Russlands Vorschläge für Verträge über „Sicherheitsgarantien“: Faktisch ein Ende der NATO (Neufassung)
Russland hat präzisiert, wie die vor allem von seinem Präsidenten Wladimir Putin geforderten Sicherheitsgarantien für das Land in Verträgen mit den USA und der NATO festgeschrieben werden sollen. Die Entwürfe sehen unter anderem vor, dass Truppenstationierungen außerhalb des eigenen Territoriums verboten werden sollten, wenn sich eine der Vertragsparteien bedroht fühlen könnte, außerdem sollen nach 1997 aufgenommene Mitgliedsstaaten der Allianz nicht militärisch unterstützt werden: Praktisch eine Forderung an das Ende der NATO.
Die Vertragsformulierungen veröffentlichte das russische Außenministerium am (heutigen) Freitag; jeweils auch in einer – als inoffiziell markierten – englischen Übersetzung.
Aus dem Entwurf für den Vertrag mit den USA:
The Parties shall refrain from deploying their armed forces and armaments, including in the framework of international organizations, military alliances or coalitions, in the areas where such deployment could be perceived by the other Party as a threat to its national security, with the exception of such deployment within the national territories of the Parties.
The Parties shall refrain from flying heavy bombers equipped for nuclear or non-nuclear armaments or deploying surface warships of any type, including in the framework of international organizations, military alliances or coalitions, in the areas outside national airspace and national territorial waters respectively, from where they can attack targets in the territory of the other Party.
Diese Formulierung ist maßgeschneidert für die russischen Interessen: Auf seinem eigenen Gebiet, einschließlich der Exklave Kaliningrad, bleiben Truppenstationierungen unangetastet – für die USA soll dagegen, auch im Rahmen der NATO, eine Stationierung in Europa praktisch ausgeschlossen werden. Das ist ja nicht das nationale Territorium der USA. Das gleiche gilt für nukleartaugliche Waffensysteme zur Luft oder zur See.
Dagegen sieht der Entwurf für die Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen (auch konventionell bestückte) ein Verbot vor, wenn sie das Territorium des anderen Landes bedrohen:
The Parties shall undertake not to deploy ground-launched intermediate-range and shorter-range missiles outside their national territories, as well as in the areas of their national territories, from which such weapons can attack targets in the national territory of the other Party.
Allerdings stellt sich da die Frage, warum der INF-Vertrag gescheitert ist, der auch so etwas vorsah. Nachdem Russland bestimmte Waffensysteme als ausgenommen betrachtete, während die USA sie als Teil des Abkommens ansahen, kündigten zunächst die USA und dann Russland diesen Vertrag.
Und grundsätzlich ist natürlich interessant, dass Russland von den USA erwartet, eine Ausweitung der NATO auf weitere ehemalige Sowjetrepubliken zu unterbinden – was auf Georgien und die Ukraine zielt, die beide eine grundsätzliche Zusage für eine Mitgliedschaft im Bündnis haben:
The United States of America shall undertake to prevent further eastward expansion of the North Atlantic Treaty Organization and deny accession to the Alliance to the States of the former Union of Soviet Socialist Republics.
Ähnlich weitgehend sind die Forderungen im Vertragsentwurf für ein Übereinkommen mit der NATO:
The Russian Federation and all the Parties that were member States of the North Atlantic Treaty Organization as of 27 May 1997, respectively, shall not deploy military forces and weaponry on the territory of any of the other States in Europe in addition to the forces stationed on that territory as of 27 May 1997. With the consent of all the Parties such deployments can take place in exceptional cases to eliminate a threat to security of one or more Parties.
Grundsätzlich also die Absage an die Stationierung jeglicher Truppen der Staaten, die vor Mai 1997 Mitglieder der NATO waren, in den später hinzugekommenen Bündnisstaaten: Tschechien, Ungarn und Polen (1999), Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei, Slowenien (2004), Albanien, Kroatien (2009) sowie Montenegro (2017) und Nordmazedonien (2020).
Mit anderen Worten: Für fast in der Hälfte der 30 [KORREKTUR, nicht 20] Mitgliedsstaaten der Allianz soll die Bündnisverpflichtung der NATO nicht mehr gelten können. Das ist eigentlich nichts anderes als die Aufforderung an die NATO, sich mit diesem Vertrag selbst aufzulösen.
Das werden noch interessante Verhandlungen.
Die Vertragsentwürfe als Sicherungskopie:
20211217_Draft_RUS_USA_security_guarantees
20211217_Draft_Russia_NATO_security_guarantees
:) Aus HouseOfCards-Fansicht gibts da eigentlich nur eine Erklärung:
Die Russen helfen den Amis gerade ein bisschen bei der Beseitigung innerpolitischer Problemchen aus und spielen die maxDemandKarte verbunden mit Dringlich!/Wichtig! um Biden plausibel als harten Hund aus den Querelen mit seiner republikanischen HardCoreOpposition herauszuhelfen und politischen Handlungsspielraum zurückgewinnen zu lassen.
Nebenbei fallen als Zugeständnis 1-2 Dinge für die Russen raus und das wars.
Frage ist, welche das sein werden…
Any suggestions?
Die Stärkung der Südostflanke Europas durch eFP wurde ja schon länger diskutiert.
Fraglich ob das politisch wirklich eine Mehrheit im NATO-Rat findet (gerade auch von Deutschland), falls es doch dazu kommt, dann gäbe es neben eFP, VJTF, den NATO-Planungszielen (1 Division 2027, 3 Divisionen 2031), der NATO Readiness Initiative (4×30) eine weitere einsatzgleiche Verpflichtung. Diese trifft auf Landstreitkräfte, die schon für die VJTF überall Material zusammen sammeln muss.
Die Anforderungen steigen also bereits ohne ein mögliches zusätzliches Engagement exponentiell.
Gleichzeitig sinken die „Haushaltsspielräume“ bei unveränderter Planung auf de facto null.
Man kann natürlich aber auch so weiter machen wie bisher:
Viel zusagen und alle Probleme schön reden. Das wird aber bei immer stärkerem Auseinanderdriften von Anspruch und Wirklichkeit immer schwerer – sofern es noch jemanden interessiert.
@leie:
So einfach ist das wohl nicht.
