – genau wie bei vielen anderen Kameraden.
Und deshalb waere es mal toll, die Soldaten nicht aus den Augen verlieren die da darussen mit wenig Munition sich den A aufreissen und auch den Beamten, die das wenige doch irgendwie ermoegliche – EINFACH MAL DANKE SAGEN – am besten durch jeden Mahner hier in Form eines Briefes an das BMVg/AA/Bundeskanzleramt/Bundestag – damit die Zeit vlt mal effektiv genutzt wird.
Manchmal wirkt so ein Danke mehr als Rumgemecker.
Es reicht wieder mal. Natürlich muss auch dieser Thread instrumentalisiert werden. Ich mache die Kommentare zu.
/edit: der zwischenzeitlich eingegangene letzte Kommentar ist nicht gemeint.
@Der Realist sagt: 01.12.2022 um 11:46 Uhr
Russland ist aktuell unser einziger möglicher Gegner, der nach dem Desaster in der Ukrainer mit Sicherheit andere Ideen hegt, als ein NATO-Land auf dem Land – oder Luftweg anzugreifen.
Abschreckung ist die beste Verteidigung und ein Krieg, der nicht geführt wird, immer der beste Weg.
…
Leider nicht. Erinnern wir uns an Libyen 2011. Die haben nicht Frankreich angegriffen, Frankreich hat Libyen angegriffen. Mali. da haben wir eigentlich keine Verpflichtungen, sind dann aber zur Unterstützung der Franzosen hingegangen. AFG. Da wurde ein anderer Bündnispartner angegriffen, und plötzlich hat die NATO 20 Jahre Krieg gefürht (ja, ich weiß, war formal kein Krieg und formal auch nicht die NATO, läuft aber auf das selbe Ergebnis hinaus). Und wer weiß, ob die USA nicht nächsten Monat eine neue Militäraktion irgendwo im MENA beginnen (Iran oder sonstwer) oder nächstes Jahr Taiwan verteidigen müssen und Backup von den Europäern brauchen? Sei es auch nur, daß sich die Europäer mal alleine verteidigen können oder eine Militäraktion hinbekommen, ohne alsbald nach dem großen Bruder zu rufen? Vielleicht wollen ja auch Türken und Griechen miteinander eskalieren? Da steckt man auch nicht drin.
Langer Rede kurzer Sinn: Rußland ist nicht unser einziger möglicher Gegner. Rußland ist nur der einzige potentielle Gegner, von dem wir momentan wissen, daß es es ist. Da draußen sind noch mehr, die wir nur noch nicht erkannt haben. Und Abschreckung alleine verhindert leider nicht alle Kriege. Siehe oben.
Left Blank sagt:
01.12.2022 um 13:03 Uhr
Ich fasse zusammen: Die Komplexität der Verwaltungsprozesse einschließlich der Datenverfügbarkeit „erschlägt“ faktisch die Verwaltungsebene. In großen Teilen kommt es zur „inneren Kündigung“. Es handelt sich um ein hausgemachtes, systemisches Problem. Damit bleibe ich bei meiner Aussage:
Die aktuell in Verantwortung stehenden pol./mil. Eliten sind nicht Teil des Problems, sie sind das Problem!
… wenngleich nicht alle über einen Kamm zu scheren sind.
Q.e.D: Eine Toxische Situation wie im Lehrbuch… sachliche Debatte wird durch vergiftete affektive Exposition und ineffiziente Organisationen verhindert und ein untragbarer Zustand ( keine Munition ) verewigt sich.
Kein Wunder hat der Kanzler das zur Chefsache gemacht …
An die Kollegen Mitforisten,
die sich auf Herrn Wiegold persönlich einschießen oder lautstark irgendwelchen unabhängigen? Journalismus einfordern.
Herr Wiegold steht mit breitem Kreuz und ermöglicht uns, einer breiten Öffentlichkeit unsere Meinung kundzutun.
Ganz offensichtlich auch solche Meinungen, die Herr Wiegold selbst nicht vertritt.
Indem Herr Wigold diese Meinungen auf seiner Plattform veröffentlicht, macht er sich die Inhalte – nicht nur- haftungsrechtlich „zu eigen“. Für die Veröffentlichung wird sich Herr Wiegolfd im Zweifel wohl vor Freund und Feind rechtfertigen müssen (Warum gibts Du sowas eine Bühne?)
Da ist einiges an Rückgrad nötig.
Auch muss Herr Wiegold entscheiden, welche Beiträge er veröffentlicht und damit zum Inhalt seines Blogs macht. Was so mancher hier in gewisser Stimmung so ablässt und nach zwei Tagen wieder vergessen hat, steht dauerhaft als Beitrag hier im Blog (Fasse mir gerade an die eigene Nase…)
Und dieser Blog ist Bestandteil der beruflichen Existenz von Herrn Wiegold.
Außerdem sollte jeder Mitforist sich vergegenwärtigen, dass hier alle unter einem Pseudonym schreiben und keiner sich hier mit Klarnamen in der Öffentlichkeit präsentieren muss. Wer sich aber hinter dem bildlichen „Rockzipfel von Mama Wiegold“ versteckt, der sollte vielleicht auch entsprechend vorsichtig mit persönlichen Angriffen sein.
