Rechtsextremismus-Verdacht und „abartige Rituale“ beim Wachbataillon – Eine Kompanie aus dem Protokolldienst abgezogen (Neufassung, m. Nachtrag)
Verteidigungsministerium und Bundeswehr prüfen Verdachtsfälle auf rechtsextremistischen Hintergrund sowie abartige Trink- und Aufnahmerituale im Wachbataillon, dem protokollarischen Aushängeschild der Streitkräfte. Eine komplette Kompanie wurde vorerst aus dem Protokolldienst herausgenommen, mehrere Vorgesetzte vom Dienst entbunden.
Von den Vorwürfen sind vor allem Soldaten der 2. Kompanie des Bataillons betroffen. Wie das Ministerium dem Verteidigungsausschuss des Bundestages mitteilte, konkretisierte sich insbesondere der Rechtsextremismusverdacht zu Beginn dieser Woche: Mindestens sechs Soldaten sollen in einer Gruppe, die sich selbst als Wolfsrudel bezeichnete, mit rechtsextremistischen Verhaltensweisen aufgefallen sein.
Als Beispiele dafür nannte das Ministerium das Tragen von T-Shirts mit einer Schwarzen Sonne und der Aufschrift Sonnenstudio 88, beides offensichtliche Bezüge zum Nationalsozialismus, und der Rückenaufschrift Wir sind braun. Andere Soldaten des Wachbataillons asiatischer Abstammung sollen als Fidschi oder Schlitzauge diffamiert worden sein. Hinzu kämen entwürdigende Aufnahmerituale wie Anurinieren unter der Dusche, Faustschläge gegen die Leber oder Anzünden von Körperteilen mit Feuerzeug und Zigarette, heißt es in dem Bericht von Staatssekretär Gerd Hoofe. Einzelnen Mitgliedern dieser Gruppe sei bereits die Ausübung des Dienstes und das Tragen der Uniform verboten worden.
Über die Hinweise auf diese Gruppierung hinaus habe es im Wachbataillon in diesem Jahr weitere Meldungen zu Vorkommnissen mit rechtsextremistischem Hintergrund gegeben, die allerdings mit der Gruppe nicht in Zusammenhang stünden. Zudem gebe es Hinweise auf weitere Verstöße gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Beispielhaft nannte das Ministerium unter anderem Fotos mit Wehrmachtsuniformen und der Besitz von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen oder die Diffamierung von Musik, die Untergebene hörten, als scheiß Islam Musik.
Insgesamt gibt es nach Ministeriumsangaben allein für den Bereich Rechtsextremismus rund ein Dutzend Prüf- und Verdachtsfälle im Wachbataillon, von 1.159 Fällen in der Bundeswehr insgesamt. Allerdings stünden diese Fälle nach derzeitigen Erkenntnissen nicht in einem übergreifenden Zusammenhang.
Als erste Konsequenz wurde nach Angaben des Ministeriumssprechers die betreffende Kompanie aus dem Protokolldienst herausgenommen. Dennoch, so versicherte das Ressort den Abgeordneten, seien die vorgesehenen protokollarischen Einsätze des Wachbataillons im Oktober nach derzeitiger Planung sichergestellt. Das Wachbataillon wird den nächsten größeren öffentlichkeitswirksamen Auftritt beim Rückkehrerappell für die Afghanistan eingesetzten Soldat*innen und beim anschließenden Großen Zapfenstreich am 13. Oktober haben.
Der überwiegende Teil der Vorwürfe betreffe zwar Mannschaftsdienstgrade; allerdings seien auch einzelne Vorgesetzte zunächst von ihren Funktionen entbunden worden, sagte Ministeriumssprecher Collatz. Diese Vorfälle beschämen uns alle zutiefst. Sie schädigten nicht nur das Ansehen der Bundeswehr, sondern gefährdeten auch den Zusammenhalt in der militärischen Gemeinschaft und damit letztendlich die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte.
Über die Vorfälle hatte zuerst der Spiegel berichtet.
Nachtrag 1: Die Wehrbeauftragte Eva Högl äußerte sich nach einem Besuch beim Wachbataillon am (heutigen) Freitag:
Heute Vormittag war ich beim Wachbataillon, um mich über den Stand der Ermittlungen und die Hintergründe der Fälle des Verdachts von Rechtsextremismus, Verstößen gegen die sexuelle Selbstbestimmung und unkameradschaftlichem Verhalten zu informieren. Bisher gibt es keine Bestätigung einer verfestigten rechtsextremen Gruppe innerhalb des Wachbataillons. Bei meinen Gesprächen mit dem Kdr Territoriale Aufgaben, General Breuer, dem stellv. Kdr TA und Standortältesten Berlin, General Henne, dem Kdr des Wachbataillons, OTL i.G. Beinke, dem Wehrdisziplinaranwalt sowie der Chefs und Spieße habe ich einen guten Eindruck vom Gang der Ermittlungen, die zügig, gründlich und konsequent geführt werden, und den bisher ergriffenen Maßnahmen gewonnen. Es ist wichtig, dass weiter aufgeklärt und schnell sanktioniert wird und dass Sensibilisierung und Prävention intensiviert werden. Es gibt zum jetzigem Zeitpunkt keinen Grund, an der Professionalität, Zuverlässigkeit und Verfassungstreue des Wachbataillons zu zweifeln.
Nachtrag 2: Die Aussagen von Collatz in der Bundespressekonferenz im Wortlaut:
Ich möchte Sie an dieser Stelle darüber informieren, dass wir seit einigen Tagen und Wochen in den Reihen von Soldaten des Wachbataillons wegen sehr schwerwiegender Vorwürfe zu ermitteln hatten, und der Sachstand der Ermittlungen lässt es angezeigt erscheinen, sowohl das Parlament zu informieren – was auch in diesen Minuten geschieht – als auch die breitere Öffentlichkeit.
