Evakuierungsmission der Bundeswehr mit Rückkehr der Soldaten abgeschlossen

Mit der Rückkehr der eingesetzten Soldatinnen und Soldaten ist die Evakuierungsmission der Bundeswehr in Kabul endgültig abgeschlossen. Unterdessen wird die Lage in der afghanischen Haupstadt nach den Anschlägen am Vortag und dem bevorstehenden Abzug der letzten internationalen Truppen chaotischer, konkrete Informationen gibt es aber immer weniger.

Zusammen mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Generalinspekteur Eberhard Zorn und der Wehrbeauftragten Eva Högl landete der Einsatzverband der Bundeswehr am (heutigen) Freitagabend auf dem Fliegerhorst Wunstorf bei Hannover. Die beiden A400M-Transporter und ein A310-Passagierflugzeug der Luftwaffe brachten die Fallschirmjäger, das Kommando Spezialkräfte, Feldjäger, Sanitäter und weitere Soldaten aus der Mission zurück. Eine Maschine, ein so genanntes MedEvac-Flugzeug, blieb allerdings vorerst in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, um bei Bedarf Verwundete der internationalen Truppen in Kabul zu versorgen.

Ich freue mich, dass ich wieder zurück bin in Deutschland, sagte Brigadegeneral Jens Arlt, der Kommandeur des Einsatzverbandes, nach dem Rückkehrerappell in Wunstorf. Arlt schilderte die schwierige Situation während der Evakuierungsmission auf dem militärischen Teil des Flughafens von Kabul: Es sei nicht nur um die Sicherung des Airports nach außen gegangen, sondern auch darum, angesichts der großen Zahl von zu Evakuierenden im gesicherten Bereich deren Versorgung sicherzustellen. Das war nicht nur eine rein militärische Operation, sagte der Brigadegeneral.

In den gut neun Tagen ihrer Luftbrücke von Kabul nach Taschkent flogen die A400M-Transporter der Luftwaffe insgesamt mehr als 5.300 Menschen aus. Rund 500 davon waren deutsche Staatsbürger, etwa 4.000 Afghanen. Die übrigen Ausgeflogenen verteilten sich auf rund 45 Nationen. Am Donnerstag hatte die Bundeswehr ihre Evakuierungsmission auf dem Kabuler Flughafen eingestellt, weil die USA, die den Flugbetrieb sicherstellen, auch ihr eigenes Personal und Gerät bis zum kommenden Dienstag abziehen werden und dafür Flugzeiten benötigen.

Die Verteidigungsministerin dankte Arlt für die, so die Einschätzung von Ministerium und Bundeswehr, vermutlich größte und zudem gefährlichste Evakuierungsoperation in der Geschichte der Bundeswehr. Der Brigadegeneral habe für seine Arbeit auf dem Flughafen volle Handlungsfreiheit gehabt und das Vertrauen gerechtfertigt, sagte Kramp-Karrenbauer. Ungewöhnlich für einen öffentlichen Auftritt dieser Art umarmte sie den Offizier am Ende ihres Statements.

Der Rückkehrappell wurde – so ganz anders als die als stille Ankunft titulierte Rückkehr des letzten Afghanistan-Kontingents im Juni – nicht nur von der Ministerin, sondern auch von Verteidigungspolitikern aus dem Bundestag begleitet. Ungewöhnlich und sicherlich als Symbol gedacht war auch, dass die Soldaten mit ihren Waffen zum Appell antraten – üblicherweise werden Gewehre, Maschinenpistolen und Pistolen vor dem Rückflug eingesammelt und in Kisten verpackt.

Mit der Rückkehr der Soldaten des Einsatzverbandes ist das deutsche militärische Engagement in Afghanistan voraussichtlich endgültig abgeschlossen – das politische noch lange nicht. Das Auswärtige Amt sicherte zu, die große Zahl von so genannten Ortskräften, die für deutsche Institutionen gearbeitet hatten und keine Chance zur Evakuierung hatte, werde auch künftig von Deutschland unterstützt. So sollen sie, falls sie aus Afghanistan ausreisen können, zum Beispiel in deutschen Botschaften in den Nachbarländern ein Visum erhalten können. Ob die Lage in Kabul und in ganz Afghanistan das in absehbarer Zeit zulassen wird, bleibt allerdings unklar.

Die USA bemühen sich derweil unter dem Druck neuer Anschlagsdrohungen, ihre weiter laufende Evakuierungsmission mit möglichst vielen Evakuierten in den nächsten Tagen abzuschließen. Die Nachrichtendienste informierten US-Präsident Joe Biden, das nach den Anschlägen am Donnerstag mit vermutlich mehr als 170 Toten, darunter zwölf US-Soldaten, weitere Anschläge sehr wahrscheinlich seien.

Nachtrag: Die vom Verteidigungsministerium veröffentlichten Audio-Mitschnitte der Statements von Kramp-Karrenbauer und Arlt:

AKK-Statement_Wunstorf_27aug2021     

 

Arlt_Wunstorf_27aug2021     

 

und die Ansprache des Befehlshabers Einsatzführungskommando, Generalleutnant Erich Pfeffer, bei dem Appell:
20210827_Rueckkehrappell_Wunstorf_Pfeffer

(Fotos: Burghard Lindhorst)