Sammler: Russland, Ukraine, NATO
Ein massiver Aufmarsch russischer Truppen ist seit einigen Wochen in – relativer – Nähe zur Grenze zur Ukraine zu beobachten und besorgt nicht nur die Ukraine selbst, sondern auch die NATO. Angesichts des Treffens der Außenminister der Allianz in der lettischen Hauptstadt Riga, bei dem diese Entwicklung ein wichtiger Punkt auf der Agenda ist, starte ich mal einen – notwendigerweise unvollständigen – Sammler dazu:
• Vor Beginn des NATO-Ministertreffens kündigte der Generalsekretär der Allianz, Jens Stoltenberg, die Entwicklungen an der Grenze zur Ukraine als Schwerpunkt an:
The foreign ministers have a very full agenda. They will address a wide range of different issues. In particular the situation in and around Ukraine.
We see Russian military build-up, we see heavy armour, we see drones, and combat ready troops. And we call on Russia to be transparent because this is unprovoked and unexplained.
So therefore, Russia needs to be transparent, and they need to reduce tensions, and de-escalate.
We will also of course address the situation on the border with Belarus, where we see the Lukashenko regime using vulnerable people to put pressure on neighbouring countries.
• Ähnlich äußerte sich vor seiner Abreise nach Riga der geschäftsführende deutsche Außenminister Heiko Maas:
Sowohl bei unserem heutigen Treffen der NATO-Außenministerinnen und Außenminister in Riga als auch beim bevorstehenden Ministerrat der OSZE in Stockholm wird die Lage in und um die Ukraine angesichts der jüngsten Entwicklungen das wichtigste Thema bei unseren Gesprächen und Diskussionen sein. Die militärischen Aktivitäten Russlands an der Grenze zur Ukraine geben uns Anlass zu größter Sorge, auch die zunehmende Zahl an Waffenstillstandsverletzungen in der Ostukraine und die Behinderung der Sonderbeobachtungsmission der OSZE in der Ukraine tragen nicht zur Entspannung der Lage bei – im Gegenteil. Vor diesem Hintergrund werden wir uns heute noch einmal ausführlich mit der Lage befassen und gemeinsam die unmissverständliche Botschaft an die russische Regierung senden: die Unterstützung der NATO für die Ukraine ist ungebrochen, ihre Unabhängigkeit, territoriale Unversehrtheit und Souveränität steht nicht zur Disposition. Für jegliche Form von Aggression müsste Russland einen hohen Preis zahlen. Umso wichtiger sind deshalb jetzt ehrliche und nachhaltige Schritte zur Deeskalation, die nur über den Weg von Gesprächen führen. Ich werde nicht müde zu betonen, dass die Tür zu solchen Gesprächen für Russland weiter offensteht.
Hintergrund beider Aussagen sind Berichte über russische Truppenaufmärsche wenige hundert Kilometer vor der Grenze zur Ukraine – auch wenn der genaue Umfang vermutlich den Nachrichtendiensten, nicht aber komplett der Öffentlichkeit bekannt ist. So schwanken zum Beispiel die Zahlen für Kampftruppenbataillone in der Region zwischen 50 und 100 – vielleicht gibt es absehbar dazu auch öffentlich noch genaueres.
Immer wieder gibt es auch einzelne interessante Details: So berichtet das US-Magazin Forbes unter Berufung auf Bilder aus (russischen) sozialen Medien, russische Kampfpanzer in der Region wiesen inzwischen Vorrichtungen gegen bestimmte Panzerabwehrsysteme auf. Sowohl die Panzerabwehrlenkrakete Javelin, die die USA an die Ukraine geliefert hatten, als auch türkische TB2 Bayraktar-Drohnen, könnten damit weniger wirksam eingesetzt werden:
As Russian mechanized forces massing near Ukraine raise fears of an invasion this winter, tank watchers on social media have identified more and more Russian tanks sporting unsubtle field modifications seemingly aimed at fending off Ukraine’s newest weapons: U.S.-supplied Javelin anti-tank guided missiles and TB2 Bayraktar drones supplied by Turkey. Both pose a deadly threat to the top armor of armored vehicles, where protection is drastically weaker.
