U.S. Navy bestellt neue Seefernaufklärer für die Deutsche Marine
Die U.S. Navy hat fünf Seefernaufklärer vom Typ P-8A Poseidon beim US-Hersteller Boeing bestellt, die bei der Deutschen Marine die veralteten P-3C Orion ablösen sollen. Die neuen Maschinen, einschließlich intergrierter Systeme und Zubehör zum Preis von rund 1,43 Milliarden Euro, sollen ab 2025 an die deutschen Streitkräfte ausgeliefert werden.
Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause die Beschaffung der neuen Flugzeuge gebilligt. Die Abwicklung als so genanntes Foreign Military Sales (FMS) der US-Streitkräfte soll die Lieferung beschleunigen. Den Kauf des umfangreiches Pakets mit den Maschinen und Missionsausstattung hatte das US-Außenministerium zuvor im März genehmigt.
Im vergangenen Jahr hatte das deutsche Verteidigungsministerium entschieden, die eigentlich geplante Modernisierung der schon gebraucht von den Niederlanden gekauften P-3C zu beenden – die Kosten liefen schlicht aus dem Ruder. Bei der Suche nach einer marktverfügbaren Lösung für einen neuen Seefernaufklärer hatte die Deutsche Marine von Anfang an die P-8 favorisiert. Formal gilt sie allerdings nur als Zwischenlösung, weil weiterhin die Absichts Deutschlands und Frankreichs besteht, ab 2035 ein gemeinsam entwickeltes Maritime Airborne Weapons System (MAWS) zu nutzen.
Nach Angaben von Boeing vom (heutigen) Dienstag erteilte die US-Marine dem Unternehmen den Auftrag zur Produktion der fünf Seefernaufklärer. Die erste Maschine soll 2024 an die U.S. Navy ausgeliefert werden; danach folgt die Integration der von Deutschland ebenfalls bestellten Missionspakete.
Der Flugzeughersteller verwies darauf, dass er bei dem Programm mit der deutschen Industrie kooperiere: In Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wird Boeing Support-, Trainings- und Wartungslösungen anbieten, die die höchste Betriebsverfügbarkeit zur Erfüllung der Aufgaben der deutschen Marine gewährleisten. Dazu sei eine Vereinbarung mit der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH und Lufthansa Technik über die Zusammenarbeit bei der Systemintegration, Ausbildung, Unterstützung und Instandhaltung unterzeichnet worden. Außerdem komme ein Teil der Komponenten von deutschen Zulieferern, unter anderem Aircraft Philipp Group GmbH, Aljo Aluminium-Bau Jonuscheit GmbH und die Nord-Micro GmbH.
Nach Angaben des Unternehmens sind derzeit weltweit mehr als 135 Maschinen des Typs P-8A im Einsatz. Deutschland sei nach den USA, Australien, Indien, Großbritannien, Norwegen, Korea und Neuseeland die achte Nation, die diese Flugzeuge beschafft. Das Maritime Patrol Aircraft (MPA) dient unter anderem zur Bekämpfung von U-Booten und Überwasserzielen, zur Aufklärung und für den Such- und Rettungsdienst auf See.
(Grafik: Boeing Handout)
@TobyR und Nachhaltig
Genau.
Was man von unseren europäischen Partnern verlangt, verlangen wir nie von den Amerikanern. Das P8 ist ein amerikanisches Flugzeug mit einem amerikanischen Triebwerk, amerikanischer Elektronik und amerikanischen Torpedos, ohne einen einzigen deutschen oder europäischen Teil.
@TobyR: Bei der P8 ging es jetzt ja auch einfach um möglichst schnelles Handeln. Bei der Folgebeschaffung hat man dann aber mehr Zeit. „Wenn sich Frankreich nicht von Deutschland bei einem MPA-Projekt abhängig machen wird“ – warum sind sie dann überhaupt in das MAWS-Projekt eingestiegen? Und wenn dieses Projekt mausetot wäre, bräuchten wir hier doch gar nicht zu diskutieren. Offensichtlich sind wir uns aber doch alle einig, dass 5 P-8 den Bedarf der Bundeswehr nicht decken. Wie ich in meinem ersten Kommentar geschrieben habe, geht es mir auch nicht nur um eine MPA-Diskussion. In der ASW-Funktion könnte die Falcon in der Tat aufgrund ihrer limitierten Tragkraft etwas begrenzt sein. Für alle Aufklärungsmissionen samt Raketenbestückung ist sie aber allemal groß genug.
Ich bin übrigens der Auffassung, dass die fortschreitende Digitalisierung und Technologie auch den Personalbedarf samt Platzbedarf auf diesen Flugzeugen senken sollte. Schließlich erwartet man von ein bis zwei Kampfflugzeug-Piloten sowohl jetzt als auch in Zukunft, dass sie mit Technikunterstützung den Über- und Durchblick behalten. iWarum sollte dies bei einer Falcon technisch nicht möglich sein?
@ TobyR
Boeing arbeitet mit einigen deutschen Zulieferern zusammen. Und sogar der Firmengründer war Deutscher…
Aber insgesamt ist der deutsche Arbeitsanteil natürlich deutlich geringer, als bei einem Airbus, der in Finkenwerder montiert würde.
@ puk
Das Triebwerk der P-8A ist französisch/amerikanisch zu je 50 Prozent. Es ist ein ganz normales CFM56-7 von der 737NG. Die Hersteller sind Safran und GE.