Es geht – einmal wieder, muss man sagen – um ziemlich abartige Trink- und Aufnahmerituale, es geht um sexualisierte Gewalt und Übergriffigkeit, es geht um rechtsextremistische Vorfälle. Das erfüllt uns natürlich mit Sorge. Wir gehen diesen Fällen mit aller Härte nach, und ich kann Ihnen an dieser Stelle auch erste Konsequenzen mitteilen. Es ist ja auch aus rechtlichen Aspekten immer schwierig, hier zu Einzelfällen etwas in die Öffentlichkeit zu geben, aber ich kann Ihnen sagen, dass eine Kompanie, eine Einheit, die hier besonders auffällig geworden ist, aus dem protokollarischen Dienst herausgenommen wurde. Diese Einheit wird also bis auf Weiteres, bis es zu einer endgültigen Klärung der Vorhalte gekommen ist, nicht mehr im Protokolldienst, bei protokollarischen Veranstaltungen, eingesetzt. Natürlich werden auch Vorgesetzte, denen hier schuldhaftes Verhalten vorgeworfen wird, vorerst von ihren Funktionen entbunden.
Diese Vorfälle, die ich Ihnen hier zur Kenntnis gebe, beschämen uns alle zutiefst. Es ist für uns Soldatinnen und Soldaten, auch für mich als uniformierten Menschen in der Bundeswehr, schwer erträglich, dass es erneut und in einigen Verbänden eben auch gehäuft zu Vorfällen dieser Art kommt – und dann auch schon wieder in einem rechtsextremen Kontext. Wer als rechtsextrem oder durch Gewalttaten auffällt, wer die Würde seines Gegenüber nicht achtet, wer Hass sät, der schädigt nicht nur – was schon schlimm genug ist – das Ansehen der Bundeswehr. Die Auswirkungen eines solchen Verhaltens gehen vielmehr viel tiefer. Das bedeutet immer auch eine Spaltung der Gemeinschaft in der Bundeswehr, wie es auch in der Gesellschaft bei solchem Verhalten zu betrachten ist.
Eine militärische Gemeinschaft – das möchte ich hier auch besonders betonen und hervorheben – ist immer und in besonderem Maße auf den Zusammenhalt der Menschen in der Bundeswehr angewiesen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe oder Religion. Wir nennen das Kameradschaft – zivil spricht man hier von Solidarität oder einer Solidargemeinschaft. Wer sich extremistisch und menschenfeindlich äußert, greift diese Solidargemeinschaft in der Bundeswehr, genannt Kameradschaft, an. Er verhält sich unkameradschaftlich und begibt sich aus dieser Gemeinschaft heraus. Er gefährdet – das ist deswegen auch mit besonderer Härte zu verfolgen – unsere Einsatzbereitschaft.
Wir werden deswegen alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um Personen, die die Menschenwürde der Kameradinnen und Kameraden nicht achten, aus der Bundeswehr zu entfernen. In besonderem Maße gilt das natürlich für Rechtsextremismus. Mir ist es wichtig deutlich zu machen, dass wir eine Nulltoleranzlinie verfolgen. Bei der geht es nicht nur darum, das Ansehen der Bundeswehr zu wahren, sondern eben, wie ich deutlich gemacht habe, insbesondere den Zusammenhalt und die Funktionsfähigkeit der Bundeswehr.
Frage: Herr Collatz, wie ist man auf das Wachbataillon aufmerksam geworden? Um wie viele Soldaten – ich gehe einmal nicht davon aus, dass es um Soldatinnen geht – geht es hier?
Collatz: Der Sachverhalt ist noch nicht vollständig ausermittelt. Wir haben das Wachbataillon an dieser Stelle aufgrund von Vorfällen ja schon einmal als Thema gehabt; auch medial ist es bereits seit dem Frühjahr dieses Jahres in Erscheinung getreten. Das hat zu internen Ermittlungen geführt, und diese internen Ermittlungen haben weitere Kontexte hervorgehoben, die wir dann auch ausermittelt haben. In diesem Zuge kam es jetzt zu weiteren Verdächtigungen. Wir sind dort im Bereich mehrerer Dutzend.
Zusatzfrage: Um welches Wachbataillon geht es genau?
Collatz: Es gibt nur eins – das Wachbataillon der Bundeswehr.
Frage: Um das einordnen zu können: Sie haben eben gesagt „Wir sind dort im Bereich mehrerer Dutzend“. Können Sie sagen, wie viele Mitglieder das Wachbataillon insgesamt hat beziehungsweise um welche Größenordnung es da geht?
Collatz: Knapp tausend ist die Stärke des Wachbataillons.
Frage: Geht es denn nur um einfache Soldaten oder auch um Offiziere, Führungsoffiziere?
Collatz: Abschließend kann ich das noch nicht sagen. Der Schwerpunkt ist, wie das so oft zu verzeichnen ist, tatsächlich im einfachen Dienst zu sehen. Es gibt aber, wie ich es deutlich gemacht habe, auch bereits Erkenntnisse über Vorgesetzte, die dort unter Verdacht stehen.
Zusatzfrage: Gab es schon irgendwelche personellen Konsequenzen?
Collatz: So, wie ich es aufgezählt habe: Diejenigen Vorgesetzten, die im Verdacht stehen, werden aus ihrer Funktion als Vorgesetzte herausgenommen, und eine weitere Konsequenz ist – das ist aber eher organisatorischer Art -, dass eine Kompanie aus dem protokollarischen Dienst herausgenommen wird.
(Archivbild Februar 2015: Soldaten des Wachbataillons beim Antreten im Rahmen des Besuchs des Bundesprsidenten in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin – Jana Neumann/Bundeswehr)
Ohne etwas zu beschönigen. Ich denke dass ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen in Gruppen von jungen Männern ohne äußere Kontrolle. Es werden Rangordnungen festgelegt. Und derjenige der 180 cm gross ist und die 20 Klimmzüge und die 50 Liegestütze auf den Fäussten schafft ist dann eben nicht mehr Privat Paula.
Hoffentlich wird nicht wieder „vorschnellen Verallgemeinerungen“ gewarnt. Manche Führungskräfte glauben ja noch immer nicht, dass es in der Bundeswehr generell ein Haltungsproblem oder einen Korpsgeist gebe, der rechtsextremistisches Gedankengut fördere.