Nachtgetragen: Aus russischer Sicht ist die NATO die Bedrohung, wie Präsident Wladimir Putin laut TASS erklärte:
Major military exercises near Russian borders pose a threat to Russia and cause concerns, Russian President Vladimir Putin said during the VTB Capital „Russia Calling!“ investment forum Tuesday.
„The Russian Federation is concerned to an extent over major military exercises carried out near its borders, including in the Black Sea just recently, when strategic bombers were flying just 20 kilometers away from our border, armed with precision weapons and potentially even nuclear weapons. All this poses a threat to us,“ Putin said.
Answering a question whether Russia’s invasion of Ukraine is possible, the president noted that this threat was talked about back in early this year, when Russia carried out its military exercises. „But, as we see, it didn’t happen,“ he said.
(Mehr voraussichtlich nach Entwicklung, insbesondere beim NATO-Außenministertreffen)
„Für jegliche Form von Aggression müsste Russland einen hohen Preis zahlen.“
Ja, selbstverständlich.
Wie soll denn solch ein hoher Preis aussehen?
Vielleicht droht Deutschland dann, die Inbetriebnahme von Nordstream 2 aufzuschieben?
In den vergangenen drei Tagen.
Mit BLR Vorstoß wären die UKR Grenzen von drei Seiten umfasst. Belarus schickt also eine ganze Panzerbrigade an die Weißrussisch-Ukrainische Grenze für ein „spontanes“ Militärmanöver. Einsatzraum mglw ostwärts der Pripjet-Sümpfe?
@TadeuszGiczan
29 Nov
Reports are coming that as early as today the entire Belarusian 6th Tank Brigade is due to start moving from Grodno, where it is normally based, to the border with Ukraine.
https://motolko.help/en-news/belarus-and-russia-to-hold-exercise-at-the-border-with-ukraine/
Passend dazu die Bemühungen zur Stärkung des Zusammenhaltes der ex-WP-Staaten.
@ThreeSeas24
27. Nov.
The Defence Ministers of the Bucharest Nine Format have met in Romania to discuss military cooperation. The group, created on the initiative of Poland and Romania after Russia’s invasion of Ukraine in 2014, consists of the 9 NATO member states on the alliance’s eastern flank.
https://mobile.twitter.com/ThreeSeas24/status/1464608764741492736/photo/1
Ist das Ganze eine Drohgebärde, eine Botschaft an den Westen oder die Vorbereitung eines militärischen Schlags? Dann wozu das Ganze? Ist die Zusammenarbeit der NATO mit der Ukraine so intensiv, dass für Putin eine strategische rote Linie überschritten ist oder ist die gesamte Aufrüstung und Modernisierung der russischen Streitkräfte Teil eines längerfristigen Planes? Oder ist das Ganze für ihn eine Eskalationsoption für den Fall innerer Unruhen?
Ein derartiger großräumiger Einmarsch in die Ukraine würde eine Situation wie 1939 heraufbeschwören.
Was mich fasziniert, ist die Tatsache, welche geringe Rolle solch existenzielle Themen in Deutschland spielen. Wir schlafen wirklich einen sicherheitspolitischen Dornrösschenschlaf.
Eine Panzerbrigade, die einfach so verlegefähig ist? Etwa mit mehr als 25 % der Soll-Stärke? Möglicherweise sogar mit Munition für mehr als 72 Stunden intensiver Kampfhandlungen in den Depots? Und Ersatzteilen, falls doch mal was kaputt geht? Da kann die versammelte Generalität in Berlin nur leise wimmernd in ihren warmen Stuben hocken und von vergangenen Zeiten träumen.
Lasst uns weiterhin den Rechtsextremismus in der Bundeswehr bekämpfen. Mit aller Kraft. DAS sind unsere wahren Probleme in der Sicherheitspolitik. Oder kommt der richtige Offenbarungseid der deutschen Sicherheitspolitik doch früher als gedacht?
