Und immer noch Corona-Amtshilfe: Fast 2.000 Soldaten im Einsatz
Ein kurzer Überblick, denn angesichts des Bundeswehr-Engagements in den Hochwassergebieten im Westen Deutschlands und vor allem des Afghanistan-Evakuierungseinsatzes ist es ein wenig untergegangen: Nach wie vor unterstützt die Bundeswehr zivile Behörden in der anhaltenden Coronavirus-Pandemie. Fast 2.000 Soldatinnen und Soldaten sind dabei gebunden.
Die aktuellen Zahlen des Kommandos Territoriale Aufgaben vom (heutigen) Montag:
• 1.423 Soldat*innen aus dem nach wie vor bestehenden Coronavirus-Kontingent sind derzeit in der Amtshilfe eingesetzt; hinzu kommen weitere 108 Spezialisten aus dem Sanitätsdienst.
• Davon unterstützen 1.352 Soldatinnen und Soldaten bei den Impfungen in 121 Impfzentren und elf mobilen Impfteams.
• Weitere 179 Soldatinnen und Soldaten helfen in den Gesundheitsämtern von Kreisen und Städten bei der Nachverfolgung von Infektionen.
• Zusätzlich zu den 1.531 Soldaten, die direkt in den Amtshilfeeinsätzen aktiv sind, kommt ein Overhead von 427 Soldatinnen und Soldaten, die zum Beispiel in den Regionalen Führungsstäben oder in der Operationszentrale des Kommandos Territoriale Aufgaben in Berlin eingesetzt sind.
• Unterdessen steigen auch in der Bundeswehr – wie in der Gesamtbevölkerung – die Infektionszahlen wieder, allerdings nur leicht. Eine Auswahl aus den täglichen Zahlen des Sanitätsdienstes:
2. August
Soldatinnen und Soldaten: 67 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7582, davon kumuliert genesene Fälle: 7513, Tote kumuliert: 2
9. August
Soldatinnen und Soldaten: 70 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7613, davon kumuliert genesene Fälle: 7541, Tote kumuliert: 2
17. August
Soldatinnen und Soldaten: 82 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7664, davon kumuliert genesene Fälle:7580, Tote kumuliert: 2
18. August
Soldatinnen und Soldaten: 87 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7674, davon kumuliert genesene Fälle:7585, Tote kumuliert: 2
19. August
Soldatinnen und Soldaten: 96 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7688, davon kumuliert genesene Fälle:7590, Tote kumuliert: 2
20. August
Soldatinnen und Soldaten: 106 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7701, davon kumuliert genesene Fälle:7593, Tote kumuliert: 2
23. August
Soldatinnen und Soldaten: 110 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7711, davon kumuliert genesene Fälle:7599, Tote kumuliert: 2
24. August
Soldatinnen und Soldaten: 108 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7719, davon kumuliert genesene Fälle:7609, Tote kumuliert: 2
25. August
Soldatinnen und Soldaten: 115 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7734, davon kumuliert genesene Fälle:7617, Tote kumuliert: 2
26. August
Soldatinnen und Soldaten: 119 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7750, davon kumuliert genesene Fälle:7629, Tote kumuliert: 2
27. August
Soldatinnen und Soldaten: 119 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7758, davon kumuliert genesene Fälle:7637, Tote kumuliert: 2
30. August
Soldatinnen und Soldaten: 125 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 7772, davon kumuliert genesene Fälle: 7645, Tote kumuliert: 2
(Archivbild August 2020: Ein Hauptfeldwebel des Versorgungs- und Instandsetzungszentruma Sanitätsmaterial Quakenbrück holt einen auf -79 Grad C heruntergekühlten Covid-19-Impfstoff zur weiteren Verteilung aus einem Tiefkühlschrank – Daniel Wolter/Bundeswehr)
Das wundert mich jetzt aber.
Denn es sind 2/3 aller Einwohner geimpft, die ersten Impfzentren wieder geschlossen.
Zudem gibt es genügend Hausärzte, die parat stehen.
Zeit, um die Amtshilfe zu beenden.
Und in einigen Teilen Deutschlands geht es wieder verstärkt los mit der Amtshilfe. Das anfangs gut gemeinte Angebot, diese den Kommunen nicht in Rechnung zu stellen, lässt sich niemandem mehr erklären. Nach gut 17 Monaten kann man als Steuerzahler erwarten, dass der öD Lösungen findet. Und was Dienststellen, die keine Masse an Truppe (=Mannschaften) haben, an Besoldungshöhe für diese Aufgaben einsetzen, ist unglaublich und spätestens dann ein Fall für den Bundesrechnungshof. „Truppe“ schickt immerhin die Ober- und Hauptgefreiten, „Amt“ dann eher so Oberleutnant und Hauptmann. Führer vor Ort ist einerseits vllt Hauptfeldwebel, andererseits Stabsoffizier.
