Dokumentation: Würdigung des Afghanistan-Einsatzes 13. Oktober 2021
Fürs Archiv trage ich hier zusammen, was es an Material zu den Veranstaltungen zum offiziellen Abschluss des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr am (gestrigen) 13. Oktober 2021 in Berlin gibt: Mit einer Kranzniederlegung zur Ehrung der Toten, einem Abschlussappell am Bendlerblock, einem Empfang im Reichstag und einem Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag wurden die Soldatinnen und Soldaten gewürdigt, die im Einsatz am Hindukusch waren.
Die Videos von Abschlussappell und Zapfenstreich (die Kranzniederlegung war nichtöffentlich), wie sie bei Phoenix live übertragen (und dort auch von mir live kommentiert) wurden:
Die Rede von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer beim Abschlussappell (Wortlaut der Rede, wie sie gehalten wurde):
https://web.archive.org/web/20211014153818/https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/meldungen/ministerin-bedankt-sich-fuer-afghanistan-einsatz-5229324
Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Abschlussappell
(Wortlaut nach dem vorab veröffentlichten Redemanuskript; der Präsident hat sich aber praktisch unverändert an diesen Text gehalten):
https://web.archive.org/web/20211013134135/https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2021/10/211013-Wuerdigung-Afghanistan-Einsatz.html
Ansprache von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble beim Empfang im Reichstag (was nicht drinsteht, sind seine Worte am Schluss: Nun unterhaltet euch mal schön!)
https://web.archive.org/web/20211014154515/https://www.bundeswehr.de/de/aktuelles/meldungen/bundestagspraesident-wuerdigt-soldatinnen-soldaten-5229228
(Wird ggf. ergänzt)
(Foto: Beim Großen Zapfenstreich vor dem Reichstag standen stellvertretend für Soldat*innen im Afghanistan-Einsatz Oberfeldarzt Katharina Siegl, l., und Oberstabsfeldwebel Jens Brudinski – Sebastian Wilke/Bundeswehr)
Alle Reden beschreiben den Geist des Dankes, der Wertschätzung und des Vertrauens, übrigens auch eine die Veränderung und Fehler zulässt. Die Redner haben Bedürfnisse der Soldaten erkannt und Umsetzung angemahnt. Danke dafür!
Nun sollte es einfach losgehen. Die BW und das BMVg nun wirklich als eine ̊lernende Organisation(en) begreifen. Wir verfügen über alle dazu notwendigen Prozesse, wie z. B. einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess und die eingeführte und noch zu gestaltende Fehlerkultur. Agiles Vorgehen ist da hoffentlich Standard. Weniger reden, mehr handeln.
Für die Zukunft erwartete ich dass der abschließende Bilanzbericht klar aufzeige, inwiefern die vorgegebenen Ziele des Einsatzes ( op takt Ziele im Einsatz) erreicht wurden, aber im SP neue, abgeleitete Ziele zu erreichen sind – zum Beispiel mit einem Vergleich zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand -, und konkrete Massnahmen aufgeführt werden, anhand deren beschrieben wird, wie die Ziele erreicht werden sollen.
Seine Fehler zu ignorieren, ist auf jeden Fall nicht der richtige Weg. Denn wer sich nicht um seine Fehler kümmere, der könne auf keinen Fall daraus lernen. Ja, ja das wissen wir doch, mag jetzt mancher denken. Doch die Geschichte der Bundeswehr, besonders ihrer Reformen, zeigt an anderes Bild. Nun kann man es richtig(er) machen. Ankündigungen gab es genug, nun steht ‚vom Wollen zum Handeln‘ an.
Vielen Dank für die schöne mediale Zusammenstellung.
Die Ministerin spricht vom Beginn des Einsatzes und beschreibt den Beginn von ISAF in Kabul. Dies war jedoch nicht der Beginn des Einsatzes. Begonnen hat der Einsatz im Rahmen von OEF in Südafghanistan. Auch die Anzahl der Kontingente scheint die Summe aus ISAF und RSM zu sein.
Offenbar sind für die Leitung des BMVg nicht mal mehr einfache Fakten in einer Ministerrede eine leistbare Aufgabe.
Passt zum Gesamtbild.
Auch das Beklagen vieler Defizite der deutschen Afghanistanpolitik der letzten 20 Jahre (Vermeidung einer ehrlichen Debatte) in Anwesenheit der Bundeskanzlerin mit 16 Jahren Amtszeit (ohne Redebeitrag) passt ins Gesamtbild.
Es ist mehr als nur bedenklich, dass die Bundeskanzlerin keine Worte finden konnte, um ihr Handeln in den 16 vergangenen Jahren darstellen zu können.