Rußland zeigt erneut, dass in der Lage ist mit verschiedenen Mitteln auf strategischer Ebene kommuniziert und durch das Schaffen von Unsicherheiten die Schwächen und Widersprüche des Westens gezielt offenbart.
Die von KPK erwähnte „spontane“ Übung von Belarus und Aussagen von Lukashenko legen nahe, dass der Einfluss Rußlands auf Belarus tatsächlich wirklich erheblich ist.
Militärisch zeigt Rußland erneut, dass die Reformen seit 2008 hin zu einer verbesserten Einsatzbereitschaft (egal ob 50 oder 100 BTG) sich außenpolitisch auszahlen:
Rußland wird wieder als Weltmacht anerkannt. Das ist für Putin & Co bereits ein Wert in sich.
Die Ampel-Koalition müsste sich nun fragen:
Was ist unsere Antwort darauf?
Politisch, diplomatisch, kommunikativ, wirtschaftlich, militärisch.
Militärisch wäre – im Sinne der Abschreckung – für mich eine bessere Einsatzbereitschaft der Bundeswehr eine logische Folge. Damit ist nicht nur die kleinteilige materielle Einsatzbereitschaft von Plattformen gemeint, sondern die Einsatzbereitschaft von Systemverbünden in allen Dimensionen. Insbesondere in der Dimension Land gibt es da eine erhebliche Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Gleichzeitig ist von der neuen Außenministerin – gleich zu Beginn – viel diplomatische Klugheit gefragt, um die umfassenden Solidaritätsbekundungen für die Ukraine zu begrenzen.
man muss hier eigentlich auf allen Ebenen der aggressiven russischen Hybriden Kriegsführung antworten:
1) auf Cyberangriffe muss die Verteidigung verbessert werden, aber auch aktive Gegenschläge erfolgen inkl. öffentlichem Finger pointing
2) gegen die Erpressung mit Flüchtlingen an den Außengrenzen der EU braucht man eine harte, gemeinsame EU Antwort und gemeinsames Vorgehen…
Grenzen sichern, Flüchtlinge zurückführen
3) gegen die militärische Bedrohung benötigt man glaubhafte physische, militärische Antworten… dh Verbände auf Brigade und Divisionsebene die europaweit schnell verlegbar und einsatzbereit sind…
Das sowohl in der Luft (Kampfflugzeuge und Helikopter) als auch an Land (mindestens 2-3 schwere Divisionen und 2-3 mittlere Divisionen in Europa)
außerdem Stationierung von Material im Osten und zentral Europa!
4) gegen wirtschaftliche Erpressung mit Gas und Co muss man sich auch absichern und die Alternativen ausbauen! und wenn das bedeutet dass man die letzten 6 AKWs in Deutschland noch 10 Jahre länger behält
usw…
@StMarc sagt: 30.11.2021 um 18:12 Uhr
„Was mich fasziniert, ist die Tatsache, welche geringe Rolle solch existenzielle Themen in Deutschland spielen. Wir schlafen wirklich einen sicherheitspolitischen Dornrösschenschlaf.“
Das sehe ich anders. Schließlich besteht die sog. Minsk-Gruppe neben RUS, und UKR aus FRA und DEU. weder GBR, SPA, ITA oder irgendwer anderes zeigt da irgendwelches nennenswertes Engagement.
Und was soll BLR tun? Mit RUS in der UKR einmarschieren? Und dann? Wie lange halten die beiden das durch mit allumfassenden Sanktionen? Und vergessen Sie mal russisches Gas, zur Not geht es auch ohne. Die paar Milliarden Mehrkosten drücken wir locker weg. Da brauchts noch nicht mal militärische Intervention seitens der NATO. So gut geht es der russischen Wirtschaft nicht, das sie so einen Harakiri überleben würde.
@Thomas Becker sagt: 30.11.2021 um 18:30 Uhr
„Lasst uns weiterhin den Rechtsextremismus in der Bundeswehr bekämpfen. Mit aller Kraft. DAS sind unsere wahren Probleme in der Sicherheitspolitik.“
Sie sind also der Meinung, wenn es um militärische Einsatzfähigkeit geht, dann ist auch Rechtsextremismus akzeptabel? Für mich haben Sie sich gerade als Diskussionspartner disqualifiziert. Sie sollten dringend mal Ihren freiheitlich-demokratischen Kompass justieren lassen.