Soweit ich erkennen kann, ist Herr Wiegold weit und breit der einzige Journalist, der sich ernsthaft und kompetent mit dem Thema Bundeswehr auseinandersetzt.
Wahrscheinlich hat er mit seinem Blog und seiner Öffentlichkeitsarbeit schon mehr für die Bundeswehr und ihre Angehörigen getan als die allermeisten Soldaten.
Geradezu hirnrissig, jemanden, der mit so hohem persönlichen Einsatz letztlich für die Belange der Bundeswehr und deren Soldaten eintritt, persönlich anzugehen.
Sie würden das wahrscheinlich selber hier im Blog nie so formulieren. Jetzt hab ich das halt mal gemacht.
Hoffe ist in Ordnung. Musste mal raus.
Danke.
Danke für Ihre Arbeit.
@Logistiker:
Zuerst einmal DANKE – und das ist ernst gemeint und keine einfache Replik.
Dennoch denke ich, dass die meisten Foristen hier – wenn auch verklausuliert – dauerhaft DANKE sagen.
Meine persönliche Haltung: Die Soldaten/-innen der Bundeswehr machen einen sehr schweren Job – insbesondere die in der „Schlammzone“. Und gerade deshalb kann es für diese Menschen nur eine Qualität geben: Die beste Ausrüstung, in ausreichender Menge, die man für Geld kaufen kann!
Der weit überwiegende Teil der Foristen ist/war Soldat und hat auf seine/ihre Weise Erfahrungen mit altem, kaputtem, unzulänglichem, falschem oder unzweckmäßigem Material gemacht.
Viele sind und waren frustriert und einige machen mehr als einmal eine Faust in der Tasche (zu Letzteren würde ich Sie zählen).
Vor diesem Hintergrund ist es mir schwer erträglich, in welchem Klein-Klein sich die BW verzettelt, in welchen Bürkratien die Motivation und das Geld verdampfen und wie wenig „bei der Truppe“ ankommt.
Ich persönlich habe immer mehr die Vermutung, dass die „Bundeswehr der Truppe“ mit der „Bundeswehr der Stäbe“ nicht viel zu tun hat. Die regelmäßige Klötzchenkunde gibt davon m.N.n. Zeugnis.
Besonders die Tatsache, dass wir offensichtlich kein Erkenntnisproblem haben, sondern eher einen „Befehlsnotstand“, der sich vor allem in der Weigerung zur Akzeptanz der aktuellen Lage und der Umsetzung in klare Entscheidungen/Bestellungen zeigt, bringt mich persönlich auf die Palme.
Wer nichts tut, weil er Angst hat was Falsches zu tun, der hat sich längst vom Soldaten zum Politiker gewandelt.
Das ist okay und das Primat der Politik ist richtig, aber dann sollte diese Person sich ehrlich machen und die Uniform gegen den Anzug tauschen.
Nochmals DANKE und Ihnen und ihren Kameraden/innen ein ruhiges und sprichwörtlich friedliches Weihnachtsfest!
[@T.W. – Sorry für den OT, aber ich denke das geht in Ordnung]
Hallo Herr Wiegold,
also langsam glaube ich, sie vermuten bei mir ständig böse Absicht.
Das Thema „Flüchtlingskrise“ ergibt sich bei mir als Beispiel einfach aus dem Grund, weil ich die Entwicklung beruflich hautnah miterlebt habe und mit der Bewältigung von dem, was 2015/2016 angestoßen wurde, die nächsten Jahre ebenfalls beruflich beschäftigt war.
In der Retrospektive fiel mir (und eigentlich allen anderen Beteiligten, die ich kenne) auf, dass in dieser, nennen wir das Ganze „Situation“ quasi mit einem Fingerschnipsen vermeintlich zementierte Hindernisse einfach aus dem Weg geräumt wurden.
Das war ein einschneidendes Erlebnis für alle Beteiligten. Wie aus einem inoffiziellen „Wir schaffen das“ plötzlich eine Art Freifahrtschein für Verwaltungshandeln wurde.
Ich bin der festen Überzeugung, dass bei entsprehcendem Willen auch im Bereich Verteidigung die allermeisten Hindernisse sich sehr zügig in Luft auflösen.
Eindrückliches Beispiel das so etwas geht war eben die Flüchtlingskrise.
Eine Frage noch: Wie soll ich den Sachverhalt 2015 sonst nennen?
@StMarc
„Lindner bittet um konkrete Beschaffungslisten.“
Für mich ist das anmaßend und unverschämt. Genehmigt jetzt das BMF, was genau (Art und Menge) beschafft wird? Wird dort auf Notwendigkeit geprüft? Oder wird die Liste gleich an den BRH durchgereicht der dann querschießt?
Als IBUK würde ich mir das nicht bieten lassen.
[Hinweis: Zu dem Schreiben aus dem Finanzministerium habe ich gerade einen neuen Thread aufgemacht. T.W.]
Puh, mein Fehler – eigentlich hatte ich die Kommentare hier schon längst zumachen wollen, aber das technisch falsche Häkchen entfernt. Ok, isso.
Da es zu dem Thema aber jetzt tatsächlich eine neue Entwicklung gibt, nämlich den Briefwechsel zwischen Verteidigungs- und Finanzministerium, bitte ich eine evtl. Debatte dort weiter zu führen und mache jetzt hier tatsächlich die Kommentarfunktion zu.