Einige Einblicke in die vielschichtigen Beweggründe des Kreml findet sich bei zeit.de in einem Interview mit einem Kreml-Kenner („Wir sind einem Krieg näher als je in den vergangenen Jahrzehnten“).
@ memoria
„Das wird aber bei immer stärkerem Auseinanderdriften von Anspruch und Wirklichkeit immer schwerer“
wieso klappt doch bisher wunderbar. Man sagt allen alles zu, sobald dann die probe aufs exempel gefordert wird hat man „(verfassungsrechtliche) Bedenken“.
aka german sicherheitspolitik
ich glaube Ihr Problem ist, dass Sie wirklich noch glauben hier solle tatsächlich irgendwie effektiv wirksam etwas gestaltet und nicht nur ein potemkinsches Dorf namens „sicherheitspolitik“ nach dem immer gleichen schema F zelebriert werden.
@ Thomas Melber sagt:
18.12.2021 um 15:14 Uhr
Ja – aber das ist ja etwas für den längerfristigen Horizont. Fossilfreie EU steht auf der Agenda, da muss RUS sich zwangsläufig entsprechend umorientieren. In 2020 gingen noch ca. 75% der RUS Gasexporte in EU. Der Weg zu Abnehmern in Asien ist weit beschwerlich. RUS ist immer noch viel zu stark abhängig von Export von fossilen Energieträgern und Rohstoffen, um für die Zeit nach 2035 fit zu sein. Putin brauch eigentlich wieder besseres Verhältnis zum Westen, um RUS nicht in zu grosse wirtschaftliche Abhängigkeit von CHN geraten zu lassen. Ich vermute, dass er dies nur aus Position der Stärke und nicht der Schwäche erreichen will.
@leie: könnten sie „ Die Russen helfen den Amis gerade ein bisschen bei der Beseitigung innerpolitischer Problemchen“ etwas präzisieren?
@wacafffe:
Das Schema habe ich durchaus verstanden, wird halt nur peinlich, wenn die Entscheider übersehen, dass es sich nun nicht mehr um einen sinnlosen Einsatz handelt, sondern Abschreckung im Bündnisgebiet.
Natürlich wird man sich weiter durchwursteln – Ausreden für die immer wieder aufkommende Defizite gibt es ja genug.
@Memoria:
Wäre es wirklich so ernst, würde das ja bedeuten, dass unsere Sicherheit trotz der jahrelangen Sicherheitspolitik so unsicher geworden ist, dass es jetzt mal langsam Zeit für Sicherheitspolitik wäre. Und das fällt erst in letzter Minute auf? Das klingt mir ein bisschen zu VT.
:) Also ich bleibe beim HouseOfCards-Ansatz.
Nochmals zum Narrativ. TW sagt „…. bedeutet Ende der NATO“
i) Faktisch gab es die NATO 1997 bereits. Russlands Vorschlag bedeutet nicht ein Ende der NATO sondern ein „Reset“: Zurück auf 1997, aber nur hinsichtlich der Truppenstationierung, nicht hinsichtlich der Beistandszusagen.
ii) Der Vorschlag besagt: Lasst und zurückgehen auf das Konzept „gemeinsamer“ Sicherheit in Europa. Das war die gegenseitig Zusage 1990. Dazu, zu diesem Prinzip, hat die NATO in ihrer Stellungnahme
https://www.nato.int/cps/en/natohq/news_190373.htm?selectedLocale=en
explizit ablehnend reagiert. „„NATO’s relationship with Ukraine is a matter only for Ukraine and the 30 NATO Allies.“
Nur kurz zum Horizont und dem Erdgas.
Die Umstellung des Energiebedarfs in Europa oder in Deutschland ist eine viele Jahrzehnte dauernde Angelegenheit. Nichts mit 2035, auch wenn die Politik das uns immer wieder jede Woche erzählt.
An den Kohlekraftwerken und Atomkraftwerken hängt nicht nur die Stromversorgung, sondern auch die Wärmeversorgung (Abwärme der Kraftwerke) und auch die Erdgas-/Erdöl-/Heizölheizungen von Endverbrauchern (Privat und Gewerbe) müssen ersetzt werden und da werden nicht alle zu Strom wechseln.
Man muss also (Google: Primärenergieverbrauch) einen ziemlich großen Energiebetrag (Wärme + Strom + Benzin/Diesel für Verkehr) in Jahrzehnten von den Produzenten Atom/Kohle/Gas/Biogas/Wind/Solar zu Atom/Gas/Biogas/Wind/Solar transformieren. Ja, eine Verbesserung des Wirkungsgrades kommt natürlich auch noch dazu und verringert dementsprechend den Verbrauch. aber auch hier sind irgendwann Grenzen erreicht.
Wer jetzt glaubt, dass diese Transformation ohne Gas geht, der denkt entweder an 2060 oder ist sehr naiv.
Es wird auch bei Biogas keine extremen Steigerungen mehr geben und dann bleibt nur noch das konventionelle Gas (Erdgas) oder in später Zukunft Wasserstoff (aus überschüssigen Strom).
Aber erst wenn die Töchter von Putin im hohen Rentenalter sind, reden wir von einer „Autarkie“ Deutschlands gegenüber russischen Erdgases. Oder auch nicht, wenn die uns den Wasserstoff liefern, was sie auch gerne würden.
Von den anderen Rohstoffen ganz zu schweigen.
Und da reden wir von Deutschland und Europa/EU.
Die ärmeren Länder dieser Erde, die momentan noch Schwellenländer oder Entwicklungsländer sind, werden noch länger benötigen und deren Energiehunger im Zuge des Aufstiegs zum Industieland gleicht dann unseren geringeren Export in der Zukunft wahrscheinlich locker aus.
Russland wird also auch nach 2050 (das sind nur 30 Jahre) noch ein Rohstoffexporteur sein und die Welt wird auch nach 2050 noch viel Erdgas/Erdöl und andere Rohstoffe verbrauchen.
Ich teile die hier überwiegende Interpretation:
Der Vorschlag zielt nicht auf Verhandlungen, sondern darauf abgelehnt zu werden. Putin will wissen, was die maximale Reaktion des Westens ist. Und gleichzeitig bietet er dem heimischen Publikum einen weiteren „Beweis“, dass man dem Westen nicht trauen kann, und militärische Schritte für das Wiedererstehen eines großen, einigen Russland nötig und gerechtfertigt sind.