Mal abgesehen davon, dass das Eine mit dem Anderen nichts zu tun hat.
Tja, das alte „positive“ Szenario der russischen Militärreformen mit Einheitsaufwuchs bei gleichzeitiger Modernisierung und – nicht zu vergessen – Soldanpassung und Stärkung des gesellschaftlichen Standes der Soldat*innen (und zwar querschnittlich und nicht wie früher nur in bestimmten TSK) ist scheinbar eingetreten.
2014 im Donbass war ein Testballon, der überaus erfolgreich war und in Syrien hat Russland seit ähnlicher Zeit „capacity building by war“. Zudem sind hybride Elemente gestärkt worden und Grenzen ausgetestet worden. Auch die Kaukasus-Operationen laufen – von uns eher belächelt – in Georgien und Armenien unverändert und lediglich in der Drohnen-Hysterie schauen wir in die Region.
Belarus ist fest eingebunden in die russische Strategie und die Strategie der Spannung in der Ukraine, Moldau (Transnistrien) und im Kaukasus läuft weiter. Und Russland sammelt strategische Vorteile, während die NATO das Kriegsbild von Gestern projiziert. Und unsere SiPo Community gleich mit. Amüsant, wenn es nicht so ernst ist.
Hier hat sich jemand (Записки охотника) die Arbeit gemacht, die aufgetauchten Videos über Militärtransporte (RU+UA) zu analysieren und in Karten darzustellen.
https://twitter.com/galandecZP
Ein Artikel in „The Insider“ (arbeiten gerne mit Bellingcat zusammen).
https://theins.ru/en/politics/246623
Nur mal als Hinweis: Den Versuch, mit dem Thema Rechtsextremismus in diesem Thread Derailing zu betreiben, lassen wir einfach. Danke.
Nochmals Lesestoff:
https://www.militarytimes.com/flashpoints/2021/11/20/russia-preparing-to-attack-ukraine-by-late-january-ukraine-defense-intelligence-agency-chief/
@ Hausherr … wenn Sie meinen Kommentar als Derailing auffassen: Sorry. Es war gemeint als sarkastischer Hinweis darauf, daß auch in diesem Blog ein bisschen zuviel Energie auf das erwähnte Problemfeld verwandt wird – während die Bundeswehr doch eigentlich ganz andere, nämlich existenzielle Probleme/Defizite aufweist.
Weissrussland kann eine Brigade verlegen und, so wie es aussieht, damit eine reale Wirkung erzielen. Die Bundeswehr kann es nicht.
Sorry für den OT. War deplatziert.
Ich verstehe immer noch nicht, was Russland durch einen erneuten Krieg, diesmal sogar einen offenen, zu gewinnen hätte? Putins Machtposition ist unangefochten, er scheint mir zwar ruchlos, aber nicht wahnsinnig. Habe auch nicht gelesen, dass russische Medien die Kriegstrommeln wirbeln lassen, abgesehen von der üblichen Propaganda. Alles Dinge, die ich übersehen haben mag. Aber wie gesagt: Ich sehe hier keinen Nutzen für Russland einen breiten Krieg zu beginnen. Muskelspiele, eine Machtdemonstration, um die westlichen sicherheitspolitischen Kreise bis in die letzte Kommentarspalte vor dem großen Bären erzittern zu lassen: das würde schon eher Sinn machen. Auch der eigenen Armee wird Handlungsfähigkeit bewiesen. Alles eher Signale nach Innen?
@Aardvark
> Wie soll denn solch ein hoher Preis aussehen
Z.B. Sanktionen im Stil von Kuba und Iran. Verlegung von NATO-Streitkräften in den Osten, erneutes Wettrüsten, politische und militärische Eskalation entlang vertretbarer Grenzen (*1). Hört sich übertrieben an? Mitnichten. Eine ungebremste Eskalation der Lage in der Ukraine könnte andernfalls zu einer Kettenreaktion zum dritten Weltkrieg führen.