Jedoch, immer wieder neue Vorfälle von Erniedrigung, sexueller Herabwürdigung und Verherrlichung rechten Gedankengutes führen vor Augen, dass Anspruch und Wirklichkeit auseinandertrifften.
Will man manche Dinge nicht sehen? Liegt es am Unvermögen?
Die Liste der so genannten rechten „Einzelfälle“ ist lang und unübersichtlich, die Frage nach dem Ausmaß rechter, rassistischer, menschenfeindlicher Einstellungen in der Bundeswehr wird immer drängender.
Es drängt sich die Frage nach strukturellen und sytemimmanenten Ursachen auf. Das kann man nicht hinter verallgemeinernden Auftritten, z.B. Bundespressekonferenzen verbergen.
Die T-Shirts sind ja wirklich ziemlich dämlich.
Der Rest sind halt normale Verfehlungen, wie sie seit tausenden von Jahren in allen Armeen der Welt vorkommen. Das sollte die Bataillonsführung klären können und sollte eigentlich nicht zur Schnappatmung der Führung oder gar der Öffentlichkeit führen.
Weil das hier angesprochen wurde. Ist der Zapfenstreich noch öffentlich? Wo findet er statt? BendlerBlock oder immer noch Reichstag?
Die Informationen im Netz vom BMVg, die ich ad hoc fand, waren allesamt auf den 31.8. gemünzt
[Das ist an dieser Stelle wahrlich ziemlich OT, deshalb nur der Hinweis: Die Infos dazu hier:
https://www.bmvg.de/de/presse/wuerdigung-20-jahre-afghanistan-einsatz-5227332
T.W.]
Unter den Verteidigungsministern der letzten Regierungen gab es fast jährlich einen handfesten Nazi-Skandal in der Truppe. Die Reaktionen der Verantwortlichen unterscheiden sich kaum: Sobald der „Skandal“ nicht mehr als „Einzelfall“ kleingeredet werden kann, versuchen sie die Flucht nach vorne und versprechen „umfassende Aufklärung“ und „ernsthafte Konsequenzen“: Tatverdächtige werden unehrenhaft entlassen, Offiziere versetzt und Maßnahmenkataloge beschlossen, um „Fremdenhass“ und „rechtsradikalen Umtrieben“ Einhalt zu gebieten.
Wer die rechten Strukturen bekämpfen will, darf sich nicht damit begnügen, medienswirksam Kasernen umzubenennen oder Soldatenspinde zu durchsuchen. Verantwortung und Haltung ist bei Vorgesetzten aller Ebenen zu verorten. Deren Verantwortung endet erst dort, wo die persönliche Möglichkeit des Eingreifens aufhört. Da sollte, wie bei Soldaten üblich, bei Verantwortungslosigkeit und Pflichtverletzung durchgegriffen werden. 35 Soldaten, denen Bezüge zum Rechtsextremismus nachgewiesen werden konnten, wurden z.B. 2020 entlassen. Ich werfe die Frage in den Ring, was ist aber mit den jeweiligen verantwortlichen Vorgesetzten geschehen ist? Stets nach oben gefallen? Versetzt und dabei eine Besoldungsstufe nach oben gefallen? Hoffentlich nicht! KSK, Lehrbrigade, BMVg, die Liste ist sicher unvollständig.
Ein interessante Aspekt, der immer wieder im Zusammenhang mit rechtsextremen Vorfällen in der Bundeswehr auftaucht, ist die zumindest latente Homosexualität der Beteiligten, worauf das auch im aktuellen Fall beobachtete „anpimmeln“ und ggf. auch das anurinieren hindeutet. Entsprechende Beobachtungen reichen übrigens historisch weit zurück (Ernst Röhm oder Michael Kühnen sind nur zwei Beispiele). Ein Erklärungsansatz dafür ist, dass rechtsextreme Aktivitäten von einigen Homosexuellen zur Kompensation von Maskulinitätsdefiziten praktiziert werden.
@all
Aussagen der Wehrbeauftragten dazu und den Wortlaut der Aussagen in der Bundespressekonferenz oben nachgetragen.
@TW
Nachtrag 1 klingt ja wie eine Bewerbung für das Amt des BMVg. Unter den möglichen Kandidaten/innen gibt es schlechtere.
@RB Da komme ich nicht hinter. Homosexuelle gehen zur Armee und kompensieren ihre gefühlte mangelnde Männlichkeit mit rechten Gedankengut und dem Anpullern von Kammeraden unter der Dusche? Interessante These.
Ich bin es sooo leid….
Warum ist es immer wieder möglich, dass solche, ‚tschuldigung, Vollhonks sich in der Truppe halten und ihr Unwesen treiben können?
Jeder von denen hat auf die FDGO geschworen!
Wer Gedankengut außerhalb dieser verinnerlicht hat, oder gar öffentlich verbreitet/auslebt, ist nichts anderes als ein Eidbrecher und damit auch kein Kamerad mehr. Es sollte allen klar sein, dass man keine Loyalität mehr zu solchen Gestalten haben muss und es nicht nur rechtens ist, solch Umtriebe zu melden und öffentlich zu machen, sondern für jeden, der seinen Eid Ernst nimmt, sogar eine Pflicht sein sollte. Solche Hansel haben in der Truppe nichts verloren, die braucht keiner. Und Vorgesetzte, die von sowas Kenntnis erlangen und trotzdem tolerieren oder gar decken, die braucht man erst recht nicht. Lieber Lücke als Krücke.
Ich habe es sooo satt, mit solchen Typen in einen Topf geworfen zu werden.
Also diese T-Shirt-Beschriftung ist nun wirklich der Gipfel der Dämlichkeit. Wer als Soldat in den letzten 2 Jahren nicht bekommen hat, das rechtsradikale Tendenzen in der Bw nicht toleriert werden, dem ist einfach nicht zu helfen. Oder legt es darauf an.