Die Truppen sind in Stellung, die russische Bevölkerung ist psychologisch eingestimmt auf den Krieg. Der Westen auf dem besten Weg sich zu blamieren bei dem Versuch für Putin die Kosten hochzutreiben. Aber Putin hat die Trümpfe: der Winter kommt, und Putin sitzt am Gashahn. Vielleicht hat er sich noch mit den Chinesen abgesprochen, und die eskalieren noch ein wenig in Taiwan…
Ich seh hier echt schwarz: entweder wir kriegen Kalten Krieg 2.0. oder wir lassen uns in einen heissen Krieg reinziehen wie zu Beginn des Ersten Weltkriegs, oder wir machen Appeasement wie Chamberlain vor dem Zweiten Weltkrieg: vielleicht hätte Time ja statt Elon Musk lieber Putin zur Person des Jahres gemacht…
Ein paar historische Vergleiche fehlen noch: wird die Ukraine ein Vietnam / Afghanistan für die Russen? Tut sich der Westen einen gefallen, wenn er sie Ultranationalisten („Nazis“) in der Ukraine mit Stingern (etc.) ausrüstet, wie ehedem die Taliban? Hätten wir nochmal einen Lenin im Ärmel (bzw. Eisenbahnwaggon), der in Russland die Revolution bring? Werden es am Ende die russischen Mütter sein, die Putin davon jagen?
Eigentlich haben es die USA ja nicht anders verdient, dass ihnen mit etwas Verspätung die (von der CIA mit Heckenschützen auf sem Maidan eskalierte) „Orangene Revolution“ um die Ohren fliegt.
Am Ende bin ich mir nichtmal mehr sicher, wem ich hier eigentlich die Daumen drücke: wäre es wirklich so schlimm, wenn der Westen einen Kotau vor Russland machen würde. Putin als „lupenreinen Demokraten“ wieder im Konzert der G8 willkommen heissen würde, bevor wieder hunderte oder tausende Unschuldiger dran glauben müssen, und wir am Ende tatsächlich noch 2 oder 3% unseres BIP in die Wiederaufrüstung stecken müssen? (Nicht zu reden von den Knochen des berühmten Preußischen Grenadiers).
/sarc off
Sorry für die Vertipper im letzten Beitrag.
Wollte noch sagen: letztendlich hat der Westen / haben sie USA damals mit der „Orangenen Revolution“ in der Ukraine zu hoch gepokert. Putin hat mitgehalten, späte damm auch bei Assad in Syrien. Und jetzt will er „Sehen“: ehrlicherweise sollte man die Karten auf den Tisch legen, und ihn abräumen lassen: er hat besser gespielt
Jetzt immer höher zu pokern, in der Hoffnung, daß Putin die Chips früher ausgehen als uns, hielte ich für ein Vabanquespiel. (Mir verrutschen immer etwas die Metaphern).
Letztendlich geht es bei Putin um mehr als bei uns: bei uns geht es um Bekenntnisse zu „Werten“, was bei unseren Politikern oft nicht viel mehr ist, als „virtue signaling“. Bei Putin geht es um Identität, seine historische Berufung. (Wie jemand bereits richtig bemerkt hat). Diese Erzählung entlarven kann eigentlich nur jemand von der russischen Opposition mit einer glaubhaften, zukunftsgerichteten Gegenerzählung. Und deren Zeit ist noch lange nicht gekommen, wie mir scheint. Wenn 1989 die Revolution war, dann ist Putin die Gegenrevolution, und auf die Gegenrevolution folgt erst mal der russische Biedermeier. Das hat noch eine Generation Zeit, da wird nochmal eine russische Gründergeneration ins Land gehen, da wird es erst nochmal anderer Katastrophen bedürfen, um das Selbstverständnis der Russen zu ändern: da sind wir noch 50 Jahre zu früh.
@Denethor & all
Die Besinnungsaufsätze, die mit „Nur kurz zum Horizont… “ anfangen und dann ausführlich die Gesamtgeschichte incl. Wirtschaftsentwicklung Russlands seit… beinhalten oder ähnliche globalgalaktische Themen haben sich jetzt etwas totgelaufen. Und finden bitte ab sofort woanders statt.
@Ökonom
Zurück auf 1997, aber nur hinsichtlich der Truppenstationierung, nicht hinsichtlich der Beistandszusagen.
steht bereits im Wesentlichen in der NATO-Russland-Grundakte. Damit sind nach Ihrer Ansicht die von Russland geforderten rechtlichen Garantien ja bereits erfüllt, oder?
@TW
Ja, bis auf das „im wesentlichen“ – es gibt bekanntlich Stationierungen Dritter in Mitteleuropa. Und eine solche Bekräftigung der Grundakte bzw. ihrer Intentionen in Art. 4 des Agreement würde offenkundig für die Bindung in Zukunft etwas austragen, hinsichtlich der Dehnung via Rotationsprinzip z.B..
Im Grunde genommen ist das die Forderung nach dem Rollback des geostrategischen Verhältnisses auf den Stand von 1990, als man von westlicher Seite diese Art von Zugeständnissen gemacht hat.
Nichtdeutsche Truppen dürfen bekanntlich gemäß 2+4-Vertrag nicht auf dem Gebiet der ehemaligen DDR stationiert werden. Dass es gegen den Geist des Vertrages – präzise, gegen der Geist der hier enthaltenen Zugeständnisse an die Sowjetunion im Gegenzug zur Ermöglichung der deutschen Einheit bei weiter bestehender deutscher NATO-Mitgliedschaft – verstößt, dass die NATO noch viel, viel weiter im Osten Kräfte stationiert, liegt auf der Hand.
Dass man diesen Deal von NATO-Seite einseitig geändert hat, einfach weil der Zerfall der Sowjetunion und die Schwäche des Rechtsnachfolgers Russland es erlaubt haben, sollte man im Hinterkopf behalten, ohne dass man deswegen das Zurückdrehen des Rads der Geschichte, wie jetzt von Russland gefordert, befürwortet.
@T.W: Man sucht womöglich eine Erklärung, was bewegt russische Diplomaten und Sicherjeitspolitiker derartige Forderungen zu formulieren?
