Afghanistan-Sammler: Letzte Evakuierungsflüge – Anschlag in Kabul (laufende Updates)

Unter der zunehmenden Bedrohung durch Terroranschläge laufen die vermutlich letzten Evakuierungsflüge aus Kabul. Der Sammler zur laufenden Entwicklung am heutigen Donnerstag:

• Die Warnungen vor einem Terroranschlag des Islamischen Staates auf die internationale Evakuierungsmission werden immer konkreter. Verteidigungsministerium und Bundeswehr hatten darauf bereits in den vergangenen Tagen hingewiesen, am Donnerstag spitzte sich das nach britischen Angaben zu. Der britische Verteidigungs-Staatssekretär James Heappey sagte dem Sender Sky News auf die Frage, ob ein Anschlag in den nächsten Stunden erwartbar sei, nur trocken: Ja.

• Auch unabhängig von der Terrorgefahr schließt sich das Zeitfenster für die Evakuierungsflüge immer weiter. Da die USA bis zum Dienstag kommender Woche ihre rund 6.000 Soldaten und ihr Material ausfliegen wollen, müssen die Flugbewegungen der anderen Nationen wie Deutschland entsprechend früher enden. Den genauen Endzeitpunkt will derzeit niemand kommunizieren, um nicht die Panik in Kabul weiter zu befeuern – aber ein Ende der deutschen Flüge am heutigen Tag scheint wahrscheinlich.

• Am Donnerstagmorgen startete ein erster Evakuierungsflug der Bundeswehr mit einem A400M der Luftwaffe. Die Maschine landete um 08.35 MESZ auf dem Kabuler Flughafen, wie das Einsatzführungskommando mitteilte.

• Bis zum (gestrigen) Mittwochabend flog die Bundeswehr insgesamt 5.193 Menschen aus Kabul nach Taschkent im benachbarten Usbekistan aus. Darunter waren nach den offiziellen Angaben 505 Deutsche und 4.179 Afghanen. Allerdings: Bei der Zahl der Afghanen ist Vorsicht geboten, weil darin offensichtlich auch so genannte Doppelstaatler enthalten sind, die sowohl die afghanische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben – rechtlich gesehen müssten sie also zur Zahl der ausgeflogenen Deutschen gezählt werden.

• Um 09.42 MESZ startete ein A400M der Luftwaffe mit 150 Personen von Kabul nach Taschkent, wie das Einsatzführungskommando mitteilte.

• Die niederländische Regierung teilte dem Parlament mit, dass die USA die niederländischen Soldaten zum Abzug aus Kabul am (heutigen) Donnerstag aufgefordert habe. Aus dem Schreiben von Außenministerin Sigrid Kaag und Verteidigungsministerin Ank Bijleveld:

Wir teilen Ihnen mit, dass der Plan zur Abreise des Botschaftsteams und des Militärs vom Flughafen in Kabul in Kraft getreten ist. Dies ist ein schmerzlicher Moment, denn es bedeutet, dass trotz aller großen Anstrengungen in der vergangenen Zeit Menschen, die für eine Evakuierung in die Niederlande in Frage kommen, zurückbleiben werden. Die Niederlande wurden von den Vereinigten Staaten darüber informiert, dass sie heute abreisen sollen, und werden aller Wahrscheinlichkeit nach im Laufe des Tages die letzten Flüge durchführen.
(Übersetzt mit www.DeepL.com)

Update: In einem Medienbriefing sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn, die beiden H145M-Hubschrauber der Spezialkräfte seien bereits in der Nacht zum Donnerstag von Kabul nach Taschkent ausgeflogen worden. Zum Einsatz waren sie nicht gekommen, auch gestern habe es aus Sicherheitsgründen keine Helikopteroperationen gegeben.

Nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer arbeiten die Bundeswehrsoldaten wie auch die anderen Nationen in Kabul zwar fieberhaft an der Evakuierung, angesichts der immer deutlicheren Hinweise auf Terroranschläge seien die Möglichkeiten aber zunehmend eingeschränkt. Dabei müsse die Gefährdung sowohl der zu Evakuierenden als auch der Soldaten im Blick behalten werden – das gelte für alle Nationen in dieser Operation. Der deutsche Kommandeur Brigadegeneral Jens Arlt habe ihr aus Kabul berichtet, dass die meisten europäischen Länder ihren Einsatz in der afghanischen Hauptstadt bereits beendet hätten oder kurz vor dem Ende stünden.

• Fürs Protokoll: Seit diesem Tweet des BMVg von 13.13 MESZ (die Maschine landete um 11.04 MESZ in Taschkent) gibt es von Ministerium und Bundeswehr keine Aussagen mehr zu Flugbewegungen. Das ist noch keine Bestätigung, legt aber nahe, dass dieser Flug der letzte zur Evakuierung war – und es jetzt um die Rückverlegung der Bundeswehrsoldaten geht:

• Unterdessen scheint einzutreten, was alle befürchtet haben:

Update: Die Bundeswehr bestätigt die Explosion; deutsche Soldaten seien aber nicht betroffen:

• Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters haben die letzten deutschen Flugzeuge am Nachmittag Kabul verlassen. Zunächst gab es dafür keine Bestätigung des Verteidigungsministeriums.

• Vom Sprecher des Pentagon zum Anschlag – nach jüngsten Meldungen mit zwei Explosionen – am Flughafen Kabul:

• Die Meldungen, alle deutschen Soldaten hätten Kabul verlassen, waren vermutlich etwas verfrüht – wegen des Anschlags kam offensichtlich ein bereitgehaltener A400M als MedEvac-Flieger zum Einsatz. Offiziell gibt es dazu weiterhin noch nichts.

• Die Taliban verurteilten den Anschlag in einer Stellungnahme ihres Sprechers – nicht ohne Seitenhieb auf die USA :

Das Islamische Emirat verurteilt aufs Schärfste die Bombardierung von Zivilisten auf dem Flughafen von Kabul, die in einem Gebiet stattfand, in dem die Sicherheit in den Händen der US-Streitkräfte liegt.
Das islamische Emirat achtet sehr auf die Sicherheit und den Schutz seiner Bevölkerung und wird kriminellen Kreisen energisch entgegentreten.
(Übersetzt mit Google Translate)

• Nunmehr bestätigt – etwas später als von mehreren Medien gemeldet: Die letzten A400M-Maschinen der Bundeswehr haben um 18.20 MESZ Kabul verlassen, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr den Verteidigungsexperten der Bundestagsfraktionen mit.

Nach Angaben der Verteidigungsministerin verließen die Soldaten mit einem Alarmstart („emergency departure“) der deutschen Flugzeuge den Airport. Die Bundeswehr-Beteiligung an der Operation ist damit beendet.

(Zusammenfassung in Arbeit)

(Foto: Fallschirmjäger bei der Zugangskontrolle von zu Evakuierenden auf dem Flughafen Kabul am 21. August 2021 – Einsatzkameratrupp der Bundeswehr via Einsatzführungskommando)