Was sagt das über die politische Elite unseres Landes aus?
@Florian Staudte: Es redeten das Staatsoberhaupt und die IBuK in Friedenszeiten, es gab ein Grußwort des Parlamentspräsidenten – reicht das nicht?
@ Yeoman
Wahrscheinlich sind wir uns alle einig, dass die Bundeskanzlerin in den zurückliegenden 16 Jahren die Afghanistan-Politik der Bundesrepublik Deutschland und damit der Bundeswehr wohl am meisten oder am intensivsten beeinflusst hat.
Daher wäre es aus meiner Sicht tunlich gewesen, die richtigen Worte zum Abschluss zu finden.
Ich finde es erschreckend, dass die politische Verantwortlichen in Deutschland keine andere Form finden konnten, als dieses politische Schauspiel.
Keine andere Nation – Nationen, deren Grad der Eigenbetroffenheit viel größer war und ist, als die sich in den Mittelpunkt drängenden Deutschen – hat sich auf so ein pietätloses politisches Propagandastück öffentlich eingelassen. Dort ist der Grad der Eigenwahrnehmung aller politischen Verantwortlichen zumindest noch insoweit verhanden, dass dort nicht mit Marschmusik durch die Gegend geballert wird und große Reden von jenen gehalten werden, die schweigen müssten.
Wieso hat auf dieser Veranstaltung eigentlich keiner der unmittelbar schwerst verletzten Kameraden oder die Angehörigen jener und der Getöteten dort das Wort ergreifen können?
Hat das nicht in das politische Bild gepasst, wo sich alle politisch Verantwortlichen gegenseitig nur auf die Schultern klopfen sollten und den Zustand der angedachten politischen Aufklärung vorab als Ergebnis festlegen wollten?
Sie, lieber Herr Wiegold, haben sich in meinen Augen in ganz besonderer Weise verdient um die Verteidigungspolitik in unserem Lande gemacht, wofür ich Ihnen von ganzem Herzen danken möchte! Bitte bleiben Sie weiter so profund am Ball und bieten Sie allen Engagierten weiterhin ein derart stabiles Fundament für den Austausch ihrer jeweiligen Positionen.
Zitat von Verteidigungsministerium @BMVg_Bundeswehr
„Der Einsatz in #Afghanistan ist beendet, die Debatte bleibt – und das ist wichtig. Denn zu lange wurde zu wenig über diesen Einsatz gesprochen.“
WER hat denn zu wenig darüber gesprochen? WER trägt die politische Verantwortung?
Dass lässt sich auch weiter runter brechen, auf die ‚rein‘ militärische Führungsebenen. WER hat denn zu wenig darüber gesprochen? WER trägt die militärische Verantwortung?
Dazu wird wenig gesagt, es wird mit Wortblasen zugekleistert. Ja, ich rede hier von Generalen und vglb. zivilen Beamten und nicht von Politikern. Obwohl, deren Sprache und das mediale Auftreten wird immer ähnlicher.
Ich höre immer wieder, dass, wenn es um das rein militärische geht, die Bundeswehr moralischen und militärischen Erfolg für sich beansprucht, ja sogar einklagt.
Doch wer kann wirklich Erfolge mit Fakten belegen? Gibt es einen zwischen öffentlicher Wahrnehmung und interner Bewertung der Bundeswehr? (Selbstbeweihräucherung)
Wie kann man mal in Trutzburg BMVg/Bundeswehr eindringen? Da kommt der GI und erläutert etwas und alle Welt nimmt das als ‚Gott gegeben‘ hin. Warum hört man immer wieder, „Wer einen Sumpf trockenlegen will darf nicht die Frösche fragen“ ?
Diejenigen, die „zu wenig darüber gesprochen“ haben verabschieden sich mit markigen, ja auch emotionalen Worten. Doch wozu, Interesse an Aufbereitung oder den eigenen Abgang von der politischen Bühne mit einem Nachruf zu gestalten. Man überlässt das, was man selbst (als pol Ltg) nicht geschafft hat, den anderen und steht aber selbst gut da.
Ganz sicher haben es Oberfeldarzt Siegl und Oberstabsfeldwebel Brudinski verdient, die Ehrung stellvertretend für die Soldaten der Bundeswehr entgegenzunehmen. Aber einer der 27 Träger des Ehrenkreuzes für Tapferkeit hätte noch dazugehört!
@Politikverdruss, da kann man sich wunderbar streiten welche Wahl nun „besser“ war.