Steht es um die Zukunftsperspektiven und die innere Stabilität Russlands so schlecht bestellt, dass derartig dramatisches geschieht/geschehen wird? Was will man dort wirklich? Es fühlt sich fast an wie ein Hilferuf, postimperiale Phantomschmerzen, das Unvermögen der dortigen Eliten den Menschen die politische Realität des Heute erklären zu können? Das Ringen um globalen Status und Einfluss als Legitimation für die Zustände des heutigen Russlands?
Was ist ihr „educated guess“, ist eine Folge Sicherheitshalber zum Thema in der Pipeline?
@AoR:
„könnten sie „ Die Russen helfen den Amis gerade ein bisschen bei der Beseitigung innerpolitischer Problemchen“ etwas präzisieren?“
Aber gerne doch. Mein funny HouseOfCards-Ansatz ist fix erklärt:
Die Mitverursacher des aussenpolitischen Schlamassels, in dem sich Biden gerade wiederfindet und dessen Ursache im eigenen Land vor allem von seiner eigenen Partei (Russiagaters/ElectionInfluencer) und den republikanischen EvilChina-TrumpAddicts befeuert wird, die muss er eindämmen, wenn er selbst Akzente setzen oder schlicht Bewegungsspielraum zurückerlangen möchte.
Und dazu eignet sich folgendes Szenario:
Die Russen stellen einen massiven Forderungskatalog mit HistoryRollback to 1997 auf, samt Infragestellung der NATO und kreuzen darin 1-2 wichtige Punkte an – die Ukraine betreffend.
Biden kann den unfassbaren Katalog grosszügig zurückweisen und von der gesamten Forderungsbreitseite nach schwierigsten Verhandlungen nur 1-2 Treffer durchlassen – die Ukraine betreffend.
Damit geht er dann nach Hause und stellt seine nervige parteiinternen RussiaGate/ElectionInfluencer-Fraktion ruhig, denn er ist in Obamascher Nobelpreistradition der Friedensstifter, der einen globalen Krieg vehindert hat indem er sich ordentlich Russland widersetzte. Als nächstes folgt mit Blick auf die republikanische TrumpAddicts die Ankündigung, die nun frei gewordenen Ressourcen voll & ganz der Eindämmung Chinas zu widmen. Putin kann ggf. das Ukraine-Dilemma abräumen oder zumindest abmildern und sein nach Innen benötigtes Feindbild pflegen, genau wie Biden. BothBack2ComfortZone.
Nötig ist dazu ein massiver Smokescreen mit World@War bloss wegen Ukraine und ggf der Ausschluss der nervigen Eastern NATO-Minions, die jedwede Ukraine-Einigung vermasseln würden. Testballonbewegung in diese Richtung deutete sich ja schon an:
09.12.21 – Biden Infuriates Eastern NATO Allies With Outreach to Russia:
„East European countries have reacted critically to a U.S. proposal that a handful of North Atlantic Treaty Organization allies could meet with Russia to discuss its military build-up along Ukraine’s borders.“
17.12.21 – Psaki beschwichtigt:
„We have seen Russian proposals. We are discussing them with our European allies and partners.“
1812.21 – Ryabkov legt nach:
„Involving other countries would make talks meaningless, Deputy Minister of Foreign Affairs of Russia Sergey Ryabkov said“
…
Thats all.
Kurzer Hinweis an die Corona-Schwurbler („Eine Medien erzeugte ‚Pandemie‘ scheint nicht zu reichen.“), die auch bei diesem Thema aufsatteln wollen: Findet nicht statt.
@ TW
Was den Streit um die Formulierung zur Osterweiterung anbetrifft, so wird man noch jahrelang darüber streiten, wie diese Formulierung gemeint gewesen war. Meine Auslegung ist wie ich sie formuliert habe. Einfach weil sie mir einleuchtent erscheint. Aber natürlich hat jeder ein Recht auf eine andere Meinung.
Im Sinne einer Konfliktlösung ist meine Meinung ohne Belang. Von Belang, ist dass die russische Seite die Formulierung so interpretiert und dass das wiederholte Marginalisieren dieses Standpunkts von westlicher Seite uns nicht einen Schritt näher an eine friedliche Lösung des Konflikts bringen wird. Statt desse wird der Eindruck erweckt, nicht an einer friedlichen Lösung interessiert zu sein. Das ist besorgniserregend, weil ein solcher Konflikt schnell nuklear ausgetragen werden könnte. Leider gibt es, und das werden Sie kaum in Abrede stellen, in den USA genügend einflussreiche Politiker und Militärs, die einen nuklearen Schlagabtauch für ‚gewinnbar‘ halten.
Was den Link anbetrifft so habe ich wohl einfach verpasst, dass hier auf diesen Aufruf schon vor 2 Wochen hingewiesen wurde. Mein Versäumnis. Aber es ist einfach schön, mal Stimmen der Vernunft zu hören, denen man nur schwerlich das verbreiten russischer Propaganda vorwerfen kann. Irgend eine ‚Absicht‘ habe ich damit nicht verbunden.
@Schlammstapfer:
Zentral ist der Blickwinkel:
Darf jeder Staat selbst entscheiden, welchem internationalen Vertrag er abschliessen/beitreten möchte, oder haben die TOP3 (USA, China, Russland) da ein Vetorecht.?
Die Abmachungen bzgl. Truppenstationierungen und Stati0onierung von Atomwaffen sind ja eingehalten worden.
Anderer Punkt: Warum ist der Nichtbeistand für Russland relevant? Glauben die, dass Rumänien und Estland Russland angreifen, weil dann die gesamte NATO mitzieht? ernsthaft?
Oder ist im Zuge der Krim- und Osteuropa- Geschehnisse nicht die Ängste der betroffenen Osteuropäer relevanter und relevanter?
