Neuer Koordinator für deutsche Spezialkräfte: Ein Kampfschwimmer

Die Spezialkräfte der Bundeswehr bei Heer, Marine und Luftwaffe werden künftig von einem Ex-Kampfschwimmer koordiniert: Der (noch) Kapitän zur See Stephan Plath, bislang als Adjutant von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer eingesetzt, soll in dieser Woche die neu geschaffene Stelle eines Direktors Spezialkräfte einnehmen.

Die neue Position im Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow bei Potsdam hatte das Ministerium bereits im Juni im Zuge der Umstrukturierungen beim Kommando Spezialkräfte (KSK) angekündigt:

Zum 1. Oktober 2021 wird ein Direktor Spezialkräfte beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr etabliert. Truppendienstliche und fachliche Führungsstränge werden dort durch die Bündelung von Kompetenz und Verantwortung miteinander zusammengeführt. Damit werden Beratungsfähigkeit, Kohärenz und internationale Kooperation der Spezialkräfte gestärkt.

Der neue Posten auf Ebene eines Ein-Sterne-Generals – bzw. in diesem Fall: Admirals – ist ein erneuter Anlauf, die verschiedenen Spezialkräfte der Bundeswehr zentral zu koordinieren. Bereits zuvor hatte es Versuche wie das Kommando Führung der Operationen von Spezialkräften (FOSK) gegeben.

Zu den Spezialkräften zählen die deutschen Streitkräfte das beim Heer angesiedelte KSK, die Kampfschwimmer der Marine sowie die Teile des Hubschraubergeschwaders 64 der Luftwaffe, die mit ihren H145M-Helikoptern gezielt für Einsätze dieser Verbände bereitstehen. Dass die neue Direktoren-Stelle nicht vom Heer besetzt wird, dessen Spezialkräfteverband bald zehnmal so groß ist wie der der Marine, dürfte auch eine Folge der Aufarbeitung der Vorwürfe gegen das Kommando Spezialkräfte sein, die im vergangenen Jahr selbst den Fortbestand des KSK fraglich erscheinen ließen.

Plath war zwar in seiner bisherigen Verwendung als Adjutant der Ministerin und zuvor als Referent im Bundeskanzleramt nur mittelbar mit den Einsätzen von Spezialkräften befasst, kann aber auf umfangreiche Erfahrung in diesem Bereich zurückblicken. So führte er als Chef die Kampfschwimmerkompanie der Marine, bevor er das Kommando über die Spezialisierten Einsatzkräfte Marine übernahm.

Einen Einblick in seinen Mindset als Soldat der maritime Spezialkräfte gibt unter anderem ein Interview, das die Kameradschaft der Schnellboot- und Tenderfahrer vor einigen Jahren auf ihrer Webseite veröffentlichte (unklar ist, ob es die Originalquelle ist). Der damalige Fregattenkapitän erklärte damals lakonisch:

Bei einem Einsatzsprung springen wir in ein Seegebiet rein. Wenn man Pech hat, dann landet man da, wo Haie, gefährliche Strömungen und sehr hohe Wellen sind. Bei uns stehen dann meist keine Fahrzeuge abfahrbereit. Auch Versorgungsverstecke können wir auf hoher See nicht anlegen. Wenn es wie geplant läuft, ist eine Fregatte da, sodass wir den Zielpunkt erreichen. Ansonsten muss man sich was Gutes einfallen lassen.

Unterdessen gibt es neue Meldungen im Hinblick auf das KSK: Gegen den bisherigen Kommandeur Markus Kreitmayr, der in der vergangenen Woche an seinen Nachfolger übergeben hatte, wurden nach einem Bericht des Spiegels (nur hinter Paywall) neue Vorwürfe bekannt. Danach soll der Brigadegeneral im September, also noch während seiner Kommandeurszeit, in Niederbayern bei einer Polizeikontrolle mit 1,8 Promille Alkoholgehalt am Steuer aufgefallen sein; deswegen laufe auch ein Ermittlungsverfahren. Das Verteidigungsministerium wollte dazu, wie bei Personalangelegenheit üblich, nicht Stellung nehmen.

(Archivbild: Plath, l., beim Antrittsbesuch von Kramp-Karrenbauer im Einsatzführungskommando im Juli 2019 – Jonas Weber/Bundeswehr)