Ja, die Ukraine ist nicht in der NATO, Ja, die Ukraine ist nicht in der EU. Eigentlich haben sie kein Recht auf Beistand. Das Problem: Wo zündelt der russische Bär als nächstes? Die Ukraine ist der letzte Stolperstein vor Kern-Europa. Georgien? Baltikum? Polen? Türkei? Bahrain? Da hat er doch schon lange die Lunte gelegt.
Appeasement ist hier die schlechteste aller Lösungen. Talk Softly and Carry a big Stick.
Für den Fall einer Invasion Rußlands in der Ukraine und derartigen Sanktionen könnte man auch mit Sicherheit davon ausgehen dass weite Teile der Welt zur NATO halten. Wenn man die Chinesen vor die Wahl stellt „kein Handel mit Rußland oder kein Handel mit dem Rest der Welt“ dann ist das eine klare Entscheidung.
(*1) Es gibt genügend Szenarien wo man die russische Infrastruktur in Syrien, Krim und anderen abgelegenen Gegenden mit sehr wenig Aufwand und perfekter Deniability lahm legen kann.
@ KPK
Diese Alarmierungsübung der 6. MechBrig GRODNO hat so NICHT sattgefunden. Bitte vorsichtig mit der ungeprüften Weitergabe solcher Informationen. Laut Verteidigungsminister CHRENIN sind jedoch gemeinsame (RUS/BLR) in nächster Zukunft an der Grenze zur UKR vorgesehen.
@AL23
Schon klar.
Der BLR Verteidigungsminister CHRENIN ausgerechnet ist verlässlich, oder stellt er den treuen Hund von Lukaschenka dar?
„Ist das Ganze eine Drohgebärde, eine Botschaft an den Westen oder die Vorbereitung eines militärischen Schlags? Dann wozu das Ganze?“
Die Drohgebärden und der anschließende westliche Alarmismus, vielleicht auch ein paar Zugeständnisse, sind der Minimalerfolg!
Ein Landweg zur Krim und die Wasserversorgung wären ein mittlerer Erfolg!
(Die Krimbrücke ist sehr angreifbar. 1 Rakete genügt und die Versorgung der Krim ist unterbrochen. Zudem liegt die Brücke in einem Erdbebeneingebiet. Einmal kräftig schütteln und die Brücke bricht zusammen.
Der Krimnordkanal wurde von der Ukraine blockiert. Sogar die Trinkwasserversorgung der Krim ist sehr gefährdet, die landwirtschaftliche Bewässerung sowieso. Die Versteppung im Zeichen der Erderwärmung ist vorprogrammiert.)
Der große Erfolg wäre weite Teile der Ukraine zu erobern. Da spielen ideologische Dinge die größte Rolle.
Ich erinnere in dem Zusammenhang an Alexander Dugin https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Geljewitsch_Dugin. Der eurasische Raum unter Vorherrschaft Russlands!
Ideologisch ist zwischen Putin und Dugin kein großer Unterschied.
Alles meine Meinung, die nicht unbedingt richtig sein muß.
@D.F.
Die Vorteile sind doch einfach zu erkennen.
Neben den genannten direkten bezüglich der Krim bedeutet eine weitere Stärkung der Macht Russlands, dass Putin bei unseren Wattebauschwerfern noch höhere Forderungen stellen kann und diese auch durchbekommt. Es wird sich keienr mehr trauen, Putin irgendwelche „Wünsche“ abzuschlagen, so dass er sich nach und nach die komplette Ukraine einverleiben kann.
@KPK:
Was Aussagen heutiger russicher Machthaber und ihrer Handlanger wert sind, hat man doch an der Verleugnung der Teilnahme Russischer Soldaten sowohl im Donbass gesehen.
Da glaube ich eher, dass Zitronenfalter Zitronen falten!
@Hannes. Ja, Russland hat sich mit der Annexion der Krim einige Probleme selbst geschaffen. Das soll ja insgesamt ein kostspieliges Abenteuer gewesen sein.