@ Schlammstapfer 19.12.2021 um 16:25 Uhr
Keine politische Entscheidung dürfte das Verhältnis zu Russland so gestört haben wie die Erweiterung der NATO nach Osten, beginnend Ende der 1990er Jahre. Beim politischen Ringen um die Bedingungen der Einheit hatten Kohl und Gorbatschow noch ausdrücklich vereinbart, dass bei einer Wiedervereinigung Deutschland als souveränes Land Mitglied der NATO bleiben könne, allerdings ohne NATO-Truppen auf dem Gebiet der DDR zu stationieren. Über eine weitere mögliche Ausdehnung nach Osten sei zwischen Gorbatschow und Kohl überhaupt nicht gesprochen worden. Denn im Sommer 1990 hat niemand daran gedacht, dass ein Dreivierteljahr später sich der Warschauer Pakt auflösen werde und eineinhalb Jahre später sogar die Sowjetunion.
Dann war der Westen, waren die USA hochmütig geworden im Überschwang des Eindrucks, den Systemwettbewerb gewonnen zu haben. Für eine gewisse Zeit um das Jahr 2000 herum waren die USA die einzig verbliebene Supermacht. Die Russen kämpften mit ihren eigenen Schwierigkeiten und der Kommunismus schien überwunden.
Unbekümmert gingen die USA nun an den Aufbau einer „neuen Weltordnung“. Sie begann in rascher Folge eine Reihe von Kriegen: gegen Panama, Irak (zwei Mal), Serbien, Afghanistan und Libyen. Die NATO expandierte auf Wunsch der neuen Mitgliedsstaaten in die frühere sowjetische Einflusszone in Osteuropa und die USA richteten rund um den Globus militärische Außenposten ein – mittlerweile 778 an der Zahl.
Und nun, wo sich hochgerüstete Staaten wieder als Feinde wahrnehmen, ihre Konflikte noch ohne Einsatz der aufgetürmten Waffenarsenale austragen, wo kein Krieg geführt, aber dem Frieden
misstraut wird, steht das Gespenst des Krieges wieder auf.
Dass die heutige Politik am Rande des Kriegs möglicherweise auch entgleisen und in einen
neuen Weltkrieg münden könnte, ist meine Befürchtung, von der aber manche der obersten Ent-
scheidungsträger der Welt offenbar zu wenig Sorge haben. Krieg scheint vergessen und ist wieder eine Option.
USA und Russland egal, ob Westen oder Osten egal; zu oft rhetorische Spiele mit dem Feuer, Erinnerungen an Weltkriege offenbar nur etwas für alte Menschen oder Historiker. Gefühle wie Kriegsbegeisterung oder Angst vor Verletzung und Tod. Vergessen?
Braucht die Welt einen Krieg? Nein! Mit viel Glück sind wir im ersten Kalten Krieg und im neuen kalten Krieg der Gegenwart von der nuklearen Apokalypse verschont geblieben. Kein zurechnungsfähiger Mensch kann dafür sein, einmal mehr der Vernichtung ins Auge zu sehen.
[Wir bleiben bei den Fakten:
Aus dem Zwei-plus-vier-Vertrag:
Nach dem Abschluß des Abzugs der sowjetischen Streitkräfte vom Gebiet der heutigen Deutschen Demokratischen Republik und Berlins können in diesem Teil Deutschlands auch deutsche Streitkräfteverbände stationiert werden, die in gleicher Weise militärischen Bündnisstrukturen zugeordnet sind wie diejenigen auf dem übrigen deutschen Hoheitsgebiet, allerdings ohne Kernwaffenträger.
Ihre Aussage … hatten Kohl und Gorbatschow noch ausdrücklich vereinbart, dass bei einer Wiedervereinigung Deutschland als souveränes Land Mitglied der NATO bleiben könne, allerdings ohne NATO-Truppen auf dem Gebiet der DDR zu stationieren. unterstellt, dass Bundeswehreinheiten nicht NATO-Truppen sein können, was schlicht nicht stimmt.
T.W.]
Eine Recht umfassende Analyse der Lage:
https://lindleyfrench.blogspot.com/2021/12/christmas-essay-putins-sphere-of-fear.html?m=1
@leie:
Eine unzureichend strategisch ausgerichtete Sicherheitspolitik hat mit VT ziemlich wenig zu tun.
zu chadm123, 20.12.21, 19:35: (…unterstellt, dass Bundeswehreinheiten nicht NATO-Truppen sein können, was schlicht nicht stimmt)
Zitat:
„2. Zwei-Plus-Vier-Vertrag
Der völkerrechtlich immer noch verbindliche Zwei-plus-Vier-Vertrag sieht in Art. 5 Abs. 3 vor:
„Nach dem Abschluss des Abzugs der sowjetischen Streitkräfte vom Gebiet der heutigen
Deutschen Demokratischen Republik und Berlins können in diesem Teil Deutschlands
auch deutsche Streitkräfteverbände stationiert werden, die in gleicher Weise militärischen
Bündnisstrukturen zugeordnet sind wie diejenigen auf dem übrigen deutschen Hoheitsge-
biet, allerdings ohne Kernwaffenträger. Darunter fallen nicht konventionelle Waffen-
systeme, die neben konventioneller andere Einsatzfähigkeiten haben können, die jedoch
in diesem Teil Deutschlands für eine konventionelle Rolle ausgerüstet und nur dafür vor-
gesehen sind. Ausländische Streitkräfte und Atomwaffen oder deren Träger werden in
diesem Teil Deutschlands weder stationiert noch dorthin verlegt.“
(Quelle: „Wissenschaftliche Dienste / Deutscher Bundestag / Zur möglichen Aufstellung eines NATO-Logistikkommandos auf dem Gebiet der ehemaligen DDR im Lichte des „Zwei-plus-Vier-Vertrags“ -2017)
Ja, korrekt.
Denke, Schlammstapfer hat das aber auch so gemeint. „Ausländische Truppen“ außerhalb der Bundeswehr.
@laie: Ich frage mich was sie mit der Behauptung bezwecken, Biden und Putin würden im Hintergrund ein Playbook zum Erzielen innenpolitischer Ziele erstellen und Kumpelhaft aufführen. Ein Narrativ, eine Rezeption welche auch gefühlt im Umfeld Moscow Times lanciert wird. Aus der vortrefflichen Analyse, welche @Memoria bereitstellte:
„Putin has already succeeded in establishing a dangerous precedent when President Biden effectively conceded that a threat against a non-NATO member might lead by obvious implication to limits on the security NATO can provide to its Eastern European members. Putin has also succeeded already in sowing a seed of doubt about American resolve in the mind of Allies because the security of the Baltic States would not be strengthened by such discussions.“
Die Europäer sollen also am Resolve der USA zweifeln, sie zu beschützen…
@Denethor: „Russland wird also auch nach 2050 (das sind nur 30 Jahre) noch ein Rohstoffexporteur sein und die Welt wird auch nach 2050 noch viel Erdgas/Erdöl und andere Rohstoffe verbrauchen.“
Das ebenso richtig wie belanglos.