Aber sonst hat die Bundeswehr keine Aufgaben.
@TW
Betrifft: Archivbild
Ist die Angabe des Zeitpunktes der Aufnahme tatsächlich vom August 2020?
[So ist die Angabe der Mediendatenbank der Bundeswehr. T.W.]
@Nurso:
Warum beenden? Ab Inzidenz 30 bis 50 (je nach Kommune) kommen die Gesundheitsämter mit der Nachverfolgung nicht mehr hinterher. Gleiche Situation wie im letzten Jahr. Und wenn man sich so die Zahlen anschaut gibts nicht mehr so viele Landkreise mit Inzidenzen unter 50. Ergo macht der Einsatz derzeit wieder mehr Sinn.
@O.Punkt: Baden-Württemberg und Niedersachsen haben die Inzidenz abgeschafft. Spätestens ab 11 Oktober, wenn die Test kostenpflichtig sind, wird es wenig zu tun geben.
Wie mein Vorredner schon geschrieben hat, sind 1,5 Jahre genug Zeit, um Personal aufzubauen.
Callcenter gibt es genügend, und die Terminhotline dürfte wieder Kapazitäten frei haben.
Warum es ausgerechnet die Bundeswehr sein muss, erschließt sich nicht.
@Nurso und @O.Punkt
Warten Sie einfach ab, bis am 30.09. die Impfzentren die Pforten schließen, dann geht die Anzahl massiv in den Keller. Die Bw hat 26 Impfzentren selber betrieben, das bindet Personal.
Was die Kontaktnachverfolger angeht, dies ist für mich nicht mehr nachvollziehbar. Wer es als Landkreis-/Stadtverwaltung in 17 Monaten nicht schafft, sich so aufzustellen, das er aus eigener Kraft agieren kann, der macht etwas grundlegend falsch. Oder will weiter einen auf „billigen Jacob“ machen. Ich gehe davon aus, die Pandemie-Situation bleibt noch mindestens ein Jahr so.
Die Bundeswehr war kostenlos, kein Urlaub, bei Krankheit direktausgleich, 7 Tage die Woche!
Einige Kreise beantragen jetzt immer noch die Hilfe mit Begründungen: „Regelbetrieb muss weitergehen, Stammpersonal muss Urlaub abbauen, Soldaten zuverlässig, es könnte bald Mehraufwand kommen, etc.“
Es ist für die Kreise super attraktiv Soldaten zu nehmen und eben NICHT zusätzliches Personal befristet einzustellen.
Hier hat sich eine „all Inclusive“ Mentalität breitgemacht, leider auch durch die massiv beworbenen Unterstützungsangebote aus der Politik…
In manchen Kreisen sind Soldaten im Einstatz in Impfzentren, obwohl dort NIE mehr als 70% Kapazität gefahren wurden; trotzdem werden 30% von der Bw gestellt.
Die Streitkräfte haben einen anderen Auftrag, als Registratur und Platzanweiser in Impfzentren und Kontaktnachverfolgung. Es gibt auch für die KPNV genügend Personen und Dienstleister, die das übernehmen könnten. Die wollen aber eben Geld verdienen (in Marktwirtschaft auch in Ordnung). Soldaten waren aber „billiger“ und leistungsfähiger.
Es wäre nach 18 Monaten Corona endlich gut, wenn die Soldaten zu Ihrem Kernauftrag zurückkehren könnten; der nächste Einsatz wird irgendwann kommen…
Amtshilfe for free ist sehr bequem und unterstreicht dazu die Auffassung in Teilen der Bevölkerung dass die Bundeswehr sowieso nichts zu tun hat.
Die Ministerin hat den Kommunen die Soldaten gerade aufgedrängt, zuletzt in der Hochwasserhilfe. Deren Handlungsdruck war dadurch sehr gering.
Als dann ein Inspekteur bereits im Herbst 2020 wegen der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte laut über eine langfristige Exit-Strategie nachdachte kam es zu einem Extrem-Bashing durch die Ministerin und ihren GI.
Weil niemand ihm beigesprungen ist (besonders für das Weltklasseheer war Corona nie ein Problem) war er verbrannt und man könnte auf den Gedanken kommen, dass sein OrgBer (nicht nur aber auch) deshalb jetzt abgewickelt und er selber in die Wüste geschickt wird.
Apropos Nachverfolgung: hätte man einmal Datenschutz gegenüber Infektionschutz zurückgestellt dann hätten wir eine vernünftige App mit Nachverfolgung UND Impfqotenmonitoring. Es ist auch jetzt noch nicht zu spät dafür, und das würde uns u.a. viele tausend Personenstunden in der Amtshilfe sparen.
[Das unsinnige Datenschutz-Bashing ist 1. hier OT und 2. nicht zutreffend und 3. riecht es sehr nach parteipolitischer Propaganda. Bitte nicht. T.W.]