Dummheit und Ignoranz sterben eben einfach nicht aus.
Als ehemaliger des WachBtlBMVg, der diesem über den Semper-Talis-Bund weiter verbunden ist, bin ich doch sehr verwundert.
Ich war von 1988 bis 1992 dort aktiv. Zu dieser Zeit wurde ein solches Verhalten, zumindest in meiner Kompanie, nicht toleriert.
Ich bin gespannt, was dabei am Ende heraus kommt.
@Luftwebel im Vorgängerthread
Ich weiß ja nicht, was Sie in den 80er-Jahren so an Aufnahmeritualen erlebt haben. Aber ich wurde weder bei der Pioniertaufe, erster Brückenschlag oder der Aufnahme ins Uffz-Korps als Fahnenjunker geschlagen, verbrannt oder angepisst.
Es gab auch keine ekligen oder exzessiven Saufspiele. Das war alles in einem Rahmen, das man mitlachen und sich am nächsten Morgen in die Augen sehen konnte. Und Pioniere sind da nicht sonderlich zimperlich, wie sonst auch.
Das, was jetzt bekannt geworden ist, sprengt den Rahmen des Normalen und Tolerierbaren deutlich.
Es ist immer das Gleiche. Geht es darum, Recht oder Auftrag durchzusetzen (Polizei, Bundeswehr etc.) endet es in einem kräftigen Rechtsruck, weil vorgeworfen nicht genug gegen „DIE“ unternommen zu haben. Ich denke hier hilft nur politische Bildung und in das „Feindbild“ reingehen zu müssen. Kontakte schaffen, Gemeinsamkeiten entwickeln.
Aufnahmerituale gab es schon immer: Nur dank immer eines immer weiteren ausufernder des sich gegenseitig überbietens, wird es auch immer unverständlicher und perverser. Leider!
Schulung, Schulung und immer wieder Schulung .. und die Spinner schnell und ohne Ehre entlassen.
@Tiefflieger
Ich stimme ihnen unbekannterweise zu, habe aber eine Ergänzung: Aus ziviler Perspektive hilft es ungemein, dass über solche Vorfälle, Straftaten, Verfehlungen und Haltungen inzwischen zeitnah berichtet und im Idealfall differenziert diskutiert wird, auch wenn jeder einzelne Fall einer zu viel ist (und der einzelne Fall kein Einzelfall ist). Nur so kann nach und nach Transparenz geschaffen und zu klarer Kante ermutigt werden. Meinen Respekt haben alle Soldatinnen und Soldaten, die sich nicht entmutigen lassen, die für die FDGO einstehen und unserer Gesellschaft dienen. Dieser Respekt wird m.E. seitens der zivilen Gesellschaft zu selten bekundet, was ich für falsch und sehr bedauerlich halte. Ich tue es hiermit, lassen sie sich nicht entmutigen.
Für die „Ritualtäter/Anpisser“ als Strafe 30 Tage „Rekrutenfasching“ am Stück und an den Samstagen PolBil und Kaserne putzen und Sonntags GvD.
Die werden sich nie wieder im Dienst ähnliche Verfehlungen erlauben.
Die T-Shirt Träger gehören vor der gesamten Kasernenmannschaft im Beisein von Minister und Inspekteur geläutert durch harte Worte. Alle Soldaten in der Kaserne müssen antreten und zuschauen und im Anschluss wird die Entlassungsurkunde überreicht.
Würde das als Minister so umsetzen: Wer die Entlassungsurkunde annimmt (also freiwillig sofort aus dem Dienst ausscheidet), wird „nur“ entlassen. Strafrechtliches wird natürlich weiter von Staatsanwaltschaft verfolgt. Aber eben disziplinarrechtliches entfällt.
Wer sich widersetzt und auf „sein“ Recht pocht, wird nicht nur versetzt in eine für den Soldaten sehr unbeliebte Einheit und geographisch auch unwirklich für den Soldaten, sondern bekommt auch Sonderaufgaben in der anschließenden Verwendung. Egal welcher Dienstgrad und welche Vorverwendung und Fachqualitäten der tolle Soldat hinter sich hat. Und das würde ich alle 6 Wochen von einem (Stabs)offizier aus dem Ministerium kontrollieren lassen, nicht das der örtliche Chef da Milde walten lässt.
Nur so kann man mittlerweile diesen Auswüchsen Herr werden.
Mit leeren Worten hat man es nun Jahre versucht und bei der Bewerberauswahl wird man leider nie alle „falschen Bewerber“ herausfiltern können.
Gähn.
Da gibt es doch tatsächlich junge Männer, die auf bescheuerte Spiele stehen, sich dabei ganz toll vorkommen und dann auch noch gerne und viel trinken. Die Welt erzittert und ist in ihren Grundfesten erschüttert.
So etwas hat man ja noch nie gesehen – wie kann das nur in der Bundeswehr vorkommen!
Kleiner Hinweis: Junge Männer machen das. In allen Spielarten, die der Ü40 gar nicht mehr versteht. Wenn dabei etwas strafbares herauskommt, wartet ein Gericht auf die hoffnungsvollen jungen Menschen.
Tja, und die 6 Vollpfosten, die aus welchen Gründen auch immer das Dritte Reich irgendwie toll finden: Wenn sie es zu weit getrieben haben und dabei etwas strafwürdiges herauskommt, wartet der Disziplinarvorgesetzte bzw. der Staatsanwalt. Ansonsten werden wir das aushalten müssen … unbegreiflicherweise laufen da draußen haufenweise Menschen herum, die gar nicht meiner vernünftigen und moralisch hochstehenden Gedankenwelt entsprechen. Ich kann sie aber nicht alle eliminieren, sondern lasse sie da weiterleben, wo der liebe Gott sie hingestellt hat. Aus manchen wird sogar noch was .. man denke an Herrn Fischer oder Herrn Kretschmann. Auch durchaus verhaltensauffällig in jungen Jahren.