Es kommt für Russland nicht darauf an, ob es dann noch Bedarf/Nachfrage nach Öl&Gas geben wird sondern in welcher Wettbewerbsposition sich Russland dann befindet. Auf der Angebotsseite ist das ziemlich klar: Russland hat wegen der besonderen Schwierigkeiten in den arktischen Zonen (da liegt das Zeug nun mal) die höchsten Produktionskosten. Isso. Den Rest haben wir Mikroökonomie 1 gelernt, die Addition der individuellen Angebotsfunktionen zur Marktfunktion beginnend mit der Angebotsfunktion mit dem absolut niedrigsten Preis-Mengen-Punkt. Als letztes kommt die Angebotsfunktion des teuersten Anbieters dazu. Das ist der Marginalanbieter und heißt Russland. Last in – first out.
Auf der Nachfrageseite haben wir ein sich verlangsamendes Wachstum der aggregierten Nachfrage weil in den etablierten Industrieländern der Primärenergieverbrauch bereits absolut sinkt, in Deutschland von 1990 bis 2020 um rund 20%. Mit Energieeffizienz kann man sogar Betriebswirte von den Bäumen locken. Hinzu kommt die Verschiebung weg von den fossilen Trägern zu den erneuerbaren.
Eine erste halbwegs seriöse Schätzung des Kostenpunkts hat eine britische Forschergruppe vor ein paar Wochen publiziert mit einem Vermögensverlust von 2 Billionen Dollar (d.h irgendwas zwischen 1.000 Mrd und 3.000 Mrd. Dollar) für Anlagen und Strukturen, die allein durch diese Trends vor Ende der wirtschaftlichen Nutzungsdauer obsolet werden. Nimmt man noch die mittlerweile auch im Milliardenbereich liegenden Schäden hinzu, die durch den Klimawandel an den Anlagen und Infrastrukturen laufend verursacht werden, dann ist die ganze russische Öl- und Gas-Industrie so erotisch wie ein Nagelbrett und der vor einem Jahr begonnene Raubzug der Putin-Gang in der IT-Industrie ziemlich gut nachvollziehbar (Wenn Sie Putin tatsächlich für einen so klugen Strategen halten, sollten Sie diesen Punkt besonders beachten). Einer der großen Konzerne (ich glaube Lukoil) hat schon vor einigen Monaten ganz offen Subventionen von Moskau verlangt für weitere Investitionen im arktischen Norden, weil sich die Sache sonst nicht mehr rechnet. Und genau das ist der Punkt und nicht die Frage, wann Deutschland noch wie viel Gas&Öl verbraucht.
Ich hoffe das die 58. Münchner Sicherheitskonferenz statt findet und das es in dem ein oder anderen nichtöffentlichen Format Möglichkeiten gibt – ohne Gesichtsverlust – Positionen abzustecken und Kompromisslinien auszuloten. Eines der Grundprobleme ist doch, das man aktuell praktisch nicht miteinander spricht und wenn extreme Positionen in den Raum stellt, die mit Verhandlungsprositionen gar nichts gemein haben. Das die NATO keinen Verteidigungsverzicht für Mitgliedsstaaten zustimmen wird, ist klar. Aber ein ernsthaftes Interesse Georgien oder Ukraine mit ihren Grenzkonflikten zu Mitgliedsstaaten zu machen, kann ich mir auch nicht vorstellen. Man würde sich die Probleme unmittelbar zu eigen machen und es wären plötzlich Probleme der NATO mit allen Konsequenzen, einschließlich laufender kriegsähnlicher Konflikte mit Russland. Vielleicht gibt es da neben schwarz und weiß vielleicht doch einen Grauton, mit dem beide Seiten spannungsärmer weiter leben können.
https://www.themoscowtimes.com/2021/12/21/us-mercenaries-preparing-donbass-provocation-russian-defense-chief-a75892
Nächste Schritte:
– Besetzung „Sender Gleiwitz“ auf russisch und
– Einschreiten zur Verhinderung von Genocid an ethnischen Russen.
Sicher lassen sich Gefangene in U.S. Uniform machen.
Zwei ideale Angriffstermine: jeweils Sonnenaufgang 25.12. oder 01.01.22, Moskauer Zeit.
The Russian Treaty Proposal
By George Friedman – December 20, 2021
https://geopoliticalfutures.com/the-russian-treaty-proposal/
Interessant die Analyse möglicher deutscher Interessen.
@KPK: Shoigu wird in Szene gesetzt…
@aussenstehender
Zum „Blickwinkel“: Was meinen Sie. Auf der Basis welchen Rechts haben die USA mit Intervention bzw. Sanktion in Staaten wie Nicaragua, Grenada, Cuba, Libyen, Irak oder Syrien eingegriffen? Das Völkerrecht war es jedenfalls nicht.
Entweder man akzeptiert das Großmächte mit dem Recht des Stärkeren Politik betreiben oder man verurteilt es. Mit mal so und mal so, macht man sich unglaubwürdig.
Für mich ist es inakzeptabel, einersets mit Azerbeidschan Geschäfte zu machen und mit der Türkei verbündet zu bleiben (es gebe da noch viele weitere Beispiele) und andererseits Russland zum mit Sanktionen überzogenen Buhmann zu erklären.
Wenn man das dann noch von der hohen Kanzel angeblicher moralischer Überlegenheit (Werte) herab tut dann ist das wahlweise einfach zynisch oder lächerlich.
Zu ihren anderen Punkten: „Warum ist der Nichtbeistand für Russland relevant?“
Keine Abhnung. Aber bislang kennen wir nur die Forderung an sich, und wissen nicht wie die russische Seite sie begründet. Wäre doch mal ganz interessant auch das zu erfahren.