Was in der Diskussion ja nun völlig untergegangen ist. Die gefaltete Flagge zwischen den beiden dürfte da nicht zufällig platziert worden sein. Kleiner Reminder, Frau Oberfeldarzt und Herr Oberstabsfeldwebel waren zusammen auf Patrouille als eines der Fahrzeuge per Sprengfalle zerstört und ein Kamerad dabei getötet wurde. Von daher eine passende Wahl für mich.
@BMVg_Bundeswehr
Zum ersten Mal nach dem Abzug der internationalen Truppen aus #Afghanistan kommen morgen die Verteidigungsministerinnen und -minister der @Nato in Brüssel zusammen. Deutschland war 20 Jahre am Hindukusch im Einsatz.
Die Zahlen zum Engagement:
https://mobile.twitter.com/BMVg_Bundeswehr/status/1450854325182472198/photo/1
Die nationale Auswertung auf Basis des Brüsseler Ergebnisses?
Ein Papier zu den diesbezüglichen Gesprächen vor der Wahl, jemand etwas gesehen?
Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) 20.10.2021 um 18:29 Uhr
„Die nationale Auswertung auf Basis des Brüsseler Ergebnisses? Ein Papier zu den diesbezüglichen Gesprächen vor der Wahl, jemand etwas gesehen?“
Da ist es wieder, Deutschland fährt auf eine „Basis“ hoffend nach Brüssel ohne eigene fundierte Postion, maximal ein hastig zusammengestellter Spechzettel und Faktenmappe für die Ministerin.
Wo soll die Fundierte Postion auch her kommen, denn die Auftaktveranstaltung der Bilanzierung lässt erahnen, wie BMVg aufgestellt ist. Nun warten die Experten im BMVg auf die „Basis“ aus Brüssel.
Man kann sicher sein, dass z.B. Niederlande, Norwegen, Estland bestens (besser) vorbereitet sind und mit einem freundlichen Lächeln geschickt (frühzeitig) ihre Postionen unterbringen. Um nicht immer GBR anzubringen, welche ja Meister im Umgang mit Konferenzen der NATO sind.
Man wird uns Deutschen schon wieder etwas ‚mit auf den Weg geben‘.
NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg sprach von Fehlern und Lehren, die daraus zu ziehen seien.
Schon kommt vom NATO-Generalsekretär eine Terrorwarnung: Mit der Rückkehr der Taliban an die Macht werde der internationale Terrorismus wieder zu einer Bedrohung, der gegenüber das westliche Bündnis wach bleiben und die es weiter bekämpfen müsse.
Und nun? Was kann die NATO machen? „wach bleiben“?
Es geht aber nicht nur um Afghanistan, sondern auch wieder um den NATO Defence Planning Process (NDPP), erneut um stärkere Synchronisation und Harmonisierung der
nationalen Verteidigungsplanungen, erneut um den effizienteren Einsatz der knappen
finanziellen Ressourcen legen. So sollte das Bündnis auch künftig – trotz angespannter Staatshaushalte Abschreckung gewährleisten. Erneut werden Ziele benannt und Fähigkeiten abgeleitet. Die NATO braucht folglich die Ausformulierung ihres wieder einmal angepassten strategischen Konsenses und entsprechende angepasste Fähigkeiten für die zu bewältigenden Aufgaben, die für unsere Sicherheit relevanten geografischen Räume (Russland/China) und die einzusetzenden Kräfte.
Es werden Fähigkeiten benannt werden, auf die Mitgliedstaaten ihre Bemühungen im Bereich der Fähigkeitenentwicklung konzentrieren könnten.
Offensichtlich ist, dass der Finanzierungsbedarf der im zukünftigem strategischen Umfeld notwendigen Streitkräfte erheblich bleibt.
Die Thema Abschreckung und Dialog mit Russland (Türkei vs Nato-Verteidigungsplan für Osteuropa) und/oder China (Interessen der USA folgen?) machen es konkret.
Da wird man erneut auf Deutschland schauen. Jetzt hat die BM’n ja nur ein beschränktes Mandat (Wahl), kann man sich dahinter verstecken.
Insbesondere bei einigen etablierten NATO-Mitgliedern bestehen allerdings erhebliche politische Vorbehalte gegenüber einer immer stärkeren Steuerung ihrer nationalen Verteidigungsplanungen durch die NATO, stellvertretend für die USA.
Stellt sich wirklich die Frage, wie ist die deutsche Postion?
Immer noch ungelöst, was wird mit geflüchteteten AFG Piloten und Angehörigen in Tajikistan und Usbekistan, auch in UAE?
https://tolonews.com/afghanistan-175133