Aber immerhin werden wieder massenweise Clicks generiert, das freut den Medientreibenden (SPON, nicht der Hausherr ist gemeint). Praktischerweise können sich auch viele tausend wohlmeinende und gutseiende einige Momente ihrer eigenen Moral versichern und der lauschenden Welt mitteilen, dass das nun wieder einmal (a) ganz schlimm (b) schärfstens zu verurteilen (c) mit Stumpf und Stiel auszurotten sei.
@Dante
Bereits zur Zeit der Weimarer Republik waren auffallend viele Rechtsextremisten homosexuell, auch wenn es insgesamt natürlich nur eine Minderheit unter Homosexuellen ist, die sich Extremisten anschließt. Die Häufung entsprechend orientierter Personen unter Rechtsextremisten ist aber auffällig, und auch der aktuelle Fall hat eine auffällige homosexuelle Komponente. Carl von Ossietzky sprach dieses Phänomen in einem Text an, der sich mit mit rechtsextremen paramilitärischen Strukturen der 20er und 30er Jahre Jahre auseinandersetzte, Es beobachtete dort eine Tendenz zur „Pseudo-Männlichkeit“. Man versuche, Unsicherheit über die eigene Identität als Mann u.a. durch übersteigert-klischeehaftes männliches Verhalten bzw. „unter großspurig ruppiger Geste“ zu verbergen.
Nach meiner Bewertung mangelt es – wie so häufig – an der Personalauswahl und einer vernünftigen militärischen Führung mit einem guten KpChef und KpFw. Zudem fehlt es an Orientierung: geschichtlich, militärisch, fachlich, körperlich……
Wir bekommen außerdem leider zu viele geistige Tiefflieger, denen aus lauter Langeweile „komische“ Spiele einfallen.
Für mich steht fest: Der Anteil der persönlichen Dummheit überwiegt in aller Regel einer gefestigten rechtsextremistischen Einstellung.
Die genauen Ermittlungsergebnisse werden hoffentlich Licht ins Dunkel bringen.
@ Tiefflieger, 08.10.2021 um 18:37 Uhr
+1!
Danke, genau meine Worte!
Die „rechtsextremen“ Umtriebe besorgen mich. Die „Trink- und Aufnahmerituale“, die Kraftproben sind leider unvermeidlich. Wer jetzt aus allen Wolken fällt, muss blind und taub gewesen sein. Praktiken wie das „Maskensaufen“ oder das Trinken aus Stiefeln waren schon immer legendär. Das Einsperren im Spind. Das Spielen böser Streiche.
Bis zu einem gewissen Grad ist das normal, erwächst unbewusst und damit natürlich. Denn wie kann man jemanden im schwierigen und gefährlichen Umfeld des Soldatenberufs vertrauen, wenn er schon wegen eines Streichs die Nerven verliert? Solche Sachen eskalieren nur, wenn es der Führung an Qualität fehlt, die den schlechten Einfluss bestimmter Individuen nicht bemerkt, und sie nicht rechtzeitig an die Kandare nimmt.
Nebenbei: Die in der Pressekonferenz gestellten Fragen strotzen ja nur so vor Unwissen und Desinteresse.
„das „Maskensaufen“ oder das Trinken aus Stiefeln waren schon immer legendär. Das Einsperren im Spind. Das Spielen böser Streiche.“
Aber genau da besteht doch ein riesiger Unterschied zu den aktuellen Vorwürfen.
Den Spind auf den Kopf stellen, in den Spind einsperren und „Musikbox“ machen. Klar für manch einen könnte dieses Einsperren auch psychisch sehr hart sein.
Aber das sind eben „Streiche“.
„Anurinieren unter der Dusche, Faustschläge gegen die Leber oder Anzünden von Körperteilen mit Feuerzeug und Zigarette“
Das ist eine ganz andere Messlatte und unter aller Sau und eben keine „Streiche“.
Wer das schon immer toleriert hat, hat in einer staatlichen Organisation oder auch in einer gut geführten privaten Firma nichts zu suchen.
Es gibt halt Grenzen und diese Grenzen verschieben sich auch mit der Zeit und der gesellschaftlichen Entwicklung.
War vor 20 Jahren vielleicht „scheiß Islam-Musik“ noch gerade so tolerierbar, so ist dies heute eben nicht mehr tolerierbar. Das weiß auch jeder U40.
Fidschi und Schlitzauge aus dem Wort eines Soldaten auch nicht.
Sonnensymbol, „Sonnenstudio 88“, „wir sind braun“
Diese Soldaten müssen sich nicht wundern, wenn sie mal irgendwann im Krankenhaus liegen. Ich kenne nämlich auch genügend Kameraden, denen diese Gesinnung innerhalb der Bundeswehr (also unter Kameraden) sowas von gegen den Strich geht und die ein viel härteres Durchgreifen von der Personalführung fordern (nicht nur wünschen).
Ich persönlich glaube, dass man sich den gesamtgesellschaftlichen Kontext anschauen muss. Bei der letzten Bundestagswahl gabe es wieder viele Gemeinden und Städte, in denen die AfD stärkste Kraft geworden ist. Ja, sogar in einem Bundesland. Rassissmus, Antisemitismus und Nationalsozialismus haben und hatten in Deutschland schon immer ein Potenzial von geschätzt 20 Prozent und mehr. Darunter sicherlich nicht alles Hardcore-Neoazis, aber mit Sicherheit jede Menge Mitläufer und Sympathisanten.
Die Bundeswehr hat 180.000 Mitglieder plus Reserve. Dass man auch hier Rasissten, Antisemiten und Freunde des Nationasozialismus findet, ist nur logisch.
Wichtig ist, dass man sich dagegen stemmt. Jeden Tag und systematisch, um dieses Potenzial so klein wie möglich zu halten.
Die Skandale zeigen mir vor allem eins: Die Bundeswehr als Organisation stemmt sich dagegen. Das ist richtig und wichtig und es kann immer mehr getan werden.
Aber man muss sich eben auch vor Augen halten, dass das ein gesamtgesellschafliches Problem ist.
Gähn. Was würde dieser Blog zu berichten haben, wenn es keine Einzelfälle über Rechtsextreme mehr geben würde?