„Oder ist im Zuge der Krim- und Osteuropa- Geschehnisse nicht die Ängste der betroffenen Osteuropäer relevanter und relevanter?“
Eine Frage der Psychologie. In allen osteuropäischen Staaten steckt vielen Menschen noch die Erinnerung an die russische Vorherrschaft aus der Sowjetzeit in den Knochen. Diese Ängste werden von den politischen Eliten ganz besonders in Polen und in den baltischen Staaten genutzt, um die Bürger gezielt von der eigenen Misswirtschaft, Korruption und Inkompetenz abzulenken. Vielen Regierungen von osteuropäischen EU-Mitgliedern (wie die EU selbst in ihrer Studie festgestellt hat), die bis heute bei Werten, wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechten und Pressefreiheit, defizitär sind, kommt die russische Drohkulisse sehr gelegen. Dem entgegen steht, dass es keinerlei Drohungen (verbal oder anders) seitens Russlands gegenüber diesen Staaten gab und gibt.
Was die vielzitierte Krim anbetrifft, so war die Sezession ein geschickt eingefädelter Schachzug, der es der russischen Regierung ermöglicht hat, ihre Stützpunkte zu behalten.
Der einzige andere Anrainerstaat mit ähnlicher Gemengelage (russische Minderheit, russische Militärstützpunkte im Land), ist Armenien. Aber in den letzten Konflikt um Bergkarabach hat Russland nicht eingegriffen. Der Konflikt wurde bei uns auch weitgeghend totgeschwiegen.
[Na ja, totgeschwiegen… wenn man in der Zeit keine Nachrichten gesehen hat, könnte man zu der Einschätzung kommen. T.W.]
Es werden sich immer Gefangene in US-Uniformen finden lassen oder andere Passbürger. Das ist kein Problem und war auch niemals eins. Die Frage ist eher, was der Preis dafür ist, ob Russland als Akteur ihn zahlt und wie v.a. die NATO darauf reagiert.
Desinformation und Propaganda-Narrative lassen sich zuhauf finden und die schrillen Töne kommen ja auch aus der RT-freundlichen Ecke und den einschlägigen politischen und vorpolitischen Akteuren in D und dem Rest Europas. Das Momentum wäre da.
Nochmals der Punkt … wenn Russland selbst oder über Proxies oder PMCs bis Mariupol vorstößt – „was“ genau passiert dann? Ist das dann ein innerukrainisches Problem? Ist das ein völkerrechtliches „no go“? In Coronazeiten ist das einfach ein Momentum. Not more, nor less. Was ist dann die deutsche Reaktion?
@KPK. Weitere mögliche Angriffstermine: Jeden Freitag nach 1400. Aber irgendwie scheint unsere hohe Politik Ihre Sorgen nicht ernstzunehmen. Wäre es anders, dann wäre unsere Bundeswehr nicht in diesem beklagenswerten Zustand.
@ paradox
Es werden sich dort Gefangene verschiedener Nationalitäten finden lassen. Von Neonazies unterschiedlicher europäischer Herkunft in ukrainischen Uniformen bis zu tschetschnischen Kämpfern auf der Rebellenseite. Konflikte ziehen Söldner nun mal an, wie eine Sch***haufen die Fliegen.
@KPK
Nicht vergessen: am 06./07.01. ist das orthodoxe Weihnachtsfest! Ob RUS die Truppen so lange oder darüber hinaus in der Plaine stehen lassen will?
So prickelnd ist das Wetter dort auch nicht (Donezk z.B. heuer bis -14°C, es wird aber wärmer, dafür wohl mit Regen oder Schneefall).
@Schlammstampfer
“ . Dem entgegen steht, dass es keinerlei Drohungen (verbal oder anders) seitens Russlands gegenüber diesen Staaten gab und gibt. “
Das ist falsch. Dazu verweise ich auf die obigen Forderungen Putins, auf diverse Übungen, auf die Idee der Russischen Welt, die auch die baltischen Staaten beinhaltet.
@Zivi A.D.
+ Russisches Erdgas ist nicht das teuerste Gas auf dem Weltmarkt.
+ Subventionen bekommen eigentlich alle Gas- und Ölfirmen in der Welt – vielleicht mit Ausnahme von Saudi-Arabien, aber mit Sicherheit in den USA.
+ Gibt es noch andere Marktteilnehmer (Nachfrage) in der Zukunft außer die reichen Industrieländer. Die können sich eine Transformation in dem Maße überhaupt nicht leisten und werden auch langfristig noch fossile Energieträger benutzen.
Das ist aber alles OT und soll hier, verständlicherweise, nicht weiter fortgeführt werden.
@AoR
Ich bezwecke hier gar nichts. Ich habe einfach nur beobachtet, dass Biden auf dem Demokratie-Gipfel genau keinmal China&Russland erwähnt sondern mit Stossrichtung Innenpolitik schön auf die Republikaner eingeprügelt hat.
Und dann eskaliere ich gedanklich Aussenpolitik mit Stossrichtung Innenpolitik nach Art Frank Underwood. Das passiert einfach so :).
Armenienkrieg, Bergkarabach
(zu Schlammstapfer sagt:
21.12.2021 um 15:27 Uhr / unten T. W.)
Naja. Dafür, dass es eine brutalst geführte Auseinandersetzung war, der erste richtige Drohnenkrieg mit sehr schweren Personalverlusten – v. a. für das kleinere Armenien – wurde der Konflikt in unseren Medien kaum behandelt. Sehr tief gehängt. Eindrucksvolle Dokumentationen gabs z. B. auf arte (wg. der Frankreich-Connection Armeniens wohl), oder auch Martin Sonneborn hat einiges dazu angemerkt (Verwandtschaftsbeziehung, seine Frau kommt von da weg). Die Armenier – das christliche Armenien, wohlgemerkt – wurde ziemlich im Regen stehengelassen gegen die islamische Diktatorenkoalition. Die ziemlich dubiose Rolle Russlands auch hier ist gut beschrieben bei:
https://www.konicz.info/?p=4412#more-4412
(Kommentar vom 15.8.21)
@ Thomas Melber: 21.12.2021 um 16:40 Uhr
…..„Nicht vergessen: am 06./07.01. ist das orthodoxe Weihnachtsfest! Ob RUS die Truppen so lange oder darüber hinaus in der Plaine stehen lassen will?