Die Frage die sich Putin in dem von Dir beschriebenen Szenario auch stellen dürfte, ist die nach dem Preis für ein solches Vorgehen. Setzt er dabei auf europäisches Appesement oder hat er doch Schiss vor einer energischen Reaktion des Westens. Was für das Worst-Case-Szenario spricht, sind Bemerkungen von Putin darüber, dass die Ukraine ja eigentlich kein eigener Staat wäre. Mein lieber Schwan.
Einen offenen (unhybrider) Angriff auf die Ukraine hat es ja so noch nicht gegeben und wäre ein extrem großer Eskalationsschritt. Alles hängt dann vom begleitenden Informationskrieg ab. Ein irgendwie gearteter Handel und Austausch mit Russland wäre danach ja eigentlich nicht mehr möglich. Ggf. wortwörtlich eisige Zeiten…
Ein Szenario: Regierungskrise/-umsturzversuch in Kiev gefolgt von Chaos, in dem die pro-russische Fraktion sodann den Kreml um Hilfe bittet. Selenskyj hat ja gerade öffentlich vor einem möglichen Putschversuch gewarnt. Auf jeden Fall hält sich Russland bereit für den Fall, dass sich eine Gelegenheit bietet zu akzeptablen Kosten in der östlichen Hälfte der Ukraine voranzugehen.
Ich habe die Vermutung gelesen, dass es mittlerweile schwierig sei genügend russische Freiwillige bei geringem Gehalt als Söldner für den Dienst in der Ostukraine anzuwerben. Wagner in Libyen und Syrien etc. zahlt mehr und das Rekrutierungsreservoir sei doch begrenzt.
Das könnte die Ukraine zu Handlungen verleiten, denen Putin glaubhaft vorbeugen muss.
Zudem: angesichts der wirtschaftlichen „Erfolge“, die sich in fallenden Realeinkommen, geringen Investitionsraten, etc. äussern, muss das Regime zum Ausgleich Feindbilder pflegen. Der komplette Sicherheitskomplex ( FSB, Militär etc.) will doch auch bei Laune gehalten werden ( siehe die Paranoia um Memorial).
Zudem: International von Rang redet nur Frau Merkel mit ihm ( eine Frau !!), und die pinselt ihm nicht den Bauch. Das muss man erst mal verkraften.
Was tun: das Risiko für ihn berechenbar machen. Wenn ein Angriff auf die Ukraine erfolgen sollte, z.B. auf Jahre keine Öl- und Gaseinnahmen mehr, sämtliche ausländische Assets, Konten etc. perdue.
Hoffentlich wird das niemals passieren, sind sich die Experten doch einig, dass sich der Urheber eines Cyberangriffes nie zweifelsfrei bestimmten lässt. Und der Koalitionsvertrag erteilt solch einem Irrsinn zum Glück auch eine klare Absage.
@Singulativ:
das sehe ich anders…
da gibt es schon genug Möglichkeiten um das zweifelsfrei zu bestimmen…
genauso wie man bestimmen kann wo die grünen Männchen in der Ost Ukraine herkommen…
und letztendlich muss man sich auf dieser Ebene genauso um Abschreckung bemühen wie auf physischer Ebene …
und Abschreckung bedarf auch hier:
-Aufklärung
-Verteidigung
-Angriffsmöglichkeiten
@ Wait&C
Selbst im Falle einer offenen russischen Invasion in der Ukraine sehe ich kaum Bereitschaft in Gesamt-Europa, die von Ihnen beschriebenen harten Maßnahmen zu fahren. Einzelne Nationen, ja, Europa geschlossen, nein.
So dürfte es in dem hoffentlich nicht eintretenden Fall doch (wieder) auf Appeasement hinauslaufen.
Denn einen „big stick“ – wer besitzt den in Europa? Und wer wollte damit ernsthaft drohen?
Das China sich gegen Russland stellen würde, erscheint ebenfalls zweifelhaft, wenn nicht sogar unwahrscheinlich.