[Wenn Ihre Argumentation schon auf das Niveau unter der Grasnarbe fallen muss und Sie es darauf anlegen, mich persönlich zu beleidigen, dann toben Sie Ihre Stammtischemotionen doch anderswo aus. T.W.]
@Thomas Becker
Soso, der Ü40 versteht das nicht, was junge Männer heute so machen.
Und das ist eine Entschuldigung für so ein Verhalten? Ich denke nicht. Da ist doch in der Sozialisation derjenigen etwas gewaltig schief gegangen. Offensichtlich konnte diese nicht während der Dienstzeit in der Bw korrigiert und neu justiert werden.
Abgesehen von einer rechtlichen Bewertung gehören diese Kameraden nicht nur vom Dienst suspendiert, sondern unehrenhaft entlassen. Diese Vorfälle sind nicht nur ein Verstoß gegen die Kameradschaft. Solche geistigen Irrläufer kann man in einer Kampfgemeinschaft nicht brauchen. Als Soldaten ungeeignet.
@ Pete
Jeder Fall ist einer zu viel. Aber so etwas kommt Ihnen ja scheinbar nicht in den Sinn. Solche Verharmloser wie Sie sind mir immer suspekt.
Mir sind die Aussagen von RB nicht klar, was wollen Sie damit sagen?
Homosexuelle haben (in einigen Fällen) eine krude, „abartige“ Männlichkeit und drücken sie durch die dargestellten Rituale aus? Was ist die Folgerung daraus? Haben Heteromänner das nicht?
Nach meinem Kenntnisstand haben die Rituale sicher immer etwas mit Gemeinschaft, ggf. auch mit Männer“stolz“ und -„stärke“ zu tun.
Aber der Bezug zu homosexuellen Männern fehlt mir hier, ich lese das als einen unangenehm homophoben Kommentar im Sinne „ohne die hätten wir das Problem nicht“. Und das finde ich – excuse my French – grotesk.
Es wurde ermittelt, es wurde scharf reagiert – wer „der Bundeswehr“ hier noch „Untätigkeit“ oder anderes vorwirft, dem ist nicht zu helfen bzw. der muss sich fragen lassen, ob er sich zu den rechtsstaatlichen Prinzipien, die auch (wenngleich zu Teilen in abgewandelter Form) in den Streitkräften gelten, bekennt; es sei daran erinnert, dass das Rechtsstaatsprinzip zur vielbeschworenen/-zitierten freiheitlichen-demokratischen Grundordnung gehört.
Dieses neue, digitale Denken „entweder unschuldig [aber nur rechtlich, gesellschaftlich/medial hat man dann seinen „Reiter“, wenn es um bestimmte Themen geht], oder schuldig und Entlassung/lebenslange Haft“ hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Disziplinarrecht – und nebenbei auch nicht dem Strafrecht – gemein.
Wer Mist baut, bekommt eins auf den Deckel – wie stark, hängt von der Person und den Umständen ab – so soll es sein und so wird gehandhabt.
Über die Grenze zwischen „Ist halt so“ und „Geht absolut nicht“ wurde hier ja schon geschrieben, und auch das man bei 200 000 eben einige Vollpfosten mit einsammelt wurde hier bereits erwähnt.
Was die Rechtsextremisten Vorfälle angeht, würde ich @Denethor zustimmen und da evtl. noch einen Aufenthalt im Disziplinarknast hinzufügen, einfach damit es sich noch gründlicher herumspricht und besser abschreckt.
Das Thema Traditionsverständniss sollte, meiner Ansicht nach, aber bei der Gelegenheit dennoch überdacht werden, da die Soldaten immer dazu neigen werden sich Vorbilder in der Vergangenheit zu suchen, und wenn es nicht die Wehrmacht sein soll, dann muss es eben aus den Epochen davor stammen.
(Das Wachbtl ist ja auch ausdrücklich in der Tradition des 1. Garderegiment zu Fuß (und nicht der LS!!!))
@ pio-fritz Sie haben recht. Nur wie die Kommentatoren sagten sollte man eben trennen zwischen braunem Gedankengut, Nötigung und Körperverletzung. Nur wenn zb der 16 Maurerlehrling der etwas Schüchtern und dünn ist auf Lehrgang bespuckt und geschlagen wird. Heißt es eben auch „da musst du durch“. Es wird halt gesiebt. Und es geht um Rangfolge. Stichwort Sozialpsychologie. Es gibt immer Leute die nicht wirklich mithalten können. Und die sind halt dran. (Eigene Erfahrung). Menschen sind leider so.
@RB:
Ich halte es für wirklich sehr problematisch, das öffentliche Anpinkeln von Kameraden oder das „anpimmeln“ als Hinweis auf Homosexualität zu interpretieren. Es geht hier m.M.n. um Erniedrigung, Mobbing und das informelle Herstellen von Hierarchien jenseits der Dienstgrade. Nicht um sexuelle Begierde.
Ich sehe ein generelles Problem in der Gesellschaft: Eine zunehmende Verblödung gerade auch vieler jungen Menschen. Und dies trotz moderner Schulen und Bildungsmoeglichkeiten wie noch nie. Vieles hat überhaupt keinen politischen Hintergrund. Wie kommt es, dass die ganze Pädagogik manchmal nichts bringt. Ich vermute, dass die Defizite im Elternhaus durch nichts zu beheben sind…
@RB
Haben sie irgendwelche belastbaren Daten dazu? Ansonsten finde ich diesen Zusammenhang einfach unterirdisch!
Das „anpimmeln“ und „anurinieren“ auf Homosexualität hindeutet ist wohl sehr kurz gedacht!
Sonst könnten wir jetzt von latenter Homophobie sprechen, dass sie Homosexuelle für Rechtsextremismusskandale verantwortlich machen.
Finde das wirklich befremdlich, dass sie derart argumentieren.
@all
Den etwas merkwürdigen Debattenstrang Homosexualität in diesem Zusammenhang regele ich jetzt mal ab – etwas weiter oben hat Stephanie Krause das nötige dazu gesagt, und ich wäre dankbar, wenn das jetzt durch wäre.
@Dante
Wenn Sie selber so etwas erlebt haben, dann können Sie ja die Gefühle der Opfer nachvollziehen.
Und ganz klar NEIN, es wird nicht gesiebt.
Das ist ein Teil der Führerleistung des Gruppen- und Zugführers, dafür zu sorgen, daß auch die schwächeren Kameraden durch die Gruppe/den Zug gestützt werden. Das mag heute mit nur Zeit- und Brufssoldaten etwas anders aussehen als zu Zeiten der Wehrpflicht. Aber im Prinzip wird jeder gebraucht und jeder kann etwas anderes besser als die anderen. Das muss man eben akzeptieren lernen.
@Jonny
Ich dachte, die Tradition geht auf das IR 9 zurück? Übrigens eine Einheit, die sehr viele Offiziere des Widerstandes hervorgebracht hat – wobei die Tradition von Wachbataillonen und Wachregimentern in der deutschen Hauptstadt ja recht lang und nicht immer rühmlich war 😎
Davon ab: das Wachbataillon hat im Krisenfall den Auftrag, die BReg und deren Einrichtungen zu sichern, da sollte man sich schon auf die Soldaten verlassen können.
@ pio-fritz Dass jeder irgendwass kann wird aber zum Problem wenn es darum geht „jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied“. Und dass entsprechende wird zum Hemmschuh. Und in solchen Organisationen wird sich eben nicht hingesetzt und sich gefragt was man ändern kann. Da wird die Person schlicht rausgeekelt. Und ein 20 j Gefreiter wird eher aus Scham kündigen als zum Spieß zu gehen und sich zu beschweren „mein Zimmergenosse hört ständig Nazi-Musik und hat mich in der Dusche geboxt und angepinkelt“. Ich denke dass da die Hürde für jüngere Männer um die 20 doch hoch ist.
@Hans Dampf sagt: 09.10.2021 um 12:12 Uhr
„Es wurde ermittelt, es wurde scharf reagiert – wer „der Bundeswehr“ hier noch „Untätigkeit“ oder anderes vorwirft, dem ist nicht zu helfen bzw. der muss sich fragen lassen, ob er sich zu den rechtsstaatlichen Prinzipien, die auch (wenngleich zu Teilen in abgewandelter Form) in den Streitkräften gelten, bekennt;[…]
Wer Mist baut, bekommt eins auf den Deckel – wie stark, hängt von der Person und den Umständen ab – so soll es sein und so wird gehandhabt.“
+1
Mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen.
@Jonny
Sie schreiben leider nicht, wo und wie die Tradition und das Traditionsverständnis des Wachbataillons zu solchen abartigen Aufnahmeritualen führen.
Das erklärt genau – nichts.
Ein ganz schwacher Beschönigungsversuch für die perversen Fantasien einiger junger Männer und ihre Mitläufer, bezüglich Gemeinschaft und Zugehörigkeit. Das ist mit Sicherheit nicht geschichtlich begründet, sondern hat einfach sadistische Gründe. Warum? Gilt es jetzt zu klären.
@Pio-Fritz: Nö, ist immer noch so. Jeder hat seine offizielle und informelle Rolle, seine Stärken und Schwächen. Das spielt sich dann ein.
Und sowas wie vom Wachbatallion berichtet? Wenn sechs so Typen rumspringen, das spricht sich rum, hat ein Drittel der Kompanie Minimum miese Laune und ist wenig motiviert. Einsatzbereitschaft leidet.
@Stephanie Krause sagt:
„Mir sind die Aussagen von RB nicht klar, was wollen Sie damit sagen?“
Das ZMSBw kritisierte erst kürzlich in einer umfassenden Studie die Tabuisierung von Homosexualität in der Bundeswehr. Teil dieses Tabus ist auch der offensichtliche Unwille dazu, sich mit den Verbindungen von Homosexualität und Rechtsextremismus auseinanderzusetzen, die auch im aktuellen Fall offenbar geworden ist. Das Bedürfnis danach, andere Männer „anzupimmeln“, ist nun einmal im Bereich der sexuellen Präferenzen eindeutig zuzuordnen. Der Geschlechterforscher Klaus Theweleit hat sich in seinem Werk mit dem Titel „Männerfantasien“ ausführlich mit dem faschistoiden Männertyp und seiner latenten Homosexualität auseinandergesetzt. Das Buch sei zur weiteren Lektüre empfohlen, falls man ein fachliches Interesse an dieser leider weiterhin tabuisierten Problematik hat.
[Ich hatte es schon gesagt… mit dieser nun abschließenden Antwort können wir diesen Debattenzweig, der hier nicht wirklich weiterführt, beenden. T.W.]
Ich habe das Gefühl, dass die Bundeswehr ein Rückzugsort für Rechtsextremisten geworden ist, weil die Rechten es in der Politik zu nichts gebracht haben. Da die Rechtenparteien in den letzten Jahren Bundesweit in der Politik zu nichts gebracht haben, versucht man eben in Behörden und bei der Bundeswehr Fuß zu fassen und zu unterwandern. So hätte man eines Tages (wovon die Nazis ja immer reden xD) zumindest das Militär und Polizei unter seiner Kontrolle.
Hört sich sehr nach „Verschwörung“ an, aber wenn ich mir den Rechtsextremismus bei der Polizei anschaue, könnte ich damit recht haben…
Ich finde es spannend, wie oft hier von Dummheit und Dämlichkeit die Rede ist, insbesondere wenn es um die tatsächlichen Anhaltspunkte für rechtsextreme Gesinnung geht. Der Typ hat sich absolut sicher gefühlt. Und offenbar mit recht. Denn er wurde nicht deswegen gemeldet.
Wäre schön, wenn man auch innerhalb der Truppe und der Kommentatorenschaft mal anfangen würde das ernst zu nehmen. Solche Vorfälle schwächen die Attraktivität der Bundeswehr und sind sowohl innen- wie auch verteidigungspolitisch unbeschreiblich schädlich. Ganz zu schweigen von der Gefahr, die von rechtsextremen Soldaten ausgeht.
@Thomas Melber sagt: 09.10.2021 um 19:56 Uhr
„Ich dachte, die Tradition geht auf das IR 9 zurück? Übrigens eine Einheit, die sehr viele Offiziere des Widerstandes hervorgebracht hat“
Das IR9 war der Traditionsträger des 1. Garderegiments zu Fuß zwischen 1919 und 1945. Das WachBtl ist als mit beiden verbunden. Traditionsverband aber ist das 1. Garderegiments zu Fuß, das IR9 hat sozusagen die Tradition nur übergeben…
@Moneymaker sagt: 10.10.2021 um 0:49 Uhr
„versucht man eben in Behörden und bei der Bundeswehr Fuß zu fassen und zu unterwandern. So hätte man eines Tages (wovon die Nazis ja immer reden xD) zumindest das Militär und Polizei unter seiner Kontrolle.“
Eine Unterwanderung ist eine gezielte und planmäßige Operation. Nichts, aber auch wirklich gar nichts in den Skandalen der letzten Jahre deutet auf so etwas hin. Zumal die offen getragenen T-Shirts etc. auch dagegen sprechen. Und außerdem wären Landser im WachBtl hier sicherlich auch nicht die richtige Zielgruppe.
Von daher kann diese Verschwörungstheorie glaube ich beruhigt zu den Akten legen.
@Moneymaker: Nicht erst neuerdings. Das Buch ist sehr zu empfehlen.
Staatsfeinde in Uniform
Dirk Laabs
Wie militante Rechte unsere Institutionen unterwandern
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/titel-folgt-9783430210324.html
Seit AKKs Durchgreifen beim KSK habe ich (Zivilist) wieder ein bisschen Vertrauen gewonnen und habe den Eindruck, dass bei der Bundeswehr insgesamt mit der gebotenen Konsequenz gehandelt wird. Ich kann das vielleicht nicht perfekt beurteilen, aber im Moment sieht es für mich so aus, als würden die Verantwortlichen auch in diesem Fall richtig handeln.
Ich mache mir momentan tatsächlich mehr Sorgen um die Polizei als um die Bundeswehr, was rechtsextreme Umtriebe angeht. Auch weil die Polizei viel mehr Möglichkeiten hat, im Alltag, mitten in der Gesellschaft Unheil anzurichten (Daten an Rechte weitergeben, Ermittlungen schleifen lassen etc.). Und weil die politische Führung (besonders Herr Seehofer) es hier an Ernsthaftigkeit mangeln lässt, Im Unterschied zur Verteidigungsministerin (die ich wahrscheinlich vermissen werde).
Ich persönlich finde die Fragekompetenz der Kollegen von Herrn Wiegold imemr wieder erschreckend…
Welches Wachbataillion?, Wie viele Soldaten… 5 Min Google und fertig.
Ich persönlich sehe diese ausufernden Rituale als Ergebnisse zweier Entwicklungen.
Es gibt keinen GvD, UVD und militärische wache mehr (bis auf wenige Ausnahmen. Weiterhin hat man aus „Effizienzgründen“ die gesamten Führungskräfte aus der Kaserne geworfen. Deshalb ist auch niemand mehr vor Ort.
Weiterhin haben wir seit Beginn der Streitkräfte immwer wieder junge Führungslräfte oder erfahrerne Mannschaften ohne Einsatz (oder Nagold damals Kriegserfahrung). Diese Soldaten haben dann die fehlende“echte Erfahrung“ oftmals durch überzogene Härte ausgelebt.
Lernen wir in Pfullendorff und anderen Kasernen imemr wieder. Es sind nicht die Soldaten mit 1000+ Einsatztagen…
Die Erklärung des Sprechers des Ministeriums ist teilweise unverständlich: einerseits geht es um schwerwiegende, eher unpolitische Dienstvergehen und andererseits um Rechtsextremismus; einmal ist von wenigen Personen die Rede, ein andermal von mehreren Dutzend (Personen oder Vorkommnissen?). Gibt es eine Schnittmenge der beiden Täterkreise oder handelt es sich um einen einzigen?
Hier sollte schon differenziert werden, nach meiner Erfahrung in der Bundeswehr gab es jedenfalls Ausbilder und auch Kameraden, die gewissen sog. Aufnahmeritualen und schikanösem Verhalten nicht abgeneigt waren, die aber die Prinzipien der Inneren Führung nicht aufgrund einer rechtsextremen Gesinnung abgelehnt, sondern wegen ihres intellektuellen Niveaus schlichtweg nicht begriffen hatten.
@Moneymaker
Das sind absonderliche Gedankengänge, zumal Sie das Dienstalter der beschuldigten Personen in den Skandalen der letzten Jahre wohl nicht kennen. Wenn Sie schon Zusammenhänge konstruieren wollen, könnten Sie, auch in Anlehnung an ähnliche Entwicklungen in anderen Staaten, eher auf die Migrationswelle und die diversen Terroranschläge der vergangenen Jahre blicken. Eine gefühlte Verschlechterung der inneren und äußeren Sicherheitslage hat schon oft, und nicht nur in Deutschland, dazu geführt, dass Soldaten und Polizisten irgendwelchen Spinnern hinterher zu laufen beginnen.
Allein zumindest im Bereich der zivilen Sicherheitsorgane hat einfach eine andere Kultur, nämlich eine des Hinschauens eingesetzt, und in der Bundeswehr scheint Ähnliches begonnen zu haben. Wo mehr gemeldet wird als früher, scheint auch mehr zu passieren. Ob tatsächlich mehr passiert, müsste erst einmal wissenschaftlich erforscht werden. Was das anlangt, halte ich den Ansatz von @ArnoKohlert für zielführender. In der Gesellschaft findet eine Verrohung statt, es greift eine Lust am Tabubruch um sich, am Verstoß gegen das gute alte „Das tut man nicht“. Das reicht viel weiter als nur die Politik.