So prickelnd ist das Wetter dort auch nicht (Donezk z.B. heuer bis -14°C, es wird aber wärmer, dafür wohl mit Regen oder Schneefall).“…
Das mag sein.
Doch die Bundeswehr ist neben mangelnder Einsatzbereitschaft mit Sicherheit auch nicht wetterfest. Von erheblichen Ausrüstungsmängeln bis zur Einstellung manches verwöhnten Soldaten. Wird sicher nicht gern gehört, offizielle Aussagen und Bilder in sozialen Medien sollen das Gegenteil vermitteln, doch:
Frost, Regen oder Schneefall wird im GÜZ schon mal als „erhebliche Einschränkung“ betrachtet. Viele von uns waren im GÜZ und kennen die Realität.
Die tatsächliche dann doch geringe Kampfbereitschaft der Bundeswehr steht im deutlichen Widerspruch zu den polternden Worten der sich gerade findenden Politiker an der Spitze des AA und BMVg.
So verlor z.B. das Heer seine Homogenität und Befähigung zum Gefecht.
Selbst auf der See lässt der Zustand der Bundeswehr zu wünschen übrig. In der Luft setzt sich das Debakel fort. Die Auflistung des desolaten Luftmaterials ist hier im Blog nicht notwendig
Veränderungen, die die Bundeswehr unter den Nato-Mächten zum Außenseiter machte. Offiziell eher selten benannt aber mehr in der inoffiziellen Bewertung der NATO Partner. Dazu gehören durchaus abwertende Äußerungen der US Partner,
Die abschreckende Wirkung der „ständigen Kampfbereitschaft der Bundeswehr“ ist also allgemein bekannt. Es gibt sie einfach nicht. Die meisten wissen hier, Milliarden an Steuergeld und doch: Verteidigungsbereitschaft entfällt.
Die Grundlage eines Selbstbehauptungswillens und der Verteidigungsbereitschaft Deutschland ist seit Jahrzehnten einfach nicht vorhanden. Verteidigungsbereitschaft und Zeitgeist ist in Deutschland ein Widerspruch. Militärische Patriotismus wird z.B. in Deutschland ausgeschlossen und verlacht. Verteidigungsbereitschaft und Pazifismus – das waren in Deutschland immer die zwei Seiten der Medaille Frieden. Was daraus wurde weiß jeder. Ein feindliches Klima gegenüber der Bundeswehr, da in Deutschland alles Militärische unter Generalverdacht steht. Dem versucht die Bundeswehr zu begegnen, in dem sich zunehmend als ziviler „Arbeitgeber“ darstellt-
Zugleich setzen die Folgen der Coronakrise, der damit verbundenen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise den deutschen Haushalt so unter Druck, dass eine Verbesserung auf dem sensiblen Gebiet der Sicherheits- und Verteidigungspolitik völlig unwahrscheinlich ist.
Ein Grund mehr auf Diplomatie zu setzen und Krieg auszuschließen. Ein „Radikalpazifismus“ ohne komplementäre Bejahung der Bundeswehr ist sicher keine Lösung. Jedoch gute Diplomatie! Gekonnt, ohne Moralisierung, mit Werten aber immer im Interesse unseres Landes.
Auch wenn es eine Wiederholung meiner bisherigen Beiträge ist.
Erfahrungen zeigen, dass der Respekt vor der anderen Seite, das Gefühl auf gleicher Augenhöhe zu sprechen, von ganz entscheidender Bedeutung ist.
Die bisherige ungeschickte Diplomatie rechtfertigt allerdings nie Völkerrechtsbruch! Weder USA noch Russland.
Aber – die Selbstständigkeit und das Selbstbestimmungsrecht der Völker Europas – auch der Ukraine – sind das Ergebnis eines über Jahrzehnte vom Westen verfolgten Konzepts der Einbeziehung Russlands, das auf Vertrauensaufbau zielte. Das sollten wir bitte nicht vergessen.
Gerade um die besinnlichen Feiertage ist der Wunsch nach Frieden omnipräsent. Auf globaler Ebene ist das Ziel jedoch gerade entfernter als es erhofft.
Darauf müssen wir uns besinnen. Man darf sich wünschen, dass im neuen Jahr daraus endlich einmal praktische/pragmatische Schlüsse gezogen würden, strategisch, konzeptionell und politisch, akademisch und militärisch.
[Sie wollen Ihre grundlegende Verärgerung über den Zustand der Bundeswehr ausdrücken. Das kann ich zwar nachvollziehen, es hat aber primär nichts mit dem Thema dieses Threads zu tun. Es bleibt zu wünschen, dass Sie daraus praktische Schlüsse ziehen. T.W.]
@ T.W.
Richtiger Hinweis, Danke. Dazu:
Die Sanierung der Bundeswehr ist für mich sowieso ein hoffnungsloser Fall – aufgeschoben bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Deutschland verfügt nicht mehr im Ansatz über das gesamte Spektrum aller Fähigkeiten, die für die Bündnisverteidigung benötigt werden.
Es ging mir daher weniger darum den jedem bekannten, schlechten Zustand der Bundeswehr aufzuzeigen, als den Spalt zwischen politischem Anspruch der Russlandpolitik Deutschland und der Lebenswirklichkeit aufzuzeigen. Mit militärischer Stärke kann das ja wohl aktuell und auf absehbare Zeit nicht hinterlegt werden.
Leitmotiv der heutigen Kremlführung ist oft nicht wirklicher Nationalismus, sondern ein für Westeuropäer in seiner zynischen Prinzipienlosigkeit schwer nachvollziehbarer machtpolitischer Pragmatismus.
Wenn uns also in Deutschland schon eine abgestimmte Strategie fehlt, in Sicherheits – und Verteidigungspolitischen Fragen im Allgemeinen und in der Russlandpolitik im Speziellen, ist das bitter und m.E. sogar verantwortungslos. Wenn wir wenigstens dem Pragmatismus der Russen unseren eigenen westlichen, überzeugenden Pragmatismus entgegensetzen könnten.
Können wir (DEU) halt nicht, militärisch (durch mich gestern zu lang beschrieben – sorry), politisch nicht etc.
Ob wenistens unsere gesellschaftlichen Standards Leitbilder für Russland sein können, das steht in Frage. (Das ist nun ganz sicher OT)