@StMarc
„Die Frage die sich Putin in dem von Dir beschriebenen Szenario auch stellen dürfte, ist die nach dem Preis für ein solches Vorgehen,“
So denken wir! Ein Diktator denkt vielleicht/wahrscheinlich ganz anders!
Rationales Denken sollte man bei Diktatoren nicht voraussetzen!
Da brauchen wir Deutsche nur an den 1. Sept. 1939 denken.
@obibiber:
Zweifelsfrei für einen Fachmann geht das schon.
Ob es so rechtssicher ist, dass ein Prozess vor einem internationalen Gerichtshof dem folgen würde, ist allerdings zu bezweifeln.
Dazu sind die Spuren zu schnell verwischt, Adressen gelöscht und Server umgezogen.
Meines Wissens nach gibt es keine Änderung der Verteidigungsdoktrin Russlands. Diese Doktrin besteht seit Ende des zweiten Weltkriegs und besagt, dass es nicht noch einmal Krieg auf russischem Territorium geben darf. Angesichts der, von der Wehrmacht angerichteten, Verwüstungen eine nachvollziehbare Doktrin. Mit jedem Beitritt eines osteuropäischen Landes, mit dem NATO der russischen Grenze näher gerückt ist, hat sich (aus russischer Sicht) die Bedrohung der eigenen Sicherheit erhöht.
Ob die NATO tatsächlich einen Angiff auf Russland beabsichtigen könnte, spielt dabei übrigens keine Rolle. Entscheidend ist einzig und allein wie diese Entwicklung von der russischen Seite wahrgenommen wird. Das nennt man Psychologie. Es ist jedenfalls völlig weltfremd zu denken, dass der ‚Westen‘ Sicherheitsinteressen haben darf und die Russen nicht.
Was das aktuelle Gezeter der USA und der NATO über die Truppenkonzentrationen an der ukrainisch – russischen Grenze anbetrifft, so können die uns egal sein. Russland wird kein NATO Mitglied angreifen. Selbst wenn die russische Armee in der Ukraine einmarschiert, kann uns das egal sein. Es sei denn natürlich man gehört zum Kreis der Schachspieler um Zbigniew Brzeziński und Co.
Eine Annexion von Teilen oder der gesamten Ukraine halte ich jedenfalls aus zwei Gründen für ausgeschlossen. Zum einen braucht die russische Regierung eine blockfreie Ukraine als Puffer zwischen der eignen Grenze und der NATO (alles andere wäre ein Bruch mit der herrschenden Verteidigungsdoktrin). Zweitens war bereits die Aufnahme der Krim für Russlands Staatshaushalt eine ziemlich teure Angelegenheit. Die hochverschuldete Ukraine ganz oder auch nur teilweise zu übernehmen, wird sich Russland wirtschaftlich nicht leisten können. Das der Westen diesen korrupten Staat mit Krediten über Wasser hält, ist durchaus im Sinne Russlands.
Was ich mir durchaus vorstellen kann, das wäre der Einmarsch von „Friedenstruppen“ in den Donbas. Es wäre ein ähnliches Vorgehen wie in Georgien. Die russische Regierung hat bis heute kein Stück georgischen Territoriums anektiert. Aber durch den „eingefrorenen Konflikt“ wurde bis heute eine Mitgliedschaft Georgiens in der NATO erfolgreich verhindert.
Die Vermutungen über den Zweck der Konzentration von Truppen auf der russischen Seite, falls sie keine Erfindung US-amerikanischer Geheimdienste sind (so wie die angeblich einsatzbereiten C-Waffen des Irak), sind jedenfall reine Spekulation. Glaubwürdige Informationen über die Situation in der Ukraine und vor allem in den Aufstandsgebieten sind in unseren Lei(d)medien leider nicht vorhanden. Möglicherweise hat, aus russischer Sicht, die Aufrüstung der Ukraine durch die USA tatsächlich eine kritische Grenze überschritten. Vielleicht glaubt man das auf russischer Seite auch nur. Egal wie sich die russische Regierung auch entscheidet, die NATO wird es nicht verhindern können. Alles andere ist